Meldungen vom 11.2.2006
- Radio Vatikan feiert seinen 75. Geburtstag -
- Gottesdienste zum Welttag der Kranken -
- Pilger in Israel stark im Steigen -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
THEMEN DES TAGES:
Radio Vatikan feiert seinen 75. Geburtstag
Radio Vatikan ist zusammen mit der BBC der älteste Sender der Welt. Morgen feiern wir unseren 75. Geburtstag. Am 12. Februar 1931 ging die Stimme des Papstes erstmals in den Äther. Pius XI. sagte: "Hört ihr Völker, das, was ich zu sagen habe: die Erde höre die Worte aus meinem Mund. Hört, ihr fernen Völker…." Heute, im Februar 2006, sendet Radio Vatikan Programme in rund 45 Sprachen. 400 Angestellte arbeiten im Sender. Das ist ein Zehntel der gesamten Vatikan-Belegschaft. Der Sender ist, salopp gesagt, der größte Staatsfunk der Welt: er hat so viele Angestellte, wie der Staat Einwohner hat. P. Federico Lombardi, der Leiter von Radio Vatikan. "In diesem Gebäude arbeiten Menschen aus 60 Nationen. Unsere Stimmen sind der Spiegel des Reichtums und der Verschiedenheit der Kirche auf der Welt. Damit entspricht Radio Vatikan dem Auftrag der Kirche, zu allen Völkern und Nationen zu sprechen." In überwiegendem Maße bietet Radio Vatikan in allen seinen Sprachen heute ein Informationsprogramm. Italienische Hörer schätzen das besonders: in der hiesigen Medienlandschaft, die von Berlusconi-freundlicher Berichterstattung auf allen Kanälen dominiert wird, gilt ausgerechnet der Papstsender als zuverlässigste, als unparteiische Informationsquelle. Dieses erfreuliche Image gilt weltweit, sagt Pater Lombardi. "Das sagen mir oft im Gespräch Hörer unserer Programme, etwa aus Afrika oder aus Ländern, in denen Spannungen und Kriege herrschen. Man hört, Radio Vatikan bemüht sich, über den Parteien zu stehen, um dem Wohl der menschlichen Person zu dienen. Die Programme wahren immer eine Perspektive des Friedens und der Gerechtigkeit. Nicht dem Interesse von wem auch immer zu gehorchen – das ist für uns fundamental. Und es ist Folge der evangelischen Inspiration, die uns beseelt." (rv)
Am Fest unserer lieben Frau von Lourdes segnet Papst Benedikt XVI. heute Abend im Petersdom die Kranken, die – aus aller Welt eingetroffen – mit Kardinal Camillo Ruini eine Heilige Messe feiern
Am anderen Ende des Erdballes, im australischen Adelaide, geht die Feier des Weltkrankentages ihrem Höhepunkt entgegen. Dieser widmet sich in diesem Jahr thematisch den Geisteskrankheiten. Hier die Kernsätze aus der heutigen Predigt von Kardinal Javier Lozano Barragán, dem Präsidenten des päpstlichen Rates für die Krankenpastoral, in Adelaide. Geisteskrankheiten nehmen weltweit stark zu. "500 Millionen Menschen dürften heute davon betroffen sein. Am Ursprung der Krankheit stehen viele Gründe. Etwa die Ablehnung Gottes und der ethisch-religiöse Relativismus, die Krise der leitenden Werte, Hedonismus und Materialismus, die technologisierte, in sich geschlossene Kultur und die Überzahl der Wünsche, die sie herstellt, oder die magischen Rituale vieler Sekten. Da einer der Hauptgründe für die Geisteskrankheit das Ungleichgewicht in der Familie ist, sollte der Schutz der Würde von Geisteskranken in der Familie selbst beginnen. Leider beobachten wir heute in vielen Teilen der Welt die Auflösung der Familie. Wir müssen daher die Familie stärken. Basis dafür ist eine ernsthafte, angemessene und tiefgehende Vorbereitung auf die Ehe. Der Heilige Vater wünscht, dass die Regierungen der Welt die Würde der geisteskranken Menschen schützen. Wir hoffen, dass inhumane Methoden der Behandlung Kranker der Vergangenheit angehören. Dasselbe hoffen wir für die in einigen Ländern früher gepflegte Praxis, Menschen mit politisch anderen Ansichten als krank zu klassifizieren. Um die Würde der Geisteskranken zu schützen, müssen auf der ganzen Welt Gesetze erlassen werden, die den Erkenntnissen der psychiatrischen Medizin Rechnung tragen, besonders was die Hospitalisierung von Geisteskranken betrifft" (rv)
Israel: Pilgerzahlen steigen wieder
Während das Land nach dem Sieg der radikalen Hamas bei den palästinensischen Wahlen unvermindert unter internationaler Beobachtung steht, gibt es für die Christen im Nahen Osten zumindest einen Grund zur Hoffnung: Langsam und zögernd, aber doch, kehren die Pilger ins Heilige Land zurück. Das beobachtet Liberio Andreatta, Leiter des Römischen Pilgerwerkes. "Das ist eine gute Nachricht, die bestimmt alle christlichen Gemeinden freut. Nach der Intifada vom 28. September 2000 setzte der Pilgerstrom ins Heilige Land ja praktisch aus. Bis 2003 dauerte diese Phase des Leidens, der politischen und sozialen Destabilisierung des Gebietes. 2004 verzeichneten wir einen Umschwung - einen Umschwung des Vertrauens. 2005 war ein außerordentliches Jahr: 70.000 Italiener reisten ins Heilige Land, Christen und Juden, auch Geschäftsleute und Touristen." Für Pilgerreisen nach Israel bestehe keine Gefahr, betont Andreatta. "Und so wünschen wir uns für 2006, dass wirklich jede Diözese, jede Pfarre, jeder Christ sich zu einer Pilgerreise aufgerufen fühlt. Das Heilige Land ist ja kein archäologisches Freilichtmuseum. Es ist eine lebendige Gemeinschaft der Kirche, die aus Menschen besteht, und die uns, der Kirche aus Rom, den Glauben gebracht hat." (rv)
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Vatikan hat ein neues Tor zur Außenwelt. Kardinal Edmund Casimir Szoka, der Präsident des Governatorates, hat das Portal zur Piazza del Risorgimento, in der Nähe zum Eingang der Vatikanischen Museen, am gestrigen Freitag in einer kleinen Zeremonie eröffnet. Auf der Bronzeverkleidung prangen das vatikanische Staatswappen und die Insignien von Papst Benedikt XVI. Im Zug der Bauarbeiten an dem Mauerstück aus dem 16. Jahrhundert hat das Governatorat auch die Restaurierung einer Bastion von Michelangelo veranlasst. Das Tor wird nur am frühen Nachmittag offen stehen. Es dient in erster Linie als Ausfahrt. In den vergangenen Monaten war im Inneren des Vatikans, in unmittelbarer Nähe des Tores, ein neuer Gebäudekomplex mit einer dreistöckigen Tiefgarage entstanden. (rv)
Europa
Deutschland
Der neue Hildesheimer Bischof Norbert Trelle wurde heute feierlich in sein Amt eingeführt. Damit hat die Diözese nach knapp eineinhalb Jahren wieder einen Oberhirten. Trelles Vorgänger Josef Homeyer war im August 2004 in den Ruhestand getreten. Der 63jährige Trelle war bisher Kölner Weihbischof. (rv)
Vor medialem Kolonialismus hat der Trierer Bischof Reinhard Marx gewarnt. Die moderne Kommunikations- und Informationstechnik dürfe weder die Selbständigkeit noch die kulturelle Vielfalt gefährden, erklärte der deutsche Sozialbischof bei der Verleihung eines Medienpreises in Rheinland-Pfalz. Zwar könne das Internet als "neues Pfingstmedium" Menschen national wie global vereinigen. Es berge jedoch auch die Gefahr, die Welt in zwei digitale Klassen zu spalten. Internetnutzer fänden sich überwiegend in Nordamerika, Europa und Asien. Die Nutzerzahlen in Afrika und Lateinamerika seien dagegen verschwindend gering, so Marx weiter. Er befürchte auf Dauer eine Schere "zwischen Industrie- und Kommunikationsländern einerseits und Entwicklungsgesellschaften andererseits". (pm)
Italien
Die italienische Justiz hat eine Klage eingestellt, in der es um die geschichtliche Existenz von Jesus Christus ging. Ein Richter der Stadt Viterbo im Norden Roms verfügte am Donnerstag, dass der Fall zu den Akten gelegt werde. Außerdem regte er an, den ursprünglichen Kläger wegen übler Nachrede zu belangen. Der Atheist Luigi Cascioli hatte den 75-jährigen Pfarrer aus dem Dorf Bagnoregio angeklagt, die Leichtgläubigkeit seiner Gemeinde missbraucht zu haben, um Jesus Christus als historische Figur darzustellen. In Wahrheit sei Jesus aber "eine von der Kirche erfundene Person". Der Pfarrer reagierte auf den Ausgang der Causa mit Erleichterung. (ap)
Eine Reliquie des seligen Kardinals Clemens August von Galen ruht seit Freitag in der Basilika San Bartolomeo auf der römischen Tiberinsel. Der Weihbischof von Münster, Heinrich Janssen, und der Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, übergaben die Reliquie in einer feierlichen Zeremonie, informierte die römische Basisgemeinschaft Sant`Egidio, die San Bartolomeo betreut. Die Kirche ist dem Andenken der Märtyrer des 20. Jahrhunderts gewidmet. (rv)
Großbritannien
Der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy-O`Connor, glaubt nicht, dass durch die geplante Zulassung von Frauen zur anglikanischen Bischofsweihe Gläubige zur katholischen Kirche übertreten werden. Kritische Anglikaner seien bereits zu jener Zeit konvertiert, als ihre Kirche Frauen zur Priesterweihe zuließ. Der Kardinal hält die Bischofsweihe von Frauen in der anglikanischen Kirche für eine logische Folge der Zulassung von Priesterinnen. Allerdings würden weibliche Bischöfe die Ökumene mit der katholischen Kirche erschweren, auch deshalb, weil ein Bischof "auf besondere Weise eine Figur der Einheit" sei, so der Kardinal. (cns)
Afrika
Benin
Einen totalen Schuldenerlass für alle armen Länder haben die Präsidenten von Benin und Brasilien gefordert. Bei einem Besuch des südamerikanischen Staatschefs Luiz Ignácio Lula da Silva in Cotonou unterzeichneten die Staatschefs einen gemeinsamen Appell an die Länder der nördlichen Erdhalbkugel. Die Länder des Südens müssten zusammenarbeiten und gemeinsam ihre Wirtschaftsinteressen vertreten. Mit den führenden Industrienationen sollte bis Ende dieses Jahres eine Einigung bei den Exportsubventionen für Baumwolle gefunden werden; bis 2013 sollten außerdem jegliche Agrarsubventionen gestrichen werden. Lula reist von Benin weiter nach Botswana und Südafrika. (misna)
Nahost
Israel
Ministerpräsident Ariel Scharon ist nach einer weiteren Not-Operation heute Vormittag wieder außer Lebensgefahr. Die Mediziner hatten ernsthafte Schäden am Verdauungssystem des Politikers entdeckt, die den neuerlichen Eingriff nötig machten, sagte der Sprecher des Hadassah-Krankenhauses. - Der 77-Jährige Scharon hatte am 4. Januar einen schweren Schlaganfall erlitten. Er liegt seither im künstlichen Tiefschlaf und wurde bereits dreimal notoperiert. Die Amtsgeschäfte führt sein Stellvertreter Ehud Olmert. Für den 28. März sind in Israel vorgezogene Parlamentswahlen geplant, bei denen die von Scharon gegründete Partei Kadima laut Umfragen stärkste politische Kraft werden kann. (agenturen)
Elias Chacour ist neuer griechisch-katholischer Erzbischof von Galiläa. Seine Wahl durch die Synode des melkitischen Patriarchats wurde nun vom Heiligen Stuhl bestätigt, meldeten israelische Medien unter Berufung auf Chacour. Der 67-Jährige ist ein wichtiger Vertreter des interreligiösen Dialogs im Nahen Osten. Chacour stammt aus einer arabischen, christlichen Familie in Nordgaliläa. Er ist israelischer Staatsbürger und gründete 2003 im galiläischen Ibillin die erste christlich-arabische Hochschule Israels. (kna)
Libanon
Kardinal Nassrallah Sfeir hat vor einem Bürgerkrieg gewarnt. Nur ein "friedliches Miteinander" von Christen und Moslems könne dem Land helfen. Bei einer Messfeier in der von Demonstranten zerstörten Kirche in Beirut forderte der maronitsche Patriarch die Christen zu Toleranz und Vergebung auf. An die Regierung appellierte er, "größtmöglichen Schutz und Vorsicht" zu garantieren. Ein Bürgerkrieg zerstöre den Libanon. (asia-news)
Asien
China
Mehrere hundert chinesische Buddhisten haben offenbar an einer Pilgerreise nach Indien teilgenommen. Insgesamt mehr als 10.000 Pilger hatten im Januar dort ein Gebetstreffen mit dem Dalai Lama veranstaltet. Ungeklärt scheint laut Nachrichtendienst Asianews, wie die Chinesen die Ausreise ermöglichen konnten. "Weder ermutigt die Regierung die Teilnahme an solchen Zeremonien, noch verbietet sie sie", wird ein Sprecher des regierungsnahen chinesisch-tibetischen Instituts zitiert. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums gab jedoch an, nichts von dem Ereignis gewusst zu haben. Pilger, die ausreisen wollten, müssten jedoch "das offizielle Procedere über sich ergehen lassen". - Der Dalai Lama war 1959 aus Tibet nach Indien geflohen. Bei dem Großtreffen hatte er die Hoffnung geäußert, "eines Tages nach Hause" zurückzukehren. (asia-news)
Amerika
Kolumbien
"Der Frieden hat eine Chance, und die dürfen wir nicht verspielen." Das hat der Bischof von Barrancabermeja, Jaime Prieto, vor Wiederbeginn der Friedensgespräche mit den Rebellen der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) betont. Die Gespräche seien "minutiös" vorbereitet, und könnten "den Weg frei machen" für noch konkretere Verhandlungen und Maßnahmen, so der Bischof weiter. Insgesamt vier kolumbianische Bischöfe nehmen an den heute beginnenden Friedensgesprächen in der kubanischen Hauptstadt Havanna teil. (misna)
Vereinigte Staaten
Ein halbes Jahr nach dem Hurrikan Katrina schließt die katholische Erzdiözese New Orleans sieben ihrer 142 Gemeinden. Zudem sollten zwei Dutzend Pfarreien zusammengelegt und viele der 107 katholischen Schulen verkleinert werden. Das teilte Erzbischof Alfred Hughes in New Orleans mit. Grund für die Maßnahmen sind die sinkenden Bevölkerungszahlen. Laut Behördenangaben leben in News Orleans nur noch rund 40 Prozent der ursprünglichen Bevölkerung vor der Naturkatastrophe. Rund 90 Prozent der kirchlichen Gebäude waren durch den Wirbelsturm beschädigt worden. (cns)
Die
obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung "Treffpunkt
Weltkirche" täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung
sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress,
Ansa, Efe,
Afp, Kipa,
Reuters, Ap,
ADN-Kronos, Upi,
Cns, Uca,
Misna, Osservatore
Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie
vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen
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aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter,
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Buchbesprechung:
Titel: Lehrbuch der Patrologie
Autor: Hubertus R. Drobner
Verlag: Peter Lang
Preis: 46,50 Euro
Besprochen von Ludwig Waldmüller
Es ist ja eigentlich erst ein paar Monate alt – und trotzdem kann man es mit Fug und Recht als ein Standardwerk bezeichnen: Das "Lehrbuch der Patrologie" von Hubertus R. Drobner. Warum? Nun, zum einen ist es die Neuauflage desselben Werkes, das 1994 bei Herder erschienen ist, und zum anderen ist es einfach ein sauber gearbeitetes, sehr übersichtliches und mit hilfreichen Hinweisen versehenes Lehrbuch über die Literatur der Alten Kirche. Hubertus Drobner, der übrigens über einen dreifachen Doktortitel verfügt, lehrt Alte Kirchengeschichte in Paderborn und Rom und ist ohne Zweifel einer der führenden Männer seines Fachs im deutschen Sprachraum. Sein Lehrbuch, das im Gegensatz zur vorhergehenden Ausgabe in vielen Druckfehlern und ähnlichem überarbeitet werden konnte und auch um einiges erweitert ist, lässt sich wirklich einem jeden Interessierten empfehlen – einem jeden, der Theologie studiert oder studiert hat, sollte man es nicht nur empfehlen, es müsste Pflichtlektüre sein. Natürlich, nicht ein jeder Autor der Frühzeit der Kirche ist hier behandelt, aber das Buch will ja auch kein Nachschlagewerk sein, sondern in die Wissenschaft von den Vätern einführen; und das tut es auch sehr profund. Auch die Methode kommt dabei nicht zu kurz, die Bibliographie ist beeindruckend und reichhaltig. Interessant ist besonders der Abschnitt über Gregor von Nyssa, den Drobner gegenüber der ersten Auflage seines Buches neu gefasst hat – seine frischen Forschungsarbeiten sind da mit eingeflossen. Schade ist, das muss man trotz der Profanität dieser Kritik sagen, dass das Buch aufgrund des Druckbildes mehr einem Manuskript denn einem Manual gleicht. Es ist aber trotzdem allen zu empfehlen – auch und besonders Literaturwissenschaftlern nicht theologischer Couleur!

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