Meldungen vom 9.6.2008
- Papst: „Vatikandiplomaten sind vor allem Priester“ -
- Mitgründerin der Steylerinnen wird selig gesprochen -
- George W. Bush im Vatikan erwartet -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Papst an Kirchen-Diplomaten: „Nicht improvisieren”
Benedikt XVI. rät seinen Diplomaten, nicht zu vergessen, dass sie auch Priester sind. Im Vatikan empfing er am Montag die Päpstliche Diplomaten-Akademie; dabei meinte er, in der „apostolischen und diplomatischen Arbeit im Dienst des Heiligen Stuhls” dürfe „nicht improvisiert werden”.
„Leistet nicht nur einen Beitrag mit eurer diplomatischen Erfahrung, sondern auch und vor allem mit eurem Zeugnis als Priester. Darum zählt neben der nötigen juristischen, theologischen und diplomatischen Vorbereitung noch mehr, dass ihr euer Leben und eure Arbeit mit treuer Liebe zu Christus und seiner Kirche tränkt und dass ihr einen pastoralen Drang für alle spürt… Im Taumel frenetischer Aktivität läuft die Menschheit oft Gefahr, den Sinn des Lebens aus den Augen zu verlieren; eine gewisse zeitgenössische Kultur stellt außerdem jeden absoluten Wert in Frage, ja sogar die Möglichkeit, das Wahre und Gute zu erkennen. Darum braucht es Zeugen für die Anwesenheit Gottes – eines Gottes, der den Menschen versteht und zu seinem Herzen zu sprechen weiß. Ihr sollt mit eurer Art zu leben das Evangelium der Liebe verkünden – in einer Umwelt, die oft von der christlichen Erfahrung weit entfernt ist.” (rv)
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Kolumbien: Mehr als 2.500 Gewerkschafter in 20 Jahren getötet
Eine Zahl, die man kaum glauben kann: Über 2.500 Gewerkschafter sind in den letzten zwanzig Jahren in Kolumbien getötet worden. Das macht im Durchschnitt einen Mord alle drei Tage. Nach Amnesty-Angaben geht die Hälfte all dieser Morde auf das Konto von paramilitärischen Gruppen; für die andere Hälfte sollen direkt Sicherheitskräfte und Polizisten verantwortlich sein. Und von diesen über 2.500 Morden sind in nur 76 Fällen auch Täter zur Rechenschaft gezogen worden. Gianni Alioti ist Auslands-Verantwortlicher der italienischen Gewerkschaft „CISL“; er sagte uns: „Die Forderungen von Gewerkschaftern in Kolumbien sind im wesentlichen auch keine anderen als die von Gewerkschaftern irgendwo auf der Welt. Das Problem ist eher, dass man in Kolumbien nicht zu akzeptieren scheint, dass irgend jemand sich für die Rechte der Arbeiter einsetzt. Es gibt eine systematische und organisierte Verfolgung einer sozialen Gruppe, der Gewerkschafter nämlich, durch Paramilitärs, und ihre Komplizen haben sie auf höherer Ebene.”
Die Anliegen der Gewerkschafter in Kolumbien treiben auch die dortige Kirche um: Da geht es um einen Arbeitsmarkt, der starkem Druck ausländischer Interessen ausgesetzt ist.
„Die transnationalen Unternehmen sind in Kolumbien im Öl-, Energie- und Lebensmittelsektor aktiv. Ihr Interesse ist es in einigen Fällen, die natürlichen Ressourcen des Landes auszubeuten; dann wollen sie auch den Markt in Kolumbien dominieren. Dabei profitieren sie von den niedrigen Löhnen und Gehältern sowie davon, dass es den Leuten faktisch unmöglich ist, sich in Gewerkschaften zu organisieren und irgend etwas für eine Verbesserung ihrer Lebensumstände zu tun. Man muss dazu sagen, dass im privaten Sektor, im Handwerk, fast 90 Prozent aller Arbeiter nicht genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten: Ein Arbeitsmarkt ohne Regeln und ohne jeden Schutz.”
Kolumbiens Kirche ist laut statistischem Jahrbuch des Vatikans die siebtgrößte katholische Ortskirche überhaupt. Neunzig Prozent der Kolumbianer sind katholisch; der Einsatz für Arme und Entrechtete ist einer der Schwerpunkte der Arbeit der Kirche. (rv)
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Deutschland: „Ständige Diakone müssen Profil gewinnen”
Vierzig Jahre nach ihrer Wiedereinführung gibt es in der katholischen Kirche noch kein völlig klares Bild von Ständigen Diakonen. Das meinte der Kölner Kardinal Joachim Meisner bei einer Messfeier zur Erinnerung an die Weihe der ersten Ständigen Diakone der Neuzeit vor genau vier Jahrzehnten im Kölner Dom. Was das genaue Profil und die Aufgabe des Ständigen Diakons sei, darum werde derzeit noch gerungen. Das sei aber auch nicht erstaunlich, wenn man bedenke, dass etwa das Priesterbild 2000 Jahre Zeit gehabt habe, um sich zu „verfestigen”.
„Ich sehe im Diakonat keine Zwitterstellung zwischen Amt und Laien. Die Diakone sind ganz Kleriker - aber sie stehen doch durch ihren Beruf, den sie ja zum großen Teil noch ausüben, und durch ihre Familie viel mehr in der Welt, als wir - als Priester und Bischöfe. Und darum sind sie doch so eine Art Brücke vom Dienstamt in das allgemeine Priestertum unserer Laienchristen. Es ist ganz wichtig, dass unsere Diakone ihr eigenes theologisches Profil gewinnen und nicht den Priester, den Laien, den Welt-Christen imitieren.”
Diakone sind in der katholischen Kirche männliche Seelsorger, die wie Priester taufen, trauen, beerdigen und predigen. Sie dürfen aber nicht die Messe zelebrieren, Krankensalbung spenden und Beichte hören. Ständige Diakone dürfen verheiratet sein und üben teilweise parallel einen Zivilberuf aus. Meisner bei der Jubiläumsmesse im Kölner Dom: „Wenn es nur Bischöfe gäbe, dann wäre ein Bischof Mädchen für alles - er würde sein Profil verlieren und bliebe den Gemeinden seinen spezifischen Dienst der Einheit schuldig. Und wenn es nur Priester gäbe, wäre es ähnlich. Manche Menschen werden Christus nur kennen lernen können, wenn wir uns dazu hergeben. Christus in dieser Welt ist lebendiger mit uns als ohne uns - das ist zum Verrücktwerden! Aber es ist so, er hat es so gewollt!” (rv/kna/domradio)
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Sao Paolo: 100 Jahre Erzbistum
Was haben Essen und Sao Paolo gemeinsam? Na ja – ein Bistumsjubiläum. Essen feiert 50 Jahre, einen Kontinent weiter, in Sao Paolo nämlich, sind es doppelt so viele: Hundert Jahre Erzbistum. Sechs Millionen Menschen leben in seinen Grenzen; Erzbischof ist der deutschstämmige Odilo Scherer. Der Kardinal erzählt: „Das Erzbistum Sao Paolo ist ein Stadtbistum – eine Ortskirche also, die die ganze Kompliziertheit einer Großstadt seelsorglich mitbekommt. Die schwierigen Aspekte sind eine Menge, aber die Menschen nehmen`s auf ihre gute Art. Wir erinnern uns in diesen Juni-Tagen also daran, dass auch Gott in dieser Mega-Stadt wohnt und dass er – um es mit dem Psalmisten zu formulieren – nicht weit entfernt ist von seinen Leuten. Wir als Kirche von Sao Paolo haben uns vorgenommen, vor allem den Leidenden und an den Rand Gedrängten nahe zu sein. Wir wollen eine Stadt, die Gottes würdig ist: gerecht, solidarisch, voller Respekt auch für den Kleinsten. Unsere Hundertjahrfeier ist ein neuer Anstoß zu dieser Mission, die wir in der Riesenstadt Sao Paolo haben.” (rv)
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Schawuot – Das unbekannteste jüdische Fest
An diesem Montag und Dienstag feiern die jüdischen Gemeinden in aller Welt das Wochenfest – Schawuot genannt. Es ist das wohl unbekannteste jüdische Fest überhaupt.
Zeitlich wird es genau fünfzig Tage nach dem Pessach-Fest gefeiert. Das Wochenfest hat eine doppelte Bedeutung. Ursprünglich war es lediglich ein Erntefest (vgl. Ex 34,22; Lev 23,15–22): das „Fest der Erstlinge”, eine Art Erntedank. Damals wurden im Jerusalemer Tempel zwei Weizenbrote geopfert, die aus dem Mehl der neuen Ernte hergestellt worden waren. Wichtiger jedoch ist die religiös-geschichtliche Bedeutung. Denn nach jüdischer (genauer gesagt: nach talmudischer) Überlieferung ist Schawuot auch die Zeit der Verkündung der Zehn Gebote am Berg Sinai. Und auf der Anerkennung dieser Gebote durch die Israeliten beruht der Bund zwischen Gott und seinem auserwählten Volk Israel. – Auch für die Christen hat dieses scheinbar so unbekannte Fest eine besondere Bedeutung: Denn der Heilige Geist kam laut Apostelgeschichte genau am jüdischen Wochenfest in Jerusalem auf die Jünger herab (vgl. Apg 2, 1). Hier gibt es also eine enge Beziehung zu unserem Pfingstfest. Wenn wir seine jüdischen und seine christlichen Bedeutungsebenen zusammenschieben, können wir sagen: Schawuot – das ist ein Dankfest für Gottes Gaben. Für die Ernte. Für das Gesetz. Und für die Gabe seines Geistes. (te deum/rv)
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Benedikt XVI. wird am Freitag mit US-Präsident George Bush in den Vatikanischen Gärten spazieren gehen. Das bestätigte Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi. Der US-Präsident ist derzeit auf Abschiedstour durch Europa. Benedikt wolle ihn am Johannes-Turm in den Vatikanischen Gärten empfangen, in einem Zimmer des Turms mit ihm sprechen und dann mit ihm ein bisschen durch die Gärten flanieren. Lombardi erinnerte daran, dass der Papst vor etwa zwei Monaten in Washington von Bush außergewöhnlich herzlich empfangen worden sei. Darum wolle Benedikt jetzt auch für Bush ein besonders guter Gastgeber sein. (agi)
Papst Benedikt XVI. hat den Weg freigemacht für zwei Seligsprechungen im Monat Juni. So wird die Mitgründerin der Steyler-Missionarinnen, Schwester Hendrina bzw. Jozefa Stenmanns, am 29. Juni selig gesprochen. Die feierliche Eintragung ihres Namens ins Buch der Seligen wird im niederländischen Steyl Telegen vollzogen. Ebenfalls zur Ehre der Altäre gelangt nach der Bestätigung des Papstes von diesem Montag der Kapuzinerpater Jakob de Ghazir Haddad, Gründer einer Franziskanerinnen-Kongregation im Libanon. Die Seligsprechung ist für den 22. Juni in Beirut angesetzt. (rv)
An diesem Montag vor zehn Jahren starb Agostino Casaroli. Der Kardinal war unter Papst Paul VI. einer der wichtigsten Architekten der so genannten „Ostpolitik” des Vatikans; der aus Polen stammende Papst Johannes Paul II. machte Casaroli zu seinem ersten Kardinalstaatssekretär. Mit seinem feinen Takt und seinen großen diplomatischen Fähigkeiten bildete Casaroli ein wichtiges Gegengewicht zum Papst, wenn es um die Vatikan-Kontakte zu den Regimen des Ostblocks ging. So sorgte Casaroli 1979 dafür, dass die polnischen Machthaber Johannes Paul seinen ersten Besuch in der Heimat auch nach impulsiven Aussagen des Papstes, die die Sowjets verärgerten, zu Ende führen ließen. Mit einer Tagung erinnert der Vatikan an seinen hochkarätigen früheren Mitarbeiter. Kardinal Angelo Sodano wird am Nachmittag eine Messe am Grab Casarolis in der römischen Kirche „Santi Apostoli“ feiern. (rv)
Europa
Großbritannien
Die anglikanische Kirche wirft der Regierung vor, den Islam zu bevorzugen. Die regierende „Labour Pary” unter Premierminister Gordon Brown spreche so gut wie nie vom Christentum und konzentriere ihre ganze Aufmerksamkeit auf religiöse Minderheiten im Land. Das steht nach Medienangaben in einem von der anglikanischen Staatskirche in Auftrag gegebenen Bericht. Vor allem die kirchliche Sozialarbeit stoße auf einen „Mangel an Verständnis und Interesse” seitens der Regierung. Die Studie schlägt die Einrichtung eines Religionsministeriums vor, um die Staat-Kirche-Beziehungen in Großbritannien zu verbessern. (apic)
Afrika
Ägypten
Genitalverstümmelungen bei Frauen sind ab diesem Wochenende illegal. Ein entsprechendes Gesetz wurde vom Kairoer Parlament verabschiedet; es lässt nur Ausnahmen aus medizinischen Gründen zu. Bei Zuwiderhandlung sieht das Gesetz Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren und eine Geldbuße vor. Einige Menschenrechtsorganisationen halten das neue Gesetz allerdings immer noch für nicht scharf genug. Nach einer Studie von 2005 haben 96 Prozent der Ägypterinnen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, Genitalverstümmelungen erfahren. (apic)
Südafrika
Die Kirche drängt die armen Südafrikaner, jede Gewalt gegen Fremde und Illegale sofort einzustellen. Bei einer Solidaritäts-Messe in der Kathedrale von Johannesburg rief Erzbischof Buti Joseph Tlhagale alle Katholiken dazu auf, Illegale künftig nicht mehr auszubeuten; er verurteilte scharf die jüngsten fremdenfeindlichen Ausschreitungen. Bei der Messe wurden Briefe des Päpstlichen Friedensrates und des anglikanischen Erzbischofs Desmond Tutu verlesen. Der Friedensnobelpreisträger Tutu erklärt in seinem Schreiben: „Wer Ausländer angreift, verrät unseren Kampf für Gerechtigkeit und gegen die Apartheid.” Nachrichtenagenturen sprechen von immer mehr Solidaritäts-Kampagnen in Südafrika für illegale Einwanderer, vor allem aus Südafrika. Die Tageszeitung „The Star” hat über 200.000 Dollar gesammelt, um den „Illegalen” zu helfen. (apic)
Algerien
Der Leiter der Protestantischen Kirche Algeriens, Pastor Mustapha Krim, sucht den Dialog mit den Behörden. Dadurch will er die „schwierige Lage” von Algeriern klären, die zum Christentum übertreten. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP erklärte Krim, die Regierung führe derzeit eine Art Kampagne gegen Christen in Algerien durch. Seit mehreren Monaten würden zum Christentum übergetretene Algerier „verfolgt, vor Gericht gezerrt und bedroht”. Vier Neu-Protestanten waren am 3. Juni in Tiaret zu Haftstrafen auf Bewährung und zu Geldbußen verurteilt worden. Ein neues und heftig umstrittenes Gesetz schreibt vor, dass Kultorte vom Religionsministerium genehmigt werden müssen. Derweil sind am Sonntag und Montag bei der Explosion mehrerer Bomben in Städten östlich von Algier mehr als dreißig Menschen getötet worden, unter ihnen zwei französische Ingenieure. (afp/reuters)
Sudan
Im neuen Konflikt zwischen Nord- und Südsudan springen die Signale auf Entspannung. Die Regierung und frühere Rebellen im Südsudan sollen sich auf einen vorläufigen Vertrag geeinigt haben. Darin legen sie ihren Streit um die ölreiche Region rund um die Stadt Abyei bei. Präsident Omar al-Bashir und sein aus dem Südsudan stammender Vize-Präsident Salva Kiir unterzeichneten am Sonntag eine „Road map” für den Frieden in Abyei. Dazu gehört auch der Plan, Zehntausende von Flüchtlingen aus der Region wieder die Rückkehr möglich zu machen. Heftige Kämpfe um Abyei hatten in den letzten Wochen den heiklen Friedensprozess zwischen Nord- und Südsudan ins Schwanken gebracht. (afp)
Simbabwe
Angesichts des derzeitigen Terrors in Simbabwe ist es ausgeschlossen, dass die Stichwahl um das Präsidentenamt auf demokratische Weise abläuft. So urteilt die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch”. Das Regime von Präsident Robert Mugabe habe in letzter Zeit mindestens 36 Dissidenten ermorden lassen; etwa 2.000 Dissidenten seien gefoltert oder entführt worden. Die Stichwahl soll eigentlich Ende Juni stattfinden; „Human Rights Watch” vermutet, dass der Diktator die Ergebnisse fälschen wird, um an der Macht zu bleiben. (afp)
Asien
Vietnam
In Hanoi ist eine Vatikan-Delegation eingetroffen. Sie will bei ihren Gesprächen mit den Behörden u.a. über das Problem von enteignetem Kircheneigentum reden. Das berichten lokale Medien in Hanoi. Viele Bistümer fordern die von den Kommunisten enteigneten Gebäude und Grundstücke zurück. Die Delegation wird von Monsignore Pietro Parolin aus dem Vatikanischen Staatsekretariat geleitet. Bis nächsten Sonntag wird sie u.a. mit Außenminister Pham Gia Khiem sprechen. Dabei geht es vor allem um die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten. (efe)
Indonesien
Die Regierung hat der „Ahmadiyah”-Gemeinschaft Restriktionen auferlegt, ohne sie aber aufzulösen. Damit gab sie dem Druck von Demonstrationen fundamentalistischer Moslems in Jakarta nur teilweise nach. Das Innenministerium verbietet der „Ahmadiyah” vor allem jede missionarische Tätigkeit. Die „Ahmadiyah” sieht sich als islamische Bewegung, wird aber von vielen Moslems als abtrünnige Sekte angesehen. In Indonesien hat sie ca. 200.000 Anhänger. Indonesien ist das Land mit der größten islamischen Bevölkerung. (afp)
China
Die Behörden haben den künftigen katholischen Bischof von Hongkong zur Eröffnung der Olympischen Spiele nach Peking eingeladen. Das berichtet die „South China Morning Post”. Bischof John Tong Hon ist seit Januar Koadjutor des derzeitigen Hongkonger Bischofs, Kardinal Joseph Zen, der ein offener Kritiker der chinesischen Regierung ist. Tong deutete an, dass er die Einladung annehmen will. Es wäre sein erster Peking-Besuch seit seiner Ernennung zum Koadjutor – also zum Bischof mit Recht der Nachfolge – durch den Papst. Bischof Tong erklärte, er habe die Rückendeckung von Kardinal Zen und werde mehrere katholische Kirchenvertreter nach Peking mitnehmen, darunter Bischof Jose Lai Hung-seng von Macao. Der 68-jährige Tong kommt aus Hongkong; wann er die Nachfolge Zens an der Spitze des Bistums antreten wird, ist noch nicht sicher. (ap)
Amerika
Vereinigte Staaten
Der demokratische Senator Barack Obama hat nach jetzigem Stand größere Chancen, die Präsidentschaftswahl am 4. November zu gewinnen, als Senator John McCain von den Republikanern. Das glauben evangelikale Meinungsforscher und Politikbeobachter in den USA. Sie stellen einen Linksruck unter den rund 60 Millionen Evangelikalen fest, denen Präsident George W. Bush einen Großteil seiner beiden Wahlerfolge verdankte. McCain tue zu wenig, um die Evangelikalen geschlossen hinter sich zu scharen. Außerdem habe die Religiöse Rechte ihre Vorherrschaft verloren. In zunehmendem Maße öffneten sich Evangelikale für Themen wie Frieden, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz. Der prominente Evangelikale Mark DeMoss hält es für möglich, dass Obama bis zu 40 Prozent der theologisch konservativen Protestanten gewinnen kann. McCain habe bisher keine besondere Begeisterung in evangelikalen Kreisen entfacht. Auch der evangelikale Meinungsforscher George Barna aus Kalifornien hält aufgrund jüngster Umfragen einen Sieg Obamas für wahrscheinlich, sofern der 46-Jährige keinen „politischen Selbstmord” durch schwere Fehler im Wahlkampf begehe. Für John Green - politischer Analyst des Washingtoner „Pew-Forschungszentrums” - spielt die Religiöse Linke eine immer größere Rolle. Die Religiöse Rechte habe ihre Vorherrschaft verloren, sei aber noch längst nicht „tot”, sagte Green am 5. Juni. Die Linke sei eine unterschiedlich zusammengesetzte und schwer zu definierende Strömung. Meist handele es sich um Menschen mit „liberalen” Ansichten in Politik und Theologie. Vereint stehe die Religiöse Linke gegen den Irak-Krieg sowie für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz. Unterschiedlicher Meinung seien ihre Anhänger im Blick auf Themen wie Abtreibung und Homosexualität. Green rechnet etwa jeden vierten erwachsenen US-Bürger der Religiösen Linken zu. (idea)
Venezuela
Präsident Hugo Chavez ruft die kolumbianischen FARC-Rebellen auf, alle Geiseln freizulassen. Die linksgerichtete Bewegung solle außerdem ihre Bereitschaft zu Friedensgesprächen zeigen, forderte Chavez in einer Fernsehansprache. Chavez steht der FARC sehr nahe und gesteht ihr offenbar auch Rückzuggebiete auf seinem venezolanischen Territorium zu. Die kolumbianische Regierung hat Hinweise darauf, dass der sozialistische Präsident der FARC sogar Finanzspritzen gegeben haben soll. Die marxistische Guerilla hat etwa 700 Geiseln in ihrer Gewalt, darunter die frühere kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Jüngste Operationen der kolumbianischen Armee haben die FARC offenbar stark geschwächt. (reuters)
Die Bischöfe kritisieren ein neues Sicherheitsgesetz mit scharfen Worten. Es erlaubt den Behörden Abhörmaßnahmen auch ohne jede vorherige richterliche Genehmigung. Priester können sich außerdem vor Gericht künftig nicht mehr auf das Beichtgeheimnis berufen. Kardinal Jorge Urosa Savino wandte sich vor Journalisten in Caracas scharf gegen das Gesetz: Er frage sich, „ob die Bürger- und die politischen Rechte der Venezolaner, wie die Verfassung sie garantiert, hier noch respektiert sind”. Die Kirche werde auf alle Fälle am fundamentalen Beichtgeheimnis festhalten; dagegen könne kein Gesetz der Welt etwas tun. Präsident Hugo Chavez hatte die Maßnahmen mit den Worten gerechtfertigt: „Wir müssen unsere Geheimdienste ideologisch stärken für den Kampf gegen den Imperialismus.” (apic)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung
sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress,
Ansa, Efe,
Afp, Kipa,
Reuters, Ap,
ADN-Kronos, Upi,
Cns, Uca,
Misna, Osservatore
Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie
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Buchbesprechung:
Titel: Kleine Geschichte des trinitarischen Dogmas in der Alten Kirche
Autor: Franz Dünzl
Verlag: Herder 2006
Rezensentin: Sr. Hilliganda Rensing
Dies Taschenbuch befasst sich mit dem Nizäno-Konstantinopolitanischen,dem sogenannten großen Glaubensbekenntnis, das wir vor allem aus der feierlichen Messe kennen. Sein allmähliches Werden vom 1. bis 5. Jahrhundert stellt sich als recht komplex dar, ja streckenweise sogar als verworren.
Im Endstadium der Entwicklung ging es um Folgendes: 381 n. Ch. trat in Konstantinopel ein Konzil zusammen, das eine Glaubensformel vorlegte, die auf einer früheren, nämlich der aus Nizäa basierte. Daher die umständliche Bezeichnung.
Da nun das Konzil von Konstantinopel kein ökumenisches war, also nicht für den westlichen Teil des Reiches zuständig, wurde diese Glaubensformel ignoriert, im Osten aber als Instrument einer dogmatisch-kirchenpolitischen Einigung bewertet.
Erst 451 auf dem Konzil von Chalcedon wurde, übrigens auf Druck der kaiserlichen Kommissare, die Glaubensformel von Nizäa und Konstantinopel allgemein verbindlich. Als Papst Leo der Große dem Beschluss zustimmte, war die gewünschte Reichseinheit auch auf religiöser Basis hergestellt.
Bis zu diesem Schlusspunkt der Entwicklung war das Ringen um eine sachgemäße Antwort auf die Frage: Was soll man sich unter der Trias Vater, Sohn, Hl.Geist vorstellen? Etwa drei Götter, drei göttliche Kräfte, drei Substanzen , drei Gestalten? - verwirrend, die theologischen Streitigkeiten erstaunlich, ebenso das Durcheinander der religionspolitischen Intrigen.
Doch trotz dieses Chaos ging der Blick für die Tiefendimension des Glaubens, auf den der Autor hier sein Hauptgewicht legt, nicht verloren. Um dies Anliegen zu verstehen, sollte man mit der Lektüre des letzten Kapitels in diesem Taschenbuch beginnen. Die Auseinandersetzungen, auch die überspitzt scharfen, haben, nach Auffassung des Autors, am Ende nicht zu einem oberflächlichen Kompromiss geführt, sondern zu vertiefter theologischer Reflexion.
Im Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis ist das kurze, abendländische „Apostolische Glaubensbekenntnis“ enthalten, deshalb lässt es sich als synthetische Glaubensformel des Orients und des Abendlandes bezeichnen. Sowohl die östliche Liturgie wie auch der römische Ritus haben es in die Messe eingeführt.

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