Papst in Brindisi: Priester sollen „Meister des Gebetes” sein
Papst Benedikt hat Priester, Ordensleute und Kleriker überhaupt dazu aufgerufen, „Meister des Gebets” zu sein. Zum Abschluss seines Seelsorge-Besuchs in Apulien traf er sie gestern Abend in der Kathedrale von Brindisi. Dabei gab er, abweichend vom Redetext, auch etwas aus seinem Alltag als Papst preis: „Beten ist der erste Dienst überhaupt, den wir der christlichen Gemeinschaft leisten können – und darum müssen die Momente des Gebets in unserem Leben echte Priorität haben. Ich weiß, dass wir immer so viel zu tun haben: In meinem Fall ist das eine Audienz, all die Akten, die es zu studieren gilt, die Treffen usw. Aber wenn wir innerlich nicht in Gemeinschaft mit Gott sind, dann können wir den anderen gar nichts geben. Darum ist Gott die erste Priorität, und wir müssen uns immer die nötige Zeit freihalten, um mit unserem Herrn betend zusammen zu sein.”
Die Tour durch Apulien war Benedikts zehnte Pastoralreise innerhalb Italiens; die nächste führt ihn am 7. September auf die Insel Sardinien. Gestern Abend ist Papst Benedikt nach Rom zurück gekehrt. (rv)
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Erzbischof Marx: „Nur ein Aufflackern”
Mit großer Gelassenheit sieht der Münchener Erzbischof die neue Debatte über Kreuze in Klassenzimmern und öffentlichen Räumen. Sie wurde von einem Anti-Kruzifix-Beschluss der bayerischen Grünen angestoßen. Im Gespräch mit Radio Vatikan meint Erzbischof Reinhard Marx dazu:
„Der Kreuzstreit ist eigentlich nur ein Aufflackern einer alten Diskussion - aber darüber muss sich unsere Gesellschaft insgesamt im Klaren sein: Will sie die Grundprägung, die unser Land hat, auch weiterhin verteidigen? Das ist nicht nur Sache der Kirche, das ist eine Sache, die die ganze Gesellschaft mitentscheiden muss. Da werden wir weiterhin unseren Beitrag leisten, damit nicht vergessen wird: Ohne das Christentum wäre unser Land gar nicht denkbar.”
Wie das Christentum Deutschland geprägt hat, das hat sich auch am Wochenende bei den 850-Jahrfeiern der Stadt München wieder einmal gezeigt, findet der Erzbischof. Es sei doch kein Zufall, dass das Stadtfest immer so nah wie möglich am Fest des heiligen Benno stattfinde; die Gebeine des Missionars ruhen in der Liebfrauenkirche.
„Ich habe mit dem Oberbürgermeister gesprochen, der ein evangelischer Christ ist, aber immer wieder sagt, wie stark doch die katholische Kirche die Stadt auch positiv prägt: Wir haben karitative Einrichtungen und vielfältige Initiativen in der Stadt. Wir haben während dieses Jubiläumsjahres eine eigene Kampagne gemacht: „Die Kirche zeigt sich”. Also, in vielfältiger Weise hat die Kirche mitgefeiert - sie gehört zu dieser Stadt dazu.” (rv)
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Europäische Union: Schadensbegrenzung
Nach dem klaren Nein der Iren zum EU-Vertrag von Lissabon ist guter Rat teuer. Wie kommt die Union aus dieser neuesten Krise wieder heraus? Mario Mauro, der Vize-Präsident des Europaparlaments, spricht uns gegenüber aus, was auch viele Kirchenleute denken: Hätte die EU doch damals einen Gottes- und Christentums-Bezug in ihr „Verfassungs”-Modell aufgenommen! Der Verzicht darauf hat zur jetzigen Krise beigetragen, glaubt Mauro:
„Und zwar ohne jeden Zweifel. Das Grundproblem ist doch: Woran glaubt Europa? Es gibt keinen automatischen Frieden, es gibt keine automatische Entwicklung, die Dinge passieren nicht von allein. Aber Europa hat so getan, als wären alle Lösungen gleichviel wert, als seien alle Vorstellungen von Familie, von Gesellschaft, vom Leben gleich plausibel – und das hat einen Vorhang heruntergelassen zwischen den Bürgern und der ursprünglichen, großen Europa-Idee.“
Am Anfang habe ein kurzes, aber sehr deutliches politisches Programm gestanden, nämlich der Wille von Schuman und Adenauer zur Einheit, so Mauro.
„Dann haben aber die Staaten mit der Zeit das Trennende wiederentdeckt, und das führte zu einem Abrutschen der europäischen Institutionen ins beinahe Lächerliche. Wenn die da über die erlaubte Größe von Zucchini oder Gurken streiten, dann sehen wir doch, welches Gut wir vernachlässigt und vergeudet haben.” (rv)
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AUS UNSERM ABENDPROGRAMM:
Vatikan: Nachdenken über Irak-Flüchtlinge
Kirchliche Hilfswerke denken in diesen Tagen im Vatikan über das Schicksal von Irak-Flüchtlingen nach. Hunderttausende von Irakern, darunter zahlreiche Christen, sind in den vergangenen Jahren aus ihrer Heimat geflohen; viele von ihnen stecken ohne jede Perspektive in Nachbarländern des Iraks fest. Iraker, die wie etwa die Christen zu einer religiösen Minderheit gehören, haben so gut wie keine Aussicht auf eine Zukunft in ihrem Heimatland. Leon Lemmens ist der Generalsekretär des Verbands von kirchlichen Hilfswerken für den Orient (ROACO); hier hören Sie, wie er die Lage von Christen aus dem Irak einschätzt. (rv)
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Aktenzeichen: Maria Menz - Schriftstellerin – Mystikerin (1903 - 1996)
Maria Menz ist eine interessante Schriftstellerin. Sie ist relativ wenigen Menschen bekannt. Und trotzdem ist sie Inhaberin des Annette von Droste-Hülshoff-Preises, genauso wie Dorothee Sölle, Gertrud Leutenegger, Nelly Sachs und des Johann Peter Hebel-Preises, genauso wie Elias Canetti, Martin Heidegger und Albert Schweitzer. Uns hat der Schriftsteller Martin Walser auf Maria Menz aufmerksam gemacht. (rv)
Hören Sie hier das Aktenzeichen von Aldo Parmeggiani
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Mit Sorge sieht Benedikt XVI. die Lage von Flüchtlingen in Afrika. Das sagte er an diesem Montag dem neuen Botschafter von Kamerun. Die afrikanischen Staaten sollten mehr für Sicherheit und Frieden tun; Politiker dürften den Zwist zwischen ethnischen und sozialen Gruppen nicht noch anstacheln. Mit scharfen Worten geißelte der Papst den Waffenhandel in Afrika: „Ich weiß, dass das ein oft sehr lukratives Geschäft ist. Aber überlegen Sie einmal, was die Folge Ihres Verhaltens ist.” (rv)
Eine Gebetsvigil für den Papst findet an diesem Montagabend auf dem Petersplatz statt. Sie ist schon die vierte dieser Art und startet um 21 Uhr. Die Vigil wird von Kardinal Angelo Comastri geleitet und von einer „Bewegung für die Liebe in den Familien” organisiert. (rv)
Europa
Deutschland
Mehr als drei Jahre nach Einführung der Grundsicherung für Arbeitssuchende ist es noch nicht gelungen, existenzsichernde Leistungen reibungslos zu gewähren. Das beobachten die Sozialrechtler der Caritas. Eine Umfrage in den Caritas-Beratungsstellen macht klar, dass Bescheide ohne ausreichende Begründung oder nachvollziehbare Berechnungen ausgestellt werden oder persönliche Ansprechpartner nicht zeitnah erreichbar sind. „Das zum Leben und zur Teilhabe Notwendige muss schnell gewährt werden und darf nicht durch lange Bearbeitungszeiten ... hinausgezögert werden”, so Caritas-Präsident Peter Neher. In Sachsen sei die Lage besonders verschärft. Die Praxis zeige, dass Menschen auf noch ausstehende Abfindungen ihres Arbeitgebers, Eltern- oder Kindergeld verwiesen werden und Leistungen daher abgelehnt oder reduziert werden. Dies führe dazu, dass die Menschen „zeitweise ganz ohne Geld da stehen” (pm)
Österreich
Die katholische Kirche in Österreich lehnt den Entwurf eines Lebenspartnerschaftsgesetzes „in vollem Umfang” ab. Das steht in der Stellungnahme des Generalsekretariats der Bischofskonferenz im Rahmen des Begutachtungsverfahrens. Die Tendenz, eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft mit der Ehe gleichzustellen, ist nach dem Urteil der Bischöfe „gesellschaftspolitisch verfehlt”. Die Ehe zwischen Mann und Frau, die auf die Familiengründung ausgerichtet ist, wirke mit der Zeugung und Erziehung der Kinder gesellschaftserhaltend. Aus diesen Gründen stehe sie seit jeher unter besonderem rechtlichen Schutz des Staates. Dieser Rolle dürfe sie nicht entkleidet werden. Ehe und Familie seien als „Grundzelle der Gesellschaft und damit des Staates” entsprechend zu schützen. Im Licht der Interpretation des Verfassungsgerichtshofes sei eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes durch die Verschiedenbehandlung dieser beiden Institutionen nicht gegeben. Die unterschiedliche Behandlung müsse sich auch auf äußere Zeichen und missdeutbare Symbolhandlungen beziehen. Die Begutachtungsfrist für das Lebenspartnerschaftsgesetz endet an diesem Montag. Andere christliche Kirchen in Österreich teilen die Ablehnung des Entwurfs durch die katholischen Bischöfe nicht. Die evangelische Kirche etwa lehnt das Gesetz nicht grundsätzlich ab, ist aber um eine Abgrenzung zur Ehe bemüht. Mehreren Homosexuelleninitiativen hingegen kritisieren den Entwurf als nicht weitreichend genug. Eine Partnerschaft nach diesem Modell würde ausschließlich Pflichten mit sich bringen, aber keine Rechte. Der Entwurf der österreichischen Justizministerin Maria Berger (SPÖ) sieht beispielsweise kein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare vor. (kap)
Italien
Das Bistum Rom will den Machern eines Dan-Brown-Films nicht helfen. Es hat dem Team, das derzeit in Rom den Bestseller „Engel und Dämonen” verfilmt, die Dreherlaubnis in zwei Kirchen an der Piazza del Popolo verweigert. Dan Brown ist auch Autor des kirchenkritischen Romans „Sakrileg”. Das Bistum Rom ließ wissen, es helfe gerne beim Erstellen von Filmen, „die in irgendeiner Weise mit religiösen Gefühlen kompatibel sind”. Das sei aber bei diesem Streifen nicht der Fall. Hauptdarsteller in „Engel und Dämonen” ist US-Schauspieler Tom Hanks. (apic/rv)
Großbritannien
Der Streit um die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt innerhalb der anglikanischen Kirche weitet sich aus. Mehr als 500 Priester seien bereit, die Kirche von England zu verlassen, falls die Generalsynode im Juli entscheidet, Bischöfinnen einschränkungslos zuzulassen. Das berichtet die britische Tageszeitung „The Times”. Konservative Kreise hatten eine kirchenrechtliche Sonderregelung gefordert, nach der sie nicht verpflichtet wären, Frauen im Bischofsamt zu akzeptieren. Die Kirche will sich nun auf eine freiwillige Regelung einigen. Die so genannte Lambeth-Konferenz ist das wichtigste Beschlussgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft und tagt nur alle zehn Jahre. Aus Protest gegen eine zunehmende Liberalisierung wollen mehr als 200 konservative Priester das diesjährige Treffen in Canterbury boykottieren. Neben der Frauen-Frage ist auch die Zulassung homosexueller Priester umstritten. Die Kritiker der Lambeth-Konferenz treffen sich ab Mittwoch zu einer elftägigen internationalen Gegenkonferenz in Amman und Jerusalem. (kna)
Der Erzbischof von Westminster feiert eine Messe für die irakischen Christen und alle Opfer von Gewalt im Irak. Kardinal Cormac Murphy O`Connor plant die Messfeier am Montagnachmittag in London. Er will damit die Solidarität der britischen Christen mit ihren Glaubensbrüdern im Irak zeigen. (rv)
Serbien
Serbische Nachrichtenagenturen loben den Dialog zwischen dem Vatikan und orthodoxen Kirchen. Das berichtet der Informationsdienst der serbisch-orthodoxen Kirche. Die in Belgrad beheimatete Nachrichtenagentur VIA und der überregional bedeutende Informationsdienst des Bistums Zvornik-Tuzla betonten die Wichtigkeit des im letzten Herbst in Ravenna unterzeichneten Dokuments der Gemischten Orthodox-Katholischen Theologischen Kommission. Beide Nachrichtenagenturen wiesen darauf hin, „dass die serbisch-orthodoxe Kirche unter den ersten war, die in einer Konzilsmitteilung betont habe, dass der Dialog von Ravenna „nicht zum Schaden der Orthodoxie” geführt worden sei. (pm)
Griechenland
Die ökumenische Ausbildung von Theologen ist für das Christentum des 21. Jahrhunderts von strategischer Bedeutung. Das ist die Botschaft des IV. Kongresses der Weltkonferenz der Vereinigungen theologischer Institutionen in den griechischen Städten Neapolis, Thessaloniki und Volos (Griechenland). Nach einer Mitteilung des Weltkirchenrats forderte der Kongress von Kirchen, Geberorganisationen und Universitäten mehr Aufmerksamkeit für die Förderung und Finanzierung der ökumenischen theologischen Ausbildung. (kna)
Afrika
Simbabwe
Der deutsche Verband „Brot für die Welt” beklagt die zunehmenden Übergriffe der Regierung in Simbabwe auf Nichtregierungsorganisationen. Im Vorfeld der Stichwahl zwischen Präsident Robert Mugabe und Oppositionsführer Morgan Tsvangirai am 27. Juni soll offenbar jegliches zivilgesellschaftliche Engagement, das der Opposition nützen könnte, unterdrückt werden, kritisiert das evangelische Hilfswerk. Bestürzt reagiert es auf die Verhaftung mehrerer Mitarbeiter von lokalen Partnerorganisationen bei einer Razzia vor wenigen Tagen. Das Vorgehen der Regierung ziele eindeutig darauf ab, ihre Arbeit zu unterbinden. (pm)
Ruanda
Wegen ihrer Beteiligung am Mord von 13 Kirchenleuten sind vier hohe Offiziere in Ruanda festgenommen worden. Sie sollen im Jahr 1994 u.a. den Erzbischof von Kigali und mehrere Bischöfe umgebracht haben. Das Massaker geschah im Juni 1994 in Kabyagi im Zentrum Ruandas. Die Festgenommenen gehören zur Regierungspartei „FPR“ des derzeitigen Präsidenten Paul Kagame. (apic)
Naher Osten
Katar
„Einem Besuch des Papstes in unserem Land stünde nichts im Wege.” Das meint der Emir von Katar, Hamad bin Khalifa al-Thani, in einem Gespräch mit der internationalen Monatszeitschrift „30 Tage”. Hamad lobt ausdrücklich die Begegnung Benedikts XVI. mit König Abdullah von Saudi-Arabien – das sei „eine gleichzeitig symbolische und konkrete Geste” gewesen. In Katar gibt es seit Ostern dieses Jahres eine katholische Kirche. (ansa)
Ozeanien
Australien
Einen knappen Monat vor der Papstreise nach Australien werden immer mehr Programm-Details bekannt. So erklärte Jugendbischof Anthony Fischer am Sonntag, Benedikt werde in Sydney auch das Sakrament der Firmung spenden. Bei der Abschlussmesse des kirchlichen Weltjugendtages am 20. Juli wolle der Papst 24 Jugendlichen firmen. Vierzehn von ihnen seien Australier, zehn aus anderen Ländern der Welt. Der Vatikan hat das offizielle Reiseprogramm Benedikts noch nicht veröffentlicht. (pm)