Meldungen vom 16.5.2009
- Kardinal Kasper: Papstreise war Erfolg -
- Indien: Christen nach Wahlausgang erleichtert -
- Irak: Christlicher Lehrer entführt -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss 19.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 18 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Kardinal Kasper: „Ein neuer Aspekt, ein neuer Ton, eine neue Tiefe“
Kardinal Walter Kasper freut sich über den Erfolg der Pilgerreise Papst Benedikts ins Heilige Land. Gerade die Worte, die das Kirchenoberhaupt in Yad Vashem gefunden habe, seien „eine große Rede“ gewesen, weil sie „einen neuen Aspekt, einen neuen Ton, eine neue Tiefe im Dialog“ brachten, so der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, in dessen Zuständigkeit auch der Dialog mit dem Judentum fällt. Gudrun Sailer sprach mit Kardinal Kasper.
„Was das Ökumenische angeht, hat man die Früchte unserer Arbeit der letzten Jahrzehnte gesehen, denn diese positiven Begegnungen mit den Vertretern vor allem der orthodoxen Kirchen und der Armenier wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht vorher sehr viel getan worden wäre. Man hat ja gesehen, da ist etwas gewachsen, das ist nicht nur auf Papier von Dokumenten, sondern das sind Begegnungen und Begegnungen sind das Entscheidende beim ökumenischen Dialog. So gehe ich mit neuer Hoffnung in die Gespräche mit den östlichen Kirchen.“
In welcher Weise wird die Begegnung Papst Benedikts mit den jüdischen Würdenträgern in Israel die Beziehungen zwischen Kirche und jüdischer Welt voranbringen?
„Mit den Partnern, die wir bisher hatten, wird der Besuch den Dialog ganz sicher neu bestätigen und wird ihn auch neu beflügeln. Natürlich muss man jetzt auch diese negativen Stimmen, die es gegeben hat, in Betracht ziehen. Ich plane, das nächste Mal mit den Freunden und Partnern darüber zu sprechen, wie man die Ergebnisse des Dialogs bekannter machen und die Basis verbreitern kann. Da ist sicher noch viel Arbeit notwendig, das hat man gesehen. Auf der anderen Seite war ich sehr erstaunt, wie viele Gesprächsgruppen zwischen Juden und Christen es in Israel selber gibt. Das muss man noch mehr öffentlich machen in Israel, darüber müssen wir jetzt reden.“
Manche Beobachter waren überrascht, dass offensichtlich die geplante Seligsprechung von Papst Pius XII. überhaupt nicht zur Sprache kam...
„Nein, darüber ist nie gesprochen worden. Ich bin auch der Meinung, das ist eine innerkirchliche Frage und nicht eine Frage, die die Juden entscheiden können. Der Papst wird in nächster Zeit sicher darüber entscheiden müssen. In dieser Hinsicht ist es, glaube ich, eine Aufgabe, dass vor allem die jüngeren Ergebnisse der Forschung, und zwar von unabhängigen Historikern, in Israel noch mehr bekannt gemacht werden. Die sind zum Teil gar nicht bekannt, sondern sie sind immer noch auf dem Standpunkt von Rolf Hochhuth. Das ist von Historikern längst überholt, und die neuere Forschung ist immer mehr zugunsten von Papst Pius XII.. Auch da ist noch einiges zu tun, um das breiter bekannt zu machen in Israel.“ (rv)
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Indien: Sieg der Kongresspartei
Die Christen in Indien sind erleichtert über den Ausgang der Wahlen in der größten Demokratie der Welt. Die regierende Kongresspartei ist als klarer Sieger hervorgegangen. Mit einem deutlichen Vorsprung zur hindunationalen Oppositionspartei BJP kann sie erneut die Regierung stellen. Der Erzbischof von Mumbai, Kardinal Oswald Gracias, sagte, gesiegt habe auch die Religionsfreiheit. Er sei stolz auf sein Land. Abraham Mathai, Generalsekretär des ökumenischen „All India Christian Council“, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Säkularismus impliziert Respekt für nicht-hinduistische Religionen. Aber das bedeutet nicht bloß Schutz, sondern muss schon vorher ansetzen: Viele von den schrecklichen Akten, die sich letzter Zeit in Indien gegen Religionsfreiheit zugetragen haben, wurden geradezu von der Regierung angetrieben, besonders in Orissa und jüngst in Madya Pradesh. Wir würden uns von der neu gewählten und revitalisierten Kongresspartei wünschen, dass sie sich von solchen Akten distanziert. Der Kongress muss in Zukunft darauf verzichten, eine Art B-Team der Hindunationalisten-Partei BJP zu sein. Ich stimme da mit der katholischen Bischofskonferenz Indiens überein: Natürlich ist der Sieg der Kongresspartei ein Sieg der säkularen Kräfte Indiens.“
Die Frage der Gewalt gegen religiöse Minderheiten ist der Prüfstein für die neue Regierung:
„Werden sie dazu in der Lage sein, angemessene Erleichterung für Christen zu bringen und die 50.000 Opfer der Gewalt in Orissa zu entschädigen“ Werden sie den Minderheiten sagen können: Seht, in der Verfassung sind eure Rechte geschützt“ Werden sie den Armen sagen können: Hier ist Essen, und es gibt noch Hoffnung jenseits des Hungers, weil diese Regierung es sich zum Anliegen macht? Denn wenn sie das nicht tut, dann regiert die Partei vielleicht weitere fünf Jahre, aber sie wird keine Unterstützung vom Volk bekommen.? (rv)
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DIE NACHRICHTEN:
Europa
Deutschland
Rund um den Hessischen Kulturpreis 2009 ist es zu einem „interreligiösen Eklat“ gekommen. Das Kuratorium hatte dem muslimischen Schriftsteller Navid Kermani die Auszeichnung aberkannt, weil Kardinal Karl Lehmann und der frühere Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, sich weigerten, mit ihm zusammen den Preis entgegen zu nehmen. Grund dafür war ein Artiel Kermanis in der „Neuen Züricher Zeitung“. Darin schriebt der Autor, er sei Kreuzen gegenüber prinzipiell negativ eingestellt. Für ihn sei Kreuzestheologie Gotteslästerung und Idolatrie. Kermani sollte den Preis zusammen mit Kardinal Lehmann, Peter Steinacker, und dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, für Verdienste um den interreligiösen Dialog erhalten. Der Mainzer Kardinal warf Kermani vor, dass es ihm an Toleranz und Verständniswille fehle. Es würde auf Unverständis stoßen, wenn er mit jemanden wie Kermani auftrete. Das sei für ihn, Lehmann, das Gegenteil von Kultur, schreibt der Kardinal in der Samstagsausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in einem in indirekter Rede wiedergegebenen vom 24. April datierten Brief an den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, der Vorsitzender des Kuratoriums ist. Er könne weder als Christ noch als Priester noch als Bischof und Theologe mit und neben jemanden einen Preis annehmen, der das Kreuz als Gotteslästerung und Idolatrie bezeichne, so Lehmann weiter. Er könne nicht selbst über das Kreuz predigen, es am Karfreitag verehren und gleichzeitig sich neben Kerami auszeichnen lassen. Auch Steinacker schließt sich der Kritik Lehmanns an Kermani an. Er sei nicht bereit sich mit jemandem für Toleranz und Verständigungsbemühungen ehren zu lassen, der die Kreuzestheologie für eine Gotteslästerung halte und sie in die Nähe von Pornografie rücke. Bundespräsident Norbert Lammert nannte den Fall Kermani unterdessen eine Staatsposse. Wenn Kermanis „kühner Artikel“ der Grund für die Entscheidung des Kuratoriums gewesen sei, ihm den Preis abzuerkennen, dann solle der Staat besser darauf verzichten, Kulturpreise zu verleihen. (kna)
Der Superintendent in Koblenz, Markus Dröge, wird neuer Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Er tritt damit im November die Nachfolge von Bischof Wolfgang Huber an, der in den Ruhestand tritt. Dröge wurde am Freitag im vierten Wahlgang mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit der Landessynode gewählt. Seine Gegenkandidatin Johanna Haberer erhielt lediglich 36 der 122 Stimmen. (kna)
In Reichenstein bei Monschau wird an diesem Samstag die Kirche des ersten Klosters der Piusbruderschaft in Deutschland eingeweiht. Nach Angaben der Priesterbruderschaft werden hier in den nächsten Jahren wieder „Benediktinermönche der Tradition“ leben. Das ehemalige Prämonstratenser-Kloster Gut Reichenstein hatte vor rund zwei Jahren den Besitzer gewechselt und wurde seitdem renoviert. Zu dem Zeitpunkt hatte die Priesterbruderschaft bereits die Gründung eines „der Tradition der Kirche verpflichteten neuen Benediktinerklosters im inzwischen neuheidnischen Deutschland“ angekündigt. In dem Kloster sollen Mönche aus der französischen Auvergne heimisch werden. (pm)
Spanien
Die Katholische Kirche hat nach der Legalisierung der sogenannten „Pille danach“ für den 22. Mai zu einer Nachtwache des Gebets aufgerufen. An diesem Tag tritt das Gesetz in Kraft, das den Verkauf der umstrittenen Abtreibungspille in Spanien erlaubt. Die Nachtwache soll in Madrid in der Gemeinde Araucana stattfinden. Zahlreiche katholische Verbände in Spanien rufen zur Teilnahme an der Nachtwache auf. (aci)
Serbien
Der schwerkranke serbisch-orthodoxe Patriarch Pavle I. bleibt weiterhin im Amt. Dies haben die in Belgrad versammelten Bischöfe der serbisch-orthodoxen Kirche bei einer Sitzung des Bischofskonzils am Donnerstag beschlossen. Nach reiflicher Überlegung habe man entschieden, die Bitte des Patriarchen um Entpflichtung von seinem Amt neuerlich abzulehnen, heißt es in einer Mitteilung. An dem Konzil nahmen alle Diözesanbischöfe der serbisch-orthodoxen Kirche teil. Patriarch Pavle I. befindet sich seit anderthalb Jahren im Belgrader Militärkrankenhaus. Im Amt vertritt ihn seither Metropolit Amfilohije von Montenegro. (kap)
Afrika
Demokratische Republik Kongo
Im Norden der Region Kivu ist in den vergangenen drei Wochen die Gewalt gegen die Bevölkerung deutlich angestiegen. Laut Berichten des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes gingen die Attacken von etwa 600 sogenannten „demokratischen Kräften zur Befreiung Ruandas“ aus. Die militärische Truppe sei im Februar von der ruandischen sowie der kongolesischen Regierung zusammen in die Region geschickt worden, um örtliche Rebellen zu bekämpfen. Nachdem die Rebellen besiegt und ihr Führer verhaftet wurde, richte sich die Gewalt nun gegen die Zivilbevölkerung, so die Organisation. Auch ein Einmarsch in den Süden der Region Kivu sei nun geplant. (pm)
Naher Osten
Irak
Bereits am Donnerstag haben in Kirkuk vier Terroristen einen christlichen Lehrer aus einer Schule entführt. Wenige Stunden nach der Tat sei eine Lösegeldforderung bei der Familie eingegangen, berichten örtliche Quellen. Die Familie sei nicht in der Lage, die geforderte hohe Summe zu bezahlen. Der chaldäische Erzbischof von Kirkuk, Luis Sako, bot seine Vermittlung im Entführungsfall an. Dieses Verbrechen zeige die sich stets verschlechternde Situation der Katholiken im Irak, so der Erzbischof. Man gerate immer öfter in das Fadenkreuz der organisierten Kriminalität. Wenige Tage zuvor war ein junger Katholik vor seiner Wohnung erschossen worden. (diverse)
Asien
Philippinen
Muslimische Rebellen haben an diesem Samstagmorgen ein Dorf im Süden der Philippinen angegriffen. Sie plünderten Geschäfte und benutzten für ihre Flucht 20 Geiseln als menschliche Schutzschilder, erklärte das philippinische Militär. Die Geiseln seien zwölf Stunden nach dem Überfall unversehrt wieder freigekommen. Hintergrund der Tat soll ein Kampf zwischen zwei lokalen Rebellenführern gewesen sein, so das Militär. (ap)
Amerika
Chile
Die chilenische Regierung weist den Vorschlag des UNO-Menschenrechtsrates in Genf zurück, die Abtreibung im eigenen Land zu legalisieren. Die Regierung werde dem Druck aus dem Ausland nicht nachgeben, sagte ein Regierungssprecher vor Journalisten. „Es gibt einige ausländische Anfragen, die die chilenische Regierung nicht behandeln wird, weil sie nicht auf der Agenda stehen“, so Staatsminister Jose Antonio Viera-Gallo. Es gebe außerdem kein Land auf der Welt, das den Vorgaben der Menschenrechte perfekt folgt. Vielmehr sei es wichtiger, die Frauen vor Kriminalität zu schützen und die öffentliche Sicherheit aufrecht zu erhalten, so der Staatsminister weiter. Auch die Rechte der indigenen Völker dürften nicht vernachlässigt werden. (cna)
Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche” täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
Buchbesprechung:
Titel: Das Vermächtnis des Erasmus - Ein historischer Roman
Autoren: Maurits Tompot, Ines van Bokhoven
Verlag: Brunnen Verlag 2008
Preis: 14,95 Euro
Rezensentin: Sr. Hilliganda Rensing
In den Jahren 1555-1577 hatte die Stadt Gouda in der Provinz Südholland die besten Glasmaler, u.a. Dirck Crabeth. Er leitete eine große Werkstatt, war ein sehr angesehener Stadtrat, zudem Mitglied des Kirchenvorstandes. Er sollte die ausgebrannte Stadtkirche mit neuen Glasfenstern versehen, bangte aber um das Einverständnis der städtischen und kirchlichen Obrigkeiten, wenn er seinen Entwurf nach reformatorischen Ideen zu gestalten versuchte. Als gebildeter Bürger hatte er Erasmus von Rotterdam gelesen, auch Calvin und Luther, obwohl das kirchlicherseits verboten war und mit Inquisition bestraft wurde.
Dir Erzählung beginnt mit dem großen Brandin der Stadtkirche; er schildert all die böswilligen Feindseligkeiten, mit denen sich Meister Dirck konfrontiert sah, jedoch auch die freundliche Unterstützungseitens Kaiser Philipp II. und Wilhelm von Oranien.
Der Roman folgt einem historischenGerüst, gleicht jedoch streckenweise einer Kriminalerzählung. Diese rankt sich um zwei Fiktionen: um ein geheimnisumwittertes Eramusbüchlein, Corpus vitrearum – Leib aus Glas – genannt, ferner um den Klosterbruder Cornelis, der als Archivar arbeitet, um ein Inventarbuch zu finden, das alle aus der brennenden Stadtkirche geretteten Kunstschätze auflistet. In diesem Inventarbuch ist ausgerechnet die wichtigste Seite herausgerissen, nämlich die, die Meister Dirck von dem Verdachtentlasten könnte, er habe bei der Rettungsaktion die größte Kostbarkeit der Stadtkirche weggeschafft, nämlich einen besonderen Kelch. Alle Anfeindungen gegenüber Meister Dirck sind in diesem Roman nur Mittel und Weg, um ihn als Anhänger der Reformation zu entlarven und dann der Inquisition auszuliefern.
Aber im Mittelpunkt des Interesses steht der Einfluß desErasmus von Rotterdam als Wegbereiter der Reformation in den Niederlanden.