Meldungen vom 21.8.2010
- Pakistan: Kirche glaubt nicht an Chance für Taliban -
- Mexiko: Kirche lehnt Personenschutz für Priester ab -
- Kuba: Kritik an Kirche wegen Nähe zum Regime -
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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss 15.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Pakistan: Terroristen spielen keine Rolle, dafür aber Indien
Sind nach der Flutkatastrophe in Pakistan die Taliban im Aufwind? Die Frage tauchte zuletzt häufiger auf, denn Berichten zufolge haben die kleinen islamischen Hilfsorganisationen viel schneller reagiert und besser helfen könnten als die großen westlichen. Dies habe den Einfluss der Extremisten unter der Bevölkerung gefestigt, hieß es, und somit könne der militante Islamismus neue Anhänger werben. Die katholische Kirche in Pakistan schließt sich den Sorgen des Westens in diesem Punkt nicht an. Peter Jacob, Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz Pakistans:
„Es gibt keine echte Gefahr, dass Extremisten sich diese Situation zu Nutze machen. Aber sie sind natürlich Verbündete. Damit will ich sagen, dass einige politische Organisationen und einige Hilfsorganisationen auf beiden Seiten arbeiten, mit den Extremisten und als Helfer. Sie können sich die Situation zu Nutze machen, indem sie die Bevölkerung gegen die Regierung und gegen den Westen aufbringen. Aber meiner Meinung nach ist es sehr unwahrscheinlich, dass militante Gruppen die Lage unter ihre Kontrolle bringen.“ (rv)
Lesen und hören Sie hier mehr zur Hilfe von Indien
Mexiko: Bischöfe gegen die Drogenkartelle
Im Kampf gegen die Drogenmafia hat sich Mexikos Präsident Felipe Calderón in den vergangenen Wochen mit führenden Repräsentanten aus Politik, Gesellschaft und Kirche beraten. Um der Drogenmafia Einhalt zu gebieten, will Calderón in Zukunft auf das Militär setzen, bis die Polizei „zuverlässig, effizient, gut organisiert und gut ausgerüstet“ sei. Was die Vorschläge der Bischöfe sind, fragten wir Víctor René Rodríguez Gómez, Sekretär der mexikanischen Bischofskonferenz:
„Das Klima, das wir zurzeit in Mexiko beobachten, zeigt, wie löchrig das ganze soziale Gewebe des Landes geworden ist. Wir Bischöfe haben eine Untersuchung dazu erstellt, wobei wir aber nicht in erster Linie die Schuldigen suchten. Es ist vielmehr so, dass die derzeitigen Gewaltexzesse mit Erziehung zu tun hat, mit Familie, mit Schule. Die Leute der Drogenmafia sind im Schnitt jung. Deshalb müssen die verschiedenen Akteure der Gesellschaft, darunter Priester, aber auch Lehrer und Medien, sich ihrer Rolle bewusst sein. Zusammen müssen wir die jungen Generationen zu Frieden und Demokratie erziehen und dazu, bessere Lebensbedingungen für die ganze mexikanische Gesellschaft zu schaffen.“ (rv)
Mehr zum Kampf gegen die Kartelle hören und lesen Sie hier
Großbritannien: Die Kirche und gleichgeschlechtliche Paare
Das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ist nicht nur in Deutschland ein Thema, bei dem sich zwei Weltbilder gegenüberstehen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hatte sich gerade noch für ein geschlechterunabhängiges Adoptionsrecht ausgesprochen. Denn längst kursierten Studien darüber, dass nicht entscheidend sei, wer mit wem eine Elternbeziehung führt, sondern wie gut beide Elternteile zum Kind sind. Auf der anderen Seite stehen jene, die – übereinstimmend mit der Lehre der katholischen Kirche - meinen, ein Kind habe ein natürliches Bedürfnis nach einem Vater und einer Mutter. In England hat die katholische Organisation „Catholic Care“ ihre Hilfe zur Adoption eines Kindes nur für Ehepaare von Mann und Frau angeboten – und sich damit nun eine Abmahnung der Behörden eingehandelt. Der Leiter des Iona Instituts für Religion und Gesellschaft, David Quinn, erklärt die Sichtweise der kirchlichen Einrichtung:
„Solange die Gesellschaft die Idee wertschätzt, dass ein Kind Mutter und Vater hat, idealerweise seine leiblichen Eltern, müssen wir weiterhin die Ehe retten. Die Argumente, die Ehe zu retten, sind sehr rational. Wenn erst einmal die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare erlaubt ist und sie auch ein Adoptionsrecht haben, heißt es, dass wir als Gesellschaft nicht länger daran glauben, dass es für ein Kind von Nutzen ist, so etwas wie Mutter und Vater zu haben. Und so sind wir in eine radikale Position gedrängt.“ (rv)
Unseren ganzen Bericht hören und lesen Sie hier
DER SONNTAG:
Das Sonntagsevangtelium
Lukas, 13: 22-30: „Man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten.“
Hören Sie hier das Evangelium
Die Betrachtung zum Sonntag
John Henry Newman, den Papst Benedikt XVI. in einem Monat in Birmingham selig sprechen wird, ist auch heute wieder der Autor unserer Betrachtung: Das Fürbittgebet.
Hören Sie hier den Text Kardinal Newmans
UNSERE BUCHBESPRECHUNG:
Weifan Wang: Die Weisheit der Lilien, besprochen von Veronica Pohl
China ist – gemessen an der Situation der christlichen Kirche im Land – ein Sonderfall. Und trotz des kirchenfeindlichen Klimas vergangener Jahrzehnte besitzt das Christentum vor Ort einen großen spirituellen Reichtum. Das belegt „Die Weisheit der Lilien“, ein Buch, unter dessen Titel die Meditationen des chinesischen Christen Weifan Wang zusammengefasst sind. Die spirituellen Texte entfalten mit viel Poesie die ureigene Gedankenwelt des chinesischen Theologen und führen sprachlich schlicht und eingängig hin zum tieferen Sinn sorgfältig ausgewählter Bibelverse.(rv)
Die ganze Besprechung finden Sie hier
IN EIGENER SACHE:
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DIE NACHRICHTEN:
Europa
Schweiz
Christliche Parteien protestieren gegen eine Volksinitiative zur Wiedereinführung der Todesstrafe. Das berichtet der Pressedienst kipa an diesem Freitag. Eine Wiedereinführung der Todesstrafe bedeute „gleiches mit gleichem“ zu vergelten, man stelle sich „auf die gleiche Stufe wie der Täter“, schreibt die Junge Evangelische Volkspartei in einer Pressemitteilung. Auch die Christlichdemokratische Volkspartei mahnt in einem Schreiben, dass die Forderungen nach der Todesstrafe „gegen die Grundrechte und gegen das zwingende Völkerrecht verstoßen“. Die kürzlich entstandene Volksinitiative fordert die Todesstrafe bei Mord mit sexuellem Missbrauch. Medienberichten zufolge ist eine Vorprüfung des Volksbegehrens durch die Bundeskanzlei positiv ausgefallen, so dass mit der Unterschriftensammlung begonnen werden kann. – In der Schweiz ist die Todesstrafe seit 1942 in Friedenszeiten und seit 1992 auch in Kriegszeiten abgeschafft. (kipa)
Frankreich
Die Ausweisung von 80 Roma aus Frankreich könnte „falsche Gefühle in der französischen und europäischen Bevölkerung fördern zu einer Unterscheidung zwischen Bürgern erster und zweiter Klasse führen“. Diese Befürchtung äußerte der Sprecher der ökumenischen Gemeinschaft Sant’Egidio, Mario Marazziti, an diesem Samstag in Courmayeur. „Das ist ein falsches Konzept und ein schwerwiegender Präzedenzfall. Man löst keine Immigrationsprobleme, indem man Häuser abreißt und ganze Familien wegschafft“, so Marazziti. – Frankreich hatte am Freitag 80 Roma des Landes verwiesen. Diese Ausweisung von EU-Bürgern innerhalb der EU rief schrafe Kritik auf Seiten des Vatikans, der UNO und der USA hervor. (ansa)
Italien
Die Themen Religionsfreiheit und Zusammenleben zwischen den Völkern steht in diesem Jahr im Mittelpunkt des Rimini-Treffens. Die Veranstaltungsreihe in dem Badeort an der Adria beginnt an diesem Sonntag mit einem Gottesdienst. Unter den Gästen sind in diesem Jahr Miguel Diaz, der US-Botschafter beim Heiligen Stuhl, sowie sein türkisches Pendant Kenan Gursoy, zudem die Außenminister Senegals und Nigerias. Aus dem Vatikan wird Kardinal Jean-Louis Tauran anreisen, der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Das Rimini-Meeting wird seit 31 Jahren von der katholischen Gemeinschaft Comunione e Liberazione ausgerichtet und zieht jedes Jahr im August Zehntausende Besucher und prominente internationale Gäste an. (agi)
Asien
Pakistan
Die internationale Gemeinschaft erhöht die Hilfen für die Opfer der Flutkatastrophe. Bei einer Sondersitzung der Vereinten Nationen an diesem Freitag in New York beschlossen u.a. die USA, die EU, Deutschland und die Schweiz eine Erhöhung der Hilfsmittel. So stellen z.B. die USA 60 Millionen Dollar mehr an Soforthilfe bereit. Erst am Mittwoch hatte Papst Benedikt XVI. mehr internationale Solidarität mit Pakistan angemahnt. Unicef Deutschland berichtet, dass 3,5 Millionen Kinder zum Überleben auf Hilfe angewiesen seien, vor allem der Mangel an sauberem Trinkwasser in den Katastrophenregionen erhöhe die Seuchengefahr. (kipa/rv)
Südkorea
Die Kirche kämpft weiter gegen die definitive Abschaffung der Todesstrafe in Südkorea. Am 2. September veranstaltet die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der südkoreanischen Bischofskonferenz ein großes Konzert mit prominenten Persönlichkeiten, um dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ziel ist es, einen Gesetzesvorschlag des Parlaments zu beschleunigen, der die Todesstrafe durch lebenslange Haft ersetzen will. Das letzte Todesurteil in Südkorea wurde vor zwölf Jahren vollstreckt. Allerdings werden aktuell Stimmen lauter, die bei bestimmten Vergehen zu Hinrichtungen zurückkehren wollen, erklärte ein Sprecher der bischöflichen Kommission. Zudem hatte der Verfassungsgerichtshof erst vor wenigen Monaten bestätigt, dass die Todesstrafe mit der südkoreanischen Verfassung vereinbar ist. (rv)
Amerika
Kuba
Kubanische Oppositionelle haben den Dialog der katholischen Kirche mit der Regierung in Havanna kritisiert. Der Dialog zur Freilassung politischer Gefangener sei ausschließlich zum Vorteil der Regierung, so die Oppositionellen in einem offenen Brief an Papst Benedikt XVI.. Die katholische Kirche solle aufhören, die Castro-Führung politisch zu unterstützen. Die kubanische Bischofskonferenz reagierte an diesem Freitag auf die Kritik. Der Brief sei „beleidigend für die Kirche Kubas“, und habe „Empörung unter den katholischen Gläubigen ausgelöst“, heißt es in einer Stellungnahme. Man sei sich bewusst gewesen, dass der Einsatz für die Gefangenen positive und negative Reaktionen hervorrufen würde, doch untätig zu bleiben sei „keine gültige Option für die Kirche“ gewesen, so die Bischöfe. Hinter dem Engagement für die Gefangenen habe kein politisches Motiv gestanden, sondern „allein die pastorale Mission“. – Nach langen Verhandlungen zwischen Kubas Regierung und der Katholischen Kirche dürfen seit Anfang dieses Jahres 52 politische Gefangene ins spanische Asyl ausreisen. Einige Oppositionelle erklärten, dass sie eine Fortsetzung der Haft dem Asyl vorzögen. (rv/dw)
Argentinien
Die katholischen Bischöfe des Landes sehen ihren Einfluss auf die Gesellschaft schwinden. Bei ihrer jüngsten Vollversammlung übten sie Selbstkritik über ihr Vorgehen während der Debatten gleichgechlechtlichen Ehe. Nun wollen die Bischöfe den Dialog mit der argentinischen Gesellschaft verbessern, sagte der Sprecher der Bischofskonferenz in Buenos Aires. Kritik hatten einige Würdenträger vor allem deswegen eingeheimst, weil sie diese Art Lebensgemeinschaft nicht nur strikt ablehnten, sondern auch von „Gotteskrieg" sprachen. Diese Haltung stieß bei vielen auf Widerstand. Innerhalb der Kirche galt dies später als einer der Gründe, wieso die gleichgeschlechtliche Ehe am Ende von der Politik beschlossen wurde. Nun will sich Argentiniens Kirche für die nächste heikle Debatte wappnen: die Legalisierung der Abtreibung. (kipa)
USA
Kirchliche Krankenhäuser sind effektiver und bieten eine bessere Versorgung als private und öffentliche Einrichtungen an. Das geht aus einer Studie der Nachrichtenagentur Thomson Reuters hervor. Dafür wurden 255 Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten u.a. auf Faktoren wie die Sterblichkeitsrate, medizinische Komplikationen oder Sicherheit untersucht. „Es scheint, dass die Leiter von kirchlich geführten Einrichtungen sich stärker für Qualität einsetzen“, heißt es in der Studie. – Laut Bischofskonferenz der USA befinden sich 624 Krankenhäuser und 499 Pflegeeinrichtungen in den USA in Trägerschaft der katholischen Kirche. (apic/pm)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
Buchbesprechung:
Titel: Die Weisheit der Lilien
Autor: Weifan Wang
Rezensentin: Veronica Pohl
China ist – gemessen an der Situation der christlichen Kirche im Land – ein Sonderfall. Und trotz des kirchenfeindlichen Klimas vergangener Jahrzehnte besitzt das Christentum vor Ort einen großen spirituellen Reichtum. Das belegt „Die Weisheit der Lilien“, ein Buch, unter dessen Titel die Meditationen des chinesischen Christen Weifan Wang zusammengefasst sind.
Nach jahrelanger Zwangsarbeit – einhergehend mit einem Berufsverbot – ist Wang heute Professor für Theologie in Nanjing. Genauso bewegend wie diese biographischen Eckdaten sind seine biblischen Meditationen. Die spirituellen Texte entfalten mit viel Poesie die ureigene Gedankenwelt des chinesischen Theologen und führen sprachlich schlicht und eingängig hin zum tieferen Sinn sorgfältig ausgewählter Bibelverse.
Die einzelnen Impulse, unterteilt nach den Stichworten Lebenskunst, Der Jahreskreis, Psalmen und Nachfolge, werden aufgelockert durch Kalligrafien von Bibelzitaten in chinesischer Sprache, die der Autor selbst in traditioneller Tusche-Technik gestaltet hat.
Die in rot und schwarz gehaltenen Zeichnungen scheinen mit der Einfachheit und Schönheit der Meditationen selbst zu korrespondieren und gleichsam verständnisfördernd zu wirken - hinein in die bewegenden Gedankengänge östlich-christlicher Religiosität. Ein Büchlein, dass der Seele zur erfrischen Quelle mitten im Alltag werden kann.

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