- "Pius XII. gab jüd.
Kinder an Eltern zurück" -
- Irak: Entführter Erzbischof
wieder frei -
- Über hundert Rabbiner
beim Papst -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Hilde Regeniter
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Vatikan:
Pius gab Anweisung, alle jdischen Kinder zurckzugeben
Der Vatikan weist Vorwrfe zurck, wonach in Frankreich getaufte jdische
Kinder nach dem 2. Weltkrieg nicht ihren Eltern zurckgegeben werden
sollten. Der Historiker Alberto Melloni hatte Ende Dezember im "Corriere
della Sera" einen unverffentlichten Brief abgedruckt, aus
dem angeblich hervorging, dass Papst Pius XII. im Jahr 1946 entsprechende
Anweisungen gegeben htte. Der Historiker und Jurist Peter Gumpel,
Untersuchungsrichter im Seligsprechungsprozess Pius` XII., schaltete
daraufhin seine Mitarbeiter in Frankreich ein. Uns sagte er heute:
"Es hat sich herausgestellt, dass der Brief, der verffentlich
wurde, erstens nicht das Wappen der Apostolischen Nuntiatur trgt,
zweitens nicht unterschrieben ist, drittens gar nicht vom Heiligen
Offizium kommt und dass das Datum falsch ist. Eine Dame, die anonym
bleiben will, hat den Brief gefunden. Sie sagte: Vorsicht, es handelt
sich nur um ein Resmee. Und zweitens: Es fehlt eine ganze Seite
in dem, was abgedruckt ist."
Von diesem Resmee haben Gumpels franzsische Mitarbeiter vor
wenigen Tagen das Originaldokument gefunden, besttigt der Jesuitenpater.
"Das ist ein Dokument von dem damaligen Chef des diplomatischen
Dienstes im Vatikan, Erzbischof Tardini, das aber einen ganz anderen
Inhalt hat als das, was Melloni verffentlicht hat. Diese fnfte
Abschnitt, auf den diese ganze Sache ausschlielich beruht, fehlt
vollkommen in dem Brief von Tardini im Gegenteil, er sagt ausdrcklich,
wenn die Eltern sich melden, sollen die Kinder sofort den Eltern
wieder zurckgegeben werden." (rv)
Irak:
Entfhrter Erzbischof von Mossul wieder frei
Der gestern
im Irak entfhrte syrisch-katholische Erzbischof von Mossul ist
wieder frei- nach weniger als 24 Stunden in den Hnden seiner Kidnapper.
Christen und Moslems im Irak reagieren erfreut. Der Papst sei erleichtert
ber den glcklichen Ausgang des Vorfalls, hie es aus dem Vatikan.
Es sei kein Lsegeld fr Erzbischof Basile Georges Casmoussa gezahlt
worden.
Die irakischen Entfhrer hatten den Oberhirten offenbar mit einer
anderen Person verwechselt, so ein Priester aus Mossul. Als sie
merkten, dass es sich um einen Kirchenvertreter handelte, stellten
sie ihre Lsegeldforderungen in Hhe von 200.000 Dollar ein und
lieen den Erzbischof kurz darauf wieder frei. Casmoussa selber
gab an, er sei gut behandelt worden. Der 66-jhrige war gestern
in Mossul entfhrt worden, der Vatikan hatte die Verschleppung umgehend
als "niedertrchtige terroristische Handlung" verurteilt.
"Wir danken Gott fr die Befreiung", betont jetzt der
chaldische Patriarch von Bagdad, Emmanuel III. Delly. Auch er glaubt
nicht, dass sich die Gewalttat speziell gegen die Christen im Irak
richtete. - Erzbischof Casmoussa gilt als dialogbereiter Kirchenvertreter.
Er steht in stndigem Kontakt zu muslimischen Glubigen, die er
vor den gleichen Problemen sieht wie die Christen.
In Mossul leben etwa 100.000 Christen, Tausende haben seit Beginn
des Krieges den Irak verlassen. Casmoussa selbst gehrt der syrisch-katholischen
Kirche an, die insgesamt 50.000 Mitglieder zhlt und zwei Bistmer
(Bagdad und Mossul) umfasst. (asia-news/rv/kna)
Vatikan:
Rabbiner danken dem Papst
Ein Tag der Superlative im Vatikan: So viele jdische Rabbiner bzw. Kantoren
wie heute hat Papst Johannes Paul II. niemals zuvor bei einer einzigen
Audienz empfangen. Es waren 130, und
zwar aus den USA. Sie sind Mitglieder der Stiftung "Pave
The Way" und besuchten den Papst, um ihm fr sein Engagement
im christlich-jdischen Dialog zu danken. Johannes Paul hob in seiner
Ansprache die Bedeutung von "Nostra Aetate" hervor, dem
vor 40 Jahren verffentlichten Konzilsdokument ber das Verhltnis
von Christen und Juden: "Mge uns dies ein Anlass sein,
unseren Einsatz fr greres gegenseitiges Verstndnis zu erneuern
und zu grerem Verstndnis und besserer Zusammenarbeit zu finden.
Damit wir gemeinsam eine Welt errichten knnen, die sich immer mehr
sttzt auf den Respekt des Gttlichen in jedem einzelnen Menschen."
Im Namen der anwesenden Vertreter des Judentums wrdigte Stiftungs-Prsident
Gary Krupp die Verdienste des Pontifex fr die Annherung von Christen
und Juden als auerordentlich: "Heiliger Vater, Sie haben
Antisemitismus als "Snde gegen Gott und die Welt" verurteilt.
Dieser Ton der Ausshnung ist immer der Grundstein Ihres Pontifikats
gewesen - und der der Beziehungen mit den Juden. Als erster Papst
seit dem Heiligen Petrus haben Sie eine Synagoge besucht. Sie haben
die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls
mit Israel angestoen. Ihre Bitte um Verzeihung whrend Ihrer Pilgerfahrt
ins Heiligen Landes lebt fort in den Herzen von Juden in der ganzen
Welt. " (rv)
Vatikan:
kumene braucht spirituelle Tiefe
Heute beginnt die diesjhrige weltweite Gebetswoche fr die Einheit der Christen.
Traditionell dauert sie bis zum 25. Januar. "Christus, das
eine Fundament der Kirche" - das ist das Motto in diesem Jahr.
Die Texte und Vorschlge wurden vom kumenischen Rat der Kirchen
und dem Ppstlichen Rat zur Frderung der Einheit der Christen gemeinsam
herausgegeben. Matthias Trk, Mitarbeiter am Einheitssekretariat
des Vatikans, betont die Bedeutung der Gebetswoche fr die weltweite
kumenische Bewegung: "Die kumene ist nicht eine rein theologische
Angelegenheit, ein Diskussionsforum, eine Mglichkeit, durch Dokumente
voranzukommen, sondern sie lebt auch von einer geistigen Grundlage,
von einer Begeisterung. Deswegen gehrt zu den inhaltlichen Gesprchen
das spirituelle Engagement und das Zusammensein im Gebet und Gottesdienst
- soweit es bei der Trennung der Christen mglich ist -, um eine
Tiefe zu erreichen, die allein dazu geeignet ist, die Menschen von
heute zu berzeugen. Denn ein gemeinsames christliches Zeugnis der
Welt von heute gegenber ist das entscheidende Gebot der Stunde."
Die diesjhrige Gebetswoche beschftigt sich besonders mit der
kumenischen Situation in der Slowakei. Nur mit Christus als Fundament
knne die Kirche in dem postkommunistischen Land weiter wachsen
und sich entsprechend dem Evangelium entfalten, so die Verantwortlichen.
(rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Italiens
Auenminister Gianfranco Fini war auf Antrittsbesuch im Vatikan. Neben seinem vatikanischen Amtskollegen
Erzbischof Giovanni Lajolo traf der rechtsnationale Politiker auch
Kardinalstaatssekretr Angelo Sodano. Fini bemhe sich darum, die
internationale Zusammenarbeit zu strken, so Vatikansprecher Joaquin
Navarro-Valls. Der Besuch sei Teil dieses Bemhens gewesen. Bei
den Gesprchen sei es vor allem um die aktuellen Fragen in Europa
und im Nahen Osten gegangen. Beide Seiten seien sich einig, dass
die UNO neu strukturiert werden msse, um besser auf die Herausforderungen
des dritten Jahrtausends reagieren zu knnen. (rv)
Im Elektrosmog-Prozess gegen Radio Vatikan will die Verteidigung
des Papstsenders auf Freispruch fr die drei Radio-Direktoren pldieren.
Die Argumentation der Anwlte ist, dass die Abstrahlung elektromagnetischer
Wellen nicht als "Werfen gefhrlicher Gegenstnde" dargestellt
werden knne, wie das die Anklage tue. Zudem habe sich Radio Vatikan
stets an die europischen Strahlen-Normen gehalten und sich seit
2001 auch den sehr viel strengeren italienischen Normen unterworfen.
Der nchste Gerichtstermin, bei dem die Verteidigung zu Wort kommt,
ist fr den 1. Februar geplant. Als Termin fr die Erwiderungen
der Anklage und fr das Urteil ist der 7. April angesetzt. (rv)
Kardinal Francesco Marchisano, der Prsident der Dombauhtte
des Petersdoms, ist mit dem Groen Verdienstkreuz der Bundesrepublik
Deutschland ausgezeichnet worden. Der deutsche Botschafter beim
Heiligen Stuhl, Gerd Westdickenberg, berreichte den Orden gestern
Abend in Rom. Kardinal Marchisano habe in seiner frheren Funktion
als Untersekretr der Ordens-Kongregation die Entwicklung des Theologie-Studiums
in Deutschland entscheidend gefrdert, hie es zur Begrndung. Auerdem
habe der Kardinal an der Vorbereitung zahlreicher Ausstellungen
mit Exponaten aus St. Peter in deutschen Museen mitgewirkt. (pm)
Europa
Deutschland
Die gentechnische Forschung muss sich nach Ansicht von Bischof Gebhard Frst
auch europaweit am ethischen Mastab der Menschenwrde orientieren. Bei einem Vortrag
zur "Bioethik in Europa" forderte der Oberhirte von Rottenburg-Stuttgart,
die EU-Regelungen im Bereich Bioethik mssten mehr als nur Mindeststandards
sein. Die Einsicht, dass der ethische Konsens nicht diktiert werden
knne, sei "kein Freibrief fr ethische Beliebigkeit oder Gleichgltigkeit".
Es gelte, sich durch das Potenzial der
Gentechnik nicht zu einer "Machbarkeits-Euphorie" verfhren
zu lassen, erklrte Frst. Vielmehr mssten ethisch vertretbare
Zielsetzungen und Methoden in der Gentechnik untersttzt werden,
um insgesamt einer "Kultur des Lebens zum Durchbruch zu verhelfen".
(pm)
Vertreter der SPD-Parteispitze und der Deutschen Bischofskonferenz
sind zufrieden mit den Ergebnissen ihres gestrigen Treffens.
In vielen Punkten seien sich Bischfe und SPD-Politiker einig, versichert
eine gemeinsame Pressemitteilung.
Auf der Tagesordnung standen vor allem die Sozialreformen, aber
auch Themen der Auen- und Sicherheitspolitik. (pm)
Islam und Judentum sollten im christlichen Religionsunterricht
an den Schulen verstrkt Thema sein. Das fordert der stellvertretende
Prsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn.
"Ich finde es richtig und wichtig, dass man die anderen groen
monotheistischen Religionen wie den Islam und das Judentum strker
als bisher in den christlichen Religions- und Geschichtsunterricht
einbaut", sagte Korn in einem Interview der Illustrierten "Bunte".
(kna)
"Wir brauchen die positive Auseinandersetzung mit dem Thema
Familie!" Das fordert der Beauftragte fr Kirchen und Religionsgemeinschaften
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hermann Kues. Er begrte, dass
die Deutsche Bischofskonferenz eine dreijhrige Kampagne unter dem
Namen "Ehe und Familie - Leben, Lieben, Wachsen" erffnet
hat. Die Bischfe wollen die Menschen dadurch bewegen, eine Familie
zu grnden. Staat und Kirche mssten bei der Frderung von Familien
zusammenarbeiten, so Kues. (pm)
sterreich
Fr eine internationale "Rechtspflicht zur Solidaritt" hat sich
der Apostolische Nuntius in sterreich, Erzbischof Georg Zur, ausgesprochen. Beim Neujahrsempfang
von Bundesprsident Heinz Fischer fr das in sterreich akkreditierte
Diplomatische Corps sagte Zur, man knne nach der Tsunami-Katastrophe
in Asien mit Genugtuung auf eine riesige internationale Hilfsaktion
blicken. Die Hilfsaktion sei in erster Linie Resultat des wachgewordenen
Mitleidsgefhls und eines "guten
moralischen Instinkts". (kap)
Schweiz
Vor wachsendem sozialem Sprengstoff wegen der ansteigenden Zahl armer Arbeitnehmer
warnt der Schweizer Nationalfonds (SNF). Die Emprung ber Ungerechtigkeiten
nehme auch in der Schweiz zu, und die Sozialhilfe sei so gering,
dass sie den Empfngern kaum Spielraum ermgliche. Das ist das Ergebnis
einer gestern in Basel verffentlichten Studie der renommierten
Wissenschaftsstiftung. Unter Familien mit mehreren Kindern sei der
Anteil der so genannten "Working Poor" in den neunziger
Jahren von 11 % auf 17 % gestiegen.
Bei den allein Erziehenden habe er sich von 15 % auf 30 % gar verdoppelt.
(kipa)
Grobritannien
ber das islamische Schulwesen des Landes ist eine heftige Diskussion entbrannt. Der oberste Schulinspektor, David Bell, kritisiert, einige moslemische Schulen
drohten, die Gesellschaft zu untergraben. Die Themen und Unterrichtsmethoden
seien teilweise bedenklich und nicht mit den britischen Grundwerten
vereinbar, sagte Bell. Der Generalsekretr des Islamrates in Grobritannien
wies diese Kritik unterdessen scharf zurck. (afp)
Afrika
Sudan
UNO-Soldaten sollen ber die Einhaltung des Friedens im Sdsudan wachen. Der Sonderbeauftragte
fr das Land Jan Pronk kndigt an, eine Truppe von 10.000 Mann werde
ins ehemalige Kriegsgebiet entsandt. Das war in dem Abkommen festgelegt
worden, das Regierung und Rebellen am 9. Januar unterzeichnet hatten.
Der UN-Sicherheitsrat werde voraussichtlich Mitte Februar das Mandat
fr die Friedenstruppe erteilen, meinte Pronk. Unklar ist noch,
welche Lnder sich an ihr beteiligen. (reuters)
Amnesty International
(AI) hat den UNO-Sicherheitsrat aufgerufen, den Internationalen
Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag mit einer Untersuchung der
Situation im Sudan einschlielich Darfurs zu beauftragen. Dies sei ntig, um die
Tter schlimmster Verbrechen endlich zur Verantwortung zu ziehen,
erklrte die Menschenrechtsorganisation gestern in London. Der Sicherheitsrat
hatte sich wiederholt ernsthaft besorgt ber die Lage im Sudan gezeigt.
Ein Auftrag an den Strafgerichtshof wre nur folgerichtig, betonte
Amnesty International. (kna)
Asien
Pakistan
Der Zusammenschluss muslimischer Parteien hat das Vorhaben der Regierung kritisiert,
im neuen Personalausweis nicht mehr die Religionszugehrigkeit der
Brger zu erfassen. Damit drohe eine Skularisierung, zitiert die Nachrichtenagentur
"Asia-News" muslimische Politiker. "Man will Pakistan
seiner islamischen Seele berauben, das knnen wir nicht zulassen",
so ein Senator. (asia-news)
Japan
Unter dem Eindruck der Flutkatastrophe in Sdasien hat in der japanischen Stadt Kobe eine UNO-Konferenz zum
Katastrophenschutz begonnen.. Mehr als 800
Delegierte aus etwa 150 Lndern wollen bis zum 22. Januar ber Wege
zu einem besseren Schutz vor Erdbeben,
Flutwellen und anderen Naturgewalten beraten. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn will in Kobe ein von
deutschen Wissenschaftlern entwickeltes Modell eines Tsunami-Frhwarnsystems
vorstellen. (dw-online/agenturen)
Tadschikistan
Beim Brand einer orthodoxen Kirche in Khudjand sind gestern zwei Ordensfrauen
ums Leben gekommen. Der Brand brach nach Angaben der Behrden frh am
Morgen aus. Die beiden Ordensfrauen im Alter von 72 und 77 Jahren
schliefen im Haus, das an die Kirche angebaut war. Beim Brand wurden
auch Sakralgefe, Ikonen aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie
ein Archiv zerstrt. ber die Ursachen des Brandes wurde zunchst
nichts bekannt. (kipa)
Amerika
Nicaragua
Der Erzbischof der Hauptstadt Managua, Kardinal Miguel Obando y Bravo, drngt
Regierung und Opposition zu mehr Dialogbereitschaft. Nur gemeinsam
knne man den Kampf gegen die Armut und die sozialen Probleme des
mittelamerikanischen Landes wirkungsvoll aufnehmen, so der Kirchenmann.
Morgen beginnen in Nicaragua Gesprche zwischen der Regierung und
den beiden groen Oppositionsparteien, bei denen der Kardinal als
Vermittler teilnimmt. (aciprensa)