Meldungen
vom 12.5.2005
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Vatikan: Papst ruft reiche Nationen zum Teilen auf -
- Kardinal Etchegaray hat Hoffnung
für China -
- Judenretter Pankratius Pfeiffer
geehrt -
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Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun
Sailer
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
THEMEN
DES TAGES:
Vatikan:
Papst ruft reiche Nationen zum Teilen auf
Jedes Volk der Welt muss dazu bereit sein, seine spirituellen und materiellen
Güter zu teilen. Papst Benedikt XVI. hat den Nationen der internationalen
Gemeinschaft heute ins Gewissen geredet, mehr Anstrengungen zum Wohl
aller zu unternehmen. Bei seiner Antritts-Audienz für die am Heiligen
Stuhl akkreditierten Botschafter sagte der Papst: "Alle zusammen
sind aufgerufen – die christlichen Gemeinschaften, die Verantwortlichen
der Nationen, die Diplomaten und alle Menschen guten Willens - eine friedliche Gesellschaft zu gestalten.
Es gilt, die Versuchung des Streits zwischen Kulturen, Ethnien und
verschiedenen Welten zu meistern. Deshalb muss jedes Volk in sein
spirituelles und kulturelles Erbe die besten Werte einfließen lassen,
die es in sich trägt. So kann es ohne Angst dem Anderen entgegengehen,
und gleichzeitig seine spirituellen und materiellen Reichtümer zum
Wohl aller teilen."
Zum ersten Mal nahm Benedikt indirekt Stellung zu Presseberichten,
die ihm, namentlich in der englischen Boulevardpresse, seine Mitgliedschaft
als Kind in der Hitlerjugend vorhielten. "Ich komme aus einem Land,
in dem der Frieden und die Brüderlichkeit allen Menschen am Herzen
liegen – vor allem jenen, die, so wie ich, den Krieg und die Trennung
zwischen Brüdern erlebt haben, die doch einer einzigen Nation angehören.
Dort waren zerstörerische und unmenschliche Ideologien am Werk, die
unter dem Mantel der Träume und Illusionen die Menschen unter das
Joch der Unterdrückung zwangen. Sie werden also verstehen, dass mir
besonders viel am Dialog zwischen allen Menschen liegt, um jede Form
von Konflikt und Spannung zu überwinden, und um aus unserer Welt eine
Welt des Friedens und der Brüderlichkeit zu machen."
Der Dekan des Diplomatischen Corps, Giovanni Galassi, der Botschafter
von San Marino, bezeichnete in seiner Dankesrede an den Papst diesen
als Hoffnungsträger für Menschen nicht nur der Christenheit. "Ihnen,
Heiliger Vater, wenden sich mit erneuertem Vertrauen Menschen aller
Kontinente und Religionen zu, um aus der bösartigen Spirale der Egoismen
und der Amtsverletzungen auszubrechen. Was diese Menschen antreibt,
ist die Hoffnung, dass Ihre Amtsführung ein neues friedliches Zusammenleben
zwischen den Menschen und Völkern im gegenseitigen Respekt ermöglichen
wird; wir brauchen eine neue Gesellschaft, die nicht dem freien Markt
unterworfen ist, noch den Ideologien der Macht, sondern die sich des
spirituellen Schatzes bewusst ist, den jedes Geschöpf in sich trägt."
Der Heilige Stuhl unterhält diplomatische Beziehungen mit 174
Ländern, außerdem mit dem Malteserorden und der Europäischen Union.
Andere Länder lud der Papst dazu ein, diplomatische Beziehungen mit
dem Heiligen Stuhl aufzunehmen. Zu diesen Nationen zählen etwa China,
Vietnam und Saudi Arabien. (rv)
Vatikan:
Etchegaray, Hoffnung für China
Kardinal Roger Etchegaray hofft auf eine Annäherung zwischen dem Heiligen
Stuhl und China. Der französische Kardinal, Fernost-Fachmann und einer
der Spitzendiplomaten des Vatikans, äußerte sich am Rand eines Kongresses
über den China-Missionar Pater Matteo Ricci in dessen Geburtsstadt
Macerata. "Wir erhoffen uns viel. Für eine Evangelisierung
Chinas müssen wir tatsächlich von Pater Ricci ausgehen - sowohl in
China als auch auf unserer Seite", so der Kardinal. Ricci drang
im 16. Jahrhundert ins Innere Chinas vor. Sein hoher Bildungsgrad
und das mathematisch-technische Know-how, das er bei den Jesuiten
erhalten hatte, öffneten dem Priester den Zugang zur Klasse der gebildeten
Chinesen. Ricci wandte sich bewusst an die oberste Bevölkerungsschicht,
weil er der Meinung war, dass China "von oben nach unten"
missioniert werden müsse."
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz der italienischen Marken, Luigi
Conti, sprach von aktuellen "positiven Signalen" in den
Beziehungen zwischen Vatikan und China, weil der Vatikan die Hand
Richtung Chinas für eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen
ausgestreckt halte. China sei nun an der Reihe, konkrete Schritte
zu setzen. (ansa)
Italien:
"Römischer Schindler" Pater Pankratius Pfeiffer
Papst Benedikt XVI. hat ihn heute als Held aus der bayerischen Heimat gewürdigt:
Salvatorianer-Pater Pankratius Pfeiffer aus Schwangau-Waltenhofen
rettete während der Nazi-Besatzung von Rom vielen Juden und Widerstandskämpfern
das Leben. Er versteckte sie auf dem Dachboden seines Ordenshauses
und verhinderte die Deportation von rund 100 Menschen ins KZ. Der
Einsatz von Pater Pankratius Pfeiffer für die Verfolgten soll Beispiel
für eine neue Gesellschaft der Nächstenliebe sein, schrieb Papst Benedikt.
Zahlreiche Dokumente über das Wirken des Generaloberes der Salvatorianer
waren lange in den Archiven vergraben und wurden erst jetzt wiederentdeckt.
Der Münchner Kirchenhistoriker Stefan Samerski über Pater Pfeiffer:
"Er war sehr wichtig für die Bevölkerung hier in Rom, weil
er sich sehr für die Belange der Stadtrömer eingesetzt hat. Außerdem
fungierte er als Mittelsmann des Papstes, man muss nach der heutigen
Quellenlage sogar sagen, er war DER wichtigste Kontaktmann des Heiligen
Stuhles und des Staatssekretariates zu den deutschen Besatzungsbehörden
hier in Rom gewesen."
Pater Pankratius hatte sich das Vertrauen des Papstes durch seinen
Dienst im Staatssekretariat erworben. Mit dem Kommandanten der deutschen
Besatzer war er befreundet – denn auch Kommandant Melzer kam aus Bayern
und war katholisch. Diese Kontakte nutzte der Pater aus, so gut es
eben ging: "In diesen neun Monaten hat er also tatsächlich
versucht, sehr viele Leute durch seine persönlichen guten Beziehungen
zu diesen Besatzungskräften aus dem Gefängnis zu befreien, und nach
Kenntnis der Quellen ist ihm das bei sehr vielen auch gelungen."
(rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Die für Herbst geplante Bischofssynode wird stattfinden:
Papst Benedikt XVI. hat die 11. Generalversammlung der Synode heute
bestätigt. Zugleich verkürzte
er jedoch die Sitzungsdauer um eine Woche. Die Bischöfe werden sich
demnach vom 2. bis zum 23. Oktober im Vatikan treffen, ihre Versammlung
steht unter dem Motto "Die Eucharistie: Quelle und Gipfel des
Lebens und der Mission der Kirche." Auch die Verantwortlichen
für die Synode, die Papst Johannes Paul II. noch im März ernannt hatte,
wurden bestätigt. Kardinal Francis Arinze, Präfekt der Liturgiekongregation,
wird die Bischofssynode leiten. (rv)
Europa
Deutschland
Der Weltjugendtag ist ein pfingstliches Ereignis. Das sagte Bischof Franz
Kamphaus, der Vorsitzende der Bischofskommission für weltkirchliche
Fragen, gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur. Standort und
Standpunkt der Kirche sei die "Eine Welt", und das solle
bei dem im August stattfindenden Jugendtreffen klar zum Ausdruck kommen,
betonte der Limburger Bischof. Christen seien Universalisten; sie
könnten von ihrem Glauben her keine Nationalisten sein; das sei der
Kirche mit Pfingsten ins Stammbuch geschrieben. Es könne und dürfe
in der Kirche keine Ausländer geben. (kna)
Berlin gibt grünes Licht für die EU-Verfassung. Mit überwältigender
Mehrheit hat der Bundestag dem Vertragsentwurf heute zugestimmt. 569
Abgeordnete votierten für die Verfassung, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit
von 401 Parlamentariern wurde damit bei weitem überschritten. In Frankreich,
Großbritannien und anderen EU-Staaten dagegen könnte die Verfassung
in Volksabstimmungen am Nein der Bürger scheitern - viele Menschen
fühlen sich schlecht informiert und schlicht überrollt, und nicht
wenige fürchten sich vor einem weiteren Wachsen der EU, Stichwort:
Rumänien, Bulgarien, Türkei. (rv)
Österreich
Die christlichen Kirchen in Österreich werden die Reform der österreichischen
Verfassung weiterhin kritisch begleiten und sich in der Reformdebatte
zu Wort melden - "gelegen oder ungelegen". Das kündigte die
Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Oberin
Christine Gleixner an. Gleixner war Mitglied im Verfassungs-Konvent,
der Ende Januar seine Arbeit beendet hat. Sie kritisierte neuerlich,
dass der Verfassungsentwurf von Konventspräsident Franz Fiedler wesentliche
Punkte nicht enthalte, auf die verschiedene Ausschüsse des Konventes
sich zuvor geeinigt hatten. (kap)
Spanien
König Juan Carlos würde das Gesetz der Links-Regierung Zapatero zur so genannten
Homo-Ehe annehmen, falls der Gesetzgeber es verabschiedet. Das hat ein Sprecher
des spanischen Königshauses bestätigt. Die katholische Kirche hatte
Juan Carlos aufgefordert, aus Gewissensgründen abzulehnen. Der König
werde aber strikt verfassungsgemäß handeln, betonte der Sprecher.
Die spanische Verfassung sieht vor, dass der König Gesetze ratifiziert,
die das Nationalparlament verabschiedet. (ansa)
Frankreich
Die französische Rundfunkaufsicht hat den Sender "Canal Plus" wegen
eines Sketches nach der Wahl von Papst Benedikt XVI. abgemahnt. Der Beitrag in
einer satirischen Sendung hatte das katholische Kirchenoberhaupt unter
Anspielung auf seine Mitgliedschaft in der Hitlerjugend als "Papst
Adolf II." bezeichnet. Der Fernsehsender habe gegen die Bestimmungen
zum Schutz des Privatlebens und des Rufs von Personen verstoßen, erklärte
die Aufsichtsbehörde CSA gestern in Paris. Zudem habe der Kanal die
Verpflichtung zur Achtung der verschiedenen politischen, kulturellen
und religiösen Werte seines Publikums missachtet. (ansa)
Afrika
Elfenbeinküste
In der Stadt Duèkouè, in der vor gut einer Woche mindestens 26 Menschen gewaltsam
starben, ist wieder Ruhe eingekehrt. Immer noch halten sich
aber etwa 500 Flüchtlinge in einer katholischen Missionsstation auf,
weil ihre Häuser zerstört wurden. Die Ausschreitungen hatten Anfang
des Monats mit einem Streik von Verkehrsunternehmen begonnen und waren
zu handfesten ethnischen Gewalttaten geworden. Beobachter hatten eine
Ausweitung auf das ganze Land befürchtet. (misna)
Sudan
Elf Friedensbeobachter der Afrikanischen Union sollen am vergangenen Dienstag
in der Krisenregion Darfur gekidnappt worden sein. Das berichtet
eine sudanesische Nachrichtenagentur. Die Entführer sollen den Angaben
zufolge Gespräche mit Vertretern der Afrikanischen Union gefordert
haben. In der Krisenregion sind mehr als 2.000 so genannte "Peacekeeper"
aus verschiedenen afrikanischen Staaten unterwegs. Sie sollen über
die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens wachen, den Regierung
und Rebellen vor einem Jahr unterzeichnet haben. (misna)
Nahost
Libanon
Der christliche Oppositionsführer Michel Aoun denkt an einen Boykott der Wahl,
weil er innerhalb der Opposition die christliche Gemeinschaft an den
Rand gedrängt sieht. Aoun, der gestern den maronitischen Patriarchen Nasrallah
Sfeir getroffen hat, beschuldigte außerdem einige Angehörige der multi-religiösen
Opposition, gezielt auf Zeitverzögerung zu setzen, damit das geltende
Wahlrecht nicht mehr rechtzeitig geändert werden kann. Die Christen
im Libanon fühlen sich vom Wahlrecht, das 2000 in Kraft getreten ist,
benachteiligt. (rv)
Asien
Pakistan
Die Christen des Landes sollen weiterhin konsequent gegen das so genannte
Blasphemiegesetz ankämpfen. Dazu fordern katholische Priester im Gedenken an
den pakistanischen Bischof John Joseph auf, der sich vor genau sieben
Jahren aus Verzweiflung über das Gesetz das Leben nahm. Joseph war
Vorsitzender der pakistanischen Bischöfe; mit seinem Selbstmord wollte
er auf die Hinrichtung eines pakistanischen Christen verweisen, der
kurz zuvor aufgrund des Gesetzes verurteilt worden war. Das Gesetz
sieht Gefängnisstrafen für Beleidigungen des Koran vor; auf Diffamierung
des Propheten Mohammed steht lebenslange Haft oder die Todesstrafe.
Die katholische Kirche fordert seit vielen Jahren die Abschaffung
des Gesetzes. (rv)
Indien
Im Nordosten des Landes sind Tausende Menschen zum Judentum übergetreten,
um nach Israel ausreisen zu können. Vor kurzem hat das Rabbinat in Jerusalem entschieden,
dass der im indischen Nordosten beheimatete Stamm der Bnei Menashe
der Nebenzweig eines jüdischen Stammes ist, der sich vor 2.700 Jahren
aufgelöst hatte. Die beiden betroffenen Bundessstaaten Mizoram und
Manipur, an der Grenze zu Bangladesh, gehören zu den ärmsten Staaten
Indiens. Bisher warten rund 7.000 bereits zum Judentum übergetretene
Menschen auf den Einwanderungsbescheid nach Israel. (ansa)
Die Regierung hat erstmals eine detaillierte Bilanz der interreligiösen
Zusammenstöße im Bundesstaat Gujarat vorgelegt. Demnach sind bei
den Zusammenstößen im Jahr 2002 fast 800 Moslems und 250 Hindus gewaltsam
umgekommen. Mehr als 200 Menschen sind nach wie vor verschwunden,
2.500 wurden verletzt. Missionare haben sich allerdings skeptisch
über die Statistik geäußert. Ihren Informationen zufolge sind bei
den Zusammenstößen mindestens 2.000 Moslems ermordet worden. (misna)
Südkorea
Katholiken und Buddhisten haben gemeinsam an vorbereitenden Feiern
zum Geburtstag von Buddha teilgenommen. Vertreter beider Religionen
wollen damit ein öffentliches Zeichen der Freundschaft setzen. Die
Regierung in Seoul hat gestern eine Amnestie für mehr als 1.000 Häftlinge
am Geburtstag Buddhas angekündigt. (asia-news)