- Nuntius schockiert über
Lage in Katastrophen-Gebiet -
- Brasiliens Kirche erneuert
Kritik an Regierung -
- Ratzinger, ein Papst-Kandidat...?
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Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Irak:
Christen werden zur Ausreise gedrngt
Im Irak hat
das Neue Jahr mit Erklrungen christlicher Kirchenfhrer begonnen,
in denen sie die Wahlen am 30. Januar begren und ihre Glubigen
aufrufen, sich fr die Wahllisten registrieren zu lassen. Aber schon
das ist ein Problem. Die meisten irakischen Christen sind heute
entwurzelt. Sie hatten ihre angestammten Siedlungsgebiete im Norden
des Landes bereits whrend der letzten Kriege verlassen und in den
groen Stdten Zuflucht gesucht. In Bagdad ist das zum Teil jetzt
noch der Fall. Dort, aber nur dort, wird mit einer strkeren christlichen
Wahlbeteiligung zu rechnen sein. Aus den anderen Stdten, aus dem
sdlichen Basra und zuletzt auch aus Mossul, hat aber mit dem zunehmenden
Terror gegen Kirchen und Klster, mit 60 Morden und 200 Entfhrungen
ein neuer Exodus eingesetzt. Viele Christen von Mossul sind in die
Ruinen des alten Niniveh geflchtet. Dort ist es einfach ein Ding
der Unmglichkeit, sie fr Whlerlisten zu erfassen. Die orthodoxe
Assyrische Demokratische Bewegung, an der auch chaldische Katholiken
beteiligt sind, will in der Ebene von Niniveh zwar eine Schutzzone
fr die irakischen Christen aufbauen. Bis zu den Wahlen wird das
aber kaum mehr gelingen. (rv)
Indonesien:
Nuntius schockiert ber Lage in Katastrophen-Gebiet
Lange Monate war das indonesische Aceh Sperrgebiet fr Besucher - wegen eines
heftigen Brgerkriegs. Aber nach dem verheerenden Tsunami, dessen
Epizentrum im Meer vor Aceh lag, lsst die Regierung jetzt doch
Auslnder in die vllig verwsteten Region einreisen. Der ppstliche
Nuntius in Indonesien, Erzbischof Albert Malcom Ranjith Patabendige,
war gestern zusammen mit dem Wiener Kardinal Christoph Schnborn
in Banda Aceh. Der Vertreter des Papstes sagt: "Die Lage
dort ist sehr schlimm. Noch immer wird nach Leichen gesucht, und
die Schden sind sehr, sehr gro. Wir fanden, das hnelt ein bisschen
dem biblischen Harmaggedon. So viele Menschen sind gestorben! Die
Bischfe der Kirche vor Ort arbeiten eng zusammen und tun, was sie
nur knnen - nicht nur fr die Katholiken, sondern auch fr die
Moslems. Wir arbeiten mit den Organisationen der Moslems zusammen,
denn es ist immer besser, solche Hilfe ber die richtigen Kanle
zu geben, damit wir von den Moslems da nicht missverstanden werden....
Die Lage ist sehr, sehr schwer, und wir brauchen viel mehr Hilfe
fr diese Leute."
Andere Kirchenverantwortliche in Aceh haben unterdessen Moslem-Fundamentalisten
wegen ihrer Ablehnung auslndischer Hilfe kritisiert. Die Mehrheit
der Bevlkerung begre die Untersttzung aus Europa, den USA und
von katholischen Hilfsorganisationen, sagte der Erzbischof-Koadjutor
von Medan, Anicetus Sinaga, dem niederlndischen Informationsdienst
"katholieknederland.nl". Doch
"kleingeistige Moslem-Fundamentalisten" wiesen
die Hilfe zurck, weil sie darin einen Versuch zur Christianisierung
der Region shen. Sinaga betonte, die kirchliche Hilfe diene nicht
dem Ziel, Seelen zu gewinnen. Sie folge ausschlielich humanitren
Prinzipien. (rv/kna)
Asien:
Kinderhandel nach Seebeben
Die Schreckensmeldungen nach dem Seebeben in Sdostasien reien nicht ab.
Mit der Zahl der Toten steigt auch die Zahl elternlos hinterbliebener
Kinder. In Indonesien und Sri Lanka entsteht bereits ein illegaler
Handel mit solchen Waisenkindern. Die Regierung in Indonesien hat
daher Sofortadoptionen bereits verboten, Sri Lanka warnt davor.
Verschiedene Gruppierungen betreiben in der aktuellen Notlage im
Katastrophengebiet illegalen Handel mit Waisenkindern. Die Kinder
werden ihrer sozialen Wurzeln beraubt und verkauft. Der Sozialminister
Indonesiens, Bachtiar Chamsyah, appellierte an die Polizei, dem
Menschenhandel ein Ende zu setzen. Sein Ministerium werde sich der
Waisen annehmen und sich um gesetzmige Adoptionen bemhen - entsprechend
gesetzlicher Richtlinien und mit allen Angaben ber die Herkunft
der Kinder.
Pater Michele Catalano, Jesuit in Sri Lanka, betonte die hohe Sensibilitt
in der Bevlkerung fr die Frage nach dem Verbleib der Waisenkinder.
Doch die internationalen Organisationen mssten helfen und drften
die menschlichen Tragdien und sozialen Gefahren nach der Flut nicht
vergessen. (asia-news)
Brasilien:
Kirche erneuert Kritik an Linksregierung
Die Kirche bleibt bei ihrer Skepsis gegenber der Politik der Linksregierung.
Vor zwei Jahren hatte der Gewerkschaftler Ignacio Lula da Silva
die Prsidentschaftswahl mit dem Schlachtruf "Fome Zero"
gewonnen. Das staatliche Null-Hunger-Programm ist aber nicht nahe
genug dran an den Bedrfnissen der Menschen, sagt Pater Cesar Moreira,
Direktor des Netzwerkes katholischer Radiosender in Brasilien. "Das
Programm wurde von Lulas Arbeiterpartei verabschiedet, die populr
war und deshalb Zuspruch unter den Whlern fand. Doch nher beim
Volk, und zwar immer schon, ist Brasiliens Kirche. Nher, als das
je eine Regierung sein kann! Der Prsident lebt in seinem Regierungspalast
in der Hauptstadt. Die Kirchenleute leben unter den Menschen, jeden
Tag, sie haben realistischere und bodenstndigere Vorstellungen."
Das staatliche Anti-Hunger-Programm ist schlecht organisiert,
sagt Pater Moreira. Und: Es sei eine schlechte Nachahmung des Sozialprogramms der Bischfe, der "Kampagne der Brderlichkeit".
"Das staatliche Programm wurde nicht auf alle Regionen ausgeweitet,
die es ntig gehabt htten. Die kirchliche "Kampagne der Brderlichkeit"
ist erheblich besser strukturiert. Alle Gemeinschaften kennen diese
Aktion. Die brasilianischen Bischfe bleiben also bei ihrer Kritik
an der Regierung, besonders in Sozialfragen. So sagte der Prsident
des Episkopates, Kardinal Majella Agnelo, die Regierung habe mit
ihrer Sozialpolitik einfach nicht alle sozialen Schichten erreicht
- und damit habe sie ihr Ziel verfehlt. Allgemein ruft die Kirche
die brasilianischen Sozialeinrichtungen dazu auf, die Aktivitten
der Regierung etwas kritischer zu sehen." (rv)
Deutschland:
Sternsinger-Aktion 2005 gestartet
Die 47. Sternsinger-Aktion ist heute
mit einem Gottesdienst im voll besetzen Klner Dom erffnet worden.
Auch in diesem Jahr werden rund eine halbe Million Mdchen und Jungen
in Deutschland von Haus zu Haus ziehen, um Spenden fr Kinder in
der ganzen Welt zu sammeln. Bereits vor der Flutkatastrophe in Sdostasien
stand Thailand als pdagogischer Schwerpunkt der diesjhrigen Aktion
fest. Dazu Monsignore Winfried Pilz, der Prsident des Kindesmissionswerkes
"Die Sternsinger": "Jetzt geht es um das Beispiel
an Thailand, das ist natrlich fr uns doppelt dramatisch, wir konnten
ja nicht ahnen, dass gerade diese Region der Welt auf einmal dermaen in den Blickpunkt
gert und eine solche katastrophale Situation von dort uns herausfordern
wrde."
Die erste gesammelte Million Euro soll jetzt an Kinder gehen,
die in Thailand Opfer des Seebebens wurden. Winfried
Pilz erklrt, worum es im weiteren Sinne bei der Aktion 2005 geht:
"Um die Frage, dass Kinder eine Stimme haben und dahinter
verbirgt sich einmal die Frage nach ihrer Wrde, aber auch die Frage
danach, dass Kinder selbst sich zu Wort melden knnen in dieser
Welt, wenn sie etwas entdecken, was nicht in Ordnung ist.
Und da gibt es eigentlich schon im Vorlauf eine lange Aktion,
wo wir Kinder aus aller Welt gebeten haben, T-Shirts zu bemalen,
zum Katholikentag schon, und eben zu sagen, was sie sich fr eine
Welt wnschen, und was sie an dieser Welt nicht gut finden. brigens
hat sogar der Papst selber ein T-Shirt unterzeichnet, ein signiertes,
das ist kaum zu glauben, aber es ist so." (rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Kardinal Joseph Ratzinger, Prfekt
der rmischen Glaubenskongregation, knnte der nchste Papst werden. Sie glauben das nicht?
Das angesehene US-amerikanische Wochenmagazin "Time" schon.
Die "Time" bezieht sich auf "rmische Quellen".
Diese sollen besttigt haben, dass der deutsche Kurienkardinal auf
der Liste der Papabili, also der Papst-Kandidaten, wieder aufgetaucht
sei, neben Namen, die bereits seit Zeiten genannt werden, wie etwa
der Mailnder Kardinal Dionigi Tettamanzi oder der Brasilianer Claudio
Hummes aus Sao Paolo. "Ratzinger ist absolut im Rennen",
zitiert das Magazin in seiner heutigen Ausgabe einen - naturgem
ungenannten, aber "hochrangigen" - Kurienmann. Die Lnge
des Pontifikates von Johannes Paul II. hat Beobachter zu der Ansicht
gebracht, dass der nchste Pontifex ein "bergangspapst"
sein knnte, also ein bereits in die Jahre gekommener Kandidat.
Kardinal Ratzinger vollendet im April das 78. Lebensjahr. (ansa)
Papst Johannes Paul II. hat Erzbischof Elio Sgreccia zum Prsidenten
der Ppstlichen Akademie fr das Leben ernannt. Der 76-jhrige
ist Professor fr Bioethik und war bislang Vize-Prsident der Akademie.
Sgreccia ist unter anderem Mitglied in der nationalen Bioethik-Kommission
Italiens und der internationalen Forschungsgemeinschaft gegen Aids.
Als neues Mitglied in die Akademie fr das Leben hat der Papst Ignacio
Carrasco de Paula berufen. Er lehrt in Rom Bioethik und gehrt dem
Opus Dei an. (rv)
Europa
sterreich
Einen hheren Stellenwert der Religion in Politik und Gesellschaft wnscht
sich der Innsbrucker Dizesanbischof Manfred Scheuer. "Ich habe den Eindruck,
dass unter dem Namen eines scheinbaren Pluralismus auch Verachtung
von Religion im Spiel ist. Das ist kein Weg des Dialogs. Die Gesellschaft
vergibt sich sehr viel, wenn sie die solidarische Kraft der Kirchen
und des Christentums wegschiebt", so Scheuer in einem Interview
in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Die Presse".
(kap)
Schweiz
In der Klosterkirche Einsiedeln hat ein Trauergottesdienst fr die Opfer des
Seebebens in Sdasien stattgefunden. 500 bis 600 Tamilen und
Schweizer nahmen an dem Gottesdienst teil, der von Abt Martin Werlen
und Menschen aus Sri Lanka gestaltet wurde. Das Kloster ist fr
die Schweizer Tamilen ein wichtiger Wallfahrtsort. Jedes Jahr pilgern
sie zur Schwarzen Madonna. Schon am Samstag war das tamilische Neujahrsfest
in Freiburg in eine Trauerfeier umgewandelt worden. Viele Tamilen,
die in der Schweiz leben, haben durch das Beben Angehrige verloren.
In Sri Lanka wurden nach bisherigen Angaben ber 29700 Menschen
gettet. (kath.ch)
Italien
Papst Johannes Paul II. ist in Italien die populrste Persnlichkeit
des Jahres 2004. Das hat eine heute in der Tageszeitung "la
Repubblica" verffentlichte Umfrage ergeben. Auf den Pltzen
zwei und drei folgen der Prsident der USA, George W. Bush, und
der Dalai Lama. Der amerikanische Prsident fhrt aber gleichzeitig
mit einem groen Vorsprung die Liste der
"schlechtesten Personen" an. (adn-kronos)
Niederlande
Die Katholiken erhalten ab September im niederlndischen Hrfunk und Fernsehen
mehr Sendezeit. Die zustndige Kommission sprach der katholischen
Kirche 19 Prozent der Sendezeit zu, wie niederlndische Medien heute
berichteten. Die Protestanten erhielten einen gleich hohen Anteil.
Der Anteil der Muslime an der Sendezeit werde um 25 Prozent wachsen,
die Sendezeit der Juden werde sogar vervierfacht. (kna)
Afrika
Sudan
Eine gemischte Kommission aus Vertretern der Regierung und der Rebellen wird
Gesetzesvorschlge und einen Entwurf fr eine neue Staatsverfassung
erarbeiten. Das hat gestern der sudanesische Justizminister in Khartum
bekannt gegeben. Es ist das erste greifbare Ergebnis des Waffenstillstandsabkommens,
das die beiden verfeindeten Parteien am 31. Dezember unterzeichnet
hatten. Die aktuelle sudanesische Verfassung aus dem Jahr 1998 enthlt
diskriminierende Elemente gegen nicht-muslimische Brger. (misna)
Asien
Birma
Die Flutwellen in Sdasien haben auch in Myanmar Tausende Menschen
gettet. Die italienische Tageszeitung "Corriere della
sera" berichtet heute unter Berufung auf einen rtlichen Pfarrer,
dass vor allem die Bevlkerung von mehreren hundert Inseln vor der
Kste schwer getroffen wurde. Die Militrregierung in Rangun verschweige
die Todesflle und habe die berlebenden gezwungen, die Toten ohne
viel Aufhebens zu beerdigen oder zu verbrennen. Der Priester berichtete,
er wisse von buddhistischen Mnchen, die mehrere hundert Leichen
im frheren Birma verbrannt htten. Unterdessen erklrte eine Sprecherin
der EU-Kommission, bisher htten keine EU-Fachleute nach Myanmar
einreisen drfen, um die humanitren Bedrfnisse zu prfen. (kna)