- Katholiken in Indien bemängeln
Hilfsmaßnahmen der Regierung -
- Spiegel kritisiert Meisner
für Vergleich Holocaust mit Abtreibung -
- Patriarch Pavle fordert
mehr Rechte für Kosovo-Serben -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Hilde Regeniter
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Sdasien:
"Existenzen wieder aufbauen!"
Nach der internationalen Geberkonferenz in Jakarta tagen heute die Auen-
und Entwicklungshilfeminister der EU in Brssel. Auf dem Sondergipfel
beraten sie ber die Folgen der Flutkatastrophe, die Koordinierung
der notwendigen Hilfen und einen mglichen Schuldenerlass fr die
betroffenen Lnder. Die Opferzahl im gesamten Krisengebiet stieg
inzwischen auf 160.000. Allein in Indien schtzen die Behrden die
Schden auf eine Milliarde und 200 Millionen Dollar. Wir haben Lawrence
Pius Dorairaj, den Weihbischof von Madras und Mylapore, um eine
Einschtzung der Lage gebeten: "Die Kirche hat sofort gehandelt.
Als erstes haben wir Kleidung und Lebensmittel verteilt und den
Obdachlosen Unterschlupf in unseren Kirchen und Schulen gewhrt.
Spter sind dann viele in ihre Huser zurckgekehrt, auch in die
zerstrten. Jetzt versucht die Kirche, diesen Leuten dabei zu helfen,
sich wieder eine Existenz aufzubauen, Fischernetze zu kaufen, die
zerstrten Gebude wieder aufzubauen und Schulbcher fr die Kinder
zu besorgen, die alles verloren haben und doch dringend wieder in
die Schule zurck sollen."
Die Leute stehen nach den schrecklichen Erlebnissen der vergangenen
Tage weiter unter Schock, betont der Weihbischof. Aber es gibt auch
Hoffnung: "Was uns sehr rhrt, ist die Solidaritt aus der
ganzen Welt: Wirklich so unglaublich viele Leute haben uns in diesem
Drama ihre Hilfe angeboten. Haben grozgig Geld, Kleider, Lebensmittel,
Medikamente gespendet. Und die Leute brauchen all das ganz dringend.
Anfangs gab es einige, die auf Gott schimpften, ihn fr die Katastrophe
verantwortlich machten. Aber langsam beginnen sie, das Geschehene
hinzunehmen." (rv)
Sri
Lanka: Einigung nach der Katastrophe?
Auf Sri Lanka, wo bis zu 40.000 Menschen ums Leben gekommen sind, macht sich
derzeit Ulrich Dornberg von Misereor ein Bild von der Situation
vor Ort. Der Inselstaat war bereits vor der Flutkatastrophe ein
unruhiges Land. Seit 1983 herrscht Brgerkrieg zwischen der Regierung
und der tamilischen Separatistenbewegung "Liberation Tigers
of Tamil Eelam" (LTTE). Die Rebellen wollen einen eigenen Staat
im Norden und Osten der Insel. Nach dem Unglck knnte jetzt die
gegenseitige Solidaritt die Chancen auf Frieden im Land erhhen,
sagt Lnder-Koordinator Dornberg: "Jetzt im Augenblick denken
wahrscheinlich weniger die singhalesische Armee wie die tamilischen
Separatisten der LTTE daran, zu den Waffen zu greifen, sondern fr
alle steht im Vordergrund, hier die unmittelbare Katastrophe, da
die Not der Menschen zu lindern und vielleicht bringt das ja auch
manche zur Rson, zu sagen: Hier, wir sind alle Menschen, wir helfen
einander bei dieser Katastrophe. Vielleicht finden da Menschen wieder
zusammen, die getrennt waren, wenn sie das Elend sehen, was Menschen,
unabhngig von ethnischer Zugehrigkeit, betrifft." (rv)
Indien:
Psychologische Hilfe ntig
Der sozial und ethisch engagierte Journalist Franz Alt hatte schon vor dem
Seebeben-Unglck eine Reise an die Sdkste des Subkontinents Indien
geplant. Trotz der nicht abreienden Schreckensmeldungen aus der
Region machte sich der erfahrene Medienmann auf den Weg ins Krisengebiet.
Seine Beobachtung: Die Menschen in den Camps fr Obdachlose sind
stark traumatisiert: "Das sind ja oft betroffene Fischer.
Und die weigern sich, an den Ort zurckzukehren, wo das Meer sie
so stark getroffen hat. Man muss sich das mal vorstellen - das Meer
war ihr groer Freund, ber viele Generationen hinweg, und jetzt
ist pltzlich das Meer der groe Feind und die Hlle."
Die vordergrndige Hilfe mit Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten
funktioniert in Sdindien ganz gut, meint Alt. Aber die Opfer brauchen
mehr: "Wichtig wre psychologische Hilfe. Das luft jetzt
an. Aber sehr schleppend. Und natrlich langfristig und mittelfristig
wirkliche Entwicklung. Damit meine ich, dass die indischen Behrden
oder die Entwicklungshilfeorganisationen oder die auslndischen
Regierungen nicht nur die Htten aufbauen, dort wo sie waren, sondern
wirklich stabile einfach Steinhtte, aber am besten ein Kilometer
entfernt vom Meer. Denn wir wissen, der Meeresspiegel steigt und
wenn dort wieder aufgebaut wird, wo jetzt die groe Welle zugeschlagen
hat, ist nicht viel gewonnen."
Unterdessen hat
der Prsident der
Katholischen Union Indiens, John Dayal, der Regierung vorgeworfen,
Angehrige niederer Kasten, Arme und Kinder bei den staatlichen
Hilfsmanahmen zu benachteiligen. Der Staat missbrauche die Not
der Menschen fr politische Zwecke und vergesse die rmsten der
Armen. Nach Besuchen im Katastrophengebiet beschuldigte der Priester
die Polizei zudem, Hilfstransporte zu beschlagnahmen und umzuleiten.
(rv/asia-news)
Deutschland:
"Jugendliche sind Hoffnung der Kirche"
Mit einem feierlichen Pontifikalamt hat die Internationale Konferenz zum XX.
Weltjugendtag 2005 gestern Abend im Klner Dom einen ersten Hhepunkt
erlebt. Der Prsident des Ppstlichen Rates fr die Laien, Erzbischof
Stanislav Rylko, betonte in seiner Predigt, der Weltjugendtag sei
"ein Ereignis, in dem die Kirche ihr jugendliches Antlitz wieder
entdecke". Wrtlich sagte Rylko: "Die Jugendlichen,
die daran teilnehmen, sagen uns, dass in der Welt eine neue Generation
von Frauen und Mnnern heranwchst, fr die Christus wirklich Herr
und Meister ist. Die das Evangelium als ein faszinierendes Lebensprogramm
entdecken. Fr die die Kirche eine Familie ist, die Heimat bietet
und denen der Papst ein groer Freund und sicherer Fhrer ist."
Erzbischof Rylko dankte den deutschen Jugendlichen, Gemeinden
und Bischfen fr die Vorbereitung des kirchlichen Groereignisses:
"Ich wnsche euch von Herzen, dass dieser XX. Weltjugendtag
berreiche Frucht trgt in eurem Leben! Kirche von Kln, Kirche
in Deutschland, auf werde Licht! Deine Kinder kommen von fern. Du
wirst es sehen und du wirst strahlen!" (rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Europa
Deutschland
Der Prsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hat
den Klner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, scharf kritisiert. Dessen Vergleich
von Abtreibungen mit dem Holocaust beleidige Millionen Holocaust-Opfer,
sagte Spiegel gegenber der Saarbrcker Zeitung. Er forderte Meisner
auf, sich unverzglich von diesem Vergleich zu distanzieren. Meisner
hatte am Dreiknigstag Abtreibung und Euthanasie mit den Verbrechen
Hitlers und Stalins verglichen. Fr derartige uerungen, bei denen
Abtreibung und Sterbehilfe mit den Verbrechen des Naziregimes gleichgesetzt
wrden, habe er absolut kein Verstndnis, betonte Spiegel weiter.
Unterdessen wies Meisners Sprecher, Manfred Becker-Huberti, die
Kritik zurck. Dabei werde bersehen, dass der Kardinal mit keinem
Wort die Einzigartigkeit des Genozids an den Juden unter Hitler
relativiert habe, sagte Becker-Huberti heute in Kln. (saarbrcker
zeitung.de/kna)
Der Islamrat fr die Bundesrepublik hat die muslimischen Gemeinden des Landes
aufgerufen, fr die Seelen der Verstorbenen der Flutkatastrophe
zu beten. Imame sollten in ihren Freitagspredigten fr die Katastrophenopfer und ihre
Hinterbliebenen beten, heit es in einem Kommunique des Rates. Unter
den Opfern seien auch viele Muslime. (pm)
Die beiden groen deutschen Kirchen kamen im vergangenen Jahr
in den berregionalen Medien des Landes kaum vor. Das ist das
Ergebnis einer Untersuchung des Bonner Forschungsinstituts "Medien
Tenor". Wie wenig ber die Grokirchen berichtet worden sei,
zeige ein Vergleich mit dem Deutschen Fuball-Bund (DFB). Der DFB
sei fter in den Fernsehnachrichten und in den Politik- und Wirtschaftsteilen
der Printmedien prsent gewesen als Vertreter der beiden groen
Kirchen. (kath.net/idea)
sterreich
Der Wiener Caritasdirektor Michael Landau hat Reformen bei der Zuerkennung
des Pflegegeldes gefordert. Die gegenwrtige Praxis sei "eine Zumutung,
besonders wenn es um Hherstufungen geht", betont Landau in
der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Kurier". Nach den
Worten des Caritasdirektors mssen Betroffene zu lange auf die ihnen
zustehende Untersttzung warten. Zudem sollten nur solche rzte
Begutachtungen vornehmen, die fr die Krankheitsbilder entsprechend
ausgebildet sind. Angehrige und diplomiertes Pflegepersonal sollten
- so Landau - in die Begutachtung miteinbezogen werden. (kap)
Serbien
Der serbisch-orthodoxe Patriarch Pavle I. hat erneut an die schwierige Situation
der Kosovo-Serben erinnert. In seiner Botschaft zum heutigen orthodoxen Weihnachtsfest
unterstrich der Patriarch, den Kosovo-Serben werde sogar das Recht
auf Leben genommen werde, whrend man zugleich weltweit die Freiheit
verknde. "Unseren Brdern im gekreuzigten Kosovo wurden Huser
ruiniert, jahrhundertealte Kirchen zerstrt, Grber geschndet.
In dem Land, das wir Serben mit Blut bezahlt haben, sollen unsere
Leute pltzlich kein Recht zu leben haben", heit es in der
Botschaft des Patriarchen. (kap)
Ukraine
Eine moralische Erneuerung der Gesellschaft hat Viktor Juschtschenko, der
Sieger der Prsidentschaftswahlen, gefordert. "Wir brauchen die
Hoffnung auf eine spirituelle, eine geistige Wiedergeburt der Nation",
so Juschtschenko in einer Ansprache zum Weihnachtsfest der orthodoxen
Kirche. Die wundersame Geburt Christi sei der endgltige Sieg des
Guten ber das Bse und verspreche auch dem ukrainischen Volk eine
strahlende Zukunft. Sein pro-russischer Gegenkandidat Janukowitsch
hatte betont, dass der Weihnachtsstern das Volk zu allen Zeiten
geeint htte. "In diesen schwierigen Zeiten", so Janukowitsch,
zeige er den Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Das Gute msse
siegen. (afp)
Belgien
Eine Kette der Solidaritt gegen jede Art von Gewalt und Fundamentalismus
haben Imame und Rabbiner bei einer gemeinsamen Konferenz in Brssel
gefordert. Die rund 200 islamischen
und jdischen Geistlichen aus Europa, den USA, Russland, Israel
und Kanada riefen in einem Appell die Politiker aller Lnder dazu
auf, an einem dauerhaften Frieden zu arbeiten und Hass und Intoleranz
zu bekmpfen. (ansa)
Frankreich
Eines der beiden weiblichen Mitglieder beim "Rat der franzsischen Muslime"
hat sein Amt niedergelegt. Das meldet die Nachrichtenagentur
Reuter. Die Frau schied mit der Begrndung aus, der Rat verschwende
seine Zeit mit Machtkmpfen und Verfahrensfragen, anstatt sich fr
die Moslems im Land einzusetzen. Es werde zum Beispiel nichts unternommen,
um gegen die Diskriminierung junger Muslime vorzugehen. (reuters)
Afrika
Sudan
In der westsudanesischen Krisenregion Darfur sind gestern fnf Mitarbeiter
einer norwegischen Hilfsorganisation auf Veranlassung der Regierung
verhaftet worden. Ein Sprecher sagte, man wisse bisher nicht ber die offiziellen Grnde Bescheid.
In Khartum hie es, die Norweger htten in einem Rebellenlager einen
Film ber Menschenrechtsverletzungen gedreht. (afp)
Nahost
Irak
Die fr den 30. Januar angesetzten Wahlen standen im Mittelpunkt der Freitagspredigten. Darin vertraten die Imame unterschiedliche Positionen.
In Bagdad sprachen sich sunnitische Religionsfhrer fr einen Aufschub
der Wahlen aus, solange sich die Sicherheitslage nicht gebessert
habe. Ebenfalls in der Hauptstadt wiederholte der radikale Schiiten-Chef
Moqtada al-Sadr seinen Aufruf, die Wahlen zu boykottieren. Erst
mssten "die amerikanischen Besatzer" das Land verlassen
haben. In der heiligen Stadt der Schiiten Nadschaf unterstrich hingegen
Scheich Saddeddine al-Qoubbanji die Notwendigkeit, das Datum der
Wahl einzuhalten. (afp)
Asien
Singapur
Die Erzdizese Singapur hat erstmals eine Frau zur Vorsitzenden des Pastoralen
Instituts "SPI" ernannt. Sie hoffe, dass auch kleine Gemeinden sich ffnen
wrden und sich nicht nur mit sich selbst beschftigten, sagte Wendy
Louis. Das SPI bildet Laien fr den Gemeindedienst aus. (uca-news)
Mongolei
Mit Symbolen der einheimischen Kultur gestaltet ein Schweizer Taiz-Bruder
Kirchenfenster in dem asiatischen Land. Viele Elemente der christlichen
Tradition htten auch fr Mongolen eine groe Bedeutung, sagt der
73-jhrige Bruder Marc. Seine Fenster zeigen unter anderem die Attribute
der vier Evangelisten: Matthus als Engel und Johannes als Adler,
Markus - in europischer Kultur ein Lwe - als Schneeleopard und
Lukas - bekannt mit dem Stier - als Grunyochse. Bruder Marc arbeitet
auf Einladung des Bischofs von Ulan-Bator und will die Kathedrale
zu einem Ort des Gebetes machen, an dem sich jeder Mongole angesprochen
fhle. (uca-news)
Amerika
Vereinigte
Staaten
Mehrere Menschenrechtsorganisationen haben in einer gemeinsamen Zeitungsanzeige
den knftigen US-Justizminister Alberto Gonzales kritisiert. Die Organisationen
werfen ihm vor allem seine Haltung zu den Rechten von Kriegsgefangenen
vor. Die Menschenrechtler, darunter die US-Sektion von Amnesty International,
zeigen in der groformatigen Anzeige ein Foto eines im Gefngnis
Abu Ghraib misshandelten irakischen Gefangenen und dazu den Text
"Sie kennen vielleicht nicht Alberto Gonzales - aber Sie kennen
die Resultate seiner Arbeit." (kna)