- Papst für Aufhebung des
Embargos gegen Kuba -
- Vatikan erwägt Beitritt
zum Schengen-Abkommen -
- Kardinal Lustiger vertritt
Papst in Auschwitz -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Vatikan:
Papst fr Aufhebung des Embargos gegen Kuba
Papst Johannes Paul II. wnscht die Aufhebung des Wirtschaftsembargos gegen
Kuba und eine Rckkehr des Inselstaates zum "freien Austausch" mit
bestimmten Teilen der internationalen Gemeinschaft. Das hat der
Papst dem neuen kubanischen Sonderbotschafter am Heiligen Stuhl
mitgeteilt, dessen Beglaubigungsschreiben er heute entgegennahm.
"Ein respektvoller und offener Dialog mit allen ist eine notwendige
Bedingung fr eine echte Entwicklung, so der Papst. Beim Namen nannte
der das Wirtschaftsembargo der USA gegenber Kuba allerdings nicht.
An die Adresse von Staatschef Fidel Castro verwies Johannes Paul
auf "ein Ambiente genereller Religionsfreiheit", das ntig sei,
um die sozialen Bemhungen der katholischen Kirche Kubas effizienter
werden zu lassen. Johannes Paul lie aber auch Lob fr den kommunistischen
Inselstaat anklingen. So verfolge er "mit Interesse" die Bemhungen
der kubanischen Autoritten in Gesundheitsvorsorge, Erziehung und
Kultur. Dies seien `einige Sulen des Gebudes des Friedens, der
nicht nur Abwesenheit von Krieg sei. Der Papst dankte dem neuen
Sonderbotschafter Raul Roa Kouri auch fr die von Castro bersandten
Gre." Das Wirtschaftsembargo der USA gegen Kuba ist seit
1962 in Kraft. Prsident Bush hatte es im Vorjahr noch verschrft.
(rv)
Asien:
Caritas spricht von langwierigem Wiederaufbau
Caritas International hat inzwischen fast 40 Millionen Dollar fr die Opfer
der verheerenden Seebeben gesammelt. Die weltweit verzweigte Hilfsorganisation
ist mit Experten, Sanittern und Freiwilligen in den Katastrophengebieten
direkt vor Ort. Whrend die Infrastruktur in Indien zumindest teilweise
wieder hergestellt wird, einige Familien bereits in ihre Drfer
zurckkehren konnten, ist die Lage in den brigen Lndern Sdostasiens
noch immer dramatisch. Paolo Beccegato von Caritas Italien berichtet:
"Es gibt noch groe logistische Schwierigkeiten, die betroffenen
Gebiete auch erreichen zu knnen, vor allem die kontrollierten Gebiete
der Tamilen. Die Straen, weit abliegende Drfer - die Lage ist
wirklich sehr schwierig. Speziell in Indonesien, bleibt die Lage
weiter angespannt. Der Wiederaufbau wird langsam voran gehen. Wir
mssen hier bleiben und helfen, einige Jahre lang. Nur mit diesem
Gedanken knnen wir der hiesigen Bevlkerung ein klein wenig Hoffnung
machen."
Der Wiederaufbau wird lange dauern und mit rein medizinischer
oder logistischer Hilfe sei es nicht getan, betont Beccegato: "Vor
allem und zuerst brauchen wir mehr als blo Verbandsmaterial: vor
allem fr die Kinder, fr die all die Verletzten mit ihren unterschiedlichen
Problemen und Lebensgeschichten, fr das medizinische Personal aber
auch fr uns ist die menschliche Seite sehr wichtig, persnliche
Kontakte, psychologische Betreuung. Und dann geht es natrlich darum,
den Vtern, den Familien wieder Arbeit zu geben, den Handel, die
Wirtschaft wieder anzukurbeln. Schlielich muss auch das Erziehungs-
und Schulwesen wieder in Gang gesetzt werden und alles, was sonst
zum Leben ntig ist." (rv)
Russland:
Kirchen beten gemeinsam fr Menschen in Not
300 Millionen orthodoxe Christen haben gestern ihr Weihnachtsfest gefeiert:
Jene, die den orthodoxen Kirchen von Russland, Serbien, Polen und
der Tschechischen Republik angehren und den julianischen Kalender
befolgen. In seiner Weihnachtsansprache erinnerte der Patriarch
von Russland, Alexej II., an das Trauma des Anschlags auf die Schule
in Beslan und betonte, dass dabei die Mehrheit der Menschen ein
Beispiel groer Nchstenliebe gegeben habe. Der katholische Erzbischof
in Moskau, Tadeusz Kondruziewicz, erklrt die Gemeinsamkeiten zwischen
den Konfessionen beim Feiern des Weihnachtsfestes: "Die
Orthodoxen kennen eine Adventszeit so wie wir, mit Gebet und Fasten.
Das ist wirklich sehr hnlich. Nach diesem schwierigen Jahr, das
die Geiselnahme in Beslan und weitere schlimme Terrorakte in Russland
sah, und zuletzt die Flutkatastrophe in Asien, beten die orthodoxe
und katholische Kirche gemeinsam mit anderen Konfessionen und Kirchen
fr die Opfer. Die Geburt Jesu ist ein Zeichen des Erbarmen Gottes.
Auch die orthodoxe Kirche will, wie die anderen Kirchen, dieses
Zeichen des Erbarmens setzen."
Fr russische Christen ist Weihnachten ein besonderes Zeichen
der Hoffnung, sagt der Moskauer Erzbischof: "Vor allem muss
man sehen, dass ein Viertel der Menschen in groer Armut lebt. Trotz
dieser wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist das russische Volk offen
gegenber dem Wort Gottes. Wir haben nicht viele Kirchen, aber zu
Weihnachten waren sie gesteckt voll. Das gleiche gilt fr die orthodoxen
Kirchen zu deren Weihnachtsfest. Das bedeutet, die Menschen in Russland
sind auf der Suche nach spirituellen und nicht nur nach materiellen
Werten. Und das ist, 70 Jahre nach Beginn der Verfolgungen, neu.
Das russische Volk braucht Hoffnung." (rv)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Die
Frage, ob der Vatikanstaat dem Schengen-Abkommen von 1985 beitreten
soll, verdient "eine aufmerksame Prfung".
Das sagte der vatikanische Staatsanwalt, Nicola Picardi, heute bei
der Erffnung des 76. Gerichtsjahres. Die Abkommen wrden schlielich
nicht nur die schrittweise Abschaffung der Grenzkontrollen betreffen,
sondern auch den Austausch an Informationen im Sinn des Personenschutzes
intensivieren. Dies sei wnschenswert, weil im Zug der Terrorbekmpfung
die Sicherheitsbedrfnisse des Vatikans gestiegen seien. Bei der
Vorstellung des neuen Kriminalittsberichtes fr den Vatikanstaat
ist die Zahl der unaufgeklrten Diebsthle unverndert hoch. 90
% von ihnen bleiben Picardi zufolge unaufgeklrt. Die traditionell
hohe Kriminalittsstatistik des Vatikans sei naturgem nicht auf
die knapp 500 Bewohner zurckzufhren, sondern auf die 18 Millionen
Pilger und Touristen, die jedes Jahr Basilika und Museen besuchten.
(ansa)
Der Sekretr des Ppstlichen Rates fr die Flchtlingsseelsorge,
Monsignore Agostino Marchetto, hat betont, dass die Fischer von
der Flut am schwersten getroffen wurden. Sie htten alles verloren
und seien nach der Katastrophe extrem traumatisiert, sagte der Monsignore
in einem Interview mit der Nachrichtenagentur MISNA. Das habe er
aus vielen Telefongesprchen mit Helfern erfahren. Nun msse man
vor allem an den langfristigen Wiederaufbau denken, so Marchetto
weiter. (misna)
Kardinal Jean-Marie Lustiger, Erzbischof
von Paris, ist der Sondergesandte des Heiligen Stuhles bei den Feierlichkeiten
zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
Das hat der Vatikan heute bekannt gegeben. Lustiger stammt aus einer
jdischen Familie, er konvertierte mit 14 Jahren zum Katholizismus.
Seine Mutter starb 1943 in den Gaskammern von Auschwitz. Zu der
Zeremonie am 27. Januar in Polen werden 10.000 Personen erwartet.
(rv)
Papst Johannes Paul II. hat seinen Schmerz ber das schwere Eisenbahnunglck
in Norditalien bekundet. In einem Telegramm an Erzbischof Carlo
Caffarra von Bologna sprach der Papst den Angehrigen der Opfer
sein Beileid aus. Beim Zusammensto zweier Zge auf der Strecke
zwischen Bologna und Verona waren gestern 14 Menschen ums Leben
gekommen. (rv)
Papst Johannes Paul II. hat sich zum diesjhrigen Weltgebetstag
geuert. Er findet am 17. April statt und steht unter dem Motto:
"Zum Hinausfahren berufen". Dies soll an die Worte erinnern,
die Jesus an seine ersten Jnger richtete. Der Papst sprach vor
allem Jugendliche an und betonte, "dass Christus nicht ohne
sie auskommen" wolle. Vor dem Hintergrund des wachsenden Priestermangels
bat er darum, "eine breit angelegte und engmaschige Berufungspastoral
zu schaffen". (rv)
Europa
Deutschland
Der Erzbischof von Kln, Kardinal Joachim Meisner, hat seinen Vergleich von
Abtreibungen und Holocaust zurck genommen. "Wenn ich geahnt
htte, dass mein Verweis auf Hitler missverstanden htte werden
knnen, htte ich seine Erwhnung unterlassen. Es tut mir leid,
dass es dazu gekommen ist", zitiert das Presseamt des Klner
Erzbistums den Kardinal heute in einer Aussendung. Der Vorsitzende
des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hatte Meisner
rechtliche Schritte angedroht, sollte dieser sich nicht von seinem
Vergleich distanzieren. (pm)
Italien
Die Vorwrfe gegen die Kirche in der Diskussion um das Gesetz ber knstliche
Befruchtung hat der Erzbischof von Turin, Kardinal Severino Poletto,
hart zurckgewiesen. Katholiken setzten sich auf demokratische Weise fr die
Werte des Evangeliums ein, auf denen sich Gesellschaft und Familie
aufbaue. Einen Kreuzzug habe sie dafr nicht ntig. Das Gesetz ist
eines der restriktivsten Europas. Demnach ist die Befruchtung mit
Ei- oder Samenzellen, die nicht von dem kinderlosen Paar selbst
stammen, verboten. Hchstens drei Eizellen drfen jeweils im Reagenzglas
befruchtet werden. Das Einfrieren von Embryonen ist praktisch verboten
ebenso wie Leihmutterschaften und die Verwendung von Embryonen fr
wissenschaftliche Forschungen. Das Gesetz war von einer parteibergreifenden,
katholisch-konservativen Front gegen massiven Widerstand der liberalen
Krfte und vieler Frauen im Parlament verabschiedet worden. Die
Gegner sprechen nun von einem Geschenk an die Kirche. Von Mitte
April bis Mitte Juni entscheiden die Italiener in einem Referendum
ber die Abschaffung des Gesetzes. (adn-kronos/pm)
Spanien
Die Bischofskonferenz des Landes hat den Plan der gemigten baskischen Nationalisten
abgelehnt, aus dem Baskenland eine autonome Region zu machen. In einer Stellungnahme
heit es, es sei unzulssig, die spanische Verfassung auf diese
Art zu ndern. Eine solche Entwicklung gefhrde die Souvernitt
des spanischen Staates und sei daher inakzeptabel, so die Bischfe
weiter. (afp)
Trkei
Die deutsche katholische Gemeinde Sankt Paul in Istanbul kann ihre Gebude
im Ortsteil Sisli auch knftig nutzen. Der Verkauf der Liegenschaft
sei rckgngig gemacht worden, wie die Deutsche Bischofskonferenz
gestern Abend mitteilte. Ein trkischer Anwalt, der seit Jahren
als Verwaltungsratsvorsitzender die Liegenschaften der deutschen
katholischen Gemeinde verwaltet, hatte zuvor Kirche, Pfarrhaus,
Garten und das benachbarte "Deutsche Altenheim" gegen
den Willen der Kirche verkauft. Der Treuhnder hatte damit nach
den Worten der Bischofskonferenz seine Befugnisse "bei weitem
berschritten". Zusammen mit der Deutschen Botschaft in Ankara
und dem Istanbuler Generalkonsulat war es Vertretern der Bischofskonferenz
mglich, die Immobilie fr die Kirche zurckzubekommen. (kna)
Afrika
Demokratische Republik Kongo
Im Osten des Landes haben abtrnnige Soldaten nach Angaben der Vereinten Nationen
ein Massaker an der Zivilbevlkerung verbt. Unter den mindestens 30
Opfern seien auch Frauen und Kinder, teilte die UN-Mission in dem
afrikanischen Land mit. Der berfall in dem Dorf Buramba habe sich
bereits Mitte Dezember ereignet. - In New York wurde unterdessen
bekannt, dass Soldaten der UN-Friedenstruppe im Kongo wiederholt
Frauen und minderjhrige Mdchen sexuell missbraucht haben. (dw-online)
Uganda
Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und der Rebellenorganisation
"Widerstandsarmee des Herrn" haben wieder zugenommen. Das berichtet die ugandische Tageszeitung "The Monitor".
Am 31. Dezember endete der Waffenstillstand, der ausgehandelt worden
war, um die Friedensverhandlungen voranzutreiben. Seither sind drei
Rebellen und ein Regierungssoldat ums Leben gekommen. (misna)
Nahost
Ihr Mitgefhl und ihre Solidaritt mit den Katholiken im
Heiligen Land haben europische und amerikanische Bischfe in Bethlehem
zum Ausdruck gebracht. Bei der jhrlichen Konferenz mit Vertretern der Kirchen
in Israel und Palstina befassen sich die Delegierten mit der politischen
wie gesellschaftlichen Situation des Landes und diskutieren ntige
Wege fr die Seelsorge im Heiligen Land. Das Treffen begann heute
Morgen mit einem kumenischen Gottesdienst in der Geburtskirche
und dauert noch bis nchsten Donnerstag. (rv)
Saudi
Arabien
Die Regierungen der arabischen Staaten sind von rtlichen Zeitungskommentatoren
heftig kritisiert worden. Die Zurckhaltung bei
der Hilfe fr die Flutopfer sei zu gro. Bisher htten alle Golfstaaten
zusammen lediglich 113 Millionen Dollar gespendet. 83 Millionen
davon stammten von Privatleuten. Insgesamt sind bereits 3,7 Milliarden
Dollar an Hilfsgeldern in die Region geleitet worden. (asia-news)
Asien
Philippinen
In dem berwiegend katholischen Inselstaat hat die Polizei ein Selbstmordattentat
auf eine katholische Prozession verhindert. Das berichtet
der Nachrichtendienst Misna. 16 muslimische Fundamentalisten seien
festgenommen worden. Die mutmalichen Terroristen, darunter drei
Frauen, sollen alle philippinische Staatsbrger sein. Auerdem stellten
die Beamten drei Bomben und zahlreiche Handfeuerwaffen sicher. Zu
der Feier in einem Vorort in Manila werden morgen Zehntausende von
Teilnehmern erwartet. (misna)
Amerika
Vereinigte
Staaten
Der Erzbischof der Dizese Hartford im Staat Connecticut, Henry Mansell, hat
alle Katholiken aufgefordert, eine Petition fr die Abschaffung
der Todesstrafe zu unterzeichnen. In dem US-Bundesstaat soll nach mehr als 44 Jahren
wieder eine Hinrichtung stattfinden. Mehr als 50 % der Einwohner
Connecticuts befrworten Umfragen zufolge die Todesstrafe. (cna)
Venezuela
Die Bischfe sind besorgt ber den Stellenwert der Menschenrechte in ihrem
Land. Zum Auftakt ihrer Jahresvollversammlung forderte die Bischofskonferenz daher
einen "nationalen Dialog zur berwindung der Intoleranz".
Es gebe zahlreiche Berichte ber Verletzungen von Menschen- und
Brgerrechten sowie ber Korruption, betonte der Vorsitzende der
Bischofskonferenz, Baltazar Porras. (efe)
Brasilien
Whrend der Beichte hat ein Mann bekannt, gestohlene Kruzifixe und Heiligenbilder
zu besitzen. Er gab sie gleich darauf an den Pfarrer zurck.
Eine Anzeige hat er aber nicht zu befrchten: Das Beichtgeheimnis
verbietet es dem Priester, Angaben zur Person zu machen. Die Gegenstnde
galten bereits seit ber 50 Jahren als gestohlen. (kna)
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aciprensa, ansa,
efe, afp,
reuters, ap,
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cns, uca-news, misna,
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Romano", die Vatikan-Zeitung in deutscher Sprache. Die
jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan
können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
Titel:
Bonifatius. Mit Axt und Evangelium
Autor: Hubertus Lutterbach
Verlag: Herder
Preis: 19,90 Euro
Rezensent: Ludwig Waldmüller
Bonifatius - Apostel der Deutschen. Eine unglaublich vielschichtige
Gestalt, angelsächsischer Missionar, päpstlicher Legat
und Erzbischof mit großen Befugnissen, Organisator der kirchlichen
Struktur des Frankenreiches, Kloster- und Bistumsgründer
und nicht zuletzt Märtyrer. 1250 Jahre sind es nun her, dass
Winfried, wie der englische Mönch ursprünglich hieß,
von aufgebrachten friesischen Heiden erschlagen wurde. Grund genug,
seiner Person etwas auf die Spur zu kommen. Hubertus Lutterbach
hat das versucht, und zwar in seinem Buch "Bonifatius. Mit
Axt und Evangelium". Eine Biographie in Briefen soll das
Werk sein, heißt es gleich im Untertitel. Will heißen:
Das Briefwerk des Bonifatius liegt hier in einer vollen Übersetzung
vor, allerdings in einer übervollen. Das wiederum will heißen:
Hubertus Lutterbach hat alle Briefe des Bonifatius auf deutsch
übersetzt und auch ediert, was aus dem Briefwechsel des Germanenmissionars
allerdings nicht mehr erhalten ist, hat er dann ersetzt: Creative
Writing, Kreatives Schreiben in der Reinform. Der Theorie dieses
Vorgehens widmet er dann auch noch ein Schlusskapitel. Man kann
sich natürlich streiten, inwiefern das nun ein historisch
brauchbares Vorgehen ist und ob Lutterbach mit seinen Ergänzungen
nicht den Raum des Zulässigen überschreitet. Nun, mit
Hilfe dieses Briefwechsels entsteht, das kann man auf alle Fälle
sagen, ein sehr lebendiges Bild des frühmittelalterlichen
Christentums und der Person des Bonifatius. Allerdings ist die
Lektüre nicht gerade einfach, und so stellt sich schon die
Frage, für welches Publikum das Buch gedacht ist. Wer ein
wissenschaftlich einwandfreies Werk sucht, wird natürlich
von der Fiktionalität der ergänzten Briefe abgeschreckt,
wer aber eine populär geschriebene Biographie des heiligen
Germanenmissionars sucht, wird von der Sprödigkeit der Übersetzungen
dermaßen verschreckt, dass eine leichte Lektüre sicherlich
nicht gegeben ist. Ein Zwischending aus Briefroman und Quellensammlung
ist die Folge, das dadurch noch etwas verwirrender wird, dass
auch in den einzelnen Briefen Abschnitte dazu erfunden sind. Prinzipiell
handelt es sich also um ein interessantes Buch, vor allem für
jemanden, der einmal "Bonifatius im O-Ton" lesen will.
Für einen "Anfänger", was die Bonifatius-Biographie
angeht, ist das Buch allerdings nicht zu empfehlen.