- Papst zu Diplomaten: "Lasst
Euch Friedenstraum nicht nehmen!" -
- Naher Osten: Bischöfe
zeigen Solidarität -
- Palästina nach der
Wahl -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Vatikan:
Papst fordert vor Diplomaten Frieden
Papst Johannes Paul II. drngt die Menschheit, sich ihren Traum vom Frieden
nicht nehmen zu lassen. Zwar habe der Terrorismus eine ungeahnte
globale Dimension erreicht; aber mit Menschlichkeit lieen sich
alle Probleme angehen. Das sagte der Papst heute in seiner traditionellen
Neujahrs-Ansprache vor Diplomaten aus 174 Staaten, die beim Vatikan
akkreditiert sind. An der groen Audienz im Vatikan nahmen auch
Vertreter der EU, Russlands, der PLO und des Souvernen Malteserordens
teil.
Hier kommen Sie zu den Kernstzen
aus der Papst-Rede, die zum Teil von einem Mitarbeiter Johannes
Pauls verlesen wurde.(rv)
Vatikan:
Tschechischer Botschafter zum Papst-Empfang
Einer der am Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten ist Pavel Jajtner, Vertreter
der tschechischen Republik. Hier seine Einschtzung ber den wichtigsten
Punkt der Papst-Rede an die Diplomaten. "Wir haben als Tschechen
die schreckliche Erfahrung des Kommunismus hinter uns, und das ist
auch die Erfahrung des Heiligen Vaters - der kennt das. Hier ist
auch eine Hoffnung, denn das Volk mit dieser Erfahrung hat eine
groes Interesse am Frieden und an der Freiheit. Davon hat auch
der Heilige Vater gesprochen: Freiheit als einer der wichtigsten
Werte fr einen Menschen." (rv)
Naher
Osten: Palstina nach der Wahl
Mit mehr als 62 % der Stimmen hat PLO-Chef Mahmud Abbas die Wahlen zum Palstinenserprsident
fr sich entschieden. Es war die erste Wahl seit 1996. 1,8 Millionen
Palstinenser waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Nach einigen Schwierigkeiten, vor allem im
Osten Jerusalems, waren die berfllten Wahllokale zwei Stunden
lnger als vorgesehen geffnet worden. Israel hat Abbas offiziell
zur Wahl gratuliert und Zusammenarbeit signalisiert. Palstinenser
wie Israelis verbinden groe Hoffnungen mit der Wahl von Arafats
Nachfolger. Dazu Pater Aziz Halaweh, Pfarrer in Birzeit nahe Ramallah:
"Wir wollen, dass Sharon den Gazastreifen rumt, aber wir
wollen auch, dass das nur ein erster Schritt ist, das ganze Westjordanland
zu verlassen, ganz Palstina. Unser Leben ist mit den Besatzern
wahrhaft schwierig geworden. Und auch die Israelis knnen nicht
stndig in dieser Angst leben -
so wie all die Siedler, die mitten unter den Palstinensern
leben. Alle sollen sie Palstina verlassen und in ihr Land zurckkehren.
Wir wnschen uns wirklich, dass der neue Fhrer sein Amt in Gerechtigkeit
und Frieden ausbt, dass er Achtung vor dem Gesetz hat und dass
wir wirklich ein Leben in Demokratie fhren knnen."
Israels Premier Ariel Sharon hat Abbas dazu aufgefordert, die
islamistischen Terrorgruppen unter Kontrolle zu bringen. Daran seine
politische Arbeit gemessen. Halaweh hat Zweifel am Friedensangebot
Israels: "Ich hoffe, dass Abu Mazen die Moslems besiegt.
Er muss die Strae der Gewalt verlassen und einen Weg, der wirklich
zum Frieden fhr,t einschlagen knnen. Aber es steht zu befrchten,
dass die Israelis ihn nicht arbeiten lassen werden - das ist das
Problem. Wenn die Israelis den Frieden wirklich wollen, dann knnen
sie es jetzt zeigen." (rv/afp/misna)
Naher
Osten: Bischfe zeigen Solidaritt
Ihre Solidaritt mit den Katholiken im Heiligen Land haben europische, US-amerikanische
und kanadische Bischfe in Bethlehem zum Ausdruck gebracht. Das
jhrliche Treffen findet auf Einladung der katholischen Bischofskonferenz
von Israel und Palstina statt. Die Delegierten beschftigen sich
vor allem mit dem Dialog der Religionen und besuchen verschiedene
kirchliche Einrichtungen. Die Situation der Katholiken im Heiligen
Land ist sehr schwierig, berichtet Peter Fleetwood. Er ist fr den
Rat der Europischen Bischofskonferenz in Israel. "Viele
von ihnen verlassen ihre Heimatdrfer und kehren nicht zurck. Es
macht sehr traurig, das Aussterben der christlichen Bevlkerung
zu sehen. Es fehlt an Intellektuellen, es fehlen die jungen Menschen,
die kraftvollen und gut ausgebildeten. Vielleicht mssen die Bischfe
deshalb jedes Jahr wiederkommen. Wir wollten in diesem Jahr pausieren,
aber die Bischfe von Galila haben uns deutlich gemacht, dass das
ein schlechtes Zeichen wre - gegenber Israel und gegenber den
Christen des Landes. Sie sagten: Wir sind abhngig von eurer Solidaritt."
Die Lebensbedingungen der Christen in Israel und Palstina sind
sehr unterschiedlich, berichtet Fleetwood. "Denen, die in
Jerusalem wohnen, geht es nicht allzu schlecht. In Bethlehem dagegen
leben die Menschen in einer Art Belagerungszustand. Dieser Eindruck
wird noch verstrkt durch die Sicherheitsmauer, die die Israelis
im vergangenen Jahr errichtet haben. Das ist eine schreckliche Sache,
schrecklich anzusehen. Kein Wort kann das je beschreiben."
Die Konferenz dauert noch bis Donnerstag. Geplant ist bislang
auch ein Treffen mit dem neugewhlten Palstinenserchef Mahmud Abbas.
(rv)
Hier sind die Kernstze aus der Papst-Rede, die zum Teil
von einem Mitarbeiter Johannes Pauls verlesen wurde:
"Die furchtbare Natur-Katastrophe von Ende
Dezember hat das Jahresende schmerzhaft geprgt. Auch andere Tragdien
machten 2004 traurig, etwa die barbarischen Akte des Terrors im
Irak und anderen Staaten, das Attentat in Madrid, das Massaker von
Beslan, die unmenschliche Gewalt in Darfur, die Grausamkeiten in
der afrikanischen Region der Groen Seen.
Aber Gott ldt uns ein, uns nie entmutigen zu lassen. Stattdessen
sollen wir die gemeinsamen Bande der Menschlichkeit strken. Wo
ein Mensch ist, da ist fr uns ein Bruder.
Die erste Herausforderung an die Menschheit heute ist die Bedrohung
des Lebens. Da geht es vor allem um den Beginn des Lebens - den
Moment, wo der Mensch am schwchsten ist. Gegenstzliche Vorstellungen
prallen aufeinander in Sachen Abtreibung, knstliche Befruchtung,
Stammzellforschung, Klonen. Die Kirche sagt klar, dass der Embryo
nicht in seiner Integritt und Wrde verletzt werden darf.
Das Heiligtum des Lebens ist die Familie. Sie wird heute oft durch
soziale und kulturelle Faktoren bedroht - in einigen Staaten auch
Gesetze, die - manchmal sogar direkt - ihre natrliche Struktur
beschdigen. Eine Familie, das ist ein Bund zwischen Mann und Frau
in der Ehe.
Eine zweite Herausforderung ist die Armut. Die Erde hat eigentlich
genug Ressourcen, um alle ihre Bewohner zu ernhren. Trotzdem sterben
jedes Jahr Millionen Kinder an Hunger oder seinen Folgen. Aller
Einsatz der UNO und der NGOs reicht nicht: Wir brauchen eine starke
moralische Mobilisierung der ffentlichen Meinung und der Politiker.
Dann ist da die Herausforderung
des Friedens. Wie viele Kriege und bewaffnete Konflikte toben noch!
Von einem Ende des Globus zum anderen fordern sie unzhlige unschuldige
Opfer! Und der Terrorismus hat mittlerweile eine globale Dimension
wie nie zuvor.
In Afrika sehe ich aber doch einen wachsenden gemeinsamen Willen,
Konflikte zu lsen und zu vermeiden, etwa in der Afrikanischen Union.
Auch in Nahost scheint die grausame Konfrontation sich zu beruhigen.
Und in Europa versucht die EU, mit dem Verfassungsvertrag noch strker
zu werden und weiterhin andere Staaten aufzunehmen.
Eine weitere Herausforderung ist die Freiheit. Sie ist vor allem
ein Recht des Einzelnen. Wie die Menschenrechtserklrung sagt, werden
"alle Menschen frei geboren". Die gleiche Erklrung garantiert
auch ausdrcklich das Recht auf Religionsfreiheit. Sie wird aber
weiter in vielen Staaten nicht genug anerkannt. Aber man sollte
nicht frchten, dass Religionsfreiheit andere Freiheiten einschrnken
oder die Beziehungen innerhalb eines Staates beschdigen knnte.
Dank Religionsfreiheit entwickelt und verbreitet sich vielmehr auch
jede andere Freiheit."
DIE
NACHRICHTEN:
Europa
Deutschland
Fnf deutsche Organisationen fr Entwicklungshilfe haben das Bndnis "Gemeinsam
fr Menschen in Not - Entwicklung hilft!" gegrndet. Den Ansto dazu
gab die Katastrophe in Sdostasien. Das Bndnis fordert eine langfristige
Aufbauhilfe. Es will die Industrielnder dazu bewegen, sich fr
die rmsten einzusetzen und mehr als nur die unmittelbare Not zu
lindern. Die neue Organisation wird von zahlreichen Prominenten
untersttzt. Die Initiatoren waren Brot fr die Welt, Medico International,
Misereror, Terre des Hommes und Deutsche Welthungerhilfe.(pm)
Anselm Bilgri, Benediktiner und Ex-Prior von Kloster Andechs,
will seinen Orden endgltig verlassen. Das besttigte sein Mnchner
Bro auf Anfrage der "Katholischen Nachrichten-Agentur".
Demnach hat Bilgri im Vatikan einen Antrag auf Entbindung von seinen
Ordensgelbden gestellt. Er rechne noch in diesem Monat mit einer
Zustimmung aus Rom, zitierte ihn die Mnchner Zeitung "tz"
in ihrer heutigen Ausgabe. Der frhere Leiter der Andechser Klosterbetriebe
hat nach einem Streit mit seinem Abt Johannes Eckert Mitte Oktober
Andechs verlassen und wohnt nun in einer Schwabinger Mietwohnung.
(kna)
sterreich
Die Bischfe fordern einen Schuldenerlass fr die von der Flutkatastrophe
betroffenen Lnder. sterreichs Politik solle sich international dafr einsetzen,
dass den Staaten ihre Schuldenlast erleichtert wird, so der Wiener
Weihbischof Ludwig Schwarz, Vorsitzender der "Koordinierungsstelle
der sterreichischen Bischofskonferenz fr internationale Entwicklung
und Mission" (KOO). Die Schulden der betroffenen sdasiatischen
Staaten belaufen sich auf 272 Milliarden US-Dollar. Ihnen stnden
derzeit Hilfszusagen von fnf Milliarden Dollar gegenber, so das
Gremium in einer Aussendung. (kap)
Die drei groen indischen christlichen Gemeinden in Wien helfen
beim Wiederaufbau von Fischerdrfern an der sdindischen Kste.
Die indischen Gottesdienste am Sonntag in Wien standen im Zeichen
des Gebets fr die Opfer des Tsunami und der Bitte um Hilfe. Die
mehr als 6.000 indischen Christen im Groraum Wien engagieren sich
fr die Stadt Quilon im Sden des Bundesstaates Kerala. Die Kstenebene
in dem Bezirk liegt teilweise unter dem Meeresspiegel. Die Zerstrungen
waren daher besonders schlimm: Mehr als 300 Menschen starben, Tausende
wurden obdachlos. Insgesamt forderte die Flutwelle vom 26. Dezember
in Indien offiziell knapp 10.000 Tote. 370.000 Menschen - darunter
viele Fischer - leben derzeit in gut 500 Flchtlingslagern. (kap)
Frankreich
Der Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger hat die Staaten Europas aufgerufen,
bei der Bekmpfung des Antisemitismus dem Beispiel der katholischen
Kirche zu folgen. Der Antisemitismus in Europa sei uneinheitlich, sagte Lustiger
gestern Abend in Brssel bei der Generalversammlung des "World
Jewish Congress". Das Phnomen trete in Frankreich, Polen,
Deutschland und Russland unterschiedlich auf. Eine effektive Bekmpfung
des Antisemitismus knne nur dann gelingen, wenn die kulturelle,
politische und religise Vielfalt Europas beachtet werde. Lustiger
verwies auf die katholische Kirche, die in den vergangenen vier
Jahrzehnten einen "beachtlichen Wandel" durchgemacht habe.
Durch die Entwicklung eines gemeinsamen Menschenbildes und die Ausarbeitung
gemeinsamer Gedanken fr die moralische Grundlegung Europas seien
zwischen Christen und Juden Vertrauen und gegenseitiger Respekt
gewachsen. (kna)
Afrika
Sudan
Das Flchtlingshochkommissariat der UNO ist bereit, Rettungsmanahmen fr
die Heimfhrung einer halben Million sudanesischer Flchtlinge aufzunehmen. Das hat das kenianische
Bro des Kommissariates nun bekannt gegeben. Das historische Friedensabkommen
zwischen der sudanesischen Regierung und den Unabhngigkeitskmpfern
im Sden, das gestern in Kenia unterschrieben wurde, sei der erste
Schritt zu einem Wiederaufbau im Sdsudan. Ein langer und kostspieliger
Weg stehe dem Gebiet nun bevor. In den Jahren, die der Konflikt
andauerte, starben Schtzungen zufolge zweieinhalb Millionen Menschen
an Hunger und Seuchen. (misna)
Asien
Sri
Lanka
Die katholische Kirche bleibt skeptisch gegenber angeblichen Kindesentfhrungen
in den Gebieten der Flutkatastrophe. Berichte ber
verschwundene Jungen und Mdchen, die Sexunternehmern oder Organhndlern
in die Hnde gefallen sein sollen, htten sich bisher glcklicherweise
nicht besttigt. Viele Waisen htten bei ihren Grofamilien Aufnahme
gefunden. Allerdings msse man beobachten, ob die tamilische Separatistenbewegung
der Tamil Tigers vermehrt Kinder und Jugendliche als Kindersoldaten
einsetze. Aber erst in einigen Wochen werde man absehen knne, ob
Kinder tatschlich "verschwunden" seien. (kap)
China
Die Behrden haben den Bischof wieder freigelassen, der nach Informationen
des katholischen Nachrichtendienstes Asia-News seit dem 5. Januar
inhaftiert war. Der 69-jhrige Jia Zhigou, Bischof der von Peking nicht anerkannten romtreuen
Kirche, war in einem Gotteshaus in der Provinz Hebei festgenommen
wurden. Asia-News zitiert lokale Katholiken mit der Mutmaung, das
kommunistische Regime habe verhindern wollen, dass der Bischof mit
seinen Glubigen das Dreiknigsfest feiere. (asia-news)
Amerika
Mexiko
Die Sonntagsmesse ist fr Katholiken verpflichtend. Daran hat der
Erzbischof von Guadalajara die Glubigen in einer Botschaft zum
Jahr der Eucharistie erinnert. Kardinal Juan Sandoval Iniguez wies
auf die Tradition der Stadt Guadalajara als Zentrum der Eucharistie
hin: Hier habe 1906 der erste eucharistische Nationalkongress stattgefunden
und im Vorjahr der Internationale Eucharistische Weltkongress. (aciprensa)