- Papst: Mehr mit Nicht-Katholiken
reden -
-
Ratzinger: Kirche muss demokratischer werden -
- Bischof Huber: Nein zu
EU-Beitritt der Türkei -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Bettina Gabbe
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Vatikan: Papst wünscht
sich mehr Dialog mit Nicht-Katholiken
Papst Johannes Paul II. hat mehr Dialog zwischen den Kulturen und
den christlichen Konfessionen gefordert. Die katholische Kirche
begeht heute den "Welttag der Migranten und Flüchtlinge".
Beim Angelusgebet sagte das Kirchenoberhaupt zu den Gläubigen
auf dem Petersplatz: "In meiner Botschaft zu diesem Tag
habe ich die Bedeutung der Integration zwischen den Völkern
betont. Sie erfordert ein gerechtes Gleichgewicht zwischen der Betonung
der eigenen Identität und der Anerkennung der anderen. Mögen
der Dialog, die Sympatie und das gegenseitige Verständnis unter
den Kulturen wachsen!
Nach dem morgigen wichtigen Tag des jüdisch-christlichen Dialogs
beginnt übermorgen die jährliche Gebetswoche für
die Einheit der Christen. Dieses Jahr steht sie unter dem Motto
"Christus, das eine Fundament der Kirche". Ich fordere
alle Gemeinschaften zu Dialog, ökumenischen Begegnungen und
zum Gebet um das Geschenk der vollen Einheit unter den Jüngern
Christi auf." (rv)
Vatikan: Ratzinger für Demokratisierung
der Kirche
Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal
Joseph Ratzinger, hat sich für mehr Demokratie in der katholischen
Kirche ausgesprochen. Eine Kirche mit globalen Dimensionen könne
in der aktuellen Situation nicht monarchisch geführt werden.
Das sagte er in einem Interview mit der römischen Tageszeitung
"la Repubblica". Darin äußerte Ratzinger sich
zuversichtlich, dass "mit der Zeit" Wege für mehr
Kollegialität zwischen dem Papst und den Bischöfen gefunden
werden. Anstatt eines neuen Konzils zur Ausarbeitung von Reformen
zur Demokratisierung der Kirche forderte er Begegnungen zwischen
katholischen Spitzenvertretern. "Wir brauchen einen wirklich
fruchtbaren Austausch", betonte Ratzinger. "Aber dieser
muss in einem spirituellen Klima stattfinden und nicht wie in einem
Parlament". (repubblica)
DIE NACHRICHTEN:
Europa
Deutschland
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat sich gegen einen
EU-Beitritt der Türkei ausgesprochen. Die Liste der Defizite
im Bereich der Religionsfreiheit, Gleichstellung von Mann und Frau
oder der Minderheitenrechte sei beachtlich, sagte der Berliner Landesbischof
dem "Tagesspiegel am Sonntag". Er könne sich nicht
vorstellen, dass ein Beitritt der Türkei zur EU einen Baustein
für das künftige Europa darstellen könne. Stattdessen
würde die Europäische Union dadurch zu einer reinen Freihandelszone.
Der EU-Verfassungsvertrag sei jedoch mit einem christlich geprägten
Menschenbild verbunden. Der Parlamentarische Geschäftsführer
der Grünen, Volker Beck, warf Huber vor, seine Argumente seien
"ausgrenzend und sachwidrig". (tagesspiegel am sonntag/kna)
Mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst im Kölner
Dom haben rund 1.500 Menschen der Toten und Vermissten der Flutkatastrophe
in Südostasien gedacht. Kardinal Joachim Meisner und der
rheinische Präses Nikolaus Schneider sprachen den Überlebenden
und Angehörigen in ihren Predigten Trost zu. Nordrhein-Westfalens
Ministerpräsident Peer Steinbrück sagte zum Abschluss,
die Gottesdienstteilnehmer seien "stellvertretend für
Millionen anderer Mitbürger" zusammengekommen, um den
Trauernden beizustehen. (kna)
Österreich
Angesichts der Langzeitfolgen der Flutkatastrophe in Südostasien
hat Caritas-Bischof Manfred Scheuer erneut eine Erhöhung der
staatlichen Entwicklungshilfe auf 0,7 % des Bruttosozialprodukts
gefordert. Österreich habe sich bereits vor 35 Jahren zu
entsprechenden Investitionen verpflichtet, beklagte er im Gespräch
mit der Nachrichtenagentur "Kathpress". Langfristige und
verlässliche Hilfe sei in Krisengebieten unerlässlich.
Projektpartner vor Ort dürften bei neuerlichen Katastrophen
nicht befürchten müssen, dass bereits zugesagte Gelder
vorenthalten werden, mahnte der Innsbrucker Bischof. (kap)
Großbritannien
In der anglikanischen Kirche ist eine Debatte über Sterbehilfe
ausgebrochen. Grund sind Äußerungen eines hochrangigen
Anglikaners, der den Primas der Kirche, Erzbischof Rowan Williams,
berät. Der Kleriker Robin Gill zeigt in einem Zeitungsgespräch
Verständnis für die so genannte "Beihilfe zum Selbstmord".
Er könne verstehen, wenn einige ihren schwer kranken Familienangehörigen,
die keine Heilungs- und Lebenshoffnung mehr hätten, beim Selbstmord
hülfen, so der anglikanische Kleriker. In einigen Fällen
gebe es "unwiderstehliche Motive". (efe)
Italien
Der Mailäner Oberrabbiner Giuseppe Laras, hat zur Wiederentdeckung
des jüdischen Gesichts Jesu aufgerufen. Anlässlich
des morgigen italienischen Tags des jüdisch-christlichen Dialogs
betonte er, der Weltfrieden hänge eng mit dem Frieden in Nahost
zusammen. Bestehende Versöhnungsinitiativen zwischen dem Judentum
und der katholischen Kirche müssten gestärkt werden, betonte
Laras, der im Sommer vorzeitig sein Amt aufgibt. Beide Religionen
müssten durch vertiefte gegenseitige Kenntnis zur Brüderlichkeit
zurückkehren, die ihre Beziehungen ursprünglich gekennzeichnet
habe, betonte Laras im Interview mit der Internetseite der Mailänder
Erzdiözese. (ansa)
Nahost
Israel
Die Franziskaner im Heiligen Land haben den Friedenswillen des
neuen Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas gewürdigt.
Dieser brauche aber Zeit, da er auch mit Extremisten verhandeln
müsse, sagte der Franziskaner-Custos Pierbattista Pizzaballa
nach der Amtsübernahme des Politikers. Bewaffneten Gruppen
etwa im Gaza-Streifen müsse Abbas bessere Lebensbedingungen
garantieren. Bei seiner Vereidigung habe dieser ausdrücklich
Gewalt sowohl von palästinensischer als auch von isralischer
Seite verurteilt. Dabei beschränkte er sich laut Franziskaner-Custos
Pizzaballa nicht nur auf diplomatische Formeln. (misna)
Ägypten
Christen und Muslime gehören der gleichen Familie an.
Das haben der Groß-Scheich der Kairoer Al-Azhar-Universität,
Mohammed Said Tantawi, und das Oberhaupt der koptischen Kirche,
Papst Schenuda III., bei einem gemeinsamen Treffen betont. Schenuda
besuchte Tantawi anlässlich des Opferfests in der kommenden
Woche, das die diesjährigen Mekka-Wallfahrten abschließt.
Beide Religionsführer betonten bei der Begegnung ihre gegenseitige
Hochachtung. (misna)