Meldungen
vom 19.3.2005
- Libanon: Kardinal McCarrick
hat Hoffnung für den Libanon -
- Fall Schiavo: Kardinal Martino
sieht Gefahr eines Präzedenzfalls -
- Deutschland: Passauer Bischof
gibt im Kampf um Fakultät auf -
Verantwortlich:
P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan v. Kempis
Redaktion: Ludwig Waldmüller
Redaktionsschluss: 16.00 Uhr
AUS
UNSERER BERICHTERSTATTUNG:
Libanon:
Kardinal McCarrick: Hoffnung besteht, aber...
Mindestens elf Verletzte hat ein Bombenanschlag heute Nacht in einem christlichen
Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut gefordert. Es ist der erste
Bombenanschlag seit dem Attentat auf den frheren Ministerprsidenten
Rafik Hariri am 14. Februar. Eine Autobombe detonierte heute Nacht
vor einem mehrstckigen Gebude. ber die Hintergrnde des Anschlags
ist noch nichts Genaues bekannt. Inzwischen hat der pro-syrische Prsident
Emile Lahoud die Opposition zur Zusammenarbeit aufgerufen. Der Maronitische
Patriarch, Kardinal Nasrallah Sfeir, hatte gestern erst nach Gesprchen
mit UN-Generalsekretr Kofi Annan gefordert, die militante Gruppe
Hisbollah sollte ihre Waffen abgeben und zu einer politischen Partei
werden, nachdem sich Israel aus dem Libanon zurckgezogen habe. Kardinal
Sfeir, der sich zu Gesprchen mit den Vereinten Nationen in den USA
aufhlt, ist zu Gast bei Kardinal Theodore McCarrick, dem Erzbischof
von Washington. Dieser sagt, die Gesprche des Patriarchen mit den
Vereinten Nationen seien sehr wichtig, denn der UNO komme im Libanon
nun auch eine wichtige Rolle zu: "Wir beten natrlich darum,
dass das ein friedliches Ende nehmen wird! Auch wenn die syrischen
Truppen als ein Problem erschienen, weil sie eine Besatzungsmacht
darstellten, sorgten sie doch auf der anderen Seite fr Frieden zwischen
den einzelnen Gruppen der libanesischen Gesellschaft. Die Hoffnung
ist daher, dass es eine Art Garantie gbe - ob das nun die Vereinten
Nationen sind oder jemand anders, ist nicht so schwerwiegend -, die
versichern, dass dieses Land, das so geschttelt worden war, bevor
die Syrer kamen, nicht wieder zu dem Zustand zurckkehrt, unter der
es vorher war. Es hat viele UN-Resolutionen gegeben, die die Anerkennung
des Leids der libanesischen Volkes forderte, aber diese haben es oft
nie in die Bcher geschafft! Ich glaube, es ist an der Zeit, dass
die Vereinten Nationen die Leute Garantien geben, dass sie freie Wahlen
haben knnen, dass sie die Wahlen schtzen und dass die, die gewhlt
werden, dann auch wirklich ihr Amt ausben knnen." (rv)
Fall
Schiavo: Kardinal Martino sieht Gefahr eines Przedenzfalls
Der langsame Prozess, in dem Terri Schiavo sterben soll, hat begonnen. Die
41jhrige Frau, die nicht im Koma liegt und selbst atmen kann, wird
seit einer Gehirnverletzung 1990 durch eine Kanle ernhrt. Diese
wurde der Katholikin nun gestern Abend mit richterlicher Erlaubnis
entfernt. Durch die Kanle war Terri Schiavo bisher mit Nahrung und
Flssigkeit versorgt worden. Einige rzte hatten gesagt, die Patientin
befinde sich in einem "vegetativen Stadium", was die Familie
Schindler, also die Eltern der Frau, verneinen. Sie sagen, Terri reagiere
und antworte auf Ansprache und knne mit der entsprechenden Therapie
wieder gesund werden. Der Ehemann von Terri Schiavo allerdings sagt,
seine Frau habe ihm einmal gesagt, sie wolle niemals knstlich am
Leben gehalten werden. Moraltheologisch hier Stellung zu beziehen,
ist sehr schwierig, da es sich nicht um einen klassischen Fall von
lebenserhaltenden Manahmen handelt, wie es etwa bei knstlicher Beatmung
der Fall wre. Kardinal Renato Raffaele Martino, der Prsident des
Ppstlichen Rates Justitia et Pax, allerdings sieht in dem Fall Schiavo
vor allem einen Przedenzfall: "Wenn der Herr Schiavo es wirklich
schaffen wrde, den Tod seiner Frau zu erreichen, wre das nicht nur
in sich selbst tragisch. Das wre vielmehr ein schwerer Schritt Richtung
gesetzlicher Einfhrung der Euthanasie in den Vereinigten Staaten,
denn Richtersprche haben in jenem Land eine sehr groe Bedeutung
fr die Formung des Rechts. Ich mchte deshalb daran erinnern, was
der Papst in der Ppstlichen Akademie fr das Leben gesagt hat, als
er daran erinnerte, dass das menschliche Leben nicht nach wirtschaftlicher
Effizienz, Schnheit, Lebbarkeit des krperlichen Lebens beurteilt
werden kann, sondern in der hchsten Wrde der Kreatur besteht, die
als Bild und Gleichnis Gottes gemacht wurde. Niemand darf an es Hand
anlegen, wenn nicht Gott selbst!"
Whrend das Einschreiten des Senats in letzter Minute gestern
von einem Gericht in Florida abgewiesen wurde, versucht die Familie
weiterhin, dass das Nahrungsrhrchen wieder eingesetzt wird. David
Gibbs, ein Anwalt der Familie Schindler sagt, das Leben von Terri
Schiavo liegt wahrscheinlich am ehesten und am besten in den Hnden
der Gesetzgeber in der Hauptstadt des US-Staates Florida, Talahassee:
"Und wir haben da allerdings recht wenig Zeit, denn Terri
ist bereits im Prozess zum Tod gebracht zu werden. Deshalb bewegen
wir uns sehr schnell und versuchen, jede Mglichkeit auszuntzen.
Aber es sieht immer mehr danach aus, als ob Washington DC oder Talahassee
einen Schritt vorwrts machen mssten, um Terris Leben zu retten."
Medizinische Experten sagen, es knne mehrere Tage, ja sogar Wochen
dauern, bis Terri Schiavo sterben wird, wenn ihr die Nahrungskanle
nicht wieder eingesetzt wird. Bereits 2003 war Schiavo schon einmal
die Kanle entzogen worden, damals hatten aber Floridas Gesetzgeber
im Eilverfahren ein Gesetz verabschiedet, das Gouverneur Jeb Bush
die entscheidende Macht ber den Fall zusprach. Er lie den Tubus
damals wieder einsetzen. (rv)
Vereinte
Nationen: Kongo ist die schlimmste Krisenregion!
Die Region im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist mittlerweile die
schlimmste Krise der Menschheit, schlimmer als die Region Darfur im
Sudan. Das sagt der Stellvertretende Generalsekretr fr Menschenrechtsfragen
der Vereinten Nationen, Jan Egeland. Er sagt, auch wenn die Welt nicht
hinschauen wolle, 1.000 Menschen strben tglich in dieser Region:
"Ein menschliches Leben im Kongo ist genauso viel wert, wie
es das im Irak, im Kosovo, in Bosnien oder in einer jeder anderen
Notstandsregion dieser Erde ist. Es gibt schlielich die Berichte,
die letztes Jahr zeigten, dass jeden Tag 1000 Menschen sterben aufgrund
des Konflikts. Wir haben da zwanzig verschiedene bewaffnete Einheiten,
solche, die nichts mit der Regierung zu tun haben, aber auch Regierungstruppen,
gemischte Gruppen, kriminelle Vereinigungen, die da mit hinein verwickelt
sind. Das Problem berschreitet die Grenze nach Burundi, nach Ruanda.
Und dazu kommt: Das Problem des Sexuellen Missbrauchs ist wahrscheinlich
schlimmer im Ostkongo als irgendwo sonst in der Welt in den vergangenen
Jahren." (rv)
Deutschland:
Passauer Bischof gibt im Kampf um Fakultt auf
Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml rechnet mit dem Verlust der Katholisch-Theologischen
Fakultt an der rtlichen Universitt. Allerdings meint er: "Sie
soll nicht aufgelst werden, sondern ruhen." Das sagte er gegenber
der "Passauer Neuen Presse".
"Ich war in dieser Angelegenheit
wiederholt in Rom und habe viele Gesprche gefhrt, auch in der Bayerischen
Bischofskonferenz", so Schraml. Es hnge im Wesentlichen
"mit den Zahlen zusammen". Die zurzeit 40 Diplomstudierenden
an der Fakultt seien schlicht und einfach zu wenige. Deshalb habe
er, so der Passauer Bischof, "die Segel streichen" mssen.
In Mnchen, Regensburg und Wrzburg gebe es in Forschung und Lehre
voll ausgebaute Fakultten, was in Passau nicht der Fall sei. "Daran
wird das Ganze scheitern." Schraml unterstrich auch, dass es
in absehbarer Zeit keine Einstellung von Pastoralreferenten mehr geben
knne. "Ich mchte eines, bewahre es Gott, nicht tun: Leute einstellen,
um dann nach zwei, drei Jahren sagen zu mssen: Das Geld ist uns ausgegangen,
ihr msst gehen.' Das wre unverantwortlich", so Schraml. Genau
deswegen knne das Bistum derzeit keine Zusagen machen. So sage das
die Dizese auch allen Interessenten. (pnp)
DIE
NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Gesundheitszustand Papst Johannes Paul II. ist gut. Das betonte der
Leiter der Bischofskongregation, Kardinal Giovanni Battista Re, nach
einer gemeinsamen Eucharistie-Feier. Die Stimme des Papstes sei im
persnlichen Gesprch stark, lediglich am Mikrofon verliere sie an
Kraft. Im Hinblick auf die Feierlichkeiten zum Palmsonntag sagte Re:
"Er wird die Kardinle fr sich arbeiten lassen." Zum ersten
Mal seit 26 Jahren, wird Johannes Paul II. die Messe nicht selber
lesen. (adn-kronos)
Rund 4.000 junge Menschen werden zum 38. Welttreffen katholischer
Studenten in Rom erwartet. Fr das traditionsreiche Treffen ist
eine eigene Papstbotschaft vorgesehen, die allerdings wieder der Substitut
im Staatssekretariat, Erzbischof Leonardi Sandri,
verlesen wird. Die Zusammenkunft der Studenten wurde 1968 auf
Anregung des Opus-Dei-Grnders Josemaria Escriv ins Leben gerufen.
Das diesjhrige Treffen steht unter dem Motto "Gestaltet die
Kultur: Die Sprache der Musik:" (adn-kronos)
Der bisherige Weihbischof von Katowice, Stefan Cichy, ist neuer
Bischof des schlesischen Liegnitz. Papst Johannes Paul II. nahm den
Rcktritt des bisherigen Bischofs Tadeusz Rybak, an, den dieser aus
Altersgrnden eingereicht hatte. Vor seiner Zeit als Weihbischof
war Cichy Professor fr Liturgiewissenschaft am Seminar von Katowice
und auch dessen Rektor gewesen. Der 65-jhrige hat in Krakau und Wien
studiert. (rv)
Dragan Covic, ein Mitglied des Prsidentschaftsrats von Bosnien-Herzegowina
hat Kardinalstaatssekretr Angelo Sodano besucht. Bei dem Treffen
gestern Vormittag haben die Vertreter des Vatikans wie der Politiker
miteinander die aktuelle Situation in dem Staat besprochen, wie Vatikansprecher
Joaquin Navarro-Valls erklrte. Der Kardinalstaatssekretr erklrte,
es sei der Wunsch des Papstes, dass alle Vlker, die den Staat Bosnien-Herzegowina
bilden, in Frieden und Harmonie untereinander leben. Auerdem erwarte
der Heilige Stuhl, dass alle Rechte aller Einwohner beachtet wrden.
(rv)
Europa
sterreich
Rund 1.000 Jugendliche werden zum dizesanen Weltjugendtag in der Dizese
Wien erwartet. Die Veranstaltung, die in diesen Minuten beginnt, soll
bis gegen 22 Uhr dauern. Unter anderem ist auch der Wiener Erzbischof,
Kardinal Christoph Schnborn, unter den Anwesenden. Die Feier soll
auf den Weltjugendtag von Kln im August vorbereiten. (kap)
Afrika
Zimbabwe
Staatsangehrige von Zimbabwe, die im Ausland leben, haben bei der bevorstehenden
Wahl keine Stimmberechtigung. Das entschied der oberste
Gerichtshof. Er reagierte auf eine Gruppe von im Ausland lebenden
Klgern, die per Briefwahl an der Abstimmung teilnehmen wollten. Drei
Millionen Brger des Landes werden auf diese Weise von der Wahl ausgeschlossen.
(adn-kronos)
Uganda
Im Norden des Landes hat es diese Woche wieder zwei bergriffe der Rebellenorganisation
"Widerstandsarmee des Herrn" gegeben. Das meldet die
Missionsnachrichtenagentur Misna. 49 Menschen, zum Groteil Jugendliche,
sind demnach dreiig Kilometer sdlich von Gulu von den Rebellen entfhrt
worden. Anscheinend geht es bei den Entfhrungen darum, neue Soldaten
zu rekrutieren. Unterdessen wird aus Uganda gemeldet, dass im Nordosten
des Landes eine akute Nahrungsknappheit aufgrund von Trockenheit besteht.
Rund 600.000 Menschen sind davon betroffen. (misna)
Asien
China
Zum ersten Mal seit 1949 hat in der Volksrepublik wieder eine kirchliche Prozession
stattgefunden. Die Prozession im Rahmen des Eucharistischen Jahres
fhrte die Glubigen von vier Pfarreien der Stadt Mei in der Dizese
von Zhouzhi durch die Straen. Seit der Machtbernahme durch die Kommunisten
vor 56 Jahren war das nicht mehr mglich gewesen. Viele nichtkatholische
Bewohner des Ortes htten der Prozession zugesehen, die durch fnf
Drfer zog, schreibt die Agentur. In der Dizese Zhouzhi leben nach
Agenturangaben 60.000 Katholiken, sowie 54 Priester und gut 200 Ordensfrauen.
(asia-news)
Amerika
Argentinien
Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls hat sich im Fall des umstrittenen argentinischen
Militrbischofs Antonio Juan Baseotto geuert. Sollte Argentiniens
Regierung den rechtmig vom Papst eingesetzten Kirchenmann in seiner
Amtsausbung behindern, wre dies ein Versto gegen die Religionsfreiheit,
sagte Navarro vor Journalisten in Rom. Der Vatikan warte aber zunchst
auf eine offizielle Mitteilung der Regierung von Prsident Nestor
Kirchner. Kirchner hatte den Vatikan um die Abberufung des Bischofs
gebeten, nachdem dieser geuert hatte, der Gesundheitsminister verdiene
es wegen seiner Position zur Abtreibung, mit einem Stein um den Hals
ins Meer geworfen zu werden. Papst Johannes Paul II. besttigte den
Oberhirten jedoch mit der Begrndung im Amt, dieser habe nicht gegen
Kirchenrecht verstoen. (rv/efe)
Buchbesprechung:
Autor:
Paul Verbeek
Titel: Pilger gegen die Macht
Verlag: St.Ulrich-Verlag, Augsburg
Preis: 16.90 Euro
Besprochen durch P. Eberhard v. Gemmingen
Unendlich
Vieles ist in den letzten Jahren über Papst Johannes Paul II.
und den Fall der Mauern in Europa geschrieben worden. Es mag schwer
sein, wirklich Neues hinzuzufügen. Das Buch des ehemaligen deutschen
Botschafters beim Apostolischen Stuhl, Paul Verbeek, das ich Ihnen
vorstellen möchte, fügt Neues hinzu. Er hat selbst dreißig
Jahre lang als Diplomat an den politischen Bemühungen um Entspannung
zwischen Ost und West aktiv teilgenommen und zuletzt Worte und Taten
des Papstes, die zum Fall der Mauern beitrugen, aus nächster
Nähe beobachtet. In seinem Buch ordnet er die päpstliche
Handeln in die Zeitumstände ein: Der Ostblock war wirtschaftlich
am Ende, er konnte mit der Rüstung des Westens nicht mehr mithalten,
in den USA fuhr Präsident Reagan einen scharfen antikommunistischen
Kurs, Helmut Schmitt hatte den Doppelbeschluss durchgesetzt. Auf diesem
Hintergrund hatte jedes Papstwort besonderes Gewicht. Er zählte
aber primär nicht auf Waffen und Worte, sondern auf das Wissen,
dass das kommunistische System sich als untauglich erwiesen hatte
und so an sein Ende gekommen war. Die Versprechungen des Marxismus-Leninismus
hatten sich als Irrtum erwiesen - und das wußten vor allem die
Machthaber im Osten selbst. Die Kunst des Papstes bestand darin, mit
Augenmaß und Fingerspitzengefühl jede Chance auszunutzen.
Er musste Heißsporne - auch in Polen - mäßigen und
Resignierte aufmuntern. Der Papst hatte zwar eine außerordentliche
Gabe der Diagnose, aber vor allem die Vision, dass das östliche
Bild vom Menschen falsch war und das Politiksystem niemanden mehr
überzeugte. Verbeek scheut nicht davor zurück, ganz persönliche
Erlebnisse im Vatikan und bei seinen diplomatischen Einsätzen
zu erzählen. Das gibt seinem Werk außergewöhnliche
Autentizität. Er zeigt sich als zuverlässiger Augenzeuge.
Wer Macht und Diplomatie des Vatikans verstehen möchte, liest
das Buch "Pilger gegen die Macht" von Paul Verbeek mit Gewinn.

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