THEMEN DES TAGES:
Deutschland: Woche für das Leben
"Menschsein beginnt vor der Geburt." Davon sind die christlichen Kirchen überzeugt, und das ist auch das Motto der diesjährigen Woche für das Leben. Ein ökumenischer Gottesdienst in Stuttgart gab heute morgen den Startschuss zu einer bundesweiten Aktionswoche, mit Gottesdiensten, Informationstreffen und Diskussionsrunden in katholischen und evangelischen Gemeinden. Die Kirchen wollen Mut zu Kindern machen und Eltern unterstützen, sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann: "Unbestreitbar ist, dass die Rahmenbedingungen für die Erziehung von Kindern in unserer Gesellschaft nicht in ausreichendem Maße förderlich sind. Die Frage, ob es gelingt, eine Trendwende hin zu mehr Kinderfreundlichkeit zu vollziehen, hängt also auch davon ab, ob wir uns bewusst werden, welch ein Segen Kinder sind. Untersuchungen zeigen mit erschreckender Deutlichkeit, wie sehr sich eine Mentalität der vorgeburtlichen Selektion verbreitet hat. Wenn in Deutschland von zehn Kindern mit einer pränatal diagnostizierten Trisomie 21 nur noch eines lebend geboren wird, dann ist das für uns alles andere als ein Ausdruck besonderer Humanität."
Von 190 Ländern rangiert die Bundesrepublik mit ihrer Geburtenrate auf Platz 185, im Schnitt bringen Deutschlands Frauen nur noch 1,35 Kinder zur Welt. Angesichts dieser allarmierenden Zahlen will der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, aber bereits eine Trendwende ausmachen: "Es hängt am gesellschaftlichen Klima, dass wir miteinander verhindern, dass die erste Frage des Arztes nach der Feststellung einer Schwangerschaft in der Frage an die Frau besteht, ‚Wollen Sie es denn behalten?’. Das Ja zu Kindern findet wieder Resonanz. Mein Wunsch ist deshalb, dass dieses Ja nicht damit begründet wird, dass Kinder die Rente sichern, sondern dass sie ein Gottesgeschenk, das wichtigste Glück des menschlichen Lebens und ein Wert in sich selbst sind." (rv/kna)
Vatikan: Die deutsche Ordensgründerin Schwester Maria Rosa Flesch ist der Seligsprechung einen Schritt näher gekommen
Die zuständige Kongregation gab nun bekannt, dass der Papst ihre heroischen Tugenden offiziell bestätigt hat. Schwester Maria Rosa Flesch, geboren 1826, gründete die Franziskanerinnen-Kongregation der Gottesmutter von den Engeln. Sie starb 1906 in Waldbreitbach. Ferner wurden die heroischen Tugenden und die Martyrien von weiteren Dienerinnen und Dienern Gottes, sowie Wunder, die durch ihre Fürbitten geschahen, offiziell festgestellt. (rv)
Termine für neue Selige
Bis Juni finden in den Diözesen der Welt insgesamt sieben Seligsprechungen statt. Der Vatikan veröffentlichte heute die aktualisierte Liste des päpstlichen Zeremonienmeisters Erzbischof Piero Marini. Demnach werden am morgigen Sonntag in Mailand zwei Priester und in Ramapuran in Indien ein weiterer Kleriker selig gesprochen. Hier die folgenden Zeremonien:
13. Mai, Roermond (Niederlande): Anna Maria Tauscher van den Bosch, Ordensgründerin
14. Mai, Neapel (Italien): Maria Grazia Tarallo, Ordensfrau
28. Mai, Viseu (Portugal): Rita Lopes de Almeida, Ordensgründerin
15. Juni, Belo Horizonte (Brasilien): Eustáquio van Lieshout, Ordenspriester
Papst Benedikt XVI. hatte Zeremonien zur Seligsprechung in die jeweiligen Bistümer verlegt. Unter Johannes Paul II. hatten sie im Vatikan stattgefunden. (rv)
Afrika: Aids bleibt ein drängendes Problem in Afrika
Die vom Papst eingeleitete Studie über den Gebrauch des Kondoms durch Eheleute hat viele Schlagzeilen gemacht. Mancher Beobachter wollte darin eine moraltheologische "Kehrtwende" des Vatikans über den Gebrauch des Verhütungsmittels angedeutet sehen. Der päpstliche Gesundheitsminister Javier Lozano Barragàn tritt dieser Meinung entgegen und hat die Fertigstellung der Studie für Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Ihr Ergebnis und ihre Konsequenzen, wie auch immer sie aussehen werden, dürften vor allem Menschen in Afrika betreffen. Die Länder des Kontinents sind am stärksten von Aids betroffen. Wir haben mit Bischof Thomas Mensah von Obuasi gesprochen, einer Diözese im Süden von Ghana. In Mensahs Bistum leben etwa eine halbe Millionen Menschen mit Aids. "Auf dem Land liegt die Zahl höher, weil die Ignoranz und der Analphabetismus dort größer sind. Oft beachten sie nicht die Programme, die Aids in Schach halten sollen. Eines der schlimmsten Probleme ist die Stigmatisierung: Menschen mit Aids scheuen sich meist, offen nach Hilfe zu fragen."
Die in der Kultur Ghanas nach wie vor verbreitete Vielehe tut ihr übriges. Die Folge: 200.000 Kinder sind so genannte Aids-Weisen. Die Kirche unterhält viele Krankenhäuser und Sozialstationen, auch arbeitet die Kirche mit dem Staat zusammen. Ziel ist es, die Aids-Kranken zu erreichen, damit sie sich behandeln lassen, bevor die Krankheit ausbricht: "Ja, wir ermutigen sie dazu, aber das führt nicht immer gleich zum gewünschten Erfolg. Im Moment haben wir drei Modellregionen, in denen Projekte laufen. Drei Bistümer arbeiten wirklich völlig bereitwillig mit, wir predigen auch immer wieder zu diesem Thema und sagen den Leuten, sie sollen keine Angst haben, sondern sich melden, damit man sie behandeln kann, aber das bleibt bislang alles auf dem Level der Behandlung, nicht der Prävention eines Ausbruchs der Krankheit, die wir eigentlich wollen. Wir wollen wirklich eine Prävention, indem wir die Infizierten richtig gut mit Medikamenten behandeln… aber leider haben wir dazu nicht die Mittel." (rv)
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Während des Pontifikates von Johannes Paul II. ist die Zahl der Katholiken weltweit um 45 % gestiegen. Das geht aus der Präsentation der Jahresstatistik der Kirche für das Jahr 2004 hervor, die der Vatikan heute veröffentlichte. Demnach betrug die absolute Zahl der Katholiken 2004 auf der ganzen Welt 1,098 Milliarden. Gegenüber dem Beginn des Wojtyla-Pontifikates ist das ein Plus von 342 Millionen. Allerdings blieb die Zunahme der Gläubigen hinter dem allgemeinem Bevölkerungswachstum zurück: Im fraglichen Zeitraum hat sich die Weltbevölkerung auf 6,4 Milliarden verdreifacht. Heute sind gut 17 % aller Menschen Katholiken, wobei sich starke Unterschiede je nach Kontinent ergeben. Europa ist derzeit zu 39,5 % katholisch, das ist ein Prozentpunkt weniger als 1978. In absoluten Zahlen verzeichnet der "alte Kontinent" heute 280 Millionen Katholiken. In Afrika hat sich die Zahl der Gläubigen während des Pontifikates von Johannes Paul etwa verdreifacht – auf 149 Millionen. Auf dem amerikanischen Kontinent nahm die Zahl der Katholiken im selben Zeitraum um 50 % zu, in Asien um 80 %. Diese Wachstumszahlen sind in großen Zügen deckungsgleich mit der demografischen Entwicklung. In Amerika sind heute 62 % der Einwohner katholisch, in Asien drei Prozent. (rv)
Der Kurien-Erzbischof Angelo Amato hat zum Boykott des Films "Sakrileg" aufgerufen. Der zweite Mann in der Glaubenskongregation sagte zum bevorstehenden Start der Verfilmung des gleichnamigen Romans, es sei ein Werk voller Beleidigungen und Lügen, und enthalte zahlreiche historische und theologische Irrtümer über Jesus, die Evangelien und die Kirche. Weiterhin beklagte er den mangelnden Protest der Gläubigen. Wären der Koran oder die Schoah auf diese Weise verleugnet worden, hätte das einen weltweiten Aufstand provoziert, so der Erzbischof. Die Christen sollten sich entschiedener gegen die Diffamierung des Glaubens vorgehen! (ansa)
Papst Benedikt XVI. hat einen neuen Nuntius für Jordanien und den Irak ernannt. Es handelt sich um den 53-jährigen Inder Francis Assisi Chullikat, der gleichzeitig mit der Ernennung zum Erzbischof erhoben wurde. Er folgt im Irak dem italienischen Erzbischof Fernando Filoni, den der Papst als Nuntius auf die Philippinen geschickt hat. Chullikat war bisher Nuntiaturrat. Zuletzt arbeitete er in der Außenabteilung des vatikanischen Staatssekretariates. (rv)
Vatikan/Russland
Zum ersten Mal veranstaltet ein vatikanisches Dikasterium zusammen mit dem orthodoxen Patriarchat von Moskau ein europäisches Kulturtreffen. Die interkonfessionelle Konferenz zum Thema "Europa eine Seele geben" ("Ridare un`anima all`Europa") wird vom 3. zum 5. Mai in Wien stattfinden. Der Vatikan teilte heute das Programm des Treffens mit, das "dem aktuellen Prozess des Identitätsverlustes Europas" Rechnung tragen will, wie es in der Mitteilung heißt. Als Veranstalter treten der päpstliche Kulturrat unter Kardinal Paul Poupard sowie das Außenamt des Moskauer Patriarchates unter Metropolit Kyrill auf. Poupard hatte im November 2004 den russisch-orthodoxen Patriarchen Alexij II. in Moskau besucht. (rv)
Europa
Deutschland
Ein Pflegeheim, das sich geweigert hat, einen Wachkoma-Patienten sterben zu lassen, muss keinen Schadenersatz und kein Schmerzensgeld an die Angehörigen zahlen. Dies hat nun das Oberlandesgericht München entschieden. Es wies damit die Zivilklage der Eltern des Wachkoma-Patienten ab und bestätigte ein gleich lautendes Urteil des Landgerichts Traunstein. Das Heim, das den 2004 gestorbenen Patienten pflegte, hatte sich geweigert, die künstliche Ernährung des Mannes abzustellen und ihn sterben zu lassen. Dagegen hatten die Eltern geklagt. Der Vater als Betreuer berief sich dabei auf den Willen des Sohnes, den dieser Jahre zuvor mündlich zum Ausdruck gebracht hatte. Das Oberlandesgericht München begründete das Urteil damit, dass das Pflegepersonal des Heimes nicht zur Mitwirkung am Tod eines Patienten gezwungen werden könne. Der Mann war schließlich an einem fieberhaften Infekt gestorben, den der Hausarzt nicht mehr behandelt hatte. Dabei habe den Anwälten der Familie zufolge um eine legale passive Sterbehilfe gehandelt. (alfa)
Niederlande
In den Niederlanden ist die Zahl der gemeldeten Fälle aktiver Sterbehilfe erneut gestiegen. Im vergangenen Jahr registrierten die Behörden 1.933 Fälle gegenüber 1.886 Fällen Jahr davor, meldet das "Deutsche Ärzteblatt". Die niederländische Regierung geht davon aus, dass nicht alle Fälle aktiver Sterbehilfe tatsächlich registriert werden. Von den Patienten, die um aktive Sterbehilfe baten, litten rund 90 % an Krebs. Seit April 2002 ist in den Niederlanden als erstem Land aktive Sterbehilfe unter bestimmten Umständen erlaubt. Voraussetzungen sind, dass ein Patient unerträglich leidet, aussichtslos krank ist und mehrfach ausdrücklich um Sterbehilfe gebeten hat. Außerdem müssen zwei Ärzte zur Entscheidung hinzugezogen werden. (alfa)
Polen
Ein Monat vor dem Besuch Papst Benedikts in Polen ist ein Streit um eine angeblich antisemitische Abbildung bei einem traditionellen Karfreitags-Kreuzweg ausgebrochen. Das Wiesenthal-Zentrum hat ein dort projiziertes Bild beanstandet, das stereotypisierte Juden mit Bärten, Haartracht und Davidstern zeigte. "Diese antisemitische Abbildung steht den EU-Gesetzen entgegen", schrieb ein Verantwortlicher des Wiesenthal-Zentrums in einem Protestbrief an das polnische Außenministerium. Der beanstandete Kreuzweg hatte unter der Leitung von Kardinal Stanislaw Dziwisz in dem Wallfahrtsort Kalwaria Zebrzydowska stattgefunden. Papst Benedikt wird das Heiligtum wenige Kilometer vom Geburtstort Papst Johannes Pauls II. auf seiner Polenreise besuchen. (ansa)
Afrika
Nigeria
Die Regierung Nigerias hat nach Angaben des katholischen Hilfswerks Misereor in den vergangenen Monaten 800.000 Menschen aus den Slumvierteln der Hauptstadt Abuja vertrieben. Unbemerkt von der Weltöffentlichkeit würden Sozialeinrichtungen, Kirchen und Moscheen in den Armensiedlungen eingerissen, berichtete Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon am Freitag in Aachen. Eine weitere Million Menschen seien von Obdachlosigkeit bedroht. "Die Leute haben nicht einmal Zeit, ihren persönlichen Besitz zu retten und erhalten nach der Vertreibung keinerlei praktische Unterstützung oder finanzielle Entschädigung", beklagte er. Laut Misereor berufen sich die Verantwortlichen darauf, dass die Siedlungen illegal entstanden seien. (kna)
Asien
China
Der Erzbischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, hat die Diözese Kunming in China aufgefordert, die für morgen vorgesehene Bischofsweihe nicht zu vollziehen. In einem Fax schreibt der Kardinal, dass die Weihe nicht vollzogen werden könne, solange der Heilige Stuhl nicht zugestimmt habe. Der Vizepräsident der so genannten patriotischen - also regimetreuen - Vereinigung, Bischof Liu Bainian, besteht allerdings auf der Weihe des 40jährige Priesters, obwohl dieser nach Informationen der Agentur "Asia-News" selber von der Weihe Abstand nehmen wollte. Die anstehende Weihe sorgt für neue Spannungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl. Nach katholischem Verständnis sind ohne Erlaubnis von Rom geweihte Bischöfe automatisch exkommuniziert. (asia-news)
Indien
Morgen wird im indischen Bundesstaat Kerala der bekannte Beschützer der Kastenlosen selig gesprochen. Pater Augustinus Thevarparampil war schon zu seinen Lebzeiten als Heiliger verehrt worden, da er das Leben der so genannten Dalits vollkommen verändert hatte. Sein Lebenszeugnis hatte viele von ihnen zur Annahme des katholischen Glaubens veranlasst. Er soll über 6.000 Personen getauft haben. Pater Augustinus lebte von 1891 bis 1973. Morgen wird er in Ramapur selig gesprochen. (rv)
Amerika
Vereinigte Staaten
Die Erzbischöfe von Washington, Kardinal Theodore McCarrick, und von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony, sind zu Gesprächen im Weißen Haus von Präsidentenberater Karl Rove empfangen worden. Thema war die anstehende Reform des Einwanderungsgesetzes, die zurzeit vom Kongress blockiert wird. Karl Rove ist in dieser Frage der wichtigste Berater von Präsident Bush. Am 1. Mai finden in ganz Amerika Demonstrationen und Veranstaltungen für ein neues Gesetz statt, das den Status der geschätzten 11 bis 12 Millionen illegaler Einwanderer legalisieren soll. Ein Kompromiss zwischen Republikaner und Demokraten war am 7. April im Senat gescheitert. Die Katholische Kirche unterstützt die Bewegung und hat zur Beteiligung an den Demonstrationen aufgerufen. (afp)
Der US-amerikanische Bundesstaat Louisiana hat als zweiter nach Süd-Dakota Abtreibung unter Strafe gestellt. Es fehlt jetzt nur noch die Zustimmung des Governateurs. So die Agentur Efe. Nur wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist, darf legal abgetrieben werden. Zuwiderhandelnde Ärzte müssen mit 10 Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe bis zu 100.000 Dollar rechnen. Auch der Gebrauch der Abtreibungspille RU-468 ist strafbar. Das Gesetz stellt fest, der Fötus sei vom Embryonalstatus an ein menschliches Wesen. (efe)
Vereinte Nationen
Eine Gruppe von Entwicklungsländern hat Vorschläge zur Reform der Vereinten Nationen blockiert, die Generalsekretär Kofi Annan mehr Kompetenzen über den UN-Haushalt eingeräumt hätten. Damit dürfte sich nach den hitzigen Debatten in dieser Frage die Kluft zwischen den reichen und den ärmeren Ländern innerhalb der Weltorganisation noch vertiefen. Die reicheren Länder hatten gewarnt, eine Blockade des Vorschlags könnte die Vereinten Nationen
in eine Finanzkrise stürzen. (dw)
Die insgesamt 381 diktierten Briefe Katharinas zählen zur klassischen Literatur Italiens, und die Geschichte Europas wäre anders verlaufen, hätte sie nicht mit kraftvollen Worten den Papst zur Rückkehr aus dem französischen Exil nach Rom bewogen. Der bloße Anblick ihres Gesichts vermochte Menschen zu bekehren. Dabei stammte Katharina, im Jahre 1347 als 24. Kind eines einfachen Färbers in Siena geboren, aus einfachen Verhältnissen und starb mit nur 33 Jahren.
In der Buchreihe des Augsburger Sankt-Ulrich-Verlags „Zeugen des Glaubens“ ist jetzt ein schöner Band erschienen: „Katharina von Siena begegnen“. Die Autorin Marianne Schlosser stellt im ersten Teil chronologisch das Leben der Heiligen dar. Dabei gelingt es ihr, in verständlicher Weise auch das notwendige Hintergrundwissen zu vermitteln. Die politische Lage in Italien war damals sehr unübersichtlich und die Gründe für das Exil der Päpste in Avignon vielschichtig: Ein Problem, das Katharina unter den Nägeln brannte. Es geht einem beim Lesen auf, was für eine mutige und einflussreiche Frau Katharina gewesen ist. Auch ihr Mut gegenüber Klerikern, deren moralische Verkommenheit sie schonungslos anprangerte. Das alles im 14. Jahrhundert: Wer hätte das gedacht?
Schon in diesem ersten, biographischen Teil wird der innere Weg der Katharina nicht außer Acht gelassen. Doch ist der zweite Teil, überschrieben mit „Lehrerin der Kirche“, fast noch fesselnder. Hier versucht Marianne Schlosser, ausgehend von Katharinas Hauptwerk „Dialog von der göttliche Vorsehung“ das spirituelle Profil dieser Frau nachzuzeichnen. Und das gelingt der Marianne Schlosser hervorragend. Stellvertretung, die große Bedeutung der Kirche, und selbst uns fremd wirkende Bilder wie Katharinas Blutmystik werden verständlich. All das auf dem Hintergrund ihrer mystischen Erfahrung Gottes als einem Gott der Liebe.
Katharina von Siena ist seit 1970 Lehrerin der ganzen Kirche - weil sie den Menschen heute etwas zu sagen hat. Es ist das Verdienst von Marianne Schlosser, durch ihr Buch einen leichten Zugang zu dieser großen Frau des Glaubens eröffnet zu haben.