THEMEN DES TAGES:
Vatikan: Kardinal Kasper, Christodoulos-Besuch ist "enorme Etappe"
Als eine "enorme Etappe” hat Kardinal Walter Kasper das gestrige Treffen des griechisch-orthodoxen Primas von Griechenland, Christodoulos, mit Papst Benedikt XVI. bezeichnet. Die Atmosphäre sei sehr entspannt gewesen. Man wolle sich jetzt gemeinsam in die europäische Wertedebatte einschalten, so der Präsident des päpstlichen Einheitsrates: "Griechenland ist bereits Mitglied der europäischen Gemeinschaft, und die orthodoxe Kirche ist dort die große Mehrheitskirche. Schon aus diesem Grund ist eine engere Zusammenarbeit bei den Fragen Europas, den christlichen Wurzeln, den christlichen Werten Europas notwendig. Das ist ein Anliegen des Papstes wie des Erzbischofs von Athen. Ich denke, diese Zusammenarbeit kann gestärkt werden. Aber das soll dann auch eine Ermutigung sein für den internationalen theologischen Dialog. Beide sind sehr dafür, dass wir auf diesem Weg voran gehen.”
Das Treffen sei auch für andere Kirchen eine Ermutigung, den Dialog fortzusetzen, so Kardinal Kasper: "Wir geben uns keinen Illusionen hin über die Schwierigkeit der nächsten Phase dieses Dialogs. Aber ich denke, die Kirchen sind einfach auf Grund der Situation, aber auch aufgrund des Mandats, das wir von Jesus Christus haben, aufgerufen, diesen Weg weiter zu gehen und damit auch die Integration von Ost- und Westeuropa voran zu bringen.”
Zu den Vorwürfen des Moskauer Patriarchats, die katholische Kirche versuche Gläubige abzuwerben, sagte Kasper, man dürfe das Fehlverhalten einzelner Priester nicht verallgemeinern. Der Vatikan wolle keinen Proselytismus betreiben. (rv)
Vatikan-Erzbischof: Stoppt Massaker in Darfur
Der Wille, die Massaker in Darfur zu beenden, muss vor politischen und wirtschaftlichen Interessen kommen. Das hat der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls am Sitz der Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, betont. Menschenrechtsverletzungen seien in Dörfern und Flüchtlingslagern an der Tagesordnung und dürften nicht hingenommen werden. Die Opfer in Darfur seien mehr als statistische Zahlen, so Tomasi. Es reiche nicht, die politischen Interessen zu bedienen.
"Wir müssen stattdessen uns auf die Opfer konzentrieren. Der Menschenrechtsrat hat eine wichtige Entscheidung getroffen - auch wenn sie noch schärfer hätte ausfallen können. Die verabschiedete Resolution nimmt die internationale Gemeinschaft in die Pflicht, diese Krise anzugehen."
Der Menschenrechtsrat hatte sich nicht darauf einigen können, die Massaker in der sudanesischen Provinz zu verurteilen. Eine UNO-Delegation wird sich nun vor Ort ein Bild der Lage machen. Alle Konfliktparteien, so Tomasi, - Milizen, Regierung und Rebellen - müssten dazu gebracht werden, die Gewalt einzudämmen.
"Die Gewalt breitet sich aus wie ein Ölteppich. Es gehört eben gerade zu den dringendsten Maßnahmen, diesen Prozess der Destabilisierung zu stoppen, der sich in der Region breitzumachen droht. Beobachter sagen schon, es besteht das Risiko eines zweiten Kongos, wo Stammesinteressen, Kämpfe zwischen Volksgruppen, wirtschaftliche Interessen, die Möglichkeit, Öl zu gewinnen, ein Netz von Konflikten bilden können, die man nicht kontrollieren kann, auf die man nicht sofort angemessen reagieren kann. Man muss also jenseits dieser Interessen die Gewalt stoppen, dafür sorgen, dass die Menschenrechte geachtet werden."
Ein vernünftiger und transparenter Dialog sei ein erster Schritt zur die Lösung der Probleme, so Erzbischof Tomasi, begleitet von Hilfsleistungen aller Art seitens der internationalen Gemeinschaft. (rv)
Israel: Rückt Steuerbefreiung für Kirche näher?
Geht es voran für die katholische Kirche im Heiligen Land? Diese Frage begleitet die Gesprächrunden der bilateralen Kommission zwischen Heiligem Stuhl und Israel, die soeben hat eine weitere Verhandlungsetappe hinter sich gebracht hat. P. David Jaeger, Fachmann für die Beziehungen zwischen Kirche und Staat im Heiligen Land: "Thema der Verhandlungen ist die nötige Wieder-Bestätigung der historischen Steuerbefreiung für die Kirche, die es ihr erlaubt, ihre karitative und religiöse Aufgabe im Heiligen Land wahrzunehmen. Diese Steuerbefreiung garantiert auch, dass die Kirche ihr Eigentum vor Gericht schützen kann. Das würde heißen, ein 80 Jahre altes Gesetz außer Kraft zu setzen, das kirchliches Eigentum von der Rechtssprechung der Gerichte ausnimmt und es auf die Ebene der Exekutive stellt. Die Delegationen haben in ihrer gemeinsamen Mitteilung verständlicherweise nicht über Details gesprochen. Sie haben aber mitgeteilt, dass sie Fortschritte gemacht haben und beide dazu entschlossen sind, die Verhandlung zu beschleunigen.”
Die nächste Sitzung der Kommission wird am 29. Januar 2007 stattfinden. Zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl besteht seit 1993 eine so genannte "Grundsatzvereinbarung”; die aktuell laufenden Verhandlungen sollen die Besitzrechte der Kirche im Heiligen Land klären. Die Sozialeinrichtungen können auf Dauer nur dann existieren, wenn sie ohne Steuerbelastung arbeiten können. Die meisten Nutznießer sind Palästinenser. (rv)
Vatikan: Hausprediger rät zu neuem Bußtag wegen Missbrauchsfällen
Der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa hat einen Bußtag zur Solidarität mit den Opfern pädophiler Priester vorgeschlagen. Der Kapuziner sprach in seiner ersten Adventpredigt heute vor Papst Benedikt XVI. und der päpstlichen Familie über die "Seligpreisung der Mühseligen und Beladenen”.
"Die Kirche hat angesichts der Abscheulichkeiten, die von einigen ihrer Hirten begangen wurden, zu Hilfsmaßnahmen gegriffen und sich selbst eiserne Regeln auferlegt, um neue Missbrauchsfälle zu verhindern. Nach der akuten Krise ist der Moment für das Wichtigste gekommen: vor Gott zu weinen wegen des Missbrauchs "an den geringsten seiner Brüder”. Könnte man nicht einen Tag des Fastens und der Buße auf lokaler und nationaler Ebene dort abhalten, wo Missbrauchsfälle besonders häufig waren? Das Ziel ist, sowohl öffentlich Reue vor Gott als auch Solidarität mit den Opfern zu zeigen und "eine Versöhnung der Seelen” zu erlangen, um wieder gemeinsam den Weg der Kirche zu gehen.”
Cantalamessa wandte sich dagegen, dass des Missbrauchs angeklagte Priester an die Öffentlichkeit gehen und versuchen, die Schuld den Vorgesetzten und der kirchlichen Gemeinschaft zuzuweisen. (rv)
Vatikan: Weihnachtsgeschenke sollen an DAS Geschenk erinnern
Weihnachtsgeschenke – ja gerne, sofern sie an das eigentliche Geschenk erinnern, das uns mit der Geburt Jesu zuteil wird. Das sagte Papst Benedikt gestern Abend vor mehreren Tausend Studierenden bei einem Gottesdienst im Petersdom.
"Die Geschenke zu Weihnachten erinnern uns an das Geschenk schlechthin: Weihnachten ist der Tag, an dem Gott sich selbst der Menschheit geschenkt hat. Und diese seine Gabe vervollständigt sich sozusagen in der Eucharistie. Das eucharistische Geheimnis ist der privilegierte Sammelpunkt all der verschiedenen Bereiche der christlichen Existenz, einschließlich jener der intellektuellen Erforschung. Liebe Freunde, treten wir in das Geheimnis von Weihnachten durch die Tür der Eucharistie ein. Im Stall von Bethlehem verehren wir im eucharistischen Sakrament den Herrn selbst, der sich zu unserer spirituellen Nahrung gemacht hat, um die Welt von innen her, vom Herzen des Menschen, zu verändern.” (rv)
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Vatikan will die neue UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen nicht unterzeichnen. Zwar enthalte sie "viele hilfreiche Artikel", erklärte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Celestino Migliore, vor der UNO-Vollversammlung in New York. Artikel 25 der Konvention gestatte jedoch Behinderten ein Recht auf "fortpflanzungsmedizinische Maßnahmen". Da in einzelnen Staaten auch Abtreibung unter diese Kategorie falle, sei der Heilige Stuhl nicht in der Lage, das Dokument zu unterzeichen, so Migliore. Eine mögliche Abtreibung stehe auch in Widerspruch zu Artikel 10 der UNO-Konvention selbst, der das Recht auf Leben jeder Person festschreibt. Es sei tragisch, dass Regelungen, die Behinderte vor Diskriminierung schützen sollten, auch dazu benutzt werden könnten, behinderten Ungeborenen ihr Lebensrecht streitig zu machen. Das "positive Potential" der Behinderten-Konvention werde nur realisiert, wenn alle nationalen Gesetzgebungen mit Artikel 10 der Konvention übereinstimmten, betonte der Vatikan-Vertreter. Der Vatikan beziehungsweise der Heilige Stuhl ist als einziger weltweit anerkannter Staat nicht Vollmitglied der Vereinten Nationen, sondern hat einen Beobachterstatus. Als Begründung führt er an, "absolute Neutralität" wahren zu wollen. Eine Vollmitgliedschaft führe zwangsläufig zu Verwicklung in politische, militärische und wirtschaftliche Auseinandersetzungen. (rv/kna)
Papst Benedikt XVI. hat den neuen koptisch-katholischen Patriarchen Antonios Naguib in Audienz empfangen. Der 71-jährige Naguib war im März von der Synode gewählt worden, der Papst hatte ihm Anfang April die Kirchengemeinschaft zugesprochen. Eine formelle Bestätigung der Wahl durch den Papst ist nach dem Kirchenrecht nicht nötig. Das Patriarchat von Alexandrien sei von einer reichen spirituellen wie theologischen Tradition getragen, die zum "Erbe der Kirche" gehöre, so Benedikt heute beim persönlichen Antrittsbesuch Naguibs im Vatikan. Der Papst betonte vor allem den Erziehungs- und Bildungsauftrag, den die koptische Kirche erfülle. Zum katholischen Patriarchat von Alexandrien mit Sitz in Kairo gehören rund 200.000 Christen. Die Kirche mit sechs Diözesen verfügt über etwa 100 Volksschulen und einige Gymnasien. (rv)
Der orthodoxe Erzbischof von Athen hat dem Papst für die Überreichung einer Reliquie des Apostels Paulus gedankt. Christodoulos nahm gestern Abend in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern zwei Glieder der Kette in Empfang, die der Legende nach den Heiligen in der Gefangenschaft fesselte. "Wir wünschen, dass diese Kette des Apostels Paulus wie ein Band der Liebe das unzerreißbare Bindeglied zwischen Orient und Okzident darstellt”, so der griechisch-orthodoxe Erzbischof in seiner Dankesrede. Die Reliquie wurde Christodoulos vom Erzpriester der Basilika, Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo, überreicht. (rv)
Europa
Österreich
Lob und Tadel haben die Koalitionsverhandler von SPÖ und ÖVP heute von kirchlichen bzw. kirchennahen Organisationen geerntet. Die von Kirchen und der Gewerkschaft dominierte "Allianz für den freien Sonntag" begrüßte das "klare Votum für den freien Sonntag" und das Bekenntnis der verhandelnden Parteien zu Zeitwohlstand und Lebensqualität. Die Katholische Jugend Österreich (KJÖ) vermisst jedoch bei den Verhandlungen das Thema Jugendarbeitslosigkeit: Im Wahlkampf sei davon noch viel die Rede gewesen, derzeit sei davon aber "nichts mehr zu hören", bemängelte die KJÖ in einer Aussendung. (kap)
Für Migrantinnen, die durch den Kindergelderlass von Sozialministerin Ursula Haubner in eine akute Notsituation geraten sind, steht nun ein Hilfsfonds zur Verfügung. Gespeist wird er aus Spenden- und Sponsorengeldern, wie Caritas und Rotes Kreuz mitteilten. Die Schirmherrschaft über den Fond für Migrantinnen hat Kardinal Christoph Schönborn übernommen. Mit den derzeit zur Verfügung stehenden 300.000 Euro können bis zu 1.000 Mütter und ihre Babys unterstützt werden. Der "Haubner-Erlass" verursache dramatische Härtefälle, sagte Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. "Unser Ziel ist es, jenen Betroffenen, die sich in einer Notlage befinden, rasch Unterstützung zukommen zu lassen." (kap)
Schweiz
Ein Engel hält statt einer Kerze eine brennende Dynamitstange in den Händen. So sieht das aktuelle Werbebild für das Welttheater im Schweizer Klosterdorf Einsiedeln aus. "Terror, Naturkatastrophen und auch Seuchen" würden ihren Niederschlag im Stück finden, kündigt Regisseur Volker Hesse an. Das Einsiedler Welttheater wird vom 22. Juni bis 8. September 2007 aufgeführt. Zwar ist die Fassung 2007 des Welttheaters noch nicht aufführungsreif fertig geschrieben, doch die zuständige Welttheater-Gesellschaft hat dem ungewöhnlichen Erscheinungsbild für das Welttheater 2007 bereits zugestimmt. Bereits die erste Werbung für das Welttheater 2007 hatte im vergangenen März für Aufregung und Kritik gesorgt: Zu sehen war eine Fotomontage mit einem Flugzeug, das auf die Türme der Klosterkirche Einsiedeln zuraste. Kritiker äußerten damals die Befürchtung, dass damit in der Bevölkerung unnötig Angst geschürt werde. Die Tradition des "Einsiedler Welttheaters" verdankt Einsiedeln einem weitsichtigen Durchreisenden, der das besondere Ambiente des Einsiedler Klosterplatzes als perfekte Szenerie für Calderóns Welttheater erkannte. Unter seiner Leitung wurde das Spiel 1924 zum ersten Mal aufgeführt. Seither haben rund eine Million Zuschauer das "Einsiedler Welttheater" besucht. (kipa/rv)
"Eine Million Sterne" will Caritas-Schweiz am Samstag mit ihrer Weihnachtsaktion leuchten lassen. In der ganzen Schweiz werden 60 000 Kerzen brennen. Die Aktion soll ein Zeichen für Solidarität und sozialen Zusammenhalt setzen. Die Kerzen werden ab 16 Uhr während mehrerer Stunden brennen. Das Hilfswerk platziert sie in 70 Schweizer Städten und Gemeinden an wichtigen Plätzen, wie die Caritas in einer Mitteilung schreibt. Die Zahl der Menschen, die sich allein gelassen fühlen, wächst laut Caritas weiter. Deshalb will die Organisation mit der Aktion "Eine Million Sterne" einen Anlass schaffen, der den Willen für eine solidarische Schweiz zum Ausdruck bringt. Die Aktion wird in diesem Jahr zum zweiten Mal durchgeführt. Im Vorjahr wurden über 120 000 der sternförmigen Teelichter verkauft. Mit dem Erlös wurden je zur Hälfte Caritas-Projekte in der Schweiz und im Südsudan unterstützt. (pm)
Afrika
Ruanda
Ein Priester hat von einem UNO-Kriegsverbrechergericht eine Gefängnisstrafe von 15 Jahren erhalten. Er habe Milizen dazu angestiftet, in einer Kirche, in der Tutsis während des Völkermords 1994 in Ruanda Zuflucht suchten, Feuer zu legen und das Gotteshaus anschließend mit einem Bulldozer zu zerstören. Dabei sind 2.000 Tutsis ums Leben gekommen. Das internationale Kriegsverbrechergericht für Ruanda in Tansania befand Pater Athanase Seromba vorgestern für schuldig; durch die Anstiftung zur Tat habe er ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. (ap)
Nahost
Israel
Der anglikanische Bischof von Jerusalem, Riah Hanna Abu El-Assal, steht im Verdacht der Korruption und Begünstigung. Eine viermonatige kircheninterne Untersuchung habe ergeben, dass der 70-Jährige eigenmächtig Versicherungsverträge für die beiden anglikanischen Schulen in Nazareth und Jerusalem abgeschlossen und dafür Provisionen erhalten habe, berichtete die Tageszeitung "Jerusalem Post” unter Berufung auf den 35-seitigen Untersuchungsbericht. Der Bischof habe erklärt, es als "humanitäre Hilfe” für seinen in finanzielle Nöte geratenen Sohn getan zu haben. Anglikanische Kirchenkreise in Jerusalem sprachen gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur von der "Spitze eines Eisbergs”. (kna)
Asien
Philippinen
Die Bischöfe des Landes haben zu einem nationalen Aktionstag zur Verteidigung der Verfassung und der Demokratie aufgerufen. Für den kommenden Sonntag kündigt die Kirche gemeinsam mit gesellschaftlichen Gruppen in der Hauptstadt Manila eine Demonstration gegen die Änderung der Verfassung an. Laut Vorschlag von Präsidentin Gloria Arroyo soll künftig für Verfassungsänderungen das Votum der Abgeordnetenkammer ausreichen, während die Zustimmung des Senats und Referenden entfallen sollen. Daran hatte sich eine nationale Debatte entzündet, in der die Kirchen zu einem offenen und transparenten Dialog aufrufen. Das Beharren auf die Änderung der Verfassung sei "der beste Beweis", dass die Regierung korrupt sei, so Socrates Villegas, Bischof von Balanga. (fides)
Ozeanien
Australien
Die Gesetzesgeber haben das therapeutische Klonen legalisiert. Der Gebrauch embryonaler Stammzellen für die entsprechende Forschung ist nun erlaubt, trotz der Bedenken des Premierministers John Howard. Sowohl der konservative Premier als auch Oppositionsführer Kevin Rudd waren gegen die Entscheidung des Parlaments. Der Katholik Rudd sagte, er könnte nicht ein Gesetz befürworten, das beabsichtige, mit dem menschlichen Leben zu experimentieren. (cns)
Amerika
Mexiko
Der Ordensgeistliche Florencio Maria Rigoni ist mit dem Mexikanischen Menschenrechtspreis 2006 ausgezeichnet worden. Damit wird der Pater für seinen besonderen Einsatz für die Migranten von Zentralamerika geehrt. Während der Verleihungsfeierlichkeiten vorgestern nannte der mexikanische Präsident Felipe Calderon den Pater "einen Samariter”, der Menschen hilft, die er nicht kennt. Pater Rigoni leitet seit zehn Jahren in Tapachula einen Zufluchtsport für Migranten ohne Papiere in Südmexiko. (cns)
Vereinigte Staaten
Der Nahostkonflikt sollte in der Außenpolitik Spitzenpriorität haben. Dazu riefen knapp 30 christliche, jüdische und muslimische Religionsführer der USA die Bush-Regierung und den neuen Kongress auf. Frieden sei entscheidend für den Glauben, das gelte für alle drei Religionen, so die Religionsführer in ihrem gestern veröffentlichten Statement. Sie forderten ein Treffen mit US-Außenministerin Condoleezza Rice, um mit ihr die "drängende Situation” im Mittleren Osten zu diskutieren. Außerdem solle über die Notwendigkeit einer "aktiven, fairen und festen Führung der Vereinigten Staaten” gesprochen werden, um einen umfassenden Frieden in der Region zu begünstigen. Der aktuelle Waffenstillstand in Israel und den Autonomiegebieten böte Hoffnung, um Verhandlungen wieder aufzunehmen. Militärische Aktionen könnten den Konflikt Konflikt nicht lösen. (cns)
Vereinte Nationen
Südkoreas früherer Außenminister Ban Ki Moon ist als achter Generalsekretär in der Geschichte der UNO vereidigt worden. Der 62-jährige löst zum Jahreswechsel Kofi Annan ab, der das Amt nach zehn Jahren abgibt. In seinem Amtseid vor der Vollversammlung in New York sagte Ban zu, nur den Interessen der UNO zu dienen und keine Weisungen von Regierungen oder anderen Organisationen anzunehmen. Ohne seinen Vorgänger zu nennen, sagte Ban, dass er als seine Hauptaufgaben betrachte, dem manchmal schwachen UNO-Generalsekretariat neues Leben einzuhauchen und neues Vertrauen zu wecken. Zugleich wolle er die höchsten ethischen Standards setzen. (pm)
Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung "Treffpunkt Weltkirche" täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
Buchbesprechung:
Titel: Die Ikone
Autor: Mahmoud Zibawi
Verlag: Patmos/Albatros Verlag 2003
Preis: ca. 22 Euro
Ikonen gehören einer längst vergangenen Zeit an, nämlich als Byzanz seine Blütezeit erlebte und danach das Kiewer Russland. Beide Epochen sind längst untergegangen, ihre Kathedralen mit ihrem wundervollen Schmuck zu Museen geworden. Die Ikonen selbst, eigentlich ja Kultgegenstände, sind leider Kunstgegenstände geworden. Museen und Galerien widmen ihnen ihr Interesse. Paradoxerweise bringt diese Veränderung für die Kirchenkunst eine neue Zukunft; Rublevs Dreifaltigkeitsikone befindet sich z.B. nicht mehr auf der Ikonostase der Dreifaltikeitskirche in Nowgorod, sondern scheint sich denen zuzuwenden, die sich von der Kirche entfernt haben, ihr vielleicht sogar feindlich gegenüberstehen. Und darin, - so Grégoir Kruges in den "Notizbüchern eines Ikonenmalers", (1983, S. 85) - muss man den guten Willen der lebendigen Dreifaltigkeit selbst sehen.
Auf diesem gläubigen Hintergrund ist auch vorliegendes Buch mit dem Titel: Die Ikone zu sehen. Der Libanese Mahmoud Zibawi setzt sich ungemein kenntnisreich, differenziert und kritisch mit der Bedeutung und Geschichte der Ikonen und ihren verschiedenen Schulen auseinander. Eingehend erklärt er die dogmatisch-geistlichen Grundlagen, u.a. das zugrunde liegende Bild von Gott und vom Menschen. Gott ist Mensch geworden; deshalb darf man ihm ein menschliches Gesicht geben, freilich nur ein symbolisches, kein realistisches.
Erstaunlich ist, wie es dem Autor gelingt, östliche und westliche, islamische und christliche Tradition in ihrer Verzahnung vor Augen zu führen. Anders als viele bekannte Autoren leitet er die Herkunft der Ikonenkunst aus dem biblisch-apostolischen Nahen Osten her: Jesus-Sinai-Antiochien. Aus dieserPerspektive darf man Byzanz und Russland nur als Erben verstehen, freilich als geniale Erben. Zum kulturellen Rahmen gehören ferner der griechisch-lateinische Humanismus, die iranisch-indische Bilderwelt, die semitischen Traditionen um Antiochien und Alexandrien, die Mumienportraits von Ägypten und die Göttervorstellungen vom Orontes. Alles verschmilzt zu einer neuen Kunst im Dienst der orthodoxen Kirche.
Bemerkenswert an diesem Buch ist ferner, dass der Autor nachweist, wie die Ikonenkunst, obwohl sie sich an vorgegebene Regeln hält, keineswegs steriler Starre erliegt, sondern immer wieder neue Variationen hervorbringt, beispielsweise die russischen Ikonenschulen und der geniale Feofan Grek mit seinen Fresken in der Verklärungskirche von Nowgorod.
Die Ikonenkunst ist also nicht einfach repetitiv und damit starr.
Der Autor verfolgt sodann die Bedeutung der Ikone für die Moderne bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Nach seiner Auffassung hält die orthodoxe Kirche grundsätzlich am Bild fest, vergisst aber die Ikone als solche.
Gleichzeitig blickt der Westen nach Osten, um jenseits der sichtbaren Welt einen verlässlichen Halt zu finden. "Für die Meister der modernen (westlichen) Kunst ist die byzantinisch-russische Malerei eine Offenbarung", so unser libanesischer Autor Zibawi. Ferner meint er: Protestantische und katholische Kirche öffnen sich für die Ikone.Auf diese Weise "offenbart sich die Kunst der Ostkirche intuitiv als eine ökumenische Kunst" ( S. 246/247); ihr Glanz ist demnach keineswegs erloschen.