THEMEN DES TAGES:
Vatikan: Vier Selige sollen heilig gesprochen werden
Papst Benedikt hat heute die Heiligsprechung von vier Seligen offiziell bekannt gegeben. Es handelt sich um den mexikanischen Bischof Rafael Guizar y Valencia, den italienischen Priester Filippo Smaldone, die französische Ordensfrau Theodore Guerin und die italienische Ordensgründein Rosa Venerini. - Bischof Guizar y Valencia war fast zeitlebens auf der Flucht, weil die mexikanische Regierung die Kirche ausrotten oder wenigstens ihren Einfluss sehr begrenzen wollte. Er starb völlig erschöpft im Jahr 1938 mit nur 60 Jahren. - Der italienische Priester Filippo Smaldone ist der Erfinder der Gebärdensprache. Es ging ihm in seiner Berufung in Süditalien um Arme und Ausgegrenzte. Er starb 1923. - Auf die französische Ordensfrau Theodore Guerin gehen etwa 10 Mädchenschulen in dem US-amerikanischen Staat Indiana zurück. Sie war aus seelsorglichem Eifer ununterbrochen unterwegs. Sie starb ausgezehrt 1856. - Auf die selige Italienerin Rosa Venerini gehen die Ordensfrauen in Mittelitalien zurück, die von manchen "Jesuitinnen" genannt werden. Der Grund: sie gründete eine Gemeinschaft, die sich für die Schulbildung von Mädchen engagierte. Sie stark schon 1728. Wann diese vier Seligen dann heilig gesprochen werden, steht noch nicht fest.
Sekretäre der Bischofskonferenzen Europa fordern stärkere europäische Stimme
Die Sekretäre der Bischofskonferenzen Europas wünschen, dass die katholische Kirche in Europa eine stärkere, gemeinsame Stimme erhält. Für das Zusammenwachsen des alten Kontinents sei dies nötig, heißt es in einem Bericht der 28 Sekretäre der Bischofskonferenzen. Sie haben sich drei Tage lang im slowenischen Ljubljana getroffen, um über Migration, Islam in Europa, die Lage der Familie, des Lebensschutzes, der Medien, dem Staatkirche-Verhältnis und der fortschreitenden Säkularisierung zu unterhalten. Es ging dabei auch um die Ökumene und die Vorbereitung der nächsten europäischen Ökumeneversammlung. Sie wird im kommenden Jahr im rumänischen Sibiu abgeschlossen werden. Jetzt stehen die Vorbereitungsetappen in den verschiedenen Ländern an. Die Zusammenarbeit der europäischen Bischofskonferenzen wird jetzt 35 Jahre alt. Nötig sei aber weiterhin eine stärkere Zusammenarbeit aller beteiligter Bischofskonferenzen, hieß es in Ljubljana. (pm)
UNO: Deutschland ist Vorbild bei der Kleinwaffenkonferenz
Die UNO-Kleinwaffenkonferenz tagt derzeit in New York: Delegierte aus 191 UNO-Mitgliedsstaaten diskutieren über das Problem der "Kleinwaffen". Vor fünf Jahren wurde die UNO-Konferenz ins Leben gerufen; Deutschland wird seither unter anderem von dem Geschäftsführer des Internationalen Konversionszentrums in Bonn (BICC), Peter Croll vertreten. Er erklärte uns die Brisanz dieses Themas: "Kleinwaffen sind meines Erachtens die eigentlichen Massenvernichtungs-Waffen dieses Jahrhunderts. Wenn sie bedenken, dass es circa 600 Millionen dieser Kleinwaffen gibt, dann heißt das, dass jeder zehnte Erdenbürger eine solche Waffe hat. Und die zerstören nicht nur physisch, sondern zerstören natürlich auch Gesellschaften."
Durch die Konferenz sei das Bewusstsein vieler Staaten für diese Konflikte geschärft worden. Das verabschiedete Aktionsprogramm werde von vielen Staaten vorangetrieben – nur Russland und Amerika wiesen in der Umsetzung noch erhebliche Lücken auf.
"Deutschland hat sich in besonderer Weise auch hier in der Konferenz hervorgetan und wird von allen anderen – allerdings auch von uns – als ein Land eingeschätzt, dass sich da an vorderster Front nämlich für eine positive Veränderung einsetzt. Also die Bundeswehr hat beispielsweise zugesagt, bis Ende des Jahres 2007, 400.000 G3 – das ist eine bestimmte Waffengattung, die werden nicht mehr benutzt und sind auf Lager, und da besteht natürlich immer die Gefahr, dass jemand sagt na ja die könnte wir ja verkaufen, also das hat die Bundeswehr zugesagt, dass diese vernichtet werden und haben bisher schon über 300.000 vernichtet – also das finde ich vorbildlich."
Vorbildlich sei die Bundesrepublik auch im Hinblick auf die Gesetzgebung. Gerade hat Finnland den Ratsvorsitz in der Europäischen Union übernommen – 2007 wir Deutschland an der Reihe sein. Was ist zu tun? "Was ich mir jetzt wünsche, ist, dass die Bundesregierung wenn sie die Präsidentschaft in der EU übernehmen wird im nächsten Jahr, dass sie da ihr Licht nicht unter den Scheffel stellt, sondern diese positiven Erfahrungen, sei es in der Gesetzgebung, insbesondere in dem Bereich "brokering" also diese Vermittlung des Waffengeschäftes, aber auch in der Vernichtung, dass sie da wirklich in der EU in der Präsidentschaft das Thema ganz hoch hält und ich denke dann könnte die Bundesregierung ganz wesentlich zu der Linderung dieses Kleinwaffenproblems beitragen." (rv)
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt hat heute Vormittag Erzbischof Paul-Josef Cordes offiziell in Audienz empfangen. Über den Grund und Inhalt des Gesprächs wurde nichts bekannt gegeben. Cordes ist als Präsident des päpstlichen Rates Cor Unum sehr viel in aller Welt unterwegs. Beobachter vermuten, er könne Papst Benedikt über die Ergebnisse seiner Reisen informiert haben. (RV)
Europa
Deutschland
Führende katholische Verbände fordern Änderungen beim geplanten Elterngeld. In einer am Freitag in Berlin veröffentlichten Erklärung verlangten sie, die Sockelförderung von 300 Euro für Familien, die durch die Neuregelung benachteiligt würden, von einem auf zwei Jahre zu verlängern. Ferner solle der Gesetzgeber den Zeitraum für die so genannte Geschwisterkind-Regelung von 24 auf 36 Monate ausweiten. Die Verbände warnten zugleich davor, die dreijährige Elternzeit in Frage zu stellen. Am Montag steht in Berlin eine Bundestagsanhörung zu dem Thema an. (kna)
Österreich
Die offiziellen Vertreter des Judentums, Christentums und des Islams haben in Wien das "Forum abrahamitischer Religionen" gegründet. Ziel ist es, das Vertrauen zwischen den Religionsgemeinschaften zu stärken und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Das Forum dient als offizielle Kontaktstelle für interreligiöse und interkulturelle Fragen. (kap)
"Familien-Bischof" Klaus Küng warnt davor, die dramatisch hohen Scheidungszahlen als "Naturgesetz" hinzunehmen. Die Ehe sei kein Auslaufmodell´, so der kirchliche Familienexperte. Den sehr rasch geschiedenen Ehen stünden viele Ehen gegenüber, die "sehr lange halten". Das komme in der Scheidungsstatistik nicht zum Ausdruck. Küng plädierte dafür, die schwerwiegenden Folgen einer Scheidung stärker zu thematisieren und das Wohl der Kinder nicht aus den Augen zu verlieren. Er verwies auf das kirchliche Anliegen, stärker präventiv tätig zu werden: Die Österreichische Bischofskonferenz habe beschlossen, die Ehevorbereitung zu intensivieren. Laut "Statistik Austria" habe die Scheidungsrate in Österreich im vergangenen Jahr eine neue Höchstmarke von 46,6% erreicht. (kap)
Die Jahrestagung des Internationalen Rates der Christen und Juden findet vom 2. bis 5. Juli in Wien statt. Das diesjährige Thema "Begegnung mit Geschichte - Lernen für die Zukunft" knüpfe konkret an den Tagungsort an, sagte Markus Himmelbauer, Geschäftsführer des Rates. Wien sei immer ein Zentrum des Miteinanderlebens von Christen und Juden gewesen. Ein Höhepunkt der Tagung ist die Verleihung des "International Sir Sigmund Sternberg-Award" an den Nestor der Judaistik, den emeritierten Prof. Kurt Schubert, die am Mittwoch den 5. Juli stattfinden soll. Der Internationale Rat der Christen und Juden wurde 1962 gegründet und hat seinen Hauptsitz im Wohnhaus Martin Bubers in Heppenheim südlich von Frankfurt am Main. (kap)
Italien
Die Jungfrau Maria soll als Vermittlerin den interreligiösen Dialog zwischen Muslimen und Christen fördern. Der Chefredakteur der italienischen Tageszeitung "Corriere della sera", Magdi Allam, selbst Muslim, hat die Kampagne initiiert. Er lädt in Italien lebende Muslime ein, die Marienwallfahrtsorte des Landes aufzusuchen, und Parallelen zu entdecken. Maria sei eine Gestalt, die auch im Koran auftauche. Außerdem sei es in islamisch geprägten Ländern keine Seltenheit, dass Marienwallfahrtsorte von Gläubigen beider Konfessionen aufgesucht würden. Dies müsse auch in christlichen Ländern möglich sein, so Allam. Er sieht diese Kampagne als Chance in einer Zeit, in der die gemeinsamen Symbole, Werte und Gestalten der verschiedenen Religionen und Spiritualitäten neu definiert werden müssten. (zenit)
Russland
Die Johannes-der-Täufer-Kirche in Zarskoje Selo bei St. Petersburg ist an die katholische Kirche zurückgegeben worden. Der katholische Erzbischof von Moskau, Tadeusz Kondrusiewicz feierte zusammen mit Repräsentanten der Kommunalbehörden und anderer christlicher Kirchen einen Festgottesdienst, an dem auch ältere Pfarrangerhörige teilnahmen, die 1938 die Beschlagnahmung und Entweihung des Gotteshauses durch die Stalinisten miterleben mussten. Die Johannes-der-Täufer-Kirche wurde 1862 erbaut. In der Krypta befinden sich die Gräber prominenter katholischer Angehöriger des Zarenhofes. (kap)
In Moskau findet ein "Weltgipfel" der Religionsführer statt. Vom 3. bis 5. Juli werden sich unter anderem Delegationen der russisch-orthodoxen Kirche, des Vatikans, des Weltkirchenrates der Kirchen und Vertreter des Islam zusammenfinden. Papst Benedikt der XVI. und der Dalai Lama wurden aus religionspolitischen Gründen nicht eingeladen. Themen des neuen Religionsgipfels werden unter anderem die religiös fundierte Sicht des Menschenrechtsbegriffs, als auch die Beziehung zwischen Religion und Politik sein. Außerdem soll ein Bekehrungsverbots der Kirchen und Religionen untereinander verabschiedet werden. Organisiert wird der Weltgipfel vom Moskauer Patriarchat. (kap/kipa)
Frankreich
Das französische Parlament hat abschließend die Verschärfung des Einwanderungsrechts gebilligt. Das Gesetzespaket enthält härtere Auflagen für den Familiennachzug sowie eine neu geschaffene Aufenthaltserlaubnis für besonders qualifizierte Arbeitnehmer. Illegale Einwanderer, die seit mehr als zehn Jahren in Frankreich leben, sollen nicht mehr automatisch das Recht auf Einwanderungspapiere haben. Bürgerrechtsgruppen und die Opposition kündigten für diesen Samstag landesweite Demonstrationen an. Die Sozialisten wollen den Gesetzestext vom Verfassungsgericht überprüfen lassen. (dw)
Finnland
Zum 1. Juli hat Finnland von Österreich den Ratsvorsitz in der Europäischen Union übernommen. In der zweiten Jahreshälfte sind die Finnen damit für die Organisation der Ministerräte zuständig, in denen die 25 EU-Staaten ihre Entscheidungen treffen. Zu den schwierigsten Themen der Ratspräsidentschaft wird nach Einschätzung des finnischen Regierungschefs Matti Vanhanen die Fortsetzung der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei gehören. Im Herbst steht eine Bestandsaufnahme an. Finnland will zudem die Beziehungen der EU zu Russland verbessern. Zum Jahreswechsel übernimmt dann Deutschland turnusgemäß den EU-Vorsitz. (dw)
Afrika
Äthiopien
Der Patriarch der Äthiopisch Orthodoxen Kirche Abune Paulos hat die Gläubigen in Eritrea und Äthiopien zum Friedensdialog aufgerufen. "Ich wende mich an euch alle, damit wir zusammen einen dauerhaften Frieden ausarbeiten können", sagte das neu gewählte Oberhaupt des World Council of Churches. Paulos sagte weiterhin, er werde seine neue Position verstärkt dazu einsetzen, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu verbessern. Eritrea und Äthiopien waren von 1998 bis 2000 in einen blutigen Grenzkrieg verwickelt. Die diplomatischen Beziehungen sind seither nicht wieder aufgenommen worden und die seit Monaten gespannte Lage lässt einen neuen Kriegsausbruch befürchten.(misna)
Nahost
Israel
Die Entführer des vor knapp einer Woche verschleppten israelischen Soldaten haben Bedingungen für die Freilassung des 19-Jährigen gestellt. In einer Erklärung der palästinensischen Entführer heißt es, Israel müsse 1.000 arabische Gefangene auf freien Fuß setzen und seine Militäroffensive im Gazastreifen beenden. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums hat den Handel abgelehnt. Die Polizei dementierte Berichte, wonach radikale Palästinenser einen weiteren Soldaten verschleppt hätten. Der Weltsicherheitsrat rief die Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. Einige Länder kritisierten Israels Vorgehen als "unverhältnismäßig". (dw)
Irak
Bei einem Bombenanschlag im Irak sind in einem schiitischen Armenviertel Bagdads 62 Menschen getötet und 114 weitere verletzt worden. Nach Polizeiangaben wurde heute eine Autobombe in der Nähe des Marktes von Sadr-City gezündet. Am Vortag hatte Al-Qaeda-Chef Osama bin Laden seine Anhänger aufgerufen, den Tod seines Anführers im Irak, Abu Musab al Zarqawi, zu rächen. Im Schiiten-Bezirk Schaab entführten Unbekannte eine sunnitische Parlamentsabgeordnete und sieben Leibwächter. Vertreter des irakischen Innenministeriums wiesen darauf hin, dass die Informationen zu der Entführung noch geprüft werden müssten (faz)
Asien
Indien
Vier Schwestern von Mutter Theresa sind im Bundesstaat Andra Pradesh vorübergehend verhaftet worden. Sie waren angeklagt, rechtwidrig zum Religionswechsel aufgefordert zu haben. Eine Gruppe von fanatischen Hindus war in ein staatliches Krankenhaus eingedrungen, wo die Missionarinnen der Nächstenliebe regelmäßig Aidspatienten im Endzustand betreuen. Die Fanatiker hatten die Ordensfrauen von der Polizei verhaften lassen. Anschließend waren sie auf Einspruch des Ortsbischofs bei den Behörden freigelassen worden. Dieser hatte energisch gegen die Maßnahme protestiert, denn in Indien gilt Religionsfreiheit, auch wenn immer wieder Fanatiker den Vorwurf erheben, die Christen drängten Hindus zum Religionswechsel. (asia-news)
Amerika
Mexiko
Am kommenden Sonntag sind in Mexiko Präsidentschaftswahlen. Der "linke" Kandidat Lopez Obrador hat nach letzten Umfragen gute Chancen zu gewinnen, wenn die Wahlen nicht gefälscht werden oder Anlass zu einem Militärputsch geben. Neben Obrador liegt noch der neoliberale Felipe Calderon in einem Kopf-an-Kopf-Rennen in etwa gleichauf. Mexikos Mittelschicht und die Unternehmer befürchten für den Fall eines Wahlsieges von Obrador den Rückfall in populistische Zeiten, in Hyperinflation und Schuldenkrise. Die Armen erhoffen von ihm die dringend notwendigen sozialen Reformen. Letztere stellen nach inoffiziellen Angaben immerhin die Hälfte der mexikanischen Bevölkerung dar. Auf die Vorwürfe aus dem konservativen Lager, Obrador würde mit Hugo Chavez und Evo Morales gemeinsame Sache machen und Mexiko in fremde Hände geben, reagierte dieser mit scharfem Widerspruch: Er stritt jeglichen Zusammenhang mit Morales, Chavez oder Castro ab und betonte, dass er in einer rein mexikanischer Tradition stehe. Neben dem neuen Präsidenten werden in Mexiko unter anderem auch die 500 Abgeordneten und die 128 Mitglieder des Senats neu gewählt. Sowohl Washington wie auch das konservative Lager in Mexiko fürchten einen Linksruck. Aber kein künftiger Präsident könne es sich leisten, mit den USA zu brechen. (rv)
Bolivien
Die Bischöfe des Andenstaates haben ihre Mitbürger dazu aufgerufen, morgen an der Wahl und am Referendum teilzunehmen. Wichtig sei dabei, dass in Zukunft Staat und Kirche gut zusammenarbeiten. Der katholische Charakter der Bevölkerung müsse berücksichtigt und die Religionsfreiheit garantiert werden. Die Bolivianer sollen morgen die Abgeordneten der Nationalversammlung wählen und ihre Meinung zu einer Verfassungsänderung äußern. (rv)
Kuba
Menschenrechtler haben die die katholische Kirche darum gebeten, im Fall eines hungerstreikenden Journalisten auf Kuba zu intervenieren. Der Zustand von Guillermo Farinas sei bedenklich, teilte eine Oppositionsgruppe mit. Laut Presseberichten wandte sich die Gruppe mit ihrem Hilfegesuch an den Apostolischen Nuntius auf Kuba, Erzbischof Luigi Bonazzi, sowie den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Juan Garcia Rodriguez. Der streikende Journalist fordert das Recht auf freien Internetzugang, der auf Kuba nur wenigen Privilegierten auf Kuba erlaubt ist. (kna)
Kolumbien
Den Prix Caritas für Menschlichkeit erhält in diesem Jahr der Fotograf und Journalist Jesús Abad Colorado. Die Caritas in Luzern würdigte damit sein Engagement für Frieden und Gerechtigkeit. Colorado dokumentiert mit seinen Bildern seit Jahren den Krieg in Kolumbien. Seine Fotos zeigen eine große Sensibilität für die Sicht der Opfer. (com)
Über Don Bosco liegt viel Literatur vor, hauptsächlich erbauliche, die jedoch den Kriterien einer kritischen Historiographie kaum standhält. Diesem Ziel aber hat sich seit einigen Jahrzehnten die Salesianer Universität in Rom verschrieben. Giuseppe Ghiberti vertritt diese Richtung. Der Autor ist Professor für Neutestamentliche Wissenschaftenund Mitglied der Päpstlichen Bibelkommission.
Er hat Struktur, Ziel und Informationswert der überlieferten Schriften , seien sie von Don Bosco selbst oder von seinen Mitarbeitern, untersucht und legt nun als Ergebnis eine Studie vor. Sie ist quellenkritisch nüchtern ausgerichtet, reich an Details, wasDonBoscos Persönlichkeit und seine Zeit angeht. Trotz der geschichtlichen Detailtreue kommen Charisma und Charakterzüge von Don Bosco gut zum Ausdruck. Der Auto beruft sich u.a. auf den so genannten Brief aus Rom aus dem Jahr 1884, in dem Don Bosco verrät, was sein Herzbewegt, wenn er sich für seine Jugendlichen einsetzt. Zitat: "Die Jugendlichen müssen nicht nur geliebt werden; sie müssen das auch erkennen… Wenn man das liebt, was ihnen Freude macht, auf ihre Neigungen eingeht, dann lernen sie, die Liebe auch in dem erkennen, was ihnen von Natur aus wenig gefällt, etwa Disziplin, Studium oder Selbstüberwindung. Sie lernen so, die Dinge mit Begeisterung und Liebe zu tun."
Ein ganz praktischer Tipp heißt: Als Erzieher immer präsent sein, ob bei Spiel, Scherz oder Ernst! Herzlichkeit und Vertrauen aufbauen. Religiosität pflegen, aber in einem offenen, frohen Klima.
Don Bosco wurde regelrecht bewundert, ja enthusiastisch verehrt, aus heutiger Sicht erstaunlich, weil sein Wirken in eine Zeit der sozialen Unruhen fällt. Ab 1845 führten diese Unruhen zu Massenaufständen der untersten gesellschaftlichen Schichten, auch zu ausgesprochener Kirchenfeindlichkeit.Die industrielle Revolution hatte begonnen und mit ihr Armut und Elend, besonders der ländlichen Jugend. Don Bosco richtete seine Oratorien ein, anfangs waren sie, was das Wort besagt, Orte gemeinsamen Gebetes, dann wurden daraus religiös geführte Unterkünfte mit Ausbildungs- und Arbeitsplätzen.
Dem Autor Ghiberti liegt daran, Don Bosco unter ganz unterschiedlichen Aspekten ins Blickfeld zu rücken, als Priester, Erzieher, Lehrer, Ordensgründer, Heiliger, geistlicher Schriftsteller, auch als diplomatischer Vermittler in den Auseinandersetzungen zwischen den Päpsten mit der sich entwickelnden italienischen Einigungsbewegung, speziell mit der Regierung Cavour undihren kirchenfeindlichen Gesetzen. Die Szenen sind abwechslungsreich geschrieben.
Das Buch empfiehlt sich als sachliche Fundgrube, ausgesprochen literarischer Ehrgeiz geht ihm ab.