Vatikan: Seid Hirten, nicht nur Intellektuelle
Die Vatikan-Diplomatie verfolgt und verteidigt keine materiellen Ziele und Interessen, erklärte Papst Benedikt heute bei einer Audienz für Leiter und Studenten der Päpstlichen Diplomaten-Akademie. Im Vordergrund müsse die Förderung von christlichen Werten und Idealen sowie des christlichen Menschenbildes stehen, betonte der Papst. Die Diplomaten des Heiligen Stuhls müssten für den Dialog eintreten und sich für fruchtbare Beziehungen mit den staatlichen und zivilen Behörden und Autoritäten des Landes einsetzen, in erster Linie aber sollten sie Priester und Seelsorger sein, so der Papst.
„Ihr wisst, dass sich der christliche Glaube niemals auf die intellektuelle Kenntnis Christi und seiner Glaubenslehre beschränken darf. Sie muss sich ausdrücken, im Nachahmen der Beispiele, die Christus uns gegeben hat als Sohn des Vaters und des Menschen. Insbesondere für diejenigen, die mit dem Nachfolger Petri, dem Oberhirten der katholischen Kirche zusammenarbeiten: Sie sind dazu berufen, ihr Bestes zu geben damit sie echte Hirten werden, wie der der gute Hirte Jesu, der sein Leben für seine Herde hingegeben hat.“
Der Heilige Stuhl unterhält volle diplomatische Beziehungen zu derzeit 176 Staaten. Erst vergangenen Donnerstag baute er seine Beziehungen zu den Arabischen Emiraten aus. Die Botschafter des Papstes, die Nuntien, stehen im Rang von Erzbischöfen. Unterstützt werden sie in den meisten Vatikan-Botschaften durch Monsignori im Rang von Nuntiatur-Sekretären oder -Räten. Nach Abschluss der dreijährigen Ausbildung an der Diplomaten-Akademie werden die jungen Vatikan-Diplomaten in der Regel für jeweils drei bis fünf Jahre nacheinander an Nuntiaturen in unterschiedlichen Weltregionen entsandt. Die meisten kehren zwischendurch für eine gewisse Zeit in die „Zentrale“, ins vatikanische Staatssekretariat, zurück. (rv/kna)
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Libanon: Gesamte "Lähmung" des Landes
Im Libanon gehen die Kämpfe rund um das palästinensische Flüchtlingslager weiter. 19 Tote allein in dieser Nacht; knapp 90 Menschen kamen in den letzten zwei Wochen bei den Auseinandersetzungen zwischen der radikalen Gruppierung Fatah al-Islam und den Regierungstruppen ums Leben. Auf den Hügeln rund um die Eingänge des Camps stationierte Artillerie-Einheiten beschossen Stellungen von Kämpfern der Fatah al-Islam. Einst lebten in dem Flüchtlingslager Nahr-al Bared 40 000 Palästinenser. Mittlerweile sind die meisten geflohen. Schlimm ist es für die, die nirgends hinkönnen, erklärt der Pfarrer in der evangelischen Gemeinde in Beirut, Uwe Weltzien: „Ich hab gestern mit jemandem gesprochen der vor Ort war. Das ist eine sehr angespannte Situation. Problem ist, dass die Fatah al Islam jetzt angekündigt hat, dass sie die Kämpfe auf Tripolis ausweiten will –das hat sie aber auch schon Tage vorher angekündigt. Besondere Problematik in Nahr al-Bared ist, dass immer noch circa 8000 Palästinenser im Lager sind. Alte Menschen, die ihre Häuser nicht mehr verlassen wollten. Teilweise Leute die einfach Angst vor Scharfschützen hatten und deshalb das Haus nicht verlassen haben.“
Die Anschläge der Fatah al-Islam bedrohten nicht nur den Norden des Libanon, erklärt Uwe Weltzien… „sondern wir hatten auch hier in Beirut Bomben: Direkt vor dem Haus eines Gemeindeglieds ist eine Bombe explodiert, niemand wurde verletzt. Ein anderes Gemeindeglied in der Umgebung von Tripoli stand in einem Olivenhain plötzlich Kämpfern gegenüber. Also wir sind einfach als Bevölkerung, ob jetzt Ausländer oder Einheimische, direkt betroffen von dieser Situation. Und es ist eine sehr hohe innere Anspannung und Verunsicherung, es ist eine gesamte Lähmung im Land zu spüren; im Grunde ist es eine selbst auferlegte Ausgangssperre: Nachts sind die Straßen leergefegt, die Restaurants sind leer, wo um diese Zeit im Libanon normalerweise volles Leben ist.“ (rv)
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Niederlande: „Nierenshow“ war ein Scherz
Die Nierenspendershow in den Niederlanden war nur ein Scherz, ein Spiel mit der Empörung: „Wir werden keine Niere verschenken. Das geht selbst uns zu weit“ erklärte der Moderator des niederländischen Senders BNN gestern Abend nach neunzig Minuten. Der Sender wollte die Empörung nutzen, um auf das Problem der fehlenden Organspenden aufmerksam und den kranken Menschen ein Forum bieten. Im Grunde keine schlechte Idee, erklärt der Parteichef der christdemokratischen Fraktion aus Maastricht, Gerard van Rens: „Das ist natürlich an sich eine gute Sache. Das Empfinden ist spürbar ‚Gott sei Dank, dass es nicht so weit gekommen ist’. Das ist so. Ich selbst bin der Meinung, dass die Programmmacher alles Mögliche getan haben, um die Gesellschaft zu durchdringen von diesem Bedürfnis: Wir müssen etwas lösen, wir haben ein gigantisches Problem. Es gibt medizinische Möglichkeiten, Menschen zu retten, aber wir haben zu wenige Organe. Also kollektiv darüber nachdenken, wie lösen wir dieses Problem.“
Eine Woche lang sorgte das Vorhaben für internationale Kritik: In der ersten Organspender-Show der Welt sollte eine menschliche Niere an einen von drei Kandidaten verschenkt werden. Eine todkranke Frau wollte ihre Niere zur Verfügung stellen und den Gewinner auswählen. Die Zuschauer hätten die Möglichkeit, per SMS ihr Votum abzugeben und die Frau in ihrer Wahl zu beratschlagen, hieß es in der Programmankündigung. Es kam ganz anders: Die todkranke Frau war eine Schauspielerin, die Kranken hingegen echt. Gerard van Rens: „Sind sie zu weit gegangen? Ich weiß es nicht. Da bin ich noch im Zweifel. Aber ich glaube, dass mehrere an dieser Frage zweifeln. Wenn man das zu oft macht, dann funktioniert das nicht mehr. Aber das es eine Wirkung hat, davon bin ich überzeugt: Es hat gewirkt.“
In den Niederlanden sterben jährlich 200 Menschen, weil sie nicht rechtzeitig eine Spenderniere erhalten. Im Schnitt müssen die Kranken vier Monate auf das lebensrettende Organ warten. (rv/diverse)
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AUS UNSEREM ABENDPROGRAMM:
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den G8-Gipfel in Heiligendamm trotz des großen Sicherheitsaufwandes als notwendig gerechtfertigt. Man wolle die Globalisierung „menschlich gestalten“, sagte Merkel heute in ihrer wöchentlichen Videoansprache. Pater Eberhard von Gemmingen SJ, Redaktionsleiter von Radio Vatikan, erläutert in seinem Wochenkommentar die Bedeutung von Globalisierung für Christen.
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Ihr müsst eure Mission erfüllen, für die Menschen da zu sein – auch unter schwierigen Umständen“, dazu ermutigte Papst Benedikt die Bischöfe Zentralafrikas am Freitag Abend bei ihrem Ad Limina-Besuch in Rom. Im Gespräch mit den Bischöfen berücksichtigte Papst Benedikt die Probleme, denen sich Zentralafrika stellen müsse: Frieden und Harmonie unter den Nationen. Die Armen sind die Leidtragenden, erklärte der Papst, deshalb forderte er die Bischöfe auf, diese Themen bei den Vorbereitungen der zweiten afrikanischen Bischofssynode zu berücksichtigen und das Evangelium als hoffnungsspendende Kraft einzubeziehen. Er hege die tiefe Hoffnung, so Papst Benedikt, dass Afrika in dieser Welt, die ständig im Wandel sei, nicht vergessen werde und dass die Hoffnung die Türen öffne für die Menschen des Kontinents. (misna)
Europa
Deutschland
Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky hat vor einem Druck zur Organspende gewarnt. Die Entscheidung dafür oder dagegen müsse dem Einzelnen oder seinen Angehörigen überlassen bleiben, sagte der Erzbischof am Freitag in Berlin. Auch das Votum gegen eine Organspende sei absolut zu respektieren. Zudem sei Organhandel kategorisch abzulehnen. Der Kardinal sprach bei der Jahrestagung der Deutschen Stiftung Organtransplantation. (kna)
Immer mehr Menschen sind auf günstige Lebensmittelspenden angewiesen. Laut eigenen Angaben versorgte die Hilfsorganisation „Deutsche Tafel“ vergangenes Jahr rund 700.000 Bedürftige mit Lebensmitteln. Das seien 40 Prozent mehr als noch im Jahr 2004. Die seit 1993 bestehende Organisation sammelt qualitativ einwandfreie Lebensmittel und verteilt sie gegen einen symbolischen Beitrag an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen. (domradio)
Europa muss sich nach Einschätzung des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper wieder stärker auf seine christlichen Wurzeln besinnen. Nur wenn das gemeinsame christliche Erbe wieder in den Blickpunkt gerückt werde, habe Europa eine Zukunft, sagte Kasper am Freitagabend in Vallendar. Europa sei nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern habe auch eine gemeinsame kulturell-christliche Vergangenheit. Deshalb gehöre der Gottesbezug auch in eine europäische Verfassung, forderte der Präsident des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen. Nach Aussage Kaspers kommt dem ökumenischen Dialog mit der Orthodoxie mit Blick auf die europäische Osterweiterung eine entscheidende Bedeutung zu. Wenn es nicht gelinge, die orthodoxe Kirche einzubinden, sei eine Integration von Ost- und Westeuropa nicht vorstellbar, so der Kurienkardinal. Die Entwicklung in der Ökumene mit der evangelischen Kirche sieht Kasper „insgesamt optimistisch“, auch wenn „der Dialog etwas langsam“ geworden sei. (kna)
In Aachen ist am Freitagabend die seit 1349 alle sieben Jahre stattfindende Heiligtumsfahrt eröffnet worden. Bischof Heinrich Mussinghoff erhob in einem feierlichen Gottesdienst im Dom die vier Tuchreliquien aus dem Marienschrein. Sie werden an den kommenden zehn Tagen den bis zu 100.000 erwarteten Pilgern gezeigt. Der Überlieferung nach handelt es sich um das Kleid Mariens aus der Heiligen Nacht, die Windeln Jesu, das Lendentuch, das er während der Kreuzigung trug, sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. (kna)
Österreich
Mit einem ökumenischen Vespergottesdienst in der Lutherischen Stadtkirche in Wien wurde gestern die dritte „Lange Nacht der Kirchen“ eröffnet. Vertreter aller christlichen Konfessionen betonten dabei ausdrücklich den ökumenischen Charakter der „Langen Nacht“. Mehr als 160.000 Menschen haben an der „Langen Nacht“ von Freitag auf Samstag teilgenommen. 260 Gotteshäuser in Wien, Linz, Graz, Salzburg und Klagenfurt beteiligten sich an der Aktion. Allein in Wien besuchten mehr als 120.000 Menschen die Kirchen der 14 christlichen Glaubensgemeinschaften, die diese Veranstaltung in ökumenischer Zusammenarbeit gemeinsam organisiert hatten. Weihbischof Helmut Krätzl betonte im Eröffnungsgebet, die „Lange Nacht“ sei ein deutliches Zeichen gelingender Ökumene und „ein Zeugnis dafür, dass es nur eine Kirche Jesu Christi gibt“. Der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos nahm auf den bevorstehenden Höhepunkt der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV3) in Sibiu/Hermannstadt im September Bezug. Die „Lange Nacht der Kirchen“ müsse als wichtiger Schritt auf dem Weg nach Sibiu gesehen werden, so Staikos. Leider seien die Christen aber vielfach noch „in der Finsternis einer gewissen konfessionellen Selbstgenügsamkeit“ gefangen, bedauerte der orthodoxe Metropolit. (kap)
Michael Bünker ist zum Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich gewählt worden. Die in Eisenstadt tagende lutherische Synode wählte den aus Kärnten stammenden Theologen gestern Abend im 7. Wahlgang mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit. Der neue Bischof tritt sein Amt am 1. Januar 2008 an. Der derzeitige evangelische Bischof Herwig Sturm geht mit Jahresende 2007 in Pension. Bünker möchte sich einsetzen für eine „offene und reformbereite Kirche“. Der neue Bischof betonte bei dem seiner Wahl vorausgegangenen Hearing, viele kirchliche Arbeitsbereiche seien nur durch das Engagement von Einzelpersonen entstanden, „die keine Theologen waren“. Bünker tritt auch für Maßnahmen ein, die Frauen ermutigen und befähigen, in allen Bereichen kirchlichen Lebens mitzuarbeiten. (kap)
Schweiz
Wie sich gestern herausstellte ist der Brand in der Genfer Synagoge mutwillig gelegt worden. Das teilte der zuständige Untersuchungsrichter Michael Graber gestern mit. Technische Gründe oder ein Unfall werden ausgeschlossen. Erkenntnisse erhofft sich die Polizei von der DNA-Analyse eines am Tatort gefundenen Zigarettenstummels. Die Schweizer Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey reagierte auf die Brandstiftung mit „Bestürzung und Besorgnis”. (nzz)
Die Stadt Bern sieht keine Möglichkeit für den Bau eines Islam-Zentrums. Der Gemeinderat der Stadt unterstütze den interkulturellen Dialog, beispielsweise mit dem geplanten Bau eines Hauses der Religionen. Das gab der Rat in einer Mitteilung bekannt. Der Gemeinderat werde daher auf die Anfragen des Dachverbands der Muslimvereine für ein eigenes Zentrum nicht weiter eingehen. Die Muslimvereine planten, auf einer Fläche von 23.000 Quadratmetern ein Museum über den Islam, eine Moschee, ein Kongresszentrum, Büros und ein Viersternehotel zu bauen. Gekostet hätte das Großprojekt rund 100 Millionen Euro. (diverse)
Asien
Süd Korea
Der ehemalige Präsident der Koreanischen Bischofskonferenz, Bischof Augustine Cheong Myong-jo, ist gestern im Alter von 72 Jahren in Busan an Lungenkrebs verstorben. Der Tod von Bischof Cheong war für viele eine Überraschung, denn obwohl seine Krebserkrankung bekannt war, hat er nie einen Arbeitstag versäumt, so der Gemeindepfarrer Pater Kwon Ji-ho. Bischof Cheong war über 20 Jahre bei der Militärseelsorge und von 1968 bis 69 als Kaplan an vorderster Front im Vietnam-Krieg. (ucan)
Indonesien
Die Erzdiözese Samarinda in Ost-Kalimantan feiert 100 Jahre Pastoralarbeit. Drei Tage lang stehen Zusammenkünfte, Diskussionen und Gebete mit der Jugend in vorderster Front auf dem Programm. Zum 100-jährigen Bestehen der Erzdiözese wünscht sich Erzbischof Sului ein Wachstum im Glauben und bessere Zusammenarbeit mit den politischen Autoritäten. (asianews)
Amerika
Venezuela
Trotz Demonstrationsverbot haben im lateinamerikanischen Land Tausende von Studenten gestern die Straßenproteste gegen die Abschaltung des oppositionellen Senders RCTV fortgesetzt. Die Regierung wollte am Samstag für die Politik von Präsident Chávez demonstrieren lassen. Außenminister Nicolas Maduro erklärte, die Studenten würden von der Opposition angestiftet, um den Sturz der Regierung einzuleiten. Die Regierung kündigte für heute eine Grossdemonstration zur Unterstützung der Politik von Präsident Hugo Chávez an. (diverse)