EU: Kirche begrüßt Einigung auf EU-Grundlagenvertrag
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben den Weg für eine neue vertragliche Grundlage der Gemeinschaft freigemacht. Sie einigten sich in der Nacht zum Freitag auf einen Änderungsvertrag, der an die Stelle der EU-Verfassung treten soll, die bei Referenden in Frankreich und den Niederlanden gescheitert war. Stefan Lunte ist Vizegeneralsekretär der Europäischen Bischofskommission (COMECE), er begrüßt den Vertragsabschluß: „Zunächst hat man sich jetzt die Bedingungen geschaffen, schneller und auch demokratischer entscheiden zu können, weil die nationalen Parlamente nun doch stärker einbezogen werden. Das kann sicher eine erste Garantie dafür sein, dass die EU sich bürgernäher darstellt.”
Die Kirchen könnten mit dem Vertrag zufrieden sein, meint Lunte. Denn: Erstmals wird die EU einen regelmäßigen Dialog mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften im EU-Vertrag verankern.
„Man kann sagen, dass es eine gewisse Wahrnehmung und Anerkennung darstellt, dass gesagt wird, dass Europa ein religiöses Erbe besitzt, wenngleich nicht gesagt werden konnte, dass es ein christliches Erbe ist. In dem Artikel über Kirchen- und Religionsgemeinschaften werden die Kirchen auch ganz konkret mit dem Vornamen angeredet, man spricht also nicht von ‚allen Religionsgemeinschaften’ sondern von ‚den Kirchen’ und den Religionsgemeinschaften.”
Aber es ist nicht alles erreicht worden, was sich der Europäische Bischofsrat erhofft hat: „Ich vermisse vor allem den Willen der Mitgliedsstaaten, der sich in solchen Verträgen niederschlägt, zu einer ernsthaften gemeinsamen Außenpolitik. Da ist weder im Bereich der Währungspolitik, noch im Bereich der internationalen Finanzinstitutionen oder auch mit Blick auf die UNO und den UNO-Sicherheitsrat: Da ist kein Durchbruch in Sicht. Und darauf hoffen doch viele Bürger.”
Der Vertrag soll zum 1. Januar 2009 in Kraft treten, rechtzeitig vor den Europawahlen im Sommer des gleichen Jahres. Er muss jetzt in allen 27 EU-Staaten ratifiziert werden. Der britische Premierminister Gordon Brown lehnte abermals ein Referendum über den Vertrag in Großbritannien ab. (domradio/kna)
Italien: Schwestern kämpfen gegen Menschenhandel
Ordensschwestern wollen gemeinsam und auf internationaler Ebene den Kampf gegen den Menschenhandel aufnehmen. Das ist das Ziel einer Initiative der italienischen Ordensoberinnen-Konferenz und der amerikanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl. Fünf Tage lang tagen dort Ordensfrauen aus 26 Ländern, um gegen die körperliche und seelische Ausbeutung von Menschen vorzugehen. Elizabeth Roth ist Pressesprecherin der amerikanischen Botschaft, sie ist beeindruckt vom Engagement der Frauen: „Die Schwestern sind sehr mutige Heldinnen im Kampf gegen diese moderne Form der Sklaverei. Wir möchten ihnen dabei behilflich sein, eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit zu schaffen. Das Netzwerk soll verhindern, dass sie bei dieser schweren Herausforderung alleine da stehen.”
Auf dem Seminar sollen regionale Initiativen von Ordensfrauen, die gegen Menschenhandel vorgehen, zusammengebracht werden.
„Die Schwestern haben dem Netzwerk, dass sie hier gegründet haben, einen Namen und vor allem eine Identität gegeben: Das erste Internationale Schwesternnetzwerk gegen Menschenhandel.”
Die Schwestern haben jedenfalls bereits internationale Aufmerksamkeit erregt. In einem Brief von US-Präsident George W. Bush an die Ordensfrauen versicherte dieser, dass sich auch die USA im Kampf gegen Menschenhandel engagieren wollen. (rv)
Italien: Neapel erwartet den Papst
Morgen ist es soweit: Papst Benedikt XVI. reist zu einem Pastoralkurzbesuch nach Neapel. Auf dem Programm steht eine Messe auf der Piazza del Plebiscito in der Altstadt. Danach begrüßt Benedikt XVI. hochrangige Teilnehmer eines interreligiösen Friedenstreffens, darunter Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, Israels Oberrabbiner Jona Metzger und den EKD-Ratsvorsitzenden, Wolfgang Huber. Wir haben Bischof Huber gefragt, ob er Benedikt auf das umstrittene Kirchenpapier der vatikanischen Glaubenskongregation ansprechen will: „Wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, werde ich sehr gerne anknüpfen an das Gespräch, das wir im Mai geführt haben, als ich in Rom war. In diesem Gespräch hat Papst Benedikt XVI. mir mit großem Nachdruck versichert, wie wichtig ihm gute ökumenische Beziehungen zu den Kirchen der Reformation sind. Das war auch ein inhaltlich sehr gefülltes Gespräch, in dem er mir erklärt hat, warum das so eine große Bedeutung hat. Und ich werde dann schon die Frage daran anschließen, ob die einfache Wiederholung der Thesen aus dem Dokument „Dominus Jesus” wirklich diesen ökumenischen Fortschritt bewirken soll, den wir doch miteinander wollen. Ich bin davon überzeugt, dass unter ökumenischem Gesichtspunkt dieses Dokument die Bedingung ökumenischer Förderung nicht erfüllt.”
Die Reise hat neben der Bedeutung für die Ökumene aber vor allem Signalwirkung für die Neapolitaner. Das erhofft sich jedenfalls Don Giovanni Liccardo, er ist Dekan des Pastoralbezirks Nord und Leiter der 30.000 Seelen-Pfarrei San Castrese.
„Wo der Papst hinkommt, da werden die Menschen im Glauben bestärkt und motiviert, auch im Alltag Zeugnis von ihrem Glauben zu geben. Und dann ist die Stadt Neapel trotz ihrer Schönheit natürlich eine Metropole mit vielen Problemen. Wir erwarten uns hier auch ein mahnendes Wort, damit die Menschen hier ihre Verantwortung wahrnehmen. Viele Schwierigkeiten werfen immer noch die Stadt in ihrer Entwicklung zurück.”
Vor allem die Arbeitslosigkeit und die organisierte Kriminalität, die Camorra, lasten auf der Stadt: „Das soziale, zivile und politische Leben ist niemals anständig organisiert worden. Es gibt das Problem der Arbeitslosigkeit und der organisierten Kriminalität, das heißt der Camorra, eben weil es keine Arbeit gibt. Wenn es keine Arbeit gibt, springt die Camorra ein, das man auch als soziales System bezeichnen könnte, das Arbeit verschafft, wo der Staat nicht hinkommt. Wir hoffen natürlich hier auf eine Lösung des Problems. Es ist letztlich ein strukturelles Problem, und es wären tief greifende Maßnahmen notwendig. Aber es ist auch die Frucht einer Mentalität, die es immer noch gibt, und die anders werden muss. Diese Mentalität des Pulcinella, dieses neapolitanischen Clowns, der sich „arrangiert”, der das Leben nicht ernst nimmt und in den Tag hinein lebt. Man liebt dieses romantische Bild des Lebenskünstlers, aber diese Mentalität ist für Neapel nicht gut, sie war es nie und wird es auch niemals sein.”
Dass der Papst nach Neapel kommt, ist ein bisschen auch das Verdienst der Pfarrjugend von San Castrese, so Don Giovanni: „Ostermontag 2006 sind Jugendliche unserer Pfarrei nach Castel Gandolfo zum Regina Coeli gefahren und haben ein Transparent dabei gehabt, auf dem in deutsch stand ‚Neapel erwartet dich’, und damals hat der Papst geantwortet „Ich danke den neapolitanischen Jugendlichen, wir sehen uns in Neapel’ und in der Tat: Danach hieß es überall, einige Jugendliche der Pfarrei San Castrese aus Neapel haben den Papst nach Neapel eingeladen.”
Kardinal Crescenzio Sepe leitet das Erzbistum mit 1,7 Millionen Katholiken seit Juli 2006. Seine Diözese ist Gastgeberin für das Treffen der Weltreligionen, das von Sonntag bis Dienstag dauert. Die von der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio organisierte Begegnung nach dem Vorbild der Friedensgebete von Assisi steht unter dem Motto „Für eine gewaltfreie Welt - Religionen und Kulturen im Dialog”.
Zu den Teilnehmern zählen Metropolit Kyrill als Vertreter des Moskauer Patriarchats, der anglikanische Primas Rowan Williams und der Rektor der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed El-Tayyeb. An Vertretern aus der Politik werden die kanadische Generalgouverneurin Michaelle Jean, Tansanias Präsident Jakaya Mrisho Kikwete, Staatspräsident Giorgio Napolitano aus Italien sowie mehrere Minister aus dem In- und Ausland erwartet. (rv/kna)
Venezuela: Proteste gegen Verfassungsreform
Die geplante Verfassungsreform in Venezuela wird von viel Polemik begleitet. Menschenrechtler befürchten, dass Präsident Hugo Chavez vor allem eine Konzentration der Macht in seinen Händen sicherstellen will. Die katholische Kirche des Landes wehrt sich dagegen. Sie fürchtet um den demokratischen Pluralismus und glaubt, dass soziale Konflikte bereits vorprogrammiert sind.
Gestern präsentierte die Bischofskonferenz einen Offenen Brief mit dem Titel „Berufen in Freiheit zu leben”: Ein deutliches Nein zu Plan Hugo Chavez’, denn die Reform sei „moralisch inakzeptabel” und gefährde den Pluralismus im Land. Zu den Beweggründen für den Brief sagt Kardinal Jorge Liberato Urosa Savino, Erzbischof von Caracas: „Wir wollen eine Zukunft der Gerechtigkeit und des Friedens für alle Venezolaner. Mit unserer Analyse wollten wir einen Beitrag zum Nachdenken leisten. Wir haben nicht die Absicht, politisch aktiv zu werden. Wir sprechen nicht zugunsten nur einer Gruppe, sondern wir haben das Wohl aller Venezolaner im Blick. Wir hoffen, dass der Präsident, die Parteien, alle Politiker das Gesagte ernst nehmen. Unser größter Wunsch ist, dass der Frieden in Venezuela verwirklicht wird. Die Venezolaner müssen sich zu einem Volk zugehörig fühlen. Wir wünschen eine demokratische, freie und eine auf Rechten beruhende Gesellschaft.” (rv)
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt XVI. hat den Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, General Francois Bozize, am Samstag in Privataudienz empfangen. Gesprächsthemen waren nach Vatikanangaben der Friedensprozess in dem Land und die Rolle, die die Kirche im nationalen Dialogprozess, im Gesundheits- und Bildungswesen spiele. Ebenfalls sei angeschnitten worden, dass internationale Hilfe notwendig sei, um die Armut und die anderen Schwierigkeiten des Landes zu überwinden. Bozize, der von seiner Frau begleitet wurde, überreichte dem Papst das geschnitzte Relief einer Madonna mit Kind als Geschenk. Nach dem Treffen mit dem Papst sprach Bozize auch mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und mit dem vatikanischen „Außenminister” Dominique Mamberti. Bozize war als Generalstabschef 2003 durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen. Im Mai 2005 wurde er durch Wahlen als Staatsoberhaupt bestätigt. Nach Vatikanangaben gehören 21 Prozent der Einwohner Zentralafrikas der katholischen Kirche an. (rv)
Europa
Deutschland
An der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar (PTHV) ist am Donnerstag die bundesweit erste eigenständige Fakultät für Pflegewissenschaft im Universitätsrang eröffnet worden. Der Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Trier Franz Josef Gebert nannte die Eröffnung der Fakultät an der Pallottinerhochschule einen „Meilenstein” für das Bistum Trier und rief dazu auf, die Pflegewissenschaft neu in den Blick zu nehmen. Die Pflege dürfe nicht mehr ‚nur’ die Magd der Medizin sein, so Prälat Gebert. Diese Sicht entspreche in keinem Fall mehr dem Stand der Dinge. Vielmehr müsse Pflege auf Augenhöhe mit der Medizin betrachtet werden. Schließlich erinnerte er daran, dass der Dienst am Nächsten und Schwachen zu den Grundvollzügen der Kirche gehöre. (pm)
Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger wendet sich nachdrücklich gegen eine Änderung der Stichtagsregelung im Stammzellgesetz. Das führe zu einer systematischen Aushöhlung des Embryonenschutzes, so der Weihbischof, der Mitglied des Nationalen Ethikrates ist. Die Stichtagsregelung im deutschen Stammzellgesetz diene dem Schutz des Lebensrechtes menschlicher Embryonen, da sie von Deutschland aus Anreize zur Herstellung und Vernichtung embryonalen menschlichen Lebens verbiete. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte sich im Interview mit der Tageszeitung „Die Welt” für eine neue Stichtagsregelung beim Stammzellgesetz ausgesprochen. Sie halte eine Verschiebung des Stichtages für richtig, solange er in der Vergangenheit liege und keinen Anreiz für den Verbrauch von Embryonen schaffe, sagte Schavan, da es in dieser Frage ein nicht aufzulösendes „ethisches Dilemma” gebe. Demnach verträten Forscher die Auffassung, dass man das Wissen aus der embryonalen Stammzellenforschung als Referenz für die Forschung mit adulten Stammzellen benötige. Einen völligen Wegfall der Stichtagsregel für den Import embryonaler Stammzellen nach Deutschland schloss die Ministerin allerdings aus. Dies würde die Substanz des Gesetzes schädigen. (pm)
Der Limburger Altbischof Franz Kamphaus hat den USA und islamischen Ländern eine Missachtung der Menschenrechte vorgeworfen. Im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba würden Menschenrechte verletzt, um Menschenrechte durchzusetzen, sagte Kamphaus am Freitagabend in einem Vortrag in Münster. Zudem kritisierte er das faktische Verbot in vielen muslimisch geprägten Ländern, den Glauben des Islam aufzugeben. Die Religionsfreiheit sei der neuralgische Punkt im Dialog mit dem Islam. Der katholische Bischof äußerte sich beim Auftakt einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Freiheit der Religion”. Damit erinnern die Stadt und die Universität Münster an den Westfälischen Frieden vom 24. Oktober 1648, der den 30-jährigen Krieg beendete. Kamphaus bezeichnete es als Aufgabe der Religionen, die Menschen zur Friedfertigkeit zu erziehen. Dieser „geistliche Weg ist der einzige heilige Krieg”, zu dem sie aufrufen müssen, betonte er. Kamphaus räumte ein, dass Friede im Kosovo und Nahen Osten, in Afghanistan und im Irak nicht von außen zu erzwingen sei. Die Religion könne Terroristen jedoch den Nimbus des Märtyrers nehmen und sie als Mörder bloßstellen. „Das muss dann auch ohne Wenn und Aber unzweideutig geschehen”, forderte Kamphaus mit Blick auf den Islam. (kna)
Österreich
Als „Wegweiser zu Gott” hat der Gurker Diözesanbischof Alois Schwarz die Ordensfrauen und -männer beim diesjährigen Kärntner Ordenstag in St. Georgen bezeichnet. Bei den Menschen herrsche heute große Sehnsucht nach Gesundheit und Heilung. Die „prophetische Herausforderung” der Ordensleute sei es, die Menschen spüren zu lassen, „dass der Glaube an Gott Heilung schenkt”, so Schwarz. Aufgabe der Orden sei es außerdem, „Christus nicht bloß in der Sprachmelodie der jeweiligen Ordensregel zu übersetzen, sondern ihn zu vergegenwärtigen”. Die Orden hätten einen Rhythmus der Spiritualität und der Gottverbundenheit, der den Menschen „hilft, zu Gott zu kommen”, so der Bischof. (kap)
Das Klinikum der Kreuzschwestern Wels ermöglicht es ab sofort, ungeborene Kinder - wie Früh-, Fehl- oder Totgeburten - zu bestatten. In einer neu erbauten Gedenkstätte auf dem Friedhof der Stadt Wels finden diese Kinder nun eine Ehrenstätte; rein gesetzlich würden sie keine Grabstätte erhalten. Diakon Herbert Mitterlehner vom Klinikum der Kreuzschwestern verweist darauf, dass die Eltern meist unerwartet mit einer sehr schmerzhaften Situation konfrontiert werden. „Die Kindergedenkstätte soll ihnen die Möglichkeit bieten, eigenen Gefühlen und Gedanken Gestalt zu geben, von ihrem Kind Abschied zu nehmen, Kraft zu tanken und auch anderen Eltern in dieser Situation zu begegnen”, so Mitterlehner. Das Klinikum Wels ist das größte Ordenskrankenhaus in Österreich mit 27 medizinischen Abteilungen und Instituten. Mehr als 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemühen sich um das Wohl der Patienten. (kap)
Naher Osten
Irak
Der katholisch-chaldäische Patriarch, Emmanuel III. Delly, hat sich gegen eine Teilung des Landes ausgesprochen. Bei einem Treffen der katholischen Patriarchen des Orients erklärte er gegenüber einer libanesischen Tageszeitung: „Muslime und Christen sind sich einig, den Vorschlag aus dem Ausland, abzulehnen. Die Iraker wollen weiterhin in einem geeinten Irak leben.” Delly wird am 24. November von Papst in das Kardinalskollegium aufgenommen. (ansa)
Asien
China/Vereinigte Staaten
Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern scheinen sich zu verschlechtern. Grund ist das Treffen des amerikanischen Präsidenten mit dem Dalai Lama. Anschließend hatte Präsident Bush die chinesische Regierung aufgefordert, volle Religionsfreiheit zu gewähren und die kulturelle Repression im Tibet zu beenden. Daraufhin zeigte sich das chinesische Außenministerium entrüstet und sprach in einer Erklärung von „einer unverschämten Einmischung in die inneren Angelegenheiten des chinesischen Volkes.” Ein Sprecher des Ministeriums teilte mit, dass für die Verwaltung des Tibet allein die Regierung in Peking zuständig sei. (asianews)
Pakistan
Die Bischöfe haben die Bombenanschläge vom Donnerstag in Karachi aufs Schärfste verurteilt. „Für uns sind die Anschläge purer Ausdruck von Terrorismus und ein Akt von Feigheit”, erklärten die Bischöfe in einer Mitteilung. Zwei Bombenattentate hatten 130 Menschenleben gefordert und etwa 290 Personen verletzt, als das Land die Rückkehr der ehemaligen Premierministerin der Opposition feierte. Benazir Bhutto hatte jahrelang im Exil gelebt und ist nun für die Wahlen im Januar zurückgekehrt. Ein Vertreter der Bischofskommission für Gerechtigkeit und Frieden bedauerte, dass die Anschläge zu einem Zeitpunkt stattfanden, der so wichtig für die demokratische Öffnung des Landes sei. (cns)
Amerika
Brasilien
Albertina Berkenbrock (1919-1931), brasilianische Katholikin deutscher Abstammung, ist am Wochenende selig gesprochen worden. Mit der Feier in Berkenbrocks Heimatdiözese Tubarao beauftragte Papst Benedikt XVI. nach Angaben des Vatikan den Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Jose Saraiva Martins. Berkenbrock wurde in Sao Luis im Süden Brasiliens geboren; die Wurzeln der Familie liegen im westfälischen Borken. Das Mädchen starb im Alter von zwölf Jahren, als es sich bei einem Vergewaltigungsversuch zur Wehr setzte. Am Sonntag werden in der südbrasilianischen Bischofsstadt Frederico Westphalen zudem der spanische Priester Emmanuel Gomez Gonzalez (1877-1924) und der Messdiener Adilio Daronch (1908-1924) als Märtyrer selig gesprochen. (kna)
Sao Paulos designierter Kardinal Odilo Scherer hat sich demonstrativ an die Seite des Menschenrechtspriesters Julio Lancelotti gestellt, der mehrere Jahre lang von Kriminellen mit Pädophilie-Vorwürfen erpresst wurde. Scherer sagte der brasilianischen Presse am Donnerstag, es sei Mode geworden, katholische Priester der Pädophilie zu bezichtigen. In anderen Ländern winkten dafür fabelhafte Entschädigungssummen. Lancelotti sei nachweislich völlig unschuldig und habe selbst bei der Polizei Anzeige wegen Erpressung erstattet, so der Erzbischof. „Heute ist er betroffen - morgen können es bereits andere Priester sein.” Scherer, der in dieser Woche vom Papst zum Kardinal nominiert wurde, zelebrierte am Mittwoch in der Kathedrale von Sao Paulo gemeinsam mit Lancelotti einen Gottesdienst. Lancelotti, der in Sao Paulo unter anderem die Jugendlichen- und die Obdachlosenseelsorge leitet, wandte sich nach eigenen Angaben bereits vor eineinhalb Jahren hilfesuchend an die Sicherheitsbehörden, ohne jedoch Unterstützung zu erhalten. Erst vor kurzem habe man ihm ein Aufnahmegerät gegeben, damit er Anrufe der Kriminellen mitschneiden könne. Daraufhin wurde ein Verdächtiger verhaftet; drei weitere sind noch auf der Flucht. Lancelotti zählt zu den führenden Menschenrechts-Aktivisten Brasiliens und wurde für sein Engagement auch in Europa ausgezeichnet. Er prangert etwa fortdauernde Folter, ungesühnte Massaker an Häftlingen und Landlosen sowie eine nach seiner Einschätzung bestehende Sklavenhalter-Mentalität in Brasilien an. Auf ihn wurden mehrere Anschläge verübt; zudem erhielt er immer wieder Morddrohungen. (kna)
Ein moderner Mensch auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, nach dem Sinn von Leben und Sterben, von Krankheit und Gesundheit. Eine wahre Odyssee durch halb Asien und Amerika. Das ist die Geschichte des italienischen Journalisten Tiziano Terzani ab dem Tag, als er hörte, dass er Krebs hat. Nach schweren Operationen, nach Bestrahlung und Chemotherapie in New York sucht der studierte China-Fachmann Heilung in Indien, Thailand, Hongkong, auf den Philippinen und schließlich auf dem Himalaya. Weil die – wie er schreibt – Instandsetzer in den USA sich nur um seinen Körper, nicht aber um seine Person und seine Seele kümmern, sucht er Hilfe bei der traditionellen Medizin Asiens, kommt indischen Weisen und auch zu Wunderheilern und Zauberern, lebt in hinduistischen Ashrams. Im Lauf seiner jahrelangen Wanderschaft wird ihm immer deutlicher, worum es eigentlich geht: nicht um einen gesunden Körper, sondern um eine neue Lebenseinstellung. Es geht vor allem darum, dass nicht nur über das Funktionieren des Körpers unddie Gesundheit gesprochen wird, sondern auch über das Sterben. Es geht um Gleichmut, um Annahme, um ein Ja zu Tod und Leben. Einmal meint er: Wie Hebammen ins Leben, so müsste andere Fachleute ins Sterben einführen. Der katholische getaufte Italiener Terzani aber spricht auf seinen über 700 Seiten mit keinem Sterbenswörtchen vom Gott Jesu Christi, von der Kirche. Sie spielen in seinem Suchen überhaupt keine Rolle. Dies ist eine Botschaft eben an diese Kirche. Gegen Ende gesteht er, dass er nicht nur im Himalaya seine seelische Ausgeglichenheit finden sollte, sondern auch in einem Leben, das sich für Frieden, Gerechtigkeit und Liebe engagiert. Ein sehr lesenswertes Buch eines modernen Globetrotters, der sich den Fragen von Millionen nachdenklicher Zeitgenossen stellt. Die Diagnose Krebs hat ihn auf den Weg eines tieferen Denkens und Liebens geführt. Er ist dankbar dafür und kann mit der Krankheit leben.