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Meldungen vom 15.9.2007

- Vatikan: Sgreccia: „Niemals ein Leben abbrechen” -
- Deutschland: Kritik für Meisners Aussagen zur Kultur -
- Vatikan: Kardinal zu Schulbeginn -


Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer

Redaktionsschluss 17.00 Uhr

THEMEN DES TAGES:

Vatikan: „Niemals ein Leben abbrechen”
Wenige Tage nach den Äußerungen Papst Benedikts über Sterbehilfe in der Wiener Hofburg hat die Glaubenskongregation gestern ein weiteres Dokument zum Thema Euthanasie veröffentlicht: Komapatienten im vegetativen Zustand mit Nahrung und Flüssigkeit zu versorgen, ist eine moralische Pflicht, hält der Vatikan darin fest. Eine Unterlassung dieser Grundversorgung wäre infolgedessen aktive Sterbehilfe, betont Bischof Elio Sgreccia, der Präsident der päpstlichen Akademie für das Leben. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Sgreccia den entscheidenden Unterschied zwischen Therapie und Versorgung.
„Ein vatikanisches Dokument zur Sterbehilfe von 1980 sprach von Verhältnismäßigkeit oder Unverhältnismäßigkeit therapeutischer Maßnahmen, die ein akutes Leiden beseitigen sollten. Doch neben den Therapien bedarf ein Patient auch der Pflege, das heißt Lebensunterstützung, Schmerzbekämpfung. Diese Pflegemaßnahmen sind keine Maßnahmen zur Heilung, denn ein Komapatient im vegetativen Zustand wird nicht in jedem Fall wieder gesund. Auf die Pflegemaßnahmen allerdings hat jeder Mensch ein Recht: ein Neugeborenes genauso wie ein Sterbender. Nochmals: Therapie und Pflege sind nicht dasselbe. Pflege dient dazu, Leiden zu mildern. Und es besteht die moralische Pflicht, sie bis zuletzt anzuwenden, solange, wie der Patient Flüssigkeit und Nahrung aufnehmen kann.”
„Die richtige Antwort auf das Leid am Lebensende ist Zuwendung und palliative Medizin und nicht aktive Sterbehilfe” – das hatte Papst Benedikt vor einer Woche in der Wiener Hofburg betont. Bischof Sgreccia: „Hinter manchen Formulierungen über die Würde des sterbenden Menschen verbergen sich Haltungen aktiver Sterbehilfe. Niemals dürfen wir aus Mitleid ein Leben abbrechen, das erhalten werden kann. Die therapeutischen Maßnahmen - die auf die Heilung im engen Sinn ausgerichtet sind – müssen nach dem Kriterium der Verhältnismäßigkeit angewendet werden. Doch wir dürfen unter keinen Umständen ein Leben beenden, auch wenn absehbar ist, dass es nur noch kurz dauert oder wir nichts mehr tun können.” (rv)

Deutschland: Kritik für Meisners Aussagen zur Kultur
Mit Äußerungen zur Kultur hat der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner gestern für Aufsehen gesorgt. Anlässlich der Einweihung des neuen Kölner Diözesanmuseums Kolumba warnte er vor einer „Entartung” der Kultur.
„Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte.”
Der nordrhein-westfälische Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) kritisierte Kardinal Meisners für diese Äußerung scharf. Die Formulierung „entartete Kunst” stehe für eines der schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte und einen katastrophalen Umgang mit Kunst und Kultur. Meisner versuchte in einem Interview mit dem Kölner domradio seine Aussage richtig zu stellen: „Ich wollte nur ganz schlicht damit sagen: Wenn man Kunst und Kultur auseinander bringt, dann leiden beide Schaden. Das war die schlichte Aussage dieser Passage.”
Der Generalvikar des Erzbistums Köln Dominik Schwaderlapp weist die – seiner Meinung nach ungerechtfertigte - Kritik an der Äußerung des Kardinals aufs Schärfste zurück. Dem Kardinal läge nichts ferner, als das nationalsozialistische Menschen- und Kulturbild. Dies hätte er auch in seiner Predigt deutlich gemacht. Dass, was die Medien über Meisners Aussage verbreiten würden, wäre das völlige Gegenteil von dem, was der Kardinal damit gemeint hätte.
„Dass dieser Wirbel da ausgelöst wurde, da fehlt das nötige Wohlwollen, was man auch einem Kardinal Meisner entgegenbringen muss. Unser Papst hat im Vorwort seines Buches „Jesus von Nazareth” geschrieben: „Ich bitte den Leser nur um jenen Vorschuss an Wohlwollen ohne den es kein Verstehen gibt”. Wenn ich das jetzt auf unseren Erzbischof übertrage: Wenn ich von Journalisten oder welchen Menschen auch immer nicht dieses Wohlwollen erwarten kann, dann wird man ihn auch nicht verstehen können.” (domradio)

Vatikan: Kardinal zum Schulbeginn
Die Schule ist nicht nur für das Erlernen von Fachwissen da, sondern auch für die persönliche Reifung. Daran erinnert pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres der vatikanische „Bildungsminister”, Kardinal Zenon Grocholewski. Er wünscht den Kindern und Jugendlichen, die in diesen Tagen an die Schule zurückkehren, auch Momente der Begegnung mit Gott.
„Um weiser zu werden, hilft unser Kontakt mit dem Herrn, mit Christus, sehr. Der Religionsunterricht ist also wichtig. Dass unser Glauben wächst und dass wir niemals unser Gebet vergessen, ist von großer Bedeutung. Unser bester Freund ist Christus! Versucht in Kontakt mit ihm zu leben! Es ist Er, der euch wirklich liebt und der euch helfen wird, reife Menschen zu werden, die wissen, wie man zum wirklich Guten und zum Wohl der anderen beitragen kann.”
Viele junge Menschen waren in den vergangenen Monaten nicht nur mit Eltern oder Altersgenossen unterwegs, sondern haben auch spirituelle Erfahrungen gesammelt. Das letzte große Ereignis war das Jugendtreffen in Loreto mit Papst Benedikt XVI. Damit die Schüler solche Erlebnisse nicht vergessen, sei der Einsatz der Lehrer wichtig: „Es ist von extremer Wichtigkeit, dass diese Erfahrung kein vergangenes Erlebnis ist, sondern dass es im Alltag lebendig bleibt. Deshalb sollten die Lehrer darauf zurückkommen und mit den Mädchen und Jungen über das Ereignis sprechen, das sie mit dem Papst oder bei anderen Gelegenheiten erlebt haben. Dies lässt ihre Persönlichkeit reifen – auch deshalb, weil sie so mehr Respekt für diesen konkreten Moment entwickeln, den sie erlebt haben.” (rv)


DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Papst Benedikt XVI. hat den nordirischen Friedensprozess als gelungenes Beispiel für die Lösung hartnäckiger Konflikte gewürdigt. Er wünsche sich, dass dieses Beispiel „politische und religiöse Oberhäupter in anderen konfliktreichen Gebieten unserer Welt hilft zu erkennen, dass dauerhafter Frieden nur auf Vergebung, Versöhnung und gegenseitigem Respekt aufbauen kann”, sagte der Papst zu Irlands neuem Botschafter beim Heiligen Stuhl, Noel Fahey, der heute seine Beglaubigungsschreiben überreichte. Benedikt lobte die Entschlossenheit der irischen und der britischen Regierung zur Lösung des Konflikts, aber auch die Versöhnungsbereitschaft von Individuen und Gemeinschaften. Ende Juli war die britische Armee nach 38 Jahren aus Nordirland abgezogen. (rv)
Für den vietnamesischen Kurienkardinal Francois-Xavier Nguyen Van Thuan wird es ein Seligsprechungsverfahren geben. Das hat der päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden mitgeteilt, den der Kardinal als Präsident geleitet hatte. Van Thuan starb an einem Krebsleiden am 16. September 2002 und damit genau vor fünf Jahren. Frühestens nach Verstreichen dieser Zeitspanne kann laut Kirchenrecht ein Seligsprechungsverfahren beginnen. Als Postulatorin wird die argentinische Anwältin Silvia Monica Correale den Prozess betreuen, wie der derzeitige Präsident des Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino, bekannt gab. Kommenden Montag empfängt Papst Benedikt XVI. eine Delegation des Rates sowie Angehörige der vietnamesischen Gemeinde in Rom in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo. - Van Thuan, der als „lebender Märtyrer” galt, verbrachte in seiner Heimat Vietnam unter den kommunistischen Machthabern insgesamt 13 Jahre im Gefängnis, bevor Papst Johannes Paul II. ihn nach Rom berief. (rv)
Papst Benedikt XVI. hat das verborgene Wirken von Ordensfrauen in Klausur gewürdigt. Durch die Ruhe der Klausur und ihre völlige Hingabe an Christus leisteten sie der Kirche einen kostbaren Dienst, sagte der Papst heute zu 22 Klarissinnen des Klosters der Unbefleckten Empfängnis in Albano Laziale, die er in Audienz in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo empfing. „Das ist, was der Papst von euch erwartet: dass ihr brennende Fackeln der Liebe seid, gefaltete Hände, die in unaufhörlichem Gebet wachen, gänzlich von der Welt abgewandet, um das Amt jener zu unterstützen, die Jesus berufen hat, seine Kirche zu leiten”, sagte Benedikt vor den Ordensfrauen. (rv)

Europa

Deutschland
Der Geburtstag des Nazi-Widerstandskämpfers Alfred Delp jährt sich heute zum 100. Mal. Der Jesuitenpater hatte sich der Widerstandsbewegung angeschlossen und verfolgte Juden versteckt. Ab 1942 war er Mitglied im „Kreisauer Kreis”. Dort entwarf er Sozialmodelle für den Neuanfang nach Kriegsende. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli wurde er verhaftet und am 2. Februar hingerichtet. (pm)
Angesichts wiederholter Fälle sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Kleriker hat sich der katholische Theologe und Psychologe Wunibald Müller für ein Ende der Zölibatsverpflichtung für Priester ausgesprochen. Zudem solle die Kirche auch Frauen zum Priesteramt zulassen, betonte Müller in der „Süddeutschen Zeitung” (Samstag). Beide Schritte bezeichnete er als „Form der Prävention”. Müller gilt über Deutschland hinaus als einer der kompetentesten Seelsorger an Priestern. Er leitet das Münsterschwarzacher Recollectio-Haus, in dem Priester und Ordensleute aus ganz Deutschland in Lebenskrisen begleitet werden. Müller erklärte, die Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche hätten die katholische Kirche in eine große Krise gebracht. Angesichts der Dimension der Vorfälle brauche sie Gottes Beistand, um die notwendigen Veränderungen zu erkennen. Viele Priester, die zu Sexualstraftätern würden, hätten nie gelernt, innige und intime Beziehungen zu entwickeln, erläutert der Psychologe. (kna)
Als einen „wahren Schatz in der Kirche” hat der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas bezeichnet. „Sie vollziehen einen zentralen und radikalen Dienst der Kirche an den Menschen”, sagte der Kardinal heute bei einem Festakt zum 90-jährigen Bestehen des Caritasverbandes für die Diözese Mainz. Lehmann wies dabei auch auf die „unverkennbare Ökonomisierung des karitativen Gesamtbereichs” hin. Es sei selbstverständlich, dass auch bei der Caritas stärker Konzentrationen und Sparmaßnahmen überlegt werden müssten als früher. Hinter dem „Kostendruck und einer fragwürdigen Wettbewerbssituation” habe sich allerdings manchmal auch gezeigt, „dass nicht in allen Einrichtungen neuer Anbieter die Standards eingehalten worden sind”. Dies sei zum Nachteil der klassischen Einrichtungen gewesen. (pm)

Portugal
„Undenkbar und inakzeptabel” - So bewertet die Bischofskonferenz den Gesetzesentwurf über religiösen Beistand in Krankenhäusern. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz erklärte, dass der Entwurf auch nicht die Forderungen der Nationalen Krankenhausseelsorger beachte. Diese bezeichneten den religiösen Beistand als fundamentales Recht der Kranken. Dieses Rechte gelte es zu respektieren, zumal die Krankenhäuser viele Unzulänglichkeiten aufwiesen. (sir)

Afrika

Sudan
Die regierungsfeindlichen Rebellen in Darfur haben den Vorschlag des sudanesischen Präsidenten Omar Al Bashir für einen Waffenstillstand und Gespräche in Libyen abgelehnt. Ein Rebellenführer der Sudanesischen Befreiungsbewegung sagte gestern Abend in einem Telefongespräch aus Paris, die Regierung habe schon mehrfach eine Waffenruhe erklärt, aber immer wieder gebrochen. Seine Organisation sei erst dann zur Aufnahme von Verhandlungen bereit, wenn die geplante UNO-Friedenstruppe stationiert und die arabischen Janjaweed-Kämpfer entwaffnet seien. Al Bashir befindet sich derzeit in Italien; gestern empfing Papst Benedikt XVI. den sudanesischen Präsidenten in Audienz. Der Vatikan äußerte in einer Erklärung die Hoffnung auf einen erfolgreichen Verlauf der ab 27. Oktober geplanten Gespräche in Libyen. Al Bashir erklärte gestern Abend, er habe sowohl den italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi als auch Papst Benedikt gebeten, auf Frankreich einzuwirken, um die Rebellenführer zur Beteiligung am Friedensprozess zu bewegen. (ap/rv)

Asien

Philippinen
Der verurteilte ehemalige Präsident Estrada will ein Gerichtsurteil wegen Korruption und Falschaussage nicht akzeptieren und hat Berufung vor dem Obersten Gerichtshof eingelegt. Die Justiz hatte Estrada am Mittwoch zu 40 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von etwa 87 Millionen Dollar verurteilt. Der Erzbischof von Manila, Gaudencio Rosales, hatte die Verurteilung als eine Warnung an alle Politiker bezeichnet, ihrem Mandat treu zu dienen und die Gesetze zu respektieren. Estrada hingegen spricht von einem Komplott, in das Staat und Kirche verwickelt seien. (aciprensa/fides)

Amerika

Vereinigte Staaten
Die US-amerikanische Bischofskonferenz hat von der Bush-Regierung mehr Einsatz für irakische Flüchtlinge gefordert. Schließlich stünden die USA an der Spitze der im Irak stationierten Streitkräfte. Bischof Nicholas Di Marzio von Brooklyn, der in der Bischofskonferenz für Fragen der Migration zuständig ist, hat die Unterstützung der USA als „tadelnswert unzulänglich” bezeichnet. Di Marzio leitete eine Delegation, die vor kurzem im Irak die Lebensbedingungen der Flüchtlinge untersuchte. Auch von anderen Nationen forderten die US-Bischöfe mehr Unterstützung für die Flüchtlinge und die Staaten, die sie aufnehmen. (zenit)

Mexiko
Die Bischöfe verurteilen die ungerechte Verteilung der Güter in Mexiko. Der Reichtum befände sich in den Händen einer kleinen Minderheit, kritisiert die Bischofskonferenz angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Krise. Armut und politische Instabilität stellten weiterhin gravierende Probleme dar. Immerhin verheiße das von der Regierung in Aussicht gestellte Reformpaket einen Anfang. Mexiko plant neben einer umfassenden Steuerreform auch Änderungen in den Ressorts Gesundheit, Erziehung und Justiz. Auch die Bevölkerung müsse sich der Schwere der Probleme bewusst werden, mahnten die Bischöfe. Nur so sein ein verantwortungsvoller Dialog möglich. (fides)


Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung "Treffpunkt Weltkirche" täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.


Buchbesprechung:

 

Titel: Das Judentum – Wesen und Geschichte
Autor: Hans Küng
Verlag: Piper
Preis: € 16.90
Rezensent: Stefan v. Kempis

Seit Hans-Küng-Bücher gut sichtbar für den Fotografen auf einem Papst-Schreibtisch herumliegen, nehmen viele – sprich: auch wir – den Theologen Küng wieder neu wahr. Und zwar nicht mehr als eine Art Dissident, dem ja vor einem Vierteljahrhundert die katholische Lehrerlaubnis entzogen wurde, sondern in seiner neuen Rolle, als einen weisen Förderer und Ideengeber des Gesprächs zwischen den Religionen. Dieser ,,neue" Küng hat 2007 nun auch ein Werk über das Judentum vorgelegt – und offen gesagt habe ich da zunächst mit einem fußnoten-gesättigten Walzer gerechnet, der, sagen wir mal, bei Mose anfängt und dann knapp hinter Jesus, also mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels aufhört. Wie so viele andere Bücher über das Judentum. Vielleicht noch ein Nachwort zu Diaspora und Holocaust, aber das war's dann auch.
Doch dieses Buch ist anders. Schon der Aufbau ist originell: Erst kommen Überlegungen, in welcher Hinsicht Abraham die drei monotheistischen Religionen verbindet und was das für das christlich-jüdisch-islamische Gespräch, einen „Trialog“ also, bedeutet. Dann denkt Küng darüber nach, wie man die jüdische Bibel (also grosso modo unser so genanntes „Altes Testament“) lesen sollte. Dann kommt die unvermeidliche – im jüdischen Fall natürlich besonders lang geratene – Geschichte, hört aber gerade nicht mit dem Jahr 70 auf, sondern geht dann mit dem gleichen langen Atem weiter. Und das ist ein Glücksfall: Schon die biblische Zeit, die wir ja so einigermaßen zu kennen glauben, wird eigenwillig durchdacht; für die 2000 Jahre danach nun, von denen wir Normalchristen viel zu wenig wissen, gelingen Küng geradezu genialische Ansätze. „Warum keine jüdische Reformation?", heißt ein Kapitel, „Die Kabbala – kein neues Paradigma" ein anderes, und Moses Mendelssohn wird, und das sehr überzeugend, als „der erste moderne Jude" gedeutet. Auch dem Reformjudentum gilt nicht nur ein schneller Seitenblick, sondern eineseingehende Analyse.
Küng geht aber noch weiter: zu den Herausforderungen der Gegenwart. Stichworte: Holocaust und christlich-jüdisches Gespräch. Auch hier keine Plattitüden, sondern u.a. eine Darstellung christlicher Selbstkritik im Licht des Judentums und umgekehrt einer jüdischen Selbstkritik im Licht der Bergpredigt. Undschließlich behandelt Hans Küng denStaat Israel und das jüdisch-islamische Verhältnis und legt dabei sogar eine, wie er selbst schreibt, „realutopische Vision des Friedens“ vor, mit einer neutralisierten Jerusalemer Altstadt als Hauptstadt für Israelis und Palästinenser. Es ist schon erstaunlich, wie konkret Küng wird. Spannend auch das Kapitel über den „Holocaust und die Zukunft des Redens von Gott“, in der Auschwitz als ,,neuer“ oder vielmehr als „Anti-Sinai" der Moderne verstanden wird.

 






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