Meldungen vom 26.4.2008
- D: Ethiker: Agrarwissenschaft ausbauen -
- Sri Lanka: Nuntius ruft nach Frieden -
- Simbabwe: Bevölkerung „lässt sich töten” -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Birgit Pottler
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Deutschland/UNO: Ethiker Manfred Spieker fordert Ausbau der Agrarwissenschaft
Biosprit, also die Herstellung von Benzin und Diesel aus Lebensmitteln wie Zucker und Mais, wird in Lateinamerika zu einem immer kontroverseren Thema. Dabei ist Brasilien nach den Vereinigten Staaten der weltweit zweitgrößte Hersteller von Biosprit. Venezuela wiederum macht als Land mit den größten Erdöl- und Ergasreserven in der Region dagegen mobil. In Europa mehren sich die Stimmen für einen Importstopp des umstrittenen Biosprit.
„Biosprit ist Verbrechen gegen die Menschheit”, klagt der UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler. Er bezeichnete den Anbau von Pflanzen für Bio-Treibstoffe als drohendes „Massaker” an den Menschen in Entwicklungsländern und warnte vor massiven Hungeraufständen.
Der Osnabrücker Professor für Christliche Sozialwissenschaften, Manfred Spieker, erinnert im Gespräch mit Radio Vatikan jedoch an bestehende Marktgesetze. Ursache für die Biospritdebatte ist für ihn vielmehr die Subventionspraxis.
„Wenn Agrarflächen zum Anbau von Pflanzen benutzt werden, die für den Biosprit gebraucht werden, dann gelten natürlich auch da Marktgesetze. Wenn das besonders subventioniert wird, wird natürlich jeder Landwirt sich dafür entscheiden, Biosprit anzubauen. Insofern ist der Treibstoff selbst sicher nicht die Ursache.”
Eine weltweite Ernährungskrise sei zu vermeiden, so der Sozialwissenschaftler. Spieker fordert einen Ausbau der Agrarwissenschaft.
„Die müsste vielmehr verstärkt werden, um auch für eine wachsende Bevölkerung Nahrungsmittel zu produzieren. Ein Beispiel: Deutschland ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts bevölkerungsmäßig geradezu explodiert. Doch es gab in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts keine Hungerkrisen mehr – im Gegensatz zur ersten Hälfte. Was war die Ursache? Es wurde die Agrarchemie von Justus Liebig entwickelt, der eine wesentliche Bedeutung hat für die Steigerung der Nahrungsmittel im 19. Jahrhundert, so dass auch eine sich verdoppelnde Bevölkerung genug zu Essen hatte.” (rv)
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Sri Lanka: Vatikanischer Nuntius mahnt zu Frieden
Die Kirche ruft Regierung und Tamil-Rebellen zum Dialog auf. Nur wenige Tage nach den schwersten Gefechten in eineinhalb Jahren, bei denen nach Militärangaben mindestens 100 Tamilen-Rebellen und 43 Soldaten getötet worden, starben jetzt bei einem Bombenanschlag auf einen Bus in der Hauptstadt Colombo mindestens 24 Menschen. Zudem gebe es mehr als 40 Verletzte, sagte ein Militärsprecher am Freitag. Das Militär beschuldigte die Rebellen, den Bombenanschlag auf den Bus verübt zu haben. Sie seien verzweifelt nach den jüngsten Verlusten im Zuge der Kämpfe, sagte der Sprecher.
In den vergangenen Tagen hatten sich die Kämpfe auch auf einen Marienwallfahrtsort ausgeweitet. Die Rebellen hätten sich weder an mündliche Zusagen noch an internationale Konventionen gehalten, kritisiert der Nuntius in Sri Lanka, Erzbischof Mario Zenari, gegenüber Radio Vatikan.
„Ich denke, dass in diesen 30 Jahren Bürgerkrieg es von beiden Seiten am guten Willen fehlte. Es wurde versucht, Friedensgespräche zu führen und sich auf eine Waffenruhe zu einigen, doch die hielt nur rund drei Jahre und wurde dann gebrochen. Gerade jetzt Verhandlungen zu erreichen, scheint sehr schwierig, aber ich denke, dass man nichts unversucht lassen darf, denn die Bevölkerung hier leidet enorm. Man darf auch nicht vergessen, dass gerade diese Region hier, auch stark vom Tsunami betroffen war.”
Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) kämpfen seit mehr als 20 Jahren für einen eigenen Tamilenstaat im Norden und Osten des Landes. Der Konflikt spitzte sich zu Jahresbeginn zu, als die Regierung einen Waffenstillstand mit den Rebellen aufkündigte. Seitdem haben die Rebellen mehrfach Bombenanschläge in Colombo und weiteren Orten im relativ ruhigen Süden des Landes verübt. (rv/reuters/misna)
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Simbabwe: Die enttäuschte Bevölkerung „lässt sich töten”
Erste Ergebnisse der Neuauszählung der Parlamentswahl in Simbabwe haben den Sieg der Opposition bestätigt. Wie die Wahlkommission des Landes am Samstag mitteilte, wurden bereits die Stimmen aus 14 der strittigen 23 Wahlkreise ausgezählt. In allen 14 sei dabei das ursprüngliche Ergebnis bestätigt worden. Selbst wenn die Partei Zanu-PF des regierenden Präsidenten Robert Mugabe die restlichen Sitze gewinnen sollte, würde das nicht ausreichen, um auf die Mehrheit der Sitze im Parlament zu kommen. Die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl, die ebenfalls 29. am März abgehalten wurde, stehen noch aus. Auch hier werden Stimmen teilweise neu ausgezählt. Die Verzögerung schürt Spekulationen über Fälschungen zugunsten des seit fast 30 Jahren herrschenden Mugabe. In der kommenden Woche will sich der UNO-Sicherheitsrat in einer Sondersitzung erstmals mit der Lage in Simbabwe befassen.
„Die Situation ist extrem schlimm. Es herrscht Lebensgefahr”, betont gegenüber Radio Vatikan ein Mitglied internationaler Hilfsgruppen, das aus Sicherheitsgründen ungenannt bleiben will. Seit der Abstimmung haben sich die Spannungen zwischen Regierung und Opposition in Simbabwe verschärft. Die oppositionelle Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) betrachtet ihren Kandidaten Morgan Tsvangirai als klaren Sieger.
„In den Gegenden, in denen die Menschen für die Opposition gestimmt haben, ist es besonders arg. Es gibt quasi ein Strafkommando: Sie schlagen, foltern und töten und sagen, ,So lernen die Leute, das nächste Mal richtig zu wählen’. Es scheint, als wolle die Regierung die Leute aufhetzen, doch die Menschen reagieren nicht, sie lassen sich töten. Sie sagen: ,Viele von uns werden sterben, aber viele werden auch überleben und berichten, was geschehen ist’. Sie wissen im Grunde, dass sie gewonnen haben, auch wenn man ihnen den Sieg nicht zuspricht.”
Vier Wochen nach der Parlaments- und Präsidentenwahl haben Sondereinheiten der Polizei die Zentrale der Opposition gestürmt. Laut Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden mindestens 375 Menschen festgenommen. Zeitgleich durchsuchten Sicherheitskräfte in Harare das Büro einer unabhängigen Wahlbeobachter-Organisation. Die Kreise um Diktator Mugabe sprechen indes von reiner Hysterie.
In Südafrika sollte dieser Tage ein Tanker mit Waffen für das Nachbarland entladen werden. Die Gewährsperson berichtet: „Die Arbeiter haben sich geweigert, die Waffen zu entladen und nach Simbabwe zu transportieren. Simbabwe brauche jetzt Brot, keine Waffen. Das Schiff fuhr weiter nach Mozambique, auch dort hat man sich geweigert, die Waffen anzunehmen. Danach soll es einen Hafen in Namibia angelaufen haben, doch jetzt ist es auf dem Rückweg - nach China.” (rv/reuters/misna)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Franziskanerkustos im Heiligen Land, Pater Pierbattista Pizzaballa, berät den Vatikan künftig in Fragen des Dialogs mit dem Judentum. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn mit Wirkung von diesem Samstag zum Konsultor der Kommission für Beziehungen zum Judentum. Gemeinsam mit dem Jerusalemspezialisten wurden vier weitere Berater ernannt: der US-Amerikaner Joseph Sievers, Leiter des Kardinal Bea-Zentrums für jüdische Studien an der römischen Gregoriana-Universität, Lawrence E. Frizzel, Direktor des Instituts für jüdisch-christliche Studien an der Setan Hall University (USA) und die Erzbischöfe von Southwark, Kevin John Patrick McDonald (Großbritannien) und Rockville Centre, William Francis Murphy (USA),. (rv)
Vatikan/Mongolei
Osvaldo Padilla, päpstlicher Nuntius in Korea, ist von Papst Benedikt XVI. zusätzlich zum Botschafter in der Mongolei ernannt worden. Das teilte der Vatikan am Samstag mit. Der 65-Jährige, der früher den Heiligen Stuhl in Costa Rica vertrat, hatte erst vor zwei Wochen den Ruf in die südkoreanische Hauptstadt Seoul erhalten. Auf beiden Diplomatenposten folgt er dem Schweizer Emil Paul Tscherrig (61) nach, der seit Januar Nuntius in den skandinavischen und nordischen Länder ist. Im einzigen Bistum der Mongolei leben unter den 2,5 Millionen Einwohnern des Landes nach Vatikan-Angaben 300 Katholiken. (rv/kna)
Europa
Deutschland
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hält nichts von einem Familienwahlrecht. Der Versuch, damit das politische Mitspracherecht von Familien mit Kindern zu stärken, sei verständlich, sagte der Freiburger Erzbischof der in Würzburg erscheinenden katholischen Zeitung „Die Tagespost” (Samstag). Ein solches Recht lasse sich aber demokratisch und praktisch schwer umsetzen. Die Kommission Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz habe mehrmals darüber beraten, so Zollitsch. Aufgrund ernsthafter Fragen und Probleme, die dabei offensichtlich geworden seien, gebe es aber keine abschließende Stellungnahme zu dem Thema. Der Erzbischof erinnerte daran, dass normalerweise ein Bürger eine Stimme habe und über diese selbst entscheide. Die Frage sei aber, wer von den Eltern berechtigt sein solle, das Wahlrecht für die Kinder auszuüben. Auch sei nicht geklärt, wie zu verfahren sei, wenn 13- oder 15-jährige Kinder eine andere Meinung als ihre Eltern hätten. Manche Überlegungen gingen wiederum von einer halben Stimme für das Kind aus. „Bei aller Sympathie - es gibt zu viele schwerwiegende Bedenken, um sich zu diesem Zeitpunkt für dieses Anliegen zu entscheiden”, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. (kna/tagespost)
Die Hauptversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat Dirk Tänzler als BDKJ-Bundesvorsitzenden bestätigt. Die rund 120 Delegierten wählten den 38-Jährigen am Samstagmittag in Altenberg erneut für drei Jahre. Gemeinsam mit Andrea Hoffmeier (BDKJ-Bundesvorsitzende) und Pfarrer Andreas Mauritz (BDKJ-Bundespräses) bildet Tänzler die Spitze des Dachverbandes der katholischen Jugendverbände in Deutschland. Für diese gebe es in Staat, Kirche und Gesellschaft viel zu tun, so Tänzler. „Wir müssen jungen Menschen mehr Möglichkeiten geben, sich mit ihren Anliegen einzumischen”, so Tänzler. Künftig werde sich der BDKJ noch stärker in der Kirchenpolitik engagieren. Darüber hinaus gebe es in vielen Bereichen der kirchlichen Jugendarbeit einen starken Abbau personeller und finanzieller Ressourcen sowie ein Aushöhlen von Mitwirkungsrechten. „Dies kann nicht länger gängige Praxis sein, wenn katholische Jugendverbände auch in Zukunft ihren missionarischen Auftrag wahrnehmen sollen”, so Tänzler. - Die BDKJ-Hauptversammlung, die noch bis Sonntag in Altenberg tagt, ist das höchste Beschluss fassende Gremium des BDKJ. Rund 130 Delegierte aus der ganzen Bundesrepublik nehmen daran teil. Der BDKJ ist Dachverband von 15 katholischen Kinder- und Jugendverbänden mit rund 650 000 Mitgliedern. Er vertritt ihre politischen, sozialen und kirchlichen Interessen. (pm)
Der Hamburger Rechtsanwalt Wolfgang Vehlow hat jetzt erklärt, im Fall des Priesters, der des sexuellen Missbrauchs angeklagt sei, gebe es jetzt eine Morddrohung und neue Zeugenaussagen Die beiden anonymen Zeugen hätten weitere Vorwürfe gegen den Beschuldigten erhoben. Vehlow vertritt den Christoph Stobinski, der Strafanzeige gegen den Priester erstattet hatte. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Hamburgs Erzbischof Werner Thissen beurlaubte den beschuldigten Priester bis zur Klärung der Vorwürfe vom Dienst. Unterdessen erhielt der Kläger Stobinski eine anonyme Morddrohung. Die Diözese will mit der Staatsanwaltschaft eng zusammenarbeiten. Man habe bereits am Donnerstag ein ausführliches Gespräch mit der Ermittlungsbehörde geführt, sagte der Sprecher des Erzbistums, Manfred Nielen. Er betonte, dass das Erzbistum auch intern an der Aufklärung des Falles arbeite und die betroffene Gemeinde intensiv begleite. (kna/pm/dr)
Deutschland/Indien
Der Dalai Lama, das geistige Oberhaupt der Tibeter, wird am 19. Mai wieder offizieller Gast in Deutschland sein. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz, will ihn im Hause des Bundestages in Berlin empfangen. Es sei wichtig, den Fokus wieder auf Friedlichkeit und Gewaltfreiheit zu lenken. Es müsse auch deutlich gezeigt werden, „dass es ein legitimes Anliegen ist, seine religiösen und kulturellen Freiheitsrechte als tibetische Volk gewahrt zu sehen”, so der CDU-Politiker. Geladen sind zu dem Treffen die außenpolitischen Sprecher der Fraktionen sowie die Vorstände des Tibet-Arbeitskreises und der deutsch-chinesischen Parlamentariergruppe. - Ein Empfang des Dalai Lama im September 2007 durch Kanzlerin Angela Merkel hatte zu monatelangen Spannungen mit China geführt. Merkel bezeichnete derweil das jüngste Dialogangebot Chinas an den Dalai Lama als einen wichtigen Schritt zur Entschärfung der Situation. Sie selbst hält sich am 19. Mai in Lateinamerika auf. - Er wolle einen „ernsthaften Dialog” mit Peking, sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter in einer ersten Reaktion auf das Dialogangebot. Er habe noch keine detaillierten Informationen, doch es sei generell gut, miteinander zu reden, sagte der 72-Jährige vor Journalisten in Dharamsala. (dw/reuters/afp)
Schweiz
Vertreter von sieben Religionen aus der Region St. Gallen rufen in einer Mitteilung zum Engagement gegen Armut auf. Armut und Hunger ließen sich nur unter Einbezug der Religionen überwinden, heißt es in einer Mitteilung. Diese weckten in den Gläubigen das Engagement für Solidarität und Gleichberechtigung. Zum Aufbau sozialer Stabilität brauche es unter anderem gleiche Bildungschancen für alle, „gerechte” Wirtschaftsbeziehungen sowie die Einhaltung der Menschenrechte. Der runde Tisch der Religionen in St. Gallen unterstützt auch die Forderung, die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit auf 0,7 Prozent des Schweizer Bruttosozialprodukts zu erhöhen. (pm)
Liechtenstein
Im traditionell katholischen Fürstentum Liechtenstein stuft sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung als religiös ein. Dieses Ergebnis erbrachte eine repräsentative Umfrage, die im Auftrag der Regierung durchgeführt wurde. Zehn Jahre nach der umstrittenen Errichtung des Erzbistums Vaduz durch den Vatikan kam die Regierung zum Schluss, dass keine verlässlichen Daten über die Religiosität und die religiöse Einstellung der Bevölkerung vorhanden sind. Die letzte Volkszählung wurde im Jahr 2000 durchgeführt. Die ursprünglich beinahe ausschließlich katholische Bevölkerung war durch Zuwanderung in den letzten drei Jahrzehnten einer starken konfessionellen Wandlung unterworfen. Rund fünf Prozent der Bevölkerung sind laut Statistik Moslems. Mehr als die Hälfte der Befragten unterstützt eine Moschee in Liechtenstein und plädiert für die Bestattung der Moslems auf den bestehenden Friedhöfen, während nur jeder Dritte einem separaten moslemischen Friedhof den Vorzug gibt. (pm)
Naher Osten
Nahost
Für die orthodoxen Osterfeiern werden am Wochenende wieder mehrere zehntausend Pilger in Jerusalem erwartet. Höhepunkt ist die „Liturgie des Heiligen Feuers” am Samstagmittag, zu der auch Tausende einheimischer Christen in die Grabeskirche drängen. Nach dem Volksglauben entzündet sich dort, wo das Grab Jesu verehrt wird, jedes Jahr unter Gebet auf wundersame Weise ein kühles Feuer, dem heilende Wirkung zugeschrieben wird. Die israelische Polizei sperrt für die Feier die Grabeskirche großräumig ab und lässt nur Personen mit Zugangsgenehmigungen passieren. Russland, Griechenland und andere orthodoxe Staaten entsenden alljährlich hochrangige Regierungsdelegationen zu der Feier, die das Fernsehen in viele Länder live überträgt. Die Liturgie des Heiligen Feuers geht bis auf das vierte Jahrhundert zurück, als während der Ostervigil ein Licht an der Öllampe über dem Grab Jesu entzündet und an die wartenden Gläubigen weitergereicht wurde. Um das Jahr 1.000 entstanden erste Berichte über eine wundersame Herabkunft des Heiligen Feuers. Wissenschaftler sehen dies auch in Zusammenhang mit dem Aufkommen des Islam, gegen den sich das Christentum zu behaupten versuchte. Konfliktpunkt während der Feier ist seit Jahrhunderten die Stellung der griechisch-orthodoxen und armenischen Kirchenvertreter, die für sich jeweils eine Hauptrolle beanspruchen. In früheren Jahren musste auf dem Höhepunkt der Zeremonie mehrfach die Polizei einschreiten, um die Streitenden in der Grabeskapelle zu trennen. In diesem Jahr kam es bereits beim Auftakt der Karwoche an Palmsonntag zu Handgreiflichkeiten. Das konfessionelle Regelwerk am heiligsten Ort der Christenheit, der so genannte „Status quo”, stammt aus dem Jahr 1852. Er koordiniert das ausgesprochen komplexe, weltweit einmalige Miteinander von sechs Konfessionen in einer Kirche. (dr/kna)
Asien
Bangladesch
Die Armee soll verhindern, dass Bewohner eines Armenviertels verdorbenen Reis von einer Müllkippe aufsammeln und essen. Die Deponie des Hafens Chittagong sei inzwischen von Soldaten umstellt und staatliche Stellen aufgefordert worden, den verdorbenen Reis nicht an unbewachten Orten abzukippen, teilten die Behörden am Samstag mit. Zuvor waren hunderte Bewohner eines Elendsviertels auf die Müllkippe gestürmt, nachdem die Behörden dort mit der Entsorgung von rund 500 Tonnen verdorbenen Reis begonnen hatten. Der Reis war von Pakistan für die Opfer des Zyklons Sidr gespendet worden. Während des Transports im Januar war er aber ungenießbar geworden, die Behörden wollen die Tranche nun entsorgen. Der Zyklon und zahlreiche Überschwemmungen haben in Bangladesch zuletzt rund drei Millionen Tonnen Reis und Weizen vernichtet und zu einer deutlichen Verknappung von Nahrungsmitteln geführt. (reuters)
Amerika
Vereinigte Staaten/Japan
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, hat die westlichen Länder in der Menschenrechtsdebatte mit China zu Zurückhaltung aufgerufen. „Wir müssen China mehr Zeit lassen”, sagte Rogge in einem Interview mit der britischen Zeitung „Financial Times”. „Wir haben 200 Jahre gebraucht, um aus der Französischen Revolution hervorzugehen. China hat 1949 angefangen”, sagte der 65-jährige Belgier. Die Menschenrechtslage in China habe sich in den vergangenen 60 Jahren schrittweise verbessert. Das IOC sei stets der Überzeugung gewesen, dass die Olympischen Spiele in Peking „China öffnen werden”, betonte Rogge. „Im Laufe der Zeit” würden die Spiele einen „guten Einfluss auf die soziale Entwicklung in China haben, und die Chinesen geben es selber zu”. Mit lauten Protesten werde in China nichts erreicht, vielmehr würden sich die Chinesen dann verschließen. Beim Olympia-Fackellauf im japanischen Nagano kam es zu Rangeleien zwischen chinesischen Unterstützern und Demonstranten gegen die chinesische Tibet-Politik. (afp)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung
sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress,
Ansa, Efe,
Afp, Kipa,
Reuters, Ap,
ADN-Kronos, Upi,
Cns, Uca,
Misna, Osservatore
Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie
vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen
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aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter,
sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten-
oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer
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Buchbesprechung:
Titel: Der heilige Josef
Herausgeber: Hans-Otto Mühleisen, Hans Pörnbacher, Karl Pörnbacher
Verlag: Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg
Preis: 24,00 €
Besprochen von: Ludwig Waldmüller
Er ist der Inbegriff des bescheidenen „In-der-zweiten-Reihe-Stehens“: Der heilige Josef. Als Pflegevater Jesu kommt ihm in der Bibel und der Tradition der Kirche nun wirklich kein Platz im Rampenlicht der Überlieferung zu. Trotzdem hat der heilige Zimmermann schon seit Jahrhunderten einen wichtigen Stand im Bewusstsein der Menschen. Aber wer war er? Was sind denn überhaupt die Quellen über ihn? Was sagen die Theologen? Wie wurde er in der Kunst dargestellt? Was dachten die Menschen über ihn, den Patron der Sterbenden, den Patron der Arbeiter, den gehorsamen, bescheidenen Mann „aus dem Geschlechte David“? Umfassende Literatur über den heiligen Josef zu finden, ist gar nicht so einfach. Im Gegenteil: Oft kommt der Mann aus Nazareth nur in Randnotizen oder unter „ferner liefen“ vor; auch die so genannte „Josephologie“ hat bei den Menschen keinen wirklichen Rückhalt gefunden. Dem kann nun abgeholfen werden: Der Lindenberger Kunstverlag Josef Fink hat vor wenigen Wochen ein neues Buch vorgelegt, das nämlich den heiligen Josef zum Thema hat. Dabei kam es Verleger und Herausgebern ausdrücklich darauf an, ein Buch zu schaffen, das nicht nur die Fachwelt interessiert, sondern jeden, der sich über den heiligen Josef informieren möchte, ansprechen kann. Herausgekommen ist eine farbenfrohe Sammlung von Artikeln, Bildern und Beiträgen, die Vergleichbares sucht. Die Herausgeber legten großen Wert auf verständliche, kurze Artikel, in denen Theologisches, Künstlerisches, Folkloristisches und ähnliches erklärt werden – aber eben so, dass das Buch auch für Nichtfachleute lesenswert ist und bleibt. Da geht es genauso um „Josef im Neuen Testament“ wie auch um den „heiligen Josef im kleinen Andachtsbild“, um den heiligen Josef als Namenspatron in der Pflanzenwelt oder als Erster Patron des Landes Tirol. Ebenso finden sich Artikel über die Josefsverehrung im Theresianischen Karmel, über Josef als den „ungerühmten Held des Hörens“ oder auchübers „Windelwaschen und das Römische Hochgebet“. Das Buch ist wirklich ein gelungenes Werk, das nicht nur in den Bücherschrank eines jeden Interessierten gehört, das nicht nur den Namenspatron des aktuellen Papstes in vielen Facetten beleuchtet, sondern das sich auch als perfektes Geschenk für alle Josefs, Sepps, Beppos, Josephines und Jupps empfiehlt.

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