THEMEN DES TAGES:
Papst: „Seid glaubwürdig gegenüber Kindern“
Angesichts vieler Zweifel und Schwierigkeiten sind manche Eltern und Lehrer heute versucht, auf die ihnen anvertraute Aufgabe der Erziehung zu verzichten. Ein klarer Orientierungsmaßstab scheint oft zu fehlen. Das hat Papst Benedikt XVI. in einer Ansprache an die römischen Diözesen beklagt. Rund 20.000 Kinder und Eltern aus Rom versammelten sich an diesem Samstag zu einer Kundgebung für eine Erziehungs-Initiative des Papstes auf dem Petersplatz. Bei der Audienz übergab der Papst offiziell seinen Brief über die dringende Aufgabe der Erziehung an Kardinalvikar Camillo Ruini. Für die Christen gebe es jedoch eine große Hoffnung und einen starken Glauben, die helfen könnten, diese Aufgabe zu meistern:
„Jene Sicherheit, dass Gott in Jesus Christus klar und definitiv zur Menschheitsfamilie gesprochen hat, das gilt auch für unsere Jugendlichen und die Kinder in unserem heutigen Leben. Darum ist Erziehung auch in unserer heutigen Zeit gut und möglich. Sie ist eine Aufgabe, die wir im Herzen tragen müssen, ein gemeinschaftliches Unternehmen, zu dem jeder gerufen ist und seinen Beitrag leisten muss.“
Der Papst ruft die Eltern und Erzieher besonders dazu auf, den Kindern ein glaubwürdiges Zeugnis zu geben. Der Glaube und die Werte müssten ihnen vorgelebt werden. Zudem sei es wichtig, Gutes und Schlechtes klar zu benennen und den jungen Menschen feste Regeln an die Hand zu geben.
Auch die besondere Verantwortung der Lehrer und Priester unterstrich Papst Benedikt in seiner Rede. Sie dürften sich nicht darauf beschränken, Information und Wissen weiterzugeben. Vielmehr gehe es auch darum, Wahrheit zu vermitteln - jene Wahrheit, die den Kindern helfe, durchs Leben zu gehen. An die Adresse der Kinder und Jugendlichen gerichtet sagte der Papst:
„Seid gewiss, dass ihr auf diesem schwierigen Weg niemals allein seid. Nahe bei euch sind nicht nur eure Eltern, Lehrer, Priester und Freunde, sondern vor allem jener Gott, der uns geschaffen hat und der verborgen in unserem Herzen wohnt.“
Benedikt XVI. hatte als Bischof von Rom Ende Januar einen Brief veröffentlicht, in dem er den Bildungsnotstand in seiner Stadt beklagte und zur Weitergabe von Werten und Lebensvertrauen aufrief. (rv)
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Kenia: Neue Hindernisse bei Friedensgesprächen
Der Generalsekretär der Afrikanischen Kirchenkonferenz, Mvume Dandala, hat die Parteien in Kenia zur Überwindung des Konflikts aufgerufen. Ein Scheitern der Friedensmission des früheren UNO-Generalsekretärs Kofi Annan wäre eine Tragödie für Kenia und den ganzen afrikanischen Kontinent, warnte Dandala. Bei den Friedensgesprächen in Kenia waren neue Hindernisse aufgetaucht. Oppositionsführer Raila Odinga verließ am Freitag überraschend das Land und flog nach Nigeria. Dabei warf seine Orange-Demokratische Bewegung (ODM) der Regierung Verzögerungstaktik vor. Die Oppositionspartei drohte mit neuen Massenprotesten, sollte bis kommenden Mittwoch kein Durchbruch zur Teilung der Macht erzielt werden.
Für den Comboni-Missionar Luigi Cocchi liegt die Schwierigkeit darin, dass die beiden politischen Kontrahenten einander ausschalten möchten.
„Es sah zuerst so aus, dass sich Odinga damit zufrieden geben konnte, als Regierungschef nominiert zu werden und Kibaki als Staatspräsidenten zu akzeptieren. Das hat sich aber scheinbar geändert. Odinga ist plötzlich abgereist und niemand weiß, wann er wieder zurückkehrt. Das Land sehnt sich nach Ruhe und Frieden, doch wir befinden uns noch weit entfernt von diesem erhofften Zustand.“
Zuversichtlicher zeigte sich der Generalsekretär der Oppositionspartei ODM, Anyang Nyongo. Er sagte gegenüber Radio Vatikan:
„Unser Ziel ist es, nächste Woche das Parlament zusammen zu rufen. Dabei soll nicht nur über die Vermittlungsgespräche der UNO diskutiert werden. Kenia braucht tief greifende Reformen. Daher soll das Parlament sich zuerst einmal über die Sicherheit im Land kümmern.“
Die Opposition unter Führung Odingas wirft der Regierung von Staatspräsident Mwai Kibaki Betrug bei der Präsidentenwahl vom 27. Dezember vor, die Kibaki nach amtlichen Angaben gewann. Bei den darauf folgenden Unruhen wurden mehr als 1.000 Menschen getötet. Kenia galt zuvor als eines der stabilsten Länder Afrikas. (rv/ap)
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Libanon: Minister fordert christliches Engagement
Der Libanon scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Seit dem Ende der Amtszeit von Präsident Emile Lahoud im vergangenen November besteht dort ein Machtvakuum. Die Wahl des neuen Präsidenten durch das Parlament wurde bereits 14mal verschoben; und in der letzen Woche eskalierte einmal mehr die Gewalt durch Terroranschläge. Der libanesische Außenminister Tareq Mitri, ein orthodoxer Christ, spricht von einer komplizierten und undurchsichtigen Lage. Er befürchte, dass immer mehr Christen angesichts der gefährlichen Situation im Libanon das Land verlassen – so Mitri bei einer Konferenz der geistlichen Gemeinschaft Sant´Egidio in Rom:
„Die Christen im Libanon müssen gemeinschaftliche Solidarität fordern; sie müssen sich für die Unabhängigkeit und Souveränität des Libanon einsetzen; für das Recht für alle Libanesen auf Freiheit, für den Schutz der Demokratie und dafür, dass das Land kein Platz für die Kriege anderer Länder ist. Ich denke, das sind die großen Aufgaben vor denen wir stehen. Es handelt sich aber nicht nur um große Aufgaben der Christen, sondern dazu sind ebenso auch die Muslime aufgerufen.“
Die Geschichte der Christen im Libanon zeuge von ihrem langen Atem. Daher könnten gerade sie ein Zeichen gegen die wachsende Resignation setzen. Laut Mitri besitzen sie noch die feinsten Antennen für den Wunsch nach mehr Demokratie; ein Wunsch, der auch in islamischen Gesellschaften vorhanden sei.
„Der Libanon ist ein einzigartiger Ort für die Christen in der Region. Seine Entstehung und Entwicklung ist gekennzeichnet vom christlichen Beitrag. Und dieser darf nicht durch den demographischen Rückgang der christlichen Bevölkerung im Libanon verloren gehen.“
Die christliche Frage müsse zu einer christlich-islamischen Frage werden, indem man die Sorge mit den anderen teile. Die eigentliche Kluft verläuft nach Meinung des libanesischen Außenministers jedoch nicht zwischen Christen und Moslems, sondern zwischen den verschiedenen islamischen Gruppen. Für die Christen sei es aber wichtig, nicht nur überleben zu wollen, sondern ein lebendiges christliches Zeugnis zu geben. (rv)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Prediger das Päpstlichen Hauses, Pater Raniero Cantalamessa, hat am Freitagvormittag die erste der vier traditionellen Fastenpredigten für den Papst und die Kurie gehalten. Im Hinblick auf die Bischofssynode über das Wort Gottes im kommenden Oktober habe er auch den Zyklus der Fastenpredigten diesem Thema widmen wollen, sagte der Pater zu Beginn seiner Predigt in der Kapelle „Redemptoris Mater“ des Apostolischen Palastes. In der ersten Predigt sprach Cantalamessa daher über „Jesus begann zu verkünden - Das Wort Gottes im Leben Christi“.
Die Verkündigung Jesu sei nicht nur Offenbarung einer Lehre, sondern erkläre das Geheimnis der Person Christi selbst, so der Kapuziner Cantalamessa. Daher hätten auch die biblischen Lesungen der Liturgie nicht so sehr den Zweck, die Bibel besser zu kennen, sondern den, Jesus Christus zu erkennen, der im Brechen des Brotes gegenwärtig sei. Das Wort in sich sei nur ein materielles Zeichen. Aber dank des Glaubens und der Erleuchtung durch den heiligen Geist trete der Gläubige durch dieses mit der lebendigen Wahrheit Gottes in Kontakt. (zenit)
Vatikan/Deutschland
Kurienkardinal Walter Kasper beurteilt den christlich-islamischen Dialog weiterhin als schwierig. Man solle sich in dieser Hinsicht keine Illusionen machen, sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates am Freitag bei einer Veranstaltung der Akademie der Wissenschaften in Mainz. Muslime hätten vom Koran her ein anderes Verständnis vom Menschen. Er betonte, die katholische Kirche wolle den Dialog und die Zusammenarbeit mit den gemäßigten Muslimen. Mit den Radikalen sei dies allerdings nicht möglich. Man dürfe keine falsche „Harmonie-Idee“ entwickeln, so Kasper. Auch dürfe man den Islam und das Judentum nicht auf eine Stufe stellen. Das Christentum sei ohne die jüdische Religion nicht denkbar, der Islam hingegen sei eine nachchristliche Religion. (kna)
Europa
Deutschland
Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat den vom Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken erhobenen Vorwurf „schlechten Stils“ zurückgewiesen. Der ZdK-Präsident Hans-Joachim Meyer hatte es als „ungehörig“ bezeichnet, dass die bayrischen Bischöfe Müller, Mixa und Schraml am letzten Sonntag nicht zum Abschiedsgottesdienst für den früheren Münchener Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, erschienen waren. Müller erklärte, er habe an diesem Tag eine Pfarrei besucht und einen Kindergarten eingeweiht. Diese Termine seien mehrere Monate zuvor vereinbart worden. Auch betonte er, es zähle sicherlich es nicht zu den Aufgaben eines ZdK-Präsidenten, als „Stilberater“ für deutsche Bischöfe aufzutreten. (kna)
Mit einem feierlichen Gottesdienst im Paderborner Dom ist am Samstag der neue Generalsekretär des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken, Pfarrer Georg Austen, eingeführt worden. Er übernimmt die Leitung des Diaspora-Hilfswerks von Prälat Clemens A. Kathke. Zu Messe und Festakt kamen 800 Gäste, darunter 25 Bischöfe aus ganz Europa. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker würdigte Kathkes zehnjährige Arbeit. Er habe sich mit „viel Leidenschaft, Optimismus und Humor“ für Katholiken eingesetzt, die in Nord- und Ostdeutschland, Skandinavien und Osteuropa in der Minderheit leben. (kna)
Schweiz
Auch in diesem Jahr veranstalten die Schweizer Hilfswerke „Fastenopfer“ und „Brot für alle“ in der Fastenzeit wieder eine Rosenaktion. Am 1. März werden Kirchengemeinden und Pfarreien an zahlreichen Orten der Schweiz Rosen verkaufen. Mit dem Erlös werden Menschen bei ihrem Einsatz gegen den Hunger unterstützt. In diesem Jahr soll er u. a. indonesischen Ureinwohnern und brasilianischen Landlosen zugute kommen. Die Rosen stammen aus Tansania und kosten fünf Franken pro Stück. Sie sind mit dem Logo der Max Havelaar-Stiftung versehen, die darüber wacht, dass die Blumen nach ökologischen und sozialen Kriterien gezogen werden. (kipa)
Niederlande
Die katholische Friedensbewegung Pax Christi in den Niederlanden fordert die Regierung zum Verzicht auf Streumunition auf. In einem Schreiben an die Regierung in Den Haag bedauert der Pax Christi-Präsident, Bischof Adrianus van Luyn, dass die Regierung den Einsatz von Streumunition in der Zukunft nicht ausdrücklich ausschließe. Streumunition fordere Opfer unter Soldaten wie unter Zivilisten. Damit widerspreche sie dem Prinzip, dass die Zivilbevölkerung im Kriegsfall kein Ziel sein dürfe, so das Schreiben weiter. Van Luyn fordert die Niederlande auf, sich international für ein Abkommen gegen diese Waffen einzusetzen. (kna)
Serbien
Die Serbisch-Orthodoxe Kirche verurteilt die jüngsten Ausschreitungen bei der Kosovo-Protestkundgebung in Belgrad. In einer offiziellen Stellungnahme bezeichnete der Heilige Synod die von jugendlichen Einzeltätern und kriminellen Gruppen verursachten Aggressionen als „schändlich und verantwortungslos“. Es sei traurig, dass eine großartige Kundgebung missbraucht worden sei. Die Randalierer hätten durch ihr Verhalten gezeigt, dass es ihnen nicht um das Kosovo gehe, sondern „nur um Chaos, Raub und Krawalle“. Mit den Krawallen und den Angriffen auf Botschaften werde „das Recht und die Gerechtigkeit des serbischen Volkes im Kosovo nicht verteidigt, sondern „in den Fundamenten untergraben“, so die serbischen Bischöfe. Es werde „unverdiente Schande über das serbische Volk in seinem gerechten Kampf um die Bewahrung seiner Heiligen Stätten, seiner Identität, seiner Würde sowie seiner nationalen und staatlichen Integrität gebracht“. Der Heilige Synod ruft die Serben „zur Wahrung der Ehre und Würde des Volkes“ sowie der allgemein-menschlichen Werte auf. (kap)
Türkei
Die kemalistische Oppositionspartei CHP erwägt eine Verfassungsklage gegen das neue Stiftungsgesetz. Die neue Regelung sieht vor, dass nach 1974 enteignete Immobilien der christlichen Kirchen zurückgegeben werden dürfen. Das Stiftungsgesetz war gegen den erbitterten Widerstand der Opposition im Parlament in Ankara beschlossen worden. Dieses Gesetz sei auf „Initiative der EU, unter dem Druck der EU und nach den Vorstellungen der EU verabschiedet worden“, sagte der CHP-Vizevorsitzende Onur Öymen in Ankara. Er warf der AKP-Regierung vor, „einseitige Zugeständnisse“ an die Minderheiten zu machen. Die CHP hatte bereits am Vortag in der stundenlangen Debatte zum nationalen Widerstand gegen das Gesetz aufgerufen. Auch andere Oppositionelle äußerten die Befürchtung, dass die Christen in der Türkei „subversive Aktivitäten“ entwickeln könnten. (kap)
Afrika
Uganda/Sudan
Die Regierung Ugandas und die Rebellen der „Lord’s Resistance Army“ (LRA) haben an diesem Samstag ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Nach monatelangen zähen Verhandlungen in Juba, der Hauptstadt des Südsudan, könnte damit ein 20 Jahre andauernder blutiger Konflikt beendet sein. Am Zustandekommen des Waffenstillstands ist u. a. die kirchliche Gemeinschaft Sant’Egidio beteiligt, die den Dialog zwischen ugandischer Regierung und LRA seit Jahren mitverfolgt hat. Die Kämpfe zwischen der paramilitärischen Widerstandsbewegung und den Regierungstruppen haben mehr als 100.000 Todesopfer gefordert und rund zwei Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Internationale Beobachter sehen das Abkommen als Schritt auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden in der Region.
Die „Lord’s Resistance Army“ unter der Führung von Joseph Kony wurde 1987 gegründet und kämpft im Norden Ugandas nach eigenen Angaben für die Errichtung eines "Gottesstaates". Ihre religiösen Vorstellungen basieren auf der Bibel, enthalten jedoch auch stammesreligiöse Elemente sowie Bräuche, die möglicherweise dem Islam entlehnt sind. Da sie im Süden des Sudan stationiert ist, hat die ugandische Regierung das Nachbarland Sudan immer beschuldigt, die Rebellen zu unterstützen. (pm)
Dem. Rep. Kongo
Der Friede im Land ist auch von ausländischen Interessen abhängig. Das sagte ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirchen gegenüber der Nachrichtenagentur „Fides“. Zwar unterstütze die Europäische Union die Demokratisierung Kongos mit Investitionen, jedoch gebe es auch Verträge mit China. Auch wisse man nicht, wie Präsident Laurent Nkunda tatsächlich zu den Friedensvereinbarungen stehe. Die Vereinigten Staaten hätten Druck ausgeübt, damit er diese unterzeichne. Immer wieder gab es in den letzten Wochen zu Streitigkeiten zwischen den Regierungssoldaten und den Rebellen unter der Leitung von Nkunda. Vergangene Woche war es in der Basis der kongolesischen Streitkräfte zu Unruhen gekommen, bei denen es 27 Personen verletzt wurden. (fides)
Amerika
Vereinigte Staaten
Vierzig katholische Bischöfe sind in Mishawaka im Bundesstaat Indiana zu einem Kongress über das Verhältnis von Kirchendoktrin und heiliger Schrift in der Predigt zusammengekommen. In seiner Eröffnungsrede sagte der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, die Tendenz, das kirchliche Lehramt aus der Predigt auszuschließen, widerspreche dem Geist der Konstitution „Dei Verbum“ über die Göttliche Offenbarung, die das zweiten Vatikanischen Konzil beschlossen habe. Eine Predigt müsse sich gleichermaßen auf das Lehramt der Kirche als auch auf die heilige Schrift beziehen. (cna)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung
sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress,
Ansa, Efe,
Afp, Kipa,
Reuters, Ap,
ADN-Kronos, Upi,
Cns, Uca,
Misna, Osservatore
Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie
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Buchbesprechung:
Titel: Bilder göttlichen Lebens. Ikonen schauen und beten
Autoren: Henri Nouwen, Peter Dyckhoff
Verlag: Herder 2007
Preis: 19.90 Euro
Rezensent: Mario Galgano
Ikonen sind das Fenster zum Haus Gottes. So definieren normalerweise orthodoxe Theologen die Ikonen. Der Zweck der Ikonen ist, Ehrfurcht zu erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten zu sein, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott. Ikonen werden in der Orthodoxen Kirche weder als Kunstgegenstände noch als Dekoration angesehen.
Dennoch beeindrucken die Ikonen auch einem nicht-orthodoxen Publikum. Die Schönheit der ostkirchlichen Kunst hat Henri Nouwen zeit seines Lebens so fasziniert, dass er Betrachtungen zu einigen der bedeutendsten Ikonen geschrieben hat. Sein Buch „Bilder göttlichen Lebens“ erschien 1987. Zwanzig Jahre später wurde nun eine erweiterte Neuausgabe publiziert mit einem einleitenden Artikel von Peter Dyckhoff, der mit Henri Nouwen im Briefwechsel stand.
Das Buch besteht aus zwei Teilen, so wie in jeder orthodoxen Kirche jeweils zwei Ikonen stehen: Die Muttergottes und das Kind sowie eine Darstellung des Herrn. Im ersten einleitenden Teil widmet Dyckhoff seine Betrachtungen vor allem einer außergewöhnlichen Ikone und zwar der so genannten „Tricherusa“. Er stellt persönliche Erlebnisse vor und präsentiert auch den Briefwechsel mit Nouwen. Gebet und Meditation über diese Ikone stehen im Mittelpunkt. Sein Fazit lautet: „Wir werden, was wir schauen.“ Im zweiten Teil, der bereits 1987 erschienen ist, stellt Nouwen vier Ikonen vor. Nouwen ist ein international angesehener Schriftsteller geistlicher Literatur. In seinen mehr als 40 Büchern verstand er es, fachwissenschaftliche Kenntnisse mit christlicher Spiritualität zu verbinden. Leider ist er 1996 gestorben. Durch Gebet und einer Art „Gebrauchsanweisung“ lädt Nouwen den Leser ein, vier berühmte Ikonen kennen zu lernen. Und nachdem der Leser die Muttergottes, die Dreifaltigkeit und Christus neu erkannt hat, hinterlässt Nouwen durch die Ikone der Herabkunft des Heiligen Geistes dem Leser die Grundbotschaft aller Ikonen: Die Welt wird durch Gott befreit.
Wer sich für das Thema Ikonen interessiert, findet hier eine spirituelle Auseinandersetzung mit diesem Thema und eine sorgfältig zusammengestellte Darstellung der Fenster zum Haus Gottes.