THEMEN DES TAGES:
Deutschland: Doch erst zum Standesamt
Keine substanziellen Änderungen für die kirchliche Eheschließung sieht der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick im Wegfall des staatlichen Verbots einer „kirchlichen Hochzeit ohne Standesamt”. Trotz zweier Änderungen im Personenstandsgesetz, die ab 1. Januar 2009 gelten, könne nach wie vor keine kirchliche Trauung ohne vorherige standesamtliche Eheschließung vorgenommen werden, erklärt Schick in einem Brief an die Priester und Diakone im Erzbistum Bamberg.
Es könne auch in Zukunft keine kirchliche Eheschließung ohne den vorherigen Gang zum Standesamt geben, so Schick, zumindest solange nicht die kirchlichen und staatlichen Verantwortlichen eine andere Vereinbarung treffen. Eine rein kirchliche Trauung habe nachteilige zivilrechtliche Folgen. „Die rein kirchliche Trauung hat in Deutschland keinerlei Folgen im zivilen Bereich, z. B. für die Namensgebung, Fürsorgepflicht, Vertretungsrechte, Erbschaftsansprüche der Ehepartner und ihrer Kinder.” Die Kirche wünsche sich jedoch eine Regelung, dass wie in anderen Ländern die kirchliche Trauung auch für den Staat Geltung habe. Dies ist etwa in Italien per Konkordat geregelt.
Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will das Standesamt weiter zur Bedingung machen. Wie der Stellvertreter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, David Gill, erklärte, wird es keine klassische evangelische Trauung im liturgischen Sinne geben, ohne vorherige staatliche Eheschließung: „Das lässt das evangelische Kirchenrecht nicht zu und daran will man auch festhalten.”
Die Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz, Stefanie Uphues, erklärt im Gespräch mit dem Kölner Domradio die Hintergründe. Die gesellschaftlichen wie pastoralen Folgen der Änderungen müssten bedacht werden. (pm/dr)
Hören Sie hier Stefanie Uphues im Gespräch mit dem Kölner Domradio
Österreich: Gleixner fordert „Orte der Integration”
Zu interkultureller und ideologiefreier Bildung hat die langjährige Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich aufgerufen. Die Sommerzeit sollte eine Zeit der Besinnung sein, wie Bildung den heutigen Herausforderungen entsprechend gestaltet werden kann. Kosmetische Korrekturen reichten nicht aus, sagte Christine Gleixner gegenüber Radio Vatikan.
„Bildung ist heute auch der Weg zur verantwortungsvollen Teilnahme an der Gesellschaft. Sie muss befähigen, in unserer von einem Überfluss an Angeboten geprägten Welt zu unterscheiden und zu entscheiden. Dabei ist jedem ideologischen Missbrauch zu wehren. Um diesen Herausforderungen nur einigermaßen gerecht zu werden, müssen Lehrende und Lernende neue Wege wagen. Es bedarf neuer Orte, die zu Orten der Integration werden, wo Ängste abgebaut werden und das Fremde als Bereicherung entdeckt werden kann.” (rv)
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Kolumbien: Bischöfe appellieren an Rebellen
Die Bischöfe Kolumbiens haben zur Freilassung weiterer Geiseln aufgerufen. Das ganze Volk müsse weiterhin für Gerechtigkeit und Versöhnung arbeiten. Kolumbien brauche Frieden, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung der Bischofskonferenz. Der Regierung und allen Organismen, die zur jüngsten Befreiung der 15 Geiseln beigetragen hatten, zollten die Bischöfe Dank und Respekt. Die Aktion sei das Ergebnis des Gebets aller Kolumbianer.
Der Weihbischof von Bucamaranga, Juan Vicente Cordova, sagte gegenüber Radio Vatikan: „Für die Bischöfe und die Kirche in Kolumbien war das ein sehr wichtiger Moment, denn wir haben viel für diese Befreiung gearbeitet. Die Bischöfe waren von der Regierung und von den Rebellen zu Vermittlungsgesprächen gerufen worden. Die Kirche war stets anerkannt, denn sie hat immer den Dialog gesucht und viel dafür getan.”
Die Befreiungsaktion rund um die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt bringe Kolumbien mit einer positiven Nachricht in die Schlagzeilen. Das sei wichtig für das Land, so der Weihbischof: „Kolumbien hat in der ganzen Welt keinen guten Ruf. Die Menschen halten Kolumbien für ein Land, in dem Drogen und Krieg regieren. Jetzt haben wir der ganzen Welt gezeigt, dass Kolumbien fähig ist, sich aus eigener Kraft den Problemen zu stellen und sie zu lösen. Das ist sehr wichtig: für die Bischöfe, die Kirche, das Recht, die Wahrheit und für das Leben.”
Kolumbien hat indes einen Medienbericht über Zahlungen an FARC-Rebellen für die Freiheit der Geisel Ingrid Betancourt entschieden zurückgewiesen. Der Bericht des Schweizer Radiosender RSR, dass Betancourt und 14 weitere Geiseln freigekauft worden seien, sei „absolut falsch”, sagte der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Manuel Santos. RSR behauptet nunmehr, die von einer „verlässlichen Quelle” genannten 20 Millionen Dollar seien nicht als Lösegeld an die FARC geflossen. Vielmehr sei das Geld verwendet worden, um zwei Bewacher der Geiseln zu bestechen. Hinter der Aktion standen laut RSR-Bericht die USA. Die kolumbianische Botschaft in der Schweizer Hauptstadt Bern erklärte, die Angaben der Regierung in Bogotá anzuzweifeln, sei „ungerecht, unberechtigt und opportunistisch”. Betancourt selbst glaubt nicht, dass die Befreiungsaktion inszeniert gewesen sei, betonte die kolumbianische Botschaft. (rv/afp)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Der frühere vatikanische Kulturminister vertritt den Papst beim internationalen mariologischen Kongress in Lourdes. Papst Benedikt XVI. ernannte an diesem Samstag Kardinal Paul Poupard zum Sondergesandten bei der 22. Veranstaltung dieser Art, die vom 4. bis 8. September am französischen Marienwallfahrtsort statt finden wird. Der Franzose Poupard war von 1988 bis 2007 Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur. (rv)
Papst Benedikt XVI. gewährt zum Weltjugendtag in Australien einen vollkommenen Ablass. Wer vom 15. bis 20. Juli nach Sydney pilgert und mit einer entsprechenden Gesinnung an den Veranstaltungen sowie Abschlussgottesdienst teilnimmt kann einen Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen erhalten. Das geht aus einem Dekret hervor, das die Apostolische Pönitentiarie an diesem Samstag veröffentlichte. Weitere Voraussetzungen sind der Empfang des Bußsakraments, der Eucharistie und das Gebet entsprechend der Meinung des Papstes. Jeder katholische Gläubige, der weltweit für das Gelingen der Veranstaltung und im Geist des Jugendtreffens betet, kann entsprechend dem Dekret einen Teilablass gewinnen. (rv)
Vatikan/Vereinte Nationen
Nur „unmittelbare und wirksame Maßnahmen” seien der Schlüssel zur Antwort auf die globale Ernährungskrise. Folgenlose Debatten über die sozialen, kulturellen und moralischen Ursachen führten dagegen zu nichts, unterstrich der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in New York. Vor der Kommission für Soziale Entwicklung des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen forderte Vatikan-Erzbischof Celestino Migliore Soforthilfemaßnahmen für alle, die an Unterernährung und Hunger leiden. Es sei schwer zu glauben, „dass in einer Welt, die jedes Jahr mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar für Rüstung ausgibt, keine Mittel verfügbar sein sollen, um Menschen in Not zu helfen”. Das 20. Jahrhundert leide auf tragische Art und Weise an den Auswirkungen menschlichen Verhaltens, so Erzbischof Migliore. Regierungen beschäftigten sich nur mit Problemen innerhalb ihrer nationalen Grenzen; es mangle an Konsultationen und multilateraler Zusammenarbeit. Der Vatikanvertreter kritisierte die „kurzsichtigen Entscheidungen im wirtschaftlichen, landwirtschaftlichen und energiepolitischen Bereich”, die - verstärkt durch unkontrollierte Finanzspekulationen - zu ungerechtfertigten Preiserhöhungen führten, wie es sich besonders beim Ölpreis zeige. (zenit)
Deutschland
An den selig gesprochenen österreichischen NS-Gegner Franz Jägerstätter (1907-1943) erinnern am Sonntag in Berlin mehrere Veranstaltungen. Anlass ist der 65. Jahrestag des Todesurteils wegen Kriegsdienstverweigerung, wie die „Gedenktafelinitiative Franz Jägerstätter” am Freitag ankündigte. Eröffnet wird das Gedenken um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche „Maria Regina Martyrum” in Berlin-Plötzensee. Um 15 Uhr ist eine Veranstaltung beim früheren Gebäude des so genannten „Reichskriegsgerichts” im Stadtteil Charlottenburg geplant, wo eine Gedenktafel an Franz Jägerstätter erinnert. An dem Programm ist auch die katholische Friedensbewegung „Pax Christi” beteiligt. - Franz Jägerstätter war Bauer und Mesner in St. Radegund in Oberösterreich. In der NS-Zeit hatte er sich aus religiösen Gründen geweigert, mit der Waffe für Adolf Hitler in den Krieg zu ziehen. Die Nationalsozialisten richteten ihn daraufhin am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel hin. Franz Jägerstätter wurde am 26. Oktober 2007, dem österreichischen Nationalfeiertag, im Linzer Mariendom selig gesprochen. (kap)
Afrika
Simbabwe
Der anglikanische Erzbischof von Kapstadt, Thabo Makgoba, hat Simbabwes Politikführer zum Dialog aufgefordert. „Wir beten für Verhandlungen zwischen Partnern, die einander restlos akzeptieren und ein Ende des Leidens der Bevölkerung wollen”, so Makgoba am Freitag in Kapstadt. Die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft rief er auf, sich verstärkt für ein Ende der Gewalt in Simbabwe einzusetzen. (kna)
Die Europäische Union hat rasche Neuwahlen in Simbabwe gefordert. Die politische Krise dort könne nur überwunden werden, wenn die Bevölkerung unter freien, demokratischen und transparenten Bedingungen um ihre Meinung gefragt werde, erklärte die EU. – Simbabwes Machthaber Robert Mugabe machte Gespräche mit der Opposition davon abhängig, dass diese seine umstrittene Wiederwahl anerkennt. Diese Vorbedingung sei unrealistisch, betonte ein Oppositionssprecher. Mugabe war in der Präsidenten-Stichwahl als einziger Kandidat angetreten, nachdem sich Oppositionsführer Morgan Tsvangirai aus Protest gegen die gewaltsame Unterdrückung seiner Anhänger zurückgezogen hatte. (dw)
Asien
China
Demokratie und allgemeines Wahlrecht blieben „ein leeres Versprechen und ein ferner Traum”. Das kritisierte der Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, bei einem Gebetstreffen vor dem „Marsch für Demokratie”. Elf Jahre nach der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an Peking würden nicht die Interessen der Einwohner berücksichtigt, so Zen. Die wahren Prioritäten seien „überraschende politische Arrangements” und die Schaffung einer „neuen Aristokratie, die den Interessen bestimmter Leute dient”. Hongkong werde seinen Status nur beibehalten können, wenn der beträchtliche Budgetüberschuss für die Bewohner, „vor allem für die Alten und Armen”, verwendet wird, betonte der Kardinal. - Der jährlich statt findende „Marsch für Demokratie” stand in diesem Jahr unter dem Slogan „One dream, one human rights”, eine Abwandlung des offiziellen Olympia-Mottos „One world, one dream”. (kap)
Japan
Vertreter der Weltreligionen fordern die Senkung der Militärausgaben in den Industrienationen. Mit dem eingesparten Geld sollten sie einen „Earth Fond” zum Schutz der Umwelt und zur Bekämpfung der Armut einrichten. Das erklärten Religionsführer aus aller Welt in ihrem gemeinsamen „Ruf aus Sapporo” anlässlich des G8-Gipfels in Japan. In Fortsetzung der Religionsführerkonferenz, die auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 2007 in Köln stattfand, erinnern die Vertreter von Christentum, Judentum, Islam, Schintoismus und Buddhismus an die Umsetzung der UNO-Millenniumsentwicklungsziele, die unter anderem die Halbierung globaler Armut bis zum Jahr 2015 anstreben. An der zweitägigen Konferenz in Sapporo nahmen 100 Delegierte aus mehr als 20 Ländern teil. Für Deutschland war EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber nach Japan gereist. Das Abschlussdokument wurde an einen Vertreter der japanischen Regierung übergeben. - Mitte Juni hatten bereits die Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen in den G8-Ländern an die Regierungschefs appelliert, sich stärker für die Reduzierung der weltweiten Armut und für die Bewältigung des globalen Klimawandels zu engagieren. In einem gemeinsamen Brief an die Teilnehmer des G-8-Gipfels in Toyako (Japan) forderten die Bischöfe dazu auf, die in Gleneagles 2005 und Heiligendamm 2007 eingegangenen Verpflichtungen einzuhalten. Weitergehende Zusagen im Hinblick auf medizinische Versorgung, Bildung und humanitäre Hilfe seien erforderlich. - Die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen tagen ab Montag im nordjapanischen Toyako. (pm/apic)
Ozeanien
Australien/Deutschland
Australien ist eines der am wenigsten religiösen Länder der Welt. Das ergab eine am Freitag in Sydney veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach sind zwar zwei Drittel der Australier getaufte Christen. Im Bewusstsein und im Alltag spiele Religion aber nur für eine Minderheit eine Rolle. Nach der Umfrage halten sich lediglich ein Viertel der Australier für hochreligiös, 28 Prozent für nichtreligiös. Unter den 21 untersuchten Nationen rangiert Australien in punkto Religiosität auf Platz 17. Noch weniger Interesse zeigten nur noch die Menschen in Russland, Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Trotzdem werde der Papst „in Australien nicht in einer gottlosen Wüste landen”, sagte der Projektleiter der Umfrage, Martin Rieger. Wie in anderen Industrienationen gebe es auch in Australien eine Tendenz zur „Patchwork-Religion”, bei der aus verschiedenen Glaubensvorstellungen ein Glaube zusammengestellt werde. Gerade unter Jugendlichen gebe es eine „starke religiöse Vitalität”. Demnach glauben 72 Prozent der unter 30-Jährigen an Gott, eine göttliche Macht „und/oder ein Leben nach dem Tod”. „Das Christentum und der Katholizismus in Australien sind nicht gerade blühend, aber sie sind auch nicht in der Gefahr, ihre Wurzeln zu verlieren”, so Rieger. Die Tendenz gehe zu einer „freischwebenden Spiritualität” ohne klaren Bezugspunkt in den Kirchen oder Konfessionen. - Der Religionsmonitor ist ein neues, interdisziplinäres und interreligiöses Projekt der Bertelsmann Stiftung. Anhand von über 100 Befragungsitems wurden dazu in einem ersten Schritt im Sommer dieses Jahres über 21.000 Personen in 20 Ländern befragt. Untersucht wurden insgesamt sechs Kerndimensionen von Religion und Glauben wie religiöse Überzeugungen, Alltagserfahrungen, öffentliche und private Praxis oder die allgemeine Alltagsrelevanz von Religion. (dr/kna/zenit/pm)
Amerika
Guatemala
Die katholische Kirche in Guatemala hat die verschärften Asylregeln der EU-Länder kritisiert. Die Regierungen Mittelamerikas und die Einwanderungsbehörden sollten geeignete Maßnahmen für Migranten ergreifen und besonders sensibel auf deren prekäre Lage reagieren, heißt es in einer Erklärung der Bischofskonferenz. Gemeinsam solle man auf die Europäische Union einwirken, ihre „feindselige Haltung” gegenüber Migranten zu ändern. Viele Menschen seien gezwungen, ihre Heimatländer zu verlassen um zu überleben. Ausweisung und Rücktransport in die Herkunftsländer löse die Probleme nicht. Vielmehr handle es sich um „kontraproduktive und unmenschliche Aktionen”. (rv)