THEMEN DES TAGES:
Papst nach Sydney aufgebrochen
Papst Benedikt XVI. ist unterwegs zum Weltjugendtag in Sydney. Am Samstag um 10.30 Uhr hob die Alitalia-Maschine vom römischen Flughafen Fiumicino Richtung Australien ab. Die Ankunft des Papstes dort ist nach einer Reise von 21 Stunden für Sonntagnachmittag (Ortszeit) geplant. Danach erholt sich das 81-jährige Kirchenoberhaupt für einige Tage im Opus-Dei-Studienzentrum Kenthurst nördlich von Sydney. Offiziell wird der Weltjugendtag am Dienstag von Sydneys Kardinal George Pell mit einem Festgottesdienst eröffnet. Die Veranstalter erwarten rund 225.000 Pilger aus aller Welt in Sydney. Das Motto des katholischen Jugendtreffens ist der Apostelgeschichte entnommen: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen”.
Die erste Begegnung des Papstes mit den Teilnehmern ist für Donnerstag geplant. Mit einem Schiff fährt Benedikt XVI. in die Hafenbucht von Sydney ein und begibt sich anschließend im Papamobil auf einen Begrüßungs-Parcours durch die Innenstadt. In den folgenden Tagen stehen Treffen mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen sowie mit den Bischöfen des Landes auf dem Programm. Höhepunkt des WJT sind eine Nachtwache von Jugendlichen auf dem Gelände der Pferderennbahn von Randwick sowie eine Papstmesse am Sonntagmorgen. Dazu werden bis zu 400.000 Besucher erwartet.
Während seines Aufenthalts trifft Benedikt XVI. auch mit Generalgouverneur Michael Jeffrey und Premierminister Kevin Rudd zusammen. (rv/kna)
Papst wird um Verzeihung bitten
Auch in Australien will sich Papst Benedikt XVI. für Verfehlungen sexueller Art durch Priester entschuldigen. Das kündigte das Kirchenoberhaupt in einem Gespräch mit Journalisten im Flugzeug nach Sydney an. „Es ist entscheidend für die Kirche, zu versöhnen, vorzubeugen, zu helfen und die Schuld bei diesem Problem zu sehen”, sagte Benedikt. Priesteramt und Sexual-Missbrauch seien nicht miteinander vereinbar. Er wolle in Australien daher ähnliche Worte finden wie während seines Besuchs in den USA im April. Damals hatte sich der Papst offiziell für sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Würdenträger entschuldigt. „Es muss klar sein, dass das Priesteramt mit so etwas nicht in Einklang zu bringen ist”, sagte das Kirchenoberhaupt weiter.
Außerdem kündigte Benedikt in der Pressekonferenz über den Wolken an, vor den Jugendlichen über das Thema Umwelt sprechen zu wollen. Es sei zwar nicht seine Aufgabe, ins Detail zu gehen und Position zu umwelttechnischen Fachfragen zu beziehen; dies komme Wissenschaftlern und Politikern zu. Allerdings habe Umweltschutz als Schöpfungsverantwortung auch eine moralische Dimension, über die er sehr wohl sprechen werde, so Benedikt. Die Kirche müsse die Verantwortlichen wie auch die Forschung dazu drängen, die ökologischen Herausforderungen ernsthaft und effizient anzugehen. Dazu gehöre auch die Suche nach einem „ethisch angemessenen Lebensstil”, sagte der Papst.
Eine der Journalistenfragen an den Papst betraf auch die Lambeth-Konferenz der Anglikanischen Weltgemeinschaft, die am kommenden Mittwoch in Canterbury beginnt. Benedikt sagte, er werde für die Teilnehmer beten, damit sie das große Thema der Treue zum Evangelium in der Welt von heute auf bestmögliche Weise angehen können. (rv)
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Vatikan: Medienarbeit, volle Kraft voraus
Die Homepage des Vatikans könnte aktueller sein, die Vatikan-Zeitung „L’Osservatore Romano” ihre interessanten Artikel in mehreren Sprachen online anbieten, und die Medienkonferenzen im vatikanischen Pressesaal etwas mehr Pep haben. Das alles ist Zukunftsmusik, doch auch im kleinsten Staat der Welt, zugleich Verwaltungssitz der großen Weltkirche, bewegt sich etwas. Die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatikan hat am Freitag gemeinsam mit der Benedictus-Stiftung einen Kongress über das Image der Katholischen Kirche abgehalten. Organisiert hat ihn P. Eberhard von Gemmingen, den wir in unserem Interview nach den Zielen fragten, die ihm mit diesem Treffen von Journalisten und Unternehmensberatern vorschwebten. (rv)
Hier können Sie das Interview mit Pater von Gemmingen hören
Deutschland: Eheschließungen
In Deutschland fällt ab nächstem Jahr das Verbot einer „kirchlichen Hochzeit ohne Standesamt”. Was bedeutet das für die kirchliche Eheschließung? Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht keine substantiellen Änderungen, aber die Chance auf eine Diskussion über die mögliche Anerkennung der kirchlichen Trauung auch von Staats wegen.
„Der Vorteil der Sache ist, dass darüber verhandelt werden soll und meines Erachtens auch muss, damit die Kirche endlich erreicht, was sie schon seit 1875 will: nämlich dass die kirchliche Trauung, die ja in unserem Sinn sowieso die alleinige Eheschließung ist, auch zivilrechtlich anerkannt wird.”
Heute hat die kirchliche Trauung in Deutschland keine zivilen Folgen, etwa für die Namensgebung, Fürsorgepflicht oder Erbschaftsansprüche. In anderen europäischen Ländern, etwa Italien, ist das anders. Hier hat die kirchliche Trauung auch für den Staat Geltung. Kirchenrechtler Schick plädiert für einen unbürokratischen Weg.
„Dass einfach durch eine Vereinbarung zwischen Staat und Kirche festgelegt wird, dass die kirchliche Trauung die zivilen Effekte hat. D.h. es wird dann mitgeteilt, die beiden sind ein Ehepaar, tragen diesen Namen etc.”
Unter deutschen Politikern wuchs im Lauf der Woche der Widerstand gegen nur kirchlich geschlossene Ehen. Frauenrechtlerinnen warnten vor einem Anstieg der Zahl von muslimischen Vielehen. Erzbischof Schick hält das zwar für möglich, sieht aber die Gefahr auch aus gesetzlichen Gründen gering. Denn der Islam sei - anders als die katholische und evangelische Kirche - keine Körperschaft öffentlichen Rechts, die Eheschließung könne damit ohnehin keine Rechtsfolgen haben. (rv)
Hier können Sie den gesamten Beitrag von Birgit Pottler nachlesen und -hören
AUS UNSEREM ABENDPROGRAMM:
Pilgern mit Musik
Neues Geistliches Lied aus Deutschland im Lateran: Der bekannte Komponist Gregor Linßen und an die 80 Menschen machten sich auf Musikwallfahrt nach Rom. Birgit Pottler hat sie begleitet. (rv)
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„Wer Ohren hat, der höre!“ - Betrachtung zum Evangelium vom 15. Sonntag im Jahreskreis A
Andrea Kober-Weikmann ist Referentin für Frauenseelsorge und Bereichsleiterein in der Hauptabteilung Seelsorge im Bistum Würzburg. Von ihr stammt die Betrachtung zum Evangelium von diesem Sonntag: Matthäus 13, 1-23 „Wer Ohren hat, der höre!“
Manche Menschen wachen dank ihrer inneren Uhr rechtzeitig von selbst auf, während andere ohne ihren Wecker völlig verlorenen wären. Auch das heutige Evangelium erfüllt eine Art Weckfunktion. Ob wir sie brauchen und wie nötig wir sie im einzelnen haben, das wird sich zeigen.
„Wer Ohren hat, der höre!” Diese Aufforderung im heutigen Evangelium ist uns wahrscheinlich allen bestens bekannt. Manchmal verwenden wir sie sogar selbst, wenn wir wollen, dass man uns auch wirklich aufmerksam zuhört. Was dabei womöglich wie eine Einschränkung klingen könnte, soll genau das Gegenteil deutlich machen und mit allergrößtem Nachdruck signalisieren, dass es weder Ausnahmen noch Entschuldigungen geben kann. Dass jemand physisch gar nicht in der Lage sein könnte, überhaupt zu hören, wird hier ausgeschlossen!...
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Auftrag zur Mission bleibt eine Priorität für jeden Getauften. Daran hat Papst Benedikt XVI. in seiner Botschaft zum Weltmissionstag erinnert, die der Vatikan am Samstag veröffentlichte. Die Menschheit sei auch heute darauf angewiesen, befreit und erlöst zu werden. Gewalt und Armut unterdrückten Millionen von Menschen. Diskriminierungen und Verfolgungen aus rassistischen, kulturellen und religiösen Gründen zwängen viele Menschen zur Flucht in andere Länder. Auch diagnostizierte der Papst eine „konstante Bedrohung” durch ein gestörtes Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt. Die schonungslose Nutzung der Ressourcen habe Auswirkungen auf die physische und mentale Gesundheit des Menschen. Die Antwort auf die Frage, wie unter diesen Umständen die Zukunft aussehe, gebe den Gläubigen das Evangelium, unterstrich der Papst. „Gott, der Liebe ist”, führe die Kirche an die Grenzen der Menschheit. Nur aus dieser Quelle komme die Aufmerksamkeit, die Zärtlichkeit, das Mitleid, die Aufnahmebereitschaft, das Interesse für die Probleme der Menschen und die anderen nötigen Tugenden, die die Botschafter des Evangeliums brauchen, „um alles zurück zu lassen und sich ganz und bedingungslos dem Auftrag zu widmen, in der Welt den Duft der Liebe Christi zu versprühen”. Der Papst erinnerte daran, dass auch in Zeiten des Mangels an Berufungen das Mandat zur Mission vorrangig bleiben müsse. - Der Weltmissionstag 2008 wird weltweit am kommenden 19. Oktober begangen. Der steht unter dem Motto „Diener und Apostel Jesu Christi“. (rv)
Der Apostolische Vikar in Arabien, Bischof Paul Hinder, wird Mitglied im Päpstlichen Rat für die Seelsorge an Migranten und Menschen unterwegs. Der Vatikan gab die Ernennung an diesem Samstag bekannt. Hinder, Kapuziner-Bischof aus dem Bistum Basel, leitet seit 2005 die katholische Kirche auf der Arabischen Halbinsel. Mit Sitz in Abu Dhabi ist er für die Seelsorge unter den rund 1,3 Millionen Katholiken der Region zuständig. Neben dem Schweizer berief Papst Benedikt vier weitere neue Mitglieder in den Migrantenrat, darunter den sudanesischen Kardinal Gabriel Zubeir Wako sowie den Erzbischof von Paris, Kardinal André Vingt-Trois. (rv)
Europa
Rumänien
Der Heilige Synod der rumänisch-orthodoxen Kirche hat einem Bischof „vergeben”, der die Kommunion in einer katholisch-unierten Messe empfangen hatte. Die Eucharistie sei kein Mittel auf dem Weg zur Einheit der Kirche, sondern ihr tiefster Ausdruck, so das Kirchenoberhaupt Patriarch Daniel in einer Rede vor dem Synod. Der Metropolit von Banat, Nicolae Corneanu, hatte am 25. Mai bei einer katholisch-unierten Messe in Temeswar die Kommunion empfangen. Auch gegenüber dem Bischof von Oradea, Virgil Bercea, ließen dessen Mitbrüder Gnade vor Recht ergehen. Er hatte an einer „Segnung des Heiligen Wassers” zu Beginn der Epiphanie-Oktav teilgenommen. Normalerweise bestraft der Synod Interkommunion und gemeinsame sakramentale Feiern mit Nichtorthodoxen mit der Exkommunikation. (cna)
Asien
Japan
Caritas International bedauert die „Passivität” des jüngsten G 8-Gipfels, der in Toyako auf der japanischen Insel Hokkaido getagt hatte. Der Gipfel sei zu Ende gegangen, ohne bei der Hilfe für Afrika, bei den UN-Millenniumszielen oder beim Thema Klimawandel einen Schritt weitergekommen zu sein, so das katholische Hilfswerk. Trotz des Drucks der nach Toyako eingeladenen afrikanischen Vertreter hätten die Repräsentanten der G 8 keinerlei Verständnis dafür gezeigt, dass viele Länder des Südens ohne Hilfe von außen mit den Folgen der dramatisch gestiegenen Treibstoffpreise und der Nahrungsmittelkrise nicht fertig werden könnten. Nur ein Fünftel der versprochenen 50 Dollarmilliarden für die Entwicklungszusammenarbeit sei bisher tatsächlich geflossen, erinnerte Joseph Donnelly, Leiter der Caritasvertretung bei der UNO, vor Journalisten. Solange den Versprechungen nicht Taten folgen, werde es „weder mehr Nahrung noch mehr Trinkwasser oder Bildung oder Gesundheit” für die ärmsten Nationen geben. Es wäre ein Skandal, wenn die UN-Millenniumsziele nicht verwirklicht werden könnten, weil die reichen Länder nicht zahlen wollen, betonte Donnelly. Ebenso sei der Plan zur Reduktion der Treibhausgase (um 50 Prozent bis 2050) enttäuschend und ungenügend, weil doch die G 8-Staaten allein für 65 Prozent dieser schädlichen Emissionen verantwortlich seien. (kap)
Ozeanien
Australien
Keiner der irakischen Jugendlichen, die zum Weltjugendtag reisen wollten, hat ein Visum erhalten. Darauf hat der chaldäische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, in einem Interview mit der Agentur Asianews hingewiesen. Die Enttäuschung unter den Jugendlichen sei groß, so der Bischof. Man habe aber für den 17. und 18. Juli ein Jugendtreffen im Norden des Landes organisiert, an dem 5000 Jugendliche teilnehmen wollten. Außerdem haben irakische Jugendliche eine Botschaft an den Papst und die WJT-Pilger verfasst, in der sie ihre „spirituelle Nähe” mit Teilnehmern des Jugendtreffens in Sydney ausdrücken. (asianews)
Amerika
Kolumbien
Mit einem deutlichen Aufruf zum Dialog an die FARC-Guerilla hat sich der neue Vorsitzende der Kolumbianischen Bischofskonferenz erstmals nach seiner Wahl öffentlich geäußert. Die linksgerichteten Rebellen müssten erkennen, „dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, alle Geiseln freizulassen und an den Verhandlungstisch zu kommen”, sagte Erzbischof Ruben Salazar dem Nachrichtenmagazin „Cambio”. Die Welt habe sich verändert, während die FARC weiter in der Vergangenheit lebe. Sie habe keinen Kontakt mehr zur Realität. Gewalt könne in keinem Fall eine Gesellschaft tiefgreifend verändern, so Salazar. Der Episkopatsvorsitzende lobte den Vermittlungsversuch der Kirche zwischen Staatspräsident Alvaro Uribe und dem Obersten Richter Francisco Ricaurte. Dies sei „ein wunderbares Beispiel dafür, dass die Kirche Licht und Salz sein kann”. Zu Wochenbeginn hatte Kardinal Pedro Rubiano Saenz die beiden Seiten zu einem Meinungsaustausch in den Bischofspalast von Bogota eingeladen, um in der aktuellen Verfassungskrise zu vermitteln. (kna)
Vereinte Nationen/Simbabwe
Die geplanten Sanktionen gegen Simbabwe sind im UN-Sicherheitsrat gescheitert. Die ständigen Mitglieder Russland und China legten ihr Veto ein. Die Lage in dem südafrikanischen Land stelle „keine Bedrohung des internationalen Friedens dar”, weshalb Sanktionen vom Mandat der UNO nicht gedeckt seien, begründete Russland sein Nein. Westliche Staaten zeigten sich enttäuscht über die Absage. – Unterdessen könnte einer der prominentesten Gegner des Diktators Robert Mugabe wieder auf den Plan treten. Der frühere katholische Erzbischof von Bulawayo, Pius Ncube, erwägt Informationen einer unabhängigen Presseagentur zufolge eine baldige Rückkehr nach Simbabwe. „Ein Hirte muss nahe seiner Herde sein, auch wenn es ihn das Leben kosten sollte”, zitierte ihn der Bericht. Ncube hält sich in Großbritannien auf. Er musste wegen einer Affäre zu einer Frau als Erzbischof zurücktreten. Davor hatten die Bischöfe Simbabwes unter seiner Leitung einen Hirtenbrief verfasst, die in klaren Worten die politischen Missstände in Simbabwe aufzeigten. Daraufhin hatten von Mugabe gesteuerte Medien die Affäre des prominenten Regimekritikers aufgedeckt. (asca)