Meldungen vom 8.6.2008
- Papst: Barmherzigkeit statt Egoismus -
- Ruini: „Katholische Schule hilft weiter“ -
- Vatikan: Eingreiftruppe gegen Terroristen -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Mario Galgano
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Angelus: „Sünde macht krank“
Jesus ist gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. Das betonte Papst Benedikt XVI. beim Angelus-Gebet an diesem Sonntag. Trotz des schlechten Wetters versammelten sich Tausende Pilger auf dem Petersplatz, um mit Papst Benedikt XVI. zu beten. Nach dem Mittagsgebet erläuterte Benedikt die Bedeutung der Barmherzigkeit. Es sei heute wie zu Jesu Zeiten: Gott lädt die Sünder ein und ruft sie an seinen Tisch. Auch die frommen und feinen Leute gehören dazu, auch sie müssen sagen: Herr, ich bin nicht würdig.
„Die Trennung von Gott, die Sünde, macht den Menschen krank. Er leidet an seiner Ichbezogenheit, die ihm keinen Raum zum wahren Leben lässt. Christus ist der Arzt, der uns Heilung bringt und uns gesund macht. Er will unser Leben auf Gott und auf die anderen hin öffnen. Nehmen wir seine heilende Liebe in uns auf und schenken wir sie den Menschen um uns weiter. Dann leben wir wirklich. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche.“ (rv)
Hören Sie hier den Angelus-Beitrag mit dem Segen des Papstes
Vatikan: Kirche soll Familien helfen
Die katholische Kirche soll den Familien bei der Erziehung der Kinder beistehen. Das fordert der Kardinalvikar der Diözese Rom, Camillo Ruini, im Gespräch mit Radio Vatikan. Deshalb organisiert die Diözese Rom vom 9. bis 12. Juni einen Kongress zum Thema „Erziehung und Bildung“. An der Eröffnung der Tagung am Montag wird Papst Benedikt XVI. teilnehmen, bestätigte Kardinal Ruini. Benedikt hatte im vergangenen Januar in einem Brief den hohen Stellenwert von Erziehung bekräftigt und dazu aufgerufen, diesem Thema mehr Beachtung zu schenken. In seinem Schreiben an die Diözese und die Stadt Rom widmete sich der Papst der dringlichen Aufgabe der Erziehung.
Kardinal Ruini: „Die katholische Kirche tut bereits einiges für die Erziehung der Kinder. Dazu hat die Kirche ihre eigenen Schulen. Die katholischen Schulen stellen die Ausbildung in den Mittelpunkt ihres Handelns. Doch die Kirche ist auch im Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen präsent. Es gibt dann noch weitere Orte der Erziehung, an denen die Kirche anwesend ist.“
Um den Überlegungen des Papstes zu diesem Thema konkrete Gestalt zu geben, erwähnt Kardinal Ruini einige Erfordernisse für „wahre Erziehung“, die nicht nur für die Diözese Rom gelten.
„Die Kirche hat die Grundaufgabe, den Glauben zu lehren und damit aus den Menschen Christen zu machen. Die katholischen Bildungseinrichtungen haben auch den Vorteil, dass sie genügend Aufmerksamkeit auf die Entwicklung eines jeden Einzelnen richten können. Dabei stützen sie sich auf jene Werte, auf die eine menschenwürdige und gerechte Gesellschaft zurückgreifen kann. Gleichzeitig bilden sie die Schüler zu Menschen aus, die charakterfest und frei sind und die Herausforderungen des Lebens angehen können.“ (rv)
Hören Sie hier den Beitrag
Schweiz/Österreich: „Euro 08“ ist kein Stellvertreterkrieg
Die Kirchen in Kärnten haben zu einem friedlichen Verlauf der Fußball-Europameisterschaft aufgerufen. Fußball sei „kein Stellvertreterkrieg“, sagte der evangelische Superintendent Manfred Sauer bei einem ökumenischen Gottesdienst für Gastgeber und Einsatzkräfte am Wochenende in Klagenfurt. Der katholische Gurker Diözesanbischof Alois Schwarz ermunterte zu einer Gastfreundschaft, die für andere zum Segen werden solle. Die „Euro 08“ solle Charme und Freude ausstrahlen. Sauer meinte, das Turnier biete Gelegenheit, aufeinander zuzugehen und zu zeigen, „dass Fußball Völker und Nationen verbindet und einen wichtigen Beitrag zur oft beschworenen europäischen Integration leisten kann“.
Im Eröffnungsmatch verloren die Mitgastgeber Schweiz 0:1 gegen die tschechische Nationalmannschaft. An diesem Sonntag wird nun Österreichs Elf gegen Kroatien spielen. Dazu stellt sich auch die Frage, wer am Schluss siegreich vom Turnier nach Hause gehen wird. Der österreichische Sportbischof Franz Lackner und der „Europfarrer“ Christoph Pelczar haben hierzu klare Vorstellungen. (kap/kna/kirche08)
Hören Sie hier den Beitrag von www.kirche08.at
Peru: Befreiungstheologe Gutierrez wird 80
Gustavo Gutierrez, einer der „Väter“ der Befreiungstheologie, ist an diesem Sonntag 80 Jahre alt geworden. Bisher haben rund zwei Dutzend Universitäten den peruanischen Theologen mit Ehrendoktoraten ausgezeichnet. 1999 trat Gutierrez dem Dominikanerorden bei. Er ist Gastprofessor an der Notre-Dame-Universität im US-Bundesstaat Indiana. Mit der Befreiungstheologie reagierten lateinamerikanische Theologen vor allem seit den sechziger Jahren auf die wachsenden sozialen Missstände – und auf eine US-Politik, die auf die Unterstützung von evangelikalen Gruppierungen in einem „katholischen Kerngebiet“ wie Lateinamerika setzte. Das 1971 erschienene und in viele Sprachen übersetzte Buch von Gustavo Gutierrez „Theologie der Befreiung“ gab der Bewegung ihren Namen. Er selbst räumte durchaus „Übertreibungen, sogar einige Irrtümer“ der Theologie der Befreiung ein und distanzierte sich in den vergangenen 25 Jahren wiederholt vom Marxismus. In Lima-Rimac gründete er 1975 das Studienzentrum „Instituto Bartolome de Las Casas“, das er nach wie vor leitet. (kap/rv)
Klaus Töpfer: „Mit Hunger gibt es keinen Frieden“
Das Ergebnis des UNO-Ernährungsgipfels in Rom ist nach Einschätzung der Vatikan-Zeitung „L`Osservatore Romano“ mäßig ausgefallen. Die Abschlusserklärung sei zu vage und mache „noch niemanden satt“.
Der ehemalige Direktor des UNO-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, stand uns zu den Ergebnissen des Welternährungsgipfels in Rom Rede und Antwort. Wir fragten den deutschen Politiker zunächst, wie er die Beschlüsse der Konferenz einschätzt.
„Vor dem Hintergrund der riesigen Herausforderung, die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sicher zu stellen, ist das Ergebnis sicherlich nicht berauschend. Man konnte Besseres erwarten. Aber es sind Schritte gemacht worden, die notwendig waren. Es wird endlich mehr Geld investiert, um überall eine wirklich leistungsfähige Landwirtschaft aufzubauen. Es ist klar geworden, dass die hoch entwickelten Länder nicht fortfahren können, ihre Landwirtschaft so zu subventionieren und abzuschließen, dass die Märkte für die Entwicklungsländer wegfallen. Es kann nicht mehr sein, dass hoch subventionierte Überschussprodukte den Aufbau einer wirklich langfristigen Landwirtschaft in diesen Ländern verhindern. Alles dies ist nicht nur angesprochen, sondern auch mit Lösungsansätzen bedacht worden. Es war aber auch dringend Zeit.“ (rv)
Hören Sie hier das gesamte „Interview der Woche“ mit Klaus Töpfer
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt XVI. hat der Opfer des Grubenunglücks in Polen gedacht. Im polnischen Borynia tötete eine Explosion am Mittwoch vier Bergleute. 20 Menschen wurden verletzt. Nach seinem Mittags-Gebet auf dem Petersplatz betete Benedikt XVI. um Gottes ewige Ruhe für die Toten. Er sprach den Angehörigen des Unglücks seinen Trost aus. Den Verletzten wünschte er eine baldige Genesung. Auf Polnisch sagte Benedikt: „Möge der barmherzige Gott uns vor einem plötzlichen Tod bewahren.“ (rv)
Die Vatikanische Gendarmerie wird nächstens eine „Schnelle Eingreiftruppe“ aufstellen. Auch erhalten die Vatikan-Polizisten demnächst eine neue Uniform. Das gab der vatikanische Polizeidienst nun im „Osservatore Romano“ vom Sonntag bekannt. Die neuen Einsatztruppen sollen die Sicherheitsmaßnahmen gegen terroristische Anschläge im kleinsten Staat der Welt verstärken. Die Polizeitruppe habe hierzu zwei Sondereinheiten eingerichtet. Neben der „Schnellen Eingreifgruppe“ soll zusätzlich eine „Anti-Sabotage-Abteilung“ eingerichtet werden. Das erklärte der Kommandant des Wach-Corps, Domenico Giani, in dem Interview der Vatikan-Zeitung. Die Gendarmerie besteht heute aus rund 150 Italienern. Zurzeit gebe es aber keine akute Gefahr, hieß es im Vatikan. Beide Abteilungen verfügten über die notwendige technische Ausstattung, ihre Mitglieder seien speziell ausgebildet und könnten in einem Ernstfall sofort eingreifen, so Giani. Zudem verfügten sie über die Einbindung in Informationssysteme und -kanäle auch von Interpol, um Gefahrenmomente analysieren zu können. Die Abteilungen seien im Zuge der wachsenden weltweiten terroristischen Bedrohungen eingerichtet worden. (or)
Europa
Deutschland
Mit einem Gottesdienst und Festakt hat die katholische Kirche am Wochenende an die Weihe der weltweit ersten Ständigen Diakone der Neuzeit vor 40 Jahren im Kölner Dom erinnert. Kardinal Joachim Meisner feierte einen Jubiläumsgottesdienst, zu dem zahlreiche Diakone mit ihren Familien erschienen. Darunter war auch der 75-jährige Kölner Diakon Günter Orbach, einer der weltweit ersten fünf Diakone. Die Männer waren im April 1968 im Beisein von Kardinal Josef Frings im Dom geweiht worden. Der Bischöfliche Diakonatsbeauftragte des Erzbistums Freiburg, Pfarrer Klemens Armbruster, betonte anschließend im Festvortrag, wie stark die heute bundesweit 2.900 Diakone die Glaubensbildung erwachsener Katholiken in den Pfarrgemeinden prägten. Diakone sind in der katholischen Kirche männliche Seelsorger, die wie Priester taufen, trauen, beerdigen und predigen. Sie dürfen aber nicht die Messe zelebrieren, Krankensalbung spenden und Beichte hören. Ständige Diakone dürfen verheiratet sein und üben teilweise parallel einen Zivilberuf aus. (kna)
Zu einer Re-Evangelisierung hat der Kölner Kardinal Joachim Meisner aufgerufen. Der Rest christlich-abendländischer Kultur scheine aufgebraucht zu sein, beklagte der Erzbischof am Sonntag in Fulda. Er äußerte sich in einem Gottesdienst im Rahmen des diesjährigen Bonifatiusfestes des Bistums Fulda. Zu dem Gottesdienst auf dem Fuldaer Domplatz hatten sich rund 11.000 Menschen versammelt. Meisner forderte sie dazu auf, „Gottes Welt“ in ihrem Lebenszeugnis für andere berührbar und greifbar werden zu lassen, den Mut zum Anderssein aufzubringen und sich auf der Erde am Himmel zu orientieren. Der Kardinal wies besonders den Familien eine missionarische Aufgabe zu. Er mahnte: „Seien wir wachsam gegen schöpfungswidrige Familienmodelle, die man uns aufdrängen möchte. Sie zersetzen die Familie als Hauskirche und beschädigen unsere Gesellschaft.“ (kna)
Das Personalkarussell an der Spitze der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt dreht sich weiter. Nach der im Mai geplatzten Präsidentenwahl und dem Rücktritt des Senatsvorsitzenden Professor Maximilian Fuchs vor wenigen Tagen bat auch Professor Stefan Schieren den kirchlichen Träger um Entbindung von der kommissarischen Leitung der Hochschule zum 30. Juni. Grund seien „unterschiedliche Auffassungen über die konkrete Gestaltung der Übergangszeit bis zur Wahl eines neuen Präsidenten“, teilten Universität und Bistum Eichstätt am Samstag mit. – Die Verfassung der einzigen katholischen Universität im deutschen Sprachraum setzt eine kirchliche Bestätigung des gewählten Präsidenten voraus. Am 7. Mai hatte Bischof Gregor Maria Hanke den im Januar zum Präsidenten gewählten Religionspädagogen und Manager Ulrich Hemel wegen mangelnden Vertrauens abgewiesen. (kna)
Mit einem Gottesdienst und einem Festakt haben am Samstag in Essen die zweitägigen Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Bistums Essen begonnen. Dabei ermutigten Vertreter aus Kirche und Politik die Katholiken zum Wandel ihrer Kirche. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, rief in seiner Predigt im bis auf den letzten Platz gefüllten Essener Dom zur aktiven Gestaltung des Umbruchs auf. „Wer ängstlich an allem festhalten will, verspielt die Zukunft.“ Der Essener Bischof Felix Genn erinnerte während des anschließenden Festaktes an das Anliegen von Papst Pius XII. vor 50 Jahren, „zur Wohlfahrt der Menschen ein neues Bistum“ an Ruhr, Emscher und Lenne zu errichten. Dieser Aufgabe wolle die Kirche im Ruhrgebiet auch in Zukunft nachkommen.
Die Kirche in Deutschland stehe vor großen Herausforderungen, so Zollitsch im Dom. Als Beispiele nannte er rückläufige Kirchenmitgliederzahlen, demografischen Wandel, religiöse Gleichgültigkeit und einen neuen kämpferischen Atheismus. „Wir müssen zusehen, wie Werte, die unsere Gesellschaft bisher trugen, in Gefahr sind zu zerbrechen und zu verschwinden.“ Das Bistum Essen sei durch Zechensterben, Stahlkrise und Abwanderung besonders vom Umbruch betroffen. „Dieser Wandel wird weitergehen, darauf müssen wir uns nüchtern und sachlich einstellen.“ (kna)
Österreich
Rund 900.000 Menschen haben im Jahr 2007 die Angebote von Einrichtungen der katholischen Erwachsenenbildung in Österreich genutzt. Das geht aus dem soeben erschienen Jahresbericht des Forums Katholischer Erwachsenenbildung hervor. Im Vergleich zum Jahr 2006 konnten die 64 Mitgliedseinrichtungen des Forums im Vorjahr um vier Prozent mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei ihren Veranstaltungen begrüßen. 60 Prozent davon sind Frauen. Eine Steigerung um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr gab es 2007 zudem bei der Anzahl der Bildungsangebote: Insgesamt haben österreichweit fast 30.000 Bildungsveranstaltungen stattgefunden. Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich behauptet damit seine Stellung als größte Erwachsenenbildungs-Einrichtung in Österreich. (kap)
Schweiz
Die Volksinitiative, die ein Bauverbot für Minarette fordert, kommt zustande. Seit zwei Tagen liegen dem Initiativkomitee die nötigen 100.000 Unterschriften vor, wie Ulrich Schlüer, der Co-Präsident des Initiativkomitees, auf Anfrage der „NZZ am Sonntag“ erklärte. „Die Gemeinden haben uns bisher 103.000 beglaubigte Unterschriften zurückgeschickt.“ Dies habe das Initiativkomitee bei einer Unterschriftenzählung am Freitag festgestellt. Weitere 2.500 bis 3.000 Unterschriften lägen noch zur Beglaubigung bei den Gemeinden. Die Initianten haben gut 13 Monate gebraucht, um die Unterschriften zu sammeln.
Die Minarett-Initiative will die Bundesverfassung mit dem Satz „Der Bau von Minaretten ist verboten“ ergänzen. Das Minarett habe als Bauwerk „keinen religiösen Charakter“, begründen die Initianten ihre Forderung. Vielmehr symbolisiere es den „religiös-politischen Machtanspruch“ des Islam. Nach der Einreichung der Initiative muss innert rund dreieinhalb Jahren eine Volksabstimmung stattfinden. Es ist zu erwarten, dass der Abstimmungskampf auch im Ausland für großes Aufsehen sorgen wird. (nzz)
Niederlande
Polizisten in Amsterdam bekommen den halben Einkaufspreis zurückerstattet, wenn sie einen Koran kaufen, um ihr Wissen über den Islam zu vertiefen. Eine neue Übersetzung ins Niederländische sei gerade erschienen. Auch wurde den Ordenshütern empfohlen, die Biographie des Propheten Mohammed zu lesen, wie die Nachrichtenagentur „Apic“ schreibt. Die Integration von Minoritäten sei in den Niederlanden ein dringendes Programm, speziell seitdem der Filmmacher Theo van Gogh 2004 von einem radikalen Muslim ermordet wurde. – Übersetzungen des Korans und eine Mohammed-Biographie durch den Iraner Kader Abdolah, genannt „Die Botschaft“, wurden letzten Monat veröffentlicht und sorgten für weites Interesse in den Niederlanden. (apic)
Italien
Mit einer Messe im tridentinischen Ritus hat die erste eigene Pfarrei für traditionalistische Katholiken im Bistum Rom ihren regulären Seelsorgedienst aufgenommen. Zu der Feier in der Barockkirche „Trinitá dei Pellegrini“ im historischen Zentrum versammelten sich am Sonntag knapp 300 Gläubige. Der Leiter der neuen Personalpfarrei, der australische Priester Joseph Kramer, nannte die Pfarrei „Modell und Bezugspunkt für den ganzen Klerus“. Mit der eigenen Gemeinde könnten sich die mit der alten Form des römischen Ritus verbundenen Gläubigen in das Bistum integriert fühlen und nähmen im vollen Sinn am Leben der Diözese teil. Als Pfarrei in Rom habe die neue Gemeinde auch Vorbildcharakter für die ganze christliche Welt, so Kramer. Bislang gibt es weltweit nur wenige tridentinische Personalpfarreien. Sie haben die gleichen Rechte und Pflichten wie andere katholische Kirchengemeinden. In der Pfarrei sollen künftig regelmäßig Messen nach der so genannten außerordentlichen Form des römischen Ritus gefeiert werden. Das Angebot richtet sich an alle Katholiken im Bistum Rom, die sich der alten Liturgie verbunden fühlen, sowie an Pilger und Touristen. Papst Benedikt XVI. hatte die bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gültige Messfeier im vorigen Jahr wieder auf breiterer Basis zugelassen. (kna)
Afrika
Senegal/Nahost
In der senegalesischen Hauptstadt Dakar haben sich Vertreter der verfeindeten Palästinensergruppen Hamas und Fatah zu Versöhnungsgesprächen getroffen. Ziel sei es gewesen, Meinungsverschiedenheiten auszuräumen und „die palästinensische Familie“ zu versöhnen, hieß es in einer Erklärung. Der Dialog sei „brüderlich und direkt“ gewesen. Es sei gelungen, ein „Klima des Vertrauens und des gegenseitigen Respekts“ herzustellen. Das Treffen der palästinensischen Gesandten kam den Angaben zufolge unter Vermittlung des senegalesischen Staatschefs Abdoulaye Wade zustande, der derzeit den Vorsitz der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) inne hat. (reuters/afp/ap)
Asien
Indien
Die katholische Kirche im südindischer Bundesstaat Karnataka ist bereit, mit der neuen Regierung zusammenzuarbeiten. Das sagte der Erzbischof von Bangalore und Präsident des Bischofsrates von Karnataka, Bernard Moras. Ziel der Kirche sei es dabei, die Minderheiten im mehrheitlich hinduistischen Bundesstaat zu schützen. Der Bundesstaat gilt als Hochburg militanter Hindus. Doch bisher kam es zu keinen Gewalttaten gegen Andersgläubige. – Hindus stellen mit 84 Prozent die deutliche Bevölkerungsmehrheit. In der Region leben rund zwei Prozent Christen und über 12 Prozent Muslime. Während die muslimische Bevölkerung vorwiegend im Norden des Staates lebt, befinden sich fast sämtliche Christen in der Küstenregion. (apic)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung
sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress,
Ansa, Efe,
Afp, Kipa,
Reuters, Ap,
ADN-Kronos, Upi,
Cns, Uca,
Misna, Osservatore
Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie
vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen
Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen
aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter,
sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten-
oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer
Internetseite hören.
Buchbesprechung:
Titel: Wörter machen Leute
Autor: Peter Burke
Preis: ca. 25 Euro
Rezensentin: Sr. Hilliganda Rensing
Wörter machen Leute, ein launiger Titel, der den Leser neugierig macht.
Autor ist Peter Burke, sein Thema für unsere Buchbesprechung ein nicht gerade gewöhnliches, nämlich das Thema Sprache: Wie haben sich die verschiedenen europäischen Sprachen in ihrem kulturellen Umfeld zu Nationalsprachen entwickelt? Der Autor betrachtet die Zeit zwischen der Erfindung der Buchdruckerkunst – ca.1400 – und dem Erwachen des Nationalbewusstseins zur Zeit der Französischen Revolution, als auch die Idee von regelrechter Sprachplanung entstand. Peter Burke weist ein wachsendes Nationalbewusstsein schon in der frühen Neuzeit nach, als Latein als Standardsprache bei Gericht und in der Liturgie von Reformern als Benachteiligung der niederen Stände verstanden wurde. Das Interesse für die Volkssprachen wächst also zunehmend.
Welche Aspekte der Autor zum kulturgeschichtlichen Hintergrund bei der Entwicklung der europäischenSprachen im einzelnen erläutert, kann hier nur bruchstückhaft angesprochen werden. Das Themenfeld ist riesig. Hier ein paar anregende Fragen:
Stimmt der Topos „Die Sprache folgt der Fahne“, d.h. es entscheidet die politische Macht? Muss Sprachwandel als Verfall gedeutet werden, beispielsweise die Anglizismen im Italienischen und Deutschen?
Wie und unter welchen Bedingungen werden bestimmte Regionalsprachen standardisiert und dann mit einer geschriebenen Grammatik kodifiziert?
Verrät eine Sprache etwas über das Wesen ihres Sprechers, etwa im Sinne eines Nationalcharakters? Zu dieser Frage ein pittoreskes, erfundenes Beispiel, das jedoch sehr gut die Ansichten spiegelt, die man damals von bestimmten Nationalsprachen hatte. Es handelt sich um eine Anekdote. In der frühesten bekannten Version heißt es: Der Kaiser spreche Spanisch mit seinem Gott, Italienisch mit seinen Höflingen, Französisch mit den Damen und Deutsch mit seinem Pferd.
Noch etwas: Das Buch zeigt in einer Zeittafel -1450-1794-, wann das erste Buch in der jeweiligen europäischen Sprache gedruckt worden ist, seit wann Portugiesisch dieoffizielle Sprache von Brasilien (1757) ist, Russisch die Unterrichtssprache der Moskauer Universität ( 1767), Turin den ersten Rhetoriklehrstuhl (1734) für Italienisch einrichten konnte und schließlich Deutsch Staatssprache im Habsburger Reich wurde, nämlich erst 1784.
Das Buch ist eine wichtige und sehr gut geschriebene Studie zum Thema Gesellschaft und Sprachen imEuropa der frühen Neuzeit.

|