Meldungen vom 10.6.2008
- Papst: Mehr Hoffnung für Europa -
- D: Bischöfe treffen SPD -
- Italien: Traditionalistische Priester entlassen -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Mario Galgano
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Papst: „Europa fühlt sich sozial verunsichert”
In Europa herrscht immer mehr ein Gefühl sozialer Unsicherheit. Darauf hat Papst Benedikt XVI. am Montagabend bei der Eröffnung des Pastoralkongresses für die Diözese Rom hingewiesen. Deshalb müssten die Europäer sich „jeden Tag aufs Neue” der Hoffnung zuwenden.
„Man hat den Eindruck, dass für Italien und Europa die besten Jahre vorbei sind. Andererseits sind die Erwartungen an technologische und wissenschaftliche Erneuerungen so groß, dass man glaubt, diese könnten alle Probleme lösen. Sicherlich kann man den großen Wert der Wissenschaft und der Technologien nicht bestreiten, doch man muss auch sehen, dass die Neuerungen Gefahren mit sich bringen. Denn es sind nicht die Wissenschaften, die uns lehren, was gut und böse ist.”
Der Papst sprach auch die Einwanderungspolitik an - nicht nur in Italien gegenwärtig ein heißes Thema. Migranten dürften, so Benedikt, nicht ausgeschlossen werden, sie müssten sich aber an die Gesetze halten.
Der Pastoralkongress des Bistums Rom dauert bis Donnerstag. Er befasst sich vor allem mit der Verbesserung der kirchlichen Erziehungs- und Bildungsangebote in der Stadt. (rv)
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Deutschland: SPD und Bischöfe wollen Kinderarmut bekämpfen
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands und die katholischen Bischöfe haben ein weiteres Engagement im Kampf gegen Kinderarmut angemahnt. In einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten gemeinsamen Presseerklärung betonten beide Seiten, dass sich Kinderarmut auch in mangelnden Bildungschancen und fehlender gesellschaftlicher Teilhabe äußere. Skeptisch beurteilten sie Überlegungen zur Einführung eines Familiensplittings.
Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung ihres Vorsitzenden Robert Zollitsch und Vertreter des SPD-Präsidiums unter Leitung von Parteichef Kurt Beck hatten am Montag in einem zweistündigen Spitzengespräch Fragen der Familien-, Sozial- und Bildungspolitik, sowie die Verfolgung religiöser Minderheiten im Irak erörtert. Die SPD erläuterte dabei auch ihren zuvor beschlossenen Aktionsplan gegen Kinderarmut.
Beim Thema Sozialpolitik unterstrichen beide Seiten, dass Würde und Wert der Arbeit auch in der Vergütung zum Ausdruck kommen müsse. Vertreter der Bischofskonferenz betonten aber, dass die innerkirchliche Diskussion über gesetzliche Mindestlöhne noch nicht abgeschlossen sei. SPD-Vertreter hoben hervor, dass voll Erwerbstätige von ihrem Lohn angemessen leben können müssten. Thema war auch eine Einbeziehung der Pflegebranche in das Arbeitnehmer-Entsendegesetz. Sie würde die Gleichbehandlung kircheneigener Vergütungsregelungen mit Tarifverträgen erfordern.
Mit Blick auf die Familienpolitik hoben die Bischöfe den inneren Zusammenhang zwischen Ehe und Familie hervor. Zugleich forderten sie wirkliche Wahlfreiheit für Eltern zwischen Erwerbstätigkeit und Familienarbeit. Die SPD betonte, jungen Paaren müsse die Entscheidung für Kinder erleichtert werden. In der Bildungspolitik unterstrichen die Gesprächspartner die Notwendigkeit ethischer Orientierung in einer pluralen Gesellschaft. Die Bischöfe äußerten ihre Unzufriedenheit mit den Bestimmungen zum Pflichtfach Ethik in Berlin. Zur Aufnahme von Irak-Flüchtlingen erläuterten die Kirchenvertreter, dass ihre Sorge nicht nur christlichen, sondern allen verfolgten religiösen Minderheiten gelte.
An der Begegnung nahmen außer Zollitsch unter anderen auch die Kardinäle Karl Lehmann aus Mainz und Georg Sterzinsky aus Berlin sowie der Hamburger Erzbischof Werner Thissen teil. Für die SPD begleiteten Beck unter anderen sein Stellvertreter Peer Steinbrück, Präsidiumsmitglied Bärbel Dieckmann, Generalsekretär Hubertus Heil, der Europaparlamentarier Martin Schulz und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse ins Kommissariat der Deutschen Bischöfe. In unregelmäßigen Abständen gibt es Gespräche zwischen Bischofskonferenz und Parteien. Zuletzt hatten sich katholische Bischöfe und SPD-Spitze im Januar 2007 getroffen. (kna)
El Salvador: Präsident Saca lobt „Stimme der Kirche”
Der Staatspräsident von El Salvador, Antonio Elias Saca, hat am Dienstag den diesjährigen „Path to Peace”-Preis erhalten. Präsident Saca habe durch seine Politik „die demokratischen Wurzeln seines Landes gefestigt”, heißt es in der Begründung für die Verleihung dieses vatikanischen Friedenspreises. El Salvadors Staatsoberhaupt betonte gegenüber Radio Vatikan, dass er in der Auszeichnung eine Anerkennung für das ganze Land sehe, in dem seit 1992 wieder Frieden herrscht.
„Die Stimme der Kirche und die Stimme von Papst Benedikt XVI. sind immer klar verständlich. Die Solidarität ist ein grundlegender Wert, und die Kirche ist eine Stimme, die uns ständig an diesen Wert erinnert. Sie ist eine Stimme, die sich erhebt, wenn es sein muss und eine Stimme, die führen kann. Das gilt nicht nur für mein eigenes Land. Bei uns hat die Kirche eine bedeutende Rolle gespielt in der Entwicklung der Demokratie. Ich habe die Enzykliken von Benedikt XVI. und Johannes Paul II. gelesen, in denen sie den Individualismus kritisieren. Beide Päpste haben die fehlende Solidarität in der Welt angeprangert, und darum denke ich, dass die Kirche weiterhin ihre mahnende Stimme erheben und sich für die Schwächsten einsetzen soll.”
Der Preis ist eine Auszeichnung des Ständigen Beobachters des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in New York für „herausragende Persönlichkeiten”, die sich für den Frieden einsetzen. (rv)
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Algerien: Attentate erschüttern das Land
Nach fünf Monaten relativer Ruhe hat eine Anschlagsserie islamistischer Extremisten wieder Opfer unter Zivilisten gefordert. Erstmals seit 1994 ist auch ein Ausländer unter den Toten. Am Sonntagabend gab es bei einem doppelten Sprengstoffanschlag etwa 60 Kilometer östlich von Algier in Beni-Amrane 13 Todesopfer. Hintergründe der Attentate sind vorerst nicht bekannt.
Die katholische Kirche versucht ihrerseits, den „Frieden und die Einheit” in der algerischen Gesellschaft zu festigen. Das erklärt der Direktor des Päpstlichen Missionswerkes für Algerien, Pater Felix Tellechea.
„Seit die Kirche hier ist, setzt sie sich dafür ein, dass die Algerier sich an ihre Wurzeln erinnern. Wir möchten uns sicherlich nicht gegen den Islam oder gegen die algerische Gesellschaft einsetzen, was uns oft vorgeworfen wird. Nach diesen schrecklichen Erlebnissen der vergangenen Tage müssen wir alle gemeinsam dafür einstehen, dass die Nächstenliebe hier wieder selbstverständlich wird.”
Bis zu 200.000 Menschen sind seit 1992 durch religiös oder politisch motivierte Gewalt in Algerien ums Leben gekommen. Auslöser war 1992 die Annullierung der Parlamentswahl, bei der sich ein Sieg der islamistischen Partei abzeichnete. Ein weiteres Problem in den vergangenen Monaten betrifft die Präsenz der Christen im Land.
„Es gibt viele Jugendliche, die auf der Suche sind. Wenn sie Christen werden wollen, ist das nicht einfach, weder für sie noch für uns. Das kann zu Schwierigkeiten führen, denn es gibt hier Menschen, die einen solchen Schritt nicht verstehen können. Viele Algerier können sich nicht vorstellen, dass die Beseitigung des Christentums nicht zwangsläufig das Ende aller Probleme des Landes bedeuten würde.”
Bis Montagmittag hatte noch niemand die Urheberschaft für die Tat am Wochenende beansprucht, doch es bestehen kaum Zweifel, dass eine der al-Qaeda nahestehenden Gruppierung den Anschlag verübt hat. (rv/afp/reuters)
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Somalia: 90 Tage Waffenruhe
Die katholische Kirche begrüßt das Waffenstillstandsabkommen für Somalia. Das sagt der Apostolische Administrator in Mogadischu, Bischof Giorgio Bertin, gegenüber Radio Vatikan. Die somalische Übergangsregierung und die von Islamisten dominierte Oppositionsbewegung einigten sich in den vergangenen Stunden auf eine Waffenruhe. Bischof Bertin: „Versuche, einen Frieden auszuhandeln, waren bislang stets gescheitert. Eine erste Runde der neuen Friedensgespräche war Mitte Mai erfolglos zu Ende gegangen. Die Gespräche haben erst durch den Besuch einer Delegation des UNO-Sicherheitsrates vor einer Woche neuen Schub bekommen. Regierung und die Opposition haben nun endlich einen Vertrag unterschrieben. Darin ist auch festgeschrieben, dass sich die äthiopischen Truppen aus Somalia zurückziehen müssen. Offen bleibt die Frage, ob UNO-Blauhelmtruppen stationiert werden sollen.”
Allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben internationaler Hilfs- und Menschenrechts-organisation rund 6.000 Zivilisten bei Kämpfen in Somalia getötet.
„Die internationale Gemeinschaft ist nun gefordert, ihr Augenmerk auf dieses Land zu richten. Die UNO tut vieles für den Frieden hier, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Mir scheint es aber wichtig, zu betonen, dass man jetzt nicht glauben sollte, es sei alles in Ordnung und der Friede sei unter Dach und Fach.”
In dem am Montag in Dschibuti veröffentlichten Vertragstext wird festgehalten, dass in den kommenden 90 Tagen die Waffen im ganzen Land ruhen sollen. Danach soll ein neues Abkommen geschlossen werden.
In Somalia herrscht seit dem Sturz von Machthaber Siad Barre 1991 Bürgerkrieg. Die äthiopische Armee war Ende 2006 eingeschritten, um islamistische Kämpfer zu vertreiben. Die Hauptstadt Mogadischu wird seitdem von heftigen Kämpfen erschüttert. (afp/rv)
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Vatikan: Casaroli - Architekt der Ostpolitik
Der Vatikan hat des vor zehn Jahren verstorbenen früheren Kardinalstaatssekretärs Agostino Casaroli gedacht. Im Dienste des Staatssekretariats – dem er bis zu seinem altersbedingten Rücktritt im Jahre 1990 zwölf Jahre lang vorstand – wurde Casaroli zum bedeutendsten Mann in den Vatikanbeziehungen zu Moskau und den Staaten des Sowjetimperiums und zum Architekten der vatikanischen Ostpolitik. Sein damaliger engster Mitarbeiter, Kardinal Achille Silvestrini, erinnert sich an Casarolis politische Ziele.
„1963 begann das Zweite Vatikanische Konzil, und Johannes XXIII. wollte unbedingt die Bischöfe aus dem Osten dabei haben. Daher schickte er Casaroli nach Ungarn, um Kardinal Mindszenty zu treffen. Dieser war in der US-amerikanischen Botschaft, weil er nach dem Aufstand von 1956 flüchten musste. Dieses Treffen hat ihn grundlegend verändert. Ein zweites Element seiner Ostpolitik kam nach der Helsinki-Konferenz zum Vorschein: Er merkte, dass der Heilige Stuhl immer mehr zu einem „vollwertigen Staat” wurde, der wie andere Staaten des Westens mit den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang verhandeln musste.”
Der Kardinal versuchte unermüdlich, die Freiheit der Kirche unter den kommunistischen Diktaturen zu verteidigen. Der Kirchendiplomat trug wesentlich dazu bei, dass das Bemühen der Herrscher hinter dem Eisernen Vorhang fehlschlug, die Kirche „gleichzuschalten”.
„Er hat ja keine Neuheiten eingeführt, vielmehr war er ein Vorbild für uns. Er verband einen starken Glauben mit einer großartigen intellektuellen Begabung. Er konnte sich mit Vorsicht durchsetzen und wenn es nötig war, auch eine eiserne Geduld an den Tag legen. Gleichzeitig hatte er auch die Gabe, andere mit vernünftigen Argumenten für sich zu gewinnen. Er war daher ein Mann für große Taten.”
In der Synodenaula fand am Dienstag ein Studienkongress unter dem Thema „Die Ostpolitik von Agostino Casaroli 1963-1989” statt. An ihm nahmen u.a. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der Leiter des Rats für interreligiösen Dialog Kardinal Jean-Louis Tauran und der polnische Staatssekretär und außenpolitischer Berater des polnischen Ministerpräsidenten Wladislaw Bartoszewski teil. (rv)
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DIE NACHRICHTEN:
Europa
Österreich
Im ersten Halbjahr 2008 werden in Österreich insgesamt 41 Männer zu katholischen Priestern geweiht. Von den 41 sind 25 Diözesanpriester, 16 Priester kommen aus Orden und ordensähnlichen Gemeinschaften. Die Gesamtzahl der Priesterweihen ist damit gestiegen. Zuletzt hatte es jährlich etwa 35 Priesterweihen gegeben. Die Zahl könnte sich noch erhöhen, denn Weihen von Priestern aus Ordensgemeinschaften finden nicht nur um den traditionellen Priesterweihetermin - das Apostelfest „Peter und Paul” am 29. Juni - statt, sondern während des ganzen Jahres. (kap)
Der Katholische Akademikerverband (KAVÖ) hat harte Kritik an der derzeitigen politischen Kultur in Österreich geübt. Der Wählerverdruss steige in einem Ausmaß, das nicht mehr bagatellisiert werden könne, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme des KAVÖ-Präsidiums. Der Akademikerverband spricht sich deshalb für eine Debatte über die Einführung eines Mehrheitswahlrechts und die Stärkung der direkten Demokratie im politischen System Österreichs aus. Ein Großteil des Unmuts über die derzeitige demokratische Praxis geht nach Meinung der Akademiker auf Glaubwürdigkeitsdefizite und den „Eindruck einer Abgehobenheit der Politikerklasse” zurück. Europaweit sinke die Wahlbeteiligung sowie die Bereitschaft vieler Bürger, sich für das Gemeinwohl zu engagieren, in gleichem Maß sinke das Vertrauen in die Politiker. Der Verband fordert deshalb die Parteien auf, ihre inhaltlichen Grundsätze klarer herauszustellen und dabei weniger auf Meinungsumfragen zu achten. (kap)
Der Problemen und Fragen christlich-muslimischer Paare will sich ab sofort eine neu gegründete kirchliche Plattform in Wien annehmen. Ziel sei der Austausch über alltägliche Herausforderungen und über kulturelle, rechtliche und religiöse Probleme interreligiöser Ehepaare. Jüngst kam es zu einer ersten Begegnung von fünf christlich-muslimischen Paaren in einer Wiener Pfarrei. Die Initiative geht auf den Leiter der „Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung” in der Erzdiözese Wien, Pfarrer Martin Rupprecht, und Renate Shebaro vom Pastoralamt der Erzdiözese zurück. Derzeit gibt es allein in Österreich rund 10.000 binational geschlossene Ehen pro Jahr, rund 8.000 davon mit Angehörigen von Nicht-EU-Staaten. Außerdem existieren laut Angaben des Vereins „Fibel” bereits rund 15.000 Ehen zwischen Christen und Muslimen in Österreich. (kap)
Schweiz
Hilfsorganisationen kritisieren, dass die Entwicklungshilfe in der Schweiz nicht erhöht wird. „Der Entscheid des Nationalrates, die Entwicklungshilfe bis 2015 bei 0,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu belassen, setzt sich über die internationalen Verpflichtungen der Schweiz hinweg, die sich aus den gesetzten Entwicklungszielen ergeben”, schreibt die Alliance in einer Stellungnahme zum Entscheid vom Dienstag. Der Beschluss stelle das Land international ins Abseits, es sei nun am Ständerat, diese Entscheidung wieder zu korrigieren. Die Gemeinschaft hatte mit einer Erhöhung auf 0,5 Prozent gerechnet. Die Alliance Sud ist die entwicklungspolitische Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke Swissaid, Fastenopfer, Caritas, Helvetas und Heks. (kipa)
Italien
In Norditalien sind drei katholische Priester aus dem Pfarrdienst entlassen worden, weil sie Messen ausschließlich nach dem tridentinischen Ritus feierten. Wie das Bistum Novara mitteilte, reichten zwei der Geistlichen nach mehreren Gesprächen mit ihrem Bischof Renato Corti freiwillig den Rücktritt ein, der dritte wurde seines Amtes enthoben. Alle drei sollen künftig seelsorgliche Sonderaufgaben übernehmen. Die Pfarrer sollen sich seit etwa einem Jahr weigern, in ihren Gemeinden das seit 1970 gültige Messbuch zu verwenden. Dies widerspreche dem Papst-Erlass zur alten Messe, erklärte das Bistum. Benedikt XVI. hatte in einem Schreiben vom 7. Juli 2007 die tridentinische Liturgie als außerordentliche Form des römischen Ritus wieder zugelassen, aber bestimmte Bedingungen festgelegt. So kann in normalen Pfarrgemeinden die alte Messe nur zusätzlich angeboten werden. (kna)
Spanien
Im Vergleich zu 2003 steigt offenbar in vielen Industriestaaten die Zustimmung zur embryonalen Stammzellforschung. Dennoch sind die ethischen Vorbehalte nicht vom Tisch. Das ist das Ergebnis einer nun veröffentlichten Umfrage der spanischen „BBVA Foundation”. Österreich zeigt demnach im europäischen Vergleich die stärksten Vorbehalte gegenüber der embryonalen Stammzellenforschung. Die Forscher räumen ein, dass offenbar in allen Ländern das Töten von Embryonen ein Hauptkritikpunkt gegen die Forschung darstellt. Den Befragten sei es generell nicht egal, woher die Embryonen stammen, wobei bei Nicht-Gläubigen die Definition des Embryos als Zellklumpen tendenziell überwiegt, während für Christen der Embryo Personenstatus hat. Die Antworten lagen auf einer Skala von eins (totale Ablehnung) bis zehn (volle Zustimmung). Die Befragten in Österreich bewerteten den Nutzen der Forschung mit 4,3, die moralischen Bedenken mit 6,2. Zum Vergleich: Dänen und Schweden liegen bei der Einschätzung der verbrauchenden Embryonenforschung als „sehr nützlich” bei der Bewertung 7, als „moralisch verwerflich” hingegen nur bei 4,3. Die Studie „Einstellung zur Biotechnologie” wurde nach 2003 zum zweiten Mal durchgeführt. Abgefragt wurden Zustimmung bzw. Ablehnung zur Embryonenforschung in 1.500 persönlichen Interviews in zwölf europäischen Ländern sowie in den USA, in Japan und Israel. Die „BBVA Foundation” ist eine Stiftung der spanischen Bank BBVA mit Hauptsitz in Bilbao. (imabe)
Polen
70.000 junge Leute haben in Lednica an einem großen kirchlichen Jugendtreffen teilgenommen. Außer Polen waren auch viele Ukrainer und Weißrussen unter den Teilnehmern. In einer Video-Botschaft rief Benedikt XVI. sie dazu auf, „Freunde Christi” zu werden. Der Papst wörtlich: „Freundschaft ist etwas sehr Anspruchsvolles: Sie gründet sich auf Ehrlichkeit und Zeugnis-Geben.” (apic)
Asien
Thailand
In mehreren Ländern Asiens hat die Kirche immer weniger Handlungsspielraum im Bereich von Schule und Erziehung. Das zeigte sich jetzt auf einem Kongress zum Thema katholische Schulen im thailändischen Bangkok. In Malaysia etwa spüre die Kirche Gegenwind durch eine Re-Islamisierung der Gesellschaft. Die Behörden hätten allmählich die eigentliche Kontrolle über die von Ordensleuten geführten Schulen übernommen. Noch größere Klangen kamen von Konferenz-Teilnehmern aus Burma. Positiv hingegen waren Berichte aus Vietnam: Dort dürfen Ordensfrauen jetzt Kindergärten eröffnen. Die Schulen seien allerdings fest in staatlicher Hand. (apic)
Burma
Die Hilfsorganisation „Kirche in Not” unterstützt die am schwersten von Zyklon „Nargis” betroffenen Diözesen. Laut einer Pressemitteilung erhalten die Erzdiözese Yangon und die Diözese Pathein jeweils eine finanzielle Zuwendung von 40.000 Euro für Aufbauarbeiten. Der Generalsekretär des Hilfswerkes, Pierre-Marie Morel, betonte, dass dies erst der Anfang der Hilfe sei. Die Militärregierung hat indes 15 oppositionelle Häftlinge entlassen. Die Gruppe wurde Ende Mai inhaftiert, als sie für die Freilassung der unter Arrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Rangun demonstrierte. (ap/pm)
Ozeanien
Australien
Einen Monat vor dem Papstbesuch kommt es in Australien zu einem Streit über das Thema Abtreibung. Seit zwölf Jahren steckt der Staat keine Entwicklungshilfe-Gelder in Projekte in armen Ländern, die mit Abtreibung zu tun haben. Dieses Verbot will die neue Mitte-Links-Regierung jetzt überdenken, hat Außenminister Stephen Smith, ein Katholik, angekündigt. Christliche Verbände sind in ihrer Haltung gespalten. Die katholische Caritas betont, Gelder zur Entwicklungshilfe seien nicht zur Abtreibung da. Die protestantische Hilfsorganisation „Uniting Church Overseas Aid” hält dagegen, auch Menschen in armen Ländern hätten ein Recht auf den Zugang zu Abtreibung. (apic)
Amerika
Mexiko
Wegen der Nahrungsmittelkrise muss Mexiko den Blick verstärkt auf die Agrarwirtschaft und die Farmarbeiter richten. Das meint der Erzbischof von Antequera, Jose Luis Cavesz Botello, in einer Stellungnahme zur den Engpässen in der Nahrungsversorgung. Antequera liegt in einer der ärmsten Regionen Mexikos. Nach Medienberichten ist das Land zur Zeit gezwungen, 85 Prozent seines Reisbedarfs und den größten Teil des Weizens aus Nordamerika zu importieren. Es müssten nun erst die Fehler der Politik, der falschen Anwendung von Hilfsprogrammen und sozialen Unverantwortlichkeiten korrigiert werden, so der Erzbischof. Langfristige Programme sollten dann neue Arbeitsanreize schaffen, damit eine angemessene Selbstversorgung des Landes garantiert ist. Auch sollte die Bevölkerung über Gründe und Auswirkungen der Nahrungsmittelkrise informiert werden, schreibt der Bischof in einer Kirchenzeitung. (misna)
Vereinigte Staaten
Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama ist aus seiner Kirchengemeinde in Chicago ausgetreten. Damit zogen Obama und seine Frau Michelle Ende Mai die Konsequenzen aus der Auseinandersetzung um den schwarzen Gemeindepastor Jeremiah Wright. Dieser war durch brisante Äußerungen unter anderem zur Rassenfrage in die Schlagzeilen geraten. Das Ehepaar Obama gehörte mehr als 20 Jahre lang der Dreifaltigkeitsgemeinde der United Church of Christ (UCC) an. Diese liberale protestantische Kirche hat landesweit rund 1,2 Millionen Mitglieder. Zuletzt hatte der 46-jährige Obama auch Ärger wegen eines Auftritts des katholischen Priesters Michael Pfleger, der zu seinen Unterstützern zählt. Dieser hatte in einer Gastpredigt Hillary Clinton scharf angegriffen. Nach dem Ausscheiden von Clinton aus dem Vorwahlkampf tritt Obama bei der Wahl am 4. November gegen den Republikaner John McCain an. (kna)
Vereinte Nationen
Die humanitäre Lage in Simbabwe wird am Donnerstag vom UNO-Sicherheitsrat beraten. Das teilten Diplomaten in New York mit. Die USA und europäische Verbündete konnten ihre Forderung nach einer zusätzlichen Beratung der politischen Situation in Simbabwe nicht durchsetzen. Nach Angaben eines westlichen Diplomaten scheiterte der Vorschlag an Russland und Südafrika. Diese hätten Bedenken geäußert, die Erörterung der politischen Lage könnte den geplanten Besuch von UNO-Vizegeneralsekretärin für politische Angelegenheiten, Haile Menkerios, in Harare unterminieren. Die EU und die USA wollen bei ihrem gemeinsamen Gipfeltreffen in Slowenien eine Stellungnahme verabschieden, in der sie UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Entsendung von Menschenrechtsbeobachtern nach Simbabwe auffordern. (reuters/afp)
Einen besseren Zugang zu Bildung für Kinder fordert das „Programm gegen Kinderarbeit” der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Das geht aus einem Schreiben anlässlich des „Welttages gegen Kinderarbeit” am 12. Juni hervor. Zur Zeit gebe es rund 218 Millionen Kinderarbeiter auf der Welt, viele Familien seien auf ihre Arbeitskraft angewiesen. Damit Kinder eine Zukunft haben, müsse das Verhältnis von Arbeit und Unterricht ausgewogen sein, heißt es in der Mitteilung. Von den Regierungen fordert die Arbeitsorganisation besser ausgebildete Lehrer und Bildungsprogramme für sozial ausgegrenzte Gruppen. (rv)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung
sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress,
Ansa, Efe,
Afp, Kipa,
Reuters, Ap,
ADN-Kronos, Upi,
Cns, Uca,
Misna, Osservatore
Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie
vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen
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aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter,
sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten-
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Buchbesprechung:
Titel: Führer der Vatikanischen Museen und der Vatikanstadt
Autor: Direktion der Musei Vaticani
Verlag: Schnell und Steiner Gmbh 2007
Preis: 16.90 €
Rezensentin: Sr. Hilliganda Rensing
Die Vatikanischen Museen sind Verfasser eines offiziellen Führers, den sie 2007 neu aufgelegt und den der Verlag Schnell und Steiner für den deutschsprachigen Raum herausgebracht hat. Rombesucher sind für diese Orientierungshilfe auf jeden Fall dankbar, sind doch gerade die Vatikanischen Museen ein weitläufiger, nicht gleich übersichtlicher Komplex. Deshalb schlagen die Autoren bestimmte Rundgänge vor, die sie in dieser Ausgabe mit Buchstaben, Farbschlüssel und auch mit Dienstleistungen am Rande des Weges vorstellen. Es handelt sich um einen kurzen Rundgang, um einen vollständigen, um einen für Behinderte. Audioguides in sechs Sprachen stehen zur Verfügung, ebenso museumseigenes Personal – sei es für die gewünschte Abteilung im Museum, die Sixtina oder auch für die Vatikanischen Gärten.
Vor dem Hauptteil des Museumsführers findet der Leser eine kurz gefasste Geschichte zum Thema Vatikan, Römischer Bischofssitz, Entwicklung der Museen, auch Vatikanstadt, letzteres veranschaulicht durch einen historischen Plan. Beim Atrio delle Cancelli beginnt der Besucher seinen Rundgang. Erklärungshilfen findet er nach dem bewährten Schema: Photo, Lageplan mit genauen Angaben zwecks Orientierung, offizielle Erläuterungen zu den einzelnen Kunstgegenständen. Alles auf das Wesentliche beschränkt.
Der Schlussteil des Museumsführers befasst sich mit der Vatikanstadt, im Einzelnen mit dem Petersplatz, mit den Gärten und Stadtteilen, mit dem Apostolischen Palast, mit St. Peter, mit seiner Kuppel und Schatzkammer, mit den Vatikanischen Grotten und der Nekropole. Wo es sinnvoll ist, sind farbige Lagepläne beigegeben.
An Übersicht und Orientierung fehlt es in diesem Führer nicht, ebenso wenig an gründlicher und zuverlässiger Information.
Auch das Format ist handlich,das Druckbild klar und sehr deutlich, vielleicht für ältere Besucher ein wenig klein.

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