Meldungen vom 12.6.2008
- Vatikan: Gegen „ideologische Bibellesung“ -
- Impotenz – bei Zweifel kein Ehehindernis -
- Zapatero und Bertone im Gespräch? -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Gudrun Sailer
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Vatikan: Arbeitspapier zur Synode veröffentlicht
Die Bischofssynode über das Wort Gottes im Oktober will zu einem richtigen Umgang mit der Bibel beitragen, die Ökumene ermutigen sowie den jüdisch-christlichen und den interreligiösen Dialog fördern. Das steht in dem Arbeitspapier zur Synode, dem so genannten „Instrumentum Laboris”, das der Heilige Stuhl an diesem Donnerstag vorstellte.
Das Dokument ist in drei Teile gegliedert, die die Themen der Synodalversammlung aufgreifen: Erstens „Das Geheimnis Gottes, der zu uns spricht”, zweitens: „Das Wort Gottes im Leben der Kirche” und drittens „Das Wort Gottes in der Sendung der Kirche”.
An mehreren Stellen warnt das Papier vor Gefahren, die „eine eigensinnige und verkürzte Interpretation” der Heiligen Schrift mit sich bringt, und nennt dabei ausdrücklich den Fundamentalismus. „Auf der einen Seite drückt sich hier das Bedürfnis aus, dem Text treu zu bleiben, au der anderen Seite missversteht man die eigene Natur der Texte, was zu schweren Fehlern und unnötigen Konflikten führt”. Der Fundamentalismus fliehe in die Wörtlichkeit und weigere sich, die geschichtliche Dimension der biblischen Offenbarung zu berücksichtigen. „Diese Art der Lektüre findet immer mehr Anhänger auch unter Katholiken”, hält das Papier ausdrücklich fest. Der Fundamentalismus verlange ein totales Einverständnis mit starren doktrinären Haltungen und lehne jegliches kritische Fragen und Forschen ab. Hier sei es nötig, „in der Gemeinschaft die Verfügbarkeit für den Heiligen Geist offen zu halten” und die Gefahr einer „Bürokratisierung der Kirche” zu meiden, die die Schriftlesung zu einer Aktivität unter vielen werden lässt.
Daneben gebe es auch eine „ideologische Bibellesung”, die ohne den Beitrag des Glaubens „einem engen geistlichen, sozialen oder politischen oder einfach menschlichen Vorverständnis folgt. Im Allgemeinen sei „eine geringe oder ungenaue Kenntnis der hermeneutischen Regeln (Regeln zur Erklärung und Deutung) zur Auslegung des Wortes festzustellen”.
Das Arbeitspapier der Bischofssynode schlägt für eine korrekte Exegese die historisch-kritische Methode vor, „entsprechend durch andere Zugangsweisen ergänzt”. Der dogmatischen Konstitution „Dei Verbum” zufolge sei „auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift zu achten, unter Berücksichtung der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche und der Analogie des Glaubens”. Weiter empfiehlt das Papier die „Lectio Divina”, die betende Begegnung mit dem Wort Gottes.
Unerlässlich ist es, „das Studium der Schrift nach den Vorgaben des Lehramtes auszurichten”, heißt es im Kapitel über die Auslegung und die Theologie. Dabei rät das Papier die entstandene Distanz zwischen exegetischer Forschung und theologischer Arbeit zu überwinden.
Auch auf ein neu aufgetauchtes Problem bei der Bibelhermeneutik weist das Arbeitspapier hin: die elektronische Kultur könne „die traditionelle Verkündigung des Wortes den Hörern, die von den neuen Informationstechniken überschwemmt werden, langweilig erscheinen” lassen. Man könne über neue Kommunikationsformen nachdenken, so das „Instrumentum Laboris”, wobei es gelte, „kreative und dem Evangelium entsprechende Formen zu finden”. Die wesentliche Schwierigkeit bestehe darin, „dass das Wort Gottes wirklich die Herzen berührt und nicht nur gehörtes und gekanntes Wort bleibt, sondern lebendiges Wort wird”.
Gegen Ende geht das rund 80-seitige Dokument auf die Aufgaben der verschiedenen Gruppen bei der Verkündigung der frohen Botschaft ein. Es erinnert daran, dass die Predigt in der Heiligen Messe allein Sache des geweihten Amtsträgers ist, dass jedoch „in bestimmten, vom Kirchenrecht vorgesehenen Fällen auch Laien die Predigt in Kirchen oder Kapellen gestattet werden” kann. Sache der Laien sei es, den Menschen in ihrer konkreten Lebenssituation die Gute Nachricht zu verkünden, aber auch, in allen Bereichen aktiv zu werden, die es mit der Bibel zu tun haben, etwa in der Wissenschaft.
Im letzten Kapitel bekräftigt das Arbeitspapier die Absage der Kirche an den Antisemitismus, der „in jeder möglichen Form” zu überwinden sei. Das jüdische Verständnis der Bibel könne dem Studium der Bibel seitens der Christen hilfreich sein, die einen könnten von den anderen lernen „und dabei die Verschiedenheit respektieren”. Im Kapitel über interreligiösen Dialog heißt es: „die Bibel gehört nicht nur den Christen, sondern ist ein Schatz für die ganze Menschheit”. Durch einen brüderlichen und persönlichen Kontakt könne sie auch für jene, die nicht an Christus glauben, zur Quelle der Inspiration werden. (rv)
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Vatikan: Die großen Fragen zur Bibel
Der Untersekretär der Bischofssynode, Fortunato Frezza, hielt bei der Vorstellung des Arbeitspapiers fest, dass die Bibel an sich ein riesiges Feld für eine Synode sei.
„Instrumentum laboris” versteht sich als Hilfsdokument, als Ausdruck der Aktualität des Wortes, seinem Gleichschritt mit der Universalkirche. In jedem Fall sind hier die großen Fragen aufgeworfen, und sei es auch nur gleichsam in Embryonalform: es geht um doktrinäre, katechetische, liturgische und pastorale Fragen, die die Göttliche Offenbarung und ihren Entfaltung in der Kirche betreffen.” (rv)
Italien: Impotenz – Bei Zweifel kein Ehehindernis
Wenn Zweifel hinsichtlich des kirchlichen Ehehindernisses Impotenz bestehen, darf die sakramentale Eheschließung nicht verhindert werden. Darin sind sich namhafte Kirchenrechtler vor dem Hintergrund eines Falles in Italien einig, der in diesen Tagen weltweit für Schlagzeilen sorgte. Der Bischof von Viterbo soll laut Medienberichten einem 25-Jährigen, der seit einem Autounfall querschnittgelähmt ist, und seiner Verlobten die kirchliche Trauung wegen des Ehehindernisses Impotenz verweigert haben. Inzwischen hat die Diözese die in den Medien verbreitete Version über den Vorgang als „unbegründet und ungenau” zurückgewiesen. Der Kirchenrechtsfachmann und Diözesanrichter im niederländischen Roermond und s´Hertogenbosch, Gero P. Weishaupt, hielt gegenüber Radio Vatikan fest, dass „eine Eheschließung bei Rechts- oder Tatsachenzweifel nicht so ohne weiteres verhindert werden darf”. Das Recht auf Eheschließung sei ein Naturrecht und liege in der menschlichen Person begründet. Zwar dürfe und solle der Pfarrer im Zweifelsfall um eine medizinische Untersuchung bitten. „Doch wenn das Brautpaar dies verweigert, muss der Trauberechtigte sie dennoch zur Trauung zulassen”, so der Kirchenrechtler. Die Erfurter Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens betonte, dass die Beweislast vor der Eheschließung hinsichtlich etwaiger Hindernisse nicht bei den Verlobten liegt, sondern bei der Kirche. Im Übrigen dürfe eine Eheschließung nicht verhindert werden, wenn Zweifel bestehen, dass die Ehe nicht doch vollzogen werden könnte. Wenn etwa unter Einsatz von Medikamenten oder anderen Hilfsmitteln ein Vollzug des Beischlafs möglich wäre, so könne die Ehe gültig geschlossen werden, erklärte Wijlens. Der Wiener Ordinarius für Kirchenrecht, Ludger Müller, ergänzte gegenüber „Kathpress”, dass die kirchlichen Instanzen eine Eheschließung nur dann verweigern könne, wenn definitiv feststehe, dass die Impotenz unheilbar ist. Eine Heilung aus medizinischer Sicht absolut auszuschließen, dürfe aber in vielen Fällen nicht einfach sein, vor allem nicht im Blick auf mögliche künftige medizinische Fortschritte. (kap/rv)
Vatikan/Bangladesch: Kirche führt Dialog
Papst Benedikt XVI. hat die Rolle der Kirche in Bangladesch gewürdigt. Die Bischöfe in dem zu fast 90 Prozent muslimischen Land spielten eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines Klimas von Toleranz, Mäßigung und gegenseitigem Verständnis, sagte Papst Benedikt an diesem Donnerstag einer Gruppe von Oberhirten aus Bangladesch, die sich soeben zu ihrem Ad Limina-Besuch in Rom aufhalten.
„Ich bin auf dem Laufenden über die jüngsten Initiativen, die Sie im interreligiösen Dialog unternommen haben, und ermuntere Sie, mit geduldiger Hingabe diesen grundlegenden Bestandteil der kirchlichen Mission „ad gentes” weiter zu betreiben. Der wichtigste Beitrag, den wir zum interreligiösen Dialog leisten können, ist unser Wissen von Jesus von Nazareth, „der Weg, die Wahrheit und das Leben”. Ein Dialog, der auf gegenseitigem Respekt und Wahrheit beruht, kann nicht anders als einen positiven Einfluss auf das soziale Klima in Ihrem Land haben. Diese heikle Aufgabe erfordert eine gründliche Vorbereitung des Klerus und der Laien. In erster Linie müssen wir ihnen ein breiteres Wissen über ihren eigenen Glauben vermitteln, was sie dann wachsen lässt in ihrem Verständnis von Islam, Hinduismus, Buddhismus und der anderen Religionen in Ihrer Region.”
Die Bischöfe Bangladeschs seien in einer ähnlichen Situation wie damals der Völkerapostel Paulus, sagte Papst Benedikt. Paulus habe sich nicht geschämt, das Evangelium zu predigen. Allerdings sei er sich darüber im Klaren, dass die Bischöfe in Bangladesch hier vor Schwierigkeiten stünden. In dem asiatischen Land stellen die Christen eine Minderheit von rund einem Prozent. 88 Prozent der Bevölkerung sind Moslems, rund zehn Prozent Hindus. (rv)
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UNO: Kinderarbeit ist Ausbeutung
Am Donnerstag begeht die UNO den „Welttag gegen Kinderarbeit”. Nach neuesten Schätzungen müssen immer noch über 200 Millionen Kinder arbeiten. Unter ihnen sind 126 Millionen Kinder unter 15 Jahren, die unter gefährlichen Bedingungen ausgebeutet werden. Sie müssen in Steinbrüchen, in stickigen Fabriken und auf Plantagen schuften. Wir haben darüber mit Dominikanerschwester Jordana Schmidt gesprochen. Die Erziehungsleiterin im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Waldniel (bei Mönchengladbach) setzt sich seit Jahren für die Rechte von Kindern ein.
„Ich fürchte, dass viele Kinder genötigt sind zu helfen, ihre Familien zu ernähren. Gerade in Dritt-Welt-Ländern ist es oft eine ganz schwierige Situation für Familien, so dass auch die jüngeren Kinder mitarbeiten müssen. Das Problem dabei ist natürlich nicht so sehr das Arbeiten an sich, sondern die Arbeitsbedingungen und oft das frühe Alter und dass andere Rechte der Kinder beschnitten werden: Dass sie nicht zur Schule gehen können, dass sie bleibende gesundheitliche Schäden davon tragen. Das ist etwas, was absolut nicht geht.”
Jeder könne etwas gegen die Ausbeutung von Kindern tun, meint die „Wort zum Sonntag”-Sprecherin.
„Ich finde das Bewusstsein besonders wichtig, sich gerade bei den großen Firmen zu erkundigen, ob die Waren denn durch Kinderarbeit produziert werden. Da haben wir als Verbraucher eine ganz große Einflussmöglichkeit. Das hat auch Einfluss auf die Marktwirtschaft! Wenn wir das als Verbraucher nicht hinterfragen und uns nicht nach den Produktionsbedingungen erkundigen, denken immer alle, wir seien damit einverstanden. Zweiter Punkt ist natürlich an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn solche Dinge aufgedeckt werden, dann Stellung zu beziehen für die Kinder und sich für Kinderrechte einzusetzen.”
Nach jüngsten Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) müssen derzeit rund 218 Millionen Kinder auf der Welt arbeiten. Mehr Informationen siehe die Homepage der UNO-Arbeitsorganisation www.ilo.org (rv)
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AUDIO-SPECIAL:
Syrischer Patriarch: „Herr Bush, lassen Sie mehr Raum für Europa”
Aus dem Nahen Osten erreichen uns immer wieder Meldungen über richtig gehende Christenverfolgungen – vor allem im Irak. Aber auch in anderen Teilen der mehrheitlich islamischen Welt litten christliche Minderheiten unter vielen Einschränkungen und Bedrohungen. Stimmt das so? Naja, meint der melkitisch-katholische Patriarch von Antiochien, Gregorios III. Der Kirchenmann, der in der syrischen Hauptstadt Damaskus residiert und mit bürgerlichem Namen Lutfi Laham heißt, gab uns ein langes Interview über die Lage der Christen in seinen Breiten. Und setzte dabei auf eine bewährte Taktik der orientalischen Christen: Loyalität zum herrschenden Regime, Ausgleich zwischen allen Parteien oder sich aufs Geschäftemachen beschränkende Neutralität, Gelassenheit und ein Schuss orientalischer Schläue. Dieses Modell, das auf die Verwurzelung christlicher Minderheiten in den jeweiligen Ländern setzt, komme allerdings ins Wanken, wenn das Gleichgewicht durch ausländische Interventionen – wie im Irak – gestört werde. (rv)
Hören Sie unser Interview mit Patriarch Gregorios in deutscher Sprache
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Heilige Stuhl hat das Statut des Neokatechumenalen Wegs endgültig approbiert. Das hat der Päpstliche Laienrat an diesem Donnerstag bekannt gegeben. Das Dekret wird den Vertretern der katholischen Gruppierung an diesen Freitag in den Räumen des Laienrates übergeben. Der Neokatechumenale Weg ist 1964 in Spanien entstanden. Das Statut musste nach Angaben des Laienrates von verschiedenen Stellen geprüft werden. (rv)
Der Vatikan ehrt Papst Pius XII. zu dessen 50. Todestag mit einem Kongress und einer Fotoausstellung. Das wissenschaftliche Treffen findet von 6.-8. November an den Päpstlichen Universitäten Gregoriana und Lateran statt, während die Fotoschau im so genannten Braccio di Carlo Magno auf dem Petersplatz am 21. Oktober eröffnet wird. Am kommenden Dienstag gibt der Vatikan im Rahmen einer Pressekonferenz Einzelheiten zu diesen beiden Initiativen bekannt. Papst Pius XII., für den ein Seligsprechungsverfahren läuft, starb am 9. Oktober 1958 in Castel Gandolfo. (rv)
Ein Musical über die Gottesmutter Maria hat am 17. Juni im Vatikan Premiere. Autorin und Regisseurin des Werkes „Maria von Nazareth: Eine Geschichte, die weitergeht” ist Maria Pia Liotta, die Musik stammt von Stelvio Cipriani, die Titelrolle Hauptrolle ist mit der Sopranistin Alma Manera besetzt. Außerdem wirken rund 40 Schauspieler, zwölf Tänzer und das Orchester des Kalabresischen Theaters „Francesco Cilea” mit. Nach der Uraufführung geht das Musical auf Europa-Tournee. Das Werk über die Jungfrau Maria und ihre bleibende Rolle in der Geschichte steht unter der Schirmherrschaft des vatikanischen Staatssekretariats und zweier Päpstlichen Räte, nämlich jenes für Kultur und jenes für Medien. Maria „stellt uns das Wort Gottes vor, das unter den Menschen Fleisch angenommen hat, und vermittelt es uns”, erklärte Erzbischof Claudio Maria Celli, Präsident des Medienrates, bei der Vorstellung des Musicals. (rv)
Vatikan/Argentinien
Katholiken, die politische Verantwortung übernommen haben, sollten die Soziallehre der Kirche im Auge haben, denn diese konzentriere sich auf die Person und zugleich auf das Gemeinwohl. Das betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino, bei der siebten Sozialen Woche der argentinischen Katholiken in Mar del Plata. Der Soziallehre gebühre aufgrund ihrer „Leidenschaft für die Menschen und das Gemeinwohl” sowie „mit ihren Prinzipien der universalen Bestimmung der Güter, der Subsidiarität und der Solidarität” höchste Priorität, so Kardinal Martino. Gleichzeitig forderte er ein „neues Profil des christlichen Managers im sozialpolitischen Bereich”. Der Vatikan-Kardinal lud christliche Manager dazu ein, der „zentralen Stellung der Person sowie der Erhaltung und Förderung des Vorrangs der Person in jeder Situation” bei allen Entscheidungen Vorrang zu geben. (zenit)
Europa
Deutschland/Kanada
Mit einer Erinnerung an katholische Glaubenszeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus wird die Erzdiözese München und Freising beim 49. Internationalen Eucharistischen Weltkongress in Quebec präsent sein. Eine Delegation unter dem Regens des Münchner Priesterseminars Franz Joseph Baur übergibt dem Erzbischof von Quebec, Kardinal Marc Ouellet, die Nachbildung einer hölzernen Monstranz, die im so genannten Priesterblock des Konzentrationslagers Dachau gefertigt und verwendet wurde. Mit diesem „geistlichen Beitrag” will die Erzdiözese sich zu den Glaubenszeugen unter der Diktatur bekennen, deren Leben, insbesondere ihr Glaube an die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie, „bis heute eine Quelle der Erneuerung im Heiligen Geist” sei, schrieb Marx dem kanadischen Kardinal. Der 49. Internationale Eucharistische Weltkongress beginnt am kommenden Sonntag. (pm)
Österreich
Österreich gedenkt an diesem Donnerstag des 75. Todestages von Hildegard Burjan. Die Gründerin der Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis” kämpfte für die Gleichberechtigung der Frauen und zog 1919 als erste christlichsoziale Abgeordnete der Ersten Republik ins Parlament ein. Für sie ist ein Seligsprechungsverfahren in Gang. Der erforderliche Wunderprozess fand im Jahre 2001 seinen Abschluss und wurde von der vatikanischen Heiligsprechungskongregation rechtlich anerkannt. Papst Johannes Paul II. besuchte im Juni 1998 das „Caritas Socialis”-Hospiz „Rennweg”, wo er sich anerkennend über Hildegard Burjan äußerte. Der österreichischen Nachrichtenagentur „Kathpress” zufolge könnte die Seligsprechung noch im Lauf des Jahres erfolgen. (kap)
Schweiz
Zum 60. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte eröffnen die Don Bosco Schwestern am 13. Juni ein Büro für Menschenrechte in Genf. Die in über 90 Ländern tätige Ordensgemeinschaft will ihre Erfahrungen im Einsatz für die Menschenrechte nun besser einbringen, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Initiative soll den Blick auf das Präventivsystem Don Boscos und die kirchliche Soziallehre lenken. Den besonderen Schwerpunkt legen die Schwestern auf den Austausch mit anderen internationalen Organisationen und die Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen, Schwestern und Laien in Kursen und Seminaren. Die Leitung des Büros übernimmt die italienische Schwester Maria Grazia Caputo, die auch an den Versammlungen des UNO-Rates für Menschenrechte teilnehmen wird. (pm)
Frankreich
Die französische Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi hat ein Netzwerk zum Schutz religiöser Minderheiten gegründet. Das Netzwerk „Vielfalt der Kulturen und Religionen” will sich dabei auf die Region des Nahen und Mittleren Ostens konzentrieren. Das Netzwerk rief die europäischen Regierungen, allen voran die französische, dazu auf, für die Wahrung von Kultur- und Religionsfreiheit einzutreten. Man könne die Tendenz zu einer Vereinheitlichung in einer Region, die auf besondere Weise zur Wiege verschiedener Religionen geworden sei, nicht dulden, heißt es in einer entsprechenden Erklärung. In einigen Ländern, die vorwiegend muslimisch geprägt sind, würden Christen, Juden und Bahais systematisch ausgerottet oder vertrieben, kritisierte Pax Christi. Im Libanon müssten Christen vor Gewaltausbrüchen fliehen, um nicht Opfer von Attentaten zu werden. Die wachsende Unsicherheit beschleunige diese Entwicklung. Auch in Ägypten gebe es Repressalien gegenüber Christen. Im Iran würden Bahais nicht nur verfolgt, sondern auch verhaftet und umgebracht. (zenit)
Spanien
Der sozialistische Regierungschef Joseluis Zapatero hat sich in den letzten Tagen offenbar vertraulich mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone getroffen. Dabei sei es darum gegangen, die aus vielerlei Gründen gespannten Beziehungen Spaniens zum Vatikan zu verbessern. Worüber genau gesprochen wurde, schreibt die Zeitung nicht. Zapateros Sprecher will die Begegnung nicht bestätigen. Der sozialistische Politiker war letzte Woche zum UNO-Welthungergipfel in Rom. (el pais)
Afrika
Südafrika
Die Gewalt gegen Ausländer in Armenvierteln hat im Mai 62 Todesopfer gefordert. Diese offizielle Zahl nannte an diesem Donnerstag der Sprecher der Regierung von Präsident Thabo Mbeki. 21 der Toten, also ungefähr ein Drittel, hatte die südafrikanische Staatsbürgerschaft; fast alle Morde geschahen in der Provinz Gauteng. Die Regierung erwägt einen „nationalen Tag des Vergebens”, um der Opfer der Gewalt zu gedenken. Nach Angaben des Sprechers sollen die Zehntausenden von Menschen, die vor der Ausländerjagd geflohen waren, so schnell wie möglich wieder aus den Übergangslagern zurück in ihre Behausungen gebracht werden. Die Regierung will die Lager binnen zwei Monaten schließen. (misna)
Zimbabwe
Kirchenvertreter prangern die polizeiliche Willkür in dem Land an. Niemand sei derzeit vor Razzien sicher, sagte der der Vorsitzende der katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden gegenüber der Nachrichtenagentur „CNS”. Das Ökumenische Zentrum in der Hauptstadt Harare war kürzlich von schwer bewaffneten Polizeikräften, Geheimdienstmitarbeitern und Militärs durchsucht worden. Drei Personen wurden verhaftet, darunter der Generalsekretär einer christlichen Studentenbewegung. Computer, Digitalkameras und ein Mini-Van wurden ebenfalls konfisziert. Seit den Präsidentschaftswahlen Ende März versinkt Simbabwe nach Medienberichten immer mehr in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand. (cns)
Naher Osten
Libanon
Nach der schwierigen Regierungsbildung ist es zum ersten Zusammentreffen des neuen libanesischen Staatspräsidenten Michel Suleiman mit dem maronitischen Patriarchen Kardinal Nasrallah Boutros Sfeir gekommen. Suleiman würdigte dabei das jüngste Statement der maronitischen Bischofskonferenz, das die Notwendigkeit einer neuen Annäherung des Libanon an seine Nachbarn betonte. Suleiman gehört der mit Rom unierten maronitischen Kirche an, die die größte Kirche des Libanon ist. Dass er nicht sofort nach seiner Wahl zur Patriarchatsmesse in Bkerke, dem Sitz von Kardinal Sfeir, gekommen war, hatte zu Monatsbeginn Spekulationen ausgelöst. Mit der undankbaren Aufgabe der Bildung einer Einheitsregierung, wie sie im Doha-Abkommen von 21. Mai festgelegt worden war, beauftragte Suleiman unterdessen den sunnitischen bisherigen Premierminister Fuad Siniora. Innerhalb des von der schiitischen Hisbollah angeführten Oppositionsbündnisses kam es jetzt aber zu einem Streit über die Verteilung von Ministerposten. So erhebt die christliche Freie Patriotische Bewegung (CPL) von Ex-General Michel Aoun Anspruch auf fünf der elf Ressorts, die der Opposition zufallen sollen. Dabei kollidieren die Forderungen der CPL und der schiitischen Amal-Bewegung von Parlamentspräsident Nabih Berri. (kap)
Asien
Vietnam
Ob das in den 50er Jahren beschlagnahmte Nuntiaturgebäude wieder zurückgegeben wird, bleibt auch nach dem Besuch einer Vatikandelegation in der Hauptstadt Hanoi unklar. Wie die amerikanische Agentur „CNA“ mit Berufung auf Delegations-Kreise berichtet, soll Pietro Parolin, der Untersekretär in der Außenabteilung des Staatssekretariat, das Problem bei einer Begegnung mit dem vietnamesischen Außenminister Pham Gia Khiem angesprochen haben. Bei der Begegnung sei es auch um die Besetzung von Bischofsstühlen gegangen, sowie um das Thema Religionsfreiheit. Eine offizielle Mitteilung zum Inhalt der Gespräche gibt es bisher nicht. Die Vatikan-Delegation reiste am Mittwoch weiter in die Provinz Da Lat. (cna)
Amerika
Vereinigte Staaten
Die Reise von Papst Benedikt XVI. in die Vereinigten Staaten trage bereits Früchte und habe der säkularen Gesellschaft die Augen geöffnet. Das sagt der Apostolische Nuntius in Washington, Erzbischof Pietro Sambi, in einem Interview mit dem „L`Osservatore Romano” von Mittwoch. Aus vielen Pfarreien sei ihm bereits eine Zunahme des Messbesuchs gemeldet worden. Die Menschen würden wieder verstärkt zu ihrer religiösen Praxis zurückkehren, so der Erzbischof. Mit seinen Reden habe der Papst ein Signal für eine neue Evangelisierung des Landes gegeben. Alle Bereiche der Kirche seien nun gefordert, zu einem Instrument des Heiligen Geistes für ein neues Pfingsten zu werden. Auch sei Benedikt vor der Reise in den USA ziemlich unbekannt gewesen. Viele hätten einen Polizeibeamten aus dem Apostolischen Palast erwartet, so der Nuntius. Diese Leute seien dann aber völlig eingenommen gewesen von Benedikt XVI., der sich als guter Hirt, als Vater, als verständnisvoller Lehrer gezeigt habe. Die Bevölkerung begegne dem Papst nun mit mehr Aufmerksamkeit, Liebe und Respekt. (or)
Bolivien
Die schwere innere Krise des Landes geht weiter. Gespräche zwischen Regierung und Opposition sind bis zum 10. August unterbrochen worden; damit sind Vermittlungsbemühungen der Kirche, internationaler Organisationen und „befreundeter Länder” zunächst gescheitert. Bei den Gesprächen ging es um die neue Verfassung – ein Projekt, das Präsident Evo Morales gegen die Opposition durchgesetzt hat – und um Autonomie-Bestrebungen mehrerer reicher Provinzen. Die größte konservative Partei namens „Podemos” hatte an den Gesprächen von vornherein nicht teilgenommen. Am 10. August stellen sich der Präsident und die Provinz-Gouverneure einer Volksabstimmung, die die politische Landkarte Boliviens drastisch verändern könnte. Wenn Morales bei dem Referendum nicht genug Zustimmung findet, ist mit Neuwahlen binnen sechs Monaten zu rechnen. (misna)
Venezuela
Nachdem Venezuelas Präsident Hugo Chavez ein umstrittenes Sicherheitsgesetz zurückgenommen hat, bekommt er nun auch Lob für seinen Einsatz für die Geiseln der FARC-Guerilla. Der Sekretär der kolumbianischen Bischofskonferenz, Bischof Fabian Marulanda, begrüßte die Forderung des Präsidenten, die Geiseln freizulassen. Er hoffe nun auch auf einen Mentalitätswechsel bei anderen Menschen im Land, die das Staatsgefüge schädigen wollten, so Marulanda. Die Handlung des Präsidenten sei „vernünftig und rational”, denn Chavez habe erkannt, dass die Guerilla-Bewegung in Lateinamerika keinen Platz hat. Zuvor hatte der Erzbischof von Valencia, Reinaldo del Prette, die Rücknahme eines Sicherheitsgesetzes begrüßt. Das umstrittene Dekret hätte das Zeugnisverweigerungsrecht von Priestern und das Beichtgeheimnis in Frage gestellt. (cna)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung
sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress,
Ansa, Efe,
Afp, Kipa,
Reuters, Ap,
ADN-Kronos, Upi,
Cns, Uca,
Misna, Osservatore
Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie
vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen
Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen
aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter,
sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten-
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Buchbesprechung:
Titel: Paulus von Tarsus, Archäologen auf den Spuren des Völkerapostels
Autor: Michael Hesemann
Verlag: Sankt-Ulrichs
Besprochen von P. Eberhard v. Gemmingen
In wenigen Wochen beginnt das „Paulusjahr“. Die katholische Kirche gedenkt des 2000 Todestages des Völkerapostels, auch wenn das genaue Datum nicht feststeht. Rechtzeitig dazu hat der Erfolgsautor Michael Hesemann eine allgemeinverständliche Biographie des Paulus verfasst. Der Exeget wird dazu sagen: Kritische Geschichtsschreibung ist das nicht, der Interessierte aber wird seine Freude daran haben. Hesemann hat sich auf eine Paulus-Reise begeben und erzählt, was ihm in Tarsus, in Jerusalem, in Damaskus, in Athen und Korinth bis schließlich in Rom über den ehemaligen Saulus erzählt wurde, und was er jeweils gesehen hat. Sicher wird mancher Historiker den Kopf schütteln, aber das mindert nicht die Lesefreude dessen, der schon weit gereist ist und dann auch mal auf den Spuren des Paulus wandert. Wenn das Buch dazu anleitet, einmal die echten Paulusbriefe auf Biographisches abzuklopfen, ist das schon ein Gewinn, denn für viele Christen ist ja der Paulus eher ein Stück mühsame Theologie. Das Buch macht Lust, Paulus besser kennen zu lernen.

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