Vatikan: Den „wahren” Pius XII. darstellen
Der Vatikan will Papst Pius XII. zu seinem 50. Todestag im bevorstehenden Herbst mit einem Kongress und einer Ausstellung würdigen. Am 21. Oktober beginnt im so genannten Braccio di Carlomagno auf dem Petersplatz eine Fotoausstellung über Pius XII., die auch unbekanntere Seiten des Papstes zeigt. Und vom 6. bis 8. November 2008 findet an der Päpstlichen Universität Gregoriana und an der Lateran-Universität ein Kongress über das Lehramt des Pacelli-Papstes statt, der während des II. Weltkrieges und bis 1958 auf dem Stuhl Petri saß. Ziel der Initiative sei es, Pius „würdig zu gedenken”. Für den Präsidenten des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft, den deutschen Prälaten Walter Brandmüller, geht es bei den Veranstaltungen auch darum, den Pacelli-Papst aus historisch-wissenschaftlicher Sicht ausgewogener darzustellen.
„Die Geschichtswissenschaft beschreibt und interpretiert die Päpste und das Papsttum im Allgemeinen oft aus einer politischen Perspektive. Daher möchten wir die wahre Dimension des Petrusamtes in den Mittelpunkt stellen. Denn dieses Amt bedeutet vor allem, Oberhirte zu sein, und das heißt, die Wahrheit des Evangeliums von Christus zu verkünden und als spiritueller Führer der Kirche zu wirken.”
Der Chefhistoriker des Vatikans hofft, dass die Veranstaltungen Ende 2008 bis Anfang 2009 für Historiker positive Früchte tragen werden.
„Wir hoffen sehr, dass die Erinnerungsfeierlichkeiten eines so großartigen Papstes den Wissenschaftlern einen Anstoß für weitere Forschungsarbeiten geben können, ohne dabei von Vorurteilen über sein Wirken eingenommen zu werden. Im Augenblick können die Historiker zwar nur einen gewissen Teil des Materials einsehen, doch hoffentlich bald wird alles für die Forscher zugänglich sein.”
Zur Erinnerung: Im April 2007 kam es zu Irritationen in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel wegen einer Bildunterschrift unter dem Porträt von Pius XII. in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Dort steht, dass die Haltung von Papst Pius XII. zur Judenvernichtung unter Historikern umstritten sei. Dies fasste der apostolische Nuntius in Jerusalem als Beleidigung für die gesamte katholische Kirche auf und protestierte deshalb bei den Verantwortlichen. (rv)
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Simbabwe: Mugabe nimmt Hilfsorganisationen ins Visier
Simbabwes Präsident Robert Mugabe hat internationalen Hilfsorganisationen in seinem Land den Kampf angesagt. Die Gruppen setzten seiner Meinung nach Lebensmittel als Druckmittel ein, um die Bevölkerung gegen ihn aufzuhetzen. So wurde der Staatschef am Montag in der offiziellen Zeitung „Herald” zitiert. Daher werde er die Arbeit der Organisationen genauer untersuchen. Christliche Hilfswerke wie die evangelische Organisation „Brot für die Welt” reagiert mit Bestürzung auf Übergriffe auf kirchliche Einrichtungen in Simbabwe. Vor wenigen Tagen seien mehrere Mitarbeiter von Partnerorganisationen in Simbabwe verhaftet worden, sagt der Pressereferent des Hilfswerkes, Rainer Lang.
„Nichtregierungsorganisationen werden verstärkt unter Druck gesetzt. Das gilt auch für unsere Partnerorganisationen, da sie sich einige dieser Organisationen sich auch um demokratische Rechte der Bevölkerung einsetzen. Denn bei einer demokratischen Wahl muss es ja die Möglichkeit geben, zwischen mindestens zwei Parteien wählen zu können. All dies hat nun zu Maßnahmen gegen diese unsere Partnerorganisationen geführt.”
Vor der Stichwahl um die Präsidentschaft am 27. Juni wolle die Regierung von Staatschef Robert Mugabe offenbar jegliches zivilgesellschaftliche Engagement unterdrücken, das der Opposition nützen könnte.
„Ein konkretes Beispiel hierfür: Wir haben vor wenigen Tagen von einem Übergriff auf ein ökumenisches Zentrum erfahren, in dem drei unserer Partnerorganisationen ihren Hauptsitz haben. Das war eine regelrechte Razzia. Die Polizei suchte vor allem Daten, die darauf hinweisen würden, dass sich dort Leute aufhalten, die ihre demokratische Rechte geltend machen wollen.” (rv/pm/reuters)
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Deutschland: Alte Osteuropäer im Visier
Während Westeuropa nicht genau weiß, wie es mit der EU weitergehen soll, freuen sich die Kirchen in den osteuropäischen Länder über die positiven Entwicklungen in sozialen, politischen und auch wirtschaftlichen Bereiche. Doch nicht alle profitieren davon. Vor allem ältere Osteuropäer werden immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt und haben mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. Diese Menschen stehen im Mittelpunkt des Jahresthemas des kirchlichen Hilfswerkes Renovabis. Wir haben dem Geschäftsführer von Renovabis, Gerhard Albert, gefragt, was Renovabis damit bezwecken möchte.
„Die ältere Generation in den osteuropäischen Ländern ist in ihrer großen Mehrzahl die Verliererin des Übergangs vom ehemaligen kommunistischen Regime zur heutigen Marktwirtschaft und zur offenen Gesellschaft. Das wissen viele im Westen nicht. Auch bei uns gibt es für ältere Menschen zunehmend Probleme und Not. Das lässt sich aber – so tragisch einzelne Schicksale auch sind – nicht vergleichen mit der Gesamtsituation, wie wir sie in Osteuropa finden.”
Nicht immer stoßen die „Helfer aus dem Westen” auf ein positives Feedback.
„Ich glaube in der konkreten Situation, in der sich viele Osteuropäer befinden, schwinden diese Vorbehalte. Allerdings gibt es da und dort noch Vorbehalte. Das hat vielleicht mit der konfessionellen Zugehörigkeit zu tun. Es hat aber sicherlich auch mit dem nationalen Stolz wie beispielsweise in Russland zu tun. Bis vor wenigen Jahrzehnten glaubte man dort, mit den Westlern mithalten zu können, nun aber müsste man von diesen Hilfe annehmen… Wir haben auch davon gehört, dass gerade von Deutschland zwar die Hilfe dankbar angenommen worden ist, aber es sei dennoch eine Frage des Stolzes, dass gerade die Sieger des großen vaterländischen Krieges auf die Hilfe der Verlierer angewiesen sein sollen.” (rv)
Hören Sie hier das gesamte Interview mit Gerhard Albert
Kanada: Eine Stadt im Zeichen der Eucharistie
Der 49. Internationale Eucharistische Kongress im kanadischen Quebec ist im vollem Gang. Das Treffen wird für die Orts- und die Weltkirche eine besondere Zeit des Gebets und der Besinnung sein, um das Geschenk der Heiligen Eucharistie zu feiern. Das gab das Päpstliche Komitee für die Eucharistischen Weltkongresse bekannt. Allerdings stehen auch handfeste Themen der Gegenwart zur Debatte, erzählte uns Johannes Modesto vom erzbischöflichen Ordinariat München, der in Quebec mit dabei ist.
„Der Gastgeber dieses Kongresses, also der Erzbischof von Quebec und Primas von Kanada, Kardinal Marc Ouellet, hat in der Predigt im Eröffnungsgottesdienst einen sehr starken Appell an die Weltöffentlichkeit gerichtet. Die Internationale Gemeinschaft müsse eine gemeinsam organisierte Aktion starten in Sachen Lebensmittelpreise. Die Preise sind so exorbitant gestiegen, sodass sich der Hunger in vielen Teilen der Welt immer weiter ausbreitet.”
In Quebec geht es dieser Tage auch deshalb rund, weil der Eucharistische Kongress mit dem Gedenken an den 400. Jahrestag der Gründung der Stadt Quebec zusammen fällt. Johannes Modesto bringt die Atmosphäre so auf den Punkt: Die Stadt feiert, und das ist ihr anzusehen.
„Aber Kopf steht sie nicht, doch die Teilnehmer sind sehr gut ausfindig zu machen. Sie tragen nämlich alle eine Teilnehmerkarte als Zeichen um den Hals. Die Stadtbewohner sind auch sehr über den Kongress informiert. Die großen Zeitungen hier berichten sehr ausführlich darüber und haben beispielsweise die Eröffnung prominent auf der Titelseite publiziert. Man merkt es auch in auf den öffentlichen Bussen, dass so viele Menschen am Treffen teilnehmen.”
Der Eucharistische Weltkongress endet am Sonntag mit einer Messe, bei der Papst Benedikt XVI. per Live-Schaltung predigen wird. (rv)
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Deutschland: Katholikinnen heute
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hat sich ein neues Leitbild gegeben. Das von der KFD-Delegiertenversammlung am Wochenende in Mainz beschlossene Leitbild steht unter dem Motto „KFD – leidenschaftlich glauben und leben”. Als Ziel formuliert der Verband eine gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche. Derweil wurde die Rechtsanwältin und ehemalige CDU-Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag Maria Theresia Opladen zur neuen Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands gewählt. Nach ihrer Wahl sagte Opladen gegenüber dem Kölner Domradio, es sollte Aufgabe eines Frauenverbandes sein, Frauen Mut zu machen, ihre Ziele erreichen zu können.
„Ich möchte, dass wir uns als katholischer Verband verstärkt in die gesellschaftspolitische Debatte in unserem Land einschalten. Wir haben ja genügend Themen. Die Umbrüche, die uns bevorstehen, werden eminent sein. Und ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass wir gerade aus unserer katholischen Frauensicht heraus dort Akzente setzen. Nehmen wir die Situation der Familie: Die ist ja stark in der Diskussion. Es geht hier um die Betreuung von Kindern und die Fragen des Kindeswohls. Dann natürlich Frauenthemen, wie der Wiedereinstieg in den Beruf.”
Die Rolle der Frau in der Kirche bleibe „selbstverständlich” weiterhin das zentrale Thema des Vereins.
„Innerhalb der Kirche hat der KFD erreicht, dass Mädchen am Altar dienen dürfen. Ich finde es besonders gut, dass Frauen im Netzwerk „Diakonat der Frau” auch auf einen Leitungsdienst vorbeireitet werden können, da wird man eine Entwicklung sicher noch sehen müssen. Besonders schön finde ich - das haben wir beim letzten Katholikentag in Osnabrück auch gesehen - dass die Perspektive von Frauen auf Katholikentagen in eigenen Zentren thematisiert werden kann. Wir haben in der Gesellschaftspolitik erreicht, dass die Vergewaltigung in der Ehe ein Straftatbestand geworden ist. Und ganz neu ist, dass mehrere katholische Verbände – maßgeblich auch unter Beteiligung der KFD – ein neues Rentenmodell entwickelt haben. Das findet jetzt gerade Eingang in die Politik.”
Nach eigenen Angaben ist die KFD mit rund 620.000 Mitgliedern der größte Frauenverband und der größte katholische Verband in Deutschland. (domradio/rv/kna)
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AUS UNSEREM ABENDPROGRAMM:
Brasilien: Bauernaufstand gegen Agrarindustrie
Die katholische Kirche in Brasilien sorgt sich über die Lage der Kleinbauern und landlosen Landarbeiter. Die Bauern kämpfen seit Jahrzehnten für die Umsetzung einer Landreform. Doch nicht nur sie leiden unter der Übermacht der Agrarindustrie - Tausende von Arbeitern werden von Großgrundbesitzern wie Sklaven gehalten.
Sie leben in Hütten aus schwarzen Plastikplanen, direkt am Straßenrand. In vielen Regionen gibt es ganze Dörfer davon, ihre Bewohner sind landlose Bauern. Sie warten darauf, dass die Regierung ihnen Land zur Bebauung zuteilt. Der Dominikanerpater Henri Burin des Roziers ist Anwalt und Mitglied der pastoralen Kommission für den Landbesitz in Brasilien. Seit mehreren Jahren setzt er sich für die Landlosen Kleinbauern in Südamerika ein.
„Es ist nicht das erste Mal, dass die Kleinbauern demonstrieren. Nach eigenen Angaben wollten sie friedlich für mehr Einsatz der Regierung bei der Zuteilung von Boden im Zug der versprochenen Agrarreform protestieren. Die Armut der Bauern ist Folge der Struktur der brasilianischen Landwirtschaft, in der sich eine industrielle Produktion durchgesetzt hat - das Agrobusiness.” (rv)
Hören und lesen Sie hier den Beitrag von Mario Galgano
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Der Heilige Stuhl hat den Kosovo nicht als unabhängigen Staat anerkannt und plant auch nicht, dies in naher Zukunft zu tun. Das sagte Kurienkardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, der russischen Wochenzeitung „Itogi. Kasper hatte Ende Mai Russland besucht und war mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Alexij II., zusammengetroffen. Der Vatikan verstehe die Betroffenheit Russlands und der orthodoxen Kirche in Bezug auf das Kosovo-Problem, erklärte der Kardinal. „“Wir verstehen auch, dass der Kosovo die Wiege der serbisch-orthodoxen Kirche ist”, betonte Kasper. Der Heilige Stuhl trete für die Rechte der Minderheiten in sozialer, religiöser und kultureller Hinsicht ein. Die Serben im Kosovo seien in der Ausübung dieser Rechte „ernsthaft beschränkt”, hielt der Kardinal laut „Itogi” fest. (kap)
Salvatore Fisichella wird neuer Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben. Der Rektor der Lateran-Universität und bisherige Weihbischof für Rom wird damit gleichzeitig Erzbischof. Papst Benedikt XVI. ernannte den 56-Jährigen an diesem Dienstag zum Nachfolger von Erzbischof Elio Sgreccia. Der Bioethik-Experte wurde vor einer Woche 80 Jahre alt und hat dem Papst seinen Rücktritt aus Altersgründen angeboten. Der Fundamentaltheologe Fisichella gilt in verschiedenen Grenzfragen einschließlich der Bioethik als kompetent. Er ist Mitglied der vatikanischen Glaubenskongregation und zudem Parlamentsseelsorger, weshalb er viele Kontakte zu italienischen Politikern unterschiedlicher Lager unterhält. (rv)
Vatikan/Vietnam
Eine Vatikan-Delegation hat mit der vietnamesischen Regierung über Bischofsernennungen, die Rückgabe kirchlichen Eigentums und Religionsfreiheit gesprochen. Die Gruppe unter Pietro Parolin, dem Untersekretär des Heiligen Stuhls für die Beziehungen zu den Staaten, hatte in den vergangenen Tagen das ostasiatische Land bereist und ist an diesem Montag nach Rom zurück gekehrt. Einer Mitteilung aus dem Vatikan zufolge fanden die Gespräche mit dem Regierungsbüro für religiöse Angelegenheiten „in einem offenen und herzlichen Klima” statt. Mit dem vietnamesischen Vizepremier und Außenminister Pham Gia Khiem sprach die Vatikan-Delegation über eine von beiden Seiten gewünschte Normalisierung der bilateralen Beziehungen. Eine speziell eingerichtete Arbeitsgruppe solle dazu in Kürze ihre Arbeit aufnehmen und „Zeiten und Modalitäten” festlegen. Vietnam gehört zu den wenigen Ländern, zu denen der Heilige Stuhl bisher keine diplomatischen Kontakte unterhält. Mit dem Präsident des Volkskomitees in der Hauptstadt Hanoi sprachen die Vatikanvertreter über die delikate Angelegenheit der Rückgabe des Nuntiaturgebäudes, für die Anfang des Jahres Katholiken wochenlang demonstriert hatten. Beide Seiten seien sich einig gewesen, weiterhin an einer „Aufhellung des Klimas” arbeiten zu wollen und „von Maßnahmen Abstand zu nehmen, die den gegenteiligen Effekt haben können”. Den lokalen Autoritäten von Qang Tri dankte die Delegation aus dem Vatikan für die Entscheidung, der Kirche ein Grundstück rund um das Marienheiligtum von La Vang zurückgeben zu wollen. Bei einem Besuch des Wallfahrtsortes überreichte Parolin eine Monstranz als Geschenk Papst Benedikt XVI. (rv)
Europa
Deutschland
In der Führungskrise an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) hat der zuständige Bischof Gregor Maria Hanke am Montag zum Befreiungsschlag angesetzt. Mit sofortiger Wirkung beurlaubte er Rektor Gottfried von der Heydte und betraute eine Prüfungsgesellschaft mit der Durchleuchtung der internen Abläufe einschließlich Geschäfts- und Kassenführung. Von der Heydte war im November 2006, vier Wochen vor Hankes Bischofsweihe, mit einem unbefristeten Vertrag ausgestattet worden. In einer an diesem Dienstag veröffentlichten Medienmitteilung schreibt Bischof Hanke, dass die Untersuchungen soeben erst begonnen haben und es sei bereits jetzt ein erheblicher Umfang absehbar. Die Ergebnisse dieser neutralen Prüfung sollen dazu beitragen, dass der neuen Hochschulleitung, den Hochschulgremien und dem Träger alle erforderlichen Informationen für den künftigen gemeinsamen Reformprozess an der Universität Eichstätt-Ingolstadt als Gestaltungsgrundlage vorliegen. Die Stiftung gehe davon aus, dass diese verschiedenen Maßnahmen dazu beitragen werden, dass die universitäre Selbstverwaltung gestärkt aus dem Prozess hervorgehe, so Hanke. Sie bedaure ausdrücklich, dass es gerade in der jüngsten Vergangenheit gegenüber den an der Hochschule tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern offensichtlich an der notwendigen und erforderlichen Transparenz der hochschulinternen Abläufe und Fakten gefehlt habe. Bis zur Wahl eines neuen KU-Präsidenten Anfang 2009 werden ab 1. Juli zwei externe Fachleute die Hochschule kommissarisch führen: Die Leitung hat der frühere Rektor der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, Rudolf Fisch. Der Spezialist für Wissenschaftsmanagement und Organisationsabläufe wird unterstützt vom Dresdener Historiker Gert Melville, der seit 2004 auch ständiger Gastprofessor in Eichstätt ist. Die Führungskrise an der Universität war sichtbar geworden, als der Bischof Anfang Mai den am 30. Januar vom Hochschulrat zum Präsidenten gewählten Religionspädagogen und Manager Ulrich Hemel nicht ernannte und dafür mangelndes Vertrauen als Grund angab. Die KU ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum, sie wird von den sieben bayerischen Diözesen getragen. (pm/kna)
Der Augsburger Bischof Walter Mixa und der Geschäftsführer der diözesanen Mediengruppe, Dirk Hermann Voß, haben an diesem Dienstag den Startschuss das Internetfernseh-Portal „katholisch1” gegeben. Hinter dem Projekt steht die Augsburger Mediengruppe Sankt Ulrich Verlag. Unter www.katholisch1.tv ist das gleichnamige TV-Nachrichten-Magazin nun auch rund um die Uhr online zu sehen. Pro Tag werden zwei Sendungen produziert: Nach den Nachrichtensendungen folgt eine „Lesetippsendung für Christen”. Bischof Mixa betonte, das neue Angebot solle kirchlich interessierten Zuschauern eine zuverlässige Informationsquelle im Zukunftsmedium Internet bieten. (pm)
Die Deutsche Bischofskonferenz schaltet eine eigene Webseite zum Paulusjahr frei. Unter www.dbk-paulusjahr.de sind ab sofort Grundinformationen über Paulus, seine Schriften und zahlreiche Themenvorschläge und Praxishilfen abrufbar. Anlass ist die 2000-Jahrfeier der Geburt des Völkerapostels und das dazu von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Jubiläumsjahr vom 28.Juni 2008 bis zum 29. Juni 2009. In dieser Zeit sollen nicht nur die Person des heiligen Paulus, seine Tätigkeiten und seine zahlreichen Reisen, sondern auch seine Lehre und Spiritualität neu entdeckt werden, schreiben die Bischöfe in einer Mitteilung an die Presse. Auf der Internetseite gibt es außerdem Literatur- und Materialhinweise, bibelpastorale und liturgische Anregungen sowie diözesane und überdiözesane Veranstaltungstermine und aktuelle Nachrichten. (pm)
Die Verhandlungen über den Bau eines christlichen Zentrums im türkischen Tarsus laufen weiter. „Kardinal Joachim Meisner hat den Wunsch, dass am Geburtsort des Apostels Paulus dauerhaft ein Begegnungszentrum und eine Kirche entstehen”, sagte der Sprecher des Erzbistums Köln, Stephan Georg Schmidt, am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA. In Tarsus wird am Samstag mit einem ökumenischen Gottesdienst das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Paulus-Jahr 2008 eingeläutet. Eingeladen ist auch der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Meisner hatte ihn im Vorfeld um Unterstützung für den Kirchenbau gebeten. Mitte April erhielt er eine erste Antwort Erdogans, die aber noch nicht den „Erwartungen und Hoffnungen der katholischen Kirche” entspräche, so Meisner. Im Herbst will der Kölner Erzbischof dann mit einer Delegation der Deutschen Bischofskonferenz in die antike Hafenstadt reisen. (kna)
Österreich
Die österreichischen Bischöfe unterstützen die Arbeit von „Hospiz Österreich” mit einer Spende in Höhe von 70.000 Euro. Das Geld für den Dachverband stammt aus dem Erlös der erfolgreichen CD-Produktion „Wer singt, betet doppelt”. Auf dem Tonträger singen Österreichs Bischöfe 24 heimische Marienlieder. Die CD war vor dem Papstbesuch im vergangenen Jahr aus Anlass des 850-Jahr-Jubiläums von Mariazell im steirischen Marienheiligtum aufgenommen worden. Es war das erste Mal weltweit, dass eine Bischofskonferenz als Gesangsgruppe in Erscheinung getreten ist. Die Präsidentin des „Hospiz Österreich”, Waltraud Klasnic und ihre Vorgängerin Schwester Hildegard Teuschl CS, werden die Spende am Mittwoch in Mariazell übernehmen. Die Österreichische Bischofskonferenz hält dort derzeit ihre Sommervollversammlung ab. Die rund 200 österreichischen Hospiz- und Palliativorganisationen haben nach Eigenangaben im Jahr 2007 rund 16.000 sterbende Menschen begleitet. (kap)
Schweiz
Der Bischof von Chur und die Zentralkommission der Römisch-katholischen Zürcher Landeskirche haben sich zu einem Gedankenaustausch getroffen. Die Kommission ist für finanzielle Fragen zuständig. Bei dem Treffen ging es um die Wahl eines neuen Generalvikars. Dabei wurden zahlreiche Themen der künftigen Zusammenarbeit angesprochen, etwa Personalfragen, Organisationsstruktur und wechselseitige Information, hieß es im Anschluss in einer gemeinsamen Mitteilung. Der letzten September zum Bischof von Chur geweihten Huonder hatte im Februar die Bistumsleitung neu formiert. Der Kanton Zürich untersteht dem Bistum Chur seit 1819, als das ehemalige Bistum Konstanz in Auflösung begriffen war, nur administrativ und wünscht sich vor Ort einen eigenen Generalvikar. (ap/pm)
Beihilfe zum Selbstmord darf nicht zum Geschäft werden und soll deshalb in der Schweiz verboten werden. Damit soll auch der Sterbetourismus verhindert werden. Dies verlangt das Parlament des Kantons Aargau mit einer beschlossenen Standesinitiative zuhanden des eidgenössischen Parlaments. Das kantonale Parlament hieß die Standesinitiative gemäß der Schweizer Depeschenagentur am Dienstag, mit 116 zu 1 Stimmen gut, sagte eine Parlamentarierin. (kipa)
Der Generaldirektor von Nestlé Schweiz in den Stiftungsrat des Hilfswerks Evangelischer Kirchen Schweiz (HEKS) gewählt worden. Neben seiner internationalen Erfahrung seien vor allem das bisherige berufliche, kirchliche und soziale Engagement von Roland Decorvet „glaubwürdiger Grund für seine Wahl”, so der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), Thomas Wipf. In einem anschließenden Referat definierte der erste und bisher einzige protestantische Tessiner im Ständerat, Dick Marty, die Position der Kirche in Zeiten von Fundamentalismus und Terrorismus. Die ständige Bedrohung habe zur allgemeinen Abwertung der Werte der Menschlichkeit geführt, so Marty. Die Kirche hätte zwar nicht das Monopol über die ethischen Werte, doch sie habe eine „Wächterfunktion” über das Wertesystem, das schlussendlich Menschlichkeit ausmache. (pm)
Italien
In Südtirol laufen die Vorbereitungen für den Sommerurlaub von Papst Benedikt. Das Kirchenoberhaupt wird vom 28. Juli bis 11. August im Priesterseminar von Brixen wohnen. Die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen und zivilen Behörden sei hervorragend, versicherten Bürgermeister Albert Pürgstaller und Diözesan-Koordinator Thomas Stürz am Montag bei einer Pressekonferenz in Brixen. Die einzigen öffentlichen Papst-Termine werden in dieser Zeit die Angelus-Gebete an den beiden Sonntagen auf dem Domplatz von Brixen sein. Der Zutritt zu dem Platz, der rund 9.000 Personen fasst, sei nur mit einer kostenlosen Zugangskarte möglich. Bisher lägen schon 8.000 Anmeldungen vor, so das Ordinariat in Bozen. Benedikt XVI. werde sogar den gleichen Raum bewohnen, in dem er schon als Kardinal zehn Mal seinen Urlaub verbrauchte, hieß es weiter. Allerdings wird das Priesterseminar während des 15-tägigen Aufenthaltes mit einem Zaun umgeben sein. Keine Auskunft wollten die Organisatoren zu den geplanten Ausflügen geben. Man habe etliche Ziele in der Umgebung sondiert, die Entscheidung treffe letztlich allein der Papst. (kna)
Serbien
Die Universität der serbischen Stadt Nis wird in diesem Jahr eine orthodoxe theologische Fakultät bekommen. Das hat der Senat der Universität beschlossen. Das Studienkonzept orientiert sich an dem der Universität Belgrad, wobei auch Erfahrungen ähnlicher Fakultäten in Russland, Griechenland, Rumänien und Bulgarien berücksichtigt werden. Als Studienrichtungen sind „Allgemeine Theologie” und Religionspädagogik vorgesehen. Die Stadt Nis hat eine hohe gesamtkirchliche Bedeutung, weil hier - im einst römischen Naissus - um das Jahr 280 Kaiser Konstantin der Große geboren wurde. Der Kaiser leitete die offizielle Christianisierung des Römischen Reiches ein. (kap)
Afrika
Ägypten
Die Koptische Kirche hat an Präsident Hosni Mubarak appelliert, für die Sicherheit von Christen zu sorgen. Nach dem Mord an vier Christen in Kairo am 28. Mai haben sich die Spannungen zwischen Muslimen und Christen weiter verschärft. Bewaffnete Muslime griffen am 31. Mai ein Kloster in der rund 210 Kilometer südlich von Kairo gelegenen Ortschaft Deir Abu Fana in der Provinz Minya an. Drei Mönche wurden verschleppt, misshandelt und zum Teil schwer verletzt, bevor sie befreit werden konnten, teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen mit. Einen anschließenden friedlichen Protestmarsch von rund 300 Kopten habe die Polizei unter Einsatz von Schusswaffen aufgelöst. – Christen stellen schätzungsweise rund acht Prozent der etwa 79 Millionen ägyptischen Staatsbürger. In ihrer Mehrheit sind die Christen Kopten, vor allem orientalisch Orthodoxe. Es gibt aber auch einige koptische Katholiken. Die griechisch-orthodoxen, griechisch-katholischen und protestantisch-arabische Christen bilden jeweils kleine Gemeinschaften. (idea)
Sambia
Die Bischöfe in Sambia dringen auf eine transparent durchgeführte Stichwahl im Nachbarland Simbabwe. Das Land stehe kurz vor dem politischen Ruin und an der Schwelle zum wirtschaftlichen Kollaps, schreiben die Bischöfe Sambias in einem Hirtenbrief. Auch sei die organisierte Gewalt der Nach-Wahl-Periode völlig inakzeptabel. Die angrenzenden Staaten sollten Flüchtlinge aus Simbabwe mit Gastfreundschaft aufnehmen. An die Bevölkerung appellierten die Kirchenführer, Standfestigkeit auf dem Weg zu mehr Demokratie zu zeigen. (pm)
Amerika
Vereinigte Staaten
In Kalifornien haben Kardinal Roger Mahony und sieben weitere römisch-katholische Bischöfe ihre Ablehnung der „Trauung” von gleichgeschlechtlichen Partnern bekräftigt. Die Ehe von Mann und Frau habe einen einzigartigen Platz in Gottes Schöpfung, erklärten die Kirchenmänner der Zeitung „Los Angeles Times” zufolge. Hingegen lud der Bischof der anglikanischen Diözese von Kalifornien, Marc Handley Andrus, alle Paare – ob homo- oder heterosexuell – ein, ihren Bund kirchlich segnen zu lassen. Die Diözese bemühe sich um eine vollständige Einbeziehung von Homo-, Bi- und Transsexuellen. Die anglikanische Episkopalkirche in den USA hat öffentliche Segnungen gleichgeschlechtlicher Partner nicht genehmigt. Im US-Bundesstaat Kalifornien ist es seit diesem Montag für lesbische und schwule Partner erlaubt, einander vor Standesbeamten das Ja-Wort zu geben. (idea)
Peru
Drogenhandel und Kriminalität seien zwei Geiseln der Menschheit. Das betonen mehrere Bischöfe Perus in einem Hirtenbrief. Die Drogenproduktion zerstöre mit den Bioreservaten der Amazonasregion die „Lunge des Planeten” und bedrohe das Leben von Millionen von Menschen. Die Oberhirten der Sierra Central-Region verurteilen scharf jegliche Zusammenarbeit mit Drogenhändlern sowie die Korruption im Land. Regierung, Kirche und soziale Gruppierungen sollten gemeinsam an einer Lösung der Probleme arbeiten. (rv)
Argentinien
Mehrere Bischöfe des Landes haben im Streit zwischen Regierung und Bauern um höhere Abgaben zum Dialog aufgerufen. Die Oberhirten der am stärksten betroffenen Region Entre Rios warnen vor einer sozialen Zerfall der argentinischen Gesellschaft. In einer gemeinsamen Erklärung appellieren sie an die Verantwortlichen, „mit Vernunft und Gerechtigkeit” das Gemeinwohl zu sichern. Anfang der Woche war bei einer Straßenblockade ein bekannter Bauernführer festgenommen worden. Die Landwirte hatten drei Monate lang vergeblich gegen die Erhöhung von Steuern auf Soja- und Getreideexporte im März gestreikt. (rv)