EU: Bischofskommission, „Flüchtlingsrichtlinie inakzeptabel“
Am Mittwoch hat das EU-Parlament die umstrittene Richtlinie zur Abschiebung illegaler Einwanderer verabschiedet. Die Abschiebehaft kann im Regelfall bis sechs Monate, in Ausnahmefällen bis zu eineinhalb Jahre dauern. Außerdem ist in bestimmten Fällen ein Wiedereinreise-Verbot für die Dauer von fünf Jahren vorgesehen.
Schon im Vorfeld hatten Menschenrechtsorganisationen und auch der Vatikan heftige Kritik an dem Vorhaben geübt. Am 30. Mai hatte der Präsident der EU-Bischofskommission (COMECE), Adrianus Van Luyn, einen Brief an die Mitglieder des Europäischen Parlaments gesandt, um seine Bedenken gegen die neue Richtlinie geltend zu machen. Johanna Touzel ist Pressesprecherin der COMECE. Sie hält diesen nun „verabschiedeten Kompromiss” für inakzeptabel: „Ich glaube, diese neuen Maßnahmen sind auch ein bisschen symbolisch. Das ist zur Zeit der Trend in der Union. Die Mitgliedsstaaten der EU und auch die kommende französische EU-Ratspräsidentschaft möchten das Signal geben, dass Europa eine geschlossene Festung ist und möchte auf jeden Fall vermeiden, dass große Wellen von Migranten nach Europa kommen.”
Zwei Jahre haben die EU-Staaten jetzt Zeit, die Richtlinie aus Brüssel in nationales Recht umzusetzen. Die EU-Bischöfe hoffen, dass die Länder den neuen Spielraum nicht ausnutzen und Flüchtlinge nicht so lange einsperren.
„Wir appellieren an die Christen in den einzelnen Staaten, aufmerksam zu sein und die Politik zu beobachten und weiterhin Migranten mit Würde zu behandeln. Wir werden jedenfalls als Kirche sehr aufmerksam sein, wie diese Richtlinie umgesetzt wird.”
Europa dürfe sich nicht nur aus humanitären Gründen den Flüchtlingen verschließen, sagt Touzel.
„Vielleicht ist es das falsche Signal, weil unsere europäische Union eigentlich Migranten braucht – aus ökonomischen und demographischen Gründen. Migration ist ein Teil der Lösung für das alternde Europa.”
Im EU-Parlament stimmten Grüne, Kommunisten und ein Teil der sozialistischen Fraktion gegen das Vorhaben. Die Richtlinie muss nun noch vom Ministerrat abgesegnet werden, was in Kürze geschehen soll. (rv/afp)
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Vatikan: Positives Verhältnis zur Wissenschaft
Erzbischof Salvatore Fisichella will ein positives Verhältnis zur Wissenschaft. In Fragen des Lebens dürfe es keine Alleingänge geben, forderte der neu ernannte Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben. Für eine „universale Kultur des Lebens” erinnerte der Fundamentaltheologe im Gespräch mit Radio Vatikan an die grundlegenden Menschenrechte: „Wir müssen die grundlegenden Prinzipien des Naturrechts neu entdecken. Im 60. Jahr nach der Erklärung der Universalen Menschenrechte ist die Betonung des Naturrechts sozusagen obligatorisch, denn diese Rechte wurden in dem Bewusstsein formuliert, dass es Prinzipien gibt, die über Konfessionen, Ethnien oder politische Anschauungen hinausgehen und einen gemeinsamen Nenner haben, der jede Person überall auf der Welt angeht.”
Die Wissenschaft müsse in Fragen des Lebens anerkennen, dass sie keine endgültige Antwort auf das Suchen der Menschen geben könne, so Fisichella.
„Die Wissenschaft ist ein Instrument und eine der wichtigsten Errungenschaften des Menschen. Wir müssen daher zu einem positiven Miteinander zurückfinden, müssen aber den Forschern auch verständlich machen können, dass niemand von uns an die Stelle des Schöpfers treten kann.”
Der Fundamentaltheologe Salvatore – genannt Rino - Fisichella folgt als Präsident der Akademie für das Leben auf Bischof Elio Sgreccia, der aus Altersgründen abtritt. (rv)
Hier geht’s zu einem längeren Beitrag mit Erzbischof Fisichella von Birgit Pottler
Vatikan: Beratungen über „Krise des Politischen”
Der Heilige Stuhl beschäftigt sich mit der Krise des Politischen. Am Freitag beginnt im Vatikan dazu ein zweitägiger Kongress, an dem etwa 60 Politiker und Fachleute aus der ganzen Welt teilnehmen. Wir haben mit Kardinal Renato Raffaele Martino gesprochen, dem Präsidenten des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, der das Treffen ausrichtet.
„In der Tat kann man sagen, dass die Politiker die ersten sind, die an dieser Krise des Politischen zu leiden haben. Ihre Ursache hat sie, wie der Papst betont hat, in der Krise der „politischen Vernunft”. In der Unfähigkeit also, das Naturrecht als gegeben anzuerkennen. Folglich wird nicht mehr anerkannt, dass es eine allen Menschen gemeinsame Vernunft gibt, zumindest in den großen Wertorientierungen. Deswegen ist es so dringend, von Seiten der Kirche auf die Existenz unverfügbarer Rechte hinzuweisen, die nicht verhandelbar sind, und zwar auch in einer Situation des kulturellen Pluralismus, die ja unsere Zeit kennzeichnet.”
Auch das Thema „Laizität” steht auf der Agenda, in vielen Ländern ein kontrovers diskutierter Begriff. Der Kongress will eine positive Deutung versuchen.
„Laizität liegt im Prinzip der Autonomie begründet, und die wird wiederum begründet durch die einzige expliziten Äußerung Jesu zu einer sozusagen „politischen und sozialen Theorie”, wenn er nämlich den Streit schlichtet um den Tribut, der dem Kaiser zu zahlen ist. Es geht also darum, ein rechtes Verhältnis zu schaffen zwischen der Sphäre des Glaubens und der Welt, und zwar in der Perspektive, wie sie der Papst in seiner Enzyklika „Deus Caritas est” angibt. Dort spricht der Papst in Sachen Staat-Kirche-Verhältnis von zwei unterschiedenen Sphären, die aber in gegenseitiger Wechselbeziehung stehen.”
Das vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden organisierten Treffen steht unter dem Motto „Politik, anspruchsvolle Form der Nächstenliebe”. Es nehmen u.a. teil der Politikwissenschaftler und Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, Andrea Riccardi, der US-Parlamentarier Chris Smith und die Außenministerin des Gabun Laure Olga Gondjout. (rv)
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Vatikan: „Nicht eindimensional leben!”
Gebet und Stille brauchen nach den Worten von Papst Benedikt XVI. einen festen Platz im Leben. “Wer Gott auslässt, der tut nicht mehr das Richtige”, sagte der Papst am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Wer sich allerdings nur dem Ewigen widmen wolle, der vernachlässige auch die Verantwortung für seine Mitmenschen. Man müsse sich Zeit für Gott nehmen, der die Maßstäbe für das Leben gebe. An diesen solle sich das Handeln ausrichten. Durch regelmäßiges Beten könnten die täglichen Aufgaben ihren wahren Sinn erhalten und zu einem Ausdruck der Hingabe an Gott und die Mitmenschen werden, so Benedikt XVI.
Benedikt XVI. sprach bei der Generalaudienz über den Heiligen Isidor. Er gilt als der letzte Kirchenvater der christlichen Antike. Hier Benedikts Worte in deutscher Sprache.
„Heute möchte ich über den heiligen Isidor von Sevilla sprechen, der als der letzte Kirchenvater des christlichen Altertums gilt. Isidor war der jüngere Bruder von Leander, dem Erzbischof von Sevilla, dem er im Jahr 599 als Bischof von Sevilla nachfolgte. Wie wir es neulich von Papst Gregor dem Großen gehört haben, musste sich auch Isidor trotz seiner Neigung zum wissenschaftlichen und beschaulichen Leben mit vielen politischen und administrativen Fragen auseinandersetzen in einer unruhigen Zeit, in der die Westgoten Spanien besetzt hatten, das lateinische Erbe – die Bevölkerung aus der römischen Zeit – und die neue, wie man sagte, „barbarische” Welt aufeinander trafen und zur Einheit finden mussten, die schließlich gefunden wurde, als der westgotische Thronfolger Hermengild sich zum Katholizismus bekehrte. In all diesen Wirren musste er Stifter der Einheit sein und sich um das Zusammenwachsen dieser neuen Gesellschaft sorgen. Trotzdem blieb er ein betender Mensch und auch ein Mensch, der sich viel um Kultur und Wissenschaft gemüht hat. Er hat ein reichhaltiges Werk hinterlassen: Seine Werke bilden eine umfängliche, wenn auch nicht systematische Sammlung des heidnischen, christlichen und jüdischen Wissens seiner Zeit, das er angesichts der politischen Umwälzungen für seine Gläubigen und für die Nachwelt erhalten wollte. Daraus möchte ich eine wichtige Lehre über den inneren Zusammenklang zwischen Beschauung und Aktivität herausgreifen, in der er seine eigene Erfahrung zusammenfasst. Er warnt die Menschen davor, „eindimensional” zu leben und empfiehlt statt dessen einen Mittelweg: nicht nur Betrachtung, Beschauung, Studium, Wissenschaft betreiben, aber auch nicht nur Aktion und Aktivismus, sondern beides in der rechten Weise miteinander verbinden. Wer Gott in seinem Leben auslässt, weil er so viel zu tun hat, der tut am Schluss auch nicht mehr das richtige. Und wer sich nur dem Ewigen widmen will, der vernachlässigt, dass er ein Mensch ist mit Verantwortung für die Menschen seiner Zeit. Isidor sieht das Vorbild für diese Synthese in Jesus Christus selbst, der sich dem Wirken für die Menschen in der Predigt, im Helfen und Heilen hingegeben hat, der aber nächtens im Gebet beim Vater war. So, in dieser Weise – sagt er uns – sollen wir Christus nachahmen: dass wir Zeit für Gott haben und von ihm uns die Maßstäbe des Lebens geben lassen, aber von diesen Maßstäben her dann auch wirklich Verantwortung für das Leben in dieser Welt übernehmen.
Mit Freude begrüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher hier auf dem Petersplatz. Einen besonderen Gruß richte ich an die Wallfahrer der Suchthilfeeinrichtungen des Deutschen Ordens und natürlich auch an die Marianische Kongregation aus Köln. Achten auch wir darauf, dem Gebet und der Stille einen festen Platz in unserem Tagesablauf einzuräumen, damit unsere zahlreichen Aufgaben einen tiefen Sinn, eine Mitte erhalten und zu einem Ausdruck der Hingabe an Gott und unsere Mitmenschen werden. Der Herr segne euch und eure Familien.“
Als Schutz gegen die römische Sonne setzte Benedikt XVI. einen breitkrempigen roten Hut auf, als er zum Abschluss der Audienz einige Pilger begrüßte. Mit einem solchen „Saturno” hatte er bereits im vergangenen Sommer die Aufmerksamkeit von Fotografen erregt. (rv)
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AUS UNSEREM ABENDPROGRAMM:
Italien: Pastor und Gemeinde müssen Brücken bauen
Am Sonntag ist im Rahmen eines Gottesdienstes in der evangelischen Christuskirche Matthias Fricke-Zieseniß verabschiedet worden. In diesem Sommer endet für den Pastor sein Dienst für die kleine evangelische Gemeinde in Rom. Oliver Neumann sich mit ihm über seine Erfahrungen in Rom unterhalten.
Die römische Luft atmete Matthias Fricke-Zieseniß bereits zwei Jahre lang als Stipendiat. Eine hilfreiche Erfahrung, sagt er heute, denn fast zehn Jahre später, im April des Jahres 2003, übernahm er als Pastor die Leitung der deutschen, evangelischen Gemeinde in Rom.
Unterricht an der Deutschen Schule Rom, die Mitarbeit in der evangelischen Kirche von Italien und der Kirchensynode prägten neben der Gemeindeseelsorge seinen Arbeitsalltag in der Via Sicilia. In diesem Sommer geht es für den Pastor und seine Familie wieder zurück nach Norddeutschland, wo Fricke-Zieseniß schon vor seiner Zeit in Rom tätig war.
„Ich werde in den Raum Hannover gehen und dort einen Funktionsdienst übernehmen, aber keine Gemeinde. Welche Funktion genau, weiß ich noch nicht. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass ich verändert zurückkehre. Wenn man aufbricht, dann bricht man auch auf, weil man über den Gartenzaun gucken möchte. Mich hat Ökumene interessiert, mich hat Diaspora interessiert und ich liebe das Land und seine Menschen und gehe bereichert zurück. Es ist – allein auf die Ökumene bezogen - ein Maß an Vielfalt zu erleben wie wohl in kaum einer anderen Stadt dieser Welt. Es gibt keine Konfessionen, keine Bewegungen, keine Orden, die nicht ein Hauptquartier, eine Dependance in Rom haben. Entsprechend vielfältig sind die Kontakte, und groß ist auch die Freunde über die Begegnung, die in der Regel nicht nur interkonfessionell ist, sonder auch interreligiös.”
Gerade die Vielfalt macht Ökumene in Rom besonders. Auch wenn er beim Miteinander nicht nur an den Vatikan denkt, so hat sich Matthias Fricke-Zieseniß über den Katholizismus in der Papststadt ein eigenes Bild geschaffen.
„Die katholische Kirche ist, das ist ein Eindruck den ich mitnehme, kein monolithischer Block. Die katholische Kirche ist sehr heterogen. Wenn man den Bogen spannt von relativ säkularisierten Italienern, die noch katholisch sind, über die Ortspfarreien mit ihren Chancen und Schwierigkeiten, über die Orden, die Ebene der Diözese Rom oder Bewegungen wie die Fokolar-Bewegung oder Sant’Egidio, es sind alles regelmäßige Gesprächspartner für mich und ich bin es für sie. In allen Bereichen des katholischen Lebens gibt es aufgeschlossene Brüder und Schwestern, die Wert auf Kooperation legen und die die Meinung teilen, dass die Zeiten vorbei sind sollten, in denen wir mit dem Gesangbuch gegeneinander antreten.”
Besonders die christlichen Kirchen sollten nicht miteinander streiten, mein Pastor Zieseniß. Als Teil von rund 7.000 evangelisch-lutherischen Christen in Italien sieht er die Aufgaben der römischen 300-Seelen-Gemeinde bildlich im Bau von tragfähigen Bücken und dem Pflegen und Schaffen von Freundschaften. Aufgaben, an denen sicherlich auch sein Nachfolger weiter arbeiten wird. (rv)
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt XVI. hat Gerard Johannes Nicolaus de Korte (53) zum neuen Bischof von Groningen-Leeuwarden ernannt. De Korte war bisher Weihbischof in Utrecht. Er folgt Willem Jacobus Eijk (54) nach, der im Januar zum neuen Erzbischof von Utrecht und damit zum niederländischen Primas befördert worden war. De Korte ist 1955 in Vianen geboren und studierte Theologie in Utrecht. Nach der Priesterweihe 1987 war er Vize-Rektor und dann Rektor im Ariens-Konvikt von Utrecht und Pfarrer der Kathedralkirche. 2001 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Weihbischof. Das Bistum Groningen-Leeuwarden zählt rund acht Prozent Katholiken unter 1,2 Millionen Einwohnern. (rv)
Vatikan/Niederlande
Papst Benedikt XVI. hat einige Bistümer auf dem Balkan neu geordnet. So hat er in Serbien das Doppelbistum Srijem und Djakovo getrennt und einen eigenen Bischof für Srijem ernannt. Die Neuordnung betrifft auch Kroatien. Dort hat der Papst die neue Kirchenprovinz Djakovo-Osijek für Slawonien errichtet und die bisher dazugehörenden Gebiete von der Kirchenprovinz Zagreb abgetrennt. Suffraganbistümer zur neuen slawonischen Kirchenprovinz sind das kroatische Pozega und das neu errichtete Bistum Srijem in Serbien. (rv)
Europa
Europäische Union
Die UN-Berichterstatterin für Religions- und Glaubensfreiheit, Asma Jahangir, hat vor dem Europaparlament zum interreligiösen und interkulturellen Dialog auf allen Ebenen aufgerufen. Es dürften nicht nur Religionsführer auf höchster Ebene zusammenkommen, forderte Jahangir am Mittwoch vor den Abgeordneten in Straßburg. Den Dialog müssten auch die Gläubigen selbst führen. Politiker müssten gemeinsam nachdenken, wie die Herausforderungen der modernen Welt zu bewältigen sind, so die UN-Berichterstatterin. Bei Wohnprojekten, in Schullehrplänen und in anderen Lebensbereichen müsse man die Vielfalt der Gesellschaft berücksichtigen. Besonders Frauen litten unter religiöser Intoleranz. Brieffreundschaften, Internet-Chats und Austauschprogramme seien Möglichkeiten, den interkulturellen Dialog mit Leben zu erfüllen. Ziel müsse sein, im Geist der Toleranz Spannungen abzubauen. Jahangir warnte davor, den Dialog nur auf unstrittige Themen zu begrenzen. Der Dialog schließe nicht aus, die Haltungen anderer Religionen zu kritisieren. Zwar müssten unterschiedliche Ansichten respektiert werden, aber es wäre falsch, Religionen von Kritik völlig auszunehmen. Voraussetzung für das Gelingen des Dialogs seien aber gegenseitiges Vertrauen und Information. Verleumdungen müssten unterbleiben. (kna)
Deutschland
Die CDU ist nach Ansicht von Kardinal Joachim Meisner für Katholiken „nur noch bedingt wählbar”. Mit Blick auf die Stammzell-Debatte beispielsweise „entwurzele” sich die Partei zunehmend bei christlich denkenden Menschen, sagte der Kölner Erzbischof in einem am Mittwoch vorab verbreiteten Interview der Zeitschrift „Capital”. Derzeit gebe es keine Partei, die den Katholiken besonders nahe stünde. Enttäuscht zeigte sich Meisner über den Katholizismus in Bayern. „Das barocke Gehäuse täuscht über manche Hohlheit hinweg”, urteilte der Kardinal. Er habe sich den Katholizismus dort allgemein stärker vorgestellt und sei ernüchtert. Das gelte nicht nur für die Arbeit der CSU. Demgegenüber sei zu seiner Berliner Zeit das Verhältnis zum damaligen SPD-Senat „unverkrampft” gewesen. Auch in Nordrhein-Westfalen habe es mit den SPD-Ministerpräsidenten Rau und Steinbrück eine gute Zusammenarbeit gegeben. (kna)
Der Bamberger Alterzbischof und frühere Militärbischof Elmar Maria Kredel ist am Dienstag beigesetzt worden. Er fand seine letzte Ruhestätte in der neuen Bischofsgrablege des Bamberger Doms. Vorangegangen war ein Requiem für den vorige Woche im Alter von 86 Jahren verstorbenen Kredel. In einem Kondolenzschreiben, das im Requiem verlesen wurde, würdigte Papst Benedikt XVI. den Verstorbenen. Tatkraft und selbstlose Hingabe hätten Kredels priesterliches und bischöfliches Wirken geprägt. Als Botschafter für Christus sei er den Menschen, ihren Freuden und Sorgen nahe gewesen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nannte Kredel in einem Schreiben einen „ganz besonderen Botschafter und glaubwürdigen Zeugen des Evangeliums”. An dem Requiem nahmen unter anderen der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der Münchner Kardinal Friedrich Wetter, Militärbischof Walter Mixa und der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann teil. Kredel stand dem Erzbistum von 1977 bis 1994 vor. Von 1978 bis 1990 war er katholischer Militärbischof der Bundeswehr. In der Deutschen Bischofskonferenz leitete der Erzbischof die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen. In den vergangenen Jahren lebte er zurückgezogen im Erlanger Marienhospital. In seiner Zeit als Erzbischof erfuhren die Laien eine starke Aufwertung. In großer Zahl wurden Pastoral- und Gemeindereferenten eingestellt und in allen Seelsorgefeldern eingesetzt. Als erster deutscher Bischof erließ er für diese Berufsgruppe eine eigene Dienstordnung. Als Militärbischof errichtete Kredel an der Bundeswehr-Universität Hamburg das Institut für Theologie und Frieden. Die ethische Schulung der Soldaten war ihm ein Anliegen. Der gebürtige Nürnberger Beamtensohn studierte nach der Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg Theologie und wurde 1950 zum Priester geweiht. Nach einem bibelwissenschaftlichen Spezialstudium in Rom ging Kredel als Assistent an die Münchner Universität, kehrte aber nach vier Jahren in sein Heimatbistum als Pfarrseelsorger zurück. Seit 1967 gehörte er dem Bamberger Domkapitel an. (kna)
Der österreichische Schriftsteller Josef Winkler (58) bekommt den diesjährigen Georg-Büchner-Preis, die wichtigste literarische Auszeichnung im deutschen Sprachraum. Dies teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit. Die Jury würdigte das Werk des vom Katholizismus geprägten Kärntner Autoren als „produktives Element einer Hassliebe, in der Blasphemie und Frömmigkeit, Todessehnsucht und Todesangst sich zu einem bewegenden Abgesang auf eine untergehende Welt vereinen”. - Winkler setzte sich seit seinen ersten Romanen „Menschenkind” (1979), „Der Ackermann aus Kärnten” (1980) und „Muttersprache” (1982) immer wieder mit seinen Prägungen durch den Katholizismus auseinander. Der Georg-Büchner-Preis wird seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vergeben. Er erinnert an den Schriftsteller Georg Büchner (1813-1837). Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Erich Kästner, Heinrich Böll, Max Frisch, Günter Grass und Elfriede Jelinek. (kap)
Schwester Walburga Maria Scheibel (59) ist neue Generalsekretärin der Deutschen Ordensoberenkonferenz (DOK). Die aus Baden-Württemberg stammende Franziskanerin wurde bei Vollversammlung der DOK in Vallendar gewählt. Ihr Amt werde sie zum 1. August antreten, teilte die Konferenz am Mittwoch in Bonn mit. Walburga Maria Scheibel war bis 2002 Generaloberin ihrer Ordensgemeinschaft und leitete danach als Konventsoberin einen Wohnbereich mit 70 geistig und mehrfach behinderten Menschen. Sie wird Nachfolgerin von der Generalsekretärin Schwester Cäcilia Höffmann, die ihr Amt aus Altersgründen abgibt. Das Generalsekretariat befindet sich im Haus der Orden in Bonn. - Die Deutsche Ordensoberenkonferenz ist die offizielle Vertretung aller Ordensgemeinschaften in Deutschland und repräsentiert nach eigenen Angaben 28.500 Ordensfrauen und -männer in Deutschland. (pm)
Deutschland/Simbabwe
Die katholischen Hilfswerke Misereor, Missio und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger” haben ein sofortiges Ende der Gewalt in Simbabwe gefordert. Mit Blick auf die bevorstehende Präsidenten-Stichwahl am 27. Juni 2008 appellierten die Werke an das Bundesaußenministerium, seinen Einfluss bei der Afrikanischen Union und bei Südafrikas Präsident Thabo Mbeki geltend zu machen. Die Wahlen müssten frei sein und unter unabhängiger, internationaler Beobachtung erfolgen. Man könne nicht tatenlos zusehen, wie der derzeitige Präsident Mugabe das Land zugrunde richtet und die Bevölkerung terrorisiert. Der Aufruf der katholischen Bischöfe des Landes dürfe nicht ungehört verhallen, sonst drohe eine Gewalteskalation in der gesamten Region”, erklärten Vertreter der Werke am Mittwoch in Aachen. Die Katholische Bischofskonferenz Simbabwes hatte letzte Woche Gewalt und Terror im Land massiv verurteilt. Sie fordert Bevölkerung, Regierungspartei und Opposition auf, unverzüglich zu einem rechtmäßigen, fairen Wahlprozess zurückzukehren, andernfalls sei die Versöhnung und Befriedung des Landes nach der Wahl kaum mehr möglich. Am 29. März 2008 hatte die Oppositionspartei MDC (Movement for Democratic Change) die Mehrheit der Sitze im Parlament gewonnen. Bei der gleichzeitig abgehaltenen Präsidentschaftswahl hatte Oppositionskandidat Morgan Tsvangirai zwar die Mehrheit der Stimmen, jedoch angeblich nicht die von der Verfassung geforderten 50 Prozent erreicht. Daher wurde für 27. Juni eine Stichwahl angesetzt. Der Oppositionsführer wurde seither mehrfach inhaftiert, nach Verhören jedoch wieder freigelassen. Der Generalsekretär der MDC wurde am Donnerstag letzter Woche wegen angeblichen Hochverrates festgenommen. (pm)
Österreich
Mit Beratungen zu den Themen Seelsorge, Spendung der Taufe durch Laien, Hungerkrise und Lebenspartnerschaftsgesetz ist die Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell zu Ende gegangen. In einer gemeinsamen Schlusserklärung hielten die Oberhirten ihren Wunsch fest, dass in Österreichs Diözesen die bestehenden Pfarrgemeinden möglichst erhalten bleiben sollen, zugleich soll die pastorale Zusammenarbeit über die Pfarrgrenzen hinweg verstärkt werden. In der Presseerklärung nehmen die Bischöfe auch zur bisherigen Praxis der Taufspendung durch Laienchristen in der Diözese Linz Stellung, die Bischof Ludwig Schwarz im Hinblick auf die weltkirchlichen Voraussetzungen korrigiert hatte. Die Bischöfe halten fest, „dass die Mitwirkung der Pastoralassistenten und -assistentinnen bei der sorgsamen Vorbereitung auf die Taufe ein sehr bedankenswerter Beitrag im Ganzen der Seelsorge einer Diözese ist”. Zugleich betonen sie aber, dass die Taufspendung in der katholischen Weltkirche grundsätzlich Bischöfen, Priestern und Diakonen vorbehalten ist. Die österreichische Bischofskonferenz sehe - ebenso wie die Deutsche Bischofskonferenz - nicht die Notwendigkeit, dass Laien mit der Leitung von Tauffeiern beauftragt werden. Ausgenommen davon sei die Nottaufe im Fall von Todesgefahr. In ihrer Presseerklärung lehnen die Bischöfe neuerlich den vom Justizministerium vorgelegten Entwurf zur zivil- und strafrechtlichen Regelung von Lebenspartnerschaften ab. Eine rechtliche Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften mit der Ehe würde eine Bagatellisierung der Ehe und ihre Diskriminierung bedeuten, weil homosexuelle Partnerschaften die Zielsetzungen der Ehe nicht zu erfüllen vermögen, heißt es in der Mitteilung. Die Bischöfe fürchten auch eine Aushöhlung des Eherechtes. So könnte es dazu kommen, dass eines Tages das Gesetz den gleichgeschlechtlichen Paaren auch das Adoptionsrecht und die Möglichkeit zur künstlichen Befruchtung einräume. Angesichts der dramatischen weltweiten Hungerkrise appellieren die Bischöfe eindringlich an die österreichische Regierung, ihren Beitrag der Menschlichkeit zu leisten und die europaweite Verpflichtung einzuhalten, die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit bis 2015 auf 0,7 Prozent des Bruttonationalprodukts zu erhöhen. Sehr besorgt äußern sich die Bischöfe auch zur Situation im Irak. Das Leid der Bevölkerung sei unermesslich, „auch wenn es nicht mehr Schlagzeilen macht”. Die Bischöfe riefen die österreichische Regierung dazu auf, für Flüchtlinge aus dem Irak - insbesondere für Angehörige der religiösen Minderheiten - eine Aufnahmemöglichkeit in Österreich zu schaffen. (kap)
Jüngste Meldungen über einen „Scheidungsrekord” in Österreich müssten zum Anlass genommen werden, mehr Augenmerk auf die Ehevorbereitung zu legen. Das fordert der Direktor des kirchlichen Instituts für Ehe und Familie, Günter Danhel. Nicht nur die kirchliche Vorbereitung auf das Sakrament der Ehe solle forciert werden. Auch der Staat sollte durch Beratung auf die standesamtliche Eheschließung vorbereiten. Dass Scheidungen heute zum allergrößten Teil von Frauen eingereicht werden, sollte Männer zumindest zum Nachdenken veranlassen, so Danhel weiter. Nicht immer erfolge dies, weil Frauen „beziehungsmüde” sind, sondern weil sie erwarten, dass Männer ebenfalls in die eheliche Beziehung investieren. Männern „sollten sich ihrer Verantwortung für Beziehungen stärker als bisher bewusst werden”. – Die Scheidungsrate stieg laut Statistik Austria im Jahr 2007 österreichweit auf fast 50 Prozent, in Wien wurden bereits 64 von 100 Ehen geschieden. Die Gesamtscheidungsrate liege mit exakt 49,5 Prozent auf einem „historischen Rekordwert”, im Jahr davor betrug die Scheidungsrate noch 48,9 Prozent, im Jahr 1998 38,6 und 1988 noch 29,5 Prozent. Die Scheidungen erfolgten überwiegend (zu 88,4 Prozent) einvernehmlich, teilte die Statistik Austria mit. (kap)
Schweiz
Zu mehr Integrationsbereitschaft für Flüchtlinge auf Seiten der Bevölkerung haben die Kirchen und der Israelitische Gemeindebund aufgerufen. In einer Botschaft vom Mittwoch zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni erinnern Christen und Juden, dass Flüchtlinge Schutz bräuchten und die Gesellschaft bereicherten. Dieser Prozess könne jedoch nicht nur durch die Behörden vollzogen werden, sondern bedürfe der Offenheit der Bevölkerung. 33 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht, ihr Schicksal spiele sich abseits des Medieninteresses ab. Im Tschad lebten Zehntausende aus dem Sudan Vertriebener in der Wüste. Auch die irakischen Flüchtlinge im Nahen Osten seien nicht im Blickwinkel der Öffentlichkeit, schreiben der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, die Schweizer Bischofskonferenz, die Christkatholische Kirche der Schweiz und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund in dem gemeinsamen Communiqué. (kipa)
Zu einem Gebetstag für Simbabwe hat der ökumenische Rat der Kirchen in Genf aufgerufen. Der Gebetstag sei von Christen vor Ort initiiert worden und finde kurz vor der Stichwahl um das Präsidentenamt am Freitag, 27. Juni, statt, so der Rat am Dienstag. Die Bedeutung dieser Wahl - ihr fairer Ablauf, ihr Ergebnis und ihre Nachwirkungen – könne gar nicht hoch genug bewertet werden, erklärt der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Samuel Kobia, in einem Schreiben an die Mitgliedskirchen des ÖRK. Weiter heißt es dort: „Die kommenden Wochen stellen die Bevölkerung Simbabwes und die Welt vor die Herausforderung, Mittel und Wege zu finden, wie Gewalt in der Ausübung von Demokratie überwunden werden kann. Was geschieht, wird sich auswirken auf die Zukunft dieses Landes und der Region.” (pm)
Ukraine
Nächstenliebe bedeutet auch Nächstenhilfe. Das betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino, in seiner Botschaft an der ökumenischen Sozialwoche in Lemberg. In der westukrainischen Metropole fand vergangene Woche erstmals eine solche Veranstaltung statt. Kardinal Martino hob auch hervor, dass die Ukraine „in jüngster Zeit” nicht nur auf die Hilfe aus dem Ausland, sondern auch vermehrt auf eine „interne Solidarität” aufbauen sollte, um in ihrer ökonomischen und ökumenischen Entwicklung voranzuschreiten. – Die ökumenischen Veranstaltungen standen unter Motto „Hilf deinen Nächsten”. An den Treffen nahmen Vertreter der römisch-katholischen Kirche sowie die mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche und teil. Unter den Gästen waren auch Vertreter der autokephalen Kirche und der ukrainisch-orthodoxen Kirche. Ökumenische Sozialwochen finden seit bereits 1904 in Frankreich, später auch in Italien, Belgien und Polen statt. (rv)
Asien
China
Eine chinesische Ordensfrau ist am vergangenen Freitag bei der Unwetterkatastrophe in der Provinz Guandong ums Leben gekommen. Die Schwester wurde in ihrem Auto von den Fluten überrascht, als sie einen Leprapatienten zum Krankenhaus fahren wollte. Dieser und zwei weitere Mitfahrer überlebten, die Schwester konnte nicht mehr reanimiert werden. Die 38-Jährige war Mitglied der Kongregation von der Heiligen Familie und hatte 1999 ihre Ewigen Gelübde abgelegt. (cna)
Amerika
Dominikanische Republik
Die Bischofskonferenz ärgert sich über die Leichtigkeit, mit der sich die Drogenmafia im Land breit macht. Die Dominikanische Republik ist ein wichtiges Durchgangsland von Drogen, die für den großen US-Markt bestimmt sind. In einem Statement fordern die Bischöfe die Regierung auf, den Drogenhändlern ihre Arbeit etwas schwerer zu machen. „Sie müssten verfolgt, unter Druck gesetzt und mit Gefängnis bestraft werden”, so der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Benito Angeles. (rv)
Mexiko
Schockiert reagieren die Bischöfe auf einen Entführungsfall in Veracruz. Die Nichte eines Erzbischofs war am Donnerstag letzter Woche verschwunden; kurz darauf tauchten Lösegeldforderungen in Höhe von einer Million Dollar auf. Am Sonntag schließlich wurde der Leichnam der 23-Jährigen in einer Mülltonne gefunden. „Wir Mexikaner haben zuviel Gewalt dieser Art erlebt”, schreiben die Bischöfe in einer Erklärung. „Wir sollten aufstehen dagegen, damit sich so etwas nie mehr wiederholt.” (rv)
Nicaragua
Der Präsident der Bischofskonferenz hat sich besorgt über die wachsende politische Spannung in dem Land geäußert. Erzbischof Leopoldo Brenes Solòrzano von Managua rief alle Seiten zum Dialog auf, um die Krise zu überwinden. Der Oberhirte bezieht sich auf das Verbot von zwei Parteien, die derzeit im Parlament vertreten sind und nicht an den Kommunalwahlen im November teilnehmen können. Daraufhin war es zu Demonstrationen gekommen. Es handelt sich um die „Sandinistische Erneuerungsbewegung” sowie die „Konservative Partei. Die beiden Parteien sehen in der Entscheidung der obersten Wahlaufsichtsbehörde einen Schritt zu bipolaren Machtverhältnissen im Land. Der aktuelle Präsident Daniel Ortega versuche, die Macht unter den beiden großen Parteien aufzuteilen. (rv)