THEMEN DES TAGES:
Vatikan/Kanada: Eucharistie ermutigt zur sozialen Tat
Ein historisches Schlachtfeld, auf dem der Freiluftgottesdienst stattfand, war Schauplatz für einen eindringlichen Aufruf des Papstes zur Versöhnung und zu gemeinsamem Engagement der Christen. Die Teilnahme an der Eucharistie sei die Basis. In einer Videoschalte richtete sich Papst Benedikt an die Gläubigen in Quebec:
„Jeder kann auf diese Weise seinen Glauben stärken und jeden Tag besser seine Mission in der Kirche und der Welt erfüllen. … Die Teilnahme an der Eucharistie entfernt uns also nicht von unseren Zeitgenossen, im Gegenteil; weil sie der Ausdruck der Liebe Gottes schlechthin ist, erinnert sie uns daran, dass wir uns gemeinsam mit unseren Brüdern den gegenwärtigen Herausforderungen stellen und aus unserem Planeten einen Ort machen sollen, an dem man gut leben kann. Daher muss man ununterbrochen dafür kämpfen, dass jede Person von seiner Empfängnis bis zum natürlich Tod respektiert wird, das unsere reichen Gesellschaften die armen aufnehmen und ihnen ihre Würde wieder geben, dass jede Person sich und ihre Familie ernähren kann, dass der Friede und die Gerechtigkeit auf allen Kontinenten erstrahlen.”
Menschen, die in schwerer Sünde leben, können nach Worten von Papst Benedikt XVI. nicht zur Kommunion zugelassen werden. Der Empfang der Eucharistie setze voraus, dass man frei von schweren Sünden sei und diese zuvor gebeichtet habe, sagte Benedikt. Konkrete Beispiele für Widersprüche zur Lehre der Kirche wie wiederverheiratete Geschiedene nannte der Papst nicht.
„Die Sünde und besonders die schwere Sünde widersetzt sich dem Tun der Eucharistischen Gnade in uns. Andererseits: Diejenigen, die aufgrund ihrer Situation nicht kommunizieren können, werden in der Wunsch-Kommunion und der Teilnahme an der Eucharistiefeier Kraft und Heilswirksamkeit finden.”
Priester und Laien sollten den Eucharistischen Ritus und die Rolle eines jeden Einzelnen respektieren, so der Papst. Die Liturgie gehöre nicht uns, sondern sei ein Schatz der Kirche. Kommunionempfang und Eucharistische Anbetung führten zu einem Leben „in Gemeinschaft mit der Kirche”.
„Trotz unserer Schwäche und unserer Sünden möchte Christus in uns seine Wohnung einrichten, er will uns heilen. Daher müssen wir alles tun, was in unserer Macht steht, damit wir ihn in einem reinen Herzen aufnehmen.”
Der Eucharistische Weltkongress war gut eine Woche in Kanada zu Gast. Das 50. Glaubensfest dieser Art wird in vier Jahren in Irland stattfinden. (rv)
Vatikan: Umweltappell an Touristen
Der Vatikan hat Touristen zu mehr Klimabewusstsein und Schöpfungsverantwortung aufgerufen. „Die große Herausforderung scheint in der Überwindung einer gewissen, kranken Eigenliebe zu liegen, in der Bekämpfung des Egoismus und mit einem klaren und ehrlichen Blick auf die Erde, denn sie läuft Gefahr unterzugehen”, heißt es in der Vatikanbotschaft zum Welttag der Touristen, die an diesem Montag veröffentlicht wurde. Die Welt stehe am Scheideweg. Alle Touristen und die internationale Gemeinschaft müssten deshalb eine „grüne Kultur” achten und nicht zu einer weiteren globalen Erwärmung beizutragen.
Die Botschaft trägt die Unterschrift von Kardinal Renato Raffaele Martino, des Präsidenten des Päpstlichen Rats für Migrantenpastoral und Menschen unterwegs. Sie erinnert daran, dass der Vatikan der erste CO2-freie Staat ist und nennt konkrete Verhaltensbeispiele: „Man kann also noch wählen zwischen den beiden vor uns liegenden Wegen, ein Tourist für oder gegen die Erde zu sein. Man kann sich beispielsweise dafür entscheiden, zu Fuß zu gehen, Hotels und Aufenthaltsorte zu wählen, die in nahem Kontakt mit der Natur sind, oder weniger Gepäck mitzuführen, damit die Transportmittel weniger Abgase ausstoßen. Man kann als Tourist den Abfall getrennt entsorgen, ökologischere Mahlzeiten einnehmen, Bäume pflanzen, um die verunreinigenden Einflüsse zu neutralisieren, die örtlichen Handwerksprodukte anderen gegenüber bevorzugen, die aus aufwendigen und schädlichen Materialien gemacht sind. Man kann wieder verwendbares oder biologisch abbaubares Material benutzen, die örtliche Gesetzgebung respektieren und die Kultur des Gebietes, in das wir uns begeben, richtig bewerten.” - Der Welttag des Tourismus wird am 27. September begangen. (rv)
Wir veröffentlichen hier die Botschaft im Wortlaut
Simbabwe: Ende der Gewalt ist Grundbedingung
Simbabwes Oppositionschef Morgan Tsvangirai hat sich trotz seines Rückzugs aus der Stichwahl zu Verhandlungen mit der Regierungspartei Zanu-PF bereiterklärt. Bedingung sei aber, dass zuvor die Gewalt gegen die Menschen im Land eingestellt werde, sagte Tsvangirai am Montag. Der Politiker hatte am Wochenende erklärt, an der ursprünglich für diesen Freitag geplanten Stichwahl um das Präsidentenamt nicht anzutreten. Zur Begründung verwies er darauf, dass der Staatsapparat bereits den Sieg von Amtsinhaber Robert Mugabe vorbereite und die Wähler der Opposition um ihr Leben fürchten müssten.
Die internationale Gemeinschaft habe zu lange zugesehen, kritisiert gegenüber Radio Vatikan Dennis Benton von der Menschenrechtsorganisation „Zimbabwe Vigil” in London.
„Schon vor einem Monat hat Oppositionsführer Morgan Tsvangirai an die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft appelliert, Beobachter nach Simbabwe zu senden. Jetzt kommen sie langsam an. In der Zwischenzeit sind mehr als 60, 70 oder gar 80 – niemand weiß es genau – Unterstützer der Opposition getötet worden. Tausende wurden aus ihren Häusern vertrieben, Wohnungen in Brand gesteckt. Krankenhäuser sind überfüllt mit Menschen, die ihr Leben lang Krüppel bleiben werden. Auch wenn Mugabe die Stichwahl gewinnt, woran jetzt ja offensichtlich kein Weg mehr vorbeiführt, wird die Gewalt nicht zu Ende sein, das ist die echte Gefahr. Jetzt hat sie erst richtig Schwung bekommen.”
Tsvangirai appellierte an diesem Montag an die Vereinten Nationen, der Entwicklung in Simbabwe nicht länger tatenlos zuzusehen. Die westlichen Staaten reagierten mit scharfer Kritik an den Zuständen in Simbabwe und dem seit Jahrzehnten autokratisch herrschenden Staatschef. (rv/reuters)
Deutschland: Prozessauftakt in München – Integrationsproblem
Die Caritas in Bayern warnt vor Verallgemeinerungen, wenn es um Jugendkriminalität geht. Statistisch gesehen, seien straffällige Jugendliche keineswegs auf dem Vormarsch, betonte ein Caritas-Mitarbeiter anlässlich des Verhandlungsauftakts im so genannten Münchner „U-Bahn-Schläger-Prozess“. Zwei junge Männer türkischer bzw. griechischer Herkunft hatten vor einem halben Jahr einen Rentner brutal überfallen. Den beiden 18 und 21 Jahre alten Angeklagten droht eine Verurteilung wegen versuchten Mordes.
Im Gespräch mit Radio Vatikan betont der Verantwortliche für Jugendsozialarbeit der Caritas Bayern, Michael Kroll, dass Jugendkriminalität entgegen anders lautender Darstellungen „nicht in bemerkenswertem Umfang“ zunimmt.
„Man kann feststellen, dass Jugendkriminalität mehr angezeigt und mehr öffentlich wahrgenommen wird. Insbesondere ist statistisch überhaupt nicht nachweisbar, dass die Ausländerkriminalität, von der immer gesprochen wird, steigen würde. Was stimmt, ist, dass die Kriminalität junger Männer steigt, die 18- bis 21-Jährigen sind eine Problemgruppe insbesondere im Bereich der Gewaltdelikte. D.h. man kann von Jungenkriminalität reden, und die Gründe hierfür sind vielfältig. Junge Männer, die keine Perspektive auf einen Ausbildungsplatz haben, bei denen die Familien zusammenbrechen, die nicht wertorientiert erzogen wurden, das sind die Jugendlichen, die tatsächlich auch dazu neigen, einmal zu viel und vor allen Dingen auch einmal zu stark zuzuschlagen. Da hat sich die Art der Delikte sicherlich auch verändert. Die Hemmschwelle ist gesunken, auch zuzutreten und auch gegen den Kopf zu treten. Da hat sich etwas geändert, aber statistisch kann man nicht sagen, Jugendkriminalität ist dramatisch am Steigen.“
Die beiden Münchner Täter haben Migrationshintergrund. Doch es wäre populistisch, den Fall unter die Sammelüberschrift „gewaltlustige Ausländer“ zu fassen.
„Wenn Sie danach fragen, ob das Problem tiefer liegt, muss man sagen, dass die Debatte über ausländerrechtliche Maßnahmen, über Abschiebungen und so weiter letztlich eine Scheindebatte ist. Wir müssen darüber sprechen, dass ausländische Jugendliche von den angesprochenen Problemen wie Jugendarbeitslosigkeit, kein Ausbildungsplatz, dem In-der-Luft-Hängen zwischen verschiedenen Kulturen, stärker betroffen sind als deutsche Jugendliche, dass da mangelnde Integration das Thema ist. Wir sind sicher, dass Jugendkriminalität noch weiter sinken wird, wenn man darauf sensibel reagiert und die Probleme angeht. Aber ausländische Jugendliche sind nicht diejenigen, die das Problem verschärfen.“
Die Tat hatte eine bundesweite Debatte über kriminelle ausländische Jugendliche und eine Verschärfung des Jugendstrafrechts ausgelöst. Das Thema dominierte den hessischen Landtagswahlkampf, in dem Ministerpräsident Roland Koch (CDU) mit Forderungen nach schärferen Gesetzen polarisierte. Michael Kroll vom Caritasverband: „Wirklich etwas bewirken können Erziehung, Prävention und Hilfen. Es ist in der Fachwelt unbestritten, dass ins Gefängnis sperren oder der so genannte Warnschussarrest überhaupt nichts bringen. Im Gegenteil: Die Rückfallquoten von Jugendlichen, die im Gefängnis gelandet sind, sind exorbitant hoch. Wo Jugendliche in der Jugendhilfe auch in teilgeschlossenen oder geschlossenen Einrichtungen intensiv begleitet werden und intensive Eingliederung in Gesellschaft erfahren, ist das keine Kuschelpädagogik, sondern ernsthafte Erziehung. Solche Einrichtungen müssen ausgebaut werden. Wir müssen außerdem präventive Angebote stärken, zum Beispiel durch schulische sozialpädagogische Arbeit; ganz konkret auch Kooperationsprojekte, wie beispielsweise in Schwaben, zwischen Polizei, Jugendhilfe, Jugendämtern und Schule. Wo dort zusammengearbeitet wird, und man möglichst frühzeitig versucht, Jugendliche auf den richtigen Weg zu bringen, da sinkt auch die Jugendkriminalität.“
Der brutale Überfall der beiden jungen Männer auf einen Rentner in der Münchner U-Bahn vier Tage vor Weihnachten vergangenen Jahres entzündete sich an einer Zigarette. Der zur Tatzeit 17-jährige Spyridon L. sagte vor dem Landgericht München I, er sei bei der Tat volltrunken gewesen. Deshalb sei er aggressiv geworden, als ihn der 76-Jährige Pensionist aufgefordert hatte, in der U-Bahn seine Zigarette auszumachen. Der aus der Türkei stammende, zur Tatzeit 20-jährige Serkan A. gab an, von dem späteren Opfer ausländerfeindlich beschimpft worden zu sein und den Mann deshalb angegriffen zu haben. Zum Prozessauftakt haben die Täter ein Geständnis abgelegt. Einer der beiden sagte: „Es tut mir sehr leid, ich schäme mich.“ Für die Verhandlungen sind elf Tage angesetzt. Am Dienstag soll das Opfer als Zeuge aussagen. (rv/reuters/afp)
____________________________________
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt XVI. wird am Samstag das Paulusjahr feierlich eröffnen. Das bestätigte an diesem Montag das Büro für liturgische Feiern des Vatikans. Das Kirchenoberhaupt wird um 18 Uhr in der römischen Grabeskirche des Völkerapostels, St. Paul vor den Mauern, der ersten Vesper zum Hochfest Peter und Paul vorstehen. An den Feierlichkeiten nehmen der ökumenische Patriarch Bartholomaios und Vertreter mehrer christlichen Kirchen und Gemeinschaften teil. Radio Vatikan überträgt live und mit deutschem Kommentar über die Partnersender. (rv)
Vatikan/Philippinen
Der Heilige Stuhl und die Philippinen haben einen Staatsvertrag geschlossen. Das Abkommen regelt laut Vatikanmitteilung von diesem Montag die Frage der Kulturgüter der katholischen Kirche. In Kraft getreten ist es mit Austausch der Ratifizierungsurkunden am 29. Mai am Sitz des Außenministeriums in Manila. An der Feier nahmen der philippinische Außenminister Alberto G. Romulo und der zuständige Nuntius Erzbischof Edward J. Adams teil. Der Staatsvertrag über kirchliche Kulturgüter war bereits am 17. April des vergangenen Jahres unterzeichnet worden. (rv)
Europa
Deutschland/Nahost
Die Straflosigkeit im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hat Amnesty International Deutschland beklagt. Seit Jahren wendeten beide Seiten schwere Gewalt an und begingen Menschenrechtsverletzungen an Zivilpersonen, ohne dass die Täter dafür zur Verantwortung gezogen würden. Das trage wesentlich dazu bei, dass der Glaube an die Rechtstaatlichkeit untergraben werde und Gewalttaten zunehmen, heißt es in einer Erklärung zur „Berliner Konferenz zur Unterstützung der palästinensischen zivilen Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit”, die am Dienstag stattfinden wird. „Menschenrechtsverletzungen müssen konsequent und unabhängig aufgeklärt werden; … die Sicherheitskräfte brauchen dringend Schulungen, wie sie ihre Aufgaben menschenrechtskonform bewältigen können”, so die Nahost-Expertin von Amnesty, Petra Schöning. Mehr Sicherheit und gegenseitiges Vertrauen fördere eine friedliche Lösung des Konflikts. Die internationale Gemeinschaft müsse auf Palästinenser und Israelis einwirken, die Angriffe auf Zivilisten zu unterbinden und die Bestimmungen des internationalen humanitären Rechts und internationale Menschenrechtsstandards einzuhalten. (pm)
Österreich
Als „großen Fortschritt” hat Caritas-Präsident Franz Küberl die gemeinsamen Vorschläge der Sozialpartner und der Hilfsorganisationen für ein Maßnahmenpaket der österreichischen Regierung zur Integration bezeichnet. Im Interesse des Gemeinwohls sei die Regierung gut beraten, wenn sie - „trotz aller Koalitions-Troubles” - Geld in die Hand nimmt, um die vorgeschlagenen Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Arbeitsmarkt, Gemeinwesen, Bewusstseinsbildung zu realisieren, sagte Küberl im Gespräch mit Kathpress. Die Tatsache, dass sich Sozialpartner und Hilfsorganisationen trotz „sehr unterschiedlicher Ausgangspositionen und Interessen” auf ein Konsenspapier geeinigt haben, müsse auch den Politikern zu denken geben. Migration sei ein Alltagsthema, das für „populistische Verkürzung” nicht geeignet sei, so der Caritaspräsident weiter. Integration gelinge, wenn Einheimische und Zuwanderer aufeinander zugehen. Zuwanderer dürften nicht als Problem gesehen werden, sondern als „Ressource”, wie das zum Beispiel auch der Vatikan in seinen Aussagen zu Fragen der Migration immer wieder tue. (kap)
Schweiz
Der Schweizer Caritasdirektor Jürg Krummenacher wird Senior Consultant und Mitglied der Geschäftsleitung einer Beratungsfirma in Zürich. Das teilte der Sozialverband an diesem Montag mit. Nach 17 Jahren bei der Caritas wolle Krummenacher „nochmals eine neue berufliche Herausforderung annehmen”. Über seinen Weggang zum 30. September habe er die Caritas bereits im vergangenen Jahr informiert. Kurmmenachers neuer Arbeitgeber legt einen Schwerpunkt auf die praktische Anwendung von Nachhaltigkeitsprinzipien in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Das interdisziplinäre Team mit rund 25 Mitarbeitenden umfasst Fachleute aus den Bereichen Wirtschaft und Handel, Ingenieurwesen sowie Umwelt- und Sozialwissenschaften.(pm)
Auch der Zürcher Kantonsrat will kein kantonales Bauverbot für Minarette. Er hat nach einer mehrstündigen Debatte einen gesetzlichen Vorschlag der Schweizerischen Volkspartei (SVP) mit 112 zu 50 Stimmen abgelehnt. Die rechtsnationale Partei hatte gewünscht, dass im Kanton Zürich keine Baubewilligungen für Gebäude mit Minaretten mehr erteilt werden können. Dies wollte sie im Baugesetz festschreiben. Hätte der Kantonsrat dem Antrag zugestimmt, wäre es zu einer Volksabstimmung gekommen. Die Mehrheit des Kantonsparlamentes war jedoch der Ansicht, ein Minarettverbot sei verfassungs- und völkerrechtswidrig. Zudem könne man gesellschaftliche Probleme nicht einfach mittels Maßnahmen im Baugesetz lösen. – Auch in anderen Kantonen wurde bereits erfolglos versucht, ein Minarettverbot durchzusetzen. Auf Bundesebene ist eine Volksinitiative hängig, die ein entsprechendes Bauverbot in der Bundesverfassung fordert. (apic)
Naher Osten
Jordanien
Rund 40 Religionsexperten aus Europa und Asien treffen zur Zeit mit Mitgliedern des Königlichen Institutes für interreligiöse Studien in Amman zusammen. Das übergeordnete Diskussionsthema ist die „Religionsfreiheit als Gut für die Gesellschaft”. Gleichzeitig findet ein Treffen des Wissenschafts-Komitees des internationalen Magazins „Oasis” in Amman statt. Die Wissenschaftler suchen seit mehreren Jahren nach Möglichkeiten, Christen und Muslime einander anzunähern. Auf der Agenda der Zusammenkunft stehen unter anderem Diskussionen zu Menschenrechten, Religionsfreiheit und freiem Konvertieren. (asianews)
Es ist nicht das Ziel der Kirche, das Zusammenleben in muslimischen Ländern zu stören. Daran hat der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, an diesem Montag im Internationalen Studien- und Forschungszentrum „Oasis” in Amman erinnert. Auch stehe die Kirche nicht für eine aggressive Politik der Bekehrung, die alles Nichtchristliche und andere Religionen verteufle. Der Respekt für eine Gemeinschaft dürfe aber nicht so weit gehen, dass über Menschenrechtsverletzungen hinweggesehen wird. Dies müsse für die muslimische Seite heute klar sein, so der Kardinal. Bei der Versammlung gab der Philosoph und Politikwissenschaftler Nikolaus Lobkowicz, der an der Katholischen Universität Eichstätt lehrt, zu bedenken, dass die Religionsfreiheit zunehmend dem Risiko ausgesetzt sei, mit anderen Menschenrechten im Widerspruch zu stehen. Explizit nannte Lobkowicz dabei das Recht auf Gleichberechtigung und den Anti-Diskriminierungs-Passus. Er frage sich jeden Tag, erklärte der Wissenschaftler herausfordernd, wie lange es noch dauere, bis die römische Kirche verklagt werde, weil sie keine Frauen und Homosexuelle zum Priesteramt zulasse. Seiner Meinung nach werde Religionsfreiheit immer nur so lange als Menschenrecht gesehen, wie die öffentliche Ordnung eines Landes nicht gestört wird. (sir)
In Jerusalem sind am Sonntag mehr als 1.000 Anglikaner zum Auftakt einer Konferenz über die Zukunft der anglikanischen Weltkirche zusammengekommen. Nach Angaben der Organisatoren nehmen an dem Treffen mehr als 300 Bischöfe teil, vor allem aus Afrika und Nordamerika. Die Konferenz des konservativen Kirchenflügels gilt als Gegenveranstaltung zur Ende Juli stattfindenden Lambeth-Konferenz, dem nur alle zehn Jahre tagenden höchsten Beschlussgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft. Die Teilnehmer wenden sich gegen die Weihe bekennender Homosexueller zu Priestern und Bischöfen sowie gegen Frauen in diesen Ämtern. Der Streit mit dem liberalen Flügel über diese Fragen droht zu einer Spaltung der anglikanischen Weltgemeinschaft zu führen. Obwohl die Jerusalemer Konferenz die umstrittenen Themen nicht in ihrem offiziellen Programm aufgenommen hat, wird allgemein mit einer Weichenstellung für die Entscheidungen konservativer Teilnehmer der Lambeth-Konferenz in wenigen Wochen gerechnet. In einem rund 100-seitigen Dokument ist von „einem Moment der Entscheidung” die Rede. Der konservative Flügel vertritt nach eigenen Angaben etwa die Hälfte der rund 78 Millionen Anglikaner weltweit. Erst vor wenigen Tagen hatten Anglikaner um den nigerianischen Erzbischof Peter Akinola verlauten lassen, es gebe „keine Hoffnung mehr” auf eine Einheit mit dem liberalen Flügel der Gemeinschaft. Während des einwöchigen Treffens in Jerusalem soll es um „eine Rückkehr zu den Wurzeln des Glaubens und Wege in die Zukunft” gehen. Vorträge und Workshops behandeln Themen wie „Das Evangelium und die Säkularisierung” oder „Die Herausforderung von Aids”. (kna)
Der neue Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal, hat die Christen im Heiligen Land aufgerufen, sich nicht von den negativen Erfahrungen in ihrem Umfeld niederdrücken zu lassen. „Weder unsere Schwäche noch unsere Ausgrenzung oder die Traumata, die wir erleben, dürfen uns bremsen”, sagte Twal an diesem Montag bei seiner ersten Messe als Patriarch in der Grabeskirche. Der 67-jährige Jordanier und bisherige Koadjutor hatte am Wochenende das Leitungsamt der Katholiken des westlichen Ritus in Israel, den palästinensischen Gebieten, Jordanien und Zypern von Patriarch Michel Sabbah übernommen, der es 20 Jahre lang innehatte. Twal hat im Vorfeld seiner Amtsübernahme angekündigt, sich stärker auf die Seelsorge zu konzentrieren und „weniger auf die Politik”. Sein Vorgänger, der erste Palästinenser auf dem Patriarchenstuhl, war bekannt für seine deutliche Kritik an der israelischen Besatzungspolitik. Am Dienstag wird der neue Patriarch zu einem ersten Besuch in Ramallah erwartet. Zudem steht eine inoffizielle Begegnung mit Palästinenserführer Mahmud Abbas in Bethlehem auf dem Programm. Die Einführungszeremonien enden am Mittwoch mit dem großen Einzug des Patriarchenkonvois in Bethlehem. (kna)
Asien
Pakistan
Keine der 16 christlichen Geiseln, die am Sonntag im nordwestlichen Grenzgebiet Pakistans von Taliban-Kämpfern gefangen und wenig später wieder freigelassen wurden, ist verletzt. Das erklärt ein Sprecher der „All Pakistan Minorities Alliance” gegenüber der Agentur „AsiaNews”. Allerdings sei der muslimische Liegenschaftsverwalter, der den Christen Gebetsräume zur Verfügung gestellt hatte, noch in der Hand der Geiselnehmer. Die Taliban-Miliz hatte am Sonntag eine Gruppe von 50 Personen während eines Gottesdienstes attackiert und 16 von ihnen in einem dunklen Zimmer eingesperrt. (asianews)
Amerika
Kolumbien
Der seit 40 Jahren schwelende Bürgerkrieg hat die Bevölkerungsstruktur des südamerikanischen Landes grundlegend geprägt. Das geht aus einem UNO-Bericht zur Lage in der Region hervor. Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) ruft auch zu rascher und vollständiger Aufklärung des mutmaßlichen Verschwindens von kolumbianischen Flüchtlingen in den Nachbarländer auf. Auch Vorwürfe der Folter, der versuchten Vergewaltigung und der Morddrohungen gegen Mitglieder einer Flüchtlingsgemeinschaft in Ekuador und Venezuela seien aufzuklären. Heute würden rund 550.000 Kolumbianer als Flüchtlinge in den Nachbarländer leben. Drei Millionen Binnenflüchtlinge irren durch Kolumbien. Nach Somalia und der Demokratischen Republik Kongo liegt Kolumbien weltweit auf Platz drei dieser traurigen Statistik. (apic)