THEMEN DES TAGES:
Vatikan/Honduras: „Kirche und Politik sollen im Dialog stehen”
Seit dem Bischofstreffen der südamerikanischen Oberhirten im brasilianischen Aparecida im Mai 2007 hat sich das Verhältnis zwischen der Kirche und den Regierungen in den lateinamerikanischen Ländern verbessert. Davon ist Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras überzeugt. Die Bischöfe aus seinem Land treffen an diesem Dienstagabend den Papst anlässlich ihres Ad-Limina-Besuches. Nach Worten des internationalen Caritas-Präsidenten Maradiaga sind für ganz Lateinamerika große Veränderungen notwendig.
„Wir als Kirche müssen das Evangelium und die katholische Soziallehre in die Politik unserer Länder einbringen. Insbesondere muss die Kirche den Dialog mit der Politik und den Politikern suchen. Viele Politiker vergessen nach den Wahlen leider rasch, was das Gemeinwohl ist und wenden sich lieber persönlichen Interessen zu oder lassen sich von Gruppen oder Parteien einnehmen. Das hat freilich schwerwiegende Folgen für Lateinamerika.”
Die Bischöfe aus Honduras werden Benedikt XVI. von der „Lebendigkeit der katholischen Kirche” in ihrem Land erzählen, sagt Kardinal Rodriguez Maradiaga.
„Die Audienz beim Papst gibt uns die Möglichkeit, auf die Entwicklung der Kirche in Honduras hinzuweisen. Wir waren vor sieben Jahren zum letzten Mal beim Papst. In Honduras gibt es eine fröhliche Kirche, und mit dem Paulus-Jahr ist auch ein besonderer Enthusiasmus feststellbar. Ich denke, dass uns Benedikt XVI. eine zusätzliche Motivation geben wird, unseren bisherigen Weg fortzuführen.” (rv)
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Deutschland: Ist der Mensch patentierbar?
Beim Europäischen Patentamt (EPA) in München steht eine Grundsatzentscheidung zur Patentierbarkeit menschlicher embryonaler Stammzellen an. Am Dienstag und Mittwoch findet vor der Großen Beschwerdekammer des EPA eine Anhörung zu einem bisher nicht genehmigten Patent der US-Firma „Wisconsin Alumni Research Foundation” statt. Kritiker erwarten, dass der Ausgang des Musterprozesses für alle weiteren anhängigen Fälle verbindlich sein wird. Dabei geht es nach den Angaben um rund 100 weitere Patentanmeldungen.
Der Mainzer Moraltheologe Johannes Reiter bezeichnete es als problematisch, dass das EPA ethische Grundsatzentscheidungen von dieser Tragweite fällen kann. Die katholische Kirche habe nichts gegen Patente, außer sie berühren die Würde des Menschen. Johannes Reiter: „Die Entscheidung des Europäischen Patentamtes über das Stammzellpatent ist insofern eine Grundsatz- und Richtungsentscheidung, als sie erkennen lässt, wie die Gesellschaft künftig mit Leben und insbesondere mit menschlichem Leben umgehen wird. Auch wird ersichtlich, welchen Schutz und welche Würde sie dem Leben zuerkennt. Die Menschenwürde und vor allem ihre Verletzung sind der Prüfstein des Fortschritts.”
Derzeit werden 110 Patentanmeldungen in der Stammzellenforschung geprüft, für 68 weitere Patente ist eine Prüfung beantragt.
„In der Patentierung embryonaler menschlicher Stammzellen sehe ich einen klaren Verstoß gegen die Menschenwürde und zwar aus zwei Gründen: Erstens wird die Menschenwürde getroffen durch das Gewinnungsverfahren der Stammzellen, da Embryonen hierfür getötet werden müssen. Zweitens wird mit der Patentierung von embryonalen Stammzellen die Menschenwürde getroffen, insofern der menschliche Körper bzw. Teile davon zu einer bloßen Sache und zu einem Verfügungsgut und Gegenstand kommerziellen Gewinnstreben werden.”
Die katholische Kirche hat hierzu eine klare Meinung, hält der Moraltheologe fest.
„Leben als solches gehört allen und kann nicht patentiert werden. Auch der menschliche Körper ist keine patentierbare Erfindung. Er verdankt sich den Eltern und letztlich dem Schöpfergott, ohne den es kein Leben geben kann. Das sieht übrigens auch das Patentrecht so. Denn das Patentrecht schließt ebenso Verfahren aus, die gegen die so genannten Guten Sitten verstoßen und rechnet dazu das Klonen von menschlichen Lebewesen und Eingriffe in die menschliche Würde. Meiner Meinung nach müsste auch die Patentierung embryonaler Stammzellen unter das Patentierungsverbot fallen.”
Bei der Entscheidung des Münchner Patentamtes geht es um ein Patent, das der US-Forscher James Thomson bereits im Januar 1995 beantragt hatte. Bislang war er damit gescheitert. Die Große Beschwerdekammer des EPA ist die letzte Instanz. Ihr Spruch kann vor keinem anderen Gericht angefochten werden. (rv/kna)
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Pakistan: Kirche fordert Ende der Diskriminierung
Die katholische Kirche in Pakistan hat die neue Regierung aufgerufen, jegliche Diskriminierung gegenüber Christen zu bekämpfen und die Gleichberechtigung aller Bürger in der Verfassung festzuschreiben. Katholische Priester seien immer wieder Opfer von Islamisten gewesen, und die Täter wurden bisher nie gefasst. Die Regierung ihrerseits kämpft mit internen Probleme: Der Streit zwischen der „Pakistan Peoples Party” und der „Pakistan Muslim League” über die Wiedereinsetzung der obersten Richter und die Zukunft von Präsident Pervez Musharraf blockiert das Land seit ihrem Amtsantritt im März. Der Bischof von Faisalabad, Joseph Coutts, sagt gegenüber Radio Vatikan, dass das Land heute in der Hand von muslimischen Fundamentalisten sei.
„Und diese extremistischen muslimischen Gruppierungen haben nur ein Ziel, nämlich einen rein islamischen Staat aufzubauen. Ihr Modell ist Saudi-Arabien. Das hat einen großen Einfluss auf uns Nicht-Muslime in Pakistan. Es ist ja nicht die Regierung, die uns Schwierigkeiten bereitet, sondern es sind die Extremisten, vor allem in Nordwesten des Landes, die uns enorm unter Druck setzen und beispielsweise verbieten, unsere Mädchen an Schulen zu schicken.”
Weder in der Wirtschaftspolitik noch im Kampf gegen islamistische Extremisten in den Stammesgebieten haben Premierminister Yousuf Raza Gilani und seine Kabinettskollegen bisher viel auszurichten vermocht, sagt Bischof Coutts.
„Die muslimischen Extremisten haben im Gegenteil die Regierung in der Hand und setzen alle unter Druck. Diese Form des religiösen Extremismus schadet aber allen, nicht nur uns Christen. Freilich gibt es nicht nur konkrete Gewaltakte gegen Nicht-Muslime. Es herrscht auch eine subtilere Form, uns unter Druck zu setzen. So werden vermehrt Christen an ihren Arbeitsplätzen aufgefordert, zum Islam zu konvertieren. Auch das ist eine Form der Diskriminierung.” (rv)
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Philippinen: Kirche hilft den Taifun-Opfern
Die katholische Kirche auf den Philippinen hilft den Opfern der Taifun-Katastrophe. Am Sonntag gedachte auch Benedikt XVI. der Opfer des Schiffsunglücks im Archipel der Philippinen. Das Fährschiff „Princess of Stars” war aufgrund des Taifuns „Fengshen” gekentert. Von den 800 Passagieren wurden bisher nur wenige lebend geborgen. Der Taifun hatte weitere 200 Menschenleben auf den Inseln der betroffenen Gegend gefordert.
Der Sprecher der philippinischen Bischofskonferenz, Pedro Quitorio, beschreibt die desolate Situation: „In zahlreichen Diözesen gibt es viele Obdachlose. Sie wurden mittlerweile evakuiert und in sichere Gegenden des Landes gebracht. Kirche und Staat gemeinsam sind bei den Hilfsarbeiten aktiv. So wurden bisher Nahrung und Kleider verteilt. Leider sind sehr viele Reisfelder durch die Überschwemmungen zerstört worden. Damit kommt eine weitere Katastrophe hinzu, die schwere Konsequenzen für die Zukunft des Landes haben wird.”
Das Problem besteht nun darin, die Überlebenden mit Nahrung zu versorgen, sagt Quitorio. Die globale Teuerung bei Grundnahrungsmitteln kommt verschärfend hinzu.
„Es steht noch viel Arbeit vor uns. Wir hatten ja bereits vor dem schweren Taifun eine Nahrungsmittelkrise, denn der Preis des Reises stieg kontinuierlich an. Damit war unser Grundnahrungsmittel so teuer und so selten geworden, dass es bereits Vorzeichen einer Hungerkrise gab. Doch wir konnten das durch eine gerechte Verteilung des Reises rechtzeitig abwenden. Nun ist aber die Hungerkrise wegen des Taifuns wieder eine reale Gefahr geworden.” (rv/afp/reuters)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Beim Gottesdienst am kommenden Sonntag zum Fest Peter und Paul werden sowohl Papst Benedikt XVI. als auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. predigen. Das gab an diesem Dienstag der Päpstliche Zeremonienmeister, Guido Marini, bekannt. Benedikt XVI. wird den Patriarchen um 9.15 Uhr beim Tor der Basilika Sank Paul vor den Mauern empfangen. Gemeinsam werden sie auch das Glaubensbekenntnis sprechen und die Gläubigen segnen. Konzelebranten werden die 41 neuen Erzbischöfe sein, die in der Heiligen Messe am Sonntag das so genannte Pallium erhalten werden. Aus Deutschland wird Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, dabei sein. Aus den Niederlanden erhält der Erzbischof von Utrecht, Willem Jacobus Eijk das Pallium. – Das Pallium ist das Zeichen der besonderen Verantwortung der Metropoliten der Lateinischen Kirche. Es ist ein eine Art Stola und wird über dem Messgewand getragen. Auf das Pallium sind fünf schwarze oder rote Seidenkreuze gestickt. Diese symbolisieren die fünf Wundmale Christi. (rv)
Papst Benedikt XVI. hat den Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal William Joseph Levada, den Erzbischof von Bombay, Oswald Gracias, und den Erzbischof von Sao Paolo, Kardinal Odilo Scherer zu Co-Präsidenten der 12. Bischofssynode ernannt. Das Treffen der Bischöfe im Vatikan findet vom 5. bis 26. Oktober 2008 statt und behandelt „das Wort Gottes im Leben der Kirche”, so der Titel. Aufgabe der delegierten Präsidenten der Bischofssynode ist es, die Arbeiten der Synode zu leiten und die Akten der Versammlung im Namen des Papstes zu unterschreiben. Insgesamt dürften an der Synode etwa 250 bis 300 Bischöfe und Experten teilnehmen. Der größte Teil wird von den einzelnen Bischofskonferenzen entsandt, zusätzlich nominiert der Papst eine bestimmte Zahl von Fachleuten. (rv)
Vatikan/Schweiz
Keine Bestätigung gibt es im Vatikan bisher für ein angebliches „Ultimatum” an die Traditionalisten des früheren Erzbischofs Marcel Lefebvre. Laut der italienischen Tageszeitung „Il Giornale” soll der zuständige Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos die traditionalistische Priesterbruderschaft „Pius X.” aufgefordert haben, bis zum 28. Juni eine fünf Punkte umfassende Erklärung zu unterzeichnen. Die Priesterbruderschaft hat den Kontakt gegenüber Kipa bestätigt. Mit dieser Erklärung soll die Bewegung, die die letzte Liturgiereform wie auch andere Kirchenreformen der vergangenen 50 Jahr ablehnt, das Konzil anerkennen und die Gültigkeit des neuen Messritus bestätigen, schreibt die Zeitung. Für den Fall einer Einigung könnte die Priesterbruderschaft in der Kirche den Status einer Personalprälatur, analog zum „Opus Dei” erhalten, so das in Mailand erscheinende Blatt. Abbé Alain-Marc Nély von der traditionalistischen Priesterbruderschaft Pius X. mit Sitz im schweizerischen Menzingen (Kanton Zug) hat an diesem Montag gegenüber der Presseagentur Kipa bestätigt, dass der Vatikan Anfang Juni mit entsprechenden Vorschlägen an die Priesterbruderschaft herangetreten ist. Man werde dem Vatikan bis zum 28. Juni eine Antwort zukommen lassen und diese auch öffentlich zugänglich machen. Wie diese inhaltlich ausfallen wird, wollte Nély nicht sagen. Alain-Marc Nély ist zweiter Assistent von Bischof Bernard Fellay, dem Leiter der Priesterbruderschaft. Im Frühjahr 1988 war eine vom damaligen Kurienkardinal Joseph Ratzinger in mehreren Gesprächen mit Lefebvre geplante Einigung im letzten Moment geplatzt. Lefebvre weihte daraufhin vier Priester ohne die Zustimmung und gegen die Warnung des Papstes zu Bischöfen. Dieser selbst und die vier Geweihten wurden daraufhin exkommuniziert. Bernard Fellay, einer dieser vier Bischöfe und Leiter der Priesterbruderschaft, hatte den Vatikan wiederholt um Rücknahme der Exkommunikation gebeten. In den vergangenen Jahren wandte er sich mehrfach an Castrillon Hoyos, den Präsidenten der Kommission „Ecclesia Dei”, die der Papst 1988 für den Kontakt zu den Traditionalisten eingesetzt hatte. (kipa)
Europa
Deutschland
Die Kirche braucht nach Einschätzung des katholischen Medienbischofs Gebhard Fürst möglichst viele unterschiedliche Medien, um die Botschaft des Evangeliums zu verbreiten. Das erklärte der Rottenburger Oberhirte in der TV-Talksendung „Alpha und Omega” eines katholischen Privatsenders in Stuttgart. Es gebe inzwischen im Fernsehbereich viele TV-Kanäle, die sich mit Sinnfragen und Religiösem beschäftigten, auch zahlreiche esoterische Sender. „Wenn die katholische Kirche da nicht vorkommt, dann haben wir unsere Verantwortung nicht richtig wahrgenommen.”, so der Bischof. Fürst räumte zugleich ein, dass die Kirche „kein zweites ZDF auf die grüne Wiese stellen” könne. Aber die Digitalisierung verändere die Aufnahmetechnik so, dass Fernsehen preiswerter sei und trotzdem mit Brillanz gesendet werden könne. Inzwischen gebe es auch eine Machbarkeitsstudie zu einem eigenen Fernsehkanal der katholischen Kirche, die bereits unter den Bischöfen und in der Publizistischen Kommission beraten worden sei. Eine abschließende Entscheidung zu einem kircheneigenen Fernsehsender sei aber bisher noch nicht gefallen, erklärte Fürst. (kna)
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Peter Neher, hat den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung kritisiert. Die Erhebung sei von der Datenlage her unzulänglich, da etwa die Migranten statistisch unterrepräsentiert seien, sagte Neher am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur in Berlin. Nur mit einer umfassenden empirischen Untersuchung der Lebenslagen besonders von Menschen mit Niedrigeinkommen könnten verdeckte Armut oder die tatsächliche Verschuldungs- und Bildungssituation dieser Bevölkerungsgruppe erforscht werden. Das Bundeskabinett will sich am Mittwoch mit dem Bericht befassen. Bei der vorgelegten Erhebung entstehe der Eindruck, „dass immer die Datenquelle verwendet wird, die zu einem gewünschten Ergebnis führt”, beklagte Neher. So entstehe „schnell das Gefühl, dass hier aus politischer Opportunität gehandelt wurde”. Am stärksten von Armut betroffen seien Alleinerziehende, Familien mit vielen Kindern und Familien von Migranten, sagte Neher. Als Hauptgrund für Armut nannte er die Langzeitarbeitslosigkeit. (kna)
In der Kontroverse um das christliche Profil der CDU haben sich nun Politiker und Kirchenvertreter zu Wort gemeldet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur „Idea” zeigten zwei CDU-Bundestagsabgeordnete Verständnis für die Position des Kölner Kardinals Joachim Meisner. Meisner hatte in einem Interview geäußert, die CDU sei für katholische Wähler nicht mehr die bevorzugte Partei. Daraufhin verwies der Abgeordnete Hubert Hüppe auf das umstrittene Ja seiner Partei zu der Verschiebung des Stichtages bei der Einfuhr embryonaler Stammzellen. Sein Parteikollege Norbert Geis klagte allgemein über die unklare christliche Position der CSU. Dagegen kritisierte die Kirchenbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, Ingrid Fischbach, dass Meisner das Gespräch mit der Union nicht suche, während es mit vielen anderen Bischöfen Gespräche gebe. Außerdem beziehe sich das „C” im Parteinamen nicht nur auf katholische Christen, sondern auch auf evangelische – und die beiden großen Kirchen seien sich beispielsweise in der Stammzelldebatte nicht einig gewesen. Der nordelbische Bischof Hans Christian Knuth sieht indes die Kirchen in einer guten Position: „Ich sehe nicht, dass man weniger auf die Kirchen hört”, sagte er der „Financial Times Deutschland”. Von einer Enquete-Kommission des Bundestages wurde erst im vergangenen Jahr den Kirchen eine entscheidende Rolle als kulturelle Institution zugesprochen. Anders als die Katholiken hatten die Protestanten aber „nie Wahlempfehlungen gegeben”, deswegen müssten sie jetzt auch keinen Rückzieher machen”, so der Bischof. (idea)
Österreich
Die Katholische Frauenbewegung Österreichs (KFBÖ) erwartet von der neuen Frauenministerin Heidrun Silhavy die rasche Realisierung eines „Papa-Monats” für Familien nach der Geburt eines Kindes. Auch erwarte man spürbare Fortschritte bei der Verringerung des Einkommensunterschiedes zwischen den Geschlechtern. „Wir sind offen und erwartungsvoll gegenüber der neuen Frauenministerin”, so KFBÖ-Vorsitzende Margit Hauft. Die Frauenbewegung fürchtet indes, dass Heidrun Silhavy der Regierung nur als Alibi dient und wenig bewirken wird. Hauft fordert deshalb ein ausreichend dotiertes Budget für die Ministerin, denn „eine effiziente Frauenpolitik erfordert nicht nur den Rückhalt der Regierung, sondern vor allem auch finanzielle Mittel. Die Katholische Frauenbewegung setze sich seit Jahren für Maßnahmen zur Förderung der partnerschaftlichen Arbeitsteilung und zur Überwindung alter Rollenbilder ein. (kap)
Russland
Die russisch-orthodoxe Kirche sieht im Vatikan trotz vieler ungelöster Probleme ihren Hauptverbündeten beim Schutz der christlichen moralischen Werte in der Welt von heute. Das betonte der Vorsitzende des kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchates, Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad, in einem Interview für die offizielle Webseite der Erzbischofsversammlung der russisch-orthodoxen Kirche. Wörtlich sagte er: „In diesem Sinne erscheint der Dialog mit der römisch-katholischen Kirche als besonders aussichtsreich.” Ihm zufolge bietet der Dialog „große Möglichkeiten für den gemeinsamen Schutz der traditionellen christlichen moralischen Werte, für den richtigen Aufbau der sozialen und der familiären Beziehungen sowie für den Schutz der Menschenrechte”. Kyrill sehe die größten Bedrohungen für die christliche Weltmoral in „der Offensive der Ideologie des militanten Säkularismus” – der Verdrängung der Religion aus der öffentlichen in die private Sphäre sowie in „der massiven Liberalisierung vieler christlicher Gemeinschaften”, etwa der protestantischen Kirchen, die homosexuelle Verbindungen segnen und bekennende Homosexuelle zu Bischöfen weihen. Allerdings gehe es in den Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche immer noch ungelöste Probleme, sagte Metropolit Kyrill. Es nannte dabei den unbereinigten Konflikt zwischen den orthodoxen und den griechisch-katholischen Gläubigen (der katholischen Kirche des byzantinischen Ritus) in der Westukraine sowie die „unberechtigte Ausdehnung der Mission” der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche auf die traditionell orthodoxen Regionen. (ria novosti)
Kirche und Staat müssen bestimmte Fragen ihrer sozialen Partnerschaft lösen, wie etwa die Einführung von Religionsunterricht an den Schulen. Das sagte der Vorsitzende des kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchates, Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad, in einem Interview der Webseite der russisch-orthodoxen Erzbischofsversammlung. Das fünftägige Treffen der russischen Oberhirten beginnt an diesem Dienstag in Moskau. Vor vier Jahren hatte die letzte Erzbischofsversammlung stattgefunden. Seither hat die Kirche, Kyrill zufolge, eine „positive Dynamik” in die Gestaltung der Beziehungen zwischen Gesellschaft und Staat gebracht – trotz des Widerstandes von Kräften, die „keine aktive Präsenz der Kirche im Leben des Volkes” befürworten. Er sei überzeugt, dass die geistig-moralischen Grundwerte die Basis für den gesellschaftlichen Schulterschluss vor dem Hintergrund verschiedener Bedrohungen bilden. Der Geistliche sieht eine wichtige Aufgabe der Kirche darin, „der Welt ein Zeugnis vom christlichen Glauben, von der Unbestreitbarkeit des evangelischen moralischen Ideals zu geben”. Metropolit Kyrill betonte zugleich, die russisch-orthodoxe Kirche akzeptiere „keine doktrinäre und keine religiös-ethnische Vereinheitlichung”. (ria novosti)
Lichtenstein
Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein will das Verhältnis von Kirche und Staat neu ordnen. Die katholische Kirche würde bei einem bisherigen Vorschlag dabei aber ihre bisherigen Rechte verlieren und anderen Religionsgemeinschaften gleichgestellt. Das Erzbistum Vaduz hat deshalb ein Konkordat zwischen Liechtenstein und dem Vatikan vorgeschlagen. Eine solche völkerrechtliche Vereinbarung könne gezielt auf die Bedürfnisse der Parteien zugeschnitten werden und sei damit weniger konfliktanfällig als eine gesetzliche Regelung, begründet der Generalvikar des Erzbistums Markus Walser den Vorschlag. Der Kirchenrechtler erinnerte daran, dass in den vergangenen fünf Jahrzehnten etwa 50 Staaten weltweit vertragliche Lösungen mit dem Vatikan abgeschlossen haben. Die Regierung dagegen schätzt die Vorteile einer gesetzlichen Regelung. Damit gälten für alle Religionsgemeinschaften die gleichen Spielregeln. Ein Konkordat mit dem Vatikan führe hingegen zu einer neuen Nähe zur Kirche und laufe damit der Forderung nach einer Trennung von Staat und Kirche zuwider, heißt es in einem Bericht der Regierung zur Neuordnung des Staatskirchenrechts. (kipa)
Afrika
Tansania
Zur Vollversammlung der Katholischen Bibelföderation kommen ab diesem Dienstag im ostafrikanischen Tansania rund 230 Experten aus über 80 Ländern zusammen. Erstmals in der fast 40-jährigen Geschichte der Organisation findet das Treffen in Afrika statt, wie die Bibelföderation am Montag in Stuttgart mitteilte. Im Kern gehe es um bibelpastorale Themen, den Ausbau internationaler Vernetzungen und die Planung länderübergreifender Initiativen. Die Katholische Bibelföderation ist nach eigenen Angaben in 133 Ländern vertreten. Ihr gehören 328 Organisationen an, die in der Bibelübersetzungsarbeit tätig sind. Die Vollversammlungen finden alle sechs Jahre statt, diesmal dauert die Tagung bis zum 3. Juli. (kna)
Sudan
Die sudanesische Regierung missbraucht die Verteilung von Hilfsgütern als Mittel zur Islamisierung des Landes. Das berichtete der Geschäftsführer der Hilfsaktion Märtyrerkirche, Pastor Manfred Müller, der Nachrichtenagentur idea zufolge. Notleidenden Christen werde nur geholfen, wenn sie zum Islam übertreten. Die Regierung des Sudan lasse zu, dass die Armee Lebensmitteln an Christen nur abgebe, wenn diese ihren Glauben verließen und Moslems würden. Ähnliches gelte für die mit staatlicher Unterstützung eingerichteten Wasserzentren in wasserarmen Gegenden, so der Pastor. Die islamischen Verteilorganisationen bedienten Christen nur, wenn diese in einer eigens hergerichteten Moschee das islamische Glaubensbekenntnis sprächen und ihren Wechsel zum Islam mit einem Daumenabdruck bestätigten. - Laut Müller werden weltweit rund 200 Millionen Christen wegen ihres Glaubens bedrängt oder verfolgt. Verfolgungen gebe es in rund 40 Ländern. Dazu gehörten kommunistische Staaten wie China, Nordkorea und Kuba sowie islamisch geprägte Länder wie Saudi-Arabien und Algerien. (idea)
Amerika
Venezuela
Große mediale Beachtung hat die Venezuela-Reise des künftigen paraguayanischen Präsidenten Fernando Lugo, eines suspendierten katholischen Bischofs, gefunden. Lugo übernimmt die Präsidentschaft am 15. August. Im Rahmen seiner Reise führte der künftige Präsident Paraguays Gespräche mit Staatspräsident Hugo Chavez, wobei es hauptsächlich um die Energieversorgung ging. Außerdem traf er sich mit dem Vorsitzenden der Venezolanischen Bischofskonferenz Baltazar Porras Cardozo. Der Erzbischof von Merida und Chavez-Kritiker hatte im Vorjahr erklärt, der venezolanische Staatschef lege ein totalitäres Verhalten ähnlich wie Fidel Castro, Adolf Hitler oder Benito Mussolini an den Tag. Chavez’ Politik sei eine Mischung aus „Marxismus, Militarismus und Populismus”, so der Erzbischof in dem Interview. (kap)
Vereinte Nationen/Simbabwe
Der Weltsicherheitsrat hat das gewaltsame Vorgehen der Regierung in Simbabwe gegen die Opposition verurteilt. Das Verhalten von Präsident Robert Mugabe mache eine freie und faire Stichwahl um das Präsidentenamt unmöglich, heißt es in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eine Verschiebung der für Freitag geplanten Abstimmung. Oppositionschef Morgan Tsvangirai hatte wegen der anhaltenden Gewalt seine Teilnahme an der Stichwahl abgesagt. Aus Sorge um seine Sicherheit flüchtete er in die niederländische Botschaft. Aus der ersten Wahlrunde im März war er als Sieger hervorgegangen, hatte nach Regierungsangaben aber eine absolute Mehrheit verfehlt. (reuters/dw)