Meldungen vom 17.5.2008
- Papst: Bischöfe sollen Bewegungen fördern -
- Vatikan: Dialog mit Islam soll besser werden -
- Italien: Genua erwartet den Papst -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: P. Max Immanuel Cappabianca OP
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Vatikan: Bischöfe sollen auf neue geistliche Bewegungen zugehen
Die Bischöfe sollen mit Liebe den neuen Bewegungen begegnen. Dazu hat sie Papst Benedikt XVI. am Samstag aufgerufen. In einer Audienz für die Teilnehmer eines vom Päpstlichen Laienrats für Bischöfe aus aller Welt organisierten Seminars sagte Benedikt, die Oberhirten hätten für die Einheit der Kirche zu sorgen ohne die Vielfalt der Charismen zu unterdrücken.
„Den neuen Bewegungen in Liebe zu begegnen drängt uns dazu, sie wirklich kennenzulernen, ohne bei oberflächlichen Eindrücken stehen zu bleiben oder bei einseitigen Urteilen. Es hilft uns zu verstehen, dass die kirchlichen Bewegungen und die neuen Gemeinschaften kein „Problem” sind oder ein weiteres Risiko, die uns zusätzlich zu unseren zahlreichen Aufgaben belasten. Nein! Sie sind ein Geschenk Gottes, eine kostbare Ressource um mit ihren Charismen die ganze christliche Gemeinde zu bereichern.”
Die Bischöfe sollten dankbar sein für den missionarischen Eifer, den die neuen Gemeinschaften zeigten. Allerdings: „Wer die Aufgabe hat zu unterscheiden oder zu führen, maße sich nicht an, sich als Herr über die Charismen aufzuspielen, sondern er hüte sich vielmehr vor der Gefahr sie zu ersticken (Vgl. 1 Tess 5.19-21). Er muss der Versuchung widerstehen, alles gleich machen zu wollen, wo der Heilige Geist die Vielfalt gewollt hat, um am Aufbau des einen Leibes Christi mitzuwirken.”
Ein erstes Studienseminar dieser Art fand 1999 statt, ein Jahr nachdem Johannes Paul II. Vertreter der neuen Bewegungen am 30. Mai 1998 begegnet war. (rv)
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Vatikan: Hoffnungsvoller Dialog mit Muslimen
In Doha, der Hauptstadt des Emirats Katar, ist am Freitag eine Dialog-Konferenz der Religionen zu Ende gegangen. An ihr hatten hochrangige Katholiken, Kopten, Evangelikale, Moslems und – eine Besonderheit – auch Juden teilgenommen. Der Vatikan hat bei der arabischen Liga einen eigenen Vertreter: Erzbischof Michael Fitzgerald. Er ist früher Präsident des Päpstlichen Dialograts gewesen und nun Nuntius in Ägypten. Zur Lage der Christen in islamischen Ländern sagt Fitzgerald: „Es ist ein schwieriger Moment, denke ich, für die Christen wegen des Israel-Palästina-Konflikts und des Irak-Kriegs. Das Eingreifen des Westens wird als eine Einmischung von Christen wahrgenommen. Und das macht die Situation der dortigen Christen schwierig und drängt sie zur Emigration, was wiederum die christlichen Minderheiten schwächt. Es gibt allerdings auch Unterschiede von Land zu Land. In Ägypten würde ich nicht von Verfolgung sprechen, es gibt eine gewisse Diskriminierung in manchen Feldern. Aber die Christen dürfen öffentlich beten und müssen sich nicht verstecken.”
Erst kürzlich war in Katar eine Kirche geweiht worden, ein Ereignis mit Signalwirkung.
„Ich glaube, dass es mittlerweile in fast allen arabischen Ländern Kirchen gibt. Das einzige Land, das noch Widerstand leistet, ist Saudi-Arabien. Aber auch dort sehen wir einen Wandel in der Gesellschaft. Und man muss sagen, dass der Besuch des saudischen Königs Abdullah beim Papst ein echte Neuheit war und eine Initiative, die uns hoffen lässt. Die ganze Gesellschaft in Saudi-Arabien muss sich ändern. Es geht nicht nur um die Beziehung zwischen Moslems und Christen.”
Fitzgerald wünscht sich in Zukunft einen Dialog auf allen Ebenen: „Ich habe mich über die Initiative der 138 islamischen Gelehrten gefreut, die dem Papst und anderen Kirchenführern geschrieben haben und ihm einen Dialog auf der Grundlage der Liebe vorgeschlagen haben – der Gottes- und Nächstenliebe. Die Begegnungen zwischen Muslimen und Christen gehen weiter und entwickeln sich. Ich wünsche mir diesen Dialog auf allen Ebenen.” (rv)
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Italien: Papst reist nach Ligurien
Papst Benedikt XVI. bricht am Samstag zu einer zweitägigen Pastoralreise in die norditalienische Region Ligurien aufgebrochen. In Genua und Savona feiert er Gottesdienste unter freiem Himmel und trifft dort mit Priestern, Ordensleuten, Kranken und Jugendlichen zusammen.
Am Samstagnachmittag um 15.00 Uhr fliegt der Papst von Rom-Ciampino nach Genua und von dort per Hubschrauber weiter nach Savona. Dort begibt er sich zunächst zum Heiligtum Nostra Signora della Misericordia, bevor er (um 17.45 Uhr) auf der Piazza del Popolo eine Messe feiert. Anschließend fliegt er weiter nach Genua. Dort besucht Benedikt XVI. am Sonntagmorgen ebenfalls zunächst ein Marienwallfahrtszentrum, das Santuario della Madonna della Guardia.
Wir haben mit dem Erzbischof von Genua gesprochen, Kardinal Angelo Bagnasco.
„Für Genua und Ligurien ist die Wallfahrtskirche der „Madonna della Guardia” ein Bezugspunkt für das Gebet, für die Volksfrömmigkeit, für die Geschichte und den Glauben dieser Stadt und des ganzen Bistums. Von der Wallfahrtskirche auf dem „Monte Vigogna” in 1000 Meter Höhe sieht man ganz Genua, deswegen fühlt sich ganz Genua „bewacht” und gesegnet von der Muttergottes. Dass der Papstbesuch hier seine Mitte findet, zeigt uns, dass der Papst sich in die Tradition unserer Frömmigkeit stellt.”
Von der Wallfahrtskirche aus begibt er sich in das Kinderkrankenhaus „Gaslini”.
„Wir sehen in dem Krankenhaus auch ein Heiligtum des Lebens: des werdenden Lebens, des ungeschützten Lebens, des Lebens der Kinder. Deswegen ist uns dieser Programmpunkt sehr wichtig und sind dem Papst dankbar, dass er kommt und so den Kinder Mut macht, aber auch den Ärzten und Pflegekräften.”
Es schließen sich ein Treffen mit Jugendlichen auf der Piazza Matteotti im Stadtzentrum (11.15 Uhr) sowie eine Begegnung mit Ordensleuten in der San-Lorenzo-Kathedrale an. Aus Genua stammen vier Päpste, unter anderem Benedikt XV., auf den sich Ratzinger ausdrücklich bei seiner Namenswahl bezogen hat. Dazu sagt Bagnasco: „Sicherlich geht von der Lehrverkündigung als auch von der Person Benedikts XV. selbst eine weiterhin gültige Botschaft der Gerechtigkeit und der Liebe aus, ohne die es keinen wahren Frieden weder in den Familien noch in der Welt geben kann. Papst Benedikt XV. und der aktuelle Papst liegen da auf einer geistigen Linie. Wer Papst Benedikt XVI. begegnet, fühlt sich gestärkt in der Wahrheit der menschlichen Werte, aber er fühlt sich auch angenommen in einer großen Umarmung der Zuneigung und der Sympathie. Ich würde sagen, dass seine Apostolischen Reisen, auch die ins Ausland, diesen „Strom” der Güte zeigen, der von seiner Person ausgeht und der viele Knoten in den Herzen der Mensch löst.”
Nach einem Mittagessen mit den ligurischen Bischöfen feiert der Papst auf der Piazza della Vittoria eine Messe (16.30 Uhr). Unmittelbar danach geht es zum Flughafen, der nach dem berühmtesten Sohn der Stadt „Cristoforo Colombo” heißt. Am Sonntag um 19.50 Uhr wird das Kirchenoberhaupt in Rom-Ciampino zurückerwartet. (rv)
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Die Buchbesprechung: Benediktinische Kunst
Auf den ersten Blick: ein prachtvoller Bildband – und doch sehr viel mehr als das. Denn hier werden nicht einfach nur die lauschigsten Kreuzgänge und die romanischsten Kloester hübsch bebildert; dieses Unternehmen ist ungleich ambitionierter. Die Spuren des hl. Benedikt und seines Ordens sollen quer durch die Kunstgeschichte verfolgt werden.
Hier zur Seite der Buchbesprechungen
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AUS UNSEREM ABENDPROGRAMM:
Gebet - Mitte christlicher Existenz
Das Gebet ist die Mitte christlicher Existenz; das ist unbestritten. Aber immer mehr Menschen können nicht mehr beten, weil sie es niemals gelernt haben oder weil sie falsche Vorstellungen davon haben, wie Beten „funktioniert”. Die Sehnsucht nach Beten ist aber ungebrochen und scheint sogar noch zu wachsen.
Prof. Marianne Schlosser ist Professorin für Theologie der Spiritualität an der Universität Wien. Wir haben sie gefragt, wie man Beten lernen kann. (rv)
Hier ein Beitrag von Pater Max Cappabianca OP
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt XVI. hat den Rechtsanspruch der Kirche auf Mission bekräftigt. Der Taufbefehl Jesu an seine Jünger stelle einen „verpflichtenden Auftrag für die ganze Kirche und für jeden einzelnen Christgläubigen” dar, sagte Benedikt XVI. bei einer Begegnung mit Vertretern päpstlicher Missionswerke am Samstag im Vatikan. Er nannte die Bekehrung zugleich ein „unverzichtbares Recht”. Dieses gründe in der Religionsfreiheit und schließe soziale wie politische Aspekte ein. Der Auftrag, die Menschheit zu evangelisieren, bleibe „weiterhin dringend und notwendig, sagte der Papst. Die Menschen warteten auf Christus. Es sei die Liebe, die Christen dazu treiben müsse, allen Menschen unbefangen und mutig „die rettende Wahrheit” zu verkündigen. Jede Ortskirche repräsentiere das auserwählte Volk unter den Heiden, so Benedikt XVI. Den „Keimen der Zersetzung unter den Menschen”, die von der Sünde herrührten, stelle jede lokale Kirche eine Einheit schaffende Kraft entgegen. (kna/rv)
Der „Osservatore Romano” berichtet in seiner Ausgabe vom Freitag über den Handel mit Nazifilmen im Internet. Mit Bezug auf einen Bericht der Zeitung „Die Welt” verurteilt die Vatikanzeitung den Online-Handel mit Filmen wie „Jud Süß” von Veit Harlan oder „Sieg des Glaubens” von Leni Riefenstahl. Das offiziöse Vatikanblatt befürchtet, dass das Nazimaterial eines Tages umsonst im Internet heruntergeladen werden könnte. (or)
Europa
Europäische Union
Die katholische Kirche in Europa fordert, die Mehrwertsteuersätze für familienbezogene Güter zu senken. Konkret sollten Kinderwindeln, Kinderpflegeprodukte, Kinderautositze, die Errichtung und Instandhaltung von Kindergärten und Kinderhorten und von Sozialwohnungen Teil der Sozialpolitik sein, so das Sekretariat der „Kommission der Bischofskonferenzen des EU-Raumes” (ComECE). Auch Dienstleistungen für die Renovierung von Kirchen und Gebetsorten sollten steuerbegünstigt werden. Kirchenvertreter hatten an der von der Europäischen Kommission lancierten Konsultation zur „Überprüfung der existierenden Gesetzgebung über die reduzierten Mehrwertsteuersätze” teilgenommen. (rv)
Deutschland
Ein erstes Porträt über den neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, ist soeben im Verlag Herder erschienen. Wie der Verlag am Freitag mitteilte, beleuchtet Autor Gerhard Kiefer die verschiedenen Lebensabschnitte des Erzbischofs, beispielsweise „vom Flüchtlingskind zum Konviktsdirektor” oder „20 Jahre Domkapitular und Personalreferent”. Auch wolle das Buch Zollitschs Rolle zwischen „Liberalen und Konservativen in der Kirche”, zwischen „Deutschland und Rom” sowie zwischen „Kirche und Gesellschaft” hinterfragen, so der Verlag. (pm)
Österreich
Die „Arbeitsgemeinschaft Schöpfungsverantwortung” regt die Gründung einer landesweiten „Klima-Allianz” an. Es bedürfe es einer Sammelbewegung für den Klimaschutz, in dem „engagierte Bürger, zivilgesellschaftliche Bewegungen sowie Institutionen gemeinsam für den Klimaschutz auftreten”. Vorbildcharakter habe die im Vorjahr in Deutschland auf Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche gegründete Klima-Allianz, der mittlerweile mehr als 40 Organisationen - von den Kirchen über „Greenpeace” bis „Attac” - angehören. Ziel ist es dabei, durch stete Erinnerung an beschlossene Klimaschutzziele die Regierung zu konkreten Maßnahmen zu bewegen. (kap)
Schweiz/Israel
Der Lutherische Weltbund (LWB) will weiter „an der Beseitigung jeglicher Spuren antisemitischer Einstellungen” gegenüber Juden arbeiten. In einem Schreiben an den israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres aus Anlass des 60. Jahrestags der Gründung Israels betonte LWB-Generalsekretär Pfarrer Ishmael Noko am Donnerstag, die Lutheraner schlössen sich all jenen an, die „das Überleben und Wohlergehen des jüdischen Volkes nach Jahrhunderten des Exils und der Katastrophe des Völkermords im Zweiten Weltkrieg feiern”. Der LWB bekenne sich zur Last der Verantwortung, die die lutherischen Kirchen infolge ihrer antisemitischen und diskriminierenden Haltung gegenüber dem jüdischen Volk trügen. Zugleich forderte Noko einen Friedensdialog im Heiligen Land. – Der LWB ist im Heiligen Land durch seine Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, und das Regionalprogramm der LWB-Abteilung für Weltdienst mit Sitz in Ost-Jerusalem vertreten. (pm)
Griechenland
Das Oberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, hat die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen als Sünde eingestuft. Die Menschen seien verantwortlich für die Erhaltung der Schöpfung. Wer dies nicht tut, der sündigt, sagte der Patriarch am Freitag bei einem Besuch in der griechischen Hauptstadt Athen. Zuvor hatte er den größtenteils ausgebrannten Nationalpark Parnitha im Norden Athens besucht. Das Gebiet war bei den verheerenden Waldbränden im Sommer vergangenen Jahres zu zwei Dritteln zerstört worden. Der wegen seines intensiven Einsatzes für die Bewahrung der Schöpfung auch als „grüner Patriarch” bezeichnete Bartholomaios I. sagte, die Brandkatastrophe des Sommers 2007 in Griechenland sollte mahnen. Bartholomaios wörtlich: „Endlich müssen wir darüber nachdenken, was wir unserer Umwelt antun”. Bei den verheerenden Waldbränden in Griechenland waren vor einem Jahr 66 Menschen ums Leben gekommen. Zehntausende Tiere verendeten. Insgesamt wurden mehr als 150.000 Hektar Land vernichtet. (kap)
Italien
Mit einem Festakt hat das deutschsprachige Priesterkolleg „Germanicum et Hungaricum” in Rom den Abschluss eines großen Restaurierungsabschnitts seiner Kirche Santo Stefano Rotondo begangen. An der Feierstunde in dem kunsthistorisch bedeutenden Rundbau auf dem Celio-Hügel nahmen am Freitagabend die Botschafter Deutschlands und Ungarns beim Heiligen Stuhl sowie Vertreter italienischer Behörden teil. Kardinal Friedrich Wetter aus München, dessen Titelkirche Santo Stefano Rotondo ist, übermittelte ein Grußwort. Der Rektor des Germanicums, der Jesuit Franz Meures, äußerte sich „sehr glücklich, dass es mit vielen Kräften von verschiedenen Seiten gelungen ist, die Kirche wieder zu öffnen”. Nach mehr als zwei Jahrzehnte langen Restaurierungen des spätantiken Fußbodens war die Rundkirche im April 2006 zunächst provisorisch wiedereröffnet worden. Seit März 2007 ist sie regulär für Besucher zugänglich. Unterdessen gehen die Erhaltungsarbeiten an dem durch Feuchtigkeit beschädigten Bau weiter. Derzeit werden die Fresken in der Seitenkappelle des Primus und Felicianus restauriert. Der Rundbau, der dem ersten christlichen Märtyrer Stephanus geweiht ist, wurde um das Jahr 461 auf dem Gelände einer ehemaligen römischen Kaserne errichtet. Nach tiefgreifenden Umgestaltungen im Mittelalter und in der Renaissance geriet die Kirche Mitte des 20. Jahrhunderts in einen ruinösen Zustand. Ein fehlgeschlagener Versuch, auf dem ständig feuchten Untergrund einen Holzfußboden zu installieren, machte den Bau erneut zu einem Renovierungsfall. (kna)
Naher Osten
Nahost
Am Freitag ist im Gazastreifen ein Bombenattentat auf eine katholische Schule verübt worden. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand. Der Sprengsatz explodierte im Eingangsbereich der Einrichtung. Schon oft war die Schule, die von Ordensfrauen geleitet und vor allem von Muslimen besucht wird, Zielscheibe von Angriffen. Von den 1,4 Millionen Palästinensern im Gazastreifen sind 3.200 Christen. (rv)
Asien
Indien
In Indien hat eine aufgebrachte Menge ein Schwesternnoviziat überfallen und zwei der Frauen misshandelt. Wie die asiatische katholische Nachrichtenagentur „UCA-News“ am Freitag meldete, ereignete sich der Vorfall am Donnerstag im Bundesstaat Madhya Pradesh. Die Männer hätten sich selbst als Hindus bezeichnet, berichtete Schwester Silvya Francis. Sie hätten erklärt, Ordensfrauen dort nicht zu brauchen. 25 Jugendliche sollen mit Eisenstangen, Schlagstöcken und Hockey-Schlägern Scheiben, den Fernseher, Stühle und andere Möbel des Noviziats zerstört haben. Die Angreifer hätten auch die Telefonleitung unterbrochen, so dass die Schwestern nicht sofort Hilfe rufen konnten. Die Schwestern haben Anzeige gegen die Täter erstattet. Nach Polizeiangaben wurden bereits zehn Verdächtige verhaftet. Kirchenkreise gehen davon aus, dass die Täter in radikalen Hindugruppen zu suchen sind. Christen in Madhya Pradesh haben bereits eine Reihe von gewaltsamen Übergriffen erlebt, seit die Indische Volkspartei BJP in dem Bundesstaat vor fünf Jahren an die Macht kam. (kna)
Amerika
Brasilien
Kirchliche Bürgerrechtler sind enttäuscht über den Brasilienbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Regierungschefin habe während ihres offiziellen Besuchs nicht zur gravierenden Menschenrechtslage Stellung genommen, sagte der katholische Publizist Plinio Sampaio am Freitag in Sao Paulo. Damit sei der Eindruck entstanden, Wirtschaftsinteressen hätten Vorrang vor den Menschenrechten. Man habe erwartet, dass die Vertreterin Deutschlands sowohl Folter und Todesschwadronen als auch Terror und Gewalt gegen Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten verurteilen würde. Der Leiter der bischöflichen Gefangenenseelsorge Brasiliens Günther Zgubic erklärte, von europäischen Spitzenpolitikern seien mehr denn Solidarität mit denen nötig, die in Brasilien für echte Demokratie kämpften und dafür ihr Leben riskierten. Zgubic und der Amazonasbischof Erwin Kräutler, die beide aus Österreich stammen und wegen ihres Engagements immer wieder Morddrohungen erhalten, warfen dem österreichischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer im Gespräch mit der KNA zudem vor, sich nicht öffentlich hinter seine Landsleute gestellt zu haben. (kna)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung
sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress,
Ansa, Efe,
Afp, Kipa,
Reuters, Ap,
ADN-Kronos, Upi,
Cns, Uca,
Misna, Osservatore
Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie
vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen
Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen
aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter,
sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten-
oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer
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Buchbesprechung:
1)
Titel: „Von der Gedanken Trost und Kraft. Gedichte“
Autor: Gunther Spath
Verlag: Hermagoras Verlag
Preis: 21,10 Euro
Rezensentin: Gudrun Sailer
Christliche Literatur hat heute einen schweren Stand – noch viel mehr gilt das für christliche Lyrik. Deshalb greift man mit Neugier zu Gunther Spaths schmalem Gedichtband „Von der Gedanken Trost und Kraft“. Mehr als die akkurate lyrische Form und die Suche nach dem ultimativen neuen Sprachstil interessieren den evangelischen Autor die Inhalte. Teils setzt er dabei auf klassische Lyrikthemen wie Liebe, Trennung, Tod oder Hoffnung, teils fließen auch Spaths Erfahrungen als Soldat ein – der 57-Jährige ist heute Militärkommandant von Kärnten. Manchen Gedichten („In Bagdads Straßen“) ist die unverhohlene Wut des Autors auf menschenverachtende Kriegspraktiken und politische Fehlentscheidungen eingeschrieben. Hier steht Spath in der Nachfolge der Engagierten Lyrik, die sensibilisieren und aufrütteln will.
Dass die Heilige Schrift zu den Lebensbegleitern des Autors zählt, wird an Sprache und Gedankenführung seiner Gedichte deutlich: von unverkennbar biblischer Inspiration, unterscheiden sie zwischen wahr und falsch, gut und böse (…“die Unvernunft, das Übermaß / die Gier die Eigenliebe meucheln / den Nächsten wie die Welt um uns“…) und versuchen so, Anhaltspunkte für ein Leben nach genuin christlichen Werten zu geben.
2)
Titel: Benediktinische Kunst
Autor: Roberto Cassanelli
Verlag: Schnell und Steiner
Preis: 89 Euro
Auf den ersten Blick: ein prachtvoller Bildband – und doch sehr viel mehr als das. Denn hier werden nicht einfach nur die lauschigsten Kreuzgänge und die romanischsten Kloester hübsch bebildert; dieses Unternehmen ist ungleich ambitionierter. Die Spuren des hl. Benedikt und seines Ordens sollen quer durch die Kunstgeschichte verfolgt werden.
Doch das ist, von nahem besehen, eigentlich ein riskantes Unterfangen, und auch das Vorwort betont das recht offensiv. Auf der einen Seite das Leben eines Heiligen, der alles mögliche war, aber kein Künstler. Und auf der anderen Seite das Zentralmassiv der Kunstgeschichte, aufgebrochen auf benediktinische Schichten hin. Gewisse Zweifel mögen sich noch verstärken, wenn man sich dann in die konkreten Artikel vertieft – alle verfasst von Benediktinern und Experten, häufig beides in Personalunion. Da lehrt uns der erste Aufsatz in erfrischender Offenheit, dass wir eigentlich von Benedikt überhaupt nichts wissen (können); das Buch der “Dialoge”, die einzige Lebensbeschreibung des Heiligen, sei wahrscheinlich fiktiv, und Gregor der Grosse sei wohl auch nicht sein Verfasser. Andere Aufsätze des gleichen Bandes gehen dann aber unmittelbar darauf doch von der Biographie in den “Dialogen” und vom Verfasser Gregor aus – als wäre vorher nichts gewesen. Dafür zersetzt dann der zweite Aufsatz den Eindruck, vor den Benediktinern habe es sowas wie westliches Mönchtum eigentlich noch nicht gegeben, indem er Gegenbeispiele präsentiert. Und die Langobarden, die großen Zerstörer des Montecassino, werden im gleichen Atemzug als mögliche Förderer des Mönchtums rehabilitiert.
Diese Aufsätze sind also nicht nur schmückende Beigabe zu prachtvollen Bildern, sondern stehen auf eigenen Füssen und erlauben einen völlig neuen und überraschenden Blick auf das benediktinische Mönchtum. Und die Bilder – das merkt man beim genaueren Lesen – sind wirklich behutsam ausgewählt, um die Aufsätze zu illustrieren.
Das ist kein schneller, einfacher Fotobildband geworden, sondern eine manchmal sperrige, manchmal atemberaubende, aber immer interessante Einführung in das Wesen der benediktinischen Lebensweise. Ideal nicht nur zum Verschenken, sondern vor allem zum Selberlesen.

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