Meldungen vom 10.10.2008
- Hoffnungszeichen für Christen in Indien -
- EU-Bischöfe fordern Kontrollen für Finanzwelt -
- Vatikan plant Flüchtlingsdokument -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Antje Dechert/Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
BISCHOFSSYNODE:
Synode: Früheren Ostblock und Heiliges Land im Blick
Probleme der Verkündigung in Ländern, die von Naturkatastrophen gezeichnet sind, in den Staaten des früheren Ostblocks und im Heiligen Land haben die Bischöfe bei der achten Vollversammlung der Synode an diesem Freitag beschäftigt. Birgit Pottler berichtet:
Jeder Mensch müsse Zugang zum Wort Gottes haben. Dafür plädierten mehrere Synodenväter. Gerade nach der Zeit sozialistischer Regimes brauche es engagierte und gebildete Laien. Die Bibel solle in Schulen verteilt werden, in den Familien sollte täglich ein Absatz gemeinsam gelesen und darüber gesprochen werden.
Der anhaltende Konflikt zwischen Israel und Palästina schüre Schwierigkeiten bei der Bibellektüre, erklärte der lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal. Die arabischen Christen litten unter politischen und ideologischen Fehlinterpretationen vor allem des Alten Testaments. Gegenüber Radio Vatikan sagte Twal:
„Diese fanatischen Juden setzen die Schrift gegen alle anderen Gruppen ein. Damit rechtfertigen sie jeglichen Krieg, um alle anderen Einwohner aus Palästina zu vertreiben und dem israelischen Regime die Macht zu geben. Dabei sprechen heute doch alle von zwei Staaten! Aber diese Fanatischen kennen nur ihre Ideologie.”
Twal appellierte an die Synodenväter, das Heilige Land mit Gebet und Pilgerreisen zu unterstützen. Bibelstudium und -lektüre sicherten im Heiligen Land einen historischen wie geographischen Schatz, so der Patriarch.
„Die ganze Situation vor Ort verweist uns auf die Bibel und das Evangelium. Die dramatische Situation lässt uns das Wort Jesu ernst nehmen, das Kreuz auf sich zu laden. Die Kirche bei uns trägt ihr Kreuz, jede Familie, jeder einzelne. Dieses Kreuz leben wir jeden Tag. Doch das lässt uns nicht andere schöne Worte des Evangeliums vergessen. Jesus hat uns seinen Frieden versprochen. Da geht es nicht um einen Frieden, den Politiker schließen, die heute wollen und morgen nicht. Sein Frieden ist innere Ausgeglichenheit, innerer Frieden und Vertrauen. Daran wird es uns nie fehlen.”
Twal betonte am Rande der Synode den großen Optimismus, der die im Heiligen Land verbliebenen Christen auszeichne: „Wir wissen, dass man das Heilige Land nicht lieben und nicht dort leben kann, ohne dieses Kreuz. Das ist inzwischen unser tägliches Brot.” Besonders dankbar seien die Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen vor Ort über Pilgerreisen und Bischofsbesuche aus aller Welt. Twal: „Das ist wunder-, wunderschön. So fühlen wir uns mit der Weltkirche verbunden.”
Einen Appell für interreligiöses Miteinander in der Region lancierte der syrische Patriarch Gregorius III.. Das Oberhaupt der griechisch-melkitischen Kirche legte den Synodenvätern ein Dialogforum nahe. Im Gespräch mit uns erläuterte er: „Ich will, dass Moslems und Christen einander begegnen, nicht so sehr miteinander diskutieren, als viel mehr meditieren. Im Zentrum von Jerusalem, in Notre Dame, geschieht das seit Jahren. Christen, Moslems und Juden betrachten dort alle gemeinsam das Wort Gottes – und das trotz der großen Schwierigkeiten im Heiligen Land ohne Diskussion.”
Details am Rande: Zum zweiten Mal in dieser Woche erhielt Papst Benedikt eine Sammlung mit Sprachausgaben des Neuen und Alten Testaments, diesmal von der Deutschen Bibelföderation. Er erweiterte das Geschenk für alle Teilnehmer der Synode, Kardinäle, Bischöfe und Laien. Für Freitagabend sieht die Tagesordnung eine freie Aussprache über „Sacramentum caritatis” vor, das päpstliche Schreiben nach der letzen Bischofssynode zur Eucharistie. (rv)
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Synode: Hanke fordert Einsatz für Gerechtigkeit
Angesichts der internationalen Bankenkrise ruft der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke dazu auf, für Gerechtigkeit und die Armen einzutreten. „Aus der Kraft des Wortes Gottes” müssten sich Christen den Herausforderungen der Gesellschaft und den sozialen Problemen stellen, sagte der Synodenvater an diesem Freitag gegenüber Radio Vatikan.
Von der Bischofsvollversammlung im Vatikan erwartet er sich konkrete Impulse und Anleitungen für die Bibelarbeit. Hier sei „ein Reichtum da, den es zu heben gilt”, meinte der Delegierte der Deutschen Bischofskonferenz.
Die Diskussion über die Auslegung des Wortes Gottes und seine Rückbindung an das kirchliche Lehramt hält Hanke für „ökumenisch brisant”. Denn zwar eine das Wort Gottes alle Christen, in der Frage der Interpretation gäbe es jedoch Unterschiede.
Hanke wurde diese Woche zum Moderator der deutschsprachigen Kleingruppe der Synodalen gewählt. Birgit Pottler hat mit ihm über die Arbeit bei der Synode gesprochen. (rv)
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Synode: Seminaristen brauchen bessere Unis
Bischöfe werden künftig genauer auswählen, an welche Universitäten ihre Priesterkandidaten schicken. Das vermutet der österreichische Bibelwissenschaftler Michael Waldstein, einer der Experten bei der Weltbischofssynode im Vatikan. Viele Synodenväter hätten bei den Studenten eine „Verunsicherung“ durch die wissenschaftliche Exegese bemerkt, so Waldstein. Die Bibel sei so zum „toten Buchstaben“ geworden. Von seiner Wissenschaft selbst fordert der Neutestamentler eine „neue Einheit mit dem Glauben“. Waldstein promovierte in Harvard, betreut seit Juli 2008 Doktoranden in Florida und war zuvor unter anderem zehn Jahre im österreichischen Gaming und in Indiana tätig. Birgit Pottler hat mit ihm gesprochen.
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„Tagebuch aus der Synodenaula“
Zum zweiten Mal in dieser Woche erhielt Papst Benedikt eine Sammlung mit Sprachausgaben des Neuen und Alten Testaments, diesmal von der Deutschen Bibelföderation. Er erweiterte das Geschenk für alle Teilnehmer der Synode, Kardinäle, Bischöfe und Laien. Für Freitagabend sieht die Tagesordnung eine freie Aussprache über „Sacramentum caritatis“ vor, das päpstliche Schreiben nach der letzen Bischofssynode zur Eucharistie. (rv)
Hier mehr Details, beobachtet von unserer Korrespondentin in der Aula
THEMEN DES TAGES:
Indien: Aufatmen in Orissa?
Kann die Jagd auf Christen in Orissa und einigen anderen indischen Bundesstaaten bald gestoppt werden? Das Treffen von Christen mit bekannten Hindu-Politikern in Neu Delhi macht zumindest Hoffnung. Eine Christendelegation mit Erzbischof Vincent Michael Concessao an der Spitze hatte sich mit der Führung der Hindunationalisten-Partei „BJP” getroffen, an der sich viele extremistische Hindus in ganz Indien orientieren. Und Parteichef Lal Krishna Advani, eigentlich ein Hardliner, hat die Gewalt gegen Christen ausdrücklich verurteilt. Der Erzbischof meint dazu:
„Es war eine gute Gelegenheit, um einiges zu klären. Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, den Frieden wieder herzustellen, für Entschädigungen an alle Opfer zu sorgen und dafür, dass die Ordnung wieder einkehrt, vor allem im Bundesstaat Orissa. Das ist der erste Schritt zu einem Dialog, der Möglichkeiten zur Zusammenarbeit ausloten will. Vielleicht wird die Atmosphäre besser, wenn wir einander besser kennen lernen.”
Aber ein christlich-hinduistischer Dialog – wie es ihn ja in bestimmten Formen schon gibt – wird die Probleme der Christen nicht mit einem Schlag lösen können. Nicht umsonst besteht Kardinal Telesphore Toppo von Ranchi auf einer „politischen Lösung”: Die Regierung müsse handeln, damit Hindus aus den ärmsten Schichten, die zum Christentum übertreten, nicht zum Freiwild werden – und zwar auch aus politischen, sozialen, wirtschaftlichen Gründen. Derweil gehen freilich in Orissa die Schwierigkeiten weiter, sagt Erzbischof Concessao:
„Es gibt viele Flüchtlinge und Obdachlose, Tausende von Christen hausen provisorisch in den Wäldern, ihre Häuser hat man zerstört. Und wer sich zurückwagt, wird gezwungen, wieder Hindu zu werden. Das alles muss aufhören: Es ist gegen das Gesetz. Es reicht nicht, das zu verurteilen – wir brauchen konkrete Maßnahmen, damit die Menschen wieder in Frieden zusammenleben können. Wenn wir einen Dialog mit den Anführern starten, kommen wir damit vielleicht auch an die Leute vor Ort heran.” (rv)
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Israel: Kracht die Grabeskirche ein?
Alles wackelt in diesen Tagen: die Wall Street, die Banken – und jetzt auch die Grabeskirche in Jerusalem. Zumindest, wenn man der israelischen Tageszeitung „Ha’aretz” Glauben schenkt: Das Blatt sieht das Kloster Deir as-Sultan auf dem Dach der Grabeskirche für akut einsturzgefährdet an. Und Zeitungen in aller Welt haben in den letzten Tagen ausgemalt, was passieren würde, wenn der Bau in sich zusammenfällt: Danach wären auch die Heiligsten Stätten der Christenheit, nämlich der Golgothafelsen und das Heilige Grab, in akuter Gefahr. Schrillen in der heiligen Stadt der Monotheisten jetzt die Alarmglocken? Nein, überhaupt nicht, sagt Franziskanerpater David Jaeger von der Kustodie der Heiligen Stätten.
„Momentan: kein Alarm. Die Einrichtungen in Jerusalem sagen, dass es im Augenblick keine wirkliche Einsturzgefahr gibt und dass die Zeitungsartikel zu diesem Thema ziemlich übertrieben sind. Es scheint, dass das nur ein neues Kapitel in dem Streit ist, der seit Jahrzehnten unter zwei Gruppen von Mönchen tobt... keinen Katholiken, sondern Angehörigen derselben christlichen Konfession: Ich meine Mönche der koptisch-orthodoxen und der äthiopisch-orthodoxen Kirche.”
Also Fehlalarm in Jerusalem? Oder birgt der Dauerstreit der Konfessionen längerfristig nicht doch auch Sprengstoff für die Grabeskirche?
„Da dürfen wir nicht vergessen: Wenn es wirklich eine Gefahr gibt, dann ist die Regierung in der Pflicht, das Nötige zu tun. Das ergibt sich aus dem so genannten Status quo, der international überwacht wird und den ganzen Komplex der Grabeskirche juridisch regelt. Außerdem hat es in den letzten Jahren immer wieder Restaurierungsarbeiten gegeben, vereinbart von den wesentlichen Gruppen, die sich laut Status quo den Kirchenbereich teilen: das sind die griechisch-orthodoxen Mönche, die Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes und die armenisch-orthodoxen Mönche. Bei den Restaurierungsarbeiten gibt es manchmal ästhetische Divergenzen, die den unterschiedlichen Traditionen geschuldet sind: Die östlichen Christen bevorzugen zum Beispiel das Mosaik, die westlichen hingegen die Malerei. Andere Arten Alarm gibt es im Moment nicht!”
„Ha’aretz” hatte berichtet, Ingenieure hätten den baulichen Zustand des äthiopischen Klosters Deir el Sultan auf dem Dach der Grabeskirche als „lebensgefährlich” eingestuft. Im Falle eines Einsturzes wären nicht nur die äthiopischen Mönche auf dem Dach gefährdet, die dort in 26 winzigen Steinhütten leben und eine zweistöckige Kirche hüten. Bedroht seien auch die Besucher der darunter liegenden Grabeskirche – vor allem rund um Golgotha und die katholische Helena-Kapelle. (rv)
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Norwegen/Finnland: Friedensnobelpreis für Ex-Präsident Athisaari
Kirchenvertreter freuen sich für die Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreis an den ehemaligen finnischen Präsidenten Martti Athisaari. Der 71-jährige erhält die hoch dotierte Auszeichnung für seine jahrzehntelangen Bemühungen zur Beilegung internationaler Konflikte in mehreren Kontinenten, gab das Nobelpreis-Komitee an diesem Freitag in Oslo bekannt. Athisaari vermittelte Ende der Achtziger Jahre als UNO-Kommissar bei der Unabhängigkeit Namibias. Im Balkankonflikt von 1991 bis 1993 verhandelte er für UNO und EU über die Beendigung des Serbienkriegs. Auch in Indonesien, Nordirland und im Kosovo war der Mann aus Finnland für den Frieden im Einsatz. Im Gespräch mit Radio Vatikan betonte er, dass gerade die Religion und der interreligiöse Dialog bei der Lösung von Konflikten eine zentrale Rolle spielen:
„Jeder Konflikt kann gelöst werden. Wenn wir nur mit unserem ganzen politischen Willen dahinter stehen und die Unterstützung aller Beteiligten haben, können wir Probleme lösen. Bei den meisten Konflikten wissen wir ganz genau, was getan werden muss, zögern aber, den entscheidenden Schritt nach vorne zu machen. Und dass die unterschiedlichen Religionen aufeinander zugehen und miteinander reden, wie es gerade in letzter Zeit verstärkt geschieht, ist von enormer Bedeutung. Das ist die beste Medizin zur Konfliktvorbeugung, die ich mir vorstellen kann.” (rv)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Zwei Vatikan-Büros arbeiten an einem Dokument zum Thema Flüchtlinge und Asylsuchende. Das kündigte Kurienerzbischof Agostino Marchetto jetzt an. An dem Dokument wirken das Päpstliche Hilfswerk Cor Unum und der Päpstliche Migrantenrat mit, dem Marchetto angehört. Einen weiteren Vatikan-Text hat der Päpstliche Friedensrat in Arbeit: Darin soll es um Armut in Zeiten der Globalisierung gehen. Kardinal Renato Raffele Martino vom Friedensrat will das Dokument kurz nach der Veröffentlichung der nächsten Enzyklika des Papstes publizieren. In dem Lehrschreiben Benedikts wird es um soziale Fragen gehen; es erscheint vielleicht noch zum Jahresende 2008. (apic)
Die Kirche braucht nicht noch mehr außerordentliche Ämter. Das meinte der Bischof des brasilianischen Petropolis, Filippo Santoro, auf der vatikanischen Bischofssynode. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Zenit meinte er, mehr Ämter würden nur zu mehr Bürokratie in der Kirche führen und keineswegs garantieren, dass Menschen Christus, dem Mensch gewordenen Wort, wirklich im Vollzug der Kirche begegnen könnten. (zenit)
Die Bischofssynode im Vatikan ist auch ein Markt der Ideen. So haben z.B. mehrere Synodenväter vorgeschlagen, neue Anstrengungen bei der Bibelübersetzung zu machen. Das Wort Gottes müsse auch in seltene Sprachen übertragen werden, meinten nach Angaben der Nachrichtenagentur apic Teilnehmer aus der Türkei und aus Weißrussland. Ein Erzbischof aus Nigeria klagte, die meisten Christen in seinem Land könnten sich eine Bibel nicht leisten – die Ausgaben seien einfach zu teuer. Ein Synodenvater schlug ein Fotografierverbot bei Messfeiern vor. (apic)
Europa
Europäische Union
Angesichts der Finanzkrise treten die Bischöfe in der EU für eine „Ordnungspolitik auf Weltebene auch für die Finanzmärkte” ein. Das steht im Abschlusskommunique zum Jahrestreffen des Sozialausschusses der „Kommission der Bischofskonferenzen des EU-Raumes” (ComECE), der am 8./9. Oktober in Paris getagt hat. Die Diskussion der europäischen Bischöfe über „die Zukunft von sozialer Sicherheit und Sozialpolitik in Europa” war von der Krise der Finanzmärkte und ihren Konsequenzen für die Sozialpolitik geprägt. Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten müssten jetzt alles tun, um die Vertrauenskrise zu beheben, die gegenwärtig die Finanzmärkte erschüttert. Aber zugleich müsse die neue Ordnungspolitik in diesem Bereich angegangen werden. Wörtlich sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, der Vorsitzender des COMECE-Sozialausschusses ist: „Nur so können mehr Gerechtigkeit, Transparenz und Verantwortlichkeit geschaffen werden.” Weiters sei wichtig, dass die Regierungen und die europäischen Institutionen „sich für das Schicksal jener Menschen interessieren, die häufig ohne eigenes Verschulden die sozialen Konsequenzen der Finanzkrise zu tragen haben werden”. (kap)
Deutschland
Die evangelische Landeskirche von Hessen-Nassau wird künftig Gespräche mit der Linkspartei führen. Das hat Kirchenpräsident Peter Steinacker am Freitag angekündigt. „Die Linke” ist seit kurzer Zeit erstmals im Hessischen Landtag vertreten. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck unterhielten zu allen Fraktionen im Landtag regelmäßige Kontakte, so Steinacker. Diese ruhten im Moment wegen der unklaren politischen Lage. „Wenn sich die Lage geklärt hat, werden sie wieder aufgenommen. Dann auch zu den Linken, da sie nun im Landtag vertreten sind”, so Steinacker. „Die Linke” hatte bei der Landtagswahl am 27. Januar 5,1 Prozent der Stimmen erhalten und will eine geplante rot-grüne Minderheitsregierung unter Führung von Andrea Ypsilanti (SPD) tolerieren. - Steinacker stellt sich mit seiner Ankündigung in Widerspruch zum EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber von Berlin. Dieser hatte im August erklärt, es werde keine Beziehungen der Evangelischen Kirche Deutschlands zur „Linken” wie zu anderen Parteien geben, solange die Linkspartei ihr Verhältnis zur SED und deren Unrechtsregime nicht geklärt habe. (idea)
Österreich
In Kärnten protestiert der Laienverband Katholische Aktion gegen Pläne des Landeshauptmanns Jörg Haider, ein neues, abgelegenes „Heim” für Asylbewerber auf einer abgelegenen Alm einzurichten. Die Anstalt ist gedacht für „mutmaßlich kriminelle” Flüchtlinge, die letztlich aus Österreich abgeschoben werden sollen. Die Präsidentin der Katholischen Aktion Kärnten, Eva Maria Wernig, äußerte in einer Aussendung tiefe Betroffenheit über die Errichtung einer „Sonderanstalt” für Menschen, „die sich in extrem schwierigen Lebensumständen befinden”. Sie rief dazu auf, den Blickwinkel von Menschen einzunehmen, die unter enormen Druck ihr Land verlassen haben - in der Hoffnung, irgendwo ein menschenwürdigeres Leben zu finden. Es gehe nicht an, „alles, was unser Leben 'stört', in Anstalten oder in Ghettos zu verfrachten”. (kap)
Christliche Hilfsorganisationen sind sehr besorgt über die anti-christlichen Ausschreitungen in mehreren Bundesstaaten Indiens. In einem Gespräch im Wiener Außenministerium baten sie darum, alles nur Mögliche zu tun, um die Gewalt zu stoppen. Die Initiative kam von den Vertretern der vier Wiener Gemeinden indischer Christen, von „Christian Solidarity International”, „Missio Austria”, „Kirche in Not” und der Stiftung „Pro Oriente”. (pm)
Die katholische Kirche in Westeuropa befindet sich derzeit in der Situation eines „historisch gewaltigen Einschnitts”. Davon ist der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky überzeugt. Die Zeit der Volkskirche sei vorbei, meinte Turnovszky am Mittwochabend im Karl-Kummer-Institut in Wien. Er verglich die derzeitige Situation mit der alttestamentlichen Wüstenwanderung der Israeliten: „Die Wüste ist eine Zeit der Ausgesetztheit, in der Gottes Unmittelbarkeit besonders spürbar wird. Man kann sich nicht mehr an Traditionen festhalten, doch auch das Neue ist noch nicht spruchreif.” Das Gottesvolk sei damals besonders zwei Versuchungen ausgesetzt gewesen: „Der Nostalgie, die in verklärter Weise an die Fleischtöpfe Ägyptens erinnert, sowie dem Zur-Seite-Schauen auf andere Völker und Religionen.” Heute äußerten sich diese Versuchungen im Herbeisehnen früherer Zustände sowie im innerkirchlichen Liebäugeln mit Demokratie und Progressivität. Das Zurückdrehen der Zeit wie auch die Anpassung sollten jedoch im Grunde nur bewirken, „dass das Leben weitergeht wie bisher”. (kap)
Schweiz
Auch der Weltrat der Kirchen mit Sitz in Genf betet für die Bischofssynode im Vatikan. Das verspricht sein Generalsekretär, Samuel Kobia, in einem Brief nach Rom. Von den Beratungen der katholischen Synode erhofft sich Kobia „eine tief greifende spirituelle Erneuerung in der Sendung der Kirche”. Die Suche nach der sichtbaren Einheit der Kirche sei „eine unabdingbare Dimension im Lebens und der Sendung der Kirche”, so Kobia wörtlich. (zenit)
Italien
Ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslime ist keine Utopie. Unter dieser Voraussetzung treffen sich am Samstag Vertreter der beiden Religionen in Castelgandolfo. Die Konferenz wird von der katholischen Fokolar-Bewegung organisiert. In den kommenden Wochen sollen in vielen Städten mögliche Projekte vorgestellt werden, um den Menschen aufzuzeigen, wie man sich gegenseitig besser kennen lernen kann. Seit 1992 organisiert die Fokolar-Bewegung regelmäßig christlich-muslimische Konferenzen. (ansa)
Großbritannien
Die Geschlechterrollen sind in der Bibel keineswegs so starr festgelegt, wie oft angenommen wird. Frauen sind nicht immer unterwürfig und unterdrückt, und Männer werden nicht nur als alte Patriarchen dargestellt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der britischen Bibelgesellschaft, über die die Londoner Zeitung Times berichtet. Oft herrsche der Eindruck vor, dass die Bibel einen negativen Eindruck von Frauen vermittle, erklärte der Medienbeauftragte der Bibelgesellschaft, David Ashford. Sie kämen aber nicht nur als Verführerinnen, Huren oder andere Sünderinnen vor. 60 der 175 Frauengestalten in der Heiligen Schrift würden mit Eigenschaften wie „gesegnet”, „gerecht” und vor allem „schön” beschrieben. Auch werde beispielsweise die „Weisheit” als weiblich bezeichnet. Sarah, Ruth und Maria, die Mutter Jesu, gehören laut Ashford zu den heiligen Frauen, während die verruchte Königin Isebel und die Verräterin Delilah zu den bösartigen zählen. Die meisten biblischen Frauengestalten seien zwischen den Extremen einzuordnen, so Ashford. - Männer werden in der Bibel keineswegs nur als Herrscher und Unterdrücker dargestellt. Vielmehr erledigen viele von ihnen auch Hausarbeiten: Abraham setzte seinen Gästen Essen vor (1. Mose 18,5-8), Jakob kochte ein Linsengericht (1. Mose,25,29), Priester mussten ihre Kleider waschen (4. Mose 19,6-7), und Jesus reinigte seinen Jüngern die Füße (Johannes 13,4-5). (idea)
Türkei
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., lädt an diesem Freitag und Samstag alle orthodoxen Kirchenführer in die Sankt-Georgs-Kathedrale im Fanar ein. Diese Feierlichkeit soll an das Paulus-Jahr erinnern. Der russisch-orthodoxe Patriarch Alexij II. hat seine Teilnahme bestätigt. Als Vertreter des Papstes wird Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo anwesend sein. Er ist Erzpriester der römischen Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern. Auf die Feier im Fanar folgt ein Symposium über Paulus, das an den Wirkungsstätten des Völkerapostels stattfinden wird. (rv)
Serbien
Trotz aller Proteste aus Belgrad haben Montenegro und Mazedonien das Kosovo als unabhängigen Staat anerkannt. Der Beschluss führt zu einer diplomatischen Krise der beiden früheren Teilrepubliken von Jugoslawien mit Serbien. Oberhaupt der orthodoxen Kirche in Montenegro ist der serbische Metropolit Amfilohije; er hatte eindringlich von einer Anerkennung des unabhängigen Kosovo gewarnt. Wörtlich meinte er: „Alles was in der Geschichte Montenegros ehrbar ist, wird heute gekreuzigt”. Montenegro dürfe nicht einen „Phantomstaat” anerkennen, der auf dem Leiden „unseres Volkes” entstanden sei. Niemand sei gegen die europäischen Integrationsprozesse; diese Integration dürfe aber nicht „vom kolonialen Typus” sein. (sok)
Afrika
Tunesien
Der christlich-muslimische Dialog muss gefördert werden. Das fordern Experten und Intellektuelle aus Europa und dem arabischen Raum bei einer Konferenz in Tunesien. Das interreligiöse Treffen wurde von der Konrad-Adenauer-Stiftung und der islamischen Universität von Zituna organisiert. Die Teilnehmer der Konferenz waren sich einig, dass die Identität eines jeden Landes respektiert werden sollte und gleichzeitig offen sein sollte für andere Kulturen. Eine offene Haltung gegenüber Andersgläubigen sei ein „unermessliches Reichtum” für ein Land. (efe)
Naher Osten
Irak
Der chaldäische Bischof Louis Sako fordert Lösungen von der Regierung, um die Gewalt gegen Christen zu stoppen. „Wir sind das Ziel einer Kampagne der Auflösung, einer Kampagne der Gewalt aus politischen Motiven.” Das sagte Bischof Sako in einem Interview mit der Agentur „AFP”. Er kritisiert vor allem die anhaltende Gewaltwelle gegen Christen und die Untätigkeit der Regierung. In der vergangenen Woche sind allein in Mosul sechs Christen getötet worden. „Diese Attacken waren nicht die ersten und werden leider nicht die letzten sein. Wir wollen Lösungen von der Regierung haben, nicht nur Versprechen” so der Bischof wörtlich. Auch erinnert Sako die Amerikaner im Land an ihre Aufgabe, die irakische Bevölkerung zu schützen. (afp)
Asien
Vietnam
Die Behörden haben ein früheres Kirchengrundstück in Hanoi in einen öffentlichen Park verwandelt. Das Gelände wurde jetzt feierlich eingeweiht. Trotz Einladung nahmen Angehörige der Pfarrei Thai Ha nicht an der Feier teil. Sie hatten seit Wochen mit öffentlichen Gebeten gegen die Enteignung ihres früheren Marienheiligtums protestiert. (apic)
Amerika
Mexiko
Zwischen Mexiko und dem Heiligen Stuhl herrscht Verstimmung. Das berichtet die italienische Zeitschrift „Panorama“. Grund dafür sei der Verzicht Papst Benedikts, im Januar nach Mexiko zu reisen um am Weltfamilientreffen teilzunehmen. Papst Benedikt XVI. ist bereits im vergangenen Jahr nach Lateinamerika gereist, hat dort jedoch nur Brasilien besucht. Jetzt plane er eine Reise nach Afrika, heißt es. Dort soll er an der Eröffnung der Bischofssynode im kommenden Jahr teilnehmen. Für 2009 sei auch ein Besuch in Berlin zum 20. Jubiläum des Mauerfalls vorgesehen. Das wäre schon die dritte Papstreise Benedikts nach Deutschland. Auch werde von einer Pilgerreise in das Heilige Land gesprochen. Ein Besuch in Mexiko sei in nächster Zeit jedoch nicht geplant. (panorama)
Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche” täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
Buchbesprechung:
Titel: Fra Angelico. Einblicke in Leben und Werk
Autor: Wolfgang Bader
Verlag: Verlag Neue Stadt 2005
Preis: ca. 25 €
Rezensent: P. Max Cappabianca OP
Es scheint, als habe der Künstler bereits auf Erden den Himmel gesehen und gemalt, so schön sind seine Bilder: Die Rede ist von fra Angelico, einem Dominikanermönch der Frührenaissance, der von Papst Johannes Paul II. 1992 seliggesprochen wurde. Ein ausgezeichneter Bildband von Wolfgang Bader lässt Leben und Werk des Malermönchs lebendig werden, zahlreiche Farbbilder illustrieren seinen Lebensweg und seine geistliche Botschaft.
Sympathisch ist: Ohne ins Hagiographische abzugleiten, scheint in jeder Zeile des Bildbandes das spirituelle Profil fra Angelicos durch. Vor allem die Betrachtungen einzelner Werke im zweiten Teil des Buches helfen, seine Bilder als „Predigt“ des Evangeliums zu erschließen. Der Bildband ist leicht verständlich geschrieben und jedem zu empfehlen, der Zugang zu einem der größten christlichen Künstler finden möchte.