Meldungen vom 11.10.2008
- Synode: Kirche soll Menschen begleiten -
- Vatikansprecher begrüßt Entwicklung in Indien -
- Schweizer Ordensfrau wird heilig -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Mario Galgano
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
BISCHOFSSYNODE:
Vollversammlung: Kirche braucht neue Mittel und Wege
Die Kirche muss sich den Nöten und Anforderungen der Gesellschaft von heute stellen, auf die Veränderungen reagieren und eine größere Rolle im Alltag der Menschen spielen. Das haben einige Teilnehmer der Weltbischofssynode im Vatikan an diesem Samstag gefordert. Nach grundlegenden Debatten über das Wort Gottes zu Beginn der Synode thematisieren die Bischöfe aus aller Welt nun die pastoralen Auswirkungen. Birgit Pottler berichtet.
Das Thema hätte nicht besser passen können für diesen 11. Oktober, Gedenktag für Johannes XXIII. An eben diesem Tag vor 46 Jahren hatte er das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet. Die Synodenväter gedachten seiner am Morgen in der Messe, in der Synodenaula debattierten sie dann über das „Aggiornamento“, die „Verheutigung“ der Botschaft der Kirche.
Gerade um junge Menschen zu erreichen, müsse die Kirche neue Möglichkeiten finden. Von dieser „gemeinsamen Sorge“ sprach der Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Bruder Alois Löser. Zwar biete auch Taizé keine fertigen Lösungsansätze, so Bruder Alois gegenüber Radio Vatikan, „aber wird sind auf der Suche. Vor allem auf dem Gebiet der Weitergabe des Glaubens. Für viele ist das abgebrochen und wir müssen neue Wege finden, um Glauben bei Jugendlichen zu wecken. Das ist eine gemeinsame Sorge von uns in Taizé und der Synode: Wie kann das Wort Gottes zu jungen Menschen heute sprechen?“
Junge Menschen suchten nach glaubwürdigen Zeugen, nach „Helden der guten Botschaft“, nicht so sehr nach Predigern und Lehrern, so ein Erzbischof aus Lateinamerika. Die diesjährige Weltbischofssynode hatte sich bereits im Teilnehmerkreis geöffnet, so viele Laien wie nie zuvor gehören zu den Experten und Hörern. Unter ihnen auch ein Vertreter des italienischen Pfadfinderverbandes, Daniele Boscaro, 28 Jahre jung. Sein Wunsch: „Der Lebenswirklichkeit der Jugend gegenüber sollte es weniger diese Einstellung der Lehre geben, ich würde mir wünschen, dass die Kirche die Jugendlichen mehr begleitet. Das meint auch das Wort Gottes in den Alltag tragen, aber vor allem Beistand bei den grundlegenden Entscheidungen, die für Jugendliche wirklich das Leben ausmachen. Hier anzusetzen heißt für mich, dem wachsenden Leben und damit der Kirche von morgen mehr Raum zu geben.“
Die Kirche müsse das Leben der Menschen begleiten und ihnen beistehen, betonte ein Erzbischof aus Kenia. Ihre Sendung bestehe nicht nur in religiösen Feiern und Katechesen. Gerade in einer von Krieg und Hunger geplagten Gesellschaft wie der in vielen afrikanischen Ländern brauche es neue Methoden.
Mit Applaus quittierten die Männer und Frauen in der Synodenaula einen Appell zur Einheit in einer „müden und kranken Gesellschaft“. Der Vertreter der Griechisch-Orthodoxen bei der Synode, Archimandrit Ignatios Sotiriadis, sprach wohl im Namen der insgesamt zehn so genannten „brüderlichen Delegierten“: „Unsere Gesellschaft verlangt von uns Christen (Katholiken, Orthodoxen, Protestanten, Anglikanern) ein gemeinsames Zeugnis!“
Für alle Teilnehmer der Synode sei es hilfreich, über den eigenen Horizont hinauszuschauen, betont Bruder Alois aus Taizé, Gast der Synode: „Was die Christen verbindet ist das Wort Gottes und die Taufe. Die Betonung des Wortes Gottes als verbindendes Element unter allen Getauften ist ein wichtiger Punkt der Synode, der uns auch bei unserer Arbeit in Taizé sehr viel helfen kann.“ (rv)
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Interview: Taizé-Prior betont gemeinsame Sorge um Jugendliche
Die Kirche müsse neue Wege finden, um junge Menschen zu erreichen. Das betonte der Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Bruder Alois Löser, im Rahmen der Weltbischofssynode. Die Frage nach Möglichkeiten, den Glauben bei ihnen zu wecken, sei eine „gemeinsame Sorge“ der Brüder von Taizé und der Synodenväter. Alois, Nachfolger des 2005 verstorbenen Gründers Frère Roger Schutz, ist Gast bei der derzeit tagenden Vollversammlung der Bischöfe aus aller Welt. Für alle Teilnehmer sei es hilfreich, über den eigenen Horizont hinauszuschauen, sagte der Katholik aus Bayern. Skeptisch ist er gegenüber dem verbreiteten Ausdruck „Taizé-Gebet“. Die Gemeinschaft aus Burgund wolle keine weltweite „Taizé-Bewegung“ starten, sondern zum Gebet einladen. Doch das Gebet sei das der Kirche, nicht nur der Brüder von Taizé.
Im Gespräch mit Birgit Pottler berichtet Bruder Alois von seinen Erfahrungen bei der Bischofssynode und der Rolle der Gemeinschaft von Taizé. (rv)
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Vorschlag: Bibellektüre im Kirchenrecht
Der Justizchef des Vatikans, Erzbischof Francesco Coccopalmerio, möchte die tägliche Bibellektüre als Gebot für Priester im Kirchenrecht verankert sehen. Die jetzige Mahnung zum „betrachtenden Gebet“ sei zwar von der Sache klar, aber sprachlich veraltet, sagte Coccopalmerio vor der in Rom tagenden Weltbischofssynode am Donnerstag. Darüber hinaus bot der Erzbischof an, seine Behörde könne Vorschläge der Synode zur Bibel in entsprechende Gesetzesvorschläge fassen. Auch Kardinal Francis Arinze, Präfekt der Gottesdienstkongregation, drängte auf eine tägliche Schriftlesung bei Klerikern und Ordensleuten. Leider fehle es nicht an Priestern, die Teile ihres verpflichtenden Stundengebets ausfallen ließen, beklagte Arinze. Zugleich mahnte der Kardinal, in Gottesdiensten nur vom Vatikan gebilligte Bibelübersetzungen zu verwenden. Auch liturgisches Liedgut solle nicht aus „beliebigen, oftmals improvisierten Kompositionen“ bestehen, sondern von Bischöfen geprüft sein. (kna)
THEMEN DES TAGES:
Vatikan/Schweiz: Schweizer Ordensfrau wird heilig gesprochen
Am Sonntag wird Papst Benedikt XVI. die selige Schweizer Ordensfrau Maria Bernarda Bütler heilig sprechen. Außer ihr werden kanonisiert: der Selige Italiener Gaetano Errico, die Selige Inderin Alfonsa von der Unbefleckten Empfängnis und die Selige Spanierin Narcisa da Jesùs Martillo Morán. Die Schweizerin Bernarda Bütler ist nach der Heiligen Wiborada die zweite heilige F r a u aus der Eidgenossenschaft. Da die Selige Bernarda vor allem als Lateinamerika-Missionarin gewirkt hatte, werden auch mehrere Tausend Pilger aus Ecuador und Kolumbien in Rom erwartet. Eine Mitschwester der neuen Heiligen, Schwester Johanna Untersander, lebt im Kanton Aargau, in Auw, dem Geburtsort der Seligen Bernarda. Sie gehört zu der von Mutter Bernarda gegründeten Kongregation der Franziskaner- Missionsschwestern von Maria Hilf. Gegenüber Radio Vatikan erklärt Schwester Johanna, wer die neue Heilige war: „Mutter Bernarda hatte sechs Geschwister. Sie kam am 28. Mai 1848 auf die Welt und wurde am selben Tag getauft. Als kleines Mädchen bemerkte der Dorfpfarrer, dass sie ein besonderes Verhältnis zum Religiösen hat. Sie war stundenlang in der Kirche. Beim Spielen unterbrach sie abrupt, was sie tat und zog sich zurück.“
1895 ging Mutter Bernarda Bütler nach Cartagena in Kolumbien, wo sie die „Kongregation der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf“ gründete. Dort starb sie auch im Jahr 1924. Doch welche Bedeutung hat sie in der heutigen Zeit? Schwester Johanna Untersander: „Ich habe darüber nachgedacht. Ich glaube, dass auch der heutige Mensch von ihrem Leben viel lernen kann. Erstens lehrt sie uns, dass man sich auf Gott stützen kann. Das Zweite ist, dass man mit allen Dingen und vor allem der Umwelt behutsam umgehen sollte. Das hat sie immer wieder betont. Wir sehen ja heutzutage gut, wie die Rohstoffe bald aufgebraucht sind. Daher ist sie eine aktuelle Heilige.“
Der Seligsprechungsprozess wurde 1948 eingeleitet und 1995 durch Papst Johannes Paul II. abgeschlossen. Die von Bernarda Bütler gegründete Gemeinschaft zählt heute rund 840 Mitglieder. Die meisten Schwestern leben in Lateinamerika und sind vor allem in der Bildung und der Krankenpflege tätig. (rv)
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Bischof Bücher: Impulse für Ordensleben
Neuen Schwung für das Ordensleben in der Schweiz erhofft sich der Bischof von St. Gallen, Markus Bücher, durch die neue Heilige Bernarda Bütler. Das große Interesse in den Medien und außerhalb der katholischen Kirche habe ihn sehr überrascht, doch offensichtlich fasziniere das glaubwürdige Zeugnis der Ordensfrau. Besonders beeindruckend sei die „Radikalität“ ihrer Entscheidungen, so Bücher. Damit könne sie auch auf jungen Mensche wirken.
Birgit Pottler hat mit Bischof Bücher gesprochen. (rv)
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Bischof Koch: Heiligkeit ist universal
Geboren in der Schweiz, gewirkt in Südamerika, heilig in der Weltkirche: Das ist für den Basler Bischof Kurt Koch das besondere Zeichen der neuen Heiligen Bernarda Bütler. Koch vertritt die Schweizer Bischofskonferenz bei der Weltbischofssynode im Vatikan und wird der Heiligsprechung beiwohnen. Birgit Pottler hat mit ihm gesprochen.
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Italien: Präsident fordert mehr Religionsfreiheit in Indien
Christenverfolgungen in Indien müssen von der internationalen Gemeinschaft noch klarer verurteilt werden als dies bisher geschah. Das fordert der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano in einem Exklusiv-Interview mit Radio Vatikan. Vor einer Woche hatte Napolitano den Papst bei sich im Quirinalspalast empfangen. Dabei kamen sie auch auf das Thema „Religionsfreiheit“ zu sprechen.
„Ich denke, dass die westlichen Länder noch stärker ihre Stimme gegen die Vorfälle gegen Christen in Indien erheben sollten. Ehrlich gesagt, ist es überraschend, dass in einem Land wie Indien eine solche Gewaltwelle so groß ausschlagen konnte. Selbstverständlich müssen wir alle gemeinsam jede Art von religiösem Fanatismus bekämpfen. Das Ziel sollte die volle Kultusfreiheit sein. Daher unterstützen wir jedes Projekt, das den interreligiösen Dialog fördert.“
Europa hingegen müsse gleichzeitig auf seine historischen Wurzeln zurückschauen, fügt der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano an.
„Der ,Alte Kontinent’ – wie wir Europa auch nennen – hat gemeinsame Wurzeln, die die Einheit und die Zukunft Europas beeinflussen. Das Christentum hat die Europäer vor allem den Frieden gelehrt. Deshalb ist die europäische Vereinigung meiner Meinung nach das bisher größte Friedensprojekt, das die Menschheit jemals erlebt hat. Sie ist aus dem Friedensschluss zwischen Frankreich und Deutschland entstanden, und daraus wurde ein erfolgreiches Modell für viele andere Völker auf der Welt. … Gerade jetzt mit der weltweiten Finanzkrise kann diese Zusammenarbeit der Völker uns dazu anstiften, wiederum diese friedensstiftende christliche Vision in die Gesellschaft neu einzubringen.“ (rv)
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Türkei: Katholische Kirche unterstützt innerorthodoxen Zusammenhalt
Die Auseinandersetzungen innerhalb der orthodoxen Kirchen sind ein Hindernis auf den ökumenischen Weg. Das betont der Vorsitzende der Türkischen Bischofskonferenz, Bischof Luigi Padovese, gegenüber Radio Vatikan. Deshalb unterstütze die katholische Kirche das Treffen aller orthodoxen Patriarchen, die sich an diesem Samstag auf Einladung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in Istanbul getroffen haben. Zu dem Symposion wurde auch eine katholische Delegation eingeladen, der u.a. der Erzpriester der römischen Basilika San Paolo fuori le mura, Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo und der Apostolische Nuntius in Ankara, Erzbischof Antonio Lucibello, angehören. Es wird erwartet, dass die Kirchenoberhäupter eine gemeinsame Botschaft an die ganze orthodoxe Welt richten. Diese Botschaft soll am Sonntag beim feierlichen Gottesdienst in der Patriarchalkathedrale Hagios Georgios im Fanar proklamiert werden.
Bischof Padovese: „Ich denke, dass diese innerorthodoxe Zusammenkunft auch die katholisch-orthodoxe Beziehung positiv beeinflussen wird. Doch die Probleme innerhalb der orthodoxen Gemeinschaft rücken in den Hintergrund durch die ökumenische Feier zu Ehren des Apostels Paulus, denn die orthodoxen feiern – sowie wir Katholiken auch – ein ganzes Jahr lang den Völkerapostel. Deshalb würde ich sagen, dass der Heilige Paulus selbst unsere Einheit herbeisehnt. Dort, wo wir Menschen nicht hingelangen können, dort braucht es die Einwirkung eines Heiligen wie des Apostels Paulus, den wir alle auf gleiche Art und Weise verehren.“
Gleichzeitig mit dem innerorthodoxen Treffen wurde im Fanar auch ein internationales theologisches Symposion eröffnet, das ebenfalls dem Heiligen Paulus gewidmet ist. Die Teilnehmer des Symposions werden am Sonntagabend zu einer gemeinsamen Pilgerfahrt starten, die Brennpunkten der Tätigkeit des Völkerapostels gilt, also von Ephesos bis Kreta. Dem Treffen am Sitz des Ehrenoberhaupts der Weltorthodoxie wird auch wegen der Anwesenheit des Moskauer Patriarchen Alexij II. besondere Bedeutung beigemessen. (rv/kap)
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Somalia: Piratenangriffe gefährden Hilfsprogramme
Trotz des bevorstehenden Nato-Einsatzes vor der somalischen Küste haben Piraten am Freitag erneut ein Schiff gekapert. Der Apostolische Administrator in Somalia, Bischof Giorgio Bertin, spricht von einer Katastrophe für die internationale Hilfsprogramme in Somalia. Deshalb ruft er die internationale Gemeinschaft auf, sich mehr für das Land am Horn Afrikas zu interessieren. Denn, so Bischof Bertin… „über 3,5 Millionen Menschen in Somalia sind von der Hilfe von internationalen Organisationen abhängig. Durch diese Piratenangriffe müssen viele Hilfswerke ihre Güter per Landweg von Kenia aus transportieren. Dabei verlieren sie aber viel wertvolle Zeit. Auch ist das ebenfalls sehr gefährlich und sehr teuer. Der Schiffsweg wäre deshalb die einfachste und beste Lösung. Es müssen nun ernsthafte Schritte unternommen werden, um die Situation zu verbessern.“
Die Nato will sich an der Lösung beteiligen. Die Angriffe der Piraten konzentrieren sich auf den Golf von Aden zwischen dem Jemen und dem Norden Somalias. (rv/reuters)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt XVI. wünscht sich „eine aufrichtige Verpflichtung, den gegenseitigen Dialog zwischen Christen und Muslimen zu fördern und die Würde eines jeden Menschen zu respektieren“. Das schreibt der Papst in einem Brief anlässlich eines Treffens zwischen Christen und Muslimen. Die Versammlung unter dem Thema „Liebe und Barmherzigkeit in der Bibel und im Koran“ findet derzeit in Castelgandolfo statt. In dem Telegramm, das den Teilnehmern durch Kardinal Tarcisio Bertone übermittelt wurde, bittet Papst Benedikt „Gott den Allerhöchsten und Barmherzigen, die Menschheit weiterhin auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden zu begleiten.“ (agi/misna)
Der deutsche Dominikanerpater Ambrosius Eßer (75), aus Düsseldorf gibt sein Amt als Generalrelator der vatikanischen Heiligsprechungskongregation ab. Zu seinem Nachfolger ernannte Papst Benedikt XVI. am Freitag den italienischen Kapuziner Vincenzo Criscuolo (58), bisher Berater der Behörde. Der Generalrelator hat in Selig- und Heiligsprechungsverfahren eine Schlüsselfunktion bei der Vorbereitung der Prozessakten, die den Kardinälen und Bischöfen zur Urteilsfindung vorgelegt werden. Ein genaues Datum für den Stabwechsel steht noch nicht fest, wie Eßer auf Anfrage erklärte. Er werde aber spätestens bis Jahresende seinen Posten räumen und in ein Haus seines Ordens in Deutschland zurückkehren. Der neue Generalrelator Criscuolo hatte unter anderem in Wien Theologie studiert und dort einen Doktortitel erworben. Er begleitete zahlreiche Selig- und Heiligsprechungsprozesse aus dem deutschen Sprachraum. (kna)
Vatikan/Indien
Vatikansprecher Federico Lombardi ist froh darüber, dass aus dem indischen Bundesstaat Orissa endlich Zusicherungen eintreffen und dass man dort wieder Frieden herstellen will. Dutzende von Menschen seien dort in den letzten Wochen getötet und Zehntausende vertrieben worden. Der Jesuit vermerkt dankbar, dass sich auch die Europäische Union für die verfolgten Christen in mehreren indischen Bundesstaaten eingesetzt habe. Lombardi wörtlich: „Auch der Ministerpräsident hat eingeräumt, dass diese Welle der Gewalt für Indien eine „nationale Schande“ ist, die in scharfem Widerspruch zu den indischen Werten der Gewaltlosigkeit, Toleranz und des religiösen Respekts steht.“ Vielleicht sei die Heiligsprechung der ersten indischen Heiligen am Sonntag „eine sehr gute Gelegenheit dafür, dass die ganze Weltkirche in Gebet und geistlicher Solidarität diesen schwierigen Moment für die Christen Indiens zusammen erlebt“. Man müsse einfach sehen, so Lombardi, „dass die Fundamentalismen leben und in verschiedenen Teilen der Welt am Werk sind“. Darum bleibe der Dialog der Religionen, obzwar „lang und schwierig“, doch eine der „entscheidenden Herausforderungen“ in der Welt von heute. (rv)
Europa
Deutschland
Kräftige Kritik an der katholischen Kirche übt der Evangelische Bund in Deutschland. Ohne Absprache mit anderen Kirchen habe Papst Benedikt XVI. ein Paulusjahr aus Anlass des 2.000. Geburtstags des Apostels der Völker ausgerufen. Es mache Paulus zum „Kronzeugen katholischer Frömmigkeit“. So heißt es im Ökumenischen Lagebericht, den der Generalsekretär des Bundes, Walter Fleischmann-Bisten, der Generalversammlung in Stuttgart vorlegte. Laut Fleischmann-Bisten wird das internationale Interesse am Geburtsort von Paulus, Tarsus, nicht zu mehr Religionsfreiheit für die türkischen Christen führen. Auch aus theologischen Gründen sieht Fleischmann-Bisten keine Chance auf eine ökumenische Beteiligung am Paulusjahr. Dass die Teilnahme an einer der Gedenkfeiern „zu einem Nachlass der zeitlichen Strafen für bereits vergebene Sünden führen könne“, löse knapp 500 Jahre nach Luthers Kampf gegen den Ablass bei evangelischen Christen Rückfragen und Rätsel aus, erklärte er weiter. Im Blick auf die Lutherdekade des Evangelischen Kirchenbundes von 2008 bis 2017 fordert Fleischmann-Bisten ökumenische Sensibilität. Die Erinnerung an Luthers Thesenanschlag von 1517, mit dem die Reformation begann, dürfe nicht konfessionalistisch, kirchenpolitisch, nationalistisch oder ideologisch überfrachtet werden. (idea)
Österreich
Der Bischof von Klagenfurt, Alois Schwarz, zeigte sich in einer ersten Reaktion „tief betroffen“ vom tragischen Tod des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider (+58). Er werde des Verstorbenen im Gebet und bei der Messfeier gedenken. Haider sei, so Bischof Schwarz, eine „außerordentliche politische Persönlichkeit von großer Begabung und mit besonderem Engagement“ gewesen. In seinem politischen Agieren habe Haider sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Der Kärntner Landeshauptmann habe die Kirche als wichtigen gesellschaftspolitischen Faktor wahrgenommen und anerkannt und immer wieder das Gespräch mit Vertretern der Kirche auf allen Ebenen gesucht. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, sagte im Gespräch mit „Kathpress“, sein Mitgefühl gelte der Familie Jörg Haiders, in besonderer Weise der Mutter des Landeshauptmanns, seiner Frau und seinen Töchtern. - Jörg Haider ist am Samstag bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der Unfall habe sich am frühen Morgen bei Klagenfurt ereignet, berichtete die Polizei. Haider sei auf dem Weg nach Hause gewesen. (kap)
Schweiz
Das Schweizerische Bundesamt für Migration will die Asyl- und Wegweisungspraxis für Minderheiten aus dem Kosovo verschärfen. Dies berichtete das Nachrichtenmagazin „10vor10“ des Schweizer Fernsehens. Vor mehr als sieben Monaten hatte Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt und war durch die Schweiz anerkannt worden. Betroffen wären unter anderem serbisch-albanische Roma und slawische Muslime, hieß es am Freitagabend weiter. Nachdem Anfang des Jahres für diese Gruppen noch eine Diskriminierungsgefahr in der damaligen serbischen Provinz bestanden habe, sei die Situation nun eine andere, sagte der Sprecher des Bundesamtes, Roman Cantieni. Der Status der Minderheiten solle nun neu beurteilt werden. Kritik kam von der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. Eine solche Änderung sei verfrüht, die Lebensbedingungen für Angehörige von Minderheiten im Kosovo seien weiterhin prekär, warnte deren Sprecher Yann Golay in der Sendung. (drs)
Spanien
Vor 2010 können in Barcelona keine Gottesdienste in der noch nicht vollendeten Kirche „Sagrada Familia“ gefeiert werden. Das sagte jetzt ein Sprecher der Kirche bei einer Pressekonferenz. Im vergangenen Jahr hatte der Präsident der Baukommission noch erklärt, spätestens Ende 2008 könne mit einer weitgehenden Fertigstellung der Kathedrale gerechnet werden. Dank zahlreicher Spenden sei die Arbeit auch schneller vorangegangen als gedacht, so der Sprecher. Die Zeitverzögerung habe sich erst bei der Fertigstellung des Dachs gezeigt. Laut Einschätzungen, wird die völlige Fertigstellung der Kathedrale innerhalb der nächsten 20 Jahre erfolgen. Der katalanische Architekt Antonio Gaudí hatte im Jahr 1883 mit dem Bau der Kathedrale begonnen. 43 Jahre später ist er gestorben, ohne die „Sagrada Familia“ fertig gestellt zu haben. (apic)
Afrika
Kenia
Die Bischöfe des Landes fordern die Regierung dazu auf, „den Aufschrei der Nation“ zu hören und etwas gegen die elende Situation vieler Kenianer zu unternehmen. Das wurde in einer Erklärung der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit und Friede deutlich, die nun veröffentlicht wurde. In der Erklärung drückt die Kommission ihren Kummer über die Finanzkrise und andere wunde Stellen, die das Land derzeit belasten, aus. Unter anderem beklagen sich die Bischöfe über die politische Gewalt, die Langsamkeit der Gesetzgeber, sowie Armut und Korruption im Land. Wörtlich schreiben die Bischöfe „Wir müssen daran denken, dass unsere Schwestern und Brüder Flüchtlinge im eigenen Land sind. Viele von ihnen verhungern“. Nahrung sei Grundrecht eines jeden Menschen, und die Regierung sei dazu aufgefordert, einem jeden Kenianer dieses Grundrecht zu ermöglichen. (rv)
Asien
Vietnam
Die Situation der Christen in Hanoi bleibt problematisch. Nach Radio, Fernsehen und Zeitungen, verbreiten nun auch Kinderzeitschriften ausgehend von staatlichen Medien Falschinformation über Christen. Anfang der Woche erschien die Zeitschrift „Pionier Kinder“, die für Grundschüler bestimmt ist. Ein Priester aus Hanoi meinte dazu, es sei schamlos, durch eine Zeitung für Kinder offensichtliche Lügen zu verbreiten. In Vietnam schwelt seit August ein Streit zwischen Kirche und Regierung über Kirchengüter, die von den Kommunisten beschlagnahmt worden waren. Vietnam ist das südostasiatische Land mit der größten katholischen Gemeinschaft nach den Philippinen. (asianews)
Amerika
Guatemala
Die Bischöfe des Landes haben Drogenhandel und organisierte Kriminalität scharf kritisiert. Zum Ende ihrer Vollversammlung der guatemaltekischen Bischofskonferenz sprachen sie gleichzeitig ihre Hoffnung darüber aus, dass die Männer und Frauen in Guatemala der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Situation täglich mutig die Stirn bieten. In verschiedenen Regionen des Landes würden junge Menschen als Agenten und Komplizen für kriminelle Aktivitäten benutzt. In vielen dieser Situationen, in denen sich die Bürger befinden, reflektiere sich der Ausschluss Gottes aus dem täglichen Leben und gleichzeitig offenbare sich bei politischen, ökonomischen und finanziellen Entscheidungen ein Mangel an moralischen Prinzipien. (rv)
Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche” täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
Buchbesprechung:
Titel: Nachgefragt
Autor: Georg Bätzing / Albert Käuflein / Horst Krahl
Verlag: Paulinus-Verlag 2008
Preis: ca. 10 €
Rezensent: P. Max Cappabianca OP
Dass ein Glaube, der kein Fragen mehr kennt, zu erstarren droht, diese Erfahrung haben schon viele Christen gemacht. Vielleicht ist daher das anhaltend große Interesse an Rubriken mit Leser- und Hörerfragen bei uns im Radio und bei den Kirchenzeitungen ein gutes Zeichen. Der Trierer Paulinus-Verlag hat nun einen interessanten Band herausgegeben, in denen ausgewählte Fragen beantwortet werden, die an die Kirchenzeitungen von Trier, Freiburg und Speyer gesendet wurden. Da sind Fragen dabei wie: „Hat Jesus wirklich gelebt?“, „Was bewirken die Bittgebete der Menschen?“, „Gibt es in der katholischen Kirche auch verheiratete Priester?“ oder „Wie geht man seelsorglich gut auf Demenz-Kranke ein?“
Der Reiz bei dem Buch: Es handelt sich um echte Fragen, die die Menschen von heute wirklich interessieren. Und so sind die Antwortversuche der drei Theologen, zweier Priester und einem Laien, ebenso authentisch wie die Fragen. Manchmal spürt man auch die Ratlosigkeit oder das eigene Suchen der Seelsorger, so dass niemals der Eindruck des „Besserwissens“ aufkommt. Hier sind erwachsene Menschen gemeinsam im Glauben unterwegs. Die Lektüre der kurzen und gut lesbaren Texte befriedigt nicht nur die Neugier, der Leser kann für sich selbst einen verlässlichen Weg im Glauben finden.

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