Meldungen vom 25.10.2008
- Abschluss: Synodenväter machen Vorschläge -
- Angriff: Israel gegen Pius-Seligsprechung -
- Aufruf: Christen sollen solidarischer sein -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Mario Galgano
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
BISCHOFSSYNODE:
Synode: Vorschläge an Papst übergeben
Mit der Übergabe von 55 Vorschlägen an Papst Benedikt XVI. sind die Arbeiten der Weltbischofssynode im Vatikan an diesem Samstag zu Ende gegangen. Das lateinische Original dieser so genannten Propositiones wurde nicht veröffentlicht, es liegt lediglich eine italienische Arbeitsübersetzung vor. Der Papst hat jetzt die Aufgabe, die Beratungen und Ideen der Bischöfe aufzugreifen und ein nachsynodales Schreiben zu verfassen. Seit dem 5. Oktober debattierten rund 400 Männer und Frauen aus allen Erdteilen über das „Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“. Ein Gottesdienst im Petersdom beschließt die XII. Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode am Sonntag.
„Die Synode war eine echte Erfahrung der Gemeinschaft.“ Kardinal Marc Ouellet, Generalrelator der Synode, betonte das kurz nach Ende der letzten Versammlung in der Aula ausdrücklich. „Wir sind gemeinsam vorangegangen, haben Fragen vertieft, aufeinander gehört und wirklich verstanden, wie notwendig es ist, das Wort Gottes heute zu verkünden.“ Für den Erzbischof von Quebec ist das die Hauptbotschaft des dreiwöchigen Bischofstreffens, auch und nicht zuletzt weil die Vorschläge alle mit sehr großer Mehrheit in der Aula angenommen wurden. Experten, Hörer und Bischöfe haben sie gemeinsam erarbeitet, Stimmrecht hatten nur die 253 Synodenväter.
Für die Mission sei mit dieser Synode „eine neue Jahreszeit“ angebrochen, so Ouellet. „Die Kirche lernt ihr Fundament neu kennen, und das ist das Wort Gottes. Ihr Seinsgrund ist das Wort Gottes. Und ihr Auftrag ist es, das Wort Gottes in der Welt zu verkünden, auf ihre Fragen zu antworten und sie zu hinterfragen.“
Die Synode bringt eine Wende, eine neue Erkenntnis, so Ouellet: „Die Bibel muss wieder das Buch aller werden, nicht nur der Spezialisten. Sie ist vor allem ein Buch des Gebets, der Meditation und der inneren Erneuerung. Und die führt zu Mission, zu Kommunikation.“
Der vom Papst bestellte Art „Controller“ des Bischofstreffens ist Dogmatiker und lehrte früher an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Mehr als bislang habe die Synode betont: „Wort Gottes meint das lebendige Wort, das Buch kommt an zweiter Stelle und ist schriftliches Zeugnis.“ Besonderer Ort für diesen Dialog mit Gott sei die Liturgie. Viele Vorschläge an den Papst behandeln daher die Liturgie, fordern eine Überarbeitung der Leseordnung, ein Direktorium für die richtige Predigt und teilweise so konkrete Dinge wie einen angemessenen Ort für die Aufbewahrung der Bücher oder gute Mikrofonanlagen.
Besondere Wertschätzung erfährt die Wortgottesfeier am Sonntag, dort wo der Besuch einer Eucharistiefeier nicht möglich ist. Deren Vorsteher sollen besonders ausgebildet sein, und sie dürfe nicht mit der Eucharistiefeier verwechselt werden können.
Eine Propositio gilt den Frauen, unterstreicht ihre Rolle in der Familie und als Katecheten. In den Wortmeldungen der Synode war das mehrmals unterstrichen worden. An den Papst geben die Synodenväter nun den Vorschlag weiter, das Amt des Lektorats für Frauen zu öffnen. Faktisch keine Neuigkeit, für das Kirchenrecht schon.
Die Vorschläge spiegeln die großen Linien der Wortmeldungen und Debatten der Synode wieder. Mit ihrer Weitergabe an den Papst erfüllen die Synodalen ihre Aufgabe als Berater des Papstes. Wie schon in der abschließenden Botschaft an das Volk Gottes unterstreichen sie die untrennbare Verbindung von wissenschaftlicher Bibelforschung und geistlicher Lektüre. Allein sieben Propositiones behandeln die Exegese – im Miteinander mit dem Blick auf den gesamten theologischen Sinn der Schrift, in der Ausbildung der Priesterkandidaten oder wenn es um die Zusammenarbeit von Exegeten, Theologen und Priestern geht.
Auch die anderen großen Themen der Synode tauchen in den Propositiones wieder auf: die Ökumene, der Dialog mit dem Judentum, mit dem Islam, der gemeinsame Einsatz für die Würde des Menschen, die Verbreitung der Bibel in allen Sprachen dieser Erde, neue pastorale Methoden und der Einsatz der Medien.
Ein weiterer Punkt der Klimaschutz, da Gottes Wort in der Schöpfung gegenwärtig sei. Die Propositiones schließen mit dem Verweis auf Maria, sie sei in ihrer Art, das Wort aufzunehmen und zu hören, Beispiel für den Gläubigen und die Kirche, das Angelus- und Rosenkranzgebet sollen weiter verbreitet werden.
Die Synodalen hätten die Erfahrung der Jünger von Emmaus gemacht, hätten „brennende Herzen“. Wer Ouellets Rührung sieht, glaubt ihm und seiner Überzeugung, dass der Ertrag dieser Synode sich in der Zukunft zeigt. Das Wort Gottes müsse jetzt durch alle möglichen Formen des Dialogs verkündet werden, „mit diesem Herz, das vom Wort berührt wurde, und jetzt nichts anderes will, als es weiter zu erzählen“. (rv)
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Synode: Ostkirchen fordern Frieden
Mit einem eindringlichen Friedensappell haben sich die bei der Weltbischofssynode anwesenden Patriarchen und Oberhäupter der katholischen Ostkirchen an den Papst und die Weltöffentlichkeit gewandt. Gerechtigkeit und Religionsfreiheit seien Voraussetzung und Garantie für Frieden, betonten sie in der am Freitag übergebenen Botschaft. Besonders forderten sie für das Heilige Land sowie für den Libanon, für Irak und Indien rechtliche und soziale Bedingungen, die ein Leben in Würde und ohne Diskriminierung erlaubten. Die Kirchenführer äußerten die Hoffnung, dass die Christen an den Ursprungsstätten der christlichen Erlösung leben und bleiben können. Zugleich baten sie um Hilfe für diejenigen, die aus religiösen Gründen zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen wurden. „Wir betrachten es als unsere Pflicht, uns zu Sprechern all derjenigen zu machen, die zu Recht auf Garantien für ein menschenwürdiges Leben und ein akzeptables soziales Zusammenleben warten“, heißt es in dem Schreiben der elf bei der Synode anwesenden Patriarchen und Delegaten. (rv/kna)
Synode: Kardinal Kasper in Bischofsrat
Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper gehört zu den 15 Mitgliedern des neuen „Ordentlichen Rats der Generalsynode der Bischöfe“. Dieses Gremium muss die Nacharbeiten für die am Sonntag zu Ende gehende Bischofssynode erledigen und die nächste Synode in drei Jahren vorbereiten. Zu den Aufgaben gehört vor allem die Unterstützung des Papstes bei der Abfassung des nachsynodalen Schreibens, mit dem die Ergebnisse des dreiwöchigen Bischofstreffens zusammengefasst werden. Zwölf Mitglieder wurden im Lauf der Synode gewählt, drei vom Papst bestimmt. Die Zusammensetzung wurde erst an diesem veröffentlicht. Pro Erdteil werden drei Bischöfe gewählt. Aus Afrika ist unter anderem Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (Ghana) dabei. Aus Europa wurden zudem der irische Erzbischof Diarmuid Martin (Dublin) und der vatikanische Kulturminister Gianfranco Ravasi bestimmt, der bereits den Entwurf für die von der Synode verabschiedete „Botschaft an das Volk Gottes“ verantwortet hatte. (rv/kna)
Synode: Rolle der Frau gewürdigt, aber verkürzt
Die Synode hat in den vergangenen drei Wochen mehrfach die Rolle der Frau als „erste Verkünderinnen“ als Mütter oder Katechetinnen betont. Gleichzeitig waren unter den Experten und Hörern so viele Frauen - auch aus anderen Positionen - wie noch bei keiner Synode zuvor. Hat sich das positiv ausgewirkt? Schwester Nuria Calduch Benages hält das Ergebnis für verkürzt. Die Spanierin ist Mitglied der Kongregation der Töchter der Heiligen Familie von Nazareth und Professorin für Altes Testament an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Birgit Pottler hat sie nach ihren Eindrücken befragt. (rv)
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Unser Blog aus der Synodenaula
Birgit Pottler hat für uns exklusiv aus der Synodenaula berichtet.
Hier ist ihr Tagebuch
THEMEN DES TAGES:
Israel/Vatikan: Unwürdiger Schlagabtausch
Die Diskussion um eine Seligsprechung von Papst Pius XII. (1939-1958) sorgt weiter für Verstimmungen zwischen dem Vatikan und Israel. In einem Interview mit der israelischen Zeitung „Ha’aretz“ nannte Sozialminister Isaak Herzog das Vorhaben der Seligsprechung „inakzeptabel“. Herzog – der auch für die Beziehungen zu den christlichen Gemeinschaften in Israel zuständig ist – bezog sich auf das angebliche „Schweigen“ von Pius XII. während des Holocaust. Der Postulator im Seligsprechungsprozess für Pius XII., Pater Paolo Molinari, wies Herzogs Kritik als „Einmischung“ zurück. Es handle sich um eine innere Angelegenheit der katholischen Kirche, sagte Molinari im Gespräch mit „La Repubblica“. Was ist von diesem Schlagabtausch zu halten? Dazu der Redaktionsleiter der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatikan , Pater Eberhard von Gemmingen: „Ich kann verstehen, dass in Israel darüber Aufregung herrscht, dass Papst Pius XII. vielleicht selig gesprochen werden soll. Doch ich kann nicht verstehen, wie der Schlagabtausch so plump sein kann. Wenn in Israel gesagt würde, sie wüssten, dass Papst Pius XII. Tausenden von Juden das Leben gerettet habe, und trotzdem würden sie die Seligsprechung als falschen Schritt bezeichnen, dann kann man das verstehen. Sie müssten doch auch sagen, dass es ihnen bewusst sei, wie Pius XII. nach dem Zweiten Weltkrieg während 20 Jahren von den Israelis und Juden gelobt wurde. Heute meinen viele, es wäre besser gewesen, wenn Pius XII. laut protestiert hätte. Er hielt es aber für richtiger, Juden zu retten und nicht laut zu protestieren. Aus Israel müsste es doch lauten, dass die katholische Kirche tun und lassen kann, was sie will. Auch Israel dürfe die eigene Meinung bekannt geben. Mir scheint einfach, man könnte intelligenter und weniger aggressiv darüber sprechen.“
Auch ist ein Besuch von Benedikts XVI. in Israel im Gespräch. Besteht ein Zusammenhang mit der „Causa Pius XII.“? Dazu Pater Gemmingen:
„Papst Benedikt will sicher eine Reise nach Israel machen. Das hat er mehr oder weniger klar gesagt. Ihm geht es wohl vor allem um den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Das ist sein Hauptanliegen. Die Diskussion um Pius XII. verhindert die Reise nicht, so auch Präsident Peres ausdrücklich. Selbstverständlich sollte die Atmosphäre aber gut sein.“ (rv)
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Vatikan: „Christen aller Länder, vereinigt euch!“
In der nordirakischen Stadt Mossul läuft derzeit eine Vertreibungswelle gegen irakische Christen. Sie suchen bei Freunden, Verwandten oder in Pfarrgebäuden Zuflucht. Die Fluchtbewegung hat derweil Syrien erreicht. Das berichtet das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR). Seit Anfang der Vorwoche verteilt sie Decken, Schlafmatten und kleine Öfchen gegen die Kälte.
Die Christen sollten deshalb weltweit einen größeren Zusammenhalt an den Tag legen. Das betont der Pressesprecher des Vatikans, Pater Federico Lombardi.
„Die Situation der Christen im Irak – sowie die Lage in einigen indischen Bundesstaaten – ist eine schreckliche Angelegenheit, die die Aufmerksamkeit und die Solidarität der gesamten Kirche braucht. Selbstverständlich müssen wir mit allen Opfern, also auch mit den Nicht-Christen, solidarisch sein. Doch gerade die alte christliche Gemeinschaft im Irak leidet unter einer systematischen Unterdrückung, die von einer unerhörten Welle von Gewalt und Drohungen gekennzeichnet ist.“
Gerade die Situation in Mossul sei ein Alarmzeichen für Christen weltweit. Die irakischen Christen dürften nicht im Stich gelassen werden, so Jesuitenpater Federico Lombardi.
„Die fundamentalistischen Gruppen müssen mit allen Mitteln bekämpft werden. Dazu müssten diejenigen, die für Frieden sind, gemeinsam diese Gräueltaten anprangern. Das sollte insbesondere in der muslimischen Welt passieren. Wir hoffen deshalb, dass die Dialoginitiativen mit den Muslimen einen Beitrag dazu leisten. Christen und Muslime müssen gemeinsam dafür einstehen, dass man nicht im Namen Gottes töten darf, sondern im Gegenteil in Seinem Namen jeden Menschen lieben und respektieren muss.“
Insgesamt haben nach offiziellen UNO-Angaben bereits 2.500 der rund 3.000 christlichen Familien die irakische Stadt Mossul fluchtartig verlassen – das sind etwa 15.000 Männer, Frauen und Kinder oder über 80 Prozent der dortigen Christen. (rv/pm)
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Österreich: Schönborn fordert mehr Zivilcourage
Mehr gesellschaftspolitisches Engagement und mehr Zivilcourage hat Kardinal Christoph Schönborn von den katholischen Laien eingefordert. In Österreich herrsche noch immer ein zu starkes „Obrigkeitsdenken“ vor, so der Kardinal; es werde immer an die Bischöfe appelliert. Im jüngsten Nationalratswahlkampf habe er viele Briefe und E-Mails erhalten, in denen eine Stellungnahme von ihm eingefordert bzw. erbeten wurde. Dazu Kardinal Schönborn: „In diesem Zusammenhang erinnere ich an den Grundsatz, dass sich die kirchliche Hierarchie in Österreich nicht in die Parteipolitik einmischt. Kardinal Franz König hat hier beispielhaft den Rahmen vorgegeben: Es sind die Parteien selbst, die durch Programm, Praxis und Auswahl der handelnden Personen ihre Nähe oder Distanz zur Kirche definieren. In gesellschaftspolitisch relevanten Grundsatzfragen müssen die Bischöfe aber sehr wohl ihre Stimme erheben und auf christliche Werte verweisen.“
Zum Migrationsproblem sagte der Kardinal, dass man klar zwischen Asyl und Immigration unterscheiden müsse.
„Asyl ist ein Menschenrecht, das außer Frage stehe. Migration hingegen ist in erster Linie eine politische Frage. Im Hinblick auf die türkischen Immigranten darf man allerdings nicht vergessen, dass die Gastarbeiter in den sechziger und siebziger Jahren von Österreich geholt worden sind. Sie hatten jene Arbeiten übernommen, für die sich keine Österreicher mehr fanden. Es ist eine Frage des Anstands, dass man solche Dinge nicht vergisst.“
Bei seinem jüngsten Türkei-Besuch sei ihm verstärkt bewusst geworden, wie sehr der Begegnung von Völkern die Voraussetzung zugrunde liegt, „dass man versteht, wie jemand seine Heimat liebt“. Integration besteht nicht darin, dass Türken feststellen, Österreich sei ihre „Heimat“, so Kardinal Schönborn. (rv/kap)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Vatikan/Indien
Der Bischof der indischen Stadt Kochi, John Thattunkal, muss seine Diözese verlassen. Das hat die Kongregation für die Evangelisierung der Völker nun beschlossen. Papst Benedikt XVI. hatte Thattunkal am vergangenen Donnerstag vom Bischofsamt suspendiert, nachdem dieser eine 30 Jahre alte Frau adoptiert hatte. Erzbischof Daniel Acharuparambil von der Erzdiözese Verapoly übernimmt vorläufig die Verantwortung über die Diözese. Die endgültige Entscheidung über den Vorfall soll nach einer genauen Untersuchung getroffen werden. (ansa)
Europa
Deutschland
Um die Religionsfreiheit ist es weltweit schlecht bestellt. So lautet das Fazit des Jahrbuchs „Religionsfreiheit weltweit“, das am Donnerstag vom internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ veröffentlicht wurde. Die Jahresbilanz zur Religionsfreiheit liegt damit erstmals auch in deutscher Sprache vor. Nach wie vor werde in vielen Ländern das individuelle wie korporatives Recht auf Religionsfreiheit missachtet. Nicht selten seien auch Christen von Diskriminierung betroffen. Die Analyse von „Kirche in Not“ betrachtet alle monotheistischen Religionen, geht aber auch auf die Situation anderer Religionen und Glaubensgemeinschaften ein. (faz)
Deutschland/Europäische Union
Die Religionskarte Europas wird „bunter“. So lautet die Prognose des Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner. Bei einem internationalen Symposium zum Thema „Katholizität im Kommen?“ in Bonn sagte Zulehner am Freitag, die christlichen Kirchen befänden sich in einer „massiven Transformationskrise“. Die Kirchen litten unter Anpassungsschwierigkeiten an ein zunehmend religiös und weltanschaulich „bunteres“ Europa. Schon jetzt liege der Anteil der Christen in Europa bei maximal 60 Prozent. Die Kirche habe nur dann eine Zukunftschance, wenn sie dem religiösen Pluralismus offen begegne, meint Zulehner. (kap)
Deutschland/Großbritannien
Europa braucht einen ethischen Moralkodex für Mediziner. Das forderte die Bundesärztekammer am Freitag in Berlin. Damit kritisieren die deutschen Ärzte die Verabschiedung des umstrittenen Embryonengesetzes in Großbritannien. „Es ist an der Zeit, inne zu halten und in einen europaweiten Diskurs über die Grundwerte menschlichen Lebens einzutreten“, erklärte der Präsident der Ärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, wörtlich. Er warnte eindringlich vor einer Instrumentalisierung des menschlichen Lebens. Protest kam auch aus der Politik. – Das britische Unterhaus hatte am Mittwoch ein Gesetz verabschiedet, das die Züchtung von Mensch-Tier-Embryonen zulässt. Das Gesetz erlaubt auch so genannte „Rettungsgeschwister“ im Reagenzglas zu erzeugen, um kranken Geschwisterkindern beispielsweise als Organspender zu helfen. (kap)
Österreich/Iran
Christen und Muslime sollten sich gemeinsam für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Das sagte der frühere iranische Präsident Mohammed Khatami an diesem Samstag bei einem Festakt in der Wiener „Aula der Wissenschaften“. Rund die Hälfte der Menschheit sei christlichen oder muslimischen Glaubens. Im gegenseitigen Dialog sollten beide Religionen diese Stärke nutzen, um gegen Ungerechtigkeit und Gewalt vorzugehen. An dem Festakt zum 35. Jubiläum der „Dialoginitiativen St. Gabriel“ nahmen auch der österreichische Präsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn teil. Beide würdigten Khatamis Einsatz für die interreligiöse Freundschaft. Am Rande der Veranstaltung fanden Demonstrationen gegen das iranische Atomprogramm statt. (ap)
Schweiz
Der Bischof von Chur, Vitus Huonder, ist neuer Präsident der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK). Huonder folgt auf den reformierten Pfarrer Ruedi Heinzer. Das gab der Ökumeneverband am Samstag bekannt. Die Entscheidung für Bischof Huonder fiel einstimmig. Die Schweizer Bischofskonferenz hatte den Oberhirten für dieses Amt vorgeschlagen. „Die Einheit muss allen Christgläubigen ein ganz wichtiges Anliegen sein“, betonte Huonder nach seiner Wahl. In der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz haben sich katholische, protestantische und orthodoxe Kirchen zu einem ökumenischen Dialogforum zusammengeschlossen. (zenit/pm)
Italien
Der Erzbischof von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe, hat sich auf der virtuellen Internet-Plattform „Facebook“ eingeschrieben. Das berichteten italienische Medien am Samstag. Auf dem Internetportal können alle eingeschriebenen Nutzer in Kontakt zueinander treten und ihre Gedanken und Interessen austauschen. Der Kardinal wolle damit vor allem in einen stärkeren Dialog zu Jugendlichen treten, so ein Sprecher der Diözese Neapel. Die Präsenz des Kardinals bei „Facebook“ sei eine Initiative im Rahmen des neuen Web-Auftritts der Diözese. Um als Kirche für die Jugend da zu sein, müsse man oft neue Wege gehen. (rv)
Die Don-Bosco-Schwestern haben am Freitag auf dem Generalkapitel in Rom die 63-jährige Französin Yvonne Reungoat zur neuen Generaloberin gewählt. Mit der Wahl der studierten Historikerin und Geografin leitet erstmals eine Nichtitalienerin den 1872 gegründeten Orden. Alle sechs Jahre treffen die Don-Bosco-Schwestern aus 91 Ländern zusammen, um eine neue Generaloberin zu wählen und über den weiteren Weg der Ordensgemeinschaft zu beraten. Das Generalkapitel tagt noch bis 15. November. (pm)
Asien
Philippinen
Wegen einer Spendenaktion der katholischen Kirche ist das Kleingeld im Land knapp geworden. In einer 2004 gestarteten Spendenkampagne hatte die Kirche Gläubige zum Spenden von 25-Centavo-Münzen für Sozialprojekte aufgerufen. In einem Rundschreiben vom Donnerstag forderte der Erzbischof von Manila, Kardinal Gaudencio Rosales, die Gemeindepriester auf, die Münzen nicht zu horten, sondern zur Bank zu bringen. Die Zentralbank des Landes habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass wegen der Aktion kaum noch 25-Centavo-Münzen im Umlauf seien. Nach Kirchenangaben hat die Kampagne bis Ende 2007 umgerechnet rund 257 Millionen Euro eingebracht. Dafür haben die Philippiner mehr als 40 Millionen Münzen gespendet, die in den Kirchen in Flaschen gesammelt wurden. (kna)
Indien
Die Polizei des Landes hat bei den Gewaltaktionen gegen Christen oft tatenlos zugesehen. Das berichtete eine Ordensschwester am Freitag auf einer Pressekonferenz in Neu-Delhi. Die 29-jährige Schwester Meena Barwa ist im vergangenen August von Hinduextremisten vergewaltigt worden. Vor Vertretern verschiedener Nichtregierungsorganisationen und des indischen Klerus erzählte Schwester Meena, dass die Polizei ihr jede Hilfe verweigert habe, als sie Anzeige gegen ihre Peiniger erstatten wollte. „Sie standen auf der Seite der Täter“, so die Ordensschwester wörtlich. (rv)
Amerika
Kanada/Indien
Die internationale Politik muss sich stärker für den Schutz der Christen in Indien engagieren. Das fordert, nach einem Bericht des „Osservatore Romano“, die kanadische Bischofskonferenz in einem Schreiben an Premierminister Stephen Harper. Die kanadische Regierung solle alle notwendigen diplomatischen Mittel einsetzen, um die aktuelle Aggressionswelle gegen Christen in Indien zu stoppen. Nachdem sich christliche und hinduistische Geistliche gegen die Gewalt ausgesprochen hätten, müsse auch die internationale Politik aktiver werden. Die Regierung solle dafür sorgen, heißt es in dem Schreiben weiter, dass Hilfsgüter und Spendengelder an Indien, nicht den Extremisten in die Hände fielen. Besorgt äußerten sich die Bischöfe angesichts des zunehmenden Nationalismus und Rassismus in Indien. (rv)
Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche” täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.
Buchbesprechung:
Titel: Verliebt in Gottes Wort
Autor: Wilfried Hagemann
Verlag: Echter 2008
Preis: 14.80 €
Rezensentin: Sr. Hilliganda Rensing
Bischof Lehmann zögerte nicht, ihm das Wort „genial“ zuzuschreiben. Beim Requiem für Klaus Hemmerle, 1994 in Aachen, formulierte er: „Überall, wo er etwas näher betrachtete, kam es unter der Zauberkraft seines Denkens zu einem ursprünglichen Leuchten längst vertrauter, gewohnter und auch verbrauchter Dinge. Er war zugleich ein Meister des Denkens und der Sprache“ (S. 292) Als ehemaliger Mitprofessor an der Freiburger Theologischen Fakultät bewertete Lehmann „den Platztausch zwischen dem Professor und Bischof als großen Verlust für die Wissenschaft, aber als riesigen Gewinn für das Bischofsamt und die ganze Kirche“ (S.292)
Dr. Wilfried Hagemann hat gerade eine lesenswerte Biographie über diesen vielleicht noch unentdeckten Bischof veröffentlicht. Es ist keine leichte Aufgabe, die facettenreiche Persönlichkeit von Klaus Hemmerle zu erschließen. Dem Autor ist es gelungen, Hemmerles breiten philosophisch-theologischen Denkhorizont, die pastorale Bedeutung der Weggemeinschaft unter dem Wort Gottes in Bistum, Weltkirche und Ökumene und seine geistliche Mitte mit den Schlüsselbegriffen Einheit, Einheit mit Gott, gelebt als radikale Ausrichtung auf ihn und Dienst an den Mitmenschen auf packende Weise zugänglich zu machen.
Die Biographie beleuchtet – wie der Titel sagt – Leben, Denken und Wirken von Bischof Hemmerle. Erstaunlich ist dabei, wie der Autor vorgeht. Er ist einerseits der sorgfältig recherchierende Wissenschaftler der biographischen Daten und des beruflichen Werdeganges, andererseits der treue Vermittler vieler Stimmen von Zeitzeugen. So ersteht, gefördert durch die reiche Sachkenntnis des Autors, der für Hemmerle zugleich Freund und spiritueller Begleiter war, das ungewöhnliche geistliche Profil des Aachener Bischofs.
Verliebt sein in Gottes Wort: Wer das Buch liest, kann sich der Faszination dieser Aussage nicht entziehen. 14 Jahre nach dem Tod von Klaus Hemmerle ist seine Botschaft aktueller denn je. Sie birgt nicht nur Schätze für das persönliche geistige Leben, sondern auch viel versprechende Ansätze für eine Revitalisierung der Sendung der Christen in Kirche und Welt.

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