Benedikt XVI.: „Geduld und Ausdauer bei Dialog mit Islam“
Der Dialog mit dem Islam wird solider. Das stellt Papst Benedikt XVI. fest. Mit Geduld und Ausdauer seien gegenseitiger Respekt und die Zusammenarbeit in jüngster Zeit verbessert worden. Das sagte das katholische Kirchenoberhaupt an diesem Samstag den nigerianischen Bischöfen, die sich zu ihrem Ad-Limina-Besuch in Rom aufhalten. In Nigeria leben etwa gleich viele Muslime wie Christen. Der Papst bedankte sich bei den Bischöfen für ihre Bereitschaft zum interreligiösen Dialog. Dazu der Papst: „Dank eurer klugen und unermüdlichen Bemühungen als Förderer des Allgemeinwohles wird die Kirche immer mehr zu einem klaren Zeichen und Werkzeug der Verbindung mit Gott und der Einheit der gesamten menschlichen Rasse.“
Der Papst erinnerte auch an die ethnischen Konflikte in Nigeria. Sie verbänden sich oft fälschlicherweise mit der religiösen Zugehörigkeit. Doch die katholische Kirche fördere den Frieden.
„Ich möchte deshalb meine Wertschätzung für all jene ausdrücken, die sich bereit erklärt haben, außerhalb ihrer Wohn- und Sprachregion im Dienste der Kirche zu stehen. Ich danke den Priestern und allen Menschen, die euch dabei unterstützt haben. Euer Anpassungsvermögen ist ein redliches Zeichen dafür, dass es in der neuen Familie in Christus – also der Kirche – kein Platz für Trennungen gibt.“ (rv)
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Vatikan: „Papstreise nach Israel ist eine mutige Sache“
Die geplante Reise Benedikts XVI. ins Heilige Land reiht sich in dem Wunsch aller Christen ein, die heiligen Stätten zu besuchen. Das hat Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan unterstrichen. Dorthin zu pilgern bedeute, die „heiligsten Orte“ schlechthin aufzusuchen. Es seien dies Orte, wo die Begegnung zwischen Gott und den Menschen die Heilsgeschichte der Menschheit geprägt habe, so Lombardi. Deshalb sei es kein Zufall gewesen, dass Papst Paul VI. seine erste Auslandsreise ins Heilige Land führte.
„Nun ist Benedikt an der Reihe. Benedikt hat einen mutigen Wunsch geäußert, dorthin zu reisen. Denn es herrscht dort eine unsichere politische Situation, und es gibt so zahlreiche Trennungen in diesem Gebiet. Diese Region ist geprägt von ständigen Spannungen. Vergessen wir nicht den jüngsten Konflikt im Gaza-Streifen, in dem das dortige Volk tief verletzt wurde. Der Friedensprozess scheint ins Stocken geraten zu sein. Schatten und Misstrauen scheinen auch den Dialog zwischen der jüdischen Welt und der katholischen Kirche zu prägen. Gerade deshalb ist die Papstreise dorthin wichtig. Man muss nämlich dort beten, wo die Grenze zwischen Liebe und Hass dünn ist; Also dort, wo die Wiederversöhnung unmöglich scheint.“
Benedikt XVI. hatte am Donnerstag bei einem Treffen mit Spitzenvertretern US-amerikanischer jüdischer Organisationen erklärt, er bereite sich auf eine Israel-Reise vor. Ein konkretes Datum nannte er nicht. (rv)
Papst: „Vatikan ist klein, aber hilfsbereit“
In den Weltatlanten mag der Staat der Vatikanstadt zwar fast unsichtbar erscheinen, doch seine Größe besteht vielmehr in seinem Dienst für den Nächsten. Das betonte Papst Benedikt XVI. vor der Konferenz zum 80-Jahre-Jubiläum des Kleinstaates. Die Stiftung des Stadtstaats lud in den vergangenen Tagen Experten in den Vatikan ein, um über die Bedeutung des Kleinstaates zu sprechen. An diesem Samstag erläuterte der Papst, was er vom kleinsten Staat der Welt hält.
„Der Heilige Stuhl konnte und kann absolut unabhängig seine Mission erfüllen. Im Mittelpunkt seines Dienstes steht immer der Einsatz für Solidarität und Allgemeinwohl. Ist nicht gerade dies der Grund dafür, dass sich so viele Menschen für dieses kleine Stück Land interessieren? Der Vatikanstaat birgt in sich die Schätze des Glaubens, der Geschichte, der Kunst und ist somit ein Erbe für die gesamte Menschheit.“
In dem Ort, wo der Apostel Petrus begraben liege, finde sich eine Botschaft der Hoffnung und des Friedens, fügte das Oberhaupt des Kleinstaates an.
„Möge die Vatikanstadt immer mehr eine echte „Hügelstadt“ sein. Auf diesem Hügel soll das Licht leuchten, das von der Überzeugung und Hingabe all jener getragen wird, die im Dienste des Nachfolgers Petri stehen. In dieser Hoffnung bitte ich auch um die mütterliche Unterstützung Mariens, um das Gebet der Heiligen Petrus und Paulus und aller Märtyrer, die dieses Gebiet zum heiligen Boden gemacht haben.“
Zuvor hatte auch Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone bei der Fachtagung zum 80-jährigen Bestehens des Vatikanstaats auf die Bedeutung der territorialen Souveränität während des Zweiten Weltkriegs hingewiesen. Noch nach dem Kriegseintritt Italiens 1940 sei der Heilige Stuhl diplomatisch handlungsfähig geblieben. Botschafter der Alliierten und Verfolgte wie Juden, italienische Deserteure und politische Dissidenten hätten im Vatikanstaat Aufnahme gefunden. (rv)
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Bernhard Vogel im Vatikan: „Hoffe, dass man aus Schaden klug wird“
Der langjährige CDU-Ministerpräsident Bernhard Vogel ist in diesen Tagen zu Gesprächen in Rom. Dabei hat der engagierte Katholik, der die „Konrad-Adenauer-Stiftung“ leitet, auch mehrere Vatikan-Kardinäle getroffen. Gegenüber Radio Vatikan bestätigte Vogel, dass er im Vatikan u.a. den „Scherbenhaufen“ angesprochen habe, zu dem der Williamson-Skandal in Deutschland geführt hat. Unter anderem hatte Bernhard Vogel sich mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ausgetauscht.
„Mein Gespräch mit dem Herrn Kardinalstaatssekretär behandelte über weite Strecken andere Themen der Politik und des Vatikans; ganz am Schluss habe ich in der Tat eine Bemerkung zu dem Scherbenhaufen gemacht – weil ich das schlichtweg nicht verschweigen wollte. Denn in Deutschland sind eben Scherben entstanden, und jeder Gutwillige kann nur wünschen, dass sie wieder gekittet werden.“
Vogel fand den vatikanischen Regierungschef zwar über Details der italienischen Politik überraschend gut informiert. Doch ist er sich nicht ganz sicher, inwieweit die Debatte in Deutschland in all ihrer Schärfe auch in Bertones Blick geraten ist.
„Ausgesprochen wurde das relativ wenig; aber ich habe schon den Eindruck, dass man gemerkt hat, dass da Tassen aus dem Schrank gefallen sind.“
Dass die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel den Papst öffentlich um eine Klarstellung in der Affäre Williamson gebeten hat, erklärt Vogel aus Merkels Biographie heraus.
„Frau Merkel ist zumal als ostdeutsche Politikerin in einer eindeutigen Klarheit allen Versuchen, auch nur von ferne den Holocaust zu relativieren, entgegengetreten – in ihrer ganzen politischen Karriere. Ich glaube, sie hat keinerlei Zweifel an der klaren Position des Heiligen Vaters; aber sie hat sich schon dagegen zu Wort gemeldet, dass man Vertreter dieser obskuren Ansicht, es habe den Holocaust nicht gegeben, gut behandelt.“
Dass einige Katholiken sich von Merkels Wortmeldung düpiert fühlen, kann Vogel nachvollziehen. Er selber fragt sich, ob es nicht auch ein möglicher Weg gewesen wäre, den Berliner Nuntius zu einem Gespräch ins Kanzleramt einzubestellen. Aber: „Aus der Geschichte heraus ist es sehr verständlich, dass es in Deutschland viele Katholiken gibt, die auf den Heiligen Vater nichts kommen lassen und die sich – gleich, aus welchem Grund – gegen Kritik am Heiligen Vater wenden. Das hat sich auch hier wieder gezeigt. Aber ich möchte ausdrücklich sagen: Bei Licht besehen geht es nicht um eine Kritik am Papst, sondern um eine Kritik an denen, die nicht nachdrücklich vor den negativen Folgen der Aufhebung der Exkommunikation eines Weihbischofs gewarnt haben.“
Überraschend ist es für Bernhard Vogel, dass er bei seinen Gesprächspartnern im Vatikan keine Hinweise auf eine mögliche Deutschlandreise des Papstes gefunden hat. Nach Medienangaben ist eine solche Visite immerhin für den Herbst 2010 im Gespräch.
„Selbstverständlich würde ich mich freuen, wenn der Heilige Vater Deutschland wieder besuchte – zumal ja die beiden ersten Besuche keinen spezifischen Deutschland-Bezug hatten, sondern wegen des Weltjugendtages und wegen des Besuches in seiner engeren Heimat stattgefunden haben. Meines Erachtens wäre es sehr begrüßenswert, wenn der Heilige Vater bei seinem nächsten Besuch selbstverständlich in die deutsche Bundeshauptstadt käme, wie das ja in anderen Ländern auch häufig Gepflogenheit ist. Aber darüberhinaus würde ich mich freuen, wenn er den ostdeutschen Katholiken, die es in den letzten sechzig Jahren schwerer hatten als die westdeutschen, einen Besuch machte.“
Aus Vogels Sicht bietet sich da vor allem das Eichsfeld an, „wo besondere Treue und Verbundenheit mit der katholischen Kirche Tradition hat“. „... aber wegen der Ökumene gegenüber der evangelischen Kirche natürlich auch ein Platz wie Erfurt, der sehr eng mit Luther verbunden ist, oder die Wartburg, wo immerhin das Neue Testament von Luther ins Deutsche übersetzt worden ist.“
Vogel, früherer Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, hatte nach der Wiedervereinigung das gleiche Amt im mitteldeutschen Thüringen inne. Dass die Affäre Williamson Auswirkungen auf einen möglichen Papstbesuch haben könnte, glaubt er nicht.
„Ich hoffe aber vor allem, dass man aus Schaden klug wird. Jedes Ärgernis kann auch dazu dienen, ein bisschen nachzudenken, in Zukunft noch sorgsamer aufzupassen und keinen Anlass zu bieten, dass erneut Porzellan zu Bruch geht!“
Vogel wurde 1932 in Göttingen geboren. Er war von 1976 bis 1988 Ministerpräsident in Mainz und von 1992 bis 2003 Ministerpräsident in Erfurt. Keinem anderen Politiker gelang wie ihm der ost-westdeutsche Spagat. Sein Bruder ist der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel. (rv)
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Deutschland: Berlinale – „Little Soldier“ gewinnt Ökumene-Preis
„And the winner is“ – zum Abschluss der 59. Berlinale, also der Internationalen Filmfestspiele in Berlin, hat an diesem Samstag die ökumenische Jury der evangelischen und katholischen Kirche ihre Preise verliehen. Der Hauptpreis im „Internationalen Wettbewerb“ der Berlinale ging an den Film „Little Soldier“ der dänischen Filmemacherin Annette K. Ohleson. Was den Film aus Sicht der ökumenischen Jury besonders auszeichnete, hat uns der Jurypräsident und Filmbeauftragte der Schweizer Bischofskonferenz, Charles Martig, verraten: „´Little Soldier’ - ´Der kleine Soldat’ - von Annette Ohleson zeigt, was mit einer Frau geschieht, die aus einem Kriegsgebiet zurückkommt. Es ist ein sehr eindrücklicher Film, auch ein Film der weh tut, weil man auch sieht, wie groß die Verwundung dieser Person ist. Das besondere daran ist natürlich, dass es an einer Soldatin gezeigt wird, nicht wie üblich an einem Mann, sondern an einer Frau. Vor allem ihr schwieriger Weg zurück ins Alltagsleben ist sehr beeindruckend gezeigt.“
Die ökumenische Jury ist eine der ältesten und bedeutendsten unabhängigen Juries auf der Berlinale. Seit 1992 verleiht sie Preise an Filmemacher, die es in ihren Filmen schaffen, die Zuschauer für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren. Annette Ohleson sei dies in ihrem Film „Little Soldier“ inhaltlich wie ästhetisch hervorragend gelungen, so Jurypräsident Martig: „Der Film beginnt mit einem Auszug aus der Bergpredigt. Ein Pastor bringt den Ausspruch „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“. Dieses Gebot der Nächstenliebe ist eigentlich das Fanal oder die Eröffnung des Films und dieses prallt dann sehr stark auf eine konkrete Alltagssituation der Soldatin, die zurück in ihr Alltagsleben möchte, wo sie aber auch mit großer Gewalt konfrontiert wird. Da ist also auch explizite Religiosität vorhanden im Film und der Film arbeitet das in einem gesellschaftlichen Kontext durch. Insofern ist das für uns ein sehr interessanter Film, weil er genau in diesem Spannungsfeld arbeitet, in dem wir unsere Kriterien haben.“
Zwei weitere Auszeichnungen der ökumenischen Jury gingen an den französischen Regisseur Philippe Lioret für seinen Film „Welcome“ in der Wettbewerbskatgeorie „Panorama“ und an den Film „Treeless Mountain“ der südkoreanischen Filmemacherin So Yong Kim. Die jeweils mit 2500 Euro dotierten Preise werden von der deutschen Bischofskonferenz gestellt. Unter den Besuchern der Berlinale war auch der Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst. Die Präsenz der Kirche auf der Berlinale sei enorm wichtig, so Fürst, nicht nur weil Filme ein bedeutsamer Teil unserer Kultur seien, sondern... „…,weil uns dort verarbeitete Wirklichkeit in einer grandiosen Weise vorgeführt wird; weil ein Film, den wir sehen, nicht nur ein Zeitvertreib oder ein konsumistisches Dejavù ist, sondern weil Filme uns hineinverwickeln in eine Sicht von Wirklichkeit, in Lebensgeschichten von Menschen, die uns neue Horizonte erschließen und uns zur Stellungnahme, zur inneren Einstellung dazu bewegen. Das ist, glaube ich immer wichtig, nicht nur im eigenen Gehäuse zu sitzen, sondern hineinzuschauen in das Leben anderer Menschen und auch anderer Kulturen und Wirklichkeiten.“ (rv)
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Österreich: Am Valentinstag lädt der liebe Gott zum Rendezvous
Der religiöse Ursprung des Valentinstages war lange Zeit verschüttet, ist aber in den letzten Jahren wieder spürbar geworden: So hat die katholische Kirche in Österreich an diesem Samstag rund 100.000 „Liebesbriefe von Gott“ in zahlreichen Städten verteilt. Jedem Brief liegt eine Einladung zu einem abendlichen „Rendezvous mit Gott“ in einer der nächstgelegenen Kirchen bei. In zahlreichen Kirchen wurden an diesem Samstag auch besondere „Segnungsgottesdienste für liebende Menschen“ angeboten. Nach dem positiven Echo in den vergangenen Jahren findet die Liebesbrief-Aktion in diesem Jahr bereits zum vierten Mal statt. Das erklärt Otmar Spanner, einer der Mitorganisatoren der Aktion in der Erzdiözese Wien.
„Ziel ist es die Barmherzigkeit und Güte Gottes zu verkünden und für die Menschen erfahrbar zu machen. Es geht darum, einen Neuanfang mit Gott zu ermöglichen: Der Brief soll ein Anstoß sein, Kontakt mit Gott zu suchen – auch und besonders für Menschen, die der Kirche fern stehen.“
100 Pfarreien in der Erzdiözese Wien machen bei der Valentinsaktion mit, auch die Diözesen Gurk-Klagenfurt, Eisenstadt, Salzburg und St. Pölten beteiligen sich an der Initiative.
Die Tradition des Valentinstags wird heute zumeist auf die Gestalt des Bischofs Valentin von Terni zurückgeführt, der als christlicher Märtyrer starb. Valentin war im dritten Jahrhundert Bischof der mittelitalienischen Stadt. Er hatte laut einer Legende einige Verliebte christlich getraut, darunter Soldaten, die nach damaligem kaiserlichen Befehl unverheiratet bleiben mussten. Zudem habe er den frisch getrauten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt. (kap)
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Wochenkommentar – von Pater Eberhard von Gemmingen SJ
Friede zwischen Papst und Juden. Nach einem Blitzkrieg ohne Sieger und Besiegte haben sich die Kontrahenten sehr schnell nicht nur zu einem Waffenstillstand, sondern zu weiteren Freundschaftsgesprächen verabredet. Was war geschehen?
Eine Falschmeldung hatte den Eindruck erweckt, die katholische Kirche verurteile die Juden wieder als Gottesmörder, halte daher den Holocaust für eine Nebensache, werde nie wieder freundlich mit den älteren Brüdern sprechen. Nun – auch Brüder streiten mitunter. Aber sie müssen dann auch wissen, worüber sie streiten.
Die Falschmeldung lautete: Der Papst rehabilitiert Holocaust-Leugner. Die Meldung war und ist falsch. Papst Benedikt hat seine mehrfache und ausdrückliche Verurteilung des Holocaust nie auch nur scheinbar zurückgenommen. Wollte jemand durch die Falschmeldung dem Vatikan schaden? Ich weiß es nicht. War einfach die Medienlogik daran schuld und kein einzelner Mensch und keine einzige Einrichtung. Medien suchen sich Schlagzeilen. Wenn sie keine finden, dann erfinden sie selbst welche. Und die Tatsache, dass unter den vier Bischöfen, deren Exkommunikation aufgehoben wurde, ein Holocaust-Leugner war, bot eben jedem Journalist die Vorlage zur Schlagzeile: Papst rehabilitiert Holocaust-Leugner. Das hat der Papst natürlich nicht getan. Das konnte jeder wissen. Die spitze Feder kann wie im Mittelalter also zum Konflikte aufhetzen, zum Streit anstiften. Und ein Streit zwischen dem Oberhaupt der katholischen Kirche und dem Judentum ist für die ganze Welt etwas Schlimmes. Auch wenn dabei keine Raketen eingesetzt werden, so schürt er doch Abneigung, Skepsis, möglicherweise Hass.
Und ich füge gerne an: Wir als Kirche müssten in solchen Fragen vorsichtiger, umsichtiger vorgehen. Die Aufhebung der Exkommunikation durch den Papst als Zeichen der Versöhnung ist gut. Aber man müsste gleich dazu sagen, dass die Holocaust-Leugnung wirklich sehr schlimm ist, und dass sie mit der Exkommunikations-Aufhebung nicht gemeint ist. Der Papst verurteilt die Holocaust-Leugnung. Medienleute müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Aber wir Verantwortlichen im Vatikan dürfen nicht übersehen, dass unsere Worte und Erklärungen missverstanden werden können. Wir meinen vielleicht: weil wir keine Waffen haben, hätten wir auch wenig Macht und Einfluss. Das ist ein Irrtum. Denn auch Worte und erst recht Missverständnisse können die Weltpolitik bewegen. Wir könnten aus dem großen Missverständnis lernen.
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt XVI. hat drei Vizepräsidenten für die Afrika-Synode ernannt. Es sind der afrikanischen Kurienkardinäle Francis Arinze, der Senegalese Théodore-Adrien Sarr und der Südafrikaner Wilfrid Fox Napier. Die Spezialsynode der Bischöfe findet vom 4. bis 25. Oktober im 2009 im Vatikan statt. Der Erzbischof aus Ghana, Kardinal Peter Turkson, wurde zum Generalrelator der Synode ernannt. Papst Benedikt ernannte außerdem den Erzbischof von Luanda Damião Antonio Franklin sowie den Bischof von Sarh, Edmond Djitangar zu Spezialsekretären dieser Bischofssynode. - Die Afrika-Synode findet vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan statt. Sie steht unter dem Thema: Die Kirche in Afrika im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens. Es ist die zweite Versammlung von katholischen Bischöfen dieses Kontinents; das erste Treffen war 1994. (rv)
Vatikan/Nahost
Auch Christen aus dem Gazastreifen sollen den Papst bei der geplanten Israelreise treffen. Das wünscht sich der Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco. Zwar sei noch nicht klar, ob der Papst nach Gaza oder in die Nähe kommen werde, doch die Christen aus jener Region sollten die Möglichkeit haben, ihr Kirchenoberhaupt treffen zu können. Benedikt XVI. werde als „Bringer von Frieden und Versöhnung“ kommen, so der Vatikan-Vertreter. Bei seinem Besuch der katholischen Gemeinden in Jordanien, Israel und den Palästinensergebieten werde der Papst auch mit hochrangigen Vertretern anderer christlicher Konfessionen, des Judentums und des Islam zusammentreffen. Auch Begegnungen mit Politikern unterschiedlicher Lager seien geplant. (kna)
Europa
Deutschland
Nach Ansicht des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch gibt es bei der Piusbruderschaft weiterhin keine Anzeichen für eine echte Gesprächsbereitschaft mit der katholischen Kirche. Viele hätten nach der Aufhebung der Exkommunikation der vier Traditionalisten-Bischöfe damit gerechnet, dass die Piusbruderschaft in einen sachlichen Dialog über die Bedingungen einer vollen Rückkehr zur katholischen Kirche eintrete, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Freitagabend in Freiburg. Dafür gebe es aber keinerlei Anzeichen. Auch der jüngste Offene Brief des deutschen Distriktoberen der Bruderschaft, Franz Schmidberger, sei kein wirkliches Gesprächsangebot. Zugleich bekräftigte Zollitsch, die katholischen Bischöfe in Deutschland seien sich darüber einig, dass die Kirche nicht hinter die durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) begründete theologische Öffnung zurückgehen könne und werde. (kna)
Der Salesianerorden hat jetzt erklärt, dass der so genannte Don-Bosco-Schulverein nichts mit ihnen zu tun hat. Er sei eine Einrichtung der Pius-Bruderschaft. Und es sei bedauerlich, dass sie den Namen des Ordensgründers Giovanni Bosco nutzte, um ihre Ziele zu verfolgen. Da das Label „Don Bosco“ nicht geschützt sei, könne sich Jeder ungefragt mit dem Namen des populären Heiligen schmücken. Insofern betreibe die Pius-Bruderschaft Etikettenschwindel. Der Leiter der Salesíaner-Mission, Jean-Paul Muller, betont in einem Brief an die Förderer des Werkes, dass das Menschenbild der Pius-Bruderschaft in keiner Weise der Haltung und den Erziehungsmethoden Don Boscos entspreche. (kath.ch)
Die Arbeit mit Migranten ist eine besondere Leistung für die heutige Gesellschaft. Das sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble am Freitag in Berlin beim Neujahrsempfang der evangelischen Diakoniewerke. Das Gebot der Nächstenliebe sei ein gemeinsamer Wert nicht nur für Christen, sondern auch für Angehörige anderer Religionen. Daher seien die Religionen und kirchlichen Organisationen heute wichtiger als manche glaubten, so Schäuble weiter. Im 20. Jahr des Berliner Mauerfalls erinnerte Schäuble daran, dass die Kirchen mit ihrer Arbeit für die Schwachen das Bewusstsein für die Gemeinschaft der Deutschen in Ost und West am Leben erhielten. (idea)
Das evangelische Bischofwahlkollegium hat drei Kandidaten für die Nachfolge an der Spitze der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg nominiert. In der Synode am 15. Mai diesen Jahres wird über die Nachfolge von Bischof Wolfgang Huber abgestimmt. Der Wahl stellen sich der Superintendent des Kirchenkreises Koblenz, Markus Dröge (55), die Pfarrerin und Professorin für Christliche Publizistik an der Universität Erlangen-Nürnberg, Johanna Haberer (53)und der Direktor der Evangelischen Akademie zu Berlin, Rüdiger Sachau (52). Der 66-jährige Huber amtierte seit 1994 als Bischof der Landeskirche Berlin-Brandenburg. Seit 2003 ist er zudem Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Beide Amtszeiten enden im Herbst. (idea)
Österreich
„Orientierungshilfe für Gespräche über Homosexualität“ bietet jetzt das Pastoralamt der Diözese Linz an. In einer Pressemeldung der Diözese Linz heißt es an diesem Freitag: Die Diskussion um eine mögliche „Heilung“ homosexueller Menschen „und die damit verbundene Kränkung“ gleichgeschlechtlich orientierter Männer und Frauen verdiene eine Klarstellung. Zukünftig können sich Gläubige auf der Homepage der Diözese auch über neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Homosexualität informieren. Ziel der Aufklärungskampagne sei es, Diskriminierung vorzubeugen und „zu einem guten Platz gleichgeschlechtlich Empfindender in Kirche und Gesellschaft beizutragen“. Die Kirche sei verpflichtet, den Menschen in ihrer jeweiligen Situation gerecht zu werden und ihnen die gute Nachricht des Evangeliums zu erschließen. (kap)
Russland/Vatikan
Patriarch Kyrill I. hat sich eine „fruchtbare Entwicklung“ der Beziehungen zwischen russisch-orthodoxer und katholischer Kirche gewünscht. Das geht aus einem am Samstag bekannt gewordenen Brief hervor, den der neue Patriarch von Moskau und ganz Russland an Papst Benedikt XVI. geschrieben hat. In dem Schreiben, mit dem Kyrill auf die Glückwünsche des Papstes zu seiner Wahl antwortet, spricht sich der Patriarch für einen interchristlichen Dialog aus. Um das Evangelium zu bezeugen und in der modernen Gesellschaft zu verbreiten, bedürfe es der Kooperation. Die katholische Kirche nehme im Rahmen dieser Zusammenarbeit einen besondern Platz ein, so Kyrill. (rv)
Russland
Die orthodoxe Kirche hat die Sterbehilfe im Fall Eluana gut geheißen. Ein Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche, Vsevolod Tchapline, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax, dieser Fall habe nichts mit „so genannter Euthanasie“ zu tun. Wenn der Körper bereits seit mehreren Jahren keine Zeichen bewussten Lebens mehr gebe, sei es nicht klar, ob die Seele noch im Körper sei. In diesen speziellen Fällen solle man den Körper nicht künstlich am Leben erhalten, so Tchapline weiter. Damit distanziert sich die russisch-orthodoxe Kirche von der Position des Vatikans im Fall Eluana. Zahlreiche Vertreter der italienischen Kirche hatten die Sterbehilfe für die seit 17 Jahren im Wachkoma liegende Frau scharf kritisiert. Dazu zählte unter anderen Kardinal Barragan, der in diesem Zusammenhang von einem „verabscheuungswürdigen Mord“ gesprochen hatte. Papst Benedikt hatte die italienische Kirche in ihrer Position unterstützt und den Fall als „inakzeptable Euthanasie“ bezeichnet. (apic)
Italien
Der italienische Staat unterstützt den „moralischen Auftrag“ des Vatikans. Das sagte der italienische Außenminister Franco Frattini bei einer Konferenz zum 80-jährigen Bestehens des Papststaates. Durch den Einsatz für Menschenrechte und Frieden und den Kampf gegen Armut erfüllt der Kirchenstaat eine universelle Mission. In seiner Ansprache würdigte Frattini auch die internationale Aktivität der Kirche, die oft ein positiver Impuls für Italien und die Außenpolitik des Landes gewesen sei. Weiter betonte Außenminister Frattini die gemeinsame Verantwortung für die christlichen Minderheiten weltweit. Wörtlich sagte er: „Die Stabilisierung der Lage in Nahost erfolgt auch über den Schutz der verschiedenen christlichen Gemeinden in der Region, vor allem im Libanon und im Irak, aber auch in den Palästinensergebieten.“ (ansa)
Bosnien-Herzegowina/Kroatien
Die Kirche beklagt die Vertreibung der Katholiken aus Bosnien-Herzegowina. Der Bischof der serbisch dominierten Republik Srpska, Franjo Komarica, fühlt sich von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen. Seine Hilferufe seien schlichtweg ignoriert worden, schreibt das Magazin „Der Spiegel“. Nur noch 460 000 Katholiken leben laut Aussage des Sarajevoer Kardinals Vinko Puljic heute in Bosnien. Vor dem Balkan-Krieg in den 90er Jahren waren es rund doppelt so viele. Und der Exodus setze sich weiter fort. Allein aus Sarajevo seien in den vergangenen zwei Jahren 500 katholische Familien ausgewandert, klagt Puljic. (spiegel-online)
Belgien
Die Pfarrei von Arlon hat für Freitag und Samstag eine „Initiative der Liebe“ ins Leben gerufen. „24 Stunden Liebe – liebt Euch wie ich Euch geliebt habe“ ist das Motto der Veranstaltung, die jungen Menschen, Paaren und Familien die Formen christlicher Liebe näherbringen soll. Das Programm umfasst Momente der Reflexion, der Diskussion und des Gebets. Zudem informieren zahlreiche Stände über Themen wie Familie und Ehe. Den Auftakt der Veranstaltung machte gestern der Pressesprecher der belgischen Bischofskonferenz, Abt Eric de Beukelaer, mit einem Vortrag zum „Maß der Liebe“. (rv)
Großbritannien
Die katholischen Bischöfe des Landes haben die Wichtigkeit einer Ehe-freundlichen Kultur unterstrichen. Der Vorsitzende des Komitees für Ehe und Familie der Bischofskonferenz, Bischof John Hine, erklärte: verheiratete Paare gäben sich gegenseitig einen moralischen Halt, der in schwierigen Momenten unschätzbar sei. Aufgabe der Kirche sei es, diese gegenseitige Unterstützung zu fördern. Hintergrund der Äußerungen Hines war die am Samstag zu Ende gehende Woche der Ehe in England, in deren Rahmen unter dem Motto „Verbindlichkeit feiern“ zahlreiche Veranstaltungen stattfanden. (rv)
Afrika
Demokratische Republik Kongo
Die kongolesischen Bischöfe haben den schnelleren Aufbau einer republikanischen Armee für das Land gefordert. In einem am Samstag veröffentlichten Communique zum Friedensprozess im Kongo unterstrichen die Bischöfe, dass die Armee dringend nötig sei, um die Bevölkerung zu schützen und die territoriale Integrität zu wahren. Ausländische Truppen wie die „Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas“ oder die so genannte „Armee der Befreiung des Herrn“ aus Uganda müssten den Kongo verlassen. In ihrer Stellungnahme, die im Rahmen der kürzlich in Kinshasa abgehaltenen Bischofskonferenz erarbeitet worden war, beklagen die Kirchenvertreter zudem die allgegenwärtige Korruption. Es sei „Gefahr im Verzug“, so die Bischöfe in diesem Zusammenhang wörtlich. (rv)
Amerika
Venezuela
Die Bischöfe des Landes haben dazu aufgerufen, das bevorstehende Referendum ernst zu nehmen. In einer Pressemitteilung vom Freitag appellieren sie an die Bevölkerung, sich an der Wahl am Sonntag zu beteiligen und so „Apathie und Gleichgültigkeit“ zu überwinden. Bei dem Referendum wird darüber entschieden, ob es in Zukunft möglich ist, den Präsidenten auf unbegrenzte Zeit wiederzuwählen. Die derzeitige Verfassung verbietet dies. Umfragen zufolge sind die „Ja“- und „Nein-Stimmen“ in der Bevölkerung etwa gleich verteilt. Die Unentschiedenen könnten daher den Ausschlag für das Referendums geben. Bereits 2007 hatte Präsident Hugo Chávez ein Referendum abhalten lassen, um weitreichende Verfassungsänderungen vorzunehmen und war damit gescheitert. (rv)
Jugendüberschuss — auf Englisch „Youth bulge“ — ist ein von Gary Fuller erstmalig 1995 verwendeter Begriff. „Youth bulge“ liege überall dort vor, wo Teenagers mindestens 30 Prozent der Gesamtgesellschaft ausmachen. Das ist heutzutage vor allem in islamisch geprägten Ländern feststellbar.
Der Bremer Völkermordforscher Gunnar Heinsohn hat aus dieser Theorie ein Buch gemacht mit dem Titel „Söhne und Weltmacht“. Heinsohns These: Wo VMer im Durchschnitt mehr als zwei Seihne hinterlassen, komme es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Konflikten. Wiederhole sich dieser überhang über mehrere Generationen, erwachse ein regelrechter Sprengsatz.
Al-Qaeda und Hamas ~-en damit keine politischen oder ideologischen Phänomene, sondern eine zwangsläufige Folge von demografischen Entwicklungen. Das heißt, nicht Terrorismus sondern Testosteron bedrohe die Menschheit. Wenn große Teile der Jugend zwar ausreichend ernährt sind, aber keine Zukunftsperspektiven haben, dann stehe ihnen als einziger Weg die Gewalt offen.
So einfach diese These auch klingen mag, Heinsohn unterlegt sie mit historischen Fakten. Ein lesenswertes Buch, die die Funktion unserer Welt zu erkWren versucht. Für Menschen, die die gegenwärtige Welt verstehen wollen, eine Pflichtlektüre.