THEMEN DES TAGES:
Irak/USA: Christen besorgt über US-Truppenabzug
Die Christen im Irak seien besorgt über den angekündigten US-Truppenabzug. Das betont Philip Najim, der Apostolische Prokurator für die chaldäische Kirche, die größte christliche Gemeinschaft im Irak. Die irakische Regierung hingegen begrüßt die Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, die Truppen bis August 2010 abzuziehen. Ein „Übergangskontingent“ von bis zu 50.000 Soldaten solle aber noch bis Ende 2011 im Land bleiben, hatte Obama am Freitag erklärt.
Najim erklärt die Vorbehalte der irakischen Christen folgendermaßen:
„Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Truppen der so genannten Koalition selber als Besatzungsmacht betrachten. Aus dieser Sicht sind selbstverständlich alle für einen Truppenabzug. Doch das Problem ist, dass der irakische Staat und ihre Einrichtungen schwach sind. Sie können den Frieden im Augenblick im Irak nicht sichern. Es fehlt ein Nationalbewusstsein. So ist die irakische Armee nicht hundertprozentig patriotisch oder national ausgerichtet.“
Die irakischen Christen standen in den vergangenen Jahren immer wieder unter Druck und wurden verfolgt. Dazu der chaldäische Kirchenmann Najim:
„Unter den Verfolgungen haben alle Gruppen des irakischen Volkes gelitten, und leider leiden sie immer noch darunter. Eben weil der Staat so schwach ist. Während der US-Präsenz haben die Christen enormen Schaden davon getragen. Ihre Kirchen wurden angegriffen, aber auch Persönlichkeiten des kirchlichen Lebens, die Zeugnis ihres Glaubens und ihrer Liebe zu ihrem Vaterland gegeben hatten.“ (rv/afp)
Zum Nachhören
Reaktionen auf Erklärung von Williamson
Vatikansprecher Federico Lombardi hat am Freitag eine Entschuldigung des Lefebvre-Bischofs Richard Williamson im Zusammenhang mit dessen Leugnung des Holocausts als nicht ausreichend bezeichnet. Williamson müsse seine Äußerungen vollständig und öffentlich widerrufen, bekräftigte Lombardi. Williamson hatte der katholischen Nachrichtenagentur Zenit zufolge zwar erklärt, es tue ihm leid „solche Bemerkungen gemacht zu haben“, jedoch offen gelassen, ob er seine Ansichten geändert hat. In einer am Donnerstag in London veröffentlichten Erklärung bat er alle, die sich aufgrund seiner Worte aufrichtig entrüstet hätten, „vor Gott um Vergebung“, so Zenit. Williamson hatte vor rund vier Monaten behauptet, dass es für die Existenz von Gaskammern keine historischen Beweise gebe und dass nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 Juden von den Nazis ermordet worden seien. (rv/zenit)
Kommentar des Redaktionsleiters,
Pater Eberhard von Gemmingen SJ:
Der Bischof der Piusbruderschaft, Richard Williamson, hat sich zwar in der Öffentlichkeit geäußert, aber er hat nicht an den Vatikan und den Papst geschrieben. Daher hat der Pressesprecher des Vatikans, Pater Federico Lombardi, gegenüber den Medien erklärt, der Lefebvre-Bischof habe nicht das getan, was der Papst von ihm gefordert hatte. In einer Erklärung des vatikanischen Staatssekretariats vom 4. Februar hatte es geheißen, Williamson müsse seine antisemitischen Äußerungen und seine Holocaust-Leugnung eindeutig zurücknehmen. Und dies nicht nur gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit sondern gegenüber dem Heiligen Stuhl. Bischof Williamson vermeidet dies offensichtlich.
Ich finde es sehr erfreulich, dass der Vatikansprecher der Weltöffentlichkeit mitgeteilt hat, dass dies nicht den Forderungen des Vatikans entspreche. Auf der anderen Seite aber will der Vatikan nun nicht täglich auf diese oder jene Äußerungen von Bischof Williamson reagieren. Dieser exzentrische Bischof darf nicht das Tempo diktieren. Daher wird der Vatikan möglicherweise in den nächsten Tagen auf weitere Äußerungen von Williamson nicht reagieren. Wenn er dies täte, würde er nach der Pfeife von Williamson tanzen, was absolut unangemessen wäre.
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass der Vatikan schon hinreichend klargemacht hat: Die antisemitischen Äußerungen und die Holocaustleugnung von Williamson sind untragbar. Papst Benedikt steht zu den Aussagen des Zweiten Vatikanums über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Juden. Wer gutwillig ist, konnte alles Notwendige hören. Vor allem haben die jüdischen Gesprächspartner längst erkannt, dass durch die Medien fälschlicherweise der Eindruck geschaffen wurde, Papst Benedikt entferne sich von der Judenfreundschaft seines Vorgängers. Dies war nie der Fall. Nur haben manche Medien diesen falschen Eindruck vermittelt. Auch die Weltöffentlichkeit darf sich ihre Themen nicht durch einen exzentrischen Bischof diktieren lassen. Man sollte Bischof Williamson links liegen lassen und ihn einfach nicht mehr hören.
Das bedeutet keineswegs, dass eine Holocaust-Leugnung geduldet werden kann. Aber auch andere Holocaustleugner werden nicht ernst genommen, sondern eben als exzentrische Spinner behandelt, die gleichwohl vor die entsprechenden Gerichte zitiert werden sollen.
Meine Meinung: Kümmern wir uns um die entscheidenden judenfreundlichen Äußerungen der katholischen Kirche. Und nehmen wir die bösen Äußerungen von Pius-Brüdern und ihren Bischöfen nicht zu ernst. Es reicht, wenn sie bestraft werden. Das aber muss geschehen. (rv)
D/Italien: Williamson-Entschuldigung unzureichend
Die Entschuldigung des umstrittenen Traditionalistenbischofs Richard Williamson für seine Leugnung des Holocausts wird in katholischer Kirche, Judentum und Politik als unzureichend bewertet. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich über die neue Stellungnahme des 68-jährigen Briten entsetzt. Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, sagte, sich lediglich für zugefügte Schmerzen zu entschuldigen, sei „völlig ungenügend“. Damit seien Williamsons Äußerungen über den Holocaust nicht auszuräumen. Er müsse sie widerrufen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries schloss nicht aus, dass die Bundesrepublik die Auslieferung des britischen Holocaust-Leugners Williamson beantragt.
Auch der Präsident der Vereinigung der jüdischen Gemeinden Italiens, Renzo Gattegna, hat sich skeptisch über die Entschuldigung geäußert. Die Erklärung des aus Argentinien ausgewiesenen Briten sei „zweideutig“, betonte er der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ vom Freitag zufolge. Möglicherweise sei Williamsons jüngste Erklärung „schwerwiegender“ als seine bisherigen Äußerungen. Gattegna wies darauf hin, dass der Bischof der traditionalistischen Pius-Bruderschaft es auch in seiner jüngsten Äußerung „sorgfältig vermeidet, eine unwiderlegliche historische Wahrheit anzuerkennen“. (rv/agenturen)
D: Piusbruderschaft sieht „Schritt in die richtige Richtung“
Als „Schritt in die richtige Richtung“ hat die Pius-Bruderschaft in Deutschland die Erklärung des Traditionalisten-Bischofs Richard Williamson zum Holocaust bewertet. Die weitere Entwicklung werde zeigen, ob die Aussage ausreiche, sagte der Sprecher der Pius-Bruderschaft, Matthias Gaudrom, am Freitag in Stuttgart. (kna/pm)
Meisner: Sein geht über Schein
Der Schein dürfe nicht über das Sein triumphieren. Dazu mahnte der Kölner Kardinal Joachim Meisner im Rahmen eines Treffens christlicher Führungskräfte und Unternehmer in Düsseldorf. Neben Fachkompetenz sei eine Rückkehr zu christlichen Werten in der Wirtschaft notwendig, sagte der Erzbischof in einem Interview mit dem Domradio Köln:
„Bei der derzeitigen Weltwirtschaftskrise hat sicher die Habsucht Pate gestanden. Dazu kommt noch die Ehrsucht: Hast Du was, dann bist Du was. Das ist in unserer Gesellschaft heute ein ungeschriebenes Gesetz. Die christliche Soziallehre sagt dagegen, es kommt nicht so sehr auf das Haben an, sondern auf das Sein. Diese Soziallehre ist nach wie vor eine echte Alternative zum Kapitalismus und zum Kommunismus, und sie hat auch Pate gestanden für eine gesunde soziale Marktwirtschaft.“
Die Aufgabe von Führungskräften sei vor allem das Dienen, eine für Christen selbstverständliche Tugend, so Kardinal Meisner.
„Ich kann Verantwortung nur wahrnehmen, wenn ich die Arbeitsstelle und die Mitarbeiter nicht als Kulisse für meinen eigenen Auftritt sehe. sondern gleichsam als eine Herausforderung: Ich muss meine Führung wahrnehmen, indem ich anderen diene. Und darum ist das unvereinbar mit dem christlichen Menschenbild, dass ich Karriere mache und die anderen dort unten dahin vegetieren lasse. Ich muss die anderen mitnehmen, ich muss mich wie Christus zu ihnen herabneigen und muss ihnen wirklich ein echter Diener sein.“ (rv/domradio)
Zum Audio
Vatikan: Fastenzeit ist Zeit „ohne Masken“
„Zeit ohne Masken“ – so bezeichnet Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan die 40-tägige Bußzeit. Die Gläubigen kämen auch „ohne Masken“ zum Seelsorger, meint Lombardi und betont die Parallelen zwischen dem Amt des Seelsorgers und der Fastenzeit. Papst Benedikt XVI. hatte bei seinem Treffen mit Priestern der Diözese Rom am Donnerstag unter anderem darauf hingewiesen. Lombardi wörtlich:
„Bei seiner Zusammenkunft mit den Priestern der Diözese Rom hat der Papst die wichtige Rolle des Priester als ,Hirte der Seelen’ betont, weil die Menschen zu ihm ohne Masken kommen, in ihrer Wahrheit, ohne von ihrer gesellschaftlichen Rolle versteckt oder geschützt zu werden. Und er hat darauf bestanden, dass der Glaube die Männer und Frauen von heute erreicht, wenn er durch die gelebte Erfahrung desjenigen vermittelt wird, der ihn verkündet und wenn er mit Einfachheit verkündet wird. In diesem Geist sollte die Fastenzeit gelebt werden. Sie ist eine Zeit, in der sich Gläubige Gott ohne Masken zeigen sollen, um das Verhältnis zu Gott wieder in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen. Sie ist auch eine Gelegenheit, Worte und Verhaltensweisen zu vereinfachen und sie wieder zu dem zu machen, was wirklich wichtig ist.“
In der Fastenzeit gehe es darum, für Gott wieder einen Platz im Alltag zu schaffen. Lombardi:
„In seiner Fastenbotschaft hat uns der Papst an den Wert des Fastens erinnert und uns eingeladen, neue Formen des Fastens zu finden – als Übung der Befreiung von dem allzu starken Festhalten an uns selbst. Als Übung auch, um unsfür die Liebe Gottes und die solidarische Gnade der anderen zu öffnen. Es handelt sich also um eine Zeit, in der der richtige Platz für Gott in unserem Leben und neue Aufmerksamkeit für die anderen gefunden werden kann. Mit Hilfe von einfachen, alltäglichen Gesten: Gebeten, Fasten und Almosen.“ (rv)
Zum Audio
AUS UNSEREM ABENDPROGRAMM:
Radio-Exerzitien in der Fastenzeit
Der Jesuitenpater Wendelin Köster begleitet im deutschsprachigen Programm von Radio Vatikan durch die Fastenzeit 2009. Der 69-Jährige stammt aus dem Emsland, war zunächst Jugendseelsorger, dann Leiter des Priesterseminars in Frankfurt/St. Georgen und anschließend mehr als zehn Jahre lang deutschsprachiger Berater des Generaloberen der Jesuiten in Rom. Zweimal pro Woche hören und lesen Sie hier seine Radioexerzitien.
Text und Audio für den 1. Fastensonntag
DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Katholiken weltweit leicht gestiegen. Das geht aus dem neu erschienen Statistik-Buch des Vatikans hervor. Das neue Päpstliche Jahrbuch „Annuario della Chiesa cattolica“ wurde an diesem Samstag dem Papst überreicht. Im Annuario erfährt man, dass im Jahr 2007 weltweit rund 1,15 Milliarden Katholiken gezählt wurden. Im 2006 betrug die Zahl der Katholiken rund 1,13 Milliarden. - Das Päpstliche Jahrbuch bleibt äußerlich unverändert, inhaltlich wurde es aber auf den neusten Stand gebracht. 2008 zum Beispiel wurden vom Papst ein Metropolitansitz und 11 neue Bistümer errichtet; 169 neue Bischöfe ernannte er. Die statistischen Daten aus dem Jahr 2007 bieten eine umfassende Analyse der wichtigsten Entwicklungen der katholischen Kirche in ihren 2.936 Bistümern oder ähnlichen Verwaltungseinheiten weltweit. Insgesamt kann gesagt werden, dass die Zahlen für Europa sinkend, für Afrika und Asien hingegen steigend sind. So ist beispielsweise die Zahl der Priester in Afrika und Asien mit über 20 Prozent stark gestiegen. In Europa hingegen gibt es 2007 fast sieben Prozent weniger Priester als 2006. Insgesamt ist aber die Zahl der Priesteramtskandidaten weltweit um 0,4 Prozent leicht gestiegen. (rv)
Eine Delegation des Jerusalemer Groß-Rabbinats wird am 11. März im Vatikan erwartet. Tags darauf soll sie von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen werden. Das bestätigten zuständige Vatikanstellen laut der Katholischen Nachrichtenagentur an diesem Samstag. Der Besuch der Delegation aus Jerusalem war ursprünglich für Anfang März geplant, wurde dann aber wegen der Diskussion um den traditionalistischen Holocaust-Leugner Richard Williamson verschoben. Allerdings seien die Kontakte zwischen dem Vatikan und dem Jerusalemer Rabbinat nie abgebrochen gewesen, betonen die Verantwortlichen in der Kurie. Eine israelische Zeitung hatte eine anderslautende Behauptung aufgrund der unvollständigen Lektüre eines Rabbinats-Schreibens an den Vatikan aufgestellt. (kna)
Der päpstliche Rat für die Seelsorge an Migranten und Menschen unterwegs hat einen neuen Präsidenten. Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag Erzbischof Antonio Maria Vegliò zum neuen Vorsitzenden des Migrantenrates ernannt. Bisher war Vegliò Sekretär der Kongregation für die orientalischen Kirchen. Der Erzbischof löst den langjährigen päpstlichen Beauftragten für Migranten, Kurienkardinal Renato Raffaele Martino, ab. – Antonio Maria Vegliò wurde am 18. März 1962 zum Priester geweiht. Er promovierte in Kanonischem Recht und trat 1968 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. Er war als Apostolischer Pro-Nuntius in Papua-Neuguinea, auf den Salomonen, im Senegal und auf Mali tätig. 1984 wurde er zum Bischof geweiht. Als Sekretär der Kongregation für die orientalischen Kirchen arbeitete er seit 2001. (rv)
Europa
Deutschland
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat die Katholiken vor übereilten Reaktionen als Folge der Debatte um die Pius-Bruderschaft gewarnt. Menschen, die aus Ärger über die Rücknahme der Exkommunikation der vier Traditionalistenbischöfe aus der Kirche ausgetreten sind, sollten ihren Entschluss überdenken und wieder zurückkehren. Darum bittet Lehmann in seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit, der am Wochenende in allen Gottesdiensten des Bistums verlesen wird. Der Kardinal verteidigt in seinem Schreiben Papst Benedikt XVI. ausdrücklich. Man verkenne die Einstellung von Benedikt XVI., wenn man sein Verhalten an anderen Maßstäben messe als seinem Bemühen um die Einheit der Kirche, so Lehmann. Die Freude und Hoffnung, die das Zweite Vatikanische Konzil geprägt habe und ausstrahle, dürfe nicht durch Verweigerung oder Missbrauch getrübt werden, appellierte der Mainzer Oberhirte an die Katholiken. Das Zweite vatikanische Konzil sei und bleibe, wenn es richtig verstanden und verwirklicht würde, ein großes Geschenk für die Kirche auch des 21. Jahrhunderts. (kna)
Deutschland/Vatikan
Hohe Auszeichnung für den Medienbeauftragten der Freisinger Bischofskonferenz, Pfarrer Erwin Albrecht: Papst Benedikt XVI. ernannte Albrecht zum Päpstlichen Kaplan mit dem Titel Monsignore. Albrecht ist Millionen von Fernsehzuschauern bekannt als Kommentator der Übertragungen von Gottesdiensten mit dem Papst aus dem Vatikan. Seit 2001 hat er das Amt des Beauftragten der Freisinger Bischofskonferenz für Hörfunk und Fernsehen beim Bayerischen Rundfunk inne. Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, überreichte die Ernennungsurkunde. Durch seine Berichterstattung aus Rom habe Pfarrer Albrecht bundesweit Aufmerksamkeit gewonnen, so Bischof Marx. Mit außerordentlich hohem Einsatz, Fachkundigkeit und Einfühlungsvermögen bringe Albrecht dem Publikum die Botschaft der Kirche nahe, erklärte Marx weiter. Weltereignisse wie den Tod von Papst Johannes Paul II. und die Wahl Benedikts XVI. habe Albrecht der Öffentlichkeit mit großer Intensität vermittelt. – Monsignore Albrecht ist seit 1998 in der kirchlichen Rundfunkarbeit in Bayern tätig. Davor war er Direktor des Zentrums für Berufungspastoral sowie der Eichstätter Diözesanstelle „Berufe der Kirche“ (seit 1993). (pm)
Deutschland/Schweiz
Die Zahl aller Lutheraner ist im vergangenen Jahr geringfügig um gut 0,2 Prozent auf rund 72 Millionen gestiegen. Das ist vor allem dem Kirchenwachstum in Afrika, Asien und Lateinamerika zu verdanken, während in Nordamerika und Europa ein leichtes Minus zu verzeichnen war. Das geht aus der jüngsten Statistik des Lutherischen Weltbunds (LWB) mit Sitz in Genf hervor. Den 140 lutherischen Mitgliedskirchen in 79 Ländern gehörten 2008 knapp 68,5 Millionen Mitglieder an, das waren 161.800 mehr als 2007. In Europa hingegen hat die Zahl der Lutheraner im vergangenen Jahr erneut abgenommen – um knapp 0,6 Prozent auf annähernd 37 Millionen. Einen starken Anstieg um 26,7 Prozent meldete die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen, die jetzt 95.000 Mitglieder hat. Den höchsten Verlust in Europa verzeichnete die Evangelisch-Lutherische Kirche Frankreichs. Nach einer Neuerfassung der Mitglieder registrierte die Kirche 10.400, ein Rückgang um 74 Prozent. In Deutschland, dem Heimatland Martin Luthers (1483-1546), belief sich die Gesamtzahl der Lutheraner 2008 auf 12,5 Millionen, eine Abnahme um knapp 0,7 Prozent; es bleibt aber das Land mit den meisten Lutheranern. (idea)
Österreich
Immer mehr teilzeitbeschäftigte Frauen leiden unter immer schlechteren Arbeitsbedingungen. Auf diesen Tatbestand weist die „Allianz für den freien Sonntag“ in Österreich in einer Presseerklärung hin. Die Teilzeitbeschäftigung habe zwischen 2000 und 2007 um fast die Hälfte zugenommen, 86 Prozent der zusätzlichen Teilzeitstellen seien an Frauen entfallen, schrieb die Vereinigung. Die gegenwärtige Wirtschaftskrise werde als Rechtfertigung für die weitere Umstrukturierung von normalen zu prekären Beschäftigungsverhältnissen dienen, vermuteten Fachleute. – Der „Allianz für den freien Sonntag“ gehören als 50 Organisationen aus Gewerkschaft, Kirchen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an, darunter auch die Österreichische Bischofskonferenz. Sie setzt sich für einen arbeitsfreien Sonntag ein. Die Presseerklärung zur prekären Frauenarbeit wurde anlässlich des am Sonntag begangenen Internationalen Tages des Freien Sonntags veröffentlicht. (kap)
Schweiz
Die schweizerische Eidgenossenschaft will die Erforschung von embryonalen Stammzellen im Rahmen eines Nationalen Forschungsprogramms fördern. Das berichtet die TV-Sendung „10vor10“. Das Budget des Forschungsprogramms umfasse zehn Millionen Franken für fünf Jahre – also umgerechnet rund 6,8 Millionen Euro. Damit wolle die Schweiz in der Embryonenforschung an die Weltspitze reichen, so das Schweizer Fernsehen. Im Parlament in Bern ist die Finanzierung der Forschung an Embryos umstritten. – 2004 hatte das Schweizer Stimmvolk das Stammzellenforschungsgesetz angenommen. Darin wird die Forschung in diesem Bereich mit so genannten „überzähligen“ Stammzellen erlaubt. „Überzählig“ werden die Embryonen, wenn sie wegen Willensänderung, Krankheit, Unfall oder Tod der Frau oder wegen schlechter Entwicklungschancen nicht für eine Schwangerschaft verwendet wurden. Für die Stammzellen-Entnahme müssen die betroffenen Paare ihre Einwilligung geben. (sf)
Polen
Der polnische Rat für Medienethik hat den nationalkonservativen Kirchensender „Radio Maryja“ wegen antisemitischer Aussagen gerügt. Der Sender habe gegen eine ethische Grundregel und das polnische Gesetz verstoßen, erklärte das Selbstkontrollgremium der Medien am Freitag. Ende Januar gingen den Angaben zufolge antisemitische Äußerungen eines Studiogastes ohne eine Distanzierung durch den Moderator auf Sendung. Der Medienrat appellierte an den Sender, derartige Regelverstöße künftig mit allen Mitteln auszuschließen. Außer dem Medienrat hatten in der Vergangenheit auch Bischöfe und der Vatikan den Sender wegen seiner Programminhalte kritisiert. (kna)
Russland
Besuch aus der Schweiz beim neuen Patriarchen: Als einer der ersten ausländischen Politiker ist der Schweizer Innenminister Pascal Couchepin am Freitag mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill zusammengetroffen. Im Gespräch ging es unter anderem um die Rolle der Kirche in der Gesellschaft und die Gentechnik. Gentechnik können von der Kirche anerkannt werden, solange sie für therapeutische Zwecke eingesetzt werde, unterstrich Kyrill. Sie sei jedoch eine Gefahr, wenn sie der Verbesserung des Menschen dienen solle, so der Patriarch weiter. Kyrill sei ein offener Geist, der die Welt sehr gut kenne, sagte Couchepin im Anschluss an das Treffen. Die Begegnung fand im Rahmen eines Russlandbesuches des Schweizer Ministers statt. (kipa)
Afrika
Simbabwe
Die Hilfswerkallianz „Bündnis Entwicklung hilft“ hat zu Spenden für die Choleraopfer in Simbabwe aufgerufen. Die Spenden sollen die Aufstockung der dringend benötigten Hilfsmaßnahmen zur Eindämmung der Seuche ermöglichen. Das Bündnis, das aus den Hilfsorganisationen „Brot für die Welt“, „Medico International“, „Misereor“, „Terre des Hommes“ und der „Welthungerhilfe“ besteht, plant ein Projekt für Hunger leidende Kinder. Betroffen sind vor allem die Kinder in den Distrikten Gutu, Hwange, Muzarabani und Rushinga. Zu den Hilfsleistungen zählen neben Nahrungsmitteln und Wasseraufbereitungstabletten auch Aufklärungskampagnen, wie man sich vor der Seuche schützen kann. (pm)
Vereinte Nationen
Der UNO-Beauftragte für humanitäre Hilfe, John Holmes, ist über die Lage in Sri Lanka besorgt. Vor dem UNO-Sicherheitsrat in New York sagte er, es gebe deutliche Hinweise darauf, dass die Tamil-Rebellen die Zivilisten daran hinderten, das Gebiet zu verlassen. Darauf hatten bereits Kirchenvertreter hingewiesen. Holmes forderte die Regierung in Sri Lanka deshalb auf, eine blutigen Entscheidungsschlacht zu vermeiden. Die Armee Sri Lankas ist nach eigenen Angaben in die letzte von den tamilischen Rebellen gehaltene Stadt vorgedrungen, aber auf starken Widerstand der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) gestoßen. Mindestens fünf Rebellen seien getötet worden. Ob es Opfer unter den Regierungssoldaten gab, teilte das Ministerium nicht mit. – Holmes hatte sich diese Woche vor Ort über die humanitäre Situation der Tamilen in Sri Lanka informiert. Wegen des Vorstoßes der Armee Sri Lankas in das Rebellengebiet sind nach Einschätzung der UNO 70.000 bis 300.000 Zivilisten in Gefahr. Die Rebellen kämpfen seit 37 Jahren für einen unabhängigen Staat für die hinduistischen Tamilen. (afp/ap/reuters)
Dass ein Glaube, der kein Fragen mehr kennt, zu erstarren droht, diese Erfahrung haben schon viele Christen gemacht. Vielleicht ist daher das anhaltend große Interesse an Rubriken mit Leser- und Hörerfragen bei uns im Radio und bei den Kirchenzeitungen ein gutes Zeichen. Der Trierer Paulinus-Verlag hat nun einen interessanten Band herausgegeben, in denen ausgewählte Fragen beantwortet werden, die an die Kirchenzeitungen von Trier, Freiburg und Speyer gesendet wurden. Da sind Fragen dabei wie: „Hat Jesus wirklich gelebt?“, „Was bewirken die Bittgebete der Menschen?“, „Gibt es in der katholischen Kirche auch verheiratete Priester?“ oder „Wie geht man seelsorglich gut auf Demenz-Kranke ein?“
Der Reiz bei dem Buch: Es handelt sich um echte Fragen, die die Menschen von heute wirklich interessieren. Und so sind die Antwortversuche der drei Theologen, zweier Priester und einem Laien, von ebenso authentisch wie die Fragen. Manchmal spürt man auch die Ratlosigkeit oder das eigene Suchen der Seelsorger, so dass niemals der Eindruck des „Besserwissens“ aufkommt. Hier sind erwachsene Menschen gemeinsam im Glauben unterwegs. Die Lektüre der kurzen und gut lesbaren Texte befriedigt nicht nur die Neugier, der Leser kann für sich selbst einen verlässlichen Weg und sicheren Halt im Leben finden.