Meldungen vom 15.7.2009
- Irak: Christen in Bedrängnis -
- Schweiz: „Exit will Euthanasie legalisieren“ -
- Ökum. Kirchenkonferenz definiert sich neu -
Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Mario Galgano
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
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THEMEN DES TAGES:
Irak: Mehr Hilfe für Christen
Nach den jüngsten Anschlägen auf Kirchen im Irak mahnt die Gesellschaft für bedrohte Völker mehr Hilfe für Christen in der Krisenregion an. Islamisten legten es darauf an, die höchstens noch 100.000 assyro-chaldäischen Christen aus Iraks Hauptstadt Bagdad zu vertreiben. Bei insgesamt sieben Bombenanschlägen auf Kirchen im Irak sind am Sonntagabend Medienberichten zufolge mindestens vier Menschen getötet und über vierzig teilweise schwer verletzt worden.
In einem Schreiben an die Regierungen der EU-Staaten, Kanadas und der USA hat die Gesellschaft für bedrohte Völker Ansiedlungsprojekte für christliche Flüchtlinge gefordert. Warum es dabei geht, erklärte der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilmann Zülch, im Gespräch mit dem Kölner Domradio:
„Ein ganz großer Teil der Christen – und zwar bis zu 80.000 – sind bereits in den autonomen irakischen Bundesstaat Kurdistan geflüchtet. Dort genießen sie eine beträchtliche Autonomie, die Lokalregierung unterstützt sie. Die Chaldäer konnten dort wieder eigene Dörfer aufbauen. In der Nähe der kurdische Provinz befindet sich die Ninive-Ebene. Diese Ebene möchte den Anschluss an den Bundesstaat Kurdistan. Darauf sollten wir uns konzentrieren, und das müssen wir unterstützen. Denn ganz viele Christen im Irak sehen diese Ninive-Ebene als ihr Heimatland. Dort fühlen sie sich sicher. Dieses Projekt sollte die deutsche Bundesregierung in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern jetzt angehen.“
Zusätzlich sollten die EU-Staaten sich bereit erklären, größere Kontingente christlicher Irak-Flüchtlinge aufzunehmen. – Nach den Attentaten hatte Benedikt XVI. die irakische Regierung dazu aufgefordert, sich für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Gesellschaftsgruppen einzusetzen. Dazu Nahostexperte Tilman Zülch:
„Dieser Appell des Papstes ist richtig. Doch im Irak gibt es viele terroristische Gruppen. Einige stehen dem früheren Diktator und Völkermörder Saddam Hussein nahe. Andere gehören wiederum zu El Kaida. Dann darf man den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten nicht vergessen. Die Schiiten bilden etwa 60 Prozent, die Sunniten etwa 20 Prozent der irakischen Bevölkerung. Die Kurden einschließlich der Christen sind auch rund 20 Prozent der Bevölkerung. Zwischen Sunniten und Schiiten toben immer wieder Aufruhr und Attentate. Die irakische Regierung ist hilflos. Sie kann das gar nicht in den Griff kriegen, weil sie nach dem Rückzug der US-Truppen täglich mit Attentate konfrontiert sind.“
Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation sind aus der Fünf-Millionen-Metropole Bagdad seit 2003 mehr als drei Viertel der dort ansässigen rund 400.000 Christen geflohen. Viele wagen es kaum noch, einen Gottesdienst zu besuchen oder ihre Kinder auf eine christliche Schule zu schicken, so die Gesellschaft für bedrohte Völker. (rv/domradio/pm)
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Irak: „Vatikan ist auf diplomatischen Wegen aktiv“
Papst Benedikt XVI. betet um eine „Bekehrung der Herzen der Gewalttäter“. So zitierte die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ aus einer Botschaft des Papstes an den chaldäisch-katholischen Patriarchen in Bagdad, Kardinal Emmanuel III. Delly. Es gehe um eine „gerechte und friedliche Koexistenz“ aller Strömungen der irakischen Bevölkerung. Zuständig im Vatikan für die chaldäische Kirche im Irak ist die Ostkirchenkongregation. Dort ist seit knapp einem halben Jahr unser früherer Radio-Kollege P. Max Cappabianca OP tätig.
„Als wir von diesem Attentat gehört haben, waren wir darüber erschüttert. Das ist etwas, was uns nicht unberührt lässt. In diesem Fall hat vor allem das Staatssekretariat gearbeitet. Sie haben die Papst-Botschaft vorbereitet. Schließlich geht es um sehr komplizierte – meist politische – Fragen. Der Vatikan unternimmt vor allem viel auf den diplomatischen Kanälen. Eine entscheidende Tatsache ist, dass die Amerikaner abgezogen sind. Einige irakische Bischöfe hatten dies kritisch gesehen. Doch jetzt geht es darum, das Land in eine stabile Lage zu bringen. Der Vatikan nimmt alle Möglichkeiten im Hintergrund wahr – aber darüber spricht der Vatikan nicht in der Öffentlichkeit.“ (rv)
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Hier hören Sie ein längeres Interview mit P. Cappabianca über den Irak im Speziellen und die Ostkirchenkongregation im Allgemeinen
Schweiz: „Suizidhilfeorganisationen nützen Gesetzeslücke aus“
Die Bioethikkommission der Schweizer Bischofskonferenz kritisiert die Vereinbarung der Zürcher Staatsanwaltschaft mit der Suizidhilfeorganisation „Exit“. Die Regelung soll am 15. September in Kraft treten und bestimmt „die einzuhaltenden Abläufe“, das „zu verwendende Sterbemittel“ sowie „Organisation und Offenlegung der finanziellen Belange“, so die Organisation. Der Präsident der bischöflichen Bioethikkommission und Arzt Urs Kayser glaubt, dass es sich bei dem Abkommen um eine „politische Botschaft“ der Suizidhilfeorganisationen handelt.
„Ich sehe in der Vereinbarung der Zürcher Staatsanwaltschaft mit der Suizidhilfeorganisation Exit nur ein Druckmittel, um eine nationale gesetzliche Regelung und damit eine staatliche Anerkennung von Suizidhilfeorganisationen durchzusetzen. Eigentlich ist es klar, was diese Organisationen machen. Sie nützen einfach eine Gesetzeslücke aus. Doch gesetzliche Schranken, wie sie zur Diskussion stehen und in der Vereinbarung formuliert sind, sind gefährlich, weil sie eine komplizierte Bürokratisierung auslösen und vor allem die gefährliche Praxis dieser Organisationen auch legitimiert.“
Der Bioethiker befürchtet, dass es sich bei der Vereinbarung um den ersten Schritt in eine falsche Richtung handeln könnte.
„Es besteht die Gefahr, dass organisierte Beihilfe zum Suizid eine Eintrittspforte zur so genannten aktiven Sterbehilfe wird. Das bedeutet: Tötung auf Verlangen. Die Grenzen zwischen Begleitung für Sterbende und Suizidhilfe sind heute sehr dünn. Die Bioethikkommission der Schweizer Bischofskonferenz setzt sich stattdessen dafür ein, dass die Palliativmedizin gefördert wird. Wir haben dazu im vergangenen Jahr eine Tagung organisiert.“
Auch mehrere Schweizer Rechtsgelehrte kritisieren die Übereinkunft zur Suizidbeihilfe im Kanton Zürich. Der Staatsrechtler Rainer Schweizer von der Universität St. Gallen hält den Vertrag schlicht für „nicht zulässig“. So binde sich der Staatsanwalt bei künftigen Strafuntersuchungen die Hände, erklärte Schweizer gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“. (rv/nzz)
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Malaysia: Christen hinter Gittern wegen „Konvertierungsversuche“
Die malaysische Polizei hat neun Christen verhaftet. Sie sollen versucht haben, muslimische Studenten zum Christentum zu bekehren – so lautet die Anklage. Ein muslimischer Student hatte die Christen angezeigt, die ihrerseits die Vorwürfe zurückgewiesen haben. Bekehrungsversuche sind im muslimischen Malaysia verboten und können mit Gefängnis bestraft werden.
Pater Lawrence Andrew ist Redakteur bei der katholischen Zeitschrift „Herald Malaysia“. Er sagt uns, dass sich in letzter Zeit Angehörige religiöser Minderheiten darüber beklagen, dass ihre Rechte immer öfter ignoriert werden.
„Es kommt tatsächlich oft vor, dass Muslime in unsere Kirche kommen und den Wunsch äußern, zum Christentum zu konvertieren. Wir raten ihnen zuerst davon ab. Denn die staatlichen Gesetze verbieten dies. Wir wissen auch, dass viele angebliche Konvertiten nicht aus Glaubensgründen zum Christentum wechseln. Sie möchten die Situation ausnützen, um uns unter Druck zu setzen. Deshalb sind wir sehr vorsichtig. Diejenigen, die das ernst meinen, müssen das Land auf jeden Fall verlassen.“
Knapp zwei Drittel der rund 28 Millionen Bewohner des südostasiatischen Landes sind Muslime. Ihnen ist es gesetzlich verboten, einen anderen Glauben anzunehmen. (rv/ap)
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Frankreich: Wunsch nach Neuausrichtung
Die „Konferenz Europäischer Kirchen“, kurz: KEK, will ihre Bedeutung in der öffentlichen Meinung stärken. Dazu wird sie sich bei ihrer Vollversammlung einer Debatte um eine Neuausrichtung stellen. Das sagt uns der Präsident der Konferenz, Jean-Arnold de Clermont. In der KEK sind rund 120 protestantische, orthodoxe, anglikanische und altkatholische Kirchen vertreten. Das Treffen beginnt am Mittwochnachmittag mit einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Bonaventure, an dem auch der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, teilnimmt. Der Präsident der Konferenz, de Clermont, hat klare Vorstellungen, wie sich die Kirchen in Europa positionieren sollten.
„Die Welt hat sich in den vergangenen 50 Jahren sehr stark verändert. Wir leben nicht mehr in der Zeit des Kalten Kriegs, als unsere Konferenz begründet wurde. Damals ging es darum, dass sich die Kirchen Europas für die Versöhnung zwischen Ost und West einsetzten. Heute geht es darum, Antworten auf die Herausforderungen der wirtschaftlichen und sozialen Globalisierung zu geben. Die christliche Botschaft ist dabei klar. Wir stehen für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung ein.“
Die „Konferenz Europäischer Kirchen“ sei eine notwendige ökumenische Institution. Das sagt deren Präsident, Jean-Arnold de Clermont.
„Gott bietet der Welt Hoffnung an. Als Christen wissen wir, dass wir diese Hoffnung verbreiten sollten. Wir müssen also gemeinsam gegen die Idee des Fatalismus kämpfen. Das ist der ökumenische Weg: Gemeinsam allen Menschen mitteilen, dass es Hoffnung für uns alle gibt. Wir Christen glauben, dass Jesus Christus von Gott gesandt wurde, um den Bund der Menschen mit Gott zu erneuern. Diese Botschaft verbindet alle Christen auf der Welt.“
Die „Konferenz Europäischer Kirchen“ besteht seit 1959. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied der Konferenz, arbeitet aber über den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) eng mit der ökumenischen Kirchen-Konferenz zusammen. (rv/kap)
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Vatikan: Päpstliche Kunstsammlungen bei Nacht
Die Vatikanischen Museen öffnen erstmals nachts ihre Türen. Am Freitag, den 24. Juli, können Besucher „den Sonnenuntergang über dem Petersdom und den Vatikanischen Gärten von den Fenstern der Landkarten-Galerie aus verfolgen, in nächtlicher Stille die Raffaelstanzen und die sixtinische Kapelle besichtigen, im Halbdunkel die Galerien der Apostolischen Vatikanischen Bibliothek durchstreifen und die unzähligen Details der Meisterwerke der Malerei und der Bildhauerei betrachten“, heißt es in einer Aussendung. Interessenten müssen vorher buchen, und zwar online über die Webseite der Vatikanischen Museen: http://mv.vatican.va/2_IT/pages/MV_Home.html. Der Eintritt kostet 14 Euro, ermäßigt 8 Euro, hinzu kommt eine Reservierungsgebühr von 4 Euro. (rv)
Hier ein längeres Gespräch mit dem Direktor der Vatikanischen Museen zum Nachhören und Nachlesen
MIT PAPST BENEDIKT DURCH DEN SOMMER:
Am Ende ist es der Herr, der uns hilft, aber wir müssen doch bereite Werkzeuge sein. (rv)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Konfessionelle Organisationen erhalten weniger Hilfsmittel für den Kampf gegen Aids als nichtkonfessionelle Sanitätsdienste. Dies sagte der Repräsentant des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, laut einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Beitrag des Pressebüros des Heiligen Stuhls. Angesichts der Herausforderungen der Wirtschaftskrise seien Lösungen notwendig, die über den finanziellen Aspekt hinausgehen. Erzbischof Tomasi ermutigte globale Bemühungen, die versuchen, allen Organisationen den Zugang zu jeglichen verfügbaren sanitären Hilfsmitteln zu gewährleisten. Mit Hinblick auf die Sozialenzyklika Papst Benedikts XVI. rief er abschließend zu einer „ethischen Herangehensweise an die Entwicklung“ auf. (apic)
Europa
Deutschland
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen hat sich gegen eine Konzentration auf Kondome beim Kampf gegen Aids ausgesprochen. „Ich halte es für höchst fahrlässig, das Problem Aids allein durch Kondome bewältigen zu wollen“, sagte Thissen in einem Interview der „Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes“. Man könne darüber reden, ob Kondome in manchen Situationen nicht das kleinere Übel seien. Aber Aids lasse sich nicht technisch lösen. Europa habe das Aids-Problem in Afrika zu sehr aus seinem Blickwinkel gesehen, die afrikanische Seele sei aber anders. Deshalb könne er dem Papst nur zustimmen: „Die Fragen des sexuellen Miteinanders müssen humanisiert werden, um der Krankheit entgegenzuwirken.“ (kna)
Deutschland/Kuba
Mit großer Betroffenheit hat Adveniat-Geschäftsführer Bernd Klaschka auf die Ermordung des spanischen Priesters Mariano Arroyo reagiert. Er hoffe, dass dieses schreckliche Verbrechen so schnell wie möglich aufgeklärt werde, sagte der Prälat. Adveniat habe viele Jahre intensiv und zuverlässig mit Padre Mariano zusammengearbeitet, so Klaschka. Der ermordete Priester sei ein Mann der Basis gewesen, der sich unermüdlich für die Belange der Armen und Benachteiligten in Kuba eingesetzt habe. – Der katholische Priester war am Montagmorgen in der Nähe von Havanna erstochen aufgefunden worden. Über die genauen Umstände der Tat ist bisher nichts bekannt. Bereits im Februar des Jahres war ein weiterer spanischer Priester Opfer eines Mordes auf Kuba geworden. (pm)
Italien
Die Mailänder Bankengruppe „Intesa San Paolo“ und die katholischen Bischöfe Italiens haben gemeinsam ein Kreditprogramm für Familien mit Wirtschaftproblemen aufgelegt. Angelpunkt des Projekts ist ein kirchlicher Sicherungsfonds von 30 Millionen Euro, wie die italienischen Tageszeitung „Avvenire“ am Mittwoch berichtete. Der Leiter der Bankengruppe Passera kündigte unterdessen an, die Beteiligung seines Hauses an den Sonderkrediten von geplanten 36 auf bis zu 100 Millionen Euro zu erhöhen. Mit dem Kreditprogramm will die Italienische Bischofskonferenz sie sozialen Folgen der Wirtschaftskrise abfedern. (kna)
Nach einer lustig gemeinten Randbemerkung über den Papst hat ein Journalist in Italien seinen Posten verloren. Roberto Balducci, der Vatikanfachmann der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt „RAI“, hatte in einem Fernsehbeitrag gesagt, bloß „vier Hanseln“ hätten „immer noch den Mut und die Geduld, den Worten des Papstes“ bei der Generalaudienz zuzuhören. Er bezog sich dabei offenbar auf die im Sommer zurückgehenden Zahlen von Pilger und Touristen bei der Audienz. Die Absetzung des Journalisten sei „eine ernste, aber notwendig gewordene Entscheidung“, kommentierte der Präsident der Vereinigung der katholischen Fernsehzuschauer. Ihm zufolge hatte der TV-Journalist nach dem Vorfall in einem Brief an den Intendanten der Fernsehanstalt seinen Respekt gegenüber dem Vatikan unterstrichen und seine Äußerungen bereut. (apic)
Afrika
Demokratische Republik Kongo
Die kongolesischen Bischöfe denunzieren auf ungewöhnlich scharfe Weise eine „Subkultur der Korruption“ im öffentlichen Leben des Landes. In einem Dokument zum Abschluss ihrer Vollversammlung loben die Bischöfe zwar die demokratischen Errungenschaften seit der Gründung des Staates vor 49 Jahren. Doch seien Korruption und Bereicherung auf Kosten einer verarmenden Bevölkerung in allen politischen und sozialen Gebieten an der Tagesordnung, beklagen die kongolesischen Oberhirten. Die Regierung müsse heutzutage gegen eine regelrechte Subkultur der Korruption vorgehen, sei aber selber korrupt: Regierungsmitglieder sowie Geschäftsleute in öffentlichen Ämtern und unehrenhaften Gewerben betrieben eine schamlose Selbstbereicherung. Das sei ein Schlag ins Gesicht jener, die ihr Geld fair verdienen. „Gewisse Führungskräfte haben ihren Sinn für den Staat und dessen Aufgabe verloren und kümmern sich kaum noch um die Bevölkerung“, stellen die Bischöfe fest. (apic)
Naher Osten
Libanon
Ein Vorkämpfer der Verständigung zwischen Christen und Muslimen im Libanon tritt zurück. Scheich Mohammed Nokkari war Generalsekretär des „Dar-al-Fetwa“ in Beirut. Das entspricht dem bischöflichen Ordinariat bei den Katholiken. Auch war er Kabinettschef der sunnitischen „Muftis der Republik“. Nokkari sieht seine Funktionen als unvereinbar mit seinem Einsatz für den christlich-islamischen Dialog an, wie er in einem offenen Brief schreibt. Der Scheich hatte im Libanon großes Aufsehen erregt, weil er zum 25. März – dem Fest Maria Verkündigung – angeregt hatte, dieses Fest in Zukunft als libanesischen Nationalfeiertag und als „Tag der christlich-islamischen Begegnung im Namen Mariens“ zu begehen. Ein entsprechendes Dekret des Ministerpräsidenten über die Einführung des Festtags war am 25. März unterschriftsreif, scheiterte aber am Einspruch des unmittelbaren Vorgesetzten von Nokkari. Der Generalsekretär des Dar-al-Fetwa zog daraufhin die Konsequenzen. Vor Journalisten sagte Nokkari jetzt, er werde sich für sein Projekt bis zu dessen endgültiger Verwirklichung einsetzen. Das Miteinander von Christen und Muslimen sei der Grundstein des libanesischen Systems, daher werde er sich noch mehr für den christlich-islamischen Dialog engagieren, so der Scheich, der auch am Institut für christlich-islamische Studien der katholischen Universität Saint-Joseph unterrichtet. (kap)
Asien
Vietnam
Allen Schwierigkeiten zum Trotz wächst der katholische Glaube im kommunistischen Vietnam. Das haben sechs vietnamesische Bischöfe betont, die die Zentrale des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ in Königstein besucht haben. Die Bischöfe berichteten über das vielschichtige Leben und die Bedürfnisse der katholischen Kirche in ihrer Heimat. Übereinstimmend wiesen sie dabei auf den starken Glauben ihrer katholischen Landsleute hin. Für das Glaubensleben in Vietnam seien die Errichtung von Gotteshäusern, die Mobilmachung von Ordensschwestern sowie die Aus- und Fortbildung von Priestern, Ordensschwestern und Laien von besonderer Bedeutung. Damit könnten mehr Gläubige erreicht werden. Gute Erfahrungen hat die katholische Kirche in Vietnam vor allem in der Katechese mit Kindern gemacht. Auch sei die Zahl der Berufungen im Land nach wie vor hoch. (pm)
Amerika
Vereinigte Staaten
Die anglikanische Episkopalkirche in den USA will weiter bekennende Homosexuelle zu allen kirchlichen Weiheämtern zulassen. Die Entscheidung der in Kalifornien tagenden Generalversammlung vom Dienstag (Ortszeit) bedeutet eine klare Abkehr vom Moratorium, das die Führung der anglikanischen Weltgemeinschaft 2007 eingefordert hatte, um einen Bruch der Kircheneinheit zu vermeiden. In der Entscheidung der Episkopalkirche heißt es, Gott habe Homosexuelle in Weiheämter gerufen und könne das auch in Zukunft tun. Die Bischofsweihe von Homosexuellen in der liberalen US-Kirche ist einer der zentralen Streitpunkte zwischen dem konservativen und dem liberalen Flügel der rund 77 Millionen Anglikaner weltweit. (kna)
Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche” täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören
Buchbesprechung:
Titel: Damaskus im Herzen: und Deutschland im Blick
Autor: Rafik Schami
Verlag: DTV 2009
Preis: 9,90 Euro
Rezensent: Mario Galgano
Rafik Schami zählt zu den beliebtesten Schriftstellern im deutschsprachigen Raum. Als christlicher Araber steht er ein für den gegenseitigen Respekt. Dies sieht er als wichtigste Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden – vor allem im Nahen Osten. In der 2006 erschienenen Essaysammlung „Damaskus im Herzen und Deutschland im Blick“ zeichnet Schami ein düsteres Bild der arabischen Welt. Diese Sammlung ist nun in einer Neuauflage im dtv-Verlag erschienen. Rafik Schami sieht die Gründe „einer kranken Gesellschaft“ in einer diktatorischen Unterdrückung der Araber in unterschiedlichen Gewändern. Jahrhunderte lange Überwachung und Kontrolle und die daraus resultierende Angst habe das arabische Volk „gelähmt und schizophren“ werden lassen. Öffentlich beugen sich die Araber dem Diktat, nach innen hin spotten sie über die Regimes und fühlen sich ihnen überlegen, ohne zu merken, dass sie sich an die Fesseln der Unterdrückung gewöhnt haben. Die Machthaber wiederum würden hemmungslos „wirtschaftliche Katastrophen in Erfolgsmeldungen“ umdichten sowie „Clan-, Vettern- und Mafiawirtschaft“ unter dem Deckmantel politischer Ideologien betreiben. Die „gegenseitige Lüge“ sei „neben der arabischen Sprache eine der elementaren gemeinsamen Eigenschaften arabischer Länder.“ Rafik Schami spricht mit seinem Buch Leser jeglichen Alters an.

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