MIT PAPST BENEDIKT XVI. AUF ZYPERN:
Auf dem Programm des Papstes standen heute – bis zum Redaktionsschluss – drei Veranstaltungen: zunächst das Treffen mit dem Präsidenten, dem diplomatischen Corps und Vertretern des öffentlichen Dienstes, danach ein Treffen mit der katholischen Gemeinde auf Zypern und zuletzt mit dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II.
Papst Benedikt würdigt Makarios
Für die Geschichte der Republik Zypern spielt Makarios III. (1913-1977) eine große Rolle. Der orthodoxe Erzbischof war nach der Unabhängigkeit Zyperns 1960 auch erster Präsident des Landes. Im Garten des Präsidentenpalastes befindet sich ihm zu Ehren ein Denkmal. Vor diesem Denkmal legte Papst Benedikt am Samstagmorgen einen Kranz ab. Makarios Wirken würdigte Benedikt in einer Rede vor dem amtierenden Präsidenten und hochrangigen Diplomaten:
„Soeben habe ich an der Gedenkstätte für den verstorbenen Erzbischof Makarios, den ersten Präsidenten der Republik Zypern, einen Kranz niedergelegt. Wie er muss sich jeder von Ihnen im öffentlichen Dienst für das Wohl der Anderen in der Gesellschaft einsetzen, sei es auf lokaler, auf nationaler oder internationaler Ebene. Das ist eine edle, von der Kirche mit Wertschätzung bedachte Berufung. Wenn der öffentliche Dienst gewissenhaft ausgeführt wird, kann er uns einen Gewinn an Weisheit, Redlichkeit und persönlicher Erfüllung eintragen.“ (rv)
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Der Besuch des Papstes in der maronitischen Schule
Papst Benedikt XVI. strahlte über das ganze Gesicht, als die Schüler einer maronitischen Schule auf Zypern am Samstagvormittag für ihn sangen, tanzten, kleine Theaterstücke aufführten. Auf Griechisch rief er ihnen zu:
„Seid stark im Glauben, froh im Dienst für Gott und großzügig mit eurer Zeit und euren Talenten! Helft, eine bessere Zukunft für die Kirche und für euer Land aufzubauen, indem ihr das Wohl der Anderen vor das eigene stellt.“
Rund 2.000 Personen waren in der Schule zusammengekommen - trotz großer Hitze. Auf über 30 Grad Celsius kletterte die Thermometeranzeige in Zyperns Hauptstadt Nikosia. Es war eine atemberaubende Kulisse, vor der Benedikt sprach. Hinter der Schule öffnete sich die weite hügelige Landschaft Zyperns.
„Bei diesem historischen Anlass, dem ersten Besuch des Bischofs von Rom in Zypern, komme ich, um euch im Glauben an Jesus Christus zu stärken und euch zu ermutigen, in Treue zur apostolischen Tradition ein Herz und eine Seele zu bleiben (Apg 4,32). Als Nachfolger Petri bin ich heute unter euch, um euch meine Unterstützung, meine Nähe im Gebet und meine Ermutigung zu versichern.“ (rv)
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Papst fordert Hilfe für Christen in Nahost
Niemand kann gegenüber den Christen im Nahen Osten gleichgültig bleiben. Das betonte Papst Benedikt XVI. an diesem Samstagmittag in Nikosia bei einem Treffen mit dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. Die Gläubigen in dieser Region lebten unter schwierigen Umständen, so der Papst. Das katholische Kirchenoberhaupt ruft deshalb zu einer stärkeren Unterstützung der Christen im Nahen Osten auf.
„Zypern wird traditionell als ein Teil des Heiligen Landes angesehen, und die fortdauernde Konfliktsituation im Nahen Osten muss für alle, die Christus nachfolgen, ein Anlass zur Sorge sein. ... Die christlichen Gemeinschaften Zyperns können ein sehr fruchtbares Feld ökumenischer Zusammenarbeit finden, indem sie gemeinsam für Frieden, Versöhnung und Stabilität in jenen Ländern beten und arbeiten, die durch die Gegenwart des Friedensfürsten während seines irdischen Lebens gesegnet wurden.“
Des Weiteren lobte der Papst den Einsatz der orthodoxen Kirche Zyperns für den ökumenischen Dialog. (rv/kna)
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Treffen mit islamischem Mufti
Papst Benedikt XVI. wird auf seiner Zypernreise möglicherweise mit einem islamischen Rechtsgelehrten aus dem Nordteil der Insel zusammentreffen. Das erklärte Papstsprecher Federico Lombardi am Freitagabend gegenüber Journalisten. Es bestehe eine konkrete Möglichkeit für eine Begegnung mit einem Mufti, so Lombardi. - Der Papst hält sich während seiner Reise ausschließlich im südlichen Teil der Insel auf. Sie ist seit 1974 geteilt. Die „Türkische Republik Nordzypern“ im Norden der Insel ist international nicht anerkannt. Ein Besuch dieser Region habe während der Planungen nie zur Debatte gestanden, erklärte Lombardi weiter. (kipa)
Die Reden des Papstes
Zum Nachlesen bieten wir Ihnen hier die einzelnen Ansprachen Papst Benedikt XVI.:
„Auf den Spuren unserer gemeinsamen Väter im Glauben, der Heiligen Paulus und Barnabas, bin ich als ein Pilger zu Ihnen gekommen und zugleich als Diener der Diener Gottes.“
Die Ansprache zur Begrüßung auf dem Flugplatz
„Die Gemeinschaft der Kirche im apostolischen Glauben ist sowohl eine Gabe als auch ein Aufruf zur Mission.“
Die Ansprache bei der ökumenischen Feier
„Aus religiöser Sicht sind wir Glieder einer einzigen, von Gott erschaffenen Menschheitsfamilie und dazu berufen, die Einheit zu fördern und eine gerechtere und brüderlichere Welt aufzubauen.“
Grundsatzrede vor dem diplomatischen Corps
“Es ist mir eine große Freude, bei euch zu sein, den Vertretern der katholischen Gemeinde in Zypern.“
Rede beim Treffen mit der katholischen Gemeinde Zyperns
“Die christlichen Gemeinschaften Zyperns können ein sehr fruchtbares Feld ökumenischer Zusammenarbeit finden, indem sie gemeinsam für Frieden, Versöhnung und Stabilität in jenen Ländern beten und arbeiten, die durch Gegenwart des Friedensfürsten während seines irdischen Lebens gesegnet wurden.”
Grußwort zum Besuch beim orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II.
DER SONNTAG:
Das Sonntagsevangelium
Die Zeit ist gekommen, die Verheißungen gehen in Erfüllung, Tote stehen auf, den Armen wird das Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!
Lesen und Hören Sie hier das Sonntagsevangelium, Lk 11:7-17
Die Betrachtung zum Sonntag
Im Monat Juni hält Ludwig Waldmüller, Präses des BDKJ im Bistum Augsburg, die Betrachtung zum Sonntag.
Zum Nachhören
WEITERE NACHRICHTEN:
Vatikan
Papst Benedikt XVI. trauert um den in der Türkei ermordeten Bischof Padovese. In einem Beileidstelegramm an den Apostolischen Nuntius in Anatolien versprach er sein Gebet für die Bischöfe, Priester und Gläubigen des Landes, wie der Vatikan am Samstag mitteilte. Die Seele seines geliebten Pastors sei der unendlichen Gnade Gottes empfohlen, heißt es in dem Schreiben, das Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone stellvertretend unterzeichnet hat. Padovese habe selbstlos das Evangelium verkündet und sich resolut dem Dialog und der Versöhnung gewidmet, dankte der Papst. (rv)
Nach dem Mord an Bischof Luigi Padovese in der Türkei hat Bartholomaios I. Papst Benedikt XVI. kondoliert. „Mit großem Schmerz haben wir die Nachricht des tragischen Todes unseres Weggefährten Bischof Luigi Padovese erhalten“, heißt es in einem am Freitag vom Vatikan veröffentlichten Schreiben des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. Padovese habe einen wertvollen Dienst für die katholische Kirche und das Volk Gottes geleistet. Die Kirche habe einen „exzellenten“ Bischof verloren. In brüderlicher Umarmung und mit vielen herzlichen Grüßen schloss Bartholomaios sein Schreiben. Er bete, dass die Seele Padoveses zur Ruhe komme. (rv)
Europa
Deutschland
Der Sekretär des Vatikanischen Medienrats, Paul Tighe, hat für eine stärkere Nutzung der digitalen Medien plädiert. Die Kirche müsse ihre Botschaft auch dort platzieren, sagte Tighe am Samstag in Berlin. Die Chance, dass Texte auch von jungen Menschen gelesen würden, sei größer, wenn sie zeitgemäß präsentiert würden und keine unnötigen Längen aufwiesen. Tighe äußerte sich beim bis Sonntag dauernden 17. Europäischen Festival für religiöse Programme in Berlin. Bei dem fünftägigen Festival diskutieren knapp 100 Experten aus 18 Ländern über Programme und Zuschauererwartungen. Veranstalter sind die internationalen kirchlichen Mediendachverbände SIGNIS und WACC zusammen mit ARD, ZDF und der Bertelsmann-Stiftung. Das Festival findet seit 1962 alle drei Jahre statt. (kna)
Das Fernsehen hat keine Schuld an dem schlechten Image der Kirche. Zu diesem Urteil kommt der Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Peter Frey. Stattdessen sei die aktuelle Krise in einer mangelnden Kommunikationsfähigkeit der Kirche mitbegründet, so der Journalist am Freitag beim 17. Europäischen Festival für religiöse TV-Programme in Berlin. Die Krise sei hausgemacht. Frey nannte verschiedene Beispiele für Kommunikationsschwächen: Bischöfe empfänden „die Journalisten als natürliche Feinde“, Kardinäle täten kritische Berichterstattung als „Geschwätz“ und Kampagnenjournalismus ab, kirchliche Gremien kreisten um sich selbst und vergäßen die Fragen der Menschen. Das alles mache es nicht einfacher, die Kirche im Fernsehen darzustellen. Kirche und Religion sollten seiner Ansicht nach im Fernsehen stärker erzählerisch oder unterhaltend als abstrakt und starr vermittelt werden. „Zuschauer lieben Geschichten. Und das Fernsehen als Erzählmedium ist dafür gut geeignet.“ Der ZDF-Chef verwies auf die Beliebtheit von Unterhaltungssendungen bei den Fernsehzuschauern. Sie vermittelten - trotz aller Zuspitzung – mit spannend erzählten Geschichten Kenntnisse über Glaubensfragen. Dieses Muster, so Frey, „könnte sich für eine differenziertere Vermittlung von Religion anbieten”. Frey ist selbst Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. (rv/kann)
Schweiz
Der Stadtrat von Lugano hat den Umbau einer Klinik in ein islamisches Zentrum bewilligt. Das berichtet am Freitag die Neue Luzerner Zeitung. Vizestadtpräsident Erasmo Pelli (FDP) erklärte, es habe keine Argumente inhaltlicher und juristischer Art gegeben, um dem Antrag auf Umnutzung der Räumlichkeiten nicht zu entsprechen. Die islamische Gemeinschaft des Tessins hatte knapp ein Jahr auf einen Entscheid der Stadtregierung Lugano gewartet. Gegen die Umbaupläne läuft die Partei Lega dei Ticinesi Sturm. Im siebenköpfigen Stadtrat stimmten die beiden Lega-Vertreter, Parteipräsident Giuliano Bignasca und „Mattino“-Redakteur Lorenzo Quadri, gegen die Bewilligung. Sie befürchten, dass es in dem Wohnquartier zu einem Verkehrschaos kommt. Schon jetzt gebe es kaum Parkplätze. So zumindest die offizielle Begründung. Noch wichtiger dürfte allerdings die Tatsache sein, dass die Moschee in unmittelbare Nähe zur eigenen Parteizentrale zu stehen kommt, schreibt die Zeitung. In einem Communiqué spricht die Lega, die sich stets islamkritisch zeigte, indirekt von einer Provokation durch die neuen Nachbarn, zumal viele Anwohner der Gegend schon Unterschriften gegen die Umwandlung des Gebäudes in ein islamisches Zentrum gesammelt hätten. Die Anwohner werden aufgerufen, alle Rechtsmittel zu ergreifen, um die Moschee noch zu verhindern. Dies dürfte nach dem Votum im Stadtrat allerdings schwierig werden. (rv/kipa)
Polen
Der polnische „Solidarnosc“-Priester Jerzy Popieluszko wird an diesem Sonntag in Warschau selig gesprochen. 100.000 Gläubige werden laut Medienberichten von Samstag dazu in der polnischen Hauptstadt erwartet. Im Zentrum der Stadt auf dem Pilsudski-Platz wird eine Messe gefeiert. Zelebrant ist Erzbischof Angelo Amato, der aus dem Vatikan anreist. Nach der Messe ist eine Prozession mit den Reliquien des Märtyrers geplant. Sie waren bei einer Exhumierung im April gewonnen worden. Popieluszko war 1984 im Alter von 37 Jahren vom Sicherheitsdienst SB entführt und ermordet worden. (apic/diverse)
Naher Osten
Israel
Die israelische Marine hat erneut ein Schiff mit Gütern für den Gaza-Streifen gestoppt. Die Aktion im Mittelmeer verlief laut Medienberichten von Samstag gewaltlos. Der Frachter „Rachel Corrie“, der unter irischer Flagge unterwegs war, wurde in den israelischen Hafen von Aschdod umgelenkt. Nach Angaben einer Sprecherin des israelischen Militärs wurden die 1.200 Tonnen Hilfsgüter gelöscht. Sie sollten später in den Gazastreifen weitergeleitet werden. Die USA hatten noch am Morgen die pro-palästinensischen Aktivisten dazu aufgerufen, den Kurs auf Gaza aufzugeben und es nicht auf eine Konfrontation ankommen zu lassen. An Bord der „Rachel Corrie“ waren 20 Aktivisten, darunter auch die nordirische Nobelpreisträgerin Mairead Maguire. (welt online/ diverse)
Asien
Philippinen
Die Bischöfe des Landes haben die Abschaffung persönlicher Budgets für philippinische Abgeordnete verlangt. Konkret geht es um Gelder, mit denen die Politiker Belange ihres Wahlkreises unterstützen sollen. Sie seien die „größte“ Ursache für die Korruption auf denen Philippinen, kritisiert die Bischofskonferenz am Freitag auf ihrer Homepage. Die Bischöfe wenden sich mit ihrer Forderung direkt an den designierten Staatspräsidenten Benigno Aquino. Er hatte sich in seinem Wahlkampf für ein Ende der Korruption in dem Land ausgesprochen. Nach philippinischem Recht erhält jeder Parlamentsabgeordnete pro Jahr umgerechnet 1,2 Millionen Euro und jeder Senator umgerechnet gut 3,6 Millionen Euro zur freien Verwendung aus einem Sonderfonds. (kipa)