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Meldungen vom 13.3.2010

- Missbrauchsfall in München:
Vatikan lehnt Stellungnahme ab -

- Schönborn: „Kritik an Kirche ist ´Peanuts´“ -
- Papst im Sommer: Castelgandolfo statt Berge -


Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Mario Galgano
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.

THEMA MISSBRAUCH:

Vatikan: Stellungnahme zum Missbrauchsfall in München abgelehnt
Der Vatikan hat eine Stellungnahme zum jüngst bekanntgewordenen Missbrauchsfall im Erzbistum München-Freising abgelehnt. Der vatikanische Pressesaal verweist auf eine weitere Stellungnahme des Münchner Erzbistums zu dem Fall. Demnach habe der damalige Münchener Generalvikar Gerhard Gruber die „volle Verantwortung“ für den Einsatz eines pädophilen Priesters in der Seelsorge übernommen.
Das bayrische Erzbistum hatte am Freitag erklärt, dass eine von Generalvikar Peter Beer eingesetzte Arbeitsgruppe auf „schwere Fehler“ im Umgang mit einem Priester gestoßen sei. Den Anstoß dazu hätten Hinweise der „Süddeutschen Zeitung“ gegeben. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte in ihrer Samstagausgabe berichtet, dass das Erzbistum in den 1980er Jahren einen Priester trotz Missbrauchsvorwürfen und Verurteilung in der Seelsorge eingesetzt habe. Das ereignete sich somit während der Amtszeit von Joseph Ratzinger als Erzbischof von München und Freising. Generalvikar Beer bedauere zutiefst, dass es zu einem Vergehen mit Jugendlichen habe kommen können.
Recherchen der Arbeitsgruppe
Die Recherchen der Arbeitsgruppe ergaben, dass die Erzdiözese im Januar 1980 auf Bitten des Bistums Essen einen Kaplan aufgenommen hatte. Der Aktenlage nach scheint bekannt gewesen zu sein, dass der Priester in München eine Therapie vermutlich wegen sexueller Beziehungen zu Jungen machen sollte. Um dies dem Geistlichen zu ermöglichen, sei ihm eine Unterkunft in einem Pfarrhaus gewährt worden. Der Beschluss sei auch von Joseph Ratzinger mitgefasst worden, der von 1977 bis 1982 Münchner Erzbischof war, heißt es in der Mitteilung. Davon abweichend habe Generalvikar Gruber den Kaplan „uneingeschränkt zur Seelsorgemithilfe“ in einer Münchner Pfarrei angewiesen. Bis August 1982 lägen keine Beschwerden über den Mann vor. Danach habe er bis Anfang 1985 seelsorglich in Grafing gewirkt. Als dort die Polizei wegen des Vorwurfs sexuellen Missbrauchs zu ermitteln begann, sei der Priester am 29. Januar 1985 vom Dienst entpflichtet worden. Das Amtsgericht Ebersberg verurteilte den Kaplan im Juni 1986 wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger, wie das Erzbistum weiter bestätigte. Gegen ihn wurde eine 18-monatige Freiheitsstrafe auf Bewährung und eine Geldstrafe verhängt. Die Bewährungszeit sei auf fünf Jahre festgesetzt worden. Außerdem sei der Verurteilte angewiesen worden, sich in eine Psychotherapie zu begeben.
(rv/kna/pm)
Hier lesen Sie mehr
Lesen Sie hier die Stellungnahme des Erzbistums München-Freising

Papst-Sprecher: „Klarer Kurs auch bei Wellengang“
Der Pressesprecher von Papst Benedikt, Federico Lombardi, hat an diesem Samstag ausführlich Stellung zu den Missbrauchsskandalen in Deutschland genommen.
Lombardi nahm dabei Papst Benedikt XVI. vor Verdächtigungen im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der deutschen Kirche in Schutz. In den vergangenen Tagen hätten einige Personen „mit einer gewissen Verbissenheit“ Anhaltspunkte gesucht, um den Papst persönlich in Missbrauchsfälle zu verwickeln. „Für jeden objektiven Beobachter ist klar, dass diese Bemühungen gescheitert sind“, erklärte Lombardi in einem Beitrag für Radio Vatikan am Samstag.
Der Sprecher verwies auf die Stellungnahme des Erzbistums München von Freitag zu einem pädophilen Priester aus Essen. Der Geistliche war Anfang 1980 unter dem Münchener Erzbischof Joseph Ratzinger in den Diözesanklerus aufgenommen und später durch eine Verfügung des damaligen Generalvikars Gerhard Gruber in der Seelsorge eingesetzt worden. Nach 1982, dem Jahr des Wechsels Ratzingers nach Rom, wurde der Geistliche erneut sexuell straffällig.
Lombardi betonte, aus der Erklärung des Erzbistums gehe hervor, dass Ratzinger absolut nichts mit den betreffenden Personalentscheidungen zu tun habe, „in deren Folge es später zu den Missbräuchen kommen konnte“. „Trotz des Sturms“ sehe die Kirche gut den Weg, den sie gehen müsse, so Lombardi. Sie stehe „unter der sicheren und konsequenten Führung des Heiligen Vaters“.

Wir dokumentieren auf unserer Homepage die Note des Jesuitenpaters, der den Vatikanischen Pressesaal und Radio Vatikan leitet, in voller Länge.
Hier lesen Sie den gesamten Text

Glaubenskongregation: 300 Pädophilie-Anzeigen in neun Jahren
Die vatikanische Glaubenskongregation hat in den vergangenen neun Jahren 300 Anzeigen pädophiler Handlungen durch Kleriker behandelt. Diese Zahl nannte der Promotor Iustitiae Charles J. Scicluna. Er ist eine Art Strafverfolger der Behörde für schwere kirchenrechtliche Vergehen. Insgesamt gingen im Vatikan seit 2001 etwa 3.000 Beschuldigungen wegen sexueller Übertretungen von Diözesan- und Ordenspriestern ein. Das sagte Scicluna in einem Interview mit der katholischen italienischen Tageszeitung „Avvenire“ (Samstag).
„De delictis gravioribus“
2001 trat das Dekret „De delictis gravioribus“ in Kraft.
Diese Regelung sieht vor, dass die Zuständigkeit für solche Kirchenprozesse der Glaubenskongregation zugewiesen wird. Bei den 3.000 Fällen handele es sich um Vorgänge aus den zurückliegenden 50 Jahren, so Scicluna. Der Großteil der Fälle betreffe die USA. Etwa 60 Prozent der Anzeigen hätten sich auf „sexuelles Hingezogensein zu Heranwachsenden desselben Geschlechts“ bezogen, 30 Prozent auf heterosexuelle Beziehungen. Zehn Prozent beträfen Akte der Pädophilie im eigentlichen Sinn. Diese 300 Fälle seien „immer noch zu viele“, betonte Scicluna. Allerdings sei „das Phänomen nicht so verbreitet, wie einige glauben machen wollen“. (rv/kna/avvenire)
Lesen Sie hier mehr (inklusive einer deutschen Übersetzung des Avvenire-Interviews)

Schönborn: „Selbstmitleid wegen Missbrauchsfällen unangebracht“
Kardinal Christoph Schönborn hat sich angesichts der Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche gegen Selbstmitleid in der Kirche gewandt. Auch wenn es schmerzlich sei, müssten die Mitglieder der Kirche in diesen Tagen Anfeindungen aushalten. Bei einer Pressekonferenz in Wien sagte Schönborn:

„Es muss uns zuerst um das Leid der Opfer und nicht um die eigene Befindlichkeit gehen. Es ist mir klar, dass alle Menschen, die sich aktiv zur katholischen Kirche bekennen und für die Missbrauchsfälle keine Verantwortung tragen, mit schmerzlicher Kritik und Anfeindungen konfrontiert werden. Aber: Das sind 'Peanuts' im Vergleich zu dem, was die Missbrauchsopfer oft ein Leben lang zu ertragen haben.“

Die Kirche stelle sich der Realität von Missbrauchsfällen, so Schönborn. Man wolle offen und ehrlich damit umgehen und nichts vertuschen. Ein Journalist fragte ihn, ob im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen der Zölibat in Frage gestellt werde.

„Wenn der Zölibat der Grund für sexuellen Missbrauch wäre, dürfte es überall dort, wo es den Zölibat nicht gibt, auch keinen Missbrauch geben. Ich weise erneut Medienberichte zurück, wonach ich selbst den Zölibat infragegestellt hätte. In meinem Kommentar für das Wiener diözesane Mitarbeitermagazin „thema kirche“ habe ich vor allem auf die Priesterausbildung abgezielt. Das Missbrauchsproblem steht hingegen in engem Zusammenhang mit der persönlichen Reife von Menschen. Zur persönlichen Reife jedes Menschen gehört auch die Integration und der Umgang mit Sexualität - egal in welcher Lebensform.“ (kap)
Hier zum Nachhören

Österreich: Scheuer betont Wille zu Wahrhaftigkeit
Missbrauchsopfern können nur genaues Hinsehen und der Wille zu Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit weiterhelfen. Das betont der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer in einer Medienmitteilung am Freitagnachmittag. Es sei daher notwendig, nach den Ursachen und nach dem Umfeld sexuellen Missbrauchs zu fragen, damit ähnliche Fälle sich in Zukunft nicht wiederholen, so Scheuer. Dazu gehöre eine Auseinandersetzung von Kirche und Gesellschaft mit der Sexualität wie auch mit der zölibatären Lebensform. Die Forderung nach Aufhebung des Zölibats allein werde dabei dem Leiden der Betroffenen nicht gerecht, so der Innsbrucker Oberhirte. (kap)

Österreich: Weitere Missbrauchsvorwürfe
Das Stift Wilhering untersucht einen neu bekannt gewordenen Missbrauchsfall in dem oberösterreichischen Zisterzienserstift. Ein heute 64-jähriger Mann hatte zuvor in der Tageszeitung „Die Presse“ (Freitag) berichtet, vor mehr als 50 Jahren als Schüler des Stiftsinternats durch den damaligen Präfekten missbraucht worden zu sein. Der heutige Abt von Stift Wilhering, Gottfried Hemmelmayr, reagierte auf die Anfrage der „Presse“ tief betroffen. Das sei eine unheimlich schmerzliche Geschichte. Der Beschuldigte sei demnach bereits vor fünf Jahrzehnten verstorben. Das Stift suche aber trotzdem den Kontakt mit dem Opfer, so Abt Hemmelmayr. In der Erzdiözese Salzburg haben sich unterdessen mehrere Frauen gemeldet, die dem früheren Pfarrer von Salzburg-Lehen vorwerfen, sie in ihrer Kindheit missbraucht zu haben. Der mittlerweile verstorbene Pallottinerpater wurde nach den Angaben des ORF-Landesstudios Salzburg damals in eine andere Pfarre versetzt, wo es laut den Anschuldigungen erneut zu Missbrauchsfällen gekommen ist. (kap)

Deutschland: ZdK-Chef fordert Wandel in der Kirche
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, rechnet angesichts der Missbrauchsfälle mit einem grundlegenden Wandel in der Kirche. Wer dem Schutz der Opfer nicht oberste Priorität einräume, gefährde weiter die Glaubwürdigkeit der Kirche, sagte Glück der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). Dabei sehe er eine Krise der Institution, aber keine Krise des Glaubens. Der ZdK-Präsident plädierte auch für ein Nachdenken über die Zölibatspflicht für Priester. Glück bezeichnete die jetzt bekannt gewordenen Fälle von Gewalt und sexuellem Missbrauch als „schwerste Belastung“ der katholischen Kirche. „Das Ganze ist ein Albtraum“, meinte er. Eine der Konsequenzen sei es, „dass wir nun endlich wieder den Menschen im Mittelpunkt sehen“. Für viele sei es bisher das oberste Gebot gewesen, das Ansehen der Kirche und ihre Glaubwürdigkeit zu schützen, kritisierte Glück. Damit seien die Opfer in ihrem Leid nachrangig geworden. Glück sprach sich auch für ein Nachdenken über die Zölibatspflicht aus. Er bezeichnete es als gangbaren Weg, dem Priester zu überlassen, ob er sich für ein eheloses Leben entscheiden wolle. Die Aussage, dass eine Verpflichtung zum Zölibat zwangsläufig eine negative Auswahl beim Kirchenpersonal zur Folge habe, widersprach der ZdK-Präsident jedoch entschieden. „Dies wäre eine pauschale Diffamierung.“ Die jetzige Debatte dürfe nicht allein auf den Zölibat und auf geistliche Berufe reduziert werden. (pm/kna)

Deutschland: Katholischer Jugendverband entsetzt über Missbrauchsskandal
„Mit Abscheu und Fassungslosigkeit“ hat der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) auf die Vorfälle von sexuellem Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen Deutschlands reagiert. Der Bundesvorstand beklagte am Freitag in Düsseldorf eine „Pervertierung des kirchlichen und schulischen Schutzraumes und das widerwärtige Ausnutzen der besonderen Beziehung als Seelsorger und Seelsorgerin, Lehrer und Lehrerin zu jungen Menschen“. Der Bundesvorsitzende Dirk Tänzler verwies zugleich darauf, dass die Präventionsarbeit schon lange zur Arbeit der katholischen Jugendverbände gehöre. „Die katholischen Jugendverbände sind seit 20 Jahren an dem Thema dran. Wir haben Interventionspläne, Verhaltenskodizes und Arbeitshilfen zum Thema entwickelt und wenden diese an“, sagte er. Der BDKJ wehre sich deshalb gegen „den Generalverdacht, dass Leiter und andere Verantwortliche, die im Rahmen von Kirche mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten, als potenzielle Täter wahrgenommen werden.“ Der BDKJ-Bundesvorstand richtete eine Arbeitsgruppe zu dem Thema ein. Der Dachverband von 16 katholischen Jugendverbänden stehe im Kontakt mit den Mitglieds- und Diözesanverbänden sowie anderen kirchlichen Organisationen, um im Fall von Missbrauch eine im Sinne der Opfer zügige und transparente Kommunikation aller Betroffenen zu unterstützen. (pm/kipa)

Schweiz: Abt Werlen schlägt neutrale Anlaufstelle für Opfer vor
Es braucht eine zentrale Stelle für Menschen, die im kirchlichen Bereich Opfer sexueller Übergriffe werden. Dies schlägt der Abt des Benediktinerklosters Einsiedeln, Martin Werlen, im Interview mit NZZ Online (Samstag) vor. Die Beratungsstelle soll unter neutraler Leitung stehen – im Gegensatz zur Lösung, die die Deutsche Bischofskonferenz kürzlich getroffen hat. Ein Mitglied der Bischofskonferenz dafür zu benennen, wäre eine zu große Hemmschwelle für Betroffene, so Abt Martin. Die zentrale Anlaufstelle für Opfer sei nötig „angesichts der großen Vielfalt der katholischen Kirche in der Schweiz“: Es müsse eine Stelle geben, die den Überblick über alle Strukturen habe und eine koordinierende Funktion wahrnehme. Konkret bräuchte es in der Schweiz drei Stellen, je eine pro Sprachregion. – In Deutschland haben die Bischöfe im Februar angesichts des sich ausweitenden Missbrauchsskandals einen Vier-Punkte-Plan verabschiedet. Dieser sieht unter anderem die Einrichtung eines bundesweiten Büros für Missbrauchfragen in Bonn vor, das der Trierer Bischof Stephan Ackermann leiten wird. Abt Martin Werlen lehnt eine solche Lösung für die Schweiz ab. Die Schweizer Bischöfe hatten bereits Ende 2002 unter dem Titel „Sexuelle Übergriffe in der Seelsorge“ Richtlinien für die Diözesen veröffentlicht und ein Fachgremium „Sexuelle Übergriffe in der Pastoral“ eingesetzt. Dem Gremium gehören kirchliche wie nicht-kirchliche Personen an, darunter Juristen, Psychologen und Priester. Für die Bischofskonferenz hat Abt Martin Werlen im Fachgremium Einsitz. (kipa)

UNO: Jährlich über 220 Millionen Missbrauchsopfer
150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Knaben werden einer UNO-Studie zufolge jedes Jahr Opfer sexueller Gewalt. Weitere 400 Millionen Minderjährige seien häuslicher Gewalt ausgesetzt. Die Zahlen wurden im Rahmen der 13. Vollversammlung des UNO-Menschenrechtsrates in Genf vorgestellt. Besonders verwundbar seien Kinder in Kriegsgebieten, betonte die UNO-Sonderbeauftragte Radhika Coomaraswamy. Sie verwies auf Vergewaltigungen und gewaltsame Rekrutierungen von Kindersoldaten. Bei der gleichen Vollversammlung hatte bereits am Mittwoch der Beobachter des Heiligen Stuhls, Erzbischof Silvano Tomasi, sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche verurteilt. Es gebe keine Entschuldigung für ein solches Betragen, sagte Tomasi. „Der Schutz vor sexuellen Übergriffen bleibt ganz oben auf der Prioritätenliste aller kirchlichen Einrichtungen“, versicherte der Kirchendiplomat. Die katholische Kirche werde ihre Anstrengungen fortsetzen, das Problem „definitiv zu lösen“, so Tomasi vor dem Uno-Menschenrechtsrat. (rv/kipa)

Kelek: „Missbrauch auch in islamischen Einrichtungen“
Die islamkritische Soziologin Necla Kelek rechnet mit zahlreichen Fällen sexuellen Missbrauchs im Umfeld islamischer Einrichtungen. In einem am Freitag veröffentlichten Interview des Online-Magazins „The European“ verwies sie auf „konspirative Koran-Internate“. Wenn öffentlich würde, was Ärzte aus diesem Umfeld zu berichten wüssten, gäbe es einen Aufschrei. „Da tun sich Abgründe auf“, sagte Kelek. – Die Soziologin gehört der Deutschen Islam-Konferenz an. Kelek forderte eine „Revolution“ von Muslimen gegen sexuellen Missbrauch in solchen Einrichtungen. Dann könnten sich auch muslimische Opfer von sexuellem Missbrauch an die Öffentlichkeit trauen. „Anstatt sich zu schämen, sollten auch die muslimischen Opfer darüber sprechen. Da wird noch einiges rauskommen“, meinte sie. Bis sich in den Moscheen Kinder und Jugendliche dazu bekennen könnten, Opfer sexuellen Missbrauchs geworden zu sein, seien noch eine Menge Vorarbeit und kritische Auseinandersetzung notwendig. (kipa)


WEITERE THEMEN DES TAGES:

Papst: „Moralische Führung fördert Frieden“
Friede und Gerechtigkeit können nur dort gedeihen, wo die Behörden moralisch richtig handeln. Das sagte der Papst an diesem Samstag den Bischöfen aus dem Sudan. Die Oberhirten aus dem afrikanischen Land waren im Vatikan anlässlich ihres Ad Limina Besuchs. Den Besuchern aus dem Sudan sagte der Papst:

„Der Friede kann nur dann tiefe Wurzeln schlagen, wenn alle negativen Faktoren wie Korruption, ethnische Konflikte und Gleichgültigkeit beseitigt werden. Initiativen, die in dieser Richtung gehen, können sicherlich sehr fruchtbar sein, wie beispielsweise Integration und der Sinn für Brüderlichkeit gegenüber Minderheiten sowie die Förderung von Gerechtigkeit, Verantwortung und Barmherzigkeit. Dazu braucht es Verhandlungen und Abkommen, die den Friedensprozess stärken.“

Weiter lobte Benedikt XVI. den Einsatz der Bischöfe des Sudans, die sich nicht nur um die katholische Bevölkerung kümmerten.

„Es gibt auch Werte, die wir Christen mit Muslimen teilen. Diese sind das Fundament eines Dialogs für das Leben. Das ist ein wesentlicher Schritt für genuinen Respekt und Verständigung zwischen den Religionsgemeinschaften.“ (rv)
Hier zum Nachhören


DAS SONNTAGSEVANGELIUM:

Man hat es Jesus übel genommen, dass er zu den Sündern gut war. Jesus hat darauf mit drei Gleichnissen geantwortet: das verlorene Schaf, die verlorene Drachme, der verlorene Sohn. Der ältere Bruder des verlorenen Sohnes vertritt die Gerechtigkeit, wie er sie versteht, aber Gottes Gerechtigkeit ist von anderer Art. Gott freut sich, wenn er einem Sünder vergeben kann, mehr noch als er sich über die Werke seiner ersten Schöpfung freut. Gott ist Freude. (rv/schott)
Lesen Sie hier das Sonntagsevangelium


DIE FASTENEXERZITIEN:

Die Fastenexerzitien mit Frater Marc-Stephan Giese SJ haben am Samstag, 20. Februar begonnen. Hören Sie hier Folge 7 von Samstag, dem 13. März 2010.
Hier geht’s zu Folge 7


DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Papst Benedikt XVI. wird in diesem Jahr seine gesamten Sommerferien in Castelgandolfo am Stadtrand von Rom verbringen. Der Papst verzichte diesmal auf den mehrwöchigen Aufenthalt in den norditalienischen Alpen, heißt es in einer Vatikan-Mitteilung vom Freitagnachmittag. In den vergangenen Jahren hatte Benedikt XVI. wie auch sein Vorgänger Johannes Paul II. jeweils zwei bis drei Wochen in kirchlichen Gästehäusern im Aosta-Tal, in Südtirol oder in den Dolomiten verbracht. Der Papst bedankte sich bei den Bischöfen, die ihn auch für dieses Jahr eingeladen hatten. Traditionell verlassen die Päpste den Vatikan während der heißesten Wochen des Jahres – ab Anfang Juli bis Mitte September. Während dieser Zeit ist die Zahl der offiziellen Termine und Audienzen stark reduziert. Benedikt XVI. nutzt diese Phase zur Erholung, aber auch zur Vorbereitung von Auslandsreisen und zur Arbeit an privaten Büchern. (rv/kipa)
Die kroatische Premierministerin Jadranka Kosor hat an diesem Samstag den Papst im Vatikan besucht. Das gab der Pressesaal im Anschluss des Treffens bekannt. Benedikt XVI. und Kosor hätten über einige aktuelle internationale Themen gesprochen, so die vatikanische Medienmitteilung. Insbesondere sprachen sie über die Lage der kroatischen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina. Auch kam der Beitritt Kroatiens in die Europäische Union zur Sprache. (rv)

Vatikan/UNO
Die internationale Staatengemeinschaft muss mehr für religiöse Minderheiten unternehmen. Das fordert der Vatikan-Vertreter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi. Rund 70 Prozent der Weltbevölkerung lebten in Ländern mit eingeschränkter Religionsfreiheit, sagte Tomasi am Freitag vor dem Uno-Menschenrechtsrat in Genf. Die Mehrzahl von ihnen gehöre religiösen Minderheiten an. Um Verfolgung und Diskriminierung künftig zu verhindern, seien unter anderem eine unabhängige Rechtsprechung sowie ein Bildungssystem notwendig, das auf den Prinzipien gegenseitigen Respekts und friedvollen Zusammenlebens gründe. Gewalt gegen religiöse Minderheiten müsse zudem staatlicherseits angemessen bestraft werden, forderte Tomasi. (rv)

Vatikan/Brasilien
Papst Benedikt XVI. hat den Präfekten der Kleruskongregation, Kardinal Claudio Hummes, als päpstlichen Sondergesandten für den 16. Eucharistiekongress ernannt. Der Kongress findet in Brasilia vom 13. bis 16. Mai 2010 statt. Das teilte das Presseamt des Heiligen Stuhls an diesem Samstag mit. (rv)

Europa

Deutschland
Die muslimischen Verbände haben ihre Entscheidung über einen Austritt aus der Deutschen Islamkonferenz verschoben. Wie der Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime (KRM), Bekir Alboga, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur in Köln mitteilte, sehen die großen muslimischen Dachverbände wegen der Bedeutung der Entscheidung noch Diskussionsbedarf. „Alle Optionen sind offen“, ließ Alboga mitteilen. Die Entscheidung werde voraussichtlich am kommenden Freitag fallen. – Der KRM hatte seine weitere Teilnahme infrage gestellt, nachdem der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) den „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ aus der weiteren Zusammenarbeit ausgeschlossen hatte. Begründet wurde dies mit den staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs, die den Islamrat dominiert. Es laufen Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung, Bildung einer kriminellen Vereinigung und Geldwäsche. (kipa/kna)
Hanna-Renate Laurien, frühere Berliner Schulsenatorin und Präsidentin des Abgeordnetenhauses, ist tot. Sie starb am Freitag im Alter von 81 Jahren, wie das Erzbistum Berlin mitteilte. Der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Helmut Kohl (CDU) holte die in Danzig geborene Schuldirektorin 1970 als Staatssekretärin nach Mainz. Unter Kohls Nachfolger Bernhard Vogel wurde die CDU-Politikerin schließlich Kultusministerin, bevor sie 1981 nach Berlin ging. Dort erwarb sie sich Respekt und Anerkennung in allen politischen Lagern. (kna)

Schweiz
Der Protestantismus schafft selten Schlagzeilen, wenn aber über ihn berichtet wird, dann häufiger positiv als über andere Konfessionen und Religionen. Dies zeigt eine neue Studie, welche die Berichterstattung von Schweizer Medien im Jahr 2008 analysiert hat. Zunächst stellt die Untersuchung von Carmen Koch jedoch fest, dass am meisten über den Katholizismus und den Islam berichtet wird, schreibt die „Reformierte Presse“ in ihrer aktuellen Ausgabe (Freitag). Eine zweite Studie kommt zudem zum Schluss, dass Religion aus sich selbst heraus kaum über genügend Nachrichtenwert verfügt. Analysiert wurden Tageszeitungen, Radio- und Fernsehsendungen aus den Regionen Zürich und Lausanne. Während Berichte über die katholische Konfession und den Islam dominieren, beträgt der Anteil der Berichterstattung zum Protestantismus lediglich 13 Prozent. (kipa)

Italien
Bischof Domenico Mogavero, Vorsitzender des Rats für Rechtsfragen in der Italienischen Bischofskonferenz, kritisiert ein neues Gerichtsurteil zur Ausweisung von Immigranten. Nach einer Entscheidung des italienischen Kassationsgerichts können illegale Einwanderer auch dann ausgewiesen werden, wenn ihre Kinder in Italien zur Schule gehen. Das Urteil sei von einer Haltung der Intoleranz inspiriert, sagte der Bischof der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Freitag). Nicht die Menschen mit ihren dramatischen Schicksalen ständen dabei im Mittelpunkt, sondern Polizeiprobleme. Die erste Kammer des Kassationsgerichtshofs in Rom hatte am Donnerstag die Klage eines albanischen Einwanderers zurückgewiesen, der sich gegen die Ausweisung seiner Familie wehren wollte. Der Mann machte geltend, er habe zwei Kinder, die ins italienische Schulsystem integriert seien. (kipa)
„Wir dürfen unsere christliche Lehre über Gott und den Menschen in der Öffentlichkeit nicht verwässern“: Dazu rät der italienische Kardinal Camillo Ruini. In Subiaco erhielt der einflussreiche Kirchenmann, den einige Zeitungen gern „Don Camillo“ nennen, einen nach dem heiligen Benedikt benannten Preis. Dabei meinte Ruini: „Wer das Christentum einfach an die kulturellen Moden von heute anpasst, der macht es unerheblich.“ In Wirklichkeit gehe es darum, „Zeugnis vom wahren Gott und damit vom wahren Menschsein abzulegen“. Ruini war lange Generalvikar des Papstes für das Bistum Rom und Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz; jetzt ist er zuständig für das Gespräch der Kirche mit der Gesellschaft. (agi)

Asien

Kasachstan
Die höchsten Repräsentanten der Religionsgemeinschaften des Landes haben sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen jede politische Instrumentalisierung von Religion ausgesprochen. Zugleich fordern sie die politischen und religiösen Verantwortlichen in aller Welt auf, sich gemeinsam für den Frieden stark zu machen. Eindringlich rufen die Religionsführer zum interreligiösen Dialog auf. Die Erklärung wurde anlässlich des aktuellen OSZE-Vorsitzes von Kasachstan veröffentlicht. Unterzeichnet ist das Schreiben vom katholischer Erzbischof Tomasz Peta, dem obersten Kasachischen Mufti Scheich Khazret Absattar Hajji Derbes-Ali, dem russisch-orthodoxen Metropoliten Methodius, Rabbi Yeshaya Cohen und dem evangelisch-lutherischen Bischof Yuri Novgorodov. Die Welt brauche heute mehr denn je eine starke spirituelle und ethische Perspektive, „denn nur Spiritualität und Toleranz bringen den Menschen Freiheit und Sicherheit und sind somit Schlüssel zu einem Lebenssinn jetzt und in Zukunft“. – Kasachstan hat seit 1. Januar 2010 den Vorsitz in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) inne. (kipa)


Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung Treffpunkt Weltkirche” täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören.

Buchbesprechung:

Titel: Noli Me Tangere
Autor: Jean-Luc Nancy
Verlag: Diaphanes Verlag
Preis: € 12,90
Besprochen von: P. Bernd Hagenkord SJ

Der große Theologe Karl Rahner hat einmal bemerkt, dass die Frage nach der Bedeutung des Auferstandenen Herrn für das Leben des Christen eine Zumutung für die Theologie sei. Er ist uns als gegenwärtig versprochen, „ich bin bei euch bis ans Ende der Zeit“ heißt es bei Matthäus. Aber wie verstehen wir das? Ist das geistlich oder metaphysisch zu verstehen? Oder hat das mit unserem Leben heute hier zu tun, mit unserer Erfahrungswelt?
Vielleicht ist die Spannung zwischen dem auferstandenen und unserem Leben nicht zu lösen, vielleicht nicht zu verstehen. Aber es ist wichtig, sich dieser Spannung immer wieder zu stellen, denn es geht im Christentum ja darum, sich diesem Auferstandenen, der bei uns zu sein versprochen hat, zu nähern.
Jean-Luc Nancy unternimmt einen solchen Versuch. Er ist vielleicht das, was man einen postmodernen Philosophen nennen muss. In jedem Fall ist er kein Fachtheologe. Aber das ist in vorliegendem Buch vielleicht seine größte Stärke. Er versteht es sehr gut, die eine Szene zu deuten, die diese Spannung im Christentum geradezu verkörpert. Maria von Magdala begegnet dem Auferstandenen und glaubt, es sei der Gärtner. Er nennt sie beim Namen und sagt ihr, sie solle ihn nicht festhalten, sondern Zeugnis ablegen für die Auferstehung. Noli me tangere, „halte mich nicht fest“, so ist diese Szene in die Literaturgeschichte und die Kunst eingegangen, und so heißt auch das Buch Nancys.
Es ist nicht immer einfach zu lesen. Aber es denkt Geschichte nach, sieht die Bewegungen von Annäherung und Ablehnung, von Berührung und Abweisung und formuliert an diesen Bewegungen eine Lesart des Auferstandenen. Jesus sagt von sich, er sei die Wahrheit und wer ihn sehe, sehe den Vater. Das bedeutet für uns aber nicht das Ergreifen der Wahrheit. Wir können sie nicht festhalten. Wir dürfen sie nicht festhalten. Jesus ist für uns nicht verfügbar wie all die anderen Dinge unseres Denkens und unserer Erfahrung. Auferstehung, dass ist keine Wiederbelebung, keine Rückkehr ins Leben, sondern es ist Fortgehen in das, was Jesus die Herrlichkeit des Vaters nennt.
Stück für Stück nähert sich Nancy dem Thema, meistens über bildliche Darstellungen, über Rembrand, Dürer und Giotto, selten über den Bibeltext selbst. Und der Leser, der ihm folgt, muss sich selber die Frage beantworten, wie es denn mit seinem eigenen Wunsch nach festhalten und Aushalten der Distanz bestellt ist. Und am Schluss muss er sich der gleichen Aufforderung stellen, die Maria in den Worten Jesu gestellt bekommt: „Liebe den, der Fortgeht. Liebe, dass er fortgeht.“

Zum Mitschreiben: Jean-Luc Nancy: Noli Me Tangere. Das Buch ist im Diaphanes Verlag erschienen und kostet 12,90 €.

 






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