Meldungen vom 4.10.2010
- Sizilien: Papst gegen die Mafia -
- Brasilien: Die Kirche und die Wahlen -
- „Geist von Assisi“ in Barcelona -
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Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Joelle Verreet
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.
THEMEN DES TAGES:
Papst ruft zum Kampf gegen die Mafia auf
Benedikt XVI. hat die Christen in Sizilien am Sonntag zum Kampf gegen die Mafia aufgerufen. Bei einem Treffen mit Priestern im Zentrum von Palermo und bei einem Jugendtreffen meinte der Papst, die Christen sollten sich vom organisierten Verbrechen nicht einschüchtern lassen. „Reißt die Türen eurer Kirchen auf“, rät er stattdessen den Priestern mit einem Zitat seines Vorgängers Johannes Paul II., „lasst eure Kirchen wirklich Häuser Gottes sein.“ Für den Einsatz gegen Kriminalität schickt er die Kirche in die Offensive. Bei einem Treffen mit Priestern im Zentrum von Palermo und bei einem Jugendtreffen meinte der Papst, die Christen sollten sich vom organisierten Verbrechen nicht einschüchtern lassen. Am Ort eines Mafia-Attentats auf einen Richter legte er Blumen nieder. (rv)
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Brasilien: Dilma sorgt für Dämpfer
Bei der brasilianischen Präsidentschaftswahl hat die gemäßigte Linkspolitikerin Dilma Rousseff überraschend einen Dämpfer erlitten. Das überrascht, da ihr alle Prognosen einen direkten Sieg in der ersten Runde einräumten. Ob die Diskussion in der letzten Woche noch eine Rolle gespielt hat, ist aber unklar. Es ging um christliche Werte bei den Kandidaten. Dilma bekannte am Freitag bei der Taufe ihres Enkels, sie sei Katholikin und stehe zu den Werten der Kirche. Marina Silva – die Kandidatin der Grünen – erklärte ihre Toleranz gegenüber anderen Lebensformen. Nur der bekannt praktizierende Katholik Serra blieb blass in dieser Schlussdebatte, so Experten. Die katholische Kirche spielt eine wichtige Rolle bei den politischen Auseinandersetzungen. Davon ist auch Norbert Bolte überzeugt. Er ist Länderreferent für Brasilien beim katholischen Hilfswerk Adveniat überzeugt. (reuters/rv)
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Spanien: „Dialog statt Zusammenprall“
Der „Geist von Assisi“ weht derzeit in Spanien. In Barcelona hat an diesem Montag das internationale Friedenstreffen der Religionen begonnen, das die Gemeinschaft Sant’Egidio alljährlich ausrichtet. Welchen Beitrag können Religionen leisten, um den Menschen Antwort auf ihre Fragen zu geben? Darum geht es bei diesem Treffen, wie uns Marco Impagliazzo von Sant’Egidio sagte: „Wir haben ein Jahrzehnt hinter uns, das geprägt war von Krisen zwischen den Religionen und Kulturen, ein Jahrzehnt, in dem man vom „Zusammenprall der Zivilisationen“ gesprochen hat.“ Vertreter aller Religionen und Laien aus aller Welt führen Gespräche und tauschen Ideen aus, wie das Zusammenleben besser funktioniert. Aus Deutschland ist auch der Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff in Barcelona und hat seinen persönlichen Input schon vorgetragen. (pm)
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DIE NACHRICHTEN:
Vatikan
Die Kirche ist Expertin in Menschlichkeit, und das soll sich auch in der katholischen Medienarbeit bemerkbar machen. Daran hat der Präsident des päpstlichen Rates für die Sozialen Kommunikationsmittel, Erzbischof Claudio Maria Celli, bei der Eröffnung eines internationalen katholischen Medienkongresses in Rom erinnert. Mehr als 200 Journalisten, Medienfachleute und Kirchenvertreter aus rund 85 Ländern kommen auf der Veranstaltung zusammen. Sie wurde vom päpstlichen Medienrat organisiert; Themen sind unter anderem das Verhältnis von Meinungsfreiheit und Wahrheitsanspruch der Kirche sowie die Rolle der katholischen Presse in öffentlichen Debatten. Die Rolle der Kirche als Expertin der Menschlichkeit sei vor allem in letzter Zeit angezweifelt worden, führte Celli aus. Der „Schock“ der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche müsse jedoch Mission und Auftrag der Kirche, nämlich den Dienst am Nächsten, noch stärken, fügte der Erzbischof an. Die internationale Tagung geht noch bis Donnerstag. Zum Abschluss empfängt Papst Benedikt XVI. die Teilnehmer in Audienz. (rv/kipa)
Europa
Europarat
Die Deutsche Evangelische Allianz protestiert gegen einen Gesetzentwurf im Europarat, der Christen zwingen würde, bei Euthanasie oder Abtreibungen mitzuwirken. Wenn aus der Vorlage geltendes Recht wird, dann würde dies „die manifestierten Rechte und Freiheiten jedes Bürgers in Europa ignorieren und missachten“, so der erste Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz in einem Brief an Europaratvertreter vom letzten Sonntag. Gleichzeitig bittet er die Politiker, den Gesetzentwurf zum Scheitern zu bringen. Die Abstimmung darüber findet am kommenden Donnerstag im Europarat statt. (idea)
Deutschland
Der CDU-Politiker Roland Koch hat seine Partei dazu aufgefordert, sich stärker auf ihre christlichen Wurzeln zu besinnen. „Wer das 'C' aus dem Namen streicht, tut der christlichen Sache in unserem Land jedenfalls keinen Gefallen“, schreibt der im September aus dem Amt geschiedene hessische Ministerpräsident in seinem neuen Buch. Es trägt den Titel „Konservativ. Ohne Werte und Prinzipien ist kein Staat zu machen“ und wurde am Montag von der Bundeskanzlerin und Parteivorsitzenden Angela Merkel in Berlin vorgestellt. Koch warnt in seinem Buch vor einer Vernachlässigung der christlichen und religiösen Dimension in der Politik. Die Religion befinde sich auch deshalb auf dem Rückzug aus dem kollektiven Bewusstsein unserer Gesellschaft, weil wir sie tabuisieren, schreibt der Politiker. (kna)
Mit seinen Aussagen zum Islam stößt Bundespräsident Christian Wulff auf geteiltes Echo. „Muslime sollen bei uns zu Hause sein“, zitiert die Bild-Zeitung den Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Deutschland sei aber immer noch stark von der christlichen Kultur und Tradition geprägt „und ich kämpfe dafür, dass wir diese nicht preisgeben. Die Muslime müssen die gewachsene Mehrheitskultur in unserem Land respektieren.“ Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hingegen bewertete die Ansprache des Bundespräsidenten Christian Wulff zur deutschen Einheit positiv. Wulff hatte in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Bremen zu mehr Toleranz gegenüber Einwanderern aufgerufen. (kna)
Der 14. „Tag der offenen Moschee“ an diesem Sonntag in Deutschland ist nach Angaben der Kölner Organisatoren auf reges Interesse gestoßen. Über 100.000 Besucher hätten die Gelegenheit wahrgenommen, sich über das islamische Gemeindeleben zu informieren. Im Vordergrund standen Fragen nach dem Alltagsleben der Muslime, so ein Sprecher des Verbandes der Islamischen Kulturzentren. Ein weiteres Thema war die laufende Debatte über die Integration muslimischer Migranten. Nach unterschiedlichen Statistiken gibt es in Deutschland bis zu 4,3 Millionen Muslime; sie stellen einen Bevölkerungsanteil von 5,2 Prozent. (kipa)
Kroatien
Auch nach der Überwindung des Kommunismus braucht Europa weiter Bekenner-Christen, die mutig gegen gefährliche und die Freiheit gefährdende Tendenzen aufstehen. Das hat der Vorsitzende des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, bei einem Festgottesdienst zum Abschluss der CCEE-Vollversammlung am Sonntag im Zagreber Dom betont. Die westliche Welt sei gekennzeichnet von einem Schwinden des Gefühls für Wahrheit und objektive Werte, von einem Anstieg an Resignation, Verzweiflung und fehlendem Glauben an die Zukunft, so Erdö weiter. Indizien dafür sieht der Kardinal zum Beispiel im Zerfall der Familie und dramatisch sinkenden Geburtenraten. An dem Gottesdienst nahmen zahlreiche europäische Kardinäle und Episkopatsvorsitzende teil. Die Messe stand im Zeichen des 50. Todestags des selig gesprochenen Märtyrerkardinals Alojzije Stepinac (1898-1960). (kipa)
Serbien
Das Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Irinej, ist am Sonntag mit einem Festgottesdienst in sein Amt eingeführt worden. Zu der Feier im kosovarischen Patriarchatskloster Pec waren neben dem serbischen Staatspräsidenten Boris Tadic auch Vertreter aus Christentum, Judentum und Islam angereist. Die vatikanische Delegation wurde angeführt von Erzbischof Kurt Koch, dem Präsidenten des päpstlichen Ökumene-Rates. In seiner Antrittsrede hob Irinej die Bedeutung des Kosovo für Serbien und die serbische Kirche hervor. Er appellierte an die Politiker der Welt, den Kosovaren ihr Recht auf Heimat und Besitz mit keiner Entscheidung zu entziehen. Bereits im Januar war Irinej zum neuen Patriarchen der serbisch-orthodoxen Kirche bestimmt worden. (kipa)
Afrika
Nigeria
Der Erzbischof von Abuja hofft auf ernsthafte und vollständige Aufklärung der letzten Anschläge. Die Bevölkerung verhalte sich nach den Anschlägen ruhig, so Bischof John Olorunfemi Onaiyekan. Er hoffe aber, dass dieses „schmerzhafte Ereignis“ nicht den nationalen Frieden gefährde, so der Erzbischof der nigerianischen Hauptstadt im Interview mit der Nachrichtenagentur fides. Bei der Explosion von zwei Autobomben in Abuja am letzten Freitag waren zwölf Personen getötet und Dutzende verletzt worden. Die Anschläge ereigneten sich in unmittelbarer Nähe zu den Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Unabhängigkeitsjubiläums der ehemals britischen Kolonie. (fides)
Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, Adnkronos, Upi, Cns, Ucanews, Misna, Kirche in Not, Osservatore Romano, – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören