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Meldungen vom 7.11.2009

- Erzbischof Zollitsch: Wiedervereinigung war ein Wunder -
- Nahost: Religion ist Teil des Problems -
- Bund katholischer Unternehmer gegen Entwicklungshilfe für China -


Verantwortlich: P. Bernd Hagenkord SJ / Stefan von Kempis
Redaktion: Stefan von Kempis
Redaktionsschluss 16.00 Uhr
Die folgenden Texte basieren auf unserer
Nachrichtensendung „Treffpunkt Weltkirche“ täglich um 16 Uhr.

THEMEN DES TAGES:

20 Jahre Mauerfall: „Kirchen wurden zu Hoffnungsträgern“
Die Wiedervereinigung Deutschlands ist in den Augen des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, ein großes, unverhofftes Geschenk. Man könne durchaus auch von einem Wunder sprechen, aber eines dürfe niemand vergessen: „Gorbatschow selbst schrieb ja in seinen Memoiren, ohne Johannes Paul II. hätte es diese Entwicklung nicht gegeben.“

Die Kirchen waren in der ehemaligen DDR ein Hort für die Gebetsgruppen – Zollitsch betont hier die Rolle der evangelischen Kirche – und boten Schutz. Nach der Wende engagierten sich zunächst vor allem Katholiken in der Gesellschaft, die aufgrund der Diaspora-Situation noch stärker auf Distanz zu den politischen Strukturen der DDR gehen konnten. „Es war sicher in dem Sinn keine christliche Revolution“, merkt der Freiburger Erzbischof an. „Aber die Kirchen wurden zu den Hoffnungsträgern und sie haben diese Aufgabe damals in einer guten Weise erfüllt. Dafür sollten wir als vereinigtes Deutschland auch gemeinsam dankbar sein.“

Der Beitrag der Kirchen und die Bedingungen in der DDR seien schnell vergessen worden, so Zollitsch. Daraus erwachsen neue Aufgaben, gerade 20 Jahre nach dem Mauerfall:

„Gerade im Blick auf den Fall der Mauer staune ich, wie vergesslich Menschen sind, dass viele in den neuen Bundesländern gar nicht mehr wahr haben wollen, oder gar nicht mehr wissen, in welcher Diktatur sie lebten. Das ist schnell vergessen worden. Es ist auch weitgehend vergessen worden, dass die Kirchen – weil sie die einzigen Freiräume in diesem System hatten – entscheidend zum Aufbruch und zum Mauerfall beigetragen haben. Wir werden dieses Jahr die Gelegenheit haben, bewusst daran und an die tragenden Kräfte dahinter zu erinnern: nämlich der Gedanke der Freiheit, der Gedanke auch der Religionsfreiheit, und der Gedanke der Menschenwürde eines jeden Einzelnen. Diese Werte neu in unsere Gesellschaft einzubringen, ist sicher eine der Aufgaben dieses Gedenkjahres.“ (rv)
Zum Nachhören

Heiliges Land: „Religion ist Teil des Problems“
Im Nahostkonflikt sind die Religionen durchaus „Teil des Problems“ – und zwar, weil sie von allen Seiten instrumentalisiert werden. Das glaubt der aus Belgien stammende und in Jerusalem lebende Leiter der dortigen Kommission „Justitia et Pax", Pater Frans Bouwen. Die hohen Erwartungen, die mit dem Besuch Papst Benedikts im Heiligen Land im Mai dieses Jahres verbunden waren, seien zumindest im Blick auf die politische Wirkung enttäuscht worden, so der jetzt bei einem Kongress in Wien, der von der Stiftung „Pro Oriente“ ausgerichtet wurde. Zwar habe der Papst mit seinen Ansprachen und seinen symbolischen Gesten wie dem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem oder eines palästinensischen Flüchtlingslagers bleibende Eindrücke bei den Menschen hinterlassen. Verbesserungen und Erleichterungen im alltäglichen Leben der Christen habe es seither aber keine gegeben, so Bouwen. Offen sei etwa weiterhin das Visa-Problem für den externen Klerus. Auch das offizielle Verhältnis zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel habe sich nicht weiter verbessert. „Die Botschaft des Papstes an uns Christen ist deutlich: Wir sollen an den Heiligen Stätten des Glaubens Präsenz zeigen und Zeugnis unseres Glaubens geben. Aber im alltäglichen Leben steht diese Botschaft gegenüber den aktuellen Probleme eher zurück“, so Bouwen.

Zum weiter schwelenden Israel-Palästina-Konflikt sagte Bouwen, dieser sei „fundamental ein politischer Konflikt". Es sei gerade für die Kirchen immer wieder wichtig zu unterstreichen, dass Religion derzeit zwar „Teil des Problems“ ist, dies aber vor allem aufgrund der Tatsache, dass sie "benutzt und missbraucht wird - und zwar von allen Seiten“. Wo Religion als Kern des Konflikts gesehen werde, dort werde zugleich eine politische Lösung verunmöglicht: „Der Konflikt muss von der Religion getrennt werden; erst dann kann Religion zum Teil der Lösung werden“.

Laut Bouwen beläuft sich die Zahl der derzeit im Heiligen Land lebenden Christen auf rund 200.000. Etwa die Hälfte davon seien Katholiken bzw. mit Rom unierte Christen (Melkiten, Maroniten). Insgesamt sind derzeit 13 christliche Kirchen im Heiligen Land vertreten. Das Verhältnis unter den Bischöfen und Patriarchen, das noch bis vor wenigen Jahren eher gespannt gewesen war, habe sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, so Bouwen. Mittlerweile treffen sich die kirchlichen Spitzenvertreter monatlich und veröffentlichen zu Weihnachten und Ostern gemeinsame Botschaften.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hatte die Tagung mit dem Appell eröffnet, den Reichtum des altsyrischen Christentums auch im Westen neu zu entdecken. Der Nahe Osten stelle die „ursprüngliche Heimat des biblischen Glaubens" dar, betonte Schönborn. Die große und bewegte Geschichte des syrischen Christentums drohe aber im Westen in Vergessenheit zu geraten. Kritik übte der Kardinal erneut an der österreichischen Bundesregierung, die weiterhin keine Bereitschaft zeige, christliche Flüchtlinge aus dem Irak aufzunehmen. Hier werde die katholische Kirche weiter Druck ausüben, da gerade die christlichen Flüchtlinge eine besondere Integrationswilligkeit und –fähigkeit mitbringen und sich leicht in die österreichische Gesellschaft einfügen würden, so Schönborn. (kap)
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Ägypten: Die Neuentstehung der Bibliothek von Alexandrien
Die Diplomatin Hagar Islambouly setzt sich für einen stärkeren kulturellen Dialog im Mittelmeerraum ein. Sie ist Leiterin der Außenpolitischen Abteilung der neuen, von der UNESCO begründeten „Biblioteca Alexandrina“. Bei einem Besuch in Rom meinte sie jetzt:

„Die antike Bibliothek verschwand vor 1.300 Jahren von der Erdoberfläche – uns ist es gelungen, sie zurückzubringen nach Alexandria, als Beispiel mediterraner Kultur und Identität. Das passt zum neuen Interesse an einem Dialog der Nachbarn im Mittelmeerraum; allerdings geht es in der 2008 gegründeten Mittelmeer-Union noch zu sehr um politische oder wirtschaftliche Fragen. Was fehlt, ist die kulturelle Seite.“

Islambouly kann keinen „Krieg der Zivilisationen“ erkennen, hat aber doch eine Frage an die europäische Seite des Mittelmeers.

„Wenn von der Konfrontation mit dem Islam die Rede ist, dann will ich doch daran erinnern, dass der Koran sich auf Juden und Christen bezieht: Das ist Teil unserer islamischen Geschichte und sogar unserer Geschichten. Auch wir glauben an Moses und an Jesus! Aber wir können keine Angriffe auf große Gestalten des Glaubens dulden, die in Europa als „freie Meinungsäußerung“ durchgehen. Sie sollten für Moslems wie auch für Christen und Juden nicht angreifbar sein! Wie sollen wir denn unserem Volk erklären, dass im Westen Karikaturen unseres Propheten zirkulieren? Das können die Leute nicht verstehen! Wenn ihr in Europa von freier Meinungsäußerung sprecht, dann würden unsere Leute fragen: Wenn Antisemitismus in Teilen Europas unter Strafe steht, warum ist es dann erlaubt, den Propheten anzugreifen und zu karikieren?“

Die im letzten Jahr gegründete Mittelmeerunion sollte aus Islamboulys Sicht noch weitere Länder, etwa die Golfstaaten, aufnehmen; wie bei der „Biblioteca Alexandrina“ sollten auch in der MU „alle EU- und dementsprechend auch alle Südländer“ mit im Boot sein. Frau Islambouly hofft, dass die „Biblioteca Alexandrina“ eine „Drehscheibe für einen starken kulturellen Dialog im Mittelmeerraum“ wird, und appellierte an Europa, im Nahostkonflikt eine stärkere Rolle zu übernehmen: „Ihr seid unsere Nachbarn, ihr kennt uns am besten!“

„Ich bin schon seit langer Zeit von Seiten des ägyptischen Außenministeriums im Friedensprozess engagiert und gehöre zum ausgesprochenen Friedenslager. Und ich sage: Wir brauchen eine starke europäische Position. Die USA können das nicht alleine stemmen; selbst Präsident Obama braucht eine starke europäische Haltung, die es ihm möglich macht, den Friedensprozess in Nahost voranzubringen.“

Die ägyptische Diplomatin äußerte sich auf einem Kongress der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema „Mare nostrum“. Sie fand in der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom statt. (rv)
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Am Sonntag: Papst in Brescia – wir übertragen live
Papst Benedikt unternimmt am Sonntag eine Reise nach Norditalien, in die Heimat seines Vorgängers Paul VI. (1963-78). In Brescia will der Papst eine Messe auf der „Piazza Paolo VI“ feiern. Wir übertragen live ab 10.20 Uhr mit deutschem Kommentar auf KW 7265 kHz, auf MW 1611 mHz sowie im Internet. Paul VI. hatte Joseph Ratzinger, jetzt Papst Benedikt, im März 1977 zum Erzbischof von München und Freising ernannt. Nach der Messe in Brescia besucht Benedikt im zehn Kilometer entfernten Concesio das Geburtshaus und die Taufkirche des Montini-Papstes. Die Rückkehr nach Rom ist für 20 Uhr vorgesehen.

Paul VI. wurde am 26. September 1897 als Giovanni Battista Montini in Concesio geboren. Als Papst war er maßgeblich für die Durchführung und Umsetzung des von seinem Vorgänger Johannes XXIII. eröffneten Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) zuständig. (rv)

Nordkorea: „Religionsfreiheit“ und Christenverfolgung
Nordkorea gilt heute als das Land mit der stärksten Christenverfolgung. Zwar herrscht in dem kommunistisch regierten Staat offiziell Religionsfreiheit; tatsächlich aber werden in der Diktatur Kim Jongs II bis zu 70.000 Christen in über 30 Arbeits- oder Straflagern gefangen gehalten. Das berichtet das überkonfessionelle deutsche Hilfswerk „Open Doors“, das im Kontakt mit vor Ort verfolgten Gläubigen ist. Die Bezeichnung „Christen“ meint für Nordkorea meist evangelisch getaufte Koreaner. Die Zahl der Katholiken beläuft sich nach Schätzungen auf etwa 3.000. Die Nordkoreanerin Lee Sung-Ae hat die Schrecken eines Gefangenenlagers vier Jahre lang ertragen müssen. Sie sagte am 2. November vor dem englischen Parlament als Zeugin aus. Lee Sung-Ae hat Radio Vatikan ihre Geschichte erzählt. (rv)
Hier zum Nachlesen


UNSER WOCHENKOMMENTAR:

Teufel: „Was bedeutet vertrauen?“
Der deutsche Politiker Erwin Teufel spricht im Monat November bei Radio Vatikan die Wochenkommentare. Er war von 1991 bis 2005 Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg und Vorsitzender der CDU des Landes. In seinem ersten Kommentar geht er der Frage nach, was man unter dem Stichwort „Vertrauen“ verstehen soll. (rv)
Hören Sie hier den Wochenkommentar von Erwin Teufel


DIE SONNTAGSBETRACHTUNG:

Das Sonntagsevangelium: Die arme Witwe und der Opferkasten
Den Schriftgelehrten seiner Zeit, den Theologen, hat Jesus Heuchelei, Ehrgeiz und Habgier vorgeworfen. Demgegenüber stellt er seinen Jüngern eine arme Witwe als Beispiel hin. Mit ihrem Opferpfennig hat sie mehr gegeben als die Reichen mit ihren lauten Spenden. Sie weiß nichts von ihrer Größe. Sie ist glücklich, dass ihre Gabe angenommen wurde. Und Jesus hat sie gesehen.
Hier lesen Sie das Sonntagsevangelium


DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Benedikt XVI. verdammt das Doping im Sport. Die Kirche sei für einen Sport, der zur „integralen Bildung der Persönlichkeit“ beiträgt, aber gegen „jede Tendenz, die seine Natur entstellt, vor allem gegen Praktiken, die sogar schädlich für den Organismus sind“, eben das Dopen. Das schreibt der Papst in einem Brief an einen kirchlichen Sportkongress in Rom. (rv)
Marco Impagliazzo ist von Papst Benedikt zum Konsultor des Päpstlichen Kulturrates ernannt worden. Der Professor für zeitgenössische Geschichte aus Perugia ist Präsident der katholischen römischen Basisgemeinschaft Sant’Egidio. Der Kulturrat hat die Aufgabe, den Dialog der Kirche mit der Welt der Kultur sowie den Menschen, die keiner Religion angehören, zu fördern. Dazu gehört die Koordinierung der kulturellen Aktivitäten des Heiligen Stuhls, der Ortskirchen und katholischer Organisationen. (rv)
Hier lesen Sie mehr über den Päpstlichen Kulturrat

Europa

Deutschland
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel bekommt katholische Unterstützung für seine Pläne, die Entwicklungshilfe für China zu streichen. Ein Land, das auf Devisenbeständen von 2.000 Milliarden US-Dollar sitze, brauche keine deutschen Steuergelder zur Armutsbekämpfung, sagte die Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Marie-Luise Dött, an diesem Freitag in Berlin. Erst vor einer Woche hatte Manfred Jüsten, Leiter des katholischen Büros bei der Bundesregierung, dieselben Pläne mit den Worten kritisiert, es gehe um Armutsbekämpfung und den Aufbau rechtsstaatlicher Standards und nicht um deutsche Interessenpolitik. Appelle seien glaubwürdiger, wenn Deutschland zu seinem Engagement stehe, so Jüsten zu den Plänen von Niebel. Der FDP-Minister absolvierte neun Tage nach seiner Ernennung an diesem Freitag beim BKU seinen ersten größeren öffentlichen Auftritt. Der BKU forderte Niebel auf, entwicklungspolitisch mehr auf die Zivilgesellschaft in den unterstützten Ländern und auf kirchliche Werke zu setzen. (kna)
Die Unions-Fraktion im Bundestag unterstützt den weltweiten Gebetstag für verfolgte Christen am 8. November. Das erklärte die Fraktionssprecherin für Menschenrechte, Erika Steinbach. Der Gebetstag erinnere daran, dass weltweit keine andere Religionsgemeinschaft stärker bekämpft werde als die der Christen. Diesen „bedrückenden Zustand“ bestätigten der Weltverfolgungsindex des Hilfswerks „Open Doors“ und die Berichte der katholischen Hilfsorganisation „Kirche in Not". Laut Steinbach, die auch Präsidentin des Bundes der Vertriebenen ist, hat sich die Union in der letzten Legislaturperiode für die humanitäre Aufnahmeaktion von 10.000 irakischen Christen in der EU eingesetzt. Für dieses Solidaritätszeichen hätten sich Menschenrechtspolitiker fast ein Jahr lang engagiert. Auch in Zukunft werde die Union verstärkt für Religionsfreiheit kämpfen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Lage der christlichen Minderheiten legen. Initiator des Gebetstags ist die „Weltweite Evangelische Allianz“. Die Dachorganisation von rund 420 Millionen Evangelikalen in 128 Ländern erwartet, dass sich etwa 60.000 Gemeinden weltweit beteiligen werden. (idea)
Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs will im Frühjahr 2010 über eine Öffnung ihrer Mitarbeitervertretungen für konfessionslose Mitarbeiter entscheiden. Das beschloss die Landessynode am Samstag in Plau am See. Damit wäre die Landeskirche die erste unter den Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) mit einer solchen Regelung. Bislang haben nur Mitglieder einer christlichen Kirche das passive Wahlrecht für die Mitarbeitervertretung. Die Mecklenburger Kirche ist eines von drei lutherischen Bistümern, die sich 2010 zur so genannten Nordkirche zusammenschließen werden. Im Zuge der angestrebten Rechtsangleichung zwischen den Kirchen im Norden Deutschlands würde diese Regelung also auch Pilotcharakter haben. (kna)
Der Fall der Berliner Mauer und der Umbruch vor zwanzig Jahren haben auch die Ökumene zwischen den Kirchen beeinflusst und vorangebracht. Das glaubt der lutherische Theologe Konrad Raiser aus Deutschland, der bis 2003 Generalsekretär des Weltkirchenrates war. In einem Beitrag für die Nachrichtenagentur Zenit betont Raiser: Die Dissidenten in der untergehenden DDR von 1989 „standen unter dem Schutz der Kirchen und waren von den ökumenischen Versammlungen inspiriert, die früher im selben Jahr in Magdeburg und Dresden als Teil des konziliaren Prozesses zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung stattgefunden hatten“. Der Fall des Kommunismus habe dann eine „gut vierzig Jahre“ währende Blockade innerhalb des Weltkirchenrates aufgelöst. (zenit)

Schweiz
Das von einem Volksbegehren geforderte Minarett-Verbot würde die Integration der Muslime in der Schweiz erschweren. Das meint Jörg Stolz, Direktor eines Instituts für die Beobachtung der religiösen Lage, das zur Universität Lausanne gehört. Die meisten Moscheen seien in der Schweiz von außen kaum als solche erkennbar, so der Religionssoziologe; mit einem Minarett würde sich das ändern. Stolz wörtlich: „Aus soziologischer Sicht wäre ein Minarett ein Zeichen dafür, dass Integration stattgefunden hat. Die Muslime würden sich damit christlichen Gemeinschaften annähern, die ihren Glauben auch öffentlich kundtun.“ In einem demokratischen Land müsse das Recht, religiöse Überzeugungen in der Öffentlichkeit zu zeigen, gewährleistet sein. Der Professor fährt fort: „Die Behauptung, Minarette seien kein religiöses Symbol, weil sie im Koran nicht vorkommen, ist absurd. Mit dem gleichen Argument ließe sich behaupten, der Papst sei keine religiöse Persönlichkeit, die Bibel spricht doch auch nicht vom Papst.“ Am 29. November nehmen die Schweizer Stimmbürger zur Anti-Minarett-Initiative Stellung. (kipa)

Griechenland
Die orthodoxe Kirche hat das Gesetz zu einer höheren Besteuerung der Kirche scharf kritisiert. Die sozialistische Regierung hatte beschlossen, zur Sanierung der Staatsfinanzen die kirchlichen Abgaben zu verdreifachen. Die Kirche sei bereit, ihren Beitrag zu leisten, doch gehe die „Ungleichheit gegenüber anderen Institutionen“ zu weit und sei „ungerecht“. (ansa)

Italien
Die Regierung legt – wie angekündigt – Berufung ein gegen das Anti-Kruzifix-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Das römische Kabinett forderte am Freitag, der Prozess müsse von einer größeren Kammer in Straßburg wieder aufgenommen werden. Dem Urteil entgegen sollen in den öffentlichen Schulen Italiens die Kreuze hängen bleiben, meinte Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Wörtlich sagte er: „Das Urteil ist nicht zwingend“. Es werde im Übrigen auch der Realität des zutiefst christlichen Italiens nicht gerecht. Der Menschenrechtsgerichtshof hatte am Dienstag einer italienischen Klägerin Recht gegeben, die im Kruzifix in öffentlichen Schulen eine Einschränkung des Erziehungsrechts der Eltern und der Religionsfreiheit sah. (corriere della sera)

Polen
Der so genannte „Pilgerweg des Vertrauens“ führt die ökumenische Brüdergemeinschaft von Taizé nun nach Posen. Das 32. Europäische Jugendtreffen findet vom 29. Dezember bis 2. Januar in Poznan/Posen und Umgebung statt. Zehntausende von Menschen zwischen 16 und 35 Jahren werden dazu erwartet. Vorgesehen sind Treffen in den Pfarrgemeinden, täglich drei gemeinsame Gebete, Bibeleinführungen und Thementreffen. Poznan liegt im westlichen Teil Polens; es ist das viertgrößte Industriezentrum des Landes und bekannt für seine internationalen Messen. Vor dem Europäischen Jugendtreffen in Posen ist eine Nachbildung der Kreuzikone von Taizé entlang der polnisch-deutschen Grenze unterwegs, um in vielen kleinen Schritten etwas von dieser Begegnung vorwegzunehmen. Die handgemalte Nachbildung ging in den 1980er Jahren nach dem ersten Besuch von Frère Roger, dem Gründer der Gemeinschaft, in der DDR von Ort zu Ort. Auch in Polen war, wie in vielen anderen Ländern damals, eine solche Ikone unterwegs. (zenit)

Afrika

Simbabwe
Ministerpräsident Morgan Tsvangirai hat seine Blockade der „Regierung der nationalen Einheit“ beendet. Nach drei Wochen des Aussetzens nimmt er seine Arbeit als Regierungschef wieder auf. Tsvangirai stellte dem Präsidenten Robert Mugabe allerdings ein Ultimatum: Mugabe habe nur noch einen Monat Zeit, um die Vereinbarungen zur Teilung der Macht in die Tat umzusetzen. Tsvangirais „Bewegung für Demokratischen Wandel“ hatte Mitte Oktober vor allem aus Protest gegen Einschüchterungen und Polizeiterror die Zusammenarbeit mit der Einheitsregierung ausgesetzt. (reuters)

Asien

Malaysia
Die anglikanische Kirche von Malaysia reagiert verhalten auf ein vatikanisches Angebot. Annäherung an die katholische Kirche sei das eine, die Integration in ihrem Inneren hingegen etwas völlig anderes – das meinte der anglikanische Bischof von Malaysia-West, Ng Moon Hing. Der Vatikan hatte am 20. Oktober eine eigene kirchliche Struktur für traditionelle Anglikaner angekündigt, die zur katholischen Kirche übertreten wollen. Die anglikanische Kirche in Malaysia sei sensibel gegenüber dieser Geste des Papstes, so der Bischof; doch sei eine Antwort jetzt noch nicht möglich, „dazu fehlen uns noch zu viele Details“. Hintergrund der römischen Offerte ist starkes Unbehagen bei traditionellen Anglikanern über liberale Initiativen in Teilen ihrer Kirche. (apic)

Indien
Die nationalistische Hindupartei BJP erhebt schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche und die Christen. Sie führten in den indischen Bundesstaaten Madhya Pradesh und Chhatisgarh „illegale Massenkonversionen“ durch, so der Präsident der Oppositionspartei. Shri Rajnath Singh, bei einer Rede in Bhopal. Die BJP hat in einigen Teilen des indischen Subkontinents einen großen Einfluss. Der Sprecher der katholischen Kirche in den beiden Bundesstaaten, Pater Anand Muttungal, berichtet, Singh habe von der Konversion von 30 Prozent der Stammesbevölkerung in Chhattisgarh und Jharkhand gesprochen. Der Politiker habe sich bei einem Treffen mit Religionsführern außerdem dafür ausgesprochen, mit allen Mitteln das Konversions-Phänomen zu stoppen. Dazu müsse eine Änderung der indischen Verfassung in Kauf genommen werden. Die Ortskirche sieht die neue Entwicklung mit Sorge; sie meint, dass eine Verfassungsänderung ein schlechtes Signal für die ganze Nation wäre. Vielmehr würde es im Interesse Indiens liegen, die wahren Umstände sicherzustellen, die mit den so genannten Zwangskonversionen verbunden sind. Mit den Anklagen sei eine Hasskampagne gegen die Christen verbunden, so Pater Muttungal. In Madhya Pradesh seien Kirchen, Gebetszentren, christlichen Einrichtungen sowie Einzelpersonen Ziel von brutalen Angriffen seitens integralistischer Gruppen. Die Regierung tue dabei nichts, um diesen Einhalt zu gebieten. (zenit)

Amerika

Kuba
Der Präsident des Päpstlichen Medienrates, Erzbischof Claudio Maria Celli, setzt seine Reise durch Kuba fort. In Havanna traf er jetzt mit Vertretern des Informationsministeriums und der Rundfunk- und Fernsehanstalten zusammen. Im Anschluss an das Gespräch äußerte sich Celli zufrieden. Er hoffe, dass der Kirche zukünftig mehr Zugang zu den Massenmedien gewährt werde. Danach eröffnete Celli eine Konferenz zum Thema „Kirche, Kommunikation und digitale Kultur“. (rv)

Paraguay
Die Bischöfe fordern die Regierung auf, die sozialen Probleme des Landes entschiedener anzupacken. „Das Volk erwartet schnelle Lösungen von Seiten der Regierung“, sagt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Pastor Cuquejo. Die Wahl des ehemaligen Bischofs Fernando Lugo zum Präsidenten im vergangenen Jahr habe große Hoffnungen geweckt. Jetzt sei es wichtig, zwischen den sozialen Schichten einen „anhaltenden Dialog“ anzukurbeln. (efe)


Die obigen Texte basieren auf unserer Nachrichtensendung Treffpunkt Weltkirche” täglich um 16 Uhr. Die Quellen unserer Nachrichtensendung sind u.a. die Agenturen Kna, Kathpress, Ansa, Efe, Afp, Kipa, Reuters, Ap, ADN-Kronos, Upi, Cns, Uca, Misna, Osservatore Romano – die Vatikanzeitung in deutscher Sprache, sowie vatikaninterne Quellen. Der Newsletter ist nur zur persönlichen Information bestimmt. Grundlage für Zitate oder Übernahmen aus unserem Programm kann nicht unser Internetauftritt oder der Newsletter, sondern nur unser Radio-Programm sein. Die jeweils aktuelle Nachrichten- oder Magazinsendung von Radio Vatikan können Sie u.a. auf unserer Internetseite hören


Buchbesprechung:

Titel: Frau, Männin, Menschin, zwischen Feminismus und Gender
Autorin: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
Verlag: Butzon und Bercker
Besprochen von P .Eberhard v. Gemmingen

Gibt es einen christlich verantworteten und reflektierten Feminismus? Ja ihn gibt es. Ein wunderbares Beispiel zeigt das Buch „Frau, Männin, Menschin“ von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. In sehr anspruchsvoller Weise behandelt sie das Verhältnis von Sex und Gender und zeigt die Sackgassen, in die zwei Hauptthesen führen. Die eine sagt: Männer und Frauen können sich schlechthin nie wirklich verstehen. Die andere sagt: Beide Geschlechter sind nur künstlich festgelegt und variabel. Ihre These vereinfacht ausgedrückt: Frau ist man nicht, sondern wird es. Frau oder Mann muss man bewusst werden wollen. Dazu stehen auch Anstöße in Bibel und Theologie. Das Buch schürft außerordentlich tief, ist anspruchsvoll. Wichtig scheint mir vor allem auch die Erklärung: Der Mensch hat keinen direkten Zugang zu dem, was man Natur nennt, auch nicht zur menschlichen Natur. Sein Zugang ist immer über Kultur und Sprache. Am Ende schreibt sie einen kleinen Ausblick auf die Frage nach der Priesterweihe für Frauen und auf die Keuschheit. Ein sehr lesenswertes Buch. Man muss sich heute in Genderfragen auskennen.

 






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