Augustus
von Primaporta
Die in der Villa seiner Gattin Livia bei Primaporta nördlich
von Rom gefundene Marmorstatue des Augustus (63 v. Chr. - 14 n.
Chr), des Begründers des Prinzipates, ist der Inbegriff einer
römischen Kaiserstatue. Als Motiv aus der klassischen griechischen
Statue des Doryphoros (Speerträgers) von Polyklet entwickelt,
ist die Statue in ein Werk der Zeit um 20 n. Chr. weiterentwickelt
worden: durch den Redegestus der erhobenen Rechten und die Gewandung
mit der römischen Tunica, den mit getriebenem Relief geschmückten
Schalenpanzer mit Lederlaschen, sowie den Feldherrenmantel. Das
uns erhaltene Werk ist als Zweitanfertigung nach dem Tod Kaiser
Augustus für die Villa seiner Witwe gefertigt worden.
Der Muskelpanzer trägt nicht nur auf den glatten Stellen, sondern
auch auf den Teilen, die der Rumpfmuskulatur nachgebildet sind,
reichen, getriebenes Relief nachbildenden figürlichen Schmuck.
Ein zum Symbol abgekürztes historisches Ereignis wird dargestellt:
die Rückgabe der von den Parthern bei Carrhae 53 v. Chr. erbeuteten
römischen Feldzeichen an Tiberius, den Gesandten des Augustus,
durch den Partherkönig Phrarates IV. Auf kaum einen Erfolg
seiner an Erfolgen reichen Regierungszeit hat Augustus sich mehr
zugute gehalten als auf den diplomatischen Sieg über die Parther,
denen er ohne Kampf die zuvor verlorenenen Feldzeichen entrungen
hat. Der Verlust dieser Feldzeichen war eine der schwersten Demütigungen
Romas gewesen, ihre Rückgewinnung wurde durch die Errichtung
eines Triumphbogens auf dem Forum gefeiert. Das Ereignis ist auf
dem Panzer in den Kreis einer kosmischen Ordnung gestellt. Der Sonnenwagen,
von Morgenröte und Taugöttin angekündigt, fährt
unter dem Himmelszelt empor; Provinzen in Ost und West neigen sich
vor der Macht des Princeps, seine Schutzgötter Apollo und Diana
auf ihren Reittieren, Greif und Hirschkuh, sind zugegen, und die
am Boden gelagerte Erdgöttin als Symbol für Italien bietet
in ihrem Füllhorn die Segnungen des von Augustus heraufgeführten
neuen Zeitalters dar. Die Sphingen auf den Achselklappen bilden
das Siegel des Augustus, das er, versehen mit seinem eigenen Bildnis,
erst benutzt, nachdem er die Alleinherrschaft errungen hat. (Zuvor
hatte Augustus mit dem Bildnis Alexanders des Großen gesiegelt.)
Die gebieterische Haltung dieser Statue mit ihren edlen Gesichtszügen
und im Schmuck ihres den Weltenherrscher bezeichnenden Panzers steht
einem vor Augen, wenn man beim Evangelisten Lukas (Lk 1, 2) liest,
wie er das Ereignis von Christi Geburt historisch anbindet: "Es
geschah in jenen Tagen, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging,
die ganze Welt zu schätzen."
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