Staatssekretariat
Das Vatikanische Staatsekretariart ist gewissermaßen die oberste Kurienbehörde. Wenn man es mit säkularen Strukturen vergleichen möchte, könnte man es als eine Mischung aus Staatskanzlei und Außenministerium bezeichnen. An seiner Spitze steht der Kardinalstaatsekretär Tarcisio Kardinal Bertone (ab 15.9.2006). Er wird vom Papst ernannt und nimmt die zweithöchste Position in der katholischen Hierarchie ein.
Die geschichtlichen Wurzeln des Staatssekretariates reichen in das 15. Jahrhundert zurück. Damals wurde die Secretaria Apostolica gegründet, die den Bischof von Rom bei der Ausübung seiner Arbeit unterstützte und unter anderem dafür zuständig war, die diplomatische Korrespondenz des Apostolischen Stuhls zu erledigen.
Heute ist das Staatsekretariat in zwei Sektionen unterteilt. Die "Sektion für Allgemeine Angelegenheiten" ("Erste Sektion") und die "Sektion für die Beziehungen mit den Staaten" ("Zweite Sektion"). Vereinfacht könnte man von Innen- und Außenministerium sprechen.
Gemäß Art. 41-44 der Apostolischen Konstitution "Pastor Bonus" besteht die Aufgabe der Ersten Sektion darin, dem Papst in den Fragen seines täglichen Dienstes behilflich zu sein, der sich sowohl auf die Sorge um die universale Kirche als auch auf die Beziehungen zu den Dikasterien der Römischen Kurie bezieht. Die Erste Sektion besorgt die Redaktion und Übersetzung der päpstlichen Dokumente. Sie bearbeitet die Unterlagen für die Ernennungen der Römischen Kurie. Sie bewahrt das Bleisiegel sowie den Fischerring auf. Sie regelt die Aufgaben und Tätigkeiten der Vertreter des Heiligen Stuhls (Nuntien), vor allem gegenüber den Ortskirchen. Sie erledigt alles, was die Botschaften beim Heiligen Stuhl betrifft. Die Erste Sektion bearbeitet auch alle Vorgänge, die nicht in den Bereich eines anderen Dikasteriums der Römischen Kurie fallen. Sie beaufsichtigt die offiziellen Mitteilungsorgane des Heiligen Stuhls (darunter der Vatikanische Pressesaal, die Vatikanische Tageszeitung "L'Osservatore Romano" und Radio Vatikan) und besorgt die Veröffentlichung des "Acta Apostolicae Sedis" (Vatikanisches Gesetzesblatt) und des "Annuario Pontificio" (Päpstliches Jahrbuch). Der Ersten Sektion ist das Büro für Statistik der Kirche angegliedert, das alle relevanten Daten sammelt und auswertet.
Die Erste Sektion des Staatssekretariats wird von einem Erzbischof geleitet, dem "Substituten" für die Allgemeinen Angelegenheiten. In dieser Sektion gibt es eine Reihe von Sprachabteilungen. In der deutschsprachigen Sektion arbeiten vier Mitarbeiter.
Die Zweite Sektion hat gemäß Art. 45-47 der Apostolischen Konstitution "Pastor Bonus" die Aufgabe, die Angelegenheiten zu erledigen, die mit den Regierungen verhandelt werden müssen. In der Kompetenz der Zweiten Sektion liegen: die diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls mit den Staaten, der Abschluss von Konkordaten und ähnlicher Abkommen; die Vertretung des Heiligen Stuhls bei internationalen Organisationen und Konferenzen; in besonderen Fällen und im Auftrag des Papstes nach Anhörung der zuständigen Dikasterien die Besetzung, Errichtung oder Veränderung von kirchlichen Verwaltungseinheiten; in enger Zusammenarbeit mit der Kongregation für die Bischöfe die Bischofsernennungen in den Ländern, die mit dem Heiligen Stuhl Konkordate oder Abkommen internationalen Rechts geschlossen haben. Gegenwärtig unterhält der Vatikan diplomatische Beziehungen zu mehr als 170 Staaten sowie zur Europäischen Union und dem souveränen Malteserorden. Zur russischen Föderation und der Palästinensischen Befreiungsbewegung (PLO) bestehen Beziehungen besonderer Natur. Außerdem unterhält der Vatikan Beziehungen zu über 40 internationalen Organisationen - darunter die Vereinten Nationen und viele ihrer Unterorganisationen.
Die Zweite Sektion des Staatssekretariats wird von einem Erzbischof geleitet, dem Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten. |
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